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^137 Inserat« werden bi» Bormtttaz 1t Uhr angenommen. Preis für die Hpaltzeile 13 Pfg. ZF» ID 2V Außerhalb de» LandgerichtSbejirkS 15 Pfg. h M.W V ————— 62. Jahrgang. Freitag, Sen 16. Juni. Erscheint jeden Wochentag Ab nid» '/,6Ahr für den ij anderen Lag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Pfg. ! zweimonatlich 1 Mk. 60 Pfg. ». «inmonatlich75Pfg. ß ^lßeigerAiizejgex Md Tageblatt AwtMlM für die königlichen und städtischen Behörde» zu Fretderg Md Braud. verantwortliche Leitung de« «edaNton: »e-rg »nrkharvt. Scheuerns halber werde» Montag, ven 18. und Dienstag, den SO. Juni 1898 die Dienstränme des Königlichen Amtsgerichts für den gewöhnlichen Geschäftsverkehr geschloffen. Freiberg, am 13. Juni 1899. Königl. Amtsgericht. H. 108/99. Sr«t8«I»»«1«1«i?. Konkursverfahren. I« dem Konkursverfahren über das Vermögen des Colonial- und SchnittwaarenhändlerS Carl Friedrich Paul West in Freibergsdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlnßverzeichniß der bei der Ver- theilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den S7. Juni 1888, Bormittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Zimmer Nr. 33, bestimmt. Freiberg, den s. Juni 1899. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgericht-. In Stellvertretung, lil. 22/98. No. 58. Exp. v. Prot. Steckbrief. Der nachstehend signalisirte Soldat der 4. Compagnie unterzeichneten Regiments Ott» L«tL8«I», gebürtig aus Heidenau bei Pirna. Stand: Arbeiter, hat sich am 4. d. M. gegen 2 Uhr N. aus der Kaserne entfernt und ist bis jetzt nicht wieder dahin znrückgekehrt, weshalb derselbe wegen Verdachts der Fahnenflucht hiermit steckbrieflich verfolgt wird. An alle Behörden, sowie sonst Jedermann ergeht das Ersuchen, den Soldaten im Be. tretungsfalle festzunehmen und an das nächste Garnison-Kommando abzuliefern. Dresden, den 13. Juni 1899. sw. 13806.1 Kommando »es 1S. Infanterie-Regiments Nr. 177. Signalement: Größe: 165 em, Gestalt: untersetzt, Kinn: gewöhnlich, Nase: gewöhnlich, Mund: gewöhnlich, Haar: schwarz, Bart: —, besondere Kennzeichen: keine. Bekleidet war der selbe mit fiskalischem Waffenrock und Tuchhose, Schirmmütze, Seitengewehr, gez. 177. R. 4. 47. Hras -Versteigerung. Die diesjährige Gras- und Grummet-Nutzung von der Lehnwiese des Nassau«« Forstreviers soll Mittwoch, den 21. Juni d. A, von Vormittag- 8 Uhr an, an die Meistbietenden an Ort und Stelle gegen sofortige Bezahlung und unter den sonstigen vorher bekannt zu machenden Bedingungen verkauft werden. Znsammenknnst bei der Apelt'fchen Holzschletferei. Königl. Forstrevierverwaltung Nassau zu Bienenmühle u. Königl. Forftrentamt Frauenstein, am 14. Juni 1899. Bekanntmachung für Hilbersdorf. Die diesjährigen öffentlichen Impfungen im hiesigen Orte sollen Montag den 18. Juni von Nachm. L Uhr an im Funke'fchen Gasthose hier stattfinden. Eltern nnd Erzieher, welche ihre Pflegebefohlenen ohne gesetzlichen Grund der Impfung entziehen, sind nach 8 14 Abs. 2 des ReichsimpfgesetzeS vom 8. April 1874 strafbar. Hilbersdorf, den 13. Juni 1899. G.-V. Ass de« Reichstage. all. Berlin, den 14. Juni. Lie LpezialdiSkussion der drittenLesung derJnvalidenversicher' ungsnovelle zog sich heute noch stark in die Länge. Nichtdaß noch übermäßig viel gesprochen worden wäre. Aber bei dem ge waltigen Umfange des Gesetzentwurfs, dessen Paragraphenzahl einschließlich der eingeschobenen Nummern erheblich über 200 be trägt, erforderte schon allein die Verlesung durch den Präsidenten und die dazu nothwendigen geschäftsordnungsmäßigen Bemerk ungen eine recht beträchtliche Zeit. Und dann fehlte es auch nicht an einer tüchtigen Zahl von Abänderungsanträgen, wenn sich auch die Sozialdemokraten in dieser Beziehung gegenüber der zweiten Lesung etwas Reserve auferlegt hatten. Uebrigens hatte sich nach den Beschlüssen der zweiten Berathung eine Reihe von redaktionellen Aenderungen als nothwendig herausgestellt, über die sich eine freiwillige Kommission, in der alle großen Parteien mit Ausschluß der Sozialdemokraten vertreten waren, geeinigt hatte. Diese Abänderungsanträge wurden meist ohne jede Debatte, ja sogar ohne besondere Abstimmung, angenommen, sonst wäre wohl die Berathung heute nicht so weit gediehen. Jedenfalls hatte unter diesen Umständen die Hauptarbeit der Präsident, der oft viertelstundenlang die trockenen geschäfts ordnungsmäßigen Ausführungen Herunterleiern mußte. Von den Abänderungsvorschlägen der oben genannten frei willigen Kommission waren nnr zwei von größerer Bedeutung, von denen der eine den Bedenken der äußersten Linken und der andere denen der äußersten Rechten entgegenkam. Infolge des ersteren sind die Nachtheile, die den Zwangsversicherten durch die weitere Ausdehnung der freiwilligen Versicherung drohen, dadurch etwas eingeschränkt worden, daß die Wartezeit auf die Invaliden rente für die freiwillig Versicherten von 400 auf 500 Beitrags wochen heraufgesetzt wurde; und der zweite bestimmt ausdrücklich, daß die Errichtung der Rentenstellen sich auf Gegenden mit dichter Bevölkerung beschränken soll. Dnrch die mit großen Mehrheiten erfolgte Annahme dieser beiden Anträge wird den Flügeln des Reichstages die Zustimmung zu dem Gesetze noch wesentlich erleichtert werden. Die sozialdemokratischen Anträge, die trotz ihrer Aussichts losigkeit von den Antragstellern hartnäckig vertheidigt wurden und die sich im Wesentlichen auf Erweiterungen der Rechte und der Vortheile für die Arbeiter bezogen, fanden meistens nur die Unterstützung der Freisinnigen und wurden glatt abgelehnt. Aber einen Erfolg durch Uebcrrumpeluug errangen die Sozialdemo kraten doch. Und das kam so: Bei der Rentenberechnung werden nach Z17 diejenigen Wochen als Beitragswochen angcrcchuet, während derer Versicherte wegen Krankheit ihre Berufsthätigkeit nicht fortsetzen und Häher auch keine Beiträge entrichten konnten. Das soll jedoch nicht geschehen, wenn der Betheiligte sich die Krankheit vorsätzlich oder bei Be gehung eines durch strafgerichtliches Urtheil sestgcstcllten Ver- brecheus, durch schuldhafte Betheiligung an Schlägereien oder Raufhändeln, dnrch Trnnkfälligkeit oder durch geschlechtliche Aus schweisungen zugezogen hat. Die Sozialdemokraten beantragten nun die Streichung der Worte „oder durch geschlechtliche Aus schweifungen." Bei der zweiten Lesung war der Antrag mit geringer Mehrheit gegen die Stimmen der gesammten Linken abgelehnt worden nnd auch heute noch bestand die gleiche Kon stellation, obwohl Bebel darauf Hinweisen konnte, daß der inzwischen abgehalteue Kraukenkassenkongreß den gleichen Wunsch auf das Eindringlichste ausgesprochen habe. Bebel schilderte heute wiederum das Bedenkliche einer solchen Bestimmung; sie würde nur die Verheimlcchung der Geschlechtskrankheiten zur Folge haben, die doch sicherlich nicht un gesundheitlichen Interesse der Gesell schaft liege. Seine Aussühruugen wurden noch lebhaft unterstützt von seinen Parteigenossen Singer und Molkenbuhr, von den Liberalen bezw. Freisinnigen Röii^ke, Eickhoff undBräficke, sowie namentlich vom ärztlichen Standpunkte aus von .dem National liberalen vr. Kruse. Aber die Rechte und das Centrum blieb unter Führung des Frhrn. v. Richthofen und des vr. Hitze un erbittlich, und so schien die Ablehnung des Antrages auch diesmal sicher. Da Plötzlich füllten sich kurz vor der Abstimmung, als eine Anzweifelung der Beschlußfähigkeit nicht mehr zulässig war, die Bänke der Sozialdemokraten in überraschender Weise. Es war eine richtige Ueberrumpelung. Bei der schwachen Besetzung des Centrums und der Rechten mußte der Präsident, Herr v. Frege, nolsns volsus die Annahme des sozialdemokratischen Antrages erklären, worüber rechts große Erregung und links große Freude herrschte. Die Berathung gelangte bis zum Z 129. Der kleine Rest wird wohl morgen nicht mehr zu lange Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem steht noch der Nachtragsetat und das Handelsabkommen mit England auf der Tagesordnung. Politische Umschau. Freiberg, den 15. Juni. Deutschland. Ueber die preußische Kanalvorlage schreibt die „Nordd. Ällg. Ztg.": Es ist nicht anzunehmen, daß man sich an irgend einer Stelle über die Tragweite der bevorstehenden Ent scheidung im Unklaren befindet. Die Negierung hat das erforder liche Material in umfassender Vollständigkeit der öffentlichen Prüfung zugängig gemacht. Klar und sicher ist die wirthschaft- liche, kulturelle und finanzielle Bedeutung, die technische Aus führbarkeit, die finanzielle Möglichkeit des Kanalunternehmens erwiesen. Die Befürchtung, der Kanal könne der Landwirthschast schaden, ist mehr und mehr der Uebcrzeugung gewichen, daß durch den Kanalbau die Wechselbeziehungen zwischen der Landwirthschast und der Industrie gehoben und verstärkt werden und daß für beide daraus Nutzen und Vortheil erwachsen. Die Gegnerschaft stützt sich der Hauptsache nach nur noch auf Bedenken, daß er hebliche Verschiebungen in den wirthschaftlichen Verhältnissen einzelner Theile der Monarchie hervorgerufen werden könnten. Nach dieser Richtung ist indessen bekanntlich von der Staats regierung eine bindende Zusicherung in Aussicht genommen, die geeignet ist, berechtigte Kompensationsforderungen sicherzustellen. Damit ist die Basis für eine sachliche und objektive Entscheidung gegeben. Wir hegen die bestimmte Erwartung, daß das bedauer liche Bestreben, einen Gegensatz zwischen Industrie und Land- wirthschaft zu schaffen und den Osten gegen den Westen auszuspielen, innerhalb des Parlaments bis zur Entscheidung keinen Boden findet. Absolute, durch entschiedenes Eintreten bcthätigte Ein- müthigkeit der Staatsregierung, in der sich die Vertretung der Interessen der verschiedenen Bernfskreisc im Staate wie in der Allgemeinheit konzentrirt, dürste auf die Volksvertretung nicht ohne Eindruck bleiben. Die Volksvertretung wird zweifellos sich nicht nur der materiellen Tragweite der Entscheidung bewußt sei», sondern auch des Umstandes, daß die Wahrung der Interessen der Gesammtheit unter dem Gesichtspunkte der Ausgleichspolitik ihre vornehmste Aufgabe bildet. Ist dies der Fall, so kann es au der Entscheidung zu Gunsten des Mittellandkanals nicht fehlen. Von italie nischer wie von deutscher Seite sind neuerdings, wie schon gemeldet, Anregungen ergangen, italienische Land arbeiter nach Deutschland zu bringen. In einer in Rom abgehaltenen Versammlung der italienischeu Ackerbaugesellschast empfahlen der Deputirte Ambrosoli und der Senator Pecile, die Frage der Auswanderung italienischer Bauern nach einigen Gegenden Preußens, wo Mangel an landwirthschaftlicher I Bevölkerung herrscht, in Erwägung zu ziehen. Gleichzeitig sucht in einem Aussatz der „Deutschen Landw. Presse" vr. HanS Rudloff-Rom die Redenk-.u zu beseitigen, welche man in Deutsch land gegenüber italienischen Landarbeitern nach den bisher vor liegenden Erfahrungen hat. vr. Rudloff sagt, die vagabundirenden Italiener, welche bisher zu uns herüber gekommen seien, bildeten den Ausschuß, die Hefe der italienischen Arbeiter-(nicht der Land arbeiter-) Bevölkerung. Für diese treffe ja Alles zu, waS man gegen die Verwendung dieser Leute als Ersatz für die landflüchtigen deutschen Arbeiter angeführt habe. Sie seien vielfach Raufbolde nnd seien auch meistens zur Verwendung als Landarbeiter, be sonders als Viehpfleger, durchaus unbrauchbar, denn sie wären ihrem Berufe nach Maurer, Steinhauer, Ziegelbrenner, Mosaik arbeiter, Zimmerleute und Erdarbeiter. Von ganz anderem Schlage sind, nach den persönlichen Forschungen des Verfassers, die italienischen Landarbeiter, namentlich die norditalienischen, die ja schon aus klimatischen Gründen für uns in erster Linie in Betracht zu ziehen mären. In erster Linie empfiehlt vr. Rudloff die Venenaner, in zweiter die Lombarden und Piemontesen. Er schreibt von ihnen u. A.: „Der Venetianische Bauer ist ein kräftiger, hochgewachsener Mensch. Die germanischen Invasionen vergangener Jahrhunderte haben ihre Spuren bis auf den heutigen Tag diesen Gegenden aufgedrückt. Besonders deutlich treten die Spuren teuto nischen Blutes in den Distrikten Vicenza, Verona und in einigen Ortender Provinz Udine hervor, deren Germanisirung viel wahr scheinlicher auf friedliche Einwanderung als auf kriegerische Aktionen zurückzuführen ist. Diese Germanen bedienen sich zum Theil heute noch ihres JdiomS. Es darf nicht gering angeschlagen werden, daß der Venetianische Landarbeiter durch die Art seiner landwirthschaftlichen Thätigkeit anss Beste für die Landwirthschast im norddeutschen Sinne des Wortes vorbereitet ist. In der Po- Ebene baut man so ziemlich Alles, was in Norddeutschland produzirt wird. Dabei ist nicht zu vergessen, daß der Venetianische „eontaäino" als Viehzüchter mit Recht einen hohen Ruf genießt. Der venetianische Landarbeiter ist ein fleißiger, nüchterner, genüg samer und billiger Arbeiter. Er betrinkt sich nicht und begebt keine Messerthaten, zu denen der sehr intelligente und zähe Piemontese leicht neigt, aber auch nur dann, wenn er sich betrunken hat. Der italienische Landarbeiter ist ein Mensch, mit dem sich verhandeln und gut auskommen läßt. Er ist sehr empfänglich für einen freundlichen Blick, ein gutes Wort, das ihm unser Ver- ständniß, unsere Theilnahme für seine beklagenswerthe Situation bekundet. Der italienische Landarbeiter ist politisch indifferent — nicht politisch zuchtlos; er hat sich von der sozialistischen Propa ganda nicht bethören lassen." Der Prinzregent von Bayern genehmigte, daß die Büste des Stenographen Gabelsberger in der bayerischen Ruhmes- halle an der Bavaria in München aufgestellt werde. Die Massenanssperrnng der Maurer Berlins und der Umgegend hat bereits am Dienstag Abend ihren Anfang ge nommen. Ans 57 Bauten mit etwa 1100 Arbeitern sindsämmt- liche Maurer nm 6 Uhr abends abgelohnt und in aller Form bis auf Weiteres entlassen worden. Unter den Nusgesperrten befanden sich gegen 500 Centralorganisirte, 387 Lokalorganisirte, während der Rest theils nichtsozialdemokratischen Vereinigungen augehört, theils unorganisirt ist. Die Zahl der Entlassenen ist im Laufe des gestrigen Vormittags aus über 2500 gestiegen. Auf einer großen Zahl von Bauten ruht die Arbeit vollständig. I" einer am Dienstag stattgehabten Versammlung wurde der Ent rüstung über das unüberlegte Vorgehen der Anhänger des Maurerverbandes Ausdruck gegeben. Ma» betonte, daß die durch Vertrauensmännerorganisation verbundenen Maurer sich in einer Zwangslage besänden und wohl oder übel cm Allgemeine» der ausgegebenen Parole solgcn müßten. Die prinzipielle Auf stellung der Forderung des 65 Pfg.-StundenlohnS wurde jedoch