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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990810
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-10
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.08.1899
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Srevverger Anzeiger ««d Tageblatt. Seite 4. — 10. August. würbe zunächst auf drei Jahre ein Beitrag auS Bezirksmitteln bewilligt. — Bon Seiten der betheiligten Connies an die Kgl. StaatSregieruug und die StLndeversammlung einzureichenden Petitionen um ») Herstellung einer Verbindungsbahn Sayda- Niederseiffenbach, b) Ausbau einer Verbindungsbahn zwischen Großhartmannsdorf und Eppendorf über Großwaltersdorf, v) Erbauung einer Eisenbahn im Schweinitzthal beschloß der Bezirksausschuß beizutreten und diese Petitionen mit zu vollziehen. — Endlich gelangten die Gesuche um Gewährung von Unter stützungen aus Staatsmitteln zur Erweiterung und Unterhaltung von Bolksbibliotheken auf das Jahr 1899 sowie die Frage wegen anderweiter Feststellung des ortsüblichen Tagelohnes gewöhnlicher Tagearbeiter zur Berathung und Beschlußfassung. — Dem im Herbste zusammentretenden sächsischen Landtage wird, wie man uns aus Dresden schreibt, seitens der Königl. sächsischen Staatsregierung eine Vorlage, betreffend eine Umsatz steuer aus WaarenhSuser und Konsumvereine, zugchen Aus diesem Grunde hat auch der Rath zu Dresden, sowie zahl reiche andere Stadtgemeinden die Berathungen über diesen brennenden Punkt vorläufig auSgesetzt. — Stiftungen und Schenkungen zum Besten der deutschen Arbeiter und der Unbemittelten verzeichnet seitdem Jahre 1883 regelmäßig der „Arbeiterfreund". Während das erste Vierteljahr 1899 einen Gesammtbetrag aller bekannt ge wordenen Geschenke, Stiftungen und Vermächtnisse von 5804317 Mark ergeben hatte, zeigte das zweite Vierteliahr 1899 einen Gesammtbetrag von 6493886 Mk. Davon entfallen unter anderen 2573576 Mk. an Stiftungen für Arbeiter, 1131441 Mk. für Arbeiterwohlfahrtszwecke, 35000 Mk. zur Linderung der Folgen für Arbeitslosigkeit, 413500 Mk. für gemeinnützige Zwecke, 359569 Mk. für Krankenpflege und Genesenenfürsorge rc. — Das Original Wiener EafL bleibt vom Montag nächster Woche bis Ende dieses Monats wegen Vornahme voll ständiger Renovation geschlossen. — Seit längerer Zeit kursiren im Publikum allerhand Ge rüchte, die von einer bedeutenden Preissteigerung der Fabrikate der Königl. Porzellan-Manufaktur Meitzen wissen wollen. Diese Preissteigerung betrifft lediglich Kunst gegenstände, Figuren und Gruppen, die bislang noch immer nach den alten, zum Theil noch aus dem vorigen und Anfang dieses Jabrhunderts stammenden Kalkulationen ausgezeichnet waren. Das Steigen der Löhne sür die Arbeiter und das der Gehälter für b'ie Kunstler, das namentlich in den letzten zwei Jahrzehnten ganz bedeutend gewesen ist, hat eine Umrechnung nöthig gemacht und die Erhöhung der Preise um 20 Prozent nach sich gezogen. Ausdrücklich ausgenommen sind auf allerhöchste Anordnung von dieser Preissteigerung alle Gebrauchsgegenstände der Meißner Manufaktur. — Bestrafter Baumfrevler. Der 42 Jahre alte Fabrikarbeiter Gluch aus Neutzsch hatte auf der fiskalischen Straße zwischen Hohnslädt und Trebsen von 53 Kirschbäumen und 41 Birken lediglich aus Zerstörungswuth die Kronen abgeschnitten. Gluch leugnete die That. Man hatte aber von den Schnitt flächen der Bäume Photographien anfertigen lasten und die Zahl der Rinnen, die sich in den Flächen zeigen, entspricht der Anzahl der Scharten, die Gluchs Messer ausweist. DaS Landgericht Leipzig verurtheilte den Angeklagten zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß. - — Ueber die Beschäftigung der Kranke« schreibt Prof. Zimmer-Zchlendorff in der letzten Nummer der „Zeitschr. sür Krankenpflege" im Anschluß an die von den Stationsschwestern über diese Frage gelieferten Berichte. Die Beschäftigung Kranker wirkt zunächst als psychisches Heilmittel; daraus ergiebt sich, daß sie je nach Alter, Art und Befinden der Kranken verschieden sein muß. Verfasser stellt die Forderung auf: Beschäftigung soll nicht Arbeit, sondern Erholung für die Kranken sein: der Patient muß freiwillig eine Beschäftigung übernehmen, event. durch Lob und Aufmunterung dazu gebracht werden. Am reinsten tritt der Charakter der Erholung beim Spielen hervor: Damespiele, Ge- duldspiele, auch Kartenspiele, soweit sie nicht Glücksspiele sind und den Patienten ausregen, sind hier zu empfehlen. Auf der anderen Seite steht die Lektüre, die sich natürlich in erster Linie nach dem Bildungsgrad des Kranken richten muß. Zwischen Spiel und Lektüre liegen Beschäftigungen geistiger Art, wie Be trachten von Bildern, z. B. auch von Postkarkenalben u. s. w. In Krankenhäusern werden die Kranken sich ost mit kleinen Hilfeleistungen gegen ihre Leidensgenosten beschäftigen. Prof. Zimmer betrachtet dann die Beschäftigung Kranker als Er ziehungsmittel und stellt dabei den Satz an die Spitze: Kranke vflegen heißt nicht Menschen erziehen; wohl aber kann die Er ziehung, wenn nicht Zweck, so doch ein erwünschter Erfolg der Beschäftigung sein. Auch diese Frage bezieht sich wieder vor Allem auf den Aufenthalt im Krankenhause. Der Kranke wird als einzelne Persönlichkeit erzogen, indem man die Freude an der Arbeit in ihm erweckt. Dann aber wird er auch als Mensch den Menschen näher gebracht, er hilft anderen Patienten und dem Krankenpersonal allein aus dem Gefühl drs Mitleids resp. der Dankbarkeit. — Obst und Brot. Man hört oft von Erkrankungen, die durch Wassertrinken nach genossenem Obste auftreten. Manche Eltern, ängstlich gemacht, entziehen ihren Kindern das gesunde, wohlschmeckende und blutreinigeude Obst. DaS ist nickt nöthig. Man merke: Immer mit dem Obste gebe man den Kindern Brot zu essen. Merkwürdigerweise entsteht dann kein Durstgefühl. — Verwendung der Gurken. Mehr als man glaubt, sind die Gurken statt einer der Gesundheit nachtheiligen Gabe Gottes vielmehr eine, vom diätetischen Gesichtspunkte aus betrachtet, für die Gesundheit recht geeignete Frucht und eS kommt dabei nur auf die Art und Weise der Zubereitung an, waS in erster Reihe' die Gurke betrifft, in der Salatbereitung. ES ist ganz falsch, zu glauben, der Salat müsse aus recht feinen Scheibchen bestehen, denn dadurch geht der Gurkensaft verloren, und die Scheibchen, welche lederartig werden, können nicht so gut zerkaut werden und belästigen daher den Magen. Der Russe bereitet deswegen wohl auch nur den Gurkensalat aus ziemlich dscken Scheiben, und in der That ist der Salat ans diese Weise nicht bloß gesünder, sondern auch wohlschmeckender. Der Gurkensaft hat überhaupt, namentlich sriscb, mancherlei heilsame Wirkung. So ist er ein Kühltrank bei Fiebern, bei Blutwallungen, bei Herzklopsen und Kopfschmerzen. Als Waschmittel angewcndet, beseitigt er Gesichtshitze und Röthe der Haut. Ueberhaupt ist der Saft der Gurke ein sehr erfrischendes, die Verdauung beförderndes, die Lungenthätigkeit erleichterndes und die Ausdünstung der Haut unterstützendes Mittel. Man kann ihn bereiten, indem man ihn einfach aus zerstückten Gurken auspreßt und die Kerne entfernt. Man kann aber auch die m Scheibchen geschnittene Gurke nach vorheraegangener Entfernung der Schale erst etwas salzen und »ach einer Viertelstunde auspressen. Zur Erhöhung der kühlenden und auflösenden Eigenschaft des Saftes kann man ihn auch etwas ansäuern mit Beimischung von ein wenig Weinessig. — Erledigt: eine ständige Lehrerfielle an der Schule zu Brunndöbra bei Klingenthal. Kollator: die oberste Schulbe hörde. Einkommen einschließlich WohnungSgeld 1400 und bis auf Weiteres 180 für 5 Ueberstunden. Vom 1. Januar 1900 ab tritt eine Gehaltsstaffel mit 3000Höchstgehalt in Kraft. Gesuche mit allen erforderlichen Unterlagen bis zum 25. August an den K. Bezirksfchulinspektor Schulrath Dr. Bräutigam in Auerbach, Vogt!.; — die dritte Lehrerstelle in Erbisdors. Kol lator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200^Grund gehalt, 72 für Fortbildungs- und 36 für Turnunterricht und freie Wohnung mit Garten. Gesuche sind bis zum 25. August an den K. Bezirksschulinspektor Schulrath Dr. Winkler in Freiberg einzureichen. — Zu besetzen: die 3. ständige Lehrer stelle an der Schule zu Hohnstädt. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen außer freier Wohnung im 3. Schul hause und Gartengenuß 1200 <^. Bewerbungsgesuche sind unter Anschluß sämmtlicher Unterlagen bis in die neueste Zeit bis zum 21. August beim K. Bezirksschulinspektor in Grimma einzureichen. — Königl. Landgericht Freiberg. Von der zweiten Ferienstraskammer wurden gestern verurtheilt: 1) der Bäcker Franz Bruno Heinze aus Unterdöhlen wegen Majestätsbeleidigung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Beleidigung, Landstreichens und Bettelns zu 3 Jahren Gefängniß, 10 Wochen Haft und Ueberweisung an die Landespolizeibehörde; 2) der Handarbeiter ikarl Robert Richard Scheinpflug, am 14. August 1868 in Lichten berg geboren, ebenda wohnhaft, wegen Rücksallsdiebstahls zu 6 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust; 3) der Handarbeiter Karl Sieron, geboren den 8. Februar 1874 zu Solarnia, Kreis Ratibor, zuletzt wohnhaft gewesen in Breslau, wegen Rücksallsdiebstahls und Bettelns zu 3 Monaten Gefängniß und 1 Woche Hast, welch letztere durch die erlittene Unter suchungshaft für verbüßt zu gelten hat; 4) der Handarbeiter- Wilhelm Johann Richard Hirschfelder, geboren den 9. April 1872 zu BreSlau, zuletzt wohnhaft gewesen ebendaselbst, wegen Diebstahls und Bettelns zu 1 Tag Gefängniß und 1 Woche Haft, welche Strafen durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt anzusehen find. r Berthelsdorf, 9. August. Mit Beginn dieser Woche haben hier die vierzehntägigen Ernteferien ihren Anfang ge nommen. Freitag, 25. August, findet hier ein Schulfest statt. O Frauenstein, 8. August. Dem Feuerwehrverband Frauenstein und Unigegend, der kürzlich in Pretz chendors seinen 15. Verbandstag abhieck, gehören 5 Feuerwehren (Frauenstein, Nassau, Reichenau, Mulda und Pretzschendorf) mit 201 aktiven und 47 passiven Mitgliedern an. Im Jahre 1898 wurden von den Verbandswehren 65 Hebungen (54 Gesammt-, 5 Steiger» und 6 Spritzenübungen) abgehalten. Es fanden 20 Kommando-, 53 Compagnie- und 4 Hauptversammlungen statt. An Feuerdienst waren zu verzeichnen: 1 Großfeuer im Orte, 10 Großseuer außerhalb des Ortes, 5 Mal rückten Wehren aus, ohne in Thätig- keit zu treten, 1 Mal erfolgte blinder Alarm, zusammen rückte man also 17 Mal zum Feuerdienst aus. Es wurden erworben 5 erste und 3 zweite Prämien, in Summa 225 Mark. Den 5 Verbandsfeuerwehren stehen zur Verfügung: 7 Saug- und Druckspritzen, 3 Druckspritzen, 11 kleinere Handspritzen, 34 Eimer, 1595 Meter Schläuche mit 109 Paar Verschraubungen, 37 Schlauch binden, 4 Mannschafts- und Gcräthewagen, 1 Anstellleiter mit und 17 Anstellleitern ohne Unterstützungsstangen, 6 einholmige und 10 zweiholmige Hakenleitern, 5 Tachleitern, 10 Schlauch haspeln, 61 Steigerbeile, 81 Aexte, 50 Steigerleinen, 6 Schlauch halter, 3 Schlauchbrücken, 4 8-Haken, 1 Klappleiter, 3 Feuer wehrapotheken und andere Ausrüstungsgegenstände. — Der nächstjährige Verbandstag findet in Nassau statt. Bei dem in Pretzschendorf abgehaltenen Verbaudstag wurde folgenden Mit gliedern der Pretzschendorfer Feuerwehr: Gutsbesitzer Emil Klemm, Klempnermeifter Ernst Straßberger, Gutsbesitzer Ernst Geißler und dem Ortsdiener Heinrich Zimmermann für zehn jährige treue Dienstzeit das Diplom und die Dienstlitze überreicht. -- Neuhausen, 8. August. Unter Betheiligung mehrerer auswärtiger Brudervereine veranstaltete am Sonntag der hiesige Turnverein sein diesjähriges Schauturnen. Eröffnet wurde die Festlichkeit durch einen Umzug durch den Ort. Nach 4 Uhr be gannen vor zahlreichen Zuschauern die turnerischen Uebungen, bestehend in Freiübungen, Geräthe- und Kürturnen. Leider ereignete sich hierbei ein Unfall. Nach beendigter Uebung turnte ein Turner noch einmal nm Pferd; er kam dabei zum Fallen und brach den linken Unterarm. )-( Hainichen, 8. August. Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr zog über unsere Stadt und Umgegend ein schweres Gewitter, welches von heftigen Donnerschlägeu und starkem Regen begleitet war. In Mobendors traf ein Blitzstrahl das Wohnhaus des Wirthschaftsbesitzers Herbst. Der Blitz richtete in zwei Räumen großen Schaden an und tödtete im Kuhstall eine Kalbe. )-( Bockendorf, 8. August. Vor einigen Tagen erkrankte hier wiederum ein Pferd, und zwar im Gehöft des Herrn Guts besitzers Grießmann, an der Gehirn- und RückenmarkSeutzündung (Bornaischen Pserdekrankheit). Schon des Oefteren wurde Grillenburg in diesem Sommer durch Jugendstreiche, die mehr an Rohheit grenzten, belästigt. Friedliche Einwohner störte man im Schlafe, an Getreidefelvern richtete man Schaden an u. s. w. Dieser Tage ist es gelungen, die Urheber dieser Streiche in der Person eines HilsSexpedienten und eines Bäckergesellen zu ermitteln. In DresVen verstarb gestern Professor vr. Fleckeisen, Herausgeber der „Jahrbücher für Philologie und Pädagogik". Das Kgl. sächsische Gardereiter-Regiment in Dresden führte am Montag Abend eine sehr interessante Nachtübung aus. Das Regiment rückte in voller Ausrüstung nach Pieschen; im sogenannten Pieschener Winkel wurde der Strom durch schwommen. Die Mannschaften nahmen in Pontons Platz, während die Pferde am Zügel gehalten wurden und so den Strom durchschwammen. Siguallaternen gaben die Stelle an, an der die Landung erfolgen sollte. Das gesammte Regiment erreichte auf diese Weise in verhältnißmäßig kurzer Zeck das gegenüber liegende Ufer. In der Nacht zum Dienstag schoß sich in Leipzig eine 21 Jcihre alte stellenlose Verkäuferin mehrere Kugeln in die Brust. Als Grund zur That giebt sie in einem Briefe an ihre Schwester unüberwindliche Schwierigkeiten bei Ergreifung der Schauspielerlausbahn an. Eine Zeitung in Chemnitz hatte sich an die Polizei um Uebermittelnng des täglich erscheinenden Polizeiberichts gewendet. Dem Zeitungsverlag ist nun eröffnet worden, daß man das Gesuch ablehne und nur das Amtsblatt einen täglichen offiziellen Polizeibericht mitgetheilt erhalte. Vor der Ferienstrafkammer des Landgerichtes Zwickau wurde gegen den Fleischernleister Karl Robert Thomä aus Meerane verhandelt, weil er dem von ihm in den Handel gebrachten Hack fleisch das Meat Preserve-Salz zugesetzt hatte, um dem Fleisch ein besseres Aussehen zu geben. DaS Salz enthält bekanntlich schweflig saures Natrium und ist nach einer Denkschrift de» Kaiserlichen Gesundheitsamtes geeignet, namentlich schwächlichen Personen gefährlich zu werden. Wie überall, so hatte auch der Stadtrath in Meerane Bekanntmachungen mit dem Verbot der Anwendung dieses Mittels verschiedene Male erlassen. Trotzdem behauptete Thomä, nichts von der Schädlichkeit deS Salzes gewußt zu haben. Der Einwand wurde nicht beachtet und Thomä zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt. Bürgermeister Hr.jur. Ay in Meitze« ist auf Lebenszeit als Bürgermeister von Meißen gewählt worden. Beim Laden der Gewehre anläßlich eine- Prämienschießenr in Wurzen ging dem Leiter des Schießstandes durch unvor sichtige Berührung deS Drückers einer Windbüchse vorzeitig der Schuß los, von welchem seine den Apparat bedienende Ehefrau in das rechte Auge getroffen wurde. Die Verletzte mußte sofort in die Augenklinik nach Leipzig überführt werden. Infolge einer zur Zeit in Borna herrschenden Masernepidemie ist auf Anordnung des königlichen Bezirksarztes die Bürger- und Fortbildungsschule auf 14 Tage geschlossen worden. Durch einen Blitzstrahl getödtet wurde am Sonnabend du Altenberg ein mit Erntearbeiten beschäftigt gewesener Land mann. Der Blitz fuhr aus einer unscheinbaren Wolke hernieder, so daß von einem eigentlichen Gewitter nicht die Rede sein konnte. An dem Leichnam konnte der Weg, den der Strahl genommen hatte, deutlich festgestellt werden. Der Strahl suhr in die rechte Halsseite, trat zur Brust aus dem Körper heraus, lief an der Ührkette entlang zur Uhr, dieselbe demolirend, und trat abermals in den Leib ein; schließlich gelangte der Blitz durch den Ellbogen in die Erde. Ein bei dem Getödteten zugegen gewesener Hund wurde gleichfalls erschlagen. Nach amtlicher Meldung sind gestern in Löbtau drei neue typhusverdächtige Fälle festgestellt worden. Eine im Schillergarten zu Blasewitz stehende Myrthe, die an Alter und Größe von keiner anderen in Deutschland erreicht wird, beginnt jetzt zu blühen. Der Baum stammt aus dem Nachlaß des Staatsministcrs Grafen Beust, ist 200 Jahre alt, seine Höhe beträgt über 5 Meter. Selbst die berühmte Orangene des Königl. Schlosses Herreuhauseu bei Hannover hat ein gleiches Exemplar nicht im Besitz. Als die Frau des WirthschafkÄlesttzerS Loos in Ehren- frieversvorf mit dem Füttern des Viehes beschäftigt war, wandte eine Kuh plötzlich den Kopf und traf hierbei die Frau so unglücklich mit dem Horn in ein Auge, daß es sofort auslies. Der König hat dem Kgl. sächs. Militärverein zu Neuwitten- vorf bei Zwickau ein kostbares Fahnengeschenk sür dessen neue Fahne verliehen. In Wenvishain bei Leisnig schlug der Blitz in das dem Gutsbesitzer Bauch gehörige Gehöft. Das Seitengebäude, mit der reichen Ernte gefüllt, ging sogleich in Flammen auf. Ein Theil des Viehbestandes ist umgekommen. Kunst, Wissenschaft, Literatur. " Ueber Nicharv Wagners Vorfahren. Wenn die geistige Vererbung nicht ein leeres Wort ist, und wenn es wahr ist, daß, wie Taine behauptet, ein Künstler niemals eine isolirte Erscheinung, sondern eine Resultante ist, mußte man unter den Ascedenten Richard Wagners einen ganzen Stamm von Vor fahren finden, die das Erscheinen dieses Mannes, der sich nicht nur für einen Komponisten, sondern auch für einen Erzieher und Philosophen hielt, vorbereitet haben. Die Hypothese wud vollständig bestätigt durch die Studie, die CH. Joly in der „Neuen Revue" über die Vorfahren Richard Wagners veröffent licht. Der älteste, dessen Spur er entdeckt hat, Samuel Wagner, war im 17. Jahrhundert Schulmeister, Kantor unh Organist in Tammenhain bei Leipzig. Alle seine Nachkommen mit nur zwei Ausnahmen waren Lehrer; nach deutschem Brauch verbanden sie, wie er, das Amt des Pädagogen mit dem des Musikers. Einer der hervorragendsten war der Großvater des Komponisten, Gott lob Wagner, geboren im Jahre 1736. Eine feurige, thätige, aber zu Abenteuern hinneigende Natur, widmete er sich erst der Kirche und machte an der Hochschule zu Leipzig glänzende Fortschritte. Aber ein Skandal verschloß ihm die geistliche Laufbahn. Er trat in die Leipziger Zollverwaltung ein, errang sich dort eine sehr hohe Stelle und leitete mit großer Sorgfalt die Erziehung seiner beiden Söhne. Der Aelteste, Karl Friedrich Wilhelm, wurde Polizeiregistrator am Gericht zu Leipzig. Er war ein sehr tüchtiger Mann, und als Napoleon in Sachsen eine Sicher heitspolizei organisiren wollte, wurde Friedrich Wagner dem Marschall Davoust als der einzige Mann bezeichnet, der fähig wäre, den Sicherheitsdienst zu lecken. Er hatte aber eine be sondere Vorliebe für das Theater und die Musik. Ein fleißiger Besucher des Schauspielhauses, Mitglied einer Liebhabergesell- fchast, die während der Ferien der regulären Truppe Vorstellungen gab, nahm er lebhaften Antheil an der Gründung der Gewand haus-Konzerte, die noch heute in ganz Deutschland berühmt sind. Wenn also auch der Vater Richard Wagners der Eine von seinen beiden Vorfahren ist, die nicht das Doppelanck als Erzieher und als Musiker ausgeübt haben, so flößte doch gerade er dem Ver fasser der „Tetralogie" jene Liebe zum Theater ein, die ihn lange Zeit zwischen der Dramaturgen- und der Komponisten- Laujbahn schwanken ließ. Berg» und Hüttenwesen. -- Deutschlands Silberproduktion hat im Jahre 18S8, wie amtliche Quellen berichten, 450578 Lx im Werthe von 38157000 Mk.gegen 405909Irx im Werthe vonMk. 5189SM im Jahre 1888 betragen. Die Produktionsmenge hat sich somit seit 1888 um 18,4 pCt. vermehrt, während infolge rückgängiger Bewegung der Sllberpreise der Werth um 25,8 pCt. zurückgegangen ist. Im Jahre 1888 kostete das Kilogramm Silber rund Mk. 127, im Jahre 1898 nur mehr Mk. 79. Es geht aus dem amtlichen Bericht weiter hervor, daß Deutschland mehr Silber aus aus ländischen als ans inländischen Erzen gewinnt. Der größte Theil deS in Deutschland gewonnenen Silbers geht, weil dieses Metall leider in Deutschland demvnetisirt ist, »ns Ausland, namentlich nach Rußland, welches im Jahre 1898 für 15,3 Millionen Mark Silber (192,195 Kl.) ausnahm. Die Silberproduktion Rußlands ist schon feit Jahren im Rückgang begriffen; trotzdem beabsichtigt die russische Regierung, die Silbereinfuhr mit einem erhöhten Zolle zu belegen, eine Maßregel, die für Deutschland eine abermalige Eutmerthung des Silbers bedeutet. Das alles haben wir der Goldwährung zu verdanken, obgleich dieselbe bis heule nur theoretisch, beziehentlich halb durchgeführt rstl Verschiedenes. * Ausbruch der Tollwuth nach durchgcführtei Pasteurscher ttur. Aus Prag wird gemeldet: Am 15. Mai d. I. wurde in Hohenmauth der dreißiglährige Arbeiter Wenzck
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