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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189906203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990620
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-20
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.06.1899
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Aeilagr zum Areiberger Anzeiger und HageUaü. Dienstag, seu AH. Jimi. 18SS. Kie Kss«t. Roman von Ant»« v. Perfall-Schlirrsee. (28. Fortsetzung.) / Nachdruck verboten.) Schwager Sternau rieth zur Börse, welche sein Operationsfeld war seit Jahren, wie er behauptete, mit kleinem, aber sicherem Gewinn. Doch die Verhältnisse des Barons, welche Ringelmann aus dem Munde Egons selbst genau bekannt waren, wirkten nichts weniger als verführerisch auf diesen. Das der Willkür eines Verwalters überlassene, schlecht bewirthschaftete Gut wurde alljährlich immer mehr belastet, der Aufenthalt in der Stadt ver schlang das Doppelte des scheinbaren Börsengewinnes. Der erste Besuch der Börse in Gesellschaft des Barons ließ ihn für immer auf diesen Plan verzichten, das ganze dortige Treiben flößte ihm einen unüberwindlichen Ekel em. Me Versuche bei der Regierung, bei Hofe um irgend eine Verwendung blieben ohne Erfolg. Da kam eines Tages Baron Sternau mit gehcimnißvoller Miene zu ihm. Etwas Großes bereitete sich vor, ein Unter nehmen sondergleichen. — Die Entwicklung der Stadt, welche bi^er in den Händen einzelner Unternehmer sich zersplitterte und durch gegenseitige Konkurrenz eher gehemmt als befördert wnrde, sollte von nun an unter einem großen Gesichtspunkte in Angriff genommen werden. Zu diesem Zwecke ist aber ein Klub von hervorragenden Finanzmännern, Architekten und Grund besitzern im Begriffe, eine Aktiengesellschaft zu gründen. Alles freie Land in der Umgegend wird aufgekauft und bebaut, und zwar auf eine Weise, welche dem Mittelstand, dem Arbeiter billige nnd gesunde Wohnungen sichert. Zu gleicher Zeit wird dadurch dem ungesunden Spekulationssystem und Unternehmerthum, welches die Entwicklung der Stadt bisher tyrannisirte, in eine ihr günstige, dem Ganzen aber ungünstige Richtung gelenkt, die Spitze geboten. Es handelt sich also nicht allein um ein finan ziell großartiges, sondern auch sozial bedeutungsvolles Unter nehmen, an welchem sich zu betheiligen die Pflicht der Gut gesinnten aller Stände ist. Die Stimmung dafür ist eine vor zügliche, die Regierung, selbst der Hof interessirt sich dafür, die ganze Aristokratie. Vor Allem ist es nöthig, der großen Idee in allen Kreisen Eingang zn verschaffen, Vertrauen zu gewinnen. Dazu gehören vor Allem Männer, deren Namen, Stellung, Wirkungskreis einen wohlthätigen Einfluß ausübt. Er ist bereits als Vertreter der Aristokratie und des adeligen Grundbesitzes als Aussichtsrath in Aussicht genommen. . Nun kommt aber die Hauptsache! Es handelt sich, zu diesem Amt einen Mann zn finden, welcher das Vertrauen der Provinz besitzt, um auch diese für das Unternehmen zu gewinnen. Und dazu bist gerade Du vortrefflich geeignet, als königlicher Beamter, langjähriger Verwalter einer der wohlhabendsten Be zirke. Ich habe Dich bereits in Vorschlag gebracht, und im Falle Deiner Einwilligung zweifle ich nicht, damit durchzudringen. Es handelt sich für Lich um ein anfängliches Gehalt von mindestens viertausend Mark, das sich binnen Kurzem verdoppeln, verdrei fachen wird. Ringelmann war völlig betäubt von der Kunde seines Schwagers. Es war ihm unmöglich, so rasch sich zurechtzufinden. Das Problem an und für sich erschien ihm sehr sympathisch, im Lichte der edelsten Humanität. Dagegen machte ihn schon der Umstand mißtrauisch, daß gerade diesem Manne eine Hauptrolle dabei zugewicsen war, dessen Verdienste und Fähigkeiten doch nicht so bedeutend waren, vor Allem aber gefiel ihm das Motiv der Wahl nicht, welche auf ihn fiel. Er erinnerte sich sofort der Worte Tapciners. Man verlangt nicht seine Arbeitskraft, sondern seinen Einfluß aus die Provinz, der noch dazu, seiner Ansicht nach, sehr unbedeutend war. Sein Zögern empörte den Baron, der enthusiastischen Dank erwartete. „Du bist die Annahme dieser Stellung, wenn es wirklich so weit kommen sollte durch meinen Einfluß, schon Deiner Frau schuldig, die sich iu Euren kleinen Verhältnissen unglücklich fühlen muß." Diese Anspielung traf den wunden Punkt bei Ringelmann, doch Baron Sternau ließ es dabei nicht bewenden. „Noch mehr Deiner Tochter Johanna. Ich weiß bestimmt, daß Gras Leining ernste Absichten auf sie hat; daß er schon aus Standesrücksichten, abgesehen von seinem nicht gerade glänzenden Besitzstände, nicht in so kleine Verhältnisse hineinheirathen kann, wirft Du doch begreifen." So wenig begeistert der Amtmann im Grunde seines Herzens für diese Verbinvung war, so war ihm der Gedanke doch schreck lich, daß an seiner Weigerung, noch dazu ohne vorherige gewissen hafte Prüfung der Angelegenheit, das Glück seines Kindes ischeitern solle. Nach Allem, was er sah, mußte er ja selbst an ihre Neigung zn dem Grasen glauben. Er wagte nur mehr schüchterne Einwendungen, deren Widerlegung ihn gerade nicht besonders beruhigte, der Art nach, wie sie gegeben wurden. Er sei doch nicht der Mann für eine großartige Unternehmung, eine derartige Thätigkeit läge ganz außerhalb seines Gesichtskreises. Denn vor Allem sei ja sein Name ein so bescheidener, daß er gar nicht begreifen könne, wie man auf ihn komme. Sternau hatte für diese Bedenken nur ein Lächeln. Ob er öenn nicht wisse, daß man von einem Aussichtsrath sehr wenig verlange, daß dies nur ein Vertrauenstitel sei. Gerade sein be scheidener, völlig unbekannter Name sei ja sein Vorzug. Man dü^se nicht ausschließlich Namen von Klang in den Aussichtsrath wählen, das sei eine längst verbrauchte Reklame, welche nur Miß trauen erregen würde. Der Amtmann Ringelmann von Lang felden, ein schlichter Ehrenmann, von dem man bisher in dem großen Getriebe nie gehört, würde mehr Zutrauen schaffen als der gefeiertste Börsenmann. Ein Schwmdelunternehmen würde ihn gewiß nicht zum Aussichtsrath wählen. In Ringelmann regten sich unzählige Zweifel, Befürchtungen, Hoffnungen. Aber alle diese widerstreitenden Gefühle durchbrach mit Wucht ein einziges, ihn völlig beherrschendes. Wenn er diesem undankbaren Staat, der ihn wie einen dürren Ast ab gesägt, während er noch volles Leben in sich fühlte, zeigen konnte welche Arbeitskraft er achtlos bei Seite geworfen! Das war ja sein alter Groll, der ihn keinen Augenblick verließ. Wenn es ihm gelänge, die klägliche Rolle, welche ihm der Schwager als Aufsichtsrath zumuthete, auf andere glänzende Weise durch zuführe», im Dienste dieses an und für sich großartigen Unter nehmens ! — O, er fühlte ein Kraftgefühl in sich aufsteigen, ünen Arbeitsgeist, wie er ihn in der Blüthezeit seines Lebens leider nie gefühlt. Diese Empfindung überkam ihn plötzlich sy stark, daß er alle Einwände und Bedenken, die er sich eben selbst gemacht, vergaß und nahe daran war, in Heller Begeisterung den Vorschlag anzunehmen. Mit Mühe hielt er sich soweit zurück, daß er sich Bedenkzeit erbat. Er mußte ohnehin den wiederholten Aufforderungen Reginas, sie zu besuchen, nachkomme». Da wollte er denn gleich die Stimmung der Bevölkerung ausforschen, sich selbst orientiren über das Maß seines Einflusses. Sternau durchschaute ihn, seine aufsteigende Röthe, die Un ruhe Ringelmanns verrieth ihm den Vorgang seines Innern. Das Frühjahr war gekommen, die ganze Stadt schien ver jüngt. Farbe, Jugend, Geschmack und Raffinement feierten jetzt auf offener Straße ihre Orgien, und die bunten Blüthcn der öffentlichen Anlagen drangen trotz der Anfdringlichkeit der Gärtnerei nicht durch in dem ans- und abwogendcn Menschen schwarme. Das Fieber tobte jetzt im Freien nnd batte einen liebenswürdigen Charakter angenommen. Die Sensationen wandten sich wieder nach krankhaften Abschweifungen der Natur zu, dem ewig und einzig wahre» Quell der Freude. Man schwärmt von Landpartien, Rudersahrten,' dem grünen Renn platz, der sich bald füllen soll. In den kleinen Vorgärten und herrschaftlichen Parks sieht man zarte Frauen Hände thätig, ver wöhnte Lebemänner mit Schaufeln und Spaten. Die Arbeit wird modern, und das von durchschwärmten Nächten ermattete lüsterne Auge kehrt sich wieder zu seiner Kindheit zurück und erfreut sich des saftigen Grüns des jungon Laubes, der bunten Blüthen, der jubelnden Vogelschaar. Bei Ringelmann war jetzt eitel Sonnenschein. Frau Ottilie war begeistert von dem Plane ihres Bruders und schürte das jugendliche Feuer, das sie zu ihrer eigenen Ueberraschung plötzlich aufglimmen sah, in der Brust ihres Mannes. Noch verführerischer für ihn waren die geistigen Ergüsse Johannas, die in ihrem eigenen stürmischen Kraftgefühl dem Papa eine glänzende Zukunft verkündigte. „O, ich ahnte es schon längst, daß Du noch zu irgend etwas Großem bestimmt bist, Langseldeu war ja viel zu eng für Dein gutes, großes Herz. — Die Sonne, die alles erwärinende, ernährende Sonne, deren befruchtende Strahlen jeden Keim zu seiner größtmöglichsten Entwickelung bringen. — O, ich habe die Worte nicht vergessen, und jetzt werden sie an Dir selbst zur Wahrheit werden." So fraglich für ihn auch das Urtheil eines Mädchens in dieser Angelegenheit sein mußte, aus diesem holden Munde übte es doch starke Wirkung aus ihn. Im Sonnenschein innen und außen erschien Johanna auch Gras Leining plötzlich in anderem Lichte. In seiner blauen Dragcueruniform, hoch zu Rosse, glich er einem jungen Kriegs gott und es schien, als habe die FrühlingSsonne auch in ihm längst von dem Reis der Weltsncht geknickte Liebesblüthen neu geweckt. Sie glaubte in ihm jetzt auch die Eigenschaften zu finden, nach welchen sie in gewissem Sinne Heimweh empfunden —eine sinnige Weichheit, die Poesie der Empfindung. Seine Huldigungen reizten nicht mehr lediglich ihre Eitelkeit, sie verursachten ihr eine reizende Unruhe. Sie trat den Hoffnungen der Mutter immer näher, und in ihrer kühnen Voraussicht künftiger Dinge erschien ihr die Kluft zwischen ihr, der mittellosen Beamtentocht«, und dem reichen Aristokraten nicht mehr so tief. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Eine Bismarck Erinnerung aus der Deichhaupt- mannszeit wird der Berliner Wochenschrift „Das Echo" von einem ihrer Leser in Brasilien mitgetheilt: Bei dem Lesen von Bismarcks Lebenslaus ist mir eine kleine Episode wieder einge fallen, welche ein Jugendfreund meines Vaters einst demselben in meiner Gegenwart erzählte. Als Bismarck Deichhauptmann war, begann der alte weißhaarige Herr, war ich einer seiner Geometer, und nichts machte mir so viel Spaß, als den Verhand lungen der Deichgenossenschaft beizuwohnen, denn Verhandlungen mit altmärkischcn Bauern sind keine Kleinigkeit, was Jeder be zeugen kann, der den zähen Sinn dieser Leute kennt. Es war Versammlung anberaumt, um von den Grnndeigenthümern die Unterschrift zu erlangen, daß ein neu anzulegender Deich über ihre Aecker und Wiesen gehen dürfe. Die Sitzung begann um r/,9 Uhr Morgens; die Bauern waren vollzählig in der großen Gaststube des Wirthshauses versammelt. Der Tisch, auf welchem die Deichakten lagen, stand in der Thür, die zn einem kleinen Nebenzimmer führte, welches einen Scparatausgang hatte. Mit dem Glockenschlage erschien Bismarck in Reserve-Osfizier-Uniform, schnallte den Pallasch ab und lehnte ihn an die Wand. Es war gerade ein betäubender Lärm, denn die Bauern stritten lebhaft, ob der neue Damm nöthig wäre, der alte Damm hätte so lange gehalten und würde gewiß noch länger genügen w. Bismarck hörte kurze Zeit zu, ohne ein Wort zu sagen, dann stand er auf, griff nach dem Pallasch mitsammt der Scheide, faßte ihn in beide Hände und hieb flach auf den Tisch, daß die Akten herumflogen und rief in den Tumult hinein: „Jetzt holt ji dat Muhl, jetzt wull ick reden." Grinimig sahen die Bauern nach dem Hünen auf der anderen Seite des Tisches, verstummten aber sofort. Darauf machte Bismarck in kurzer Rede sie darauf aufmerksam, daß der alte Damm schadhaft sei und daß es besser sei, das kleine Stück Land, das der neue Damm nöthig hätte, herzugcben, als daß im nächsten Frühjahr unberechenbarer Schaden durch einen Dammbruch erlitten würde. Zum Schluß las ich die schon ausg^fer- tigten Akten vor undBismarckfordertedieLeute auf, zu unterschreiben. Jetzt trat ein alter Bauer mit faltigem Gesicht vor und erklärte ganz langsam: „Sä künnen schon recht hebben, Herr Deichhauptmann, aberst unnerschrewcn duh ich nich." Ein flüchtiges Lächeln huschte über Bismarcks Gesicht, als ob er sagen wollte, das habe ich vorher gewußt; darauf winkte er feinem Burschen und raunte ihm ein paar Worte ins Ohr. Dieser klemmte sich neben dem Tisch durch, ging durch die große Halle, m der sich die Bauern befanden, nach der anderen einzigen Ausgangsthüre, schloß dieselbe ab, ging zurück mit dem abgezogenen Schlüssel in der Hand und legte den selben neben Bismarck auf den Tisch. Die Bauern sahen einander verdutzt an und: „wat füll denn dat, wat füll denn dat heißen", ging es von Einem znm Andern. Bismarck stand auf: „Das soll heißen, daß Ihr nicht eher sortkommt, als bis Ihr unterschrieben habt", rief er ihnen mit Stentorstimme entgegen. Nun hatte ich erwartet, die Leute würden furchtbar aufbegehren, aber nichts von dem geschah, nur dabei blieben sie: „Unner- schrewen duhn wie nich." Bismarck steckte sich eine Cigarre an, unterhielt sich mit mir und las seine Zeitung. Es verging eine Stunde, ohne daß die Bauern sich gefügt hätten. Dann schickte er den Bnrschen Frühstück holen. Ich räumte den Tisch ab, und bald war derselbe mit Bros, Butter, Schinken, Eiern und Bier besetzt. Er forderte mich Am Essen ans, und so rrühstückte» wir mit größter Seelenruhe, den störrischen Bauern das Zusehen überlassend. Diesen fing auch langsam an, der Magen zw knurren, und sehnsüchtige Blicke warfen sie auf unsern wohl»" besetzten Tisch. Nachdem das Frühstück abgeräumt war, wurde« die Akten wieder aufgelegt und wir fingen an zu arbeiten. Nach einer weiteren Stunde kam ein Bauer, der uns während de»" Essens schon mit unverhohlenem Interesse zugesehen hatte, lang* sam an meine Seite und sagte: „Ick macht woll unnerschikwm^ aberst" — Ich ließ ihn nicht ausreden und wandte mich sofort an Bismarck: „Der Mann will unterschreiben, Herr Deichhaupt»* mann". — „Schön mein Sohn", antwortete dieser und sah ihn fest an. Der Bauer hatte gewiß noch mehr sagen wollen, aber unter dem Banne dieser Augen griff er ungeschickt nach der Feder und malte seine Hieroglyphen unter das jAktenstück- Der Bursche rückte den Tisch ein klein wenig zur Seite und schleunigst verschwand der Bauer durch die Ausgangsthür unseres ZimmsrS. Dann kam noch Einer und noch Einer, und nach einer halben Stunde hatten Alle unterschrieben, ganz zuletzt der alte Bauer, der zuerst gesprochen hatte. * Fridtjofs Nansen über Andree. Die Mitglieder des Internationale» hydrographisch-biologischen Kongresses wurden, wie aus Stockholm gemeldet wird, auf dem königlichen Schlosse vom König Oskar in Audienz empfangen. Der König ließ die neulich auf Island gefundene zerrissene Depesche von Andree den Kongreßmitgliedern vorlegen. Fridtjofs Nansen, mit welchem der König sich lebhaft unterhielt, sprach sich dahin aus, daß, wenn es Andree geglückt sei, mit dem Ballon herabzusteigen, ein Boot, Waffen und Munition mitzusühren, man mit Recht annehmen könne, daß er gesucht habe, Grönland zu erreichen, es auch wirk lich erreicht habe und daß dort die Expedition durch Jagd ihr Dasein fristen könne. Unter diesen Umständen würde Andres wahrscheinlich entiveder von der schwedischen Expedition Nathorst oder von der dänischen Expedition Amdrup aufgefunden werden. Jedenfalls sei eine Nachricht hierüber nicht vor September dieses Jahres zu erwarten. * Wetterprognose an Briefkästen. In der Atadt Montgomery im Staate Alabama wird neuerdings die täglich^ Wetterprognose, die von dem Wetterbureau der Vereinigten Staate« ausgegeben wird, an allen Briefkästen in den Straßen angeschlagen. Der Postbote, der die Briefe abholt, befestigt gleichzeitig die Wetterkarte am Kasten und so kann sich jeder Ein wohner um 1 Uhr nachmittags an seinem nächsten Brieskasten darüber belehren, was er am nächsten Tage vom Wetter zu er warten hat. * Als ein Nachklang zum Sängerwettstreit in Kassel wurde bereits mitgetheilt, daß der entstandene Fehlbetrag, über dessen Deckung die Stadtverwaltung demnächst zu beschließen haben wird, sich auf rund 140000 Mk. beläuft. Die Baukosten der Sängerhalle, welche zum Theil schon wieder abgerissen ist, haben 80000 Mk. betragen. Man erkennt jetzt, so wird aus Kassel geschrieben, daß, abgesehen von den Angehörigen der Sänger, der Fremdenverkehr kein bedeutender gewesen ist, vielmehr zumeist nur aus Passanten bestanden hat. Unter diesen Um ständen dürfte es nicht ganz leicht fallen, für den nächsten Wett streit, der in vier Jahren stattfinden soll, eine passende Stadt zu finden, da bestimmungsgemäß nur eine in Mitteldeutschland liegende und andererseits aus verschiedenen Gründen nur eine verhältnißmäßig große Stadt in Betracht kommen. * Wie man Giftschlangen ohne Schaden anfafsen kann, lehrt eine Zuschrift von Krüger aus Bromberg an die Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Auch Leuten, die sich für Derartiges interessiren, dürfte der dazu nöthige Kunstgriff nicht immer bekannt sein, obgleich er uralten Ursprungs ist. Krüger sah ihn von einem „Impresario", der bei dey Schulen herumreiste, um lebende Schlangen vorzuzeigen. Dieser Mann zeigte auch eine Kreuzotter vor, indem er ihren Kopf mit einem Stock fest auf den Boden preßte, den Schwanz mit der anderen Hand am äußersten Ende ergriff und so die Schlange empor hielt. Es ist dem Thiere auf diese Weise unmöglich, die Hand des Haltenden zu erreichen, da ihr Kopf zn weit herabhängt. Dieser Kunstgriff ist, wie gesagt, eine uralte Erfindung. In dem dem Werke des Kirchenvaters Clemens von Alexandrien, heißt es an einer Stelle: „Der Reichthum scheint mir einer Schlange zu gleichen. Wenn Jemand diese nicht richtig anzufassen weiß, indem er sie nämlich an der Schwanzspitze gx- sahrlos in die Lust hält, so wickelt sie sich um seine Hand und beißt ihn." Der Brauch ist aber wahrscheinlich noch älter und dürfte namentlich im alten Aegypten, wo in der Zähmung und Beschwörung der Schlangen viel geleistet wurde, allgemein bekannt gewesen sein. Darauf deutet schon eine Stelle im Alten Testament, die im 2. Buch Moses steht. Gott gebietet dem Moses, der sich vor der aus ssinem Stab gewordenen Schlange fürchtet und vor ihr fliehen will: „Erhasche sie beim Schwanzes — „Ta streckte Moses seine Hand aus und hielt sie." Es tstsehr wahrscheinlich, daß mit diesenWorten auf den im Volke wohlbekannten Kunstgriff in der Begegnung mit Schlangen hingewies«r wurde, den die Israeliten bei den Aegyptern gelernt hatten. UebrigenS dürfte auch cm Volke bei uns in Deutschland dieses Verfahren nicht in Vergessenheit gerathen sein. In Brehms Thierleben wird be richtet, daß die Kreuzotter nach ihrer Gefangennahme stets die genossene Nahrung wieder ausspeit, selbst wenn man sie so be hutsam gefangen hat, daß sie dabei „außer am Schwanzende" gar nicht gedrückt wurde, „zuweilen speit sie schon, indem man sie am Schwanzende aufhebt". Mit Bezug auf die Kreuzotter mag noch eine wenig bekannte Sage erwähnt werden, die sich in Pommern erhalten hat. Danach soll sich die Kreuzotter einst gerühmt haben, durch Eisen und Stahl beißen zu können. Gott aber wollte sie für ihren Hochmuth strafen und sagte zu ihr: „Du sollst nicht einmal durch einen Wollfaden beißen!" Mit dieser Sage steht der Glaube in Verbindung, daß das Tragen von Wolle, insbesondere von wollenen Strümpfen, gegen den Biß der Kreuzotter schütze, was aber in Wirklichkeit kaum zutreffen dürfte. Trotzdem befindet sich eine Verbindung der Giftschlangen mit der Wolle noch mehrfach in alten Volkssagen, z. B. in den russischen Ostsceprownzen. Die Lettischen Bauern kennen noch heute eine Formel für die Schlangenbeschwörung, in der es heißt: „Die ehrliche gnädige Frau Schlage schläft am Wegrande auf dem Sande, ihr Mund ist voll Wolle". Kremvenlifte vom 16. Juni 18V8. Billing, vr. ptrll., Kiel, Hotel Kronprinz. Bauch, Kaufmann, Zeitz Hotel Stadt Altenburg. Blank, Gerber, Stockach i. Bade» Hotel Stadt Altenburg. Anna Bac^h, Wirthschafterm, Dresden, Golm, Adler, vr. Becher, Redakteur, Dresden, Gasthaus zur Post. Clauß, Kausmann, Dresden. Hotel Kronprinz. Claußnitzer, Fabrikant, Groß-
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