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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990826
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-26
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.08.1899
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yrerbers«« VkyH-s, <md >» — r«. att für Lever- Kr«»a von SrbenSmittrtn u. s. w. übernehmen. Die» beuten sie, der ÄMcmsfassung nach, z« Delderpreffungen au». Die Unter suchungen der ärztlichen Kommission habe» sich auch aus Ratten, Mäuse und Katzen erstreckt, und in zahlreichen Fällen ist fest- aestellt worden, daß herrenlose Katzen und in fast allen Fällen die untersuchten Ratte» und Mäuse mit dem Pestbazillus be haftet waren und diesen voraussichtlich weiter verbreiteten. Der Jsolirkordon wird 20 Kilometer weit um die Stadt herumgezogen, mit Eist- und Ausgangspunkten, di« jetzt mit SauitätSpersonen besitzt sind. Desinfektionsmittel find bereits um 300 v. H. im Preise gestiegen, was die ärmeren Volksmengen hindert, sich ihrer u, bedienen, obwohl gerade sie in den höchst ungesunden, schmutzigen Nadttheilen ihrer bedürften. Die Presse erhebt energisch gegen die krasse Unwissenheit und den vollständigen Mangel an Takt her Behörden Einspruch, die brutal und schematisch Vorgehen und zweifelsohne viele Fehler machen. Der »St. Petersburger Herold" giebt folgende» Bild von der russischen Justizpflege in der untersten Instanz: „Die Amtspersonen in den russischen Dörfern pflegen die Grenzen ihrer Kompetenz nicht immer gewissenhaft ünzuhalten; der Dorfälteste dehnt z. B. seine Amtsgewalt auch aus du Angelegenheiten aus, welche dem Urjadnik oder dem Keucht zuständig sind. Eine Erweiterung der Amtsgewalt in verschiedenen Fällen an sich nicht so schlimm, wenn nur ein Mann wie der Dorfälteste dabei auch Verständnis (von An sprüchen auf Kenntnisse müssen wir schon für gewöhnlich ohne Weiteres absehen) an den Tag legte. Der Dorfälteste handelt gerade so, wie es ihm einfällt oder den alten Dorftraditionen gemäß, wie man da- bei Eruirung von Diebstählen sieht. Ob gleich Diebstahlsrecherchen den Polizeiorganen obliegen, beruft ein Dorfältester trotzdem bei Benachrichtigung von einem Dieb stahl eine Menge Dorfbewohner, auch das ganze Dorf zusam men und beschließt nun mit dem Volke die zu unternehmenden Schritte. Ist es nicht bekannt, wer der Dieb ist, und erscheint auch niemand des Diebstahls verdächtig, so veranstaltet der Aelteste mit den Dörflern eine allgemeine Haussuchung von Ge- Pst zu Gehöft, bis das ganze Dorf durchstöbert ist. Dieses Verfahren kann selten zu einem Resultat führen, da ein Dieb, der die Art der Recherchen kennt, das gestohlene Gut schwerlich m einem Haufe und auffindbar versteckt. Ist ein des Ver brechens Verdächtiger vorhanden, so wird mit ihm kurzer Pro zeß gemacht. Die Horde der Bauern bcgiebt sich zu der be treffenden Person, die vielleicht auch nur aus Rache verdächtigt worden, und versucht von ihr ein Geständniß zu erpressen. Hat die Person gestanden, so hat sie die Leute für die Mühe ihres Verfahrens mrt Branntwein zu entschädigen (!). Bei den Recherchen bringt der Dorfälteste seine hohe Amtswürde da durch zum Ausdruck, daß er theilnahmslos dasteht und zuschaut. Aber gewöhnlich erlangt man auch bei diesem eigenartigen Vor gehen nichts, als die Betheuerung des Verdächtigen, an dem be legten Verbrechen unschuldig zu sein. Haben die Verfolger gegen den vermeintlichen Dieb Gewalt angewandt, so werden sie von diesem gerichtlich belangt, und also wird die Pike umge lehrt und kommen die Verfolger unter Strafe. Es wäre an der Zeit, daß diesen „Justiz"-Zuständen in den Dörfern ein Ziel gesetzt würde." China. Di« Pest ist in Niutschuan auSgebrochen. Die Krankheit tritt bis letzt nicht schwer auf, dach'befürchtet man ernstlich, daß sie auch nach Tientsin und anderen Orten deS nörd lichen China- eingeschleppt werde. Indien. In der gestrigen Sitzung de» PräsidentschaftSraths von Bombay kam der Finanzsekretär auf das Ausbleiben des Regens zu sprechen, gab aber noch der Hoffnung Ausdruck, daß die Verhältnisse sich bessern könnte»; sollten sie jedoch, wie gegen wärtig, andauern, so habe die Regierung einer überaus mißlichen Lage entgegen zu sehen. Afrika. Die Expedition Boulet» und ChanoineS, die einen so haarsträubenden Verlauf mit der Ermordung der fran zösischen Kommandanten »ahm, begann im Oktober v. I. in Djenneh, einem wichtigen Handelsplatz am Nigerzufluß Bani. Um jene Zeit begann der jetzt erschossene Oberstleutnant Klobb als Befehlshaber der um Timbuktu liegenden sogenannten „Rögion norä", den französischen Einfluß nigerabwärts zu tragen und am Flusse östlich Timbuktu Posten vorzuschieben. Diesem Zwecke sollte zunächst auch die neue Expedition Voulet-Chanoine dienen, wiewohl ihr letztes Ziel die Vereinigung mit der von Norden durch die Sahara vorgehenden Mission Fonreau-Lamy und daS Gebiet um den Tschadsee war. Die Expedition theilte sich zu nächst: Boulet sollte mit dem Gepäck zu Schiff den Niger hinunter gehen nach Say, wohin Chanoine zu Lande quer durch den Niger- bogcn Vordringen wollte. Am 18. Oktober erfolgte der Auf bruch. Chanoine marschirte mit seinen 360 Senegalschützen über Bandiagara und Wahiguya (in Uatenga) nach Wagadugu, der Hauptstadt von Mossi, wo ein französischer Resident fitzt. Hier bekam Chanoine 740 Träger und 30 Pferde, mit denen er am 16. November nach Gurma ging. Bier Wochen später war er in Say, und am 2. Januar d. I. vollzog er seine Vereinigung mit Boulet in Sansanne-Hanssa, das etwa 100 Km. oberhalb Say am linken Nigerufer liegt. Voulet war durch die Schnellen des Niger etwas aufgehalten worden. Die Expedition hat dann den Weg ostwärts in die außerhalb deS englischen Sokoto liegen den llebergangsgebiete der Sahara zum Sudan eingeschlagen. Wie weit sie hier gekommen und namentlich, wo Voulets unbe greiflicher Angriff aus den Oberstleutnant Klobb, der jenem daS Kommando auS den bekannten Gründen abfordern sollte, statt gesunden hat, geht aus den bisherigen Nachrichten nicht hervor; nur so viel läßt sich feststellen, daß der in den Meldungen er wähnte Ort Dosso etwa 80 Km. östlich vom Niger und von Say liegt. Die Mission Foureau-Lamy scheinen Voulet und Chanoine nicht mehr getroffen zu haben, wohl weil sich ihr Ausbruch vom Niger verzögert haben dürfte. Wenn es jetzt heißt, daß Boulet und Chanoine, die seit Jahren fest zu einander hielten, sich nach den „südlichen französischen Einflußgebieten des Sudan", d. h. nach den Tschadseeländern, gewandt haben, so kommt man unwill kürlich aus den allerdings etwas abenteuerlichen Gedanken, daß die beiden Franzosen irgend eine kolonialpolitische Großthat ver suchen und damit nach Jahr und Tag vor ihre Landsleute treten wollen; der Mord an Klobb und seinen Begleitern könnte sich ja dann auf ein „Mißverständnis' einer untergeordneten Person zurücksühren lassen! Transvaal. Johannesburger Drahtungen melden: Als Gegenleistung für die neuen Zugeständnisse an die Ausländer verlangte die Burenregierung, daß England aus seine Suzeränetät uberTransvaalverzichte.Der englische Kolonialminister Chamberlain 8?»< Ansinnen als unzulässig zurückgewiesen. In Klerksdorp, Bokeburg und anderen Bezirken wurden Mausergewehre an die AurgherS vertheilt. Beunruhigende Berichte liegen auS Natal vor. Angeblich wurde auf den am Sonntag von Johannesburg kommenden Bahnzug auf dem TranSvaalgebiet gefeuert. Unweit °er Grenze herrsche bittere Stimmung; der langsame Verlaus der Unterhandlungen verursache ei«« fernste Geschäft-stockung in Johannesburg. Oertliche-Hchstfche-. Freiberg, den 25. August. — Königin Carol« wird am 7. Oktober zur Weihe des König Albert-StisteS «ach Plauen i. B. kommen. — Prinzessin Krtevrich August begeht heute di« Feier ihre» Namenstages. — Nach einer jüngst erlassenen Verordnung de» Ministeriums de» Innern erstreckt sich die vom Reichskanzler am 28. April d. I. veröffentlicht« Vorschrift, betreffend di« Arbeitszeit i« «e, treiVemLhlcn, nicht bloß auf di« bei der Bedienung der Mahlgänge beschäftigten Personen, wie vielfach angenommen wird, sondern überhaupt auf alle beim eigentlichen Mahlprozesse betheiligten Personen. — In der Begründung zu einem jüngst ergangenen Urtheile m einer VerwaltungSstreitigkeit, betreffend eine Unterstützungs- wohnfitzsache, hat da» Königl. Ministerium des Innern darauf besonders hingewiesen, daß ein innerhalb der gesetzlich vorge- chriebenen Zeit gegen eine behördliche Entscheidung eingelegtes Rechtsmittel in seiner Giltigkeit nicht beeinträchtigt wird, wenn diese» Rechtsmittel falsch bezeichnet worden war. Im Einverständnis mit dem evangelisch-lutherischen LandrSkonsistorium macht daS Ministerium deS Innern jetzt darauf aufmerksam, daß eS bei Genehmigung der Uenderung brr Familiennamen, die Mangels sonstiger Bedenken nur bei Zustimmung der im einzelnen Fall m Betracht kommenden Träger des gewünschten Namen» bez. der Elter« oder sonstigen gesetzlichen Vertreter der Gesuchsteller «rtheilt werden kann, nicht selten zunächst der behördlichen Feststellung bedarf, welchen Namen die betreffende Person a« sich zu führen berechtigt und ver pflichtet ist oder welche Schreibweise des in Frage kommenden NamenS sich als dir richtige darstellt. Die Feststellung ist, soweit erforderlich, von den zuständigen Verwaltungsbehörden thunlichst eingehend nach Beiziehung der nöthige» kirchlichen und sonstigen ur kundlichen Nachweise, nach Gehör sämmtlicher bei der Sache namensrechtlich betheiligter Personen, sofern uöthig, im Instanzen wege zu treffen, und ist dies aktenkundig zu machen. Den kirch lichen Behörden bleibt das Recht Vorbehalten, darüber zu be finden, ob, in welchem Umfange und in welcher Weis« auf Grund der von den Verwaltungsbehörden erlassenen Entscheidungen Be richtigungseinträge stattzufinde« haben, und in Fällen, in denen Namensdifferenzen nachgewiesenermaßen lediglich auf einen Jrrthum oder ein Versehen deS KirchenbuchsührerS zurückzuführen sind, über die Berichtigung selbständig Entschließung zu fassen. — Personalveränderungen im Berwaltungödienste. Der Bezirksassessor v. Thümmel bei der AmtShauptmannschaft Oschatz, tritt mit Ende laufenden Monat- in den Herzog!, alten- burgischen Staatsdienst über. An seiner Stelle wird der jetzt bei der AmtShauptmannschaft DreSden-Neustadt als Accessist beschäftigte Referendar v. Watzdorf vom 1. September dieses Jahres an als Be-irkSassessor bei der AmtShauptmannschaft Oschatz angestellt. — Für den wachsende« Wohlstand der Bevölkerung unseres Lander spricht u. A. auch da» Srgebnttz ver Sinkommens- schätzungen in den letzten Jahren. Das Gesammteinkommen, soweit dasselbe zur Einkommensteuer heranzuziehen war, stieg im Jahr« 1898 bis auf üb«r 2 Milliarden, 2167 Millionen 527493 Mark. Noch im Jahre 1897 betrug dasselbe nur rund 1900 Millionen Mark, im Jahre 1896 wenig über 1790 Millionen Mark, 1895 1714 Millionen Mark. DaS WachSthum ist also ein stetige» und ansehnliches. Fragt man nach den Quellen dieses Einkommens, so ergiebt sich, daß der weitaus größte Theil derselben, nahezu die Hälfte/ auS Gehalt und Löhnen rinnt. Die Summe der im Jahre 18S8 gezahlten Gehälter und Arbeitslöhne betrug fast 1 Milliarde (971827292 Mk.). Hier ist auch die Steigerung gegen früher am ansehnlichsten, sie betrug z. B. gegenüber dem Jahre 1894 fast 200 Millionen Mark. Daneben brachte» Handel und Gewerbe im Jahre 1898 etwas über 625*/, Millionen Mark Jahreseinkommen, fast 100 Millionen Mark mehr als 1894. DaS Einkommen aus G r u n d - besitz belief sich im Jahre 1898 auf etwas über 307 Mil lionen Mark; eS wuchs verhältnißmäßig am wenigsten, gegenüber dem Jahr 1894 z. B. nur um etwa 20 Millionen Mark. Es erklärt sich das zur Genüge auS den leider noch immer nicht sehr günstigen Verhältnissen in der Landwirthschaft. DaS Ein kommen aus Renten, also auS verzinslich angelegtem Ver mögen, bez. Kapitalbesitz, belief sich im Jahre 1898 auf über 263 Millionen Mark; die Steigerung gegenüber dem Jahre 1894 war schon ziemlich ansehnlich, denn sie betrug fast 43 Millionen Mark. Auch wenn man, um den auf das Einkommen entfallenden Stcuerbetrag zu ermitteln, von dem geschätzten Einkommen die Schuldzinsen abzieht, erhält sich doch das Gesammteinkommen der Bevölkerung unseres Königreichs Sachsen im Jahre 1898 auf einer Höhe von über 2 Milliarden Mark (2002382188 Mk.). Der dafür zu zahlende Steuerbetrag belief sich auf über 31 Mil lionen Mark. Hiervon hatte der aus den Steuerbezirken Dresden, Pirna, Dippoldiswalde, Freiberg, Meißen und Großenhain sich zusammensetzende SteuerkreiS Dresden bei etwas über 671 Mil lionen Mark Gesammteinkommen etwas über 11 Millionen Mark an Steuern zu bezahlen. Auf den Steuerkreis Leipzig, der die Steuerbezirke Leipzig, Borna, Grimma, Oschatz, Döbeln und Roch litz umfaßt, entfielen bei nahezu 666 Millionen Mark geschätztem Gesammteinkommen reichlich 9*/, Millionen Mark Steuern. Etwas über 8700000 Mark Steuern erbrachte bei über 618 Millionen Mark eingeschätztem Gesammteinkommen der SteuerkreiS Zwickau (Steuerbezirke Chemnitz, Flöha, Marienberg, Annaberg, Schwarzen berg, Zwickau, Plauen, Auerbach, Oelsnitz und Glauchau) und etwa 1740000 Mark der SteuerkreiS Bautzen (Steuerbezirke Zittau, Löbau, Bautzen und Kamenz), wo daS Gesammteinkommen der Bewohner im Jahre 1898 auf annähernd 147*/, Millionen Mark eingeschätzt worden war. — Die Geschäftswelt sei schon jetzt daraus hingewiesen, daß mit der Einführung des neuen Bürgerlich«« Gesetzbuches am 1. Januar 1900 alle Forderungen deS Jahre» 1897 verjährt sind, wenn sie nicht gerichtlich sestgestellt sind. — Die sächsische Statistik bestätigt von Neuem, daß die meisten SelbstmorVe in der Zeit der längsten Tage, im „Nosenmonat" Juni Vorkommen, die wenigsten im trüben, düstern Spätherbst, im November. Die Selbstmorde deS Jahres 1898 vertheilen sich in folgender Weise auf die einzelnen Monate: Januar 99, Februar 80, März 105, April 131, Mai 126, Juni 136, Juli 96, August 91, September 94, Oktober 91, November 72, Dezember 84. — Ueber die Frage, ob der Inhaber eine» Handelsbetriebes, der im Interesse desselben noch einen Gewerbebetrieb unterhält, nun zum Beitritt zu einer Zwang-im»»«- verpflichtet fei, herrschen in den betheiligten Kreisen immer noch Zweifel. ES sei deshalb aus die Verordnung der Königl. KreiShauptmann- schast Leipzig va» 27. Juni d. I. aufmerksam gemacht in der diese Frage eingehend behandelt wird. In dieser Verordnung wird ausdrücklich di« Anschauung al» irrthümlich bezeichnet, daß der Inhaber «ine» Gewerbebetriebe- nur dann Mitglied der Innung zu sei» brauch», wenn dieser Betrieb al» sein Haupt betrieb anzusehen sei und nicht etwa ein anderer der vorhandenem mehreren Gewerbebetriebe oder Handelsgeschäfte al» der Haupt- bestandtheil deS Geschäftes sich darstelle. Eine Zugehörigkeit zur Innung kann also um defsenwillen nicht verneint werden, weil das von solcher Firma betriebene Handelsgeschäft al» Hauptbetrieb sich darstellt. Gewerbetreibende aber, die mehrere Gewerbe be treiben, gehören nach 8 100 k der Gewerbeordnung derjenige« Innung al» Mitglieder an, welche für da» hauptsächlich von ihnen betriebene Gewerbe errichtet ist. — In dem mit Monat Juli zu Ende gegangene» medi zinischen Prüfungsjahre haben bei der im Königreich« Sachsen bestehenden Prüfungsstelle, der PrüfunaS-Kommisston für Aerzte zu Leipzig, 95 Kandidaten der Medizin, die Approbation als Arzt erlangt, und zwar 9 mit der I., 66 mit der ll-, 20 mit der III. Censur. — Da» hiesige Jägerbataillon wurde heute Vormittag 9 Uhr 34 Minuten in einer Stärke von 18 Offiziere«, 570 Mannschaften und 7 Pferde« mittelst SonderzugeS von hier nach Königsbrück zu den Gefechtsschießübungen befördert. — Au» der Deutschen Versuchsanstalt für Leder industrie zu yretberg ist der bisherige erste Assistent Herr vr. Spanjer, der eine Stellung i« einem oberschlestschen Industrie» werk erhalten hat, auSgeschieden. An seine Stelle ist der bis herige zweite Assistent, Herr W. Appeliu», getreten. — In heutiger Nummer beginnen wir mit dem Addttttk eines neuen spannenden Romanes: „Liebes-Rebellen", von Roy Teilet (autorisirte Uebersetzung au» dem Englische« von Lise Lindau). — Infolge Zerspringens einer Feder versagte die ItgtLHMt-- Uhr heute früh '/.3 Uhr ihren gewohnten Dienst- Da die Reparatur schleunigst in Angriff genommen wurde, wirb dar Schaden voraussichtlich noch heute behoben werden können. — Die Königin der Rächt (vsryn» granMorv») in PietznerS Gärtnerei begann heute früh 4 Uhr zu blühen. Be kanntlich pflegen sich die Blüthen der zur Familie der Kakteen gehörigen merkwürdigen Pflanze gegen Abend zu öffnen, um sich am frühen Morgen wieder ^schließen. Wahrscheinlich ist die koste trübe Witterung des gestrigen Tage- die Ursache gewesen, daß der Kaktu» in PietznerS Gärtnerei erst heute früh zu blühen be gann. Gegen 9 Uhr war die prachtvolle Blüthe vollständig ge öffnet; sie hatte i» diesem Zustand einen Durchmesser von «stva 20 Centimeter. Ihre goldgelben glänzenden Kelchblätter und die schneeweißen, lanzettlich geformten Kronblätter verbreite« einen starken vanillenartigen Duft. Schon im Laufe de» Bormittag begann die Blüthe sich zu schließen und zu welken. Der Kaktus wurde von Herrn Pietzner gezogen; er ist jetzt 17 Jahr« ast und trug in diesem Jahre zum ersten Male eine Blüthe; bl» zum 12. Jahre pflegt die Königin der Nacht überhaupt nicht zu blühen. — Mit der Aufführung des Festspiele» Germania-Austria- Jtalia oder „Hoch der Dreibund" hat der Cireus BlUMs»- feld Wwe, gestern Abend einen neuen Erfolg zu verzeichnen gehabt. Das Festspiel, welches von Herrn Direktor H. Blumen feld geleitet wird, bot eine Reihe glänzender, farbenprächtiger Bilder. Prunkvolle militärische Aufzüge wechseln ab mit künst lerischen Gruppirungen. Kaum ist das Glockenzeichen verhallt, so intonirt die Kapelle die italienische Nationalhymne und italienische Kürassiere reiten in die Manege. Ihnen folgt ein Trupp öster reichischer Leibgarde in der rothleuchtenden goldverzierten Uniform. Das Spiel der deutschen Nationalhymne beginnt: eS naht ein stolzer Zug Garde-Ulanen in Parade-Uniform. Hoch zu Roß er- cheint sodann ein deutscher Herold, dann ein Herold mit italieni- chen Farben und Wappen und zuletzt ein Herold in Gelbschwarz und mit dem Doppeladler. Den Herolden folgen abermals zahl reiche glänzende Uniformen der drei Staaten. Beim Klange der Nationalhymnen werden die Büsten König HumbertS, Kaiser Franz Josephs und deS deutschen Kaisers hereingetragen, vom Publikum mit lautem Beifall begrüßt; der seinen Höhepunkt er reichte, als, von Halberstädter Kürassieren getragen, die Büste deS Altreichskanzlers m der Manege erschien. Nachdem die Gruppirung nach den Nationalitäten erfolgt war, zeigten sich in prunkvoller Gewandung drei Frauengestalten, die Germania, Austria und Italia darstellend. Ein FriedenSengel neigte darauf die goldene Palme über den Häuptern der drei allegorischen Figuren und die Reiter huldigen ihnen. Darauf löste sich die wirkungsvolle Huldigung auf zu einem glänzenden Festzug. Den Schluß de- Festspieles bildete eine Apotheose. DaS Festspiel wird heute, Freitag Abend, nochmals ausgeführt. — Von den übrigen Darbietungen des Abends sei noch besonders hervorgehoben da» Auftreten vek Herrn Kölzer als Parforcereiter. Die Leistungen deS Herrn Direktor H. Blumenfeld als Schulreiter u. s. w. verfehlten natür lich auch diesmal ihre volle Wirkung nicht. Herr Coset wartete als Clown mit «nigen thatsächlich neuen Witzen auf. — Am Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr, findet eine Schülervorstellung zu ermäßigten Preisen statt. Für Sonntag Nachmittags-Uhr kündigt der Circus eine Vorstellung zu ermäßigten Preisen an, der Abe««» die letzte Vorstellung folgen wird. — Sozialdemokratische Agitation unter Ven Eisen bahnarbeitern. Wie die Münchener „Allgem. Ztg." mittheilt, soll die sozialdemokratische Eisenbahnarbeit«rbewegung, welche langsam eingeschlafen ist, wieder zu neuem Leben erweckt werde«. Wenn man gewissen in der Bewegung stehenden Leuten glaube« darf, soll eS bereits „15000 organisirte Eisenbahner" gegeben haben. Der „Weckruf der Eisenbahner" giebt in einer Bemerkung zu, daß eS in Halle und Umgegend eine 1500 Mann starke Organisation gegeben habe, von der aber heute nichts mehr zu finden sei; in einer Anzahl sächsischer Städte (Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau) dürsten die Verhältnisse ähnlich liegen. D« Eisenbahndirektionen Haden zweifellos Alles gethan, um vorhan dene Mißstände zu beseitigen. Jetzt sollen indessen von den Agitatoren zwei Thatsachen auSgenutzt werden, die, wenn sie wahr sein sollten, jedenfalls noch lebhaft besprochen werden dürsten. So soll nach den sozialdemokratischen Quellen die Eisenbahndirektion Halle eine Verfügung erlassen haben, in der es zum Anfang heißt: „Nachdem neuerdings auch in Halle und Kottbus der Dienst für daS Rangirpersonal auf zwölf Stunden ausgedehnt worden ist, setzen wir Vorau», daß diese Anordnung nunmehr auf sämmtlichen Bahnhöfen, auf denen bisher ein acht stündiger Rangirdienst eingerichtet war, durchgeführt ist." Sodann soll ein Bremser Albert Draeger in Dresden, weil er seine Be förderung zum Beamten bei gleichzeitiger Versetzung in- Erz gebirge nicht annehmen wollte, entlassen, d. h. gemaßregelt sein, wie die Sozialdemokraten sich auszudrücken belieben. Etwas anders werden wohl die Sachen liegen, aber die sozialdemo kratischen Agitatoren haben wieder Stoff und in den nächst«« Wochen werden sie von Hamburg auS von Neuem durch da» ganze deutsch« Reich ihre Ausflüge machen. Die ParteistO« s»"
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