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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 17.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990817
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-17
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 17.08.1899
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190. Kretverger Anzeiger und Tageblatt. Seite 4. — 17. August. nZmmen war, a« daS alte ausgetrocknete, und dem Kürschner d«m mit Unrecht der Vorwurf gemacht wird, das Pelzwerk se' men schon mit Motten behaftet gewesen. — Die Klage über jetzt Wafigeres Vorkommen der Motten hat ihren Grund in der un unterbrochenen Warmhaltung der Wohnungen durch Dauerbrand öfen; lüe Motte richtet sich nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Thermometer. Sorgsame Hausfrauen, die nach obiger An weisung verfahren und in der heissen Jahreszeit alle 4 bis 6 Wochen nach dem Pelzwerk sehen, können es selbst verwahren. Ostmals aber kommen Sommerreisen, Krankheit, Besuch u. A. dazwischen und es unterbleibt das Nachsehen; ost auch müssen die Wintersachen sich mit einem bescheidenen, vergessenen Winkel be gnügen und dem Sommerstaot Platz machen; dieserhalb ist es immer bester, man giebt, wo es möglich ist, einem guten Kürschner das Pelziverk in Verwahrung. Die verhältnißmäßig geringen Kosten werden durch sachgemäße Behandlung und dadurch er haltene Schönheit und Dauerhaftigkeit des Pelzwerks reichlich ausgewogen, und man hat die Sorge darum aus dem Kopse. — Wie soll mnn Treppen steigen? Ein französischer Hygieniker, der über die Ermüdung beim Treppensteigen ein gehende Untersuchungen angestellt hat, faßte das Resultat seiner Studien in folgende Thesen: Das Treppensteigen wird vielfach durch das elastische Auftreten mit der äußeren Fußspitze bewerk stelligt, wobei der Körper von Stufe zu Stufe durch ein mehr oder minder leichtes Ausspringen weiter befördert nnrd. In diesem Vorgänge eben findet eine allzugroße Anstrengung ein zelner Muskelpartien statt, die durch ununterbrochene Anspann ung zu vorzeitiger Ermüdung und in vielen Fällen zu dauern der Schwäche führen. Es ist deshalb ein vollkommenes Auf treten mit ganzer Sohle und dem Absatz nothwendig, wobei Fuß- und Schcnkelmuskeln gleichmäßig in Thätigkeit bleiben. Dies geschieht bei Greisen und ermüdeten Personen, von denen über 95 Prozent vollständig auftreten, weil ihnen eine vollkom mene und gleichmäßig thätige Muskelkraft instinktiv nothwendig wird. Bei Briefträgern-wird, nach vielfachen Beobachtungen, die Leistungskraft des Treppensteigens verdoppelt, wenn sie mit ganzem Fuße auftreten, wobei sie nicht jede Ermüdung spüren, die sich bei „Fußspitzensteigern" einzustellen pflegt. MulVa, 16. August. Nächsten Sonntag findet nachmit tags 4 Uhr im hiesigen Lehngutsgasthofe eine öffentliche Ver sammlung des Blenenwirthschastlichen Bezirksverbandes Dresden statt. Der Zutritt ist frei. Man hofft durch die Veranstaltung znr weiteren Förderung der Bienenzucht iu der hiesigen Gegend anzuregen. Bon besonderem Interesse dürste der Hauptvortrag sein: „Das Schwärmen, insbesondere die künstliche Vermehrung unserer Bienen." Ueber den Ausfall der Ernte in der Gegend von Rosten schreibt man: So hoffnungsvoll der Landmann auch im Früh jahr auf seine Fluren blickte, um so mehr enttäuscht ist er jetzt über den Lohn seiner vielen Mühen. Die andauernden Regen tage im Mai haben bei dem Korn und Weizen starkes Lager ge zeitigt und der Körnerbildung großen Eintrag gethan; beide Sorten werden nicht nur wenig Erdrusch liefern, sondern auch viel minderwerthiges Körnermaterial; die prächtige Haferernte allein entschädigt den Ausfall an Korn und Weizen einiger maßen. Obst giebt es in Rosten so gut wie gar nicht, was ebenfalls eine Folge der Regentage zur Zeit der schönen Bluth ist. Die Kartoffeln werden bei der günstigen Witterung hoffentlich noch bester ausreifen. Als erstes Werk der nothwendigen Vergrößcrungsbauten der städtischen Gasanstalt in Döbeln ist in den letzten Wochen die Vergrößerung des großen Gasbehälters vorgenommen worden. Gestern sollte nun eine Probirung erfolgen. Vorzeitig wurde aber in Abwesenheit des Betriebsleiters die alte Glocke zum Ein haken in die neue gebracht. Bei dem hierbei entstandenen größeren Drucke wurde das Wasser auS dem Wechsler herausgeschleudert und eine große Gasausströmung herbeigesürt, so daß die Glocke schnell sank. Der Gasmeister Zill und ein Arbeiter, welche nach der Ursache des Gasausströmens sehen wollten, wurden hierbei schwer betäubt. Glücklicher Weise kam der Betriebsleiter dazu, durch dessen Eingreifen größeres Unglück verhütet wurde. Der Entwurf eines Kriegerdenkmals für die Stadt Wils druff ist vom Bildhauer Starke in Dresden sertiggestellt worden. Das Denkmal stellt einen heimkchreuden Krieger dar, der in der erhobenen Rechten das Schwert, in der Linken eine geknickte französische Fahne zu Boden senkt. Das Denkmal soll in Bronce ausgeführt werden. Der Bezirksausschuß der kgl. Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt hat sich m seiner letzten Sitzung auch mit der Ver ordnung des königlichen Ministeriums des Innern, die Ver unzierung landschaftlich schönerGegenden durch Reklamcschilder betreffend, beschäftigt. Nach dieser Ver ordnung ist es zulässig, unter gewissen Voraussetzungen gegen die Anbringung solcher Schilder polizeilich einzuschreiten, bez. die Wiederentfernung solcher ohne Genehmigung ausgestellter Schilder zu fordern. Die Anbringung von allerhand Reklamcschilder» hat besonders im Elbthale und in der Sächsischen Schweiz überhand genommen, so daß ein Einschreiten hiergegen von vielen Natur freunden sympathisch begrüßt werden würde. Eine öffentliche Goethefeier bereitet der Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs für Mitte Oktober vor. Wie schon seit mehreren Jahren versammeln sich jetzt wieder allabendlich große Schwärme Staare in dem Garten des Königl. Lehrerseminars in Dresden-Friedrichstadt. Bei Morgen grauen ordnen sich die Thicre in mehrere nach Tausenden zählende Schwärme, die aniäuglich mehrere Male in der Lust kreisen und sich dann in bestimmter Richtung entfernen. Dies wiederholt sich wochenlang, bis eines Tages die Staare wärmere Zonen aufgesucht haben. Einige Staare bleiben sonderbarer Weise stets zurück und werden selbst im Winter in dem Garten angetroffen. Das Befinden der am Sonntag Abend vor Bahnhof Pirna verunglückten Passagiere, die im Stadtkrankenhause zu Dresden untergebracht sind, ist den Umständen nach befriedigend. Lebensgefahr liegt bei keinem der Verletzten vor, auch werden sich voraussichtlich keine Amputationen nöthig machen. Vorgestern Nachmittag besuchte der Generaldirektor der StaatSbahnen, Herr v. Kirchbach, die Verletzten im Ctadtkraulenhanse, um sich persön lich von ihrem Befinden zu überzeugen. Zur Nachahmung empfohlen wird das Verhalten der Firma Wollsack u. Komp, in Dresden, welche vor Kurzem vou einem k. k. Bezirksgerichte in einer czcchischen industriellen Stadt eine Verständigung über einen Gerichtsakt in czechischer Sprache erhielt. Die genannte Firma sandte nun dem k. k. Bezirksgerichte das Schreiben zurück und begleitete diese Rück sendung mit folgenden Zeilen: „Das heute von Ihnen empfangene Schriftstück geben wir Ihnen hiermit zurück, da wir czechisch nicht verstehen. Wünschen Sie von uns etwas, dann schreiben Sie uns deutsch oder m einer anderen Kultursprache." Die Leipziger Mission hat aus Moschi am Kilima-Ndscharo die ersten Druckblätter inderDschagasprache er halten. Sie besitzt eine kleine Druckerei auf dieser Station, die von einem Schüler der dortigen Kostschule bedient wird und die ersten Probedrucke geliefert hat. Diese enthalten das bei der ersten Taufe in Modschoma benutzte Tauflied: „Ich bin getauft auf deinen Namen", ferner kleine Lesestücke in der Mamba- und Madschama-Mundart sowie biblische Geschichten aus dem neuen Testament. Infolge Verschluckens eines Stückchens Kohle ist in Leipzig das im 2. Lebensjahre stehende Söhnchen des Schneider meisters Berger erstickt. Die apostolische Gemeinde in Leipzig-Lindenau hat sich eine eigene Kirche erbaut, die nunmehr in ihrem äußeren Bau fertig gestellt ist. In der Absicht, sich zu tödten, schoß sich ein 15 Jahre alter Realschüler in Glauchau mit einem Taschenpistol eine Kugel >n den Köpf. Dem jungen Manne drang die Kugel in die Hirn schale ein und blieb im Gehirn stecken; bis jetzt konnte dieselbe noch nicht entsernt werden. Kürzlich wurde bei einem Fleischermeister in Glauchau ein größerer Posten geräucherte Bratwurst und Knackwürstchen be schlagnahmt, weil das zu dieser Wurst verwandte Fleisch mit einer rothen Tinktur gefärbt war. Die Wurst wurde an die Königl. Staatsanwaltschaft abgegeben. Ein entsetzlicher Unglückssall ereignete sich gestern früh auf deni Seminarneubau in Frankenberg. Während vier Maurer mit Verlegung eines Hauptsimies beschäftigt waren, bekam der fchwere Stein das Uebergewicht und stürzte auf das Gerüst, auf welchem die Maurer standen, durchschlug dasselbe und riß drei Maurer mit in die Tiefe: der vierte vermochte sich rechtzeitig durch einen Sprung in das Inner« des Gebäudes zu retten. Von den drei herabgestürzten Maurern waren zwei: der 27 Jahre alte Karl Otto Böhme, verheirathet und Vater von 3 Kindern, und der 18 Jahre alte Arno Fischer sofort todt, während der dritte, der 31 Jahre alte Karl Otto Gatzsche aus Neudörfchen, verheirathet und Familienvater, zwar ebenfalls schwere innere und äußere Verletzungen erlitt, aber aller Voraussicht nach auf völlige Wiederherstellung rechnen darf. Der ärztliche Bezirksverein in Borna hatte einem Gemeinde- krankenversicherungsverbande uuZctheilt, er habe beschlossen, seinen Mitgliedern die Uebernahme der ärztlichen Behandlung nur dann zu gestatten, wenn bei Berechnung des Honarars nicht mehr wie bisher eine angenommene, sondern die wirkliche Mit gliederzahl des Verbandes zu Grunde gelegt würde. Auf er- hobene Beschwerde hin hat die Königl. Kreishauptmannschast Leipzig den Beschluß des ärztlichen Bezirksvereins, sowie das von ihm beobachtete Verfahren nach den bestehenden Bestimmungen als unzulässig erklärt. Der Verein sei nicht berechtigt, in dieser Weise bestimmte, seine Mitglieder bindende Grundsätze oder Be dingungen für die ärztliche Behandlung des Publikums bez. von Krankcnkassenmitgliedern rc. zu beschließen und aufzustellen, und deshalb sei der Beschluß des Bezirksvereins als ungiltig außer Kraft zu setzen. Ter Fonds zur Erbauung eines Bürgerhospitals in Zschopau hat zur Zeit die ansehnliche Höhe von 36 000 Mk. erreicht. In nicht allzu ferner Zeit dürfte mit dem Bau des Hospitals, in welchem unbemittelte, aber würdige Personen der Stadt Aufnahme finden sollen, begonnen werden. Große Bestürzung herrschte am Sonntag Abend unter den auf dem Bahnhofe Schandau befindlichen Passagieren beim Eintreffen der Nnglücksnachricht von dem Zugsunfall bei Pirna. Von den etwa 300 Personen benutzte ein Theil den Neustädter Zug, um über Dürrröhrsdorf nach Dresden zu gelangen. Die klebrigen vertheilten sich auf die Bahnhofs-Restauration und den in Schandau stehen gebliebenen Perfonenzug, in welchem regel rechte Nachtquartiere aufgcschlagen wurden, während ein kleiner Theil es vorzog, noch nach der Stadt hinüber zu wandern. Erst nachdem am frühen Morgen der eingleisige Betrieb wieder aus genommen worden war, konnten die Reisenden ihrer Heimath zugeführt werden. In einer vor einiger Zeit in Geising ungehaltenen Ver sammlung der Vertreter einer Anzahl interessirter Gemeinden ist beschlossen worden, bei den Landständen in diesem Jahre noch darum zu petitioniren, daß im Anschluß an die böhmische Bahnlinie Teplitz—Eichwald bei Vorder-Zinnwald eineKopf- station errichtet werde, von welcher aus nicht nur Altenberg und die Weißeritz-Thalbahn, sondern auch die Müglitzthal- und Gottleubathalbahn, ferner nach Befinden auch die geplante Seidewitzthalbahn mit dem böhmischen Braunkohlengebiet direkt verbunden werden könnten. Wegen des Weiterbaues der Bahn von Ober-Eichwald nach Vorder-Zinnwald ist man be reits mit dem Obmann der Bezirksversammlung in Teplitz ins Vernehmen getreten. Die Hagelschaden auf de» Getreidefeldern und Fluren von Heücndorf bei Pirna, welche durch das am Montag ver gangener Woche ausgetretene Gewitter verursacht worden sind, wurden von Taxatoren auf 7 bis 25 Prozent geschätzt. Ein in Lercha bei Meißen wohnender Arbeiter verstarb in Folge Hitzschlages. Eine weiße Schwalbe erregt seit mehrere» Tagen die Auf merksamkeit und Bewunderung der Einwohner in Schlegel bei Ostrip. Wenn die Schwalbe, wie das sehr ost der Fall ist, auf dem Telegrapheudraht sitzt, kann man genau ei kennen, daß sie vollständig weiß ist und keine einzige Feder von anderer Farbe besitzt. Ei» Original ist in dem kürzlich in Lichtenberg b. Reichenau verstorbenen Gedingemann und Altersrenten-Empfänger Karl Franz aus dem Leben geschieden. In früheren Jahren machte er in seinem Heimathsorte dadurch viel von sich reden, daß er nach Handwerksburschenart aus die „Walze" ging. Das Eigenartige dabei war, daß er die Reise in Holzpantoffeln antrat. Von Lichtenberg ans ging er über Görlitz »ach Berlin, Wittenberg, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Zittau und zurück nach der Hei math. Eine weitere Reise in derselben schwerfälligen Fußbekleidung führte ihn über Prag nach Wien und Preßburg, von wo er wieder heinikehrte. Obgleich einfachen Standes, war er doch ungemein belesen, und zwar schöpfte er sein Wissen nicht etwa aus Leih bibliotheken, sondern er schasste sich die ihn iutercfsireiiden Werke aus eigenen Mitteln an. Akan hat ihm dies vielfach verdacht, da er nicht gerade mit Glücksgütern gesegnet war. Verschiedenes. * Aus dem Badeorte Zakopane wird gemeldet: Im ganzeii Tatragcbiete stellte sich nach ungewöhnlicher Hitze der letzten Tage starker Schneefall ein. Es herrscht empfindliche Kälte. Sämmt- liche Spitzen und Thäler der Tatrakette sind mit glitzerndem Neu schnee bedeckt. Zahlreiche Sommerfrischler sind abgereist. ' Katastrophe eines Benzinmotors. Der junge Automobil-Sport hat die erste beklagenswerthe Katastrophe er ¬ lebt, die zur Vernichtung eines Menschenlebens und Verletzung dreier Personen führte. Folgendes der Hergang: Von Berlin war am Montag das Thomas'sche Ehepaar, Inhaber eines in dec Karlstraße belegenen Pensionats, mit zwei Damen des Instituts, denen Frau vr. Heinrici aus Birkenwerder sich ange schloffen hatte, nach Freienwalde in einem Daimler-Wagen aufge brochen. Motor und Führer waren vielfach erprobt. Bier Kilometer von Freienwalde erhebt sich, 150 Meter hoch der Semmelberg, im Volksmunde Unglücksberg genannt, feit mehr fach Radfahrer auf der hier in sehr scharfer Kurve abfallend« Straße verunglückt sind. Diese Stelle sollte nun auch dem Thomasschen Motor verhängnißvoll werden. Gegen Abend war es, als Förster Schulz vom Torgelower Belauf durch Fran Doktor Flachs aus Falkenberg mit dem Rufe aus dem Forst hause alarmirt wurde, auf der Chaussee liege umgestürzt ein brennender Wagen. Schulz eilte zur bezeichneten Stätte. Dort lagen vier Personen in wirrem Knäuel übereinander, eine Person eine Strecke entfernt, alle bewußtlos. Dies war der Motor- führer. Mit Hilfe deS Försters vermochten Tomas und zwei Damen, wenn auch blutend, sich zu erheben. Eine jedoch ver mochte dies nicht mehr. Sie röchelte dumpf, und von Schulz emporgenommen, verschied sie nach wenigen Athemzügen in seinen Armen. Inzwischen war auch der auf einer Radtour befindliche vr. Flachs zufällig an die Unglücksstelle gekommen, konnte aber nur den Tod der Dame, der Frau vr. Heinrici, feststellen. Die Wucht des Sturzes hatte ihr das Rückgrat gebrochen. Bei den Uebrigen wurden Brüche und mehr oder weniger erhebliche Ver stauchungen und Hautabschürfungen festgestellt. Der Motor- sührer erlitt einen Nervenchoc. Die eingeleitete Untersuchung ergab, daß der Wagen an der verhängnißvollen, abschüssig« Kurve umgekippt und infolgedessen erst in Brand gerathen ist. Eine Explosion des Benzins hat überhaupt nicht stattgesunden. * Ueber de» Geruchssinn der Vögel hat Raspail der Französischen Zoologischen Gesellschaft eingehende Beobachtungen mitgetheilt, die dazu geeignet sind, die bestehenden Anschauungen vollständig umzustoßen. Bisher glaubte man, daß von den fünf Sinnen, die die meisten Thiere besitzen, bei den Vögeln vier nur in sehr geringem Grade vorhanden wären und nur ein scharfes Gesicht wurde ihnen allgemein zuerkannt. Was den Geruch im Besonderen betrifft, so waren die meisten Zoologen darüber einig, daß er bei der ganzen Thierklasse sehr wenig entwickelt wäre und daß sich Raubvögel einzig und allein durch das Auge leiten ließen. Andere haben zugegeben daß wenigstens die Nachtvögel über einen ziemlich feinen Geruchssinn verfügen. Die Unter suchungen von Raspail weisen nach, daß die Vögel im Gegen theil einen höchst feinen Geruch besitzen. Die Beispiele aus dem Naturleben, die er dafür beibringt, scheinen allerdings recht be weisend zu sein. Zunächst handelte es sich um eine Schaar von Holztauben, die im Winter den Gemüsegarten des Beobachters besuchten, um sich dort von dem Kohlbeet Nahrung zu holen, und den schußbereiten Jäger jedesmal spürte», wenn er sein Ver steck nicht nach der herrschenden Windrichtung ausgewählt hatte. Strich der Wind über das Versteck nach dem Kohlbeet hin, so verließen es die Tauben sofort, dagegen kam der Jäger bei ent gegengesetzter Lage des Anstandes zum Schuß. Selbstverständ lich war das Versteck so gewählt, daß eine Wahrnehmung durch das Auge seitens der Vögel völlig ausgeschlossen war. Noch bemerkenswerther sind die folgenden Erzählungen. Raspail hatte auf seinem ländlichen Grundstücke ein kleines Wasferbassin für seine Vögel anbringen lassen und hörte eines Tages von seinem Gärtner, daß jeden Tag sich auch Fasanen zum Trinken einstellten, die zweifellos von einem über 100 Meter entfernten Hofe stammten. Es war gerade zur Brutzeit, und dann verlassen die weiblichen Fasanen — sie waren nämlich die Besucher — ihr Nest immer nur auf ganz kurze Zeit. Daher mußte es auch als ausgeschlossen gelten, daß sie ihre Spaziergänge bis nach dem fremden Park ausgedehnt und das neuangelegte Wasserbecken, das zudem durch eine hohe Hecke gegen das Feld abgeschlossen war, entdeckt hatten. Nunmehr ließ im nächsten Jahre der Besitzer das Bassin nicht mehr füllen und hielt die Wege in der Umgebung stets sorgfältig geharkt, so daß der Abdruck eines Vogelsußes deutlich sichtbar bleiben mußte. Zwei Wochen lang aber zeigte sich kein einziger Fasan in der Nähe. Darauf wurde das Bassin wieder gefüllt, und schon am nächsten Morgen kam ein Fasan aus dem gerade sten Wege zu dem Trinkplatze und kehrte auf demselben Wege wieder zurück, und zwar war es wiederum eine Henne gewesen. Daraus muß geschlossen werden, daß die Fasanen das Wasser aus eine Entfernung von 180 Metern gerochen hatten. In einem anderen Falle streute der Zoologe bei strenger Kälte in einer Lichtung seines Parkes Getreidekörner für Vögel aus und erneuerte täglich den Vorrath. Da sah er eines Tages 5 Rebhühner da bei. Wie konnten diese die Körner entdeckt haben? Früher waren sie nie innerhalb des Parkes, denn sonst hätte man ihre Spuren bemerke» müssen, wie sie jetzt auf dem Schnee sofort auffielen und bewiesen, daß die Hühner direkt von dem Felde über den Zaun herübergekommen waren. Auch sie konnten nur durch den Geruch geleitet worden sein, denn wenn sie durch Zufall in die Nähe gekommen wären, so hätten sie keinen so direkten Weg genommen. Der Park war durch dichtes Ge büsch vom Felde abgeschlossen. Hätten sie aber die Körner etwa im Fluge gesehen, so wären sie doch nicht erst nach dem Felde ziirückgegangen, um dann zu Fuß nach der Lichtung zu kommen, sondern hätten sich sofort an der Futterstelle niedergelassen. Von den Kohlmeisen muß es als feststehend gelten, daß sie ihre Lieb lingsspeise, nämlich Schweizerkäse, auf sehr bedeutende Ent fernungen wittern. Raspail benutzte den Käse als Lockspeise für wilde Katzen und Igel in verborgenen Fallen, oftmals fand er den Käse angesressen, und zweimal fing sich eine Meise darin. Das werthvollste Beispiel für den Geruchssinn der Vögel iß jolgendes letzte. Im vorigen Herbste überraschte unser Gewährs mann zu jeder Tageszeit einige Elstern, die bei seiner Annäherung von einem Rasenplatze immer an derselben Stelle ausflogen, und bei näherem Zusehen entdeckte er eine Menge von Löchern an diesem Platze, die offenbar von den Vögeln herrührten. Einige Spatenstiche brachten nun den Nachweis, daß an dieser Stelle im Boden mehrere junge Larven von Maikäfern verborgen waren, und zwar führten die von den Elstern aufgehackten Löcher gerade auf die Larven hin. Es ist also ganz zweifellos, daß sie nicht auf den Zufall hin, sondern dem Gerüche folgend aus ihre Beute losgehen. Dasselbe ist bei den Schwarzamseln der Fall. Endlich sei nur noch an die bekannte Thatsache erinnert, daß die Turteltaube jederzeit ihre Eier sofort in Stiche läßt, sobald eine menschliche Hand sie berührt hat, gleichviel ob dies in Abwesen heit der Mutter geschehen ist, sie muß es also an den Eiern wittern, wenn ein Fremder dabei gewesen ist. Aus all diesen Thatsochen schließt Raspail, daß der Geruchsinn bei den Vögeln nicht nur nicht mangelhaft entwickelt ist, sondern eine ähnliche Rolle spielt wie beim Hunde. * BerhSngnitzvolle Verwechselung- In Budapest wurde in Folge Verwechselung von Medizin das 4 Monate alte Söhnchen des Grafen Szechenyi getödtet. Der Arzt hatte für
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