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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189906242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990624
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-24
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.06.1899
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G vett Llled» nh«rd- v » »r«. weren ochtrr. S e«. >r vom »e. ;r ver- > nach guter :e. an affenen. .899. Sonn- von der Brau», und ro — Ber- eilen Theil: cg, sür den »er in Frei- »ruckerei und in Freiberg. Nr. 7. e: Anzeiger die Abend, pLtejten« 11 Edition ein- ,«langen erst »ruck. Eine der Anzeigen n kann nicht r > ften sür e Expedition, heil an die jt 10 Seiten. Aeilage zum Ireiberger Anzeiger und Hageömtt. .W 144. Sonnabend, den 24. Juni.1899. Die Sonne. Roman von Anton v. Perfall-Schliersee. (Z2. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) Dem Amtmann erging es nicht viel besser; er beobachtete den Lisch, auf welchem er sein Frühstück behaglich genossen, gewisser maßen als eine historische Rarität. Ja, ein leiser Vorwurf regte sich in ihm bei seinem Anblick, er wurde ihm zum Symbol seiner ganzen laxen, energielosen Lebensführung, die ihn kein höheres Ziel erreichen ließ. Das Bewußtsein der Pflicht regte sich in ihm von Neuem, diesen Fehler noch in seinen alten Tagen gut zu machen. Er hielt sich nicht lange auf und ging mit dem Wirth hinunter in das Herrenzimmer, mit Ungeduld erwartet und stürmisch begrüßt von alle» Anwesenden. Auch sein Amtsnachfolger war zugegen. E»n verhältuißmäßig noch junger Mann von aristokratischem Aussehen, tadellos modern gekleidet, mit den Manieren eines Weltmannes und einer vornehmen Würde, welche gleich weit entfernt war Von kleinstädtischem Sichgehenlassen, als eben solcher Steifheit. „Na, was macht sie denn, Deine Sonne?" fragte der Gerichts arzt, „hast Du Dich nicht herzlich herausgesehnt in unseren Provinzschatten?" „Gewiß habe ich daS — und doch, eS ist ein eigen Ding. Ich habe nicht zu viel gesagt damals. Wenn man dieses ge waltige Getriebe so beobachtet, so mitten drin steht" — er betonte den letzten Satz scharf —, „es imponirt, ja, ganz entschieden, es liuponirt! Wie das wächst und sich streckt und nimmer rastet." „Und gerade jetzt", unterstützte ihn der Apotheker. „Das ist ja großartig, was da im Werke ist. Du wirst ja davon Näheres wissen, diese neue Stadterweiternngs-Gcsellschaft, die sich auf- gethan hat — da steckt eine Zukunft darin." Der Amtmann nickte vielbedeulend mit dem Kopfe und lächelte selbstbewußt. „Eine kolossale." „Bist Du vielleicht näher unterrichtet?" „Ich stehe der Sache sogar ziemlich nahe, mein Schwager und dann — kurz — sehr nahe. Ich würde getrost eine Million in das Geschäft stecken — wenn ich sie hätte." „Ah wirklich, so bedeutend! Und man hat Vertrauen dazu? Aber erzählen Sie doch! Wann geht denn die Emission eigent lich los?" Alles fragte ans ihn ein. Ringelmann wartete lächelnd in selbstbewußtem Schweigen alle Fragen ab, dann begann er möglichst sachlich die Darlegung des Unternehmens unter lautloser Stille. — Doch all' die gläubigen Gesichter, das felsenfeste Vertrauen, welches aus ihnen sprach, ließen ihn bald jede Zurückhaltung vergessen, wie eben im Familienkreise riß ihn die Begeisterung sort. So hatte man den Amtmann noch nie gesehen, um zwanzig Jahre jünger, so nie sprechen hören. Wenn dieser schlichte ehrenhafte Mann sich für ein Unternehmen so erwärmen konnte, mußte etwas daran fein. „Du sprichst ja, als ob Du schon Hauptaktionär oder Aus- sichtsrath oder irgend so ein hohes Thier bei der Geschichte wärst," meinte der Gerichtsarzt. Ringelmann zuckte die Achseln und machte eine geheimniß volle Miene. „Wer weiß, zu was nicht so ein ausrangirtes Möbel noch gut ist! Man ist nicht überall so schnell damit bei der Hand mit dem Ausrangiren, wie bei dem dankbaren Staate." „Ah, Anfsichtsrath! Das glaube ich! Donnerwetter, Du Aussichtsrath? Gratulire? Der Herr Aufsichtsrath soll leben!" Das schwirrte alles durcbeinander. Ningelmann wehrte sich erst lachend dagegen, dann energisch, aber doch auf eine Weise, daß kein Zweifel mehr sein konnte. „Das mit der Pension wirst Du Dir eben noch ein Bischen überlegen, Alter," meinte der Gerichtsarzt. „Was giebt's da zu überlegen! Aufsichtsrath und diese Pension! Gratulire! Gratulire!" tobte der Apotheker, welcher das Spielen mit Papieren nie lassen konnte, mit sunkelrothem Antlitz. Erst allmählich kam Ringelmann, welcher seine Voreiligkeit einsah, dazu, die ganze Sachlage klar zu legen. Doch das hals alles nichts mehr, er war und blieb der Aussichtsrath. Als man ihn aber von allen Seiten mahnte, er dürfe seine Langfeldcr nicht vergessen, die von dem Goldregen, der nicht aus- bleibcn konnte, ein Tbeilchen abkriegen wollten, als man ihm ein Zutrauen, einen Glauben cutgegenbrachte, der alle seine Er wartungen übertraf u :d somit seine voraussichtliche Wahl wirklich gerechtfertigt erschien, da packte ihn eine wahre Rührung und die selige Vorausempsinduug unzähliger erwiesener Wohlthaten, welche sich aus seiner Hand über alle seine Freunde, über den ganzen Bezirk ergießen sollten. Unterdessen hielten die beiden Schwestern oben innige Zwie sprache. Regina verstand es vortrefflich, aus Johanna die volle Wahrheit heransznlocken, indem sie die völlig Unerfahrene spielte. That sie es doch mit der besten Absicht. Sofort war ihr alles klar! Die pekuniäre Mißwirthschast, die Ueberhebung der Mutter, der geweckte Ehrgeiz des Vaters, Johanna's eitle Hoffnung, Gräfin Leining zu werden, das ganze Unheil, das drohte. Wie da helfen? Offener Widerspruch, ein strenges Urtheil wird die Schwester nur reizen, gegen sie aufbringen. Dann war Alles verloren. Nur Johanna konnte da Helsen, — vielleicht noch Jemand. Sie konnte einmal den Gedanken nicht lassen. „Um eins muß ich Dich vor Allem dringend bitten," schloß Johanna ihre Erzählung. „Sage um Gottes willen Papa nichts von den dreihundert Mark, die Du mir sandtest, er weiß kein Wort davon — es war eine rechte Albernheit von mir." „Er weiß nichts davon?" fragte erstaunt Regina, „aber wenn Du die Miethe bezahlt hast, dann mußte er es ja erfahren." „Ich habe sie ja gar nicht bezahlt, wie hätte ich Dir dann das Geld den andern Tag gleich wieder senden können?" „Mir gesendet? Kind, es handelt sich ja nicht um das Geld, es ist ja gern geschehen, aber Du hast mir nichts gesendet." „Der Mutter habe ich es gegeben, sie wollte es sofort senden, ja, sie sagte mir sogar, daß sie es gesendet." „Sagte sie Dir? Ist aber nicht so." — Johanna er- röthetc tief. „Sichst Du, Johanna, da hast Du ein kleines Bild," begann nun Regina. „Tas Gewebe ist einmal begonnen, seine Maschen werden immer dichter werden, wenn Du es nicht zur rechten Zeit noch zerreißt. Genug davon. — Liebst Du wirklich diesen Grasen Leinig?" Johanna war peinlich überrascht von dieser Frage. „Ganz abgesehen von seiner Lebensstellung, der Zukunft, welche er Dir bieten wird, Einflüsse, welchen wir ja alle mehr oder minder zugänglich sind." Diese Beisätze verwirrten sich noch mehr. Dieser liebevolle und doch strenge Blick duldete keine Lüge. Doch liebte sie ihn denn nicht wirklich? Empfand sie nicht einen Trennungsschmerz heute früh, als er sie zur Bahn begleitete, als er ihren Blicken entschwand. „Wie Du nur so fragen kannst? Als ob man darauf gleich so erschöpfend antworten könnte!" „Ja, das muß man können, ohne Zaudern, wenn man sich einmal solchen Gedanken hingiebt, wie Du es thust." Dieses energische Anpacken verdroß das Mädchen. „Hättest Du es gekonnt vor Deiner Verlobung mit Franz? Noch viel weniger", sagte sie frohlockend über diesen guten Einfall. Doch Regina blieb ruhig. „Natürlich, das begreifst Du jetzt nicht, daß man einen schlichten, einfachen Manu wie Franz, einen Wirth, lieben kann — und doch war es so, ich hätte lieber mein Brod im Tagelohn verdient, als einen ungeliebten Mann ge- heirathet. Man liebt eben, wenn man wirklich liebt, in einem Manne immer nnr den Menschen, mit all' seinen guten und auch schlechten Eigenschaften. Was er ist, was er hat, was er" scheint, ist dann völlig gleichgültig. Das kann sich dann auch verändern, ohne Schaden für die Liebe. Und darin liegt die Stichprobe für jede Liebe. Nimm diesem Manu seinen Grafen, seinen Offizier, seinen Reichthum, wenn er ihn wirklich hat, seine gesellschaftliche Stellung — nimm ihm auch etwas von seinen feinen, ein schmeichelnden Formen und frage Dich dann, ob Du den Rest noch liebst. Dann kommst Du aus die Wahrheit." „Jo, allerdings auf diese Weise können wir einen Gott zu einem gewöhnlichen Sterblichen degradiren, und die Wahrheit, auf die wir kommen, wird sein, daß es überhaupt keine so hohe Liebe giebt, wie Du schilderst." „Doch," entgegnete Regina, „sie ist deshalb noch lange nicht so hoch, als D»l sie Dir im Augenblick denkst. Kennst mich doch, bin nichts weniger als ätherisch und besonders ideal angelegt — und doch hat meine Liebe diese Probe bestanden. Mein Franz besaß nichts von all' dem, was ich eben erwähnt, im Gegentheil, seine Stellung, ja, sein Besitz selbst war nur ein Hinderniß, ein Anlaß zu bitterem Kampfe mit der Mutter. Die Gründe, warum ich Franz so liebte, kann ich Dir freilich nicht erklären. Ich liebte ihn eben so wie er war, in seinem ganzen schlichten, kräftigen, gesunden Wesen, mit dem Herzen, mit dem Kops, mit den Sinnen, was weiß ich — ich fragte nie danach — ich wußte nur, daß es so war. Johanna hörte der Schwester aufmerksam zu. Sie hatte sich in der letzten Zeit oft eigenthümliche Gedanken gemacht über die Heirath Reginens, welche ihr jetzt in ganz anderem Lichte er schien als früher. Diese Herzensergießung bewegte sie mehr, als sie zeigen wollte. Der Glaube an ihre Ueberlegenheit Regina gegenüber wurde durch dieselbe bedeutend erschüttert, und eine geheime Gewissenserforschung ging in ihr vor, deren Resultat sie nicht befriedigte. Noch hielt sie sich an die völlige Verschiedenheit ihrer beiderseitigen Verhältnisse. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Vertreibung von Hagelwolken durch Kanonen schüsse. Es ist in letzter Zeit mehrfach berichtet worden, daß in Steiermark Versuche gemacht wurden, um Hagelwolken durch Mörserschüsse zu vertreiben. Das angebliche Gelingen einiger dieser Versuche hat besondere Aufmerksamkeit in Italien erregt. Man kann wohl sagen, daß dieses Land mehr als die meisten andern europäischen Gebiete unter Hagel zu leiden hat. Es ist kein seltenes Ereigniß, daß der Niedergang einer Hagelwolke einen ganzen Bezirk, der eine reichliche Ernte versprach, innerhalb zehn Minuten vollkommen verwüstete. Dazu kommt, daß die Hagel versicherungen in Italien von der armen Bevölkerung kaum be zahlt werden können. Man geht daher seit einiger Zeit mit der ernsten Absicht um, die Hagelversicherung lieber zu unterlassen und sich dorfweise eine kleine Artillerie zur Bekämpfung des Hagels anzuschaffen. Ein Mitglied des Parlaments, Signor Ottavi, der an dem Ergehen der italienischen Landwirthschaft leb haften Antheil nimmt, hat neulich in Turin daraus hingewiesen, daß der in Steiermark benutzte Mörser und noch mehr die soge nannte „Unger-Kanone" so einfach konstruirt ist, daß sie in jeder einigermaßen leistungsfähigen Gießerei hergestellt werden kann und demnach zu billigen Preisen zu beschaffen sein muß. Der Mörser wird mit 80—100 Gramm Kauonenpulver geladen, das nicht sehr fest gestopft zu werden braucht und mit einer einfachen Lunte von der Mündung aus abgeschossen werden kann. Werden solche Schüsse in größerer Zahl abgefeuert, so können sic eine Hagelwolke zum Stillstand und schließlich zur Auflösung bringen. Versuche dieser Art sind bereits in allen Gegenden Italiens, besonders aber in dem wohlhabender» und deshalb mehr unter nehmenden Norden gemacht worden, und zwar mit befriedigendem Erfolg. Ein Beispiel wird aus verschiedenen Bezirken von Monferrato in Oberitalien berichtet, wo ein heftiges von Hagel begleitetes Gewitter eine Reihe von Pflanzungen zerstörte. Die Nachricht von dem Unwetter erregte die Bewohner von San Giorgio Monferrato, und diese verloren daher keine Zeit, den gefahrdrohenden Wolken einen „warmen Empfang" zn bereiten. Sie hatten gerade eine Anzahl von den durch Signor Ottavi empfohlenen Kanonen erworben und donnerten nun auf die an ziehenden Gewitterwolken los. Nach einem Bombardement von zwei Stunden erhielt die Wolke einen breiten Riß, durch deu der blaue Himmel erschien, und zog dann vorüber, ohne daß ein einziger Regentropfen gefallen wäre. Nur ein mäßiger und »ächt unwillkommener Thau ging aus der Wolke zu Boden. Die Wein bauer der Gegend, die sich so in ihrem eigenen Interesse in Artilleristen verwandelt hatten, fanden diese Beschäftigung nicht nur belustigender, sondern auch weniger kostspielig als die Prämien der Hagelversicherung. * Einc sMlbere Praris eines Abzahlungs-Geschäftes hat das Landgericht München I di-ser Tage aufgedcckt. Das Geschäft des Herrn G. Konrad hat nämlich in seinen Kaufverträgen die Frage für die Frau: „Darf der Aran» etwas wissen oder nicht?" Wenn nun die Frau, trotzdem sie weiß, daß ihr Manu iu Wirk lichkeit nichts wissen darf, den Namen desselben hinsetzt, und das geschieht meistens, denn sonst giebt der Verkäufer nichts her', so ist eine Urkundenfälschung fertig. Zahlt die Frau pünktlich, so ist einstweilen Alles in Ordnung. Zahlt sic aber nicht, so wird sie einfach wegen Urkundenfälschung und Betrug angezeigt und erhält, wie im vorligenden Falle eine erhebliche Geiängnißstrase. Vorsitzender nnd Staatsanwalt bezeichneten ein Geschäft, Vas so manipulirt, als Schwindelgeschäft, das die Unerfahrenheit und Unachtsamkeit weiblicher Personen benutze, diese direkt inS Ver derben zu stürzen. Es wird gut sein, wenn die Presse ein stimmig auf solche saubere Geschäftsmacherei hinweist, damit nicht unbeholfene Personen hineinfallen. Ein Geschäft, welches zu Betrug und Urkundenfälschung verleitet, sollte aber doch auch nicht straflos ausgehen. * Der verwandelte Kriegskamerad. Aus Athen wird folgende sehr romantische Geschichte berichtet: Ein in Larissa an sässiger Kaufmann, der als Freiwilliger den letzten Krieg mir gemacht, hatte als Nebenmann einen schönen, heldenmüthigen Jüngling, Namens Don Mario Katano aus Spanien, mit den, ihn bald eine treue Kameradschaft verband. Diesem Kaufmann nun passirte vor Kurzem etwas ganz Wunderbares. Er erhielt einen Brief aus Spanien, in dem sich das Bild einer schönen Frau befand. Der Brief aber hatte folgenden Inhalt: „Lieber- Freund, dies Bild stellt den Ihnen wohlbekannten Don Marn» Katano dar. Sie sind gewiß sehr erstaunt über diese eigenartige Verwandlung des rothblonsigen Soldaten. Nachdem ich deu Mau», den ich vergötterte, verloren hatte, suchte ich den Tod unter dem leuchtenden Himmel Ihres Vaterlandes. Er war mir nicht be schicken. Ich glaube aber, daß ich in dem stillen Kloster, wohin ich mich in wenigen Tagen begeben werde, in der Abgeschieden heit und im Gebet das finden werde, was ich im Tode zu finde» wünschte: die Vergessenheit. Leben Sie wohl für immer uno verzeihen Sie Ihrer unglücklichen Donna Maria Katano. — Der griechische Kaufmann soll sich sehr gewundert haben. * Die Durchschlagskraft Der neuen Gewehre. Ei n schrecklicher Zwischenfall ereignete sich, wie aus Prag berichte: wird, in dem Ansflngsorte Podhos. Daselbst fand eine Tanz Unterhaltung statt. Im Zimmer neben dem Tanzlokal saßen zwei Gendarmen mit Mannlicher Gewehren bewaffnet. Aus bisher unbekannter Ursache ging plötzlich das eine Gewehr los und der Schuß streifte eine ganze Reihe von Musikanten, von denen einer getödtet und fünf andere verletzt wurden. Von der Kraft des Projektils vermag man sich eine Vorstellnng zu machen, wenn man hört, daß dasselbe zunächst die geschlossene Thüre durch bohrte. — Weiter wird aus Prag vom 20. ds. gemeldet: Der Professor an der deutschen chirurgischen Klinik, vr. Wölfler führte heute die Verletzten seinen Hörern vor nnd hielt einen instruktiven Vortrag über die furchtbare Durchschlagskraft des Mannlicher- Projektils. * Der weibliche Laufbursche. Im Iankeelande scheint man es sich zur Aufgabe gestellt zu haben, alle jene Posten und Aemter, die seit Menschengedenken ausschließlich von männlichen Individuen besetzt und ausgefüllt wurden, jetzt mit Vorliebe den Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts zu überlassen. Von hohen Stellungen im Staatsdienst bis herab zum Lokomotivführer, Briefträger und Gerichtsvollzieher — jeder Beruf ist dort „drüben" längst den Frauen zugänglich. Seit Kurzem muß auch der fast typisch gewordene „Otües-Loz-" (Laufbursche) es sich gefallen lassen, daß 14- bis 16jährige Mädchen ihm erfolgreiche Konknrrenz machen. Bei der Civildienstbehörde haben sich bereits einige Hundert junge Mädchen als Bewerberinnen um den Posten von „Oküoe-6irls" gemeldet und die Mehrzahl der unternehmenden Schönen hat alle Aussicht auf baldige Anstellung. In den letzten Jahren sind die Klagen über die absolute Untauglichkeit der Bureaujungen so zahlreich geworden, daß mau mit Freuden die Neuerung begrüßt, die nichtsnutzigen, stets Konfusion und Unheil anrichtenden und die peinlichsten Mißverständnisse vernrsachenden Jungen durch pflichteifrige, bescheidene weibliche Wesen zu ersetzen. Obwohl man sich schon Generationen hindurch bemüht hat, das Laufburschenproblem zur Zufriedenbeit der Personen, die sich mit diesen Geschöpfen Herumplagen müssen, zu lösen, ist man von einem solchen Resultat heute noch ebensoweit entfernt, wie von der Lösung mancher anderen wichtigen Frage. Das ksrpotuum mobile existirt noch nicht, der Stein der Weisen ist noch nicht gefunden, ebensowenig dürfte es im Bereich der Möglichkeit liegen, eiir Musterexemplar vou Laufburschen irgendwo aufzutrcibeil. Manche eingefleischten alten Junggesellen, die einen unüberwind lichen Abscheu vor dem „Ewig-Weiblichen" empfinden, erklären zwar, daß sie lieber einen wahren Teusel in Laufburschengestalt um sich dulden wollen, als ein neugieriges, zimperliches Frauen zimmer, das man immer wie ein rohes Ei zu behandeln hätte. Andere wieder trösten sich damit, daß die „Laufmädchen" unbe dingt besser sein müssen, da es für sie doch schlechterdings unmög lich wäre, ihre männlichen Kollegen an Bösartigkeit, Faulheit und Ungeschick zu übertreffen. Die Aankees zweifeln zwar keinen Augenblick daran, daß die „Oküea-Llirls" auch durch viele Un tugenden lästig fallen werden. Zn diesen dürften gehören: das Verschlingen von Bonbons und Novelletten, der Mißbrauch der Geschäftsbriefbogen zum Verfassen zahlloser Liebesepisteln, das Umherliegenlassen von Haarnadeln, Schnhknöpfen, Billetsdoux nnd Chokoladenplätzchen, das Brenne»» der Haare während der Bureaustunden und last not least — die Neigung zu Wein- krämpsen und Ohnmachtsanfällen, wenn man sie auszuschelten wagt. Im Allgemeinen jedoch giebt man sich der Hoffnung hin, daß der weibliche Laufbursche flinker, sauberer, zuverlässiger, intelligenter und ausdauernder sein wird, als der in Acht nnd Bann erklärte arine „Ot'twe-Loz-". * Guter Anfang. Klärchen: „Also Sie sind unsere neue Erzieherin, Fräulein?" — Fräulein: „Ja, »nein Kind." — Klärchen: „Na, dann will ich Ihnen mir gleich sagen, daß ich eins von den Kindern bin, die nur durch Güte zu erziehen sind. Sie hätten lieber gleich Bonbons mitbringen sollen!" Fremdenliste vom 22. Juni 1«S9. Amisch, Handelssrau, Kemnath Gasthaus zur Post. Bosch, Kaufmann, Weißenburg i. Els., zwtcl üe Sare. Bauch, «ausmann, Dresden, Hotel oe Sar«. Bar- ls, Kaufmann, Lübeck, Holet Kronprinz. Baar, Ingenieur, Chemnitz, Hotel Kronprinz. Börner, Kaufmann, Leipzig, Hotel Stadt Altenburg. Blank. Gerber, Stockach i. Baden, Hole» Stadt Altenburg. Baumgärtel, Händlerin, mit Tochter, Schnee berg, Preuß. Hof. Buchal, Hüttcnvsrwalter, Pribram i. Böhmen, Hotei R. Hirsch. Ceconi, Maurer, Jial-.en, Stadt Chemnitz. Cesutti, Maurer, Italien, Stadl Chemnitz. Donner, Kaufmann, Dresden, Holel Kronprinz. Dubnack, Kaufm., Cottbus, Hotel Kronprinz. Ghnert, Händler, Reischdors, Stadt Chemnitz, -tzindeisen, Ingenieur, Dresden, Hoiel Kronprinz. Feuersenger, Apo:heker, Bertin, Hotel R. Hirsch. Fiedel, Maurer, Dresden, Stadt Chemnitz. Gerechter, Kaufmann, Dresden, Stadt Brüx. Gültler, Handelsmann, Obcrkunnersdorf bei Löbau, Sladt Brüx, Gatter, Kaufmann, Leipzig, Hotel de Saxe. Hartmann, Kaufmann, Dresden, Hoiel de Sax«. Hirsch, Kaufmann, Bulin, Hotel Stadt Altenburg. Hajek, Kaufmann Breslau, Hotel Sladt Altenburg Hartmann, Kaufm. Leipzig, Hotel schwarzes Roß, Aacob, Beamter, Dresden, Goldn. Adler. Jocksch, Kaufmann, Breslau, Hotel schwarzes Roß. Koch, Kaufmann, Berlin, Hotel Kronprinz.
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