Volltext Seite (XML)
1. Anlage z«m Arnöngn Anzeiger und Hageölatt. HO. Sonntag, de« 14. Mai. - 1899. ' Der M-nidm in Serli« Unser Md zeigt die Süßere Ansicht der Hauptfront des neuen Domes in Berlin. Als ein wahres Meisterstück der Baukunst kommt derselbe an Stelle des alten und wird nach den Plänen Don Julius Raschdorfs im italie nischen Renaissancestil errichtet werde«. Be kanntlich folgte die Schließung deS alte« Dome» gegen Ende des Jahres 1892, nachdem im Garten des Schlosses Montbijou der neue JnterimSdom fertig gestellt worden, wohin auch di« in der alten Domgruft placirt ge wesenen Särge überführt worden find. Nach dem die erste Andacht in diesem JnterimSdom in Anwesenheit des Kaisers und anderer hoher Fürstlichkeiten und Würdenträger stattgefunden, ist mit dem Abbruch der altehrwürdigen Dom kirche begonnen worden. Di« neue kaiserliche Hof- und Domkirche wird in der Hauptsache aus einer mit 110 Meter hohen Kuppel über wölbten Predigtkirche für 2000 Kirchgänger mit dem Altarraum an der Ostseite bestehen, an die sich, nach Norden bin die Gruftkirche, nach Süden die 160 Personen fassende Hof kapelle für Taufen und Trauungen anschließen . wird. Die SO Meter breite und etwa 80 Meter ^Vauptmasse der Domgruppe an der Lustgartenseite wird außerdem noch bekrönt an beiden Ecken durch 2,85 Meter hohe Glockenthurme. Die Kosten find auf 10 Millionen festgesetzt. Die Vollendung deS DomeS, der rund 6000 Quadrat-Meter bedeckt, v'rd zum Januar 1900 erwartet. " Die SettMscher. Eine lustige Leutnants-Geschichte von Alwin Römer. (3. Fortsetzung u. Schluß.) Nachdruck verboten.) Leise huschten sie jetzt die Treppe hinauf, die nur spärlich be leuchtet war. „Wir nehmen di« Flurlamp« mit!' sagte Betty. „Sie wird doch genügen?' „Vollständig!' erklärte er. Zitternd schloß Betty auf. ES war doch eine sonderbare Situation, in die sie sich da hatte locken lassen. Wenn sie jetzt Jemand überraschte? Klaus von Himstedt war wie ein Pfeil auf di« Batterie von goldköpfig blinkenden Flaschen losgcschossen und bat nun Betty, ihm doch mit der Lampe etwa- näher zu kommen. So standen sie alsbald Beide gebückt vor dem ansehnlichen Vorrath, ziemlich nahe bei einander: der Rittmeister eine Flasche nach der anderen musternd und wieder zurückstellend; Betty, ein wenig hochgeschürzt, »hm die Lampe haltend! Jetzt kamen sie endlich an die Pommery! Jede Flasche prüfte KlauS Himstedt, ohne freilich in der Aufregung und bei dem schlechten Licht zu einem endgültigen , Urtheil zu kommen. Bald glaubte er hier, bald da eine der falschen entdeckt zu haben! Weiß Gott, eS war zum Ver zweifeln! „Eilen Sie, eilen Sie, Herr Rittmeister!' bat Betty, deren süßer Athem an seiner Seite seine Verwirrung nicht gerade zu mindern vermochte! Plötzlich wurde jenes Rasseln hörbar, das ein Schlüssel ver ursacht, den man ins Schloß steckt! Wahrhaftig, d« kam Je mand . . . „Mama!' hauchte entsetzt Betty. „Bombenelement!" fluchte der Rittmeister leise, ,und wie von einem rettenden Gedanken getrieben pustete er die Lampe in Bettys Händen aus. „Aber, Herr Rittmeister!' flüsterte sie entrüstet. Dann ging die Thür in ihren Angeln und, mit einer Tischlampe in der Hand, erschien BettyS Mama auf der Schwelle. Es war zu spät, um noch hinter den Ofen zu kriechen. Nicht einmal hinter den hochlehnigen Armstuhl war KlauS Himstedt mehr gelaugt. Auf dem Wege dahin stand er, starr wie LotS Weib, alS sie die Schrecken Sodoms gesehen hatte, in jeder Hand eine Flasche Pommery und Greno, extra dry. Frau von Giese leuchtete ihm ins Gesicht und fing an zu lachen. Dann aber sah sie, durch einen Seufzer aufmerksam gemacht, ihr Töchterlein vor den Sektflaschen hocken, und daS Lachen verging ihr. Aus dem Vorsaal wurden die Schritte des Burschen ver nehmbar, den sie sich beordert hatte. Sie eilte zur Thür zurück und schickte ihn mit einem anderen Auftrag hinweg; dann zog sie den Schlussel auS dem Schloß und drehte dasselbe von innen z«. Klaus von Himstedt hattr schnell überlegt, was ihn hier noch retten konnte. „Gnädige Frau', stotterte er verlegen, „ich habe die Ehre, Sie um die Hand Ihrer Fräulein Tochter zu bitten!" Dabei war es ihm leider noch immer nicht eingefallen, die Champagner-Flaschen zur Erde zu stellen, und so übte denn der Antrag in dieser Umgebung und Beleuchtung eine nicht zu unterschätzende Wirkung aus, indem er den eisigen Ernst, in den sich der Regiments-Drache plötzlich gehüllt hatte, zum Schmelzen brachte. Dieser Werber sah doch gar zu komisch auS. „Ist daS vielleicht der Verlobungssekt, Herr Rittmeister?" fragte sie ironisch. Jetzt erst bemerkte er, in welcher Figur er seine Worte ge sprochen, und setzte geknickt die beiden Flaschen vor sich auf den Boden nieder. „Betty, willst Du mir eine Erklärung geben, waS Deine An wesenheit hier bedeutet?" fragte Frau von Griese streng. Das Töchterlein warf einen fragenden Blick zu Himstedt hinüber. „Ich will Ihnen die Geschichte beichten, gnädige Fran!" er mannte sich der Rittmeister und erzählte nun der Wahrheit gemäß. „Vetter Paul ist ein Eulenspiegel!" sagte lachend die Kommandeuse. „Wir werden ihm das anstreichen, uns so anzu schwärzen! Beruhigen Sie sich, Herr Rittmeister, was Sie hier sehen, ist alles echt! Wir haben Herrn von Radisberg nicht in Anspruch genommen!" „Ach, wie mir wohl wird, gnädige Frau!" stöhnte der Tauge nichts und haschte nach der Hand der Gestrengen, um ihr einen ehrlichen Beweis seiner Dankbarkeit darauf zu drücken. „Wenn Sie mir nun die Versicherung geben, daß in Ihrem Herzen kein Groll mehr . . ." „Ich kann mir keinen lieberen Schwiegersohn wünschen, Herr Rittmeister!" unterbrach ihn die Haussrau. „Dank, tausend Dank!" stammelte er. Herrgott, wie schnell man sich doch verloben kann! Das hätte er nie für möglich ge halten! Mitten aus diesen etwas mephistophelischen Reflexionen riß ihn nun aber die Stimme Betty's, die ein verhaltenes Schluchzen verrieth. „Herr von Himstedt hat das vorhin nur in der Verlegenheit gesagt, Mama! Er denkt gar nicht daran . . ." „Aber, gnädiges Fräulein!" sagte der Rittmeister verdutzt. Es gab ihm ordentlich einen Stich, daß die Sache nun doch nicht endgültig mit ihrer Vereinigung schließen sollte. „. . . sich mit mir verloben zu wollen," fuhr sie fort, „so wenig wie ich! Wenn Du ihn beim Wort halten würdest, möchte er womöglich glauben, ich hätte mich mit Dir ins Einvernehmen gesetzt, um ihn . . ." Ihre Stimme erstickte in einem Thränenstrom. „Ja, Betty," sagte bestürzt die Kommandeuse, „wie kann ich denn denken, daß Du so . . ." „Es stimmt auch nicht, gnädige Frau!" erklärte KlauS, dem es angesichts dieser Mädchenhaftigkeit ehrlich warm ums Herz ge worden war. „Fräulein Betty weiß ganz genau, wie gerne ich sie gehabt habe, alle die Zeit her schon! Und wenn ich auch, offen gesagt, überhaupt nicht heirathen wollte, — aus Egoismus nämlich! Bis dahin hab ich's immer Grundsätze genannt! — so ist das jetzt gründlich vorüber. Jetzt hcirathe ich mit Wonne, wenn sie mich nur mag! Also, Fräulein Betty, haben Sie jetzt Courage?" . . . Sonst pust' ich diese Lampe auch noch aus!" „Ach Gott, Herr von Himstedt, die andere war ja von selbst ausgegangen!" sagte sie erröthend mit einem ersten leisen Lächeln auf den Lippen. Da hielt er ihr diejHand hin und nun lag sie auch schon in seinen Armen. . . Herr von Sandel stand noch immer in seiner Fensternische und wartete auf die Sektladung, die für die Pommery-Bowle kommen mußte. Da stand plötzlich Lucie neben ihm mit einem merkwürdig fröhlichen Gesicht. Sie war auf ein paar Minuten hinausgehuscht gewesen, um Zucker aus der Küche zu holen. „Kommen Sie schnell, Herr von Sandel," flüsterte sie. „Es ist alles nicht wahr! Vetter Paul hat geflunkert, um Sie für den schlechten Witz zu strafen! Herr von Himstedt hat es von Mama erfahren! Man wollte Sie übrigens noch zappeln lassen. Sie dürften sich ruhig noch ein bißchen ängstigen, sagte der Herr Rittmeister. Aber ich will das nicht leiden! Wo bliebe denn Ihr Vergnügen? Und nun gehen Sie, sich bei solchem Freunde zu bedanken und gratuliren Sie ihm auch gleich dabei: er hat sich nämlich mit Betty verlobt!" „Was? . . . Himstedt? . . . Mit seinen Grundsätzen? . . . Und seiner Drachenfurcht?" stotterte er. „Drachensurcht? . . . Meinen Sie, daß Betty ihm je ein Drache werden könnte?" sagte sie entsetzt. „Du arme Unschuld!" dachte Sandel und freute sich ihrer ehrlichen Empörung im Interesse der Schwester. „Nein, nein, Fräulein Lucie, sicherlich nicht. Ebenso wenig wie Sie! Das war ja auch nur so eine seiner dummen Redens arten!" sagte er dann laut und ein wenig zaghaft kam es hinter her: „Wissen Sie, daß ich ihn beneide?" „Wahrhaftig? So lieben Sie Betty auch?" fragte sie hastig. „Nein," flüsterte er, tief Athem holend, „aber ihre Schwester Lucie!" „Herr von Sandel!" schrie die Kleine auf. „Magst Du mich, Lucie?" bat er feurig. „Wie gern!" hauchte sie verschämt. . . So kam es, daß während der Pommery-Bowle wirklich zwei Verlobungen bekannt gegeben wurden, eine Thatsache, die den Rüffel wegen seiner Flunkereien, den Herr von Radisberg davon trug, fast zu einer Art von Liebkosung herabdämpfte. Die glückliche Brautmutter wußte ganz gut, wem sie für diesen Knalleffekt ihres Abschiedsfestes am meisten zu danken hatte. Ohne das Gespenst der falschen Pommery wäre das sicher nicht so weit gekommen. „Eure Grundsätze sind nicht besser als Euer Sekt!" sagte Radisberg lachend, wie er den Freunden Glück wünschte. „O Du Lügenprinz!" drohte der Rittmeister. „Dich will ich zwiebeln für diesen Streich. Da verlaß Dich drauf!" „Ich werde mit Excellenz sprechen und einfließen lassen, daß Du auch gern in das Elsaß möchtest Deiner Schwiegermutter wegen!" wehrte sich Radisberg. „Das wirst Du nicht mein Junge!" lachte KlauS. „Von Dir läßt man sich doch höchstens einmal anführen!" „Das eine Mal aber gründlich!" „Bis jetzt sind wir sehr zufrieden, was, Kleiner?" wandte sich Himstedt an Sandel. „Ich bin einfach selig!" bestätigte der. „Und es ist noch nicht einmal Mitternacht!" spottete Radis berg. Aber dann überkam ihn doch ein Gefühl herzlicher Freude über das prächtige Resultat seiner Rache und er sagte, beiden kräftig, die Hände drückend: „Werdet glücklich, Ihr Sektpanscher!" verschiedenes. * Die Zahl der studirenden Kreme«, welche sich als Gastzuhörerinnen an der Berliner Universität wissenschaftlichen Studien widmen, hat im gegenwärtigen Sommerhalbjahr einen kleinen Rückgang erfahren. Bis jetzt haben sich 157 Damen eintragen lassen, während die Ziffer im letzten Winter 241 und im Sommerhalbjahr v. I. 166 betrug. Zu bemerken ist hierbei, daß im Allgemeinen, auch bei den Studenten, die Besuchsziffer im Sommerhalbjahr geringer ist als im Winter, von den ein geschriebenen Studentinnen stammen ru»d zwei Drittel s107) au» Deutschland, ei« Drittel sind Ausländer. Unter diesen stellen die Russinnen den relativ größten Prozentsatz, eS sind im Ganzen 26. Aus den Bereinigten Staaten kamen 12. Vereinzelt sind Oesterreich, Italien, Frankreich, die Schweiz, Rumänien, Kanada, die Kapkolonie vertreten. Die Gattin eines siamesischen Majors, studirt Medizin. Die von den Frauen bevorzugten Wissenschaften sind die philologischen Fächer, die namentlich von d«u Lehrerinnen gepflegt werden, und die Heilkunde. AlS Ziel wird theilS all gemeine Fortbildung, theilS die Oberletzrerinnen- oder Staats prüfung angegeben. Unter den Hörerinnen begegnen unS auch einige Professorentöchter, so die Tochter des Direktors der Berliner Sternwarte, die Lehrerin Frl. Hulda Förster, welche geschichtliche und literarische Vorlesungen hört, ferner Frl. Mommsen, die sich als Vorbereitung zum Oberlehrerinuen-Examen uamenttich mit Theologie befaßt. * Herr Mahner, hier raacht aaner. Au» Frank- furt a. M. berichtet die „Kl. Pr." folgende»: Ein Vorgänger und Vorkämpfer deS Pfarrers Kneipp, der „Wasserdoktor" Ernst Mahner, hielt einmal eine fulminante Rede gegen Alkoholgenuß, Rauchen und Schnupfen. Al» er seine wuchtige Mahnung mit den donnernden Worten schloß: Ma» möge den Mund nicht zum Schornstein und die Nase nicht zum Kehtselkasten machen, schrie einer auS dem Zuhörerraum: „Herr Mahner, hier raacht aaner.' Und richtig, zum allgemeinen Gaudium hatte einer ruhig i« Hintergründe gesessen und geraucht. So ähnlich war e» kürzlich im Zuhörerraum de» Schöffengerichts. Der Vorsitzende, Herr Amtsrichter von Forkenbeck, hatte eben einen Missethäter, der große« Skandal und groben Unfug auf der Straße verübt, abgeurtheilt. Als er dem Sünder sein unpassendes Benehmen vorhielt, riefe»- auf einmal im Zuschauerraum: „Hier raacht aaner", und richtig, eS war einer da, der in aller GemüthSruhe seine Cigarre rauchte. Er that noch sehr erstaunt, als er hörte, daß die» verboten sei. Durch einen Schutzmann wurden die Personalien deS passionirte» Rauchers sestacstellt »nd dann wurde er m eine Ordnungsstrafe von 10 Mark genommen. Eine so theuere Cigarre hat er wohl noch uie geraucht und wird er uie mehr zu rauchen be kommen. * SS5 Laube« r« 7 Stunden getövtet. Dieses große aber auch sehr grausame Rekord hat vorigen Sonnabend der MarquiS Torrigiani in Florenz erreicht. MarquiS Torrigiani batte mit einigen Florentiner Sportsleute» gewettet, daß er i» 12 Stunden auf 1000 Tauben schießen würde, von denen er sicher mindestens 850 tödten könnte. Die Entfernung sollte 127 Meter betragen. AlS nun am SamStag früh die 1000 un schuldigen Opfer bereit waren, wehte der Wind so heftig, daß die Wettenden dem MarquiS den Vorschlag machten, die Lösung der Wette auf einen günstigen Tag zu verschieben. Torrigiani ging aber nicht darauf ein und um 6 Uhr 44 Min. fing er an zu schießen; nach 7 Stunden 18. Min. hatte der geübte Schütze schon auf die 1000 Tauben geschossen, von denen er sogar SSL tödtete. MarquiS Torrigiani gebrauchte, um alle 1000 Tauben zu schießen, 1320 Schüsse, zwei Drittel der Tauben tödtete er gleich beim ersten Schuß. Der WettpreiS betrug 5000 FrcS„ außer 2000 FrcS. für die Kosten. — Welche Hrldenthat! * Ein gemüthttches Zuchthaus. Ei» höchst merkwürdiger Vorfall trug sich zu Kaltbach im Schweizer Kanton Schwyz zu. Der „Bote der Urschweiz" berichtet darüber: „War daS ein Skandal, als eines schönen Abends alle Häuser von Ried, Hagaen, Engiberg, Bueg, Kaltbach und Seewen von den Zuchthäuslern offiziell abgesucht wurden, um den durchgebrannten Frauenmörder Mächler einzufangen. Gegen 6 Uhr abends rief Landjäger Neichlin: „AlleS usä, der Mächler ischt furt!" Die Insassen des Zuchthauses, mit und ohne Kette, gaben sich Mühe, den Kollegen zu entdecken. Die überraschte» Bürger halfen ge treulich mit und verabschiedeten nachher die gestreiften Jacken mit einem Gläschen. Gegen Morgen fehlte nur einer, der vermaledeite Mächler; außer ihm waren alle betrunken." * Mu eingemauerter Selbstmörder. In einem Hause der Rue Saint-Andrieux in Toulon ist der Leichnam «in^ be kannten Bauunternehmers Giraud entdeckt worden, der seit fünf Tagen verschwunden war. Er hatte sich selbst in einem Winkel, eingemauert und auf noch unbekannte Weise eine feste Stein abschließung herzustellen gewußt. Die Gründe dieses außergewöhn lichen Selbstmordes sind bisher noch völlig unbekannt. - Der Kampf gegen den Krauenrock. Ein große» Fest fand kürzlich in der englischen Metropole im Verein der „Damen-Radfahrer-Affociation" statt, deren Mitglieder stet», ent gegen allen übrigen englischen Vereinen und den englischen Damen überhaupt, nicht den Radfahrerrock, sondern daS Bein kleid getragen haben. Viele der Gäste waren neugierig, wie sich das vernunftsgemäße Kleid der VereinSdameu in der Form der Abendtoilette präsentiren würde, und es gab nicht wenige Herre», die sich auf weiße und rosa Atlas-Pumphosen, mit Brüsseler Spitzen besetzt, freuten. Sie wurden enttäuscht, denn die Dame» hatten nicht nur das Beinkleid der Herren, sondern auch dessen vorschriftsmäßige düstere Farbe zum Muster genommen; soweit sie überhaupt in Beinkleidern, respektive Pumphosen erschiene« (einige der jüngeren Damen hatten dem Reiz der Balltoilette« alten Stils nicht zu widerstehen vermocht), trugen sie Unaus sprechliche aus schwarzem oder ganz dunkelblauem Tuch, und einige hatten die Rigorosität sogar so weit getrieben, darüber das „Smoking" ihrer männlichen Mitbürger anzulegen. Jndeß waren das meist Damen in reiferen Jahren; die jüngeren trugen über der schwarzen Tuchhose leichte, tief ausgeschnittene Seiden- blousen mit Spitzen und Bändern, einige eine Art seidene», de» Nacken und die Brust offen lassender Matrosenhemd, deffe» Kragen sich mit nachlässiger Grazie über die vollen Schultern legte, während noch Andere den Kontrast fast bi» zum anderen Extrem des Maskeradenanzuges trieben und über dem offenen Seidenhemde den spanischen Bolero oder die griechisch« oder marokanische Jacke i-. leichter Goldstickerei trugen. Den Jüngeren unter ihnen standen alle diese Zukunftsvermummungen recht hübsch — den Uebrige» weniger.