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MivergerAnzeig^ und TaaMM und Tageblatt «MidUM W die Miglützca mid MMtll BehSrdc« zu Freiderz wo Som». »erarttwottNche Leitung der Redaktion: Georg Nnrkhnrdt. . Erscheint jeden Wochentag Abends >/,» Uhr für den ! anderen Tag. Preis vierteljährlich 1 Mk. 80 Psg. 1 f- a einmonatlich 60 Psg.; durch die Post 2 Mk. LS Psg. SL Jahrgang. > Donnerstag, sen 10. Aagnft. Inserate werden bi« Bormittag» 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzelle 15 Psg. Außerhalb deS Landgerichtsbezirks 16 Psg. 18SS. Zwangsversteigerung. DK im Grundbuch« auf den Namen Georg Friedrich Böhme'- in Oberschöna ein getragene« Grundstücke, als: 1. das Hatbhufengnt unter Nr. 77 des Brandkatasters, den Nrn. 157 a, 157b, 410, 411, 412, 413 und 414 des Flurbuchs und Folium 83 des Grundbuchs für Wegefarth, 5 du 35,0 n groß, mit 242,83 Steuereinheiten belegt und lokalgericht lich auf 8773 Mk. — Psg. geschätzt, und L das bebaute Landgrundstück unter Nr. 87 des Brandkatasters, Nr. 595 a des Flurbuchs und Folium 162 des Grund- und Hypothekenbuchs für Oberschöna, — da 42,8 a groß, mit 97,70 Steuereinheiten belegt und lokalgerichtlich auf 8000 Mk. - Pfg. geschätzt, sollen im hiesigen Königlichen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der SS. August 1899, Bormittags 1« Uhr, als Versteigerungstermin, 'sowie »er IS. September 1899, Vormittags 11 Uhr, «IS Termin zu Verkündung des Bertheilungsplans anberaumt worden. Eine Nebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres RangverhältnifseS chm» in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Zum Bieten wird nur zugelassen, wer seine Bereitschaft zur Zahlung oder Sicherstellung sd« bestehenden Bestimmungen gemäß nachweist. Freiberg, den 27. Juni 1899. Königliche- Amtsgericht, Sbth. I. 2». 12/99 Nr. 21. »r. Nicolai. Belauntmachimg. Künftigen Freitag, den 11. August 1SSS von Nachmittags S Uh* ab sollen im städtischen Röhrhofe, Mönchsstraße, altes Bauhol-, Bretter «ud Hobel» späne gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werde«. Freiberg, den 8. August 1899. Das Etadtbauamt. BSiewvie. Lt Auf Folium 117 des hiesigen Handelsregisters ist heute die Firma Hugo Schubert in Großhartmannsdorf und als ihr Inhaber der Kaufmann Herr Otto Hugo Schubert iu Groß hartmannsdorf eingetragen worden. Brand, den 5. August 1899. Das Königliche Amtsgericht. I. V. Reg. I 91/99. Asi. Suu«».Hgo. Bekanntmachung. Die städtische Sparkasse «u Brand verzinst Anlagen mit 8*/,°/» und gewährt Darlehne auf Grundstücke bei mündelmäßiger Sicherheit. Expeditionszeit: 8—12 Uhr Vormittags und L—L Uhr Nachmittags an jede» Werktage. Brand, am 1. August 1899. Der Stadtgemeinderath. Velar. ...... — . , — Die auf den 10. August a. e« in Mulda anberaumte Versteigerung einer eiserne« Hobelmaschine hat sich erledigt. Brand, den 8. August 1899. SNIderM»»», Gerichtsvollzieher. Die itzt her hevtschea Arbeit. — Anfang August. — o.Jm deutschen Wirthschaftsleben macht sich seit kurzer Zeit leine Erscheinung bemerkbar, die für die Lage des Arbeitsmark- teS kennzeichnend ist: manche Erwerbszweige müssen mit hal ber Kraft arbeiten, nicht weil sie zu wenig Äufträge haben, son dern weil es an Rohstoffen fehlt. Die Eisenindustrie hat zu wenig Eisen, uzn den Betrieb in regelmäßiger Weise aufrecht er halten zu können. So müssen namentlich die Walzwerke theil- weise still liegen. Es herrschte in der letzten Zeit geradezu eine Eisennoth. Natürlich ist der Eisenpreis immer mehr in die Höhe gegangen. Die rasche Steigerung desselben hat für manche Industrien die sonstigen Vortheile der gegenwärtigen Geschäfts lage erheblich vermindert. Die hohen Eisenpreise lassen sich nicht überall auf den Preis der Waare übertragen. So er klärt es sich, daß manche Industrien wohl sehr lebhaft beschäf tigt sind, aber doch weniger Gewinn abwerfen, als man im All gemeinen annimmt. Das ist besonders in solchen Eisen ver brauchenden Erwerbszweigen der Fall, in denen die Fabrikan ten durch ein Uebereinkommen ein Heraufsetzen der Waaren- chreise nach Maaßgabe der Preise der Rohstoffe möglich gemacht haben. Viele Werke der Eisenindustrie gehen heute auf bindende Lieferfristen überhaupt nicht mehr ein. Selbst staatliche Ver waltungen mit großem Bedarf müssen froh sein, wenn ihm Aufträge nur annähernd zu der in Aussicht genommenen Zeit ausgeführt find. Die gegenwärtige geschäftliche Hochfluth wirft, wenigstens in der Eisenindustrie, alle früheren Gewohn heiten über den Haufen; wie sie vielfach zu einer neuen und bef- seren Technik überging, so hat sie auch ganz neue geschäftliche Grundsätze geschaffen. Die meisten Eisenwerke sind bis weit in das nächste Jahr hinein bereits vollauf beschäftigt. Ueber- stunden sind fast zur Regel geworden. Die Arbeiter werden mehr angestrengt als in ruhigen Geschäftszeiten, doch auch ihr Einkommen ist ein erheblich höheres geworden. Dieser groß artige Aufschwung ist in einem wesentlichen Umfange auf die Bestellungen zurückzuführen, die von den deutschen Eisenbahn verwaltungen gemacht sind. Die preußische Staatsbahnver waltung wird in nächster Zeit abermals 5000 Wagen bestellen; das ist ein verschwindender Auftrag gegenüber der ganz außer gewöhnlichen Vermehrung der Eisenbahnfahrzeuge aller Art, die in den letzten Jahren m sämmtlichen deutschen Bundesstaa ten stattgefunden hat. Vielfach waren die Verkehrsmittel der deutschen Bahnen hinter denBedürfnissen zurückgeblieben. Man sah sich daher in einer Zeit lebhaften Geschäftsganges mit ge steigertem Güter- und Personenverkehr in besonders dringender Weise veranlaßt, jenem Uebel abzuhelfen. Zahlreiche neue Bahnen wurden gebaut, die vorhandenen Bahnhofsanlagen mußten vergrößert werden; überhaupt ging man bei Bauten aller Art mehr und mehr zu der Eisenkonstruktion über. In zahlreichen deutschen Städten wurden auch die Pferde- und elek trischen Bahnen erheblich ausgebaut, dazu der größere Bedarf der Maschinenbauanstalten; alles wirkte zusammen, um die ge- sammte Eisenindustrie bis auf das Aeußerste anzuspannen. Natürlich wird einRückschlag erfolgen. Der durch ein früheres volkswirthschaftlich übel angebrachtes Sparsamkeitssystem jäh emporgeschossene Bedarf der Staatsbahnen wird bald nach lassen. Es wird bei diesen großen Bestellungen ein Ruhepunkt eintreten, der für die Eisenindustrie jedenfalls ein Wendepunkt sein wird, wenn es ihr nicht gelingt, durch sehr große Lieferung nach dem Auslande die Schmälerung des Bedarfs im Jnlanoe auszugleichen. Das wird kaum möglich sein, so hohe und be rechtigte Achtung besonders auch unsere Eisenindustrie im Aus lande genießt. Der gewaltige Aufschwung dieses Erwerbszweiges hat den Kohlenbergbau in der günstigsten Weise beeinflußt, finden doch etwa 80 Prozent der gesammten Kolscrzeugung in der Eisenin dustrie Verwendung. Man kann sich ein Bild von derFörder- ung der Kohlenzechen machen, wenn man berücksichtigt, daß im rheinisch-westfälischen Grubenbezirk in der letzten Zeit etwa 1000 Eisenbahn-Doppelwagen täglich für die Kohlenbeförder ung in Anspruch genommen wurden. Im Jahre 1898 hatte im Oberbergamts - Bezirk Dortmund die Stemlohlenförderung gegenüber dem Vorjahre einen Zuwachs von rund 2 600 000 Tonnen zu verzeichnen; dieser Zuwachs würde noch größer sein, wenn die Förderung der Zechen nicht durch die Bestimmungen deS Syndikats festgelegt wäre. Die Verhältnisse in Schlesien und Sachsen sind denen in den rheinisch-westfälischen Gruben bezirken ähnlich, in mancher Beziehung selbst noch günstiger. So hatten manche Gruben in Westdeutschland in der letzten Zeit mit der Unzufriedenheit der dort immer mehr anschwellen- oen polnischen Arbeiterbevölkerung zu kämpfen. Die Löhne sind im Bergbau nicht derart in die Höhe gegangen, wie in ein zelnen Zweigen der Eisenindustrie, in der gute Akkordarbeiter gegenwärtig zuweilen 8 bis 10 täglich verdienen sollen. Im Bergbau beträgt die Steigerung der Löhne gegen das Vorjahr etwa fünf Prozent, so daß ein unter der Erde beschäftigter tüch tiger Arbeiter heute etwa 4,50 bis 5 verdienen kann. Na türlich gehen auch viele Bergleute mit weit geringeren Löhnen von der Schicht. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß die Arbeiter der gesammten Eisen- und Maschinen-Jndustrie heute am höchsten bezahlt werden. Nur in einzelnen Städten hat ein Theil der Maurer, Steinmetzen und Bildhauer gegen wärtig ein höheres Einkommen; doch ist zu berücksichtigen, daß es sich in diesen Erwerbszweigen vielfach um die Bezahlung von Saisonarbeit handelt. In der Fahrradindnstrie sind seit der bekannten Krise und seitdem die Preise für die Räder erheblich zurückgingen, auch die Arbeiterlöhnc gesunken. Im Bauge werbe liegen die Verhältnisse zwar für die Unternehmer nicht so günstig wie in den letzten Jahren, doch ist die Bezahlung der Ar beiter fast überall in den größeren Städten eine bessere gewor den. Auch die Arbeiter der chemischen Industrie verdienen gegenwärtig fast überall einen guten Lohn. Die Beschäftigung dieser Industries noch immer eine günstige, doch sind ihr be reits die großen''Bemühungen ausländischer Märkte, gewisse chemische Fabrikate selbst herzustellen, fühlbar. Namentlich die Vereinigten Staaten von Nordamerika machen derartige Anstrengungen. Einzelne große deutsche chemische Fabriken haben sich in der letzten Zeit bereits genöthigt gesehen, dort Nie derlassungen zu gründen, um nicht aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Am längsten werden die Aussichten jedenfalls für die Anilinfarbenindustrie günstig bleiben, da es den Amerikanern bei der schnellen Entwickelung ihrer Textilindustrie, wahrschein lich noch für geraume Zeit ganz unmöglich sein wird, die im Dienste dieser Erwerbszweige stehende chemische Industrie ent sprechend zu vervollkommnen. Der Einfluß der Textilindustrie der Bereinigten Staaten auf die Lage der gleichartigen deutschen Großgewerbe ist be kanntlich schon seit einer Reihe von Jahren ein ganz unverkenn barer. Selbst in Zeiten guter Beschäftigung drückt dieser Ein fluß einzelnen deutschen Textilgewerben sein Zeichen auf. So sind auch gegenwärtig, bei verhältnißmäßig großen Aufträgen, m allen Zweigen der Wirkerei die Preise niedrig. Es gelingt nicht, dieselben durchgreifend zu bessern, seit gleichzeitig mit der Entwickelung der Wirkerei in den Vereinigten Staaten auch der Mitbewerb m Deutschland ein größerer geworden ist. An der Unmöglichkeit, unter den geltenden Verhältnissen den Waaren- preis höher zu stellen, müssen auch alle Bemühungen scheitern, dauernd und erheblich die zum Theil sehr niedrigen Löhne der Wirkereiarbeiter zu bessern. Es ist überhaupt irrig, anzuneh men, daß durch den Aufschwung vieler Großgewerbe in den letzten Jahren sich auch die Lage aller ihrer Arbeiter gebessert habe. Die Ursachen, die in der Wirkerei die Früchte der Arbeit schmälern, beeinflussen auch noch andere Textilgewerbe, so die Weberei, die Spinnerei und selbst die Spitzen- und Posamen- tenindustrie. Non Ausnahmen abgesehen, sind in allen diesen Erwerbszweigen entweder die Weltmarltspreise sehr niedrig, oder die Herstellungskosten sind so in die Höhe gegangen, daß selbst bei besser gewordenen Waarenpreisen oer Gewinn ein ge ringer ist und natürlich auch die Arbeiterlöhne nicht jene Steige rung erfahren haben, die fast überall in der Eisenindustrie und im Baugewerbe eingetreten ist. In einzelnen Textilzweigen wird selbst behauptet, daß die Löhne gesunken seien. Die Mie- then sind jedoch überall, auch in Jndustriedörfern, gestiegen, da bei sind die Fleischpreise dauernd hoch. Man kann daher nicht von einer allgemein erhöhten Lebenshaltung sprechen; dieseloe ist besser geworden, aber nur für einzelne besonders gut bezahlte Klassen der Arbeiter. Auf diese beschränkt sich auch im wesent lichen die Steigerung des Fleischverbrauchs. Die gegenwärtige Lage oer großen deutschen Papier-Indu strie wird von Fachleuten geradezu als eine bedrängte bezeichnet. Es fehlen diesem Erwerbszweige die ausgedehnten Exportge biete, die er früher besaß. Er ist aus denselben immer mehr zurückgedrängt, da die Papierindustrie in denVereinigten Staa ten, in Kanada und in Skandinavien unter bedeutend günsti geren Bedingungen als die deutsche arbeitet. Durch das gün stige Wetter der letzten Zeit, die immerhin bedeutende Bauthä- tiakeit und durch die Einführung neuer Muster sind der Glas industrie erhebliche Aufträge zugeflossen, auch die Fabrikation von Blechwaaren und Möbeln ist im Allgemeinen gut beschäf tigt. Doch fehlt es in allen diesen Industrien wohl an wirklich tüchtigen gelernten Gehilfen, aber mcht an gewöhnlichen Arbei tern; dagegen ist die Leutenoth in der Landwirthschaft auch in diesem Sommer in einigen Gegenden wieder unverkennbar. Politisch« Umschau. Freiberg, den 9. August. Der deutsche Botschafter in Paris, Graf Münster, ist in den Fürstenstand erhoben worden. Ueber die Schiedsgerichtsfrage schreibt Karl von Stengel in den „Münch. Reuest. Nachr.": „ES soll gar nicht in Abrede gestellt werden, daß die Schiedsgerichtsidee noch weitere Fortschritte machen und in Folge dessen es mehr und mehr völkerrechtliche Uebung werden wird, alle minder wichtigen Streitig keiten unter Staaten auf dem Wege des schiedsgerichtlichen Ver fahrens zum Avstrage zu bringen, während allerdings für Streitig keiten, welche Lebensfragen der Völker betreffen, der Krieg stets das letzte Mittel bleiben wird. Man kann diese Entwickelung in gewissem Sinne begrüßen; es fragt sich aber dann immer noch, ob gerade Deutschland Anlaß hat, die von den Friedens freunden vertretene Idee des obligatorischen schiedsgerichtlichen Verfahrens zu fördern. Die Antwort kann wohl nur verneinend lauten. — Daß Deutschland friedlich gesinnt ist, hat es oft und lange genug bewiesen, ebenso steht es außer allem Zweifel, daß die Reichsregierung geneigt ist, jede Streitigkeit, die zwischen ihr und einer andern Regierung entstehen sollte, durch ein Schieds gericht entscheiden zu lassen, wenn es die Umstände und vor allem Deutschlands Ehre und Lebensinteressen irgendwie zulassen. Andererseits hat aber Deutschland am allerwenigsten Anlaß, sich durch obligatorische Schiedsverträge die Hände zu binden. Im Privatleben mag der Einzelne sich dabei beruhigen, daß er zum Schutze seines Rechts gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen kann. Im Verkehr der Staaten liegt aber die Sache doch wesentlich anders. Ein Staat, namentlich ein Großstaat, der sich darauf verlassen würde, daß er im Falle von internationalen Streitigkeiten für seine Rechte Schutz durch eiu Schiedsgericht fände und der in Folge dessen seine mili tärischen Rüstungen vernachlässigen würde, hätte bald seine Bedeutung verloren und würde die Erfahrung machen, daß man im Hinblicke auf seine Schwäche auch seine Rechte nicht mehr achten würde. Der beste Schutz für das Recht eines Staates ist und bleibt immer sein gutes Schwert." Ueber den Stand und die Entwickelung der Seestreit kräfte der Haupseestaaten hat Contreadmiral z. D. Plüdde- manu in den „Neuen Militärischen Blättern" einen beachtens- werthen Artikel veröffentlicht. Der bekannte Marineschriststeller bemerkt u. A.: Deutschland ist mit seinem Schiffsbau sehr zurück»