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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189906231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990623
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-23
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.06.1899
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Meitage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageölatl. .W §43. Die So«ve. Roman von Anton v. Perfall-Schliersee. ^31. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) Ringelmann horchte nur zerstreut zu, er saß zusammengesunken lm Lehnstuhl, tiefe Denkerfalten auf der Stirn. „Das muß aber viel Geld kosten," mit dieser Bemerkung unterbrach Regina plötzlich die Ergießung der Schwester. Johanna wurde fcuerroth, mehr aus Unmuth als Scham. Sie dachte der dreihundert Mark, nm welche sie Regina gebeten. Wie empörend, sic daran zu erinnern, sie hatte die Summe den andern Tag ja wieder zurückgeschickt. Regina war im Stande, alles dem Vater zu vcrrathen. Auch der Amtmaun kani bei dem Worte „Geld" wieder zu sich. „Ja, das kostet es! Entsetzlich viel Geld! Aber was will man machen, mit den Wölfen muß man heulen! Da giebt es nur Eines — herbeischasfen das Geld." „Ja, wenn das möglich wäre," meinte Regina. „H.be ich auch gedacht — und jetzt wird es doch möglich — allem Anscheine nach." Der Amtmann nickte selbstzufrieden mit deni Kopse. „Und wie es möglich wird! Glänzend! Großartig!" ergänzte triumphirend Johanna. „Ja, die Stadt! Die Stadt! Die wirthschaftet doch anders mit ihren Kräften," fuhr er fort. „Das muß man ihr lassen! Da wird nicht vergeudet, hochmüthig beiseite gestellt, alles ist werthvoll und findet bestmögliche Verwendung. Intensive Wirth- schaft! Daher auch das ständige Wachsthum, dieses ewige Blühen, das aus jeden ansteckend wirkt zur höchsten Kraftcntfaltung anspornt." Sein sorgenvolles Antlitz, das nichts weniger als von Blühen sprach, röthete sich. „Als was verließ ich Euch? Als ein abge dankter Beamter, als altes Eisen, das man in die Rumpelkammer wirst — und jetzt — jetzt will man plötzlich herausfinden, daß aus diesem alten Eisen sich noch ein ganz tüchtiges Werkzeug formen ließ. . „Du hast also Verwendung gefunden?" rief streng Regina. „Ach, ich wußte es ja, daß sie Dich nicht feiern lassen würden. Ja, wo denn? Wie denn? Sprich doch, Papa. In einem Bureau? Am Ende gci^ bei der Regierung, wie Du immer hofftest?" „Am Ende gar bei der Regierung," wiederholte in komischer Uebertreibnng des schwesterlichen Staunens Johanna. „Das ist natürlich das Höchste für Dich, die Regierung! Nicht wahr, Regerl?" — Sie nannte den Namen in einem mitleidigen Tone. Ringelmann mußte dem Drängen nachgeben und erzählen. Eine überreizte Begeisterung ergriff ihn, als er auf die großen Ziele des Unternehmens zu sprechen kam. Freie Entfaltung, Vernichtung all der Pest- nnd Schandwinkel, in welchen Elend und Verbrechen sich birgt, durch Erbauung gesunder, billiger "Quartiere, unerbittlicher Kamps gegen die fieberhafte Speku lationssucht, gegen das blutsaugcrffche Kapital, welches bisher die Entwicklung der Stadt behwrscht. — Es war ihm in diesem Augenblick zu Mu!he, als fei die große Idee in ihm selbst gereift, so hatte er sich dieselbe bereits zu eigen gemacht. Johanna betrachtete ihn bewundernd, zu Thränen gerührt, >im so mehr verdroß sie die abwartende Ruhe Reginas und die Uein'nhen, echt spießbürgerlichen Fragen des Schwagers, in welchen Händen denn eigentlich 0aS Geschäft liege, nach den Grundver hältnisfen, dem zur Verfügung stehenden Kapital, Fragen, auf welche natürlich der Papa, das große Ganze im Auge, nicht so erschöpfend antworten konnte. „Aber Ihr freut Euch gar nicht! Seid Ihr komisch," sagte sie ärgerlich. „Wir freuen uns über Alles, was Papas Wohl betrifft, nur sind wir etwas ängstlich, eben weil wir ihm die leiseste Ent täuschung ersparen wollen", meinte Regina. „Nun ja das begreife ich vollkommen", beruhigte sie Ringel mann. „Hier draußen sieht sich das Alles anders an. Weiß es ja aus eigener Erfahrung, da ist die ganze Stadt ein großer Schwindel, nnd hinter jeder Ecke lauert ein Taschendieb. — Aber beruh'gt Euch nur, Ihr kommt selbst noch zu mir und bittet mich um Aktien nnd mit Euch der ganze Bezirk. Seht, das war ja so meine höchste Idee, den guten Freunden allen, die stets so treu an mir gehangen, noch einmal recht was Gutes zu thnn, und Ihr sollt mich ja dabei unterstützen. Aber das kommt Alles, Alles, meine Kmder — aber jetzt nichts mehr von den Geschäften. Sagt einmal" — Ringelmann suchte sichtlich nach irgend einer Ablenkung des Gesprächs — „was macht denn der — der Maler — nun, der Marius? Noch hier, natürlich!" Johanna wich dem Blick der Schwester aus, sie fühlte sich zu ihrem Verdrusse tief crröthen. „Er arbeitet den ganzen Tag und läßt sich wenig sehen. Er hat sich sehr verändert in der letzten Zeit, so ernst ist er geworden und still." „So ein junger, tüchtiger Mann!" — Der Amtmann schüttelte den Kopf. „Ja, ja, das taugt nichts, das Sichvergraben in diesen Jahren. Da gehört Einer mitten hinein in den Kampf — vor Allem ein Künstler! Herrgott, wenn ich noch einmal so jung wäre." Regina beunruhigte dieses plötzlich aufflackernde Feuer, welchem das Aenßere des Vaters durchaus nicht entsprach. Das war nicht Verjüngung, sondern Fieber. „Er sagt das Gegentheil", bemerkte sie, „diese Jagd nach dem Erfolg sei der Ruin einer jeden Kunst. Nur ein völlig fertiges Talent dürfe sich ohne Nachtheil hineinwagen. Etwas Wahres mag doch daran sein." „Und wann will er denn fertig sein?" mischte sich Johanna in das Gespräch. „Das ist eben auch diese Provinzkrankheit des Klcimnuthes, der Aengstlichkeit, die ihn ergriffen hat. Da solltest Du nur sehen, wie die jüngsten Leute sich im Nrl empor schwingen, gerade in der Kunst, daß es eine Freude ist, zuzusehen. Wir haben selbst solch einen guten Bekannten, nicht wahr, Papa? Wir fuhren zusammen aut der Eisenbahn nach W. Ein junger Schriftsteller aus Konstanz, eine völlige Null damals, und jetzt — in vierzehn Tagen Wird eiu Stück von ihm auf der Hofbühne gegeben. Wie allgemein erwartet wird, mit einem Riesenerfolg, der Mann ist gemacht, eine Berühmtheit von diesem Tage an." „Aus wie lange aber, das ist noch die Frage," erwiderte Regina. „Ei natürlich, jetzt sprichst Du ihm schon wieder die Dauer seines Erfolges ab, ohne Grund natürlich." „Gut Ding braucht lange Weil, das wird wohl überall gelten auf der ganzen Welt," meinte Regina. „Nnd dabei schläft man sanft ein, und die Anderen stürmen unterdessen au dem Schläfer vorbei. Offen gesagt, Regina, ich Freitag, de» 23. Juni. > »B — bin nur ein Mädchen, aber ich könnte es nicht mehr machen bei Euch. Meine Nerven litten es nicht." „Ja, es ist was daran, es ist was daran," meinte Ringelmann bedächtig. Regina fühlte bitteres Weh bei diesen Worten. „Nun, cm paar Wochen werdet Ihr es doch machen können bei uns. Was uns vielleicht an Beweglichkeit des Geistes fehlt, an die Ihr jetzt gewohnt seid, das ersetzen wir Euch redlich durch Liebe und Offenheit." Da sprang schon Johanna auf, fiel ihr um den Hals und bat mit Thränen um Verzeihmcg. Das sei ja nur alles dummes Zeug, sie hätte sich ja so gesreut. — Sie zitterte vor Erregung. Auch der Vater ergriff die Hand Reginas und drückte sie be wegt. „Ich beneide Euch ja, ich fühle mich ja so glücklich hier. Aber das packt Einen so.' Ich kenne mich ja selbst nicht mehr." „Na, wartet nur," sagte jetzt Regina wieder beruhigt in gut- müthigem Tone, „Ihr sollt mir so bald nicht wegkommen, das wäre mir das Rechte. O, wir werden Euch schon wieder zurecht bringen, nicht wahr, Franz?" wandte sie sich an den Adler- wirth, der in seiner unverdorbenen Nerveukraft sich bange und schwül fühlte bei dieser fieberhaften Erregung um ihn her. Der Kunstkuchen Vcronis wurde aufgetrageu. Johanna leuchtete ihr Name in den wohlbekannten, derben Schriftzügen aus Schaum entgegen, die bei keinem Namenstag fehlten, und sie schämte sich, wie sie sich offen gestehen mußte, der alten Freundin noch gar nicht gedacht zu haben. All die kühnen Pläne, die stolzen Er lebnisse, welche sie eben erzählt, die rosigen Hoffnungen, welche sie durchblicken ließ, zerrannen plötzlich in nichts vor diesem künstlich verschlungenen I, das sie sich wie einst jubelnd aus der Torte Herausschnitt und mit den köstlichen Früchten darauf lüstern in den schönen Leckermund führte. Jetzt war sie wieder ganz das Hannele, das frohe, frische Kind, voll toller Einfälle und harmloser Freude. Der Vater sah ihr schweigend zu, selig lächelnd. Die Stadt nnd ihre Erweiterung war vergessen, er hätte ewig so schauen mögen. Als der Kuchen verschwunden, gab Johanna keine Ruhe mehr, sie mußte zu Veroni mit dem Papa. Die gute Person wartete schon längst mit bangem Herzen, nach dem, was sie so von — ihrer Herrin gehört, war wohl wenig Aussicht, daß das Fräulein ihrer doch dachte. Jetzt, als sie Vater und Tochter eintreten sah, ließ ihr Amazonenthum sie böse im Stich — da stand sie in ihrer ganzen Fülle mit gefalteten Händen, bewegungslos, und die Hellen Thränen liefen ihr über das runde, gute Gesicht. Das herzlichste Entgegenkommen Johannas konnte an Veronis respektvoller Haltung nichts ändern, noch nie fühlte Johanna so deutlich die völlige Veränderung, die mit ihr vorgegangen. Das Kücheumärcheu wirkte nicht mehr, die blitzenden Pfannen und Kessel waren eben Pfannen und Kessel. Das Brodeln und Singen auf dem mächtigen Herde hatte feine geheimnißvolle Sprache ver loren. Der üppige Geruch der hellglänzenden Braten und dampfenden Würste verursachte eher llebclkeit und Schwindel, als daß er den Gaumen reizte. Veroni selbst war ja eine herzens gute, treue Person, aber entsetzlich dick und unförmlich geworden; der freundschaftliche Ton, den Johanna anschlug, erschien ihr selbst erzwungen, es fehlte diese wunderbare, rein menschliche Bezieh ung, welche das nicht reflektireude Kind mit der ganzen es um gebenden Erscheinungswelt verbindet. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Die Matratze als Sparkasse. Der Frau des Arbeiters L., Rue Perceval in Paris, ist kürzlich ein besonderes Mißgeschick begegnet. Ohne ihr Wissen hatte ihr Ehemann seit etwa zehn Jahren durch Fleiß und Sparsamkeit 14000 Francs bei Seite gelegt und hatte den Schatz von elf Tausendsrancsnoten nnd 3000 Francs in Gold — wie es viele unüberlegte Leute auch bei uns machen — in einen Leinenüberzug genäht und diesen in die Matratze seines Bettes gesteckt. Ahnungslos war Madame L. darauf verfallen, den theuren Strohsack aufzutrennen, um ihn als improvisirtes Wetterrouleaux zu benutzen. Durch die Schwere des Metalls herabgezogen, fiel das Leinencouvert aus die Straße und gerade vor die Füße des zehnjährigen Alphons M. Während der Knabe noch den unverhofften Fund betrachtete, näherten sich ihm zwei junge Männer, denen es leicht gelang, dem Kleinen das Packet abzunehmen. Sie suchten mit ihrer Beute das Weite und begannen alsbald, mit dem wie vom Himmel gefallenen Vermögen sich einen immerwährenden guten Tag zu machen. Doch Alles in der Welt nimmt ein Ende, so auch diese Herrlichkeit. Als der Arbeiter nach Hause kam und die Früchte seines sauren Schweißes vermißte, erfuhr er zu seinem Schrecken, was mit seiner Matratze vorgegangen war. Ohne Zeit zu verliere», benachrichtigte er die Polizei, der es binnen Kurzem glückte, die beiden Tauge nichtse mit noch einem ansehnlichen Theil ihres Raubes zu er wischen. Der fleißige Sparer aber wird sich wohl in Zukunft eineckgeeigneterenAusbewahrungsorhsür seinen geheimenFonds suchen * Berlin bei Nacht. In einem neuerbauten Hause an der Fruchtstraße, in welchem in einigen Tagen schon mehrere Wohnungen bezogen werden sollten, ging der Hausherr, ein Wirth, noch Abends 10 Uhr mit einer Laterne durch die noch unfertigen Räume, um zu sehen, was noch zu machen und zu er gänzen sei. Nachdem er drei Stockwerke inspizirt hatte, stieg er noch eine Treppe höher und fand eine Stubenthür verschlossen, von der er wußte, daß er sie vor einigen Tagen selbst ansge hängt hatte, um dem Lustzug größeren Raum zu gewähren. Er klinkt und stößt und sucht aus alle mögliche Weise die Thür zu öffnen, aber vergebens. Da plötzlich läßt sich innen eine grollende Stimme vernehmen: „Nanu! Das ist doch jetzt keine Visiten stunde. Wer koinmt denn noch in später Nacht auf Besuch?" — Der Wirth ist höchlichst überrascht, aber als couragirter Alaun und früherer Dragoner weicht er nicht dem unsichtbaren Feinde, sondern entgegnet energisch: „Wer ist hier im Zimmer?" — Antwort: „Watzner". — Weitere Frage: „Was thun Sie hier?" — „Ich schlafe". — „Oeffen Sie sofort die Thür, sonst schicke ich nach Polizei!" — „Nach Polizei. Nun, dann machen wir schon lieber auf." — Nach wenigen Minuten wird die Thür ge öffnet und der Wirth tritt ein. Das Zimmer war mit Holzab fällen vom Bau ganz erwärmt und zur Seite des wärmenden Ofens ein Lager mit Hobelspänen und alten Leinwaudstücken bereitet. Ein ziemlich bejahrter Mann in einer blauen Blouse stellte sich dem Wirth vor: „Ick bin Watzner, nnd wer sind Sie?" — „Der Eigenthümcr des Hauses. Wie lange nächtigen 189S. Sie schon hier?" — „So lange wie Sie bauen. Erst wohnte ick Belletage und dann bin ick mit die Mauer successive immer höher gestiegen." — „Wer gab Ihnen die Erlaubniß, sich dieser Räume zu bedienen?" — „Keener". — „Was brachte Sie auf den Gedanken?" — „Die Noth". — „Sic sind doch kein Dieb?"i — „Herr Wirth, arm aber ehrlich." — „Nun, dann erlaube ich Ihnen, hier noch drei Nächte zu schlafen; dann aber müssen Set das Haus unweigerlich verlassen." — „Schön, Herr Wirth, ich. nehme Ihre Kündigung an, nicht allein vor mir, sondern auch im Namen der drei Kollegen, die hier im Nebenzimmer schlafen."- — Damit war die nächtliche Visitation beendet. * Eine große Bäckerei. Im „Leipz. Tgbl." lesen wir: Es ist zuweilen recht lehrreich, die Art und Weise, wie die. schlauen Amerikaner ihre Geschäfte in die Höhe bringen, zu be obachten. Vor 6 Jahren übernahm Lonis I. Kolb eine Bäckerei in Philadelphia, welche damals 60 000 Laib Brod wöchentlich lieferte. Er suchte seine Kundschaft durch Annoncen zu heben, und gab im ersten Jahre dafür 4250 Mk. — 1000 Dollar auS,. war aber klug genug, bei steigendem Absätze auch das Brod größer zu backen. Der Erfolg war großartig, so daß er mit seinen Annoncen immer mehr Reklame machte und jetzt dafür 20 000 Dollar — 85 000 Mk. jährlich ausgiebt. Dabei benutzt er einzelne Zeitungen und besonders die Wagen der Philadelphia- Straßenbahn, von denen 700 Stück allerlei bunte Bilder und VerSchen, nach Art der goldenen 110 tragen. Wöchentlich werde», diese Plakate ausgewechselt und die alten kommen in Schaufenster von Händlern mit Kolb's Brod, Cigarrenspitzen und Zahnstocher mit der Firma, ebenso Fächer werden den Restaurants unent* geltlich geliefert. Kolb läßt jetzt 40 Wagen sein Brod ausfahren, sie sind in Hellen Farben, nach Art eines Circus angemalt, jeder aber anders, zuweilen ist sogar eine Seite von der anderen ab weichend; auch wird öfter der Anstrich geändert und erneut. Eine große Anziehungskraft übt aber die Bäckerei selbst auS, die ganze Front besteht nämlich aus Fenstern und so kann man von draußen die Arbeiten der Bäcker, das Kneten, Theilen, Ein schieben des Teiges rc. genau beobachten. Da die Leute so gleich sam in Parade arbeiten, müssen sie alle auch in ihren Anzügen,. Wäsche rc. sich einer besonderen Sauberkeit befleißigen und die ganze im elektrischen Lichte strahlende Bäckerei sieht wie ein Schmuckkästchen im höchsten Maße appetitlich und einladend aus, so daß die in großen goldenen Buchstaben am Hause angebrachte Inschrift: „Sauberste Bäckerei im Lande, sehen heißt glauben", wohl ihre Berechtigung besitzt. Jedenfalls zieht das interessante und neue Schauspiel, namentlich Abends, wenn die Bäcker in. voller Thätigkeit sind, stets zahlreiche Zuschauer heran, von denen, gewiß ein Theil auch als Kunde gewonnen wird. Dies« Glas- sront, meint Kolb, koste zwar etwa 2000 Mk. mehr, als die ge wöhnliche Zcegelmauer, habe sich jedoch zehn Mal bezahlt gemacht, weil das Publikum auf die Waare aufmerksam und die Bäcker an peinliche Sauberkeit gewöhnt werden. Jede? Brod -trägt die Marke: „Kolb, rothes Siegel Brot" nnd die gleiche Marke be findet sich auch ans allen Annoncen, Fächern rc., die von Kolb ausgehen. Kolb hält den Einfluß weniger Annoncen für zweifelhaft, sie können vielleicht wirken, vielleicht auch nicht, wie das Glück es mit sich bringt. Dagegen glaubt er mit voller Zuversicht an den Erfolg umfaugceuher Annoncen, wenn dies mit Sachkenntniß bewirkt und dem Publikum wirklich Preis würdiges geboten wird. Für seine Ansicht spricht allerdings fein eigenes Beispiel, denn cs bleibt eine großartige Leistung, die er seit 1893 zu Stande brachte. Die Bäcker halten imAlhcmemen nichts vom Annonciren, weder bei uns noch m Amerika, und glauben, der einzige verständige Gebrauch, den man von Ze,t- ungen machen könne, sei, Backwaare darin einzuwickeln. Kolb hat ihnen indessen gezeigt, daß sie sich dabei aus einem großen Holzwege befinden, nnd daß die Presse, mit Verstand benutzt und zu ehrlichen Zwecken bestimmt, überall eine gewaltige Helferin zum Fortkommen ist. Das mögen auch die Deutschen von den Amerikanern lernen! * Aus Straßburg i. E., vom 16. Juni, wird der „Frkf. Z." berichtet: Eine interessante Wette ging ein hiesiger Sportsmann ein. Er machte sich anheischig, eine Strecke von 2000 Metern in fünf verschiedenen Sportsgattuugen in 20 Minuten zurückzu legen. Die Wette kam vor dem Rechen außerhalb der gedeckten Brücke zum Austrag. Der Sportsmann mackte 400 Meter im Skiff, dann schwamm er 400 Meter stromabwärts in 8 Minuten 53 Sekunden, sodann fuhr er 400 Meter per Velo in 1 Minute 10 Sek., weiter lief er 400 Meter zu Fuß in 2 Min. 20 Sek. Die letzten 400 Meter legte er zu Pferd in 1 Minute 15 Sek. zurück. Er legte mithin die Gesamnitstrecke von 2000 Metern in 15 Minuten 3 Sekunden zurück und gewann die Wette im Betrag von 100 Mark. * Auswüchse Des Goethekultus. Dieser Tage, so meldet das „Berl. Tgbl.", traf in Riva ein Delegirter des Wiener Goethe-Vereins ein, um an Ort und Stelle die schwebende Streitfrage über das Hans zu entscheiden, wo Goethe auf seiner italienischen Reise in Torbolc am Gardasee abgestiegen ist. Der Delegirte konstatirte auf Grund der von Goethe angefertigten Zeichnung, der Dichter könne nur im Hause der Gebrüder Alberti aus dem Platz von Torbole, damals dem einzigen Gasthaus im Ort, gewohnt haben. Der Goethe-Verein beauftragte den Bild hauer Scanagatta, eine Gedenktafel mit folgender Widmung auszuführen: „In guesta. eusu ärmora Koetste il 12. astlsmbre 1786. (In diesem Hause wohnte Goethe am 12. September 1786.) Heute habe ich an der Iphigenie gearbeitet, cs ist int An gesichte des Sees gut von Statten gegangen. Goethe-Tagebücher 12. September 1786." Der Wiener Goethe-Verein zur Feier des 150. Geburtstages. Diese Gedenktafel wird am 11. September enthüllt werden. — Grenzt »diese Art der Goetheverehrung nicht nahe an Kinderei ? Fremdenlifle vom 21. Juni 1899. Albert, Fabrikant, Dresden, Hotel schwarze? Roß Blumenfeld, Kaufmann, Berlin, Hotel R. Hirsch. Buchal, Hüttenverwalter, Prtbram i. Böhmen, Hotel R. Hirsch. Baat, Ingenieur, Dresden, Hotel Kron« Prinz. Emilie Bern, Privata, Berlin, Hotel Goldn. Stern. Blank, Gerber, Stockach i. Boden, Hotel Stadt Altenburg. Breslauer, Kausm., Berlin, Hotel de Saxe. Beier, Stallmeister im Hippodrom Erichleb, Chemnitz, Stadt Chemnitz. Carl, Kaufmann, Leipzig, Hotel schwarze« Roß. Ceconi, Maurer, Italien, Stadt Chemnitz. Dubnack, Kausm., Cottbus, Hotel Kronprinz. Danek, Maschinenschlosser, Wien, Stadt Chemnitz. Dreßler, Glaser, Lauban i. Schles., Stadt Chemnitz Shrert, Händler, Reischdors, Stadt Chemnitz. Heinrich und Rudolf Erichleb, Hippodrombesitzer, Meerane, Stadt Chemnitz. Aerch, Vieh. Händler, ZachaSberg, Gasthaus zur Post. Fugmann, Optiker, Chemnitz
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