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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189905315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990531
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-31
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.05.1899
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die Sonne verdunkelnd, daS Schnauben deS Ungeheuers über tönend, mit seinem Geschwirrs sich auf dasselbe würfe — das könnte auch ein Riesendrama geben. Da träumte er schon wieder, der Phantast! Plötzlich trat eine Frauengestalt in die freie Aussicht des Thores, durch welches er, in seine Gedanken verloren, hinausstarrte von seinem stählernen Dichterstuhl. Da erwachte er rasch. Eine hohe, plastische Erscheinung: unter einem weichen Hute, wie ihn auch Männer zu tragen Pflegen, ringelte sich starkes, braunes Haar hervor, das am Halse, wo es sich in ein leichtes Gelock auslöste, röthlich schimmerte. Etwas Resolutes lag in der ganzen Haltung des Mädchens, Emanzipirtes, würde Treuberg geurtheilt haben, hätte er nicht sofort erkannt, wen er vor sich hatte, die Tochter des Hauses, Barbara Dorn. Das Gesicht konnte er, geblendet vom weißen Tageslichte, nicht sehen. „War der Kerl wieder da ?" fragte sie den Vater, einen Regen» schirm wie einen Degen wippend. „Glaubst Du, er werde sich zum zweiten Male von Dir die Thür weisen lasten? 's war ein schön Stück Geld, sag was Du willst. Aber dahinten," er wies mit dem Werkzeug auf Treuberg, „wartet einer auf Dich." Barbara wandte den Kopf und spähte in das Dunkel. „Was will er denn?" „Einmiethen. — Ein Herr." DaS letzte Wort kam etwas spöttisch heraus. „Ein Herr!" Barbara lachte auf. „Den muß ich mir erst anschauen." Sie ging in die Halle auf Treuberg zu. Den Regenschirm mit dem Griff in der Manteltasche. Treuberg bereute, gewartet zu haben. Was wollte er denn von der Person, die ihre Abkunft wahrlich nicht verleugnete. Jetzt sah er erst ihr Gesicht. Recht hatte der Fährmann mit seinem Schnalzen. Eine Schönheit! Große, braune Augen unter einer schneeweißen, edelgeformten Stirn, eine Nase.wie eine Griechin, nur etwas zu energisch in der Wurzel; auch ein spöttischer Zug, welcher den linken Mundwinkel etwas abwärts zog, störte — doch der galt wohl nur ihm. Es näthigte Treuberg auszustehen und sie zu begrüßen wie eine Dame. „Sie wollen bei uns einmiethen?" Der herbe Zug verstärkte sich — und, sonderbar, Trenberg fand ihn jetz sehr interessant. Er verlieh dem schönen Antlitz eine gewisse, jungfräuliche Herbheit. „Allerdings, wenn Sie so fragen, dann nicht." . . „Mißverstehen Sie mich nicht, mein Herr. Aber Sie werden begreifen, daß ich mich wundere. Bei uns wohnen- sonst nur Fabrikleute, wenn auch nur bessere. Sie sind doch kein Arbeiter." „Gewiß bin ich das, ich bilde es mir wenigstens stark ein, mein Fräulein, erwiderte Treuberg, den die Art ihres Sprechens überraschte. „Ja, jo, ich weiß, die Herren nennen sich jetzt mit Vorliebe so. Das macht sich ja sehr güt." Ein trüber Hohn lag in ihren Worten. „Kunstler, nicht wahr?" „Schriftsteller, Gustav Treuberg." Es lag etwas in der Art dieses Mädchens, was den jungen Mann förmlich zwang, sich vorzustellen wie einer Dame aus der Gesellschaft. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Wie man sein Glück macht. Aus Berlin erzählt der „B. L. A.": In aller Stille ist kürzlich eine fröhliche silberne Hochzeit gefeiert worden, deren Vorgeschichte interessant genug ist, daß sic weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Die Vor geschichte reicht etwas weit zurück, nämlich inS Jahr 1864. Ein damals in Berlin recht bekannter Weinhändler mar eines Sonn tags mit seinem achtjährigen Töchterchen zum Thiergarten hinaus gewandert und hatte seinem Liebling einen der dort, wie auch heute noch, von Händlern angebotenen kleinen Ballons gekauft. Die Kleine hatte sich ein Stündchen an dem Spielzeug erfreut, als sie plötzlich sagte: „Papa, wir wollen ihn fliegen lassen." In diesem Augenblick wurde in den hohen Lüften ein wirklicher Luft ballon sichtbar, und das Drängen des Kindes wurde nachgerade so groß, daß der Vater sich entschloß, ihm den Willen zu thun. „Aber warte, Lieschen," sagte er, „wir wollen auch erfahren, wie weit er fliegt und wem er schließlich in die Hände fallen wird." Er nahm eine Visitenkarte hervor, schrieb mit Bleistift einige Worte darauf, welche dem Finder des Ballons'eine Flasche vom besten Rüdesheimer zusicherten, falls er den Ballon an ihn zurück sendete oder ihn zurückbrächte, band die Karte an den Ballon fest und ließ ihn fliegen — zum Entzücken Lieschens, die das rothe Dingchen noch immer zu sehen glaubte, als es längst hinter den Baumkronen des Thiergartens verschwunden war. Zwei Tage später traf ein Brief mit dem ganz zusammengefallenen Ballon aus einem Städtchen Mecklenburgs ein. Der Bries- schreiber war ein junger Bursche von 16 Jahren, der keinen An spruch auf den Rüdesheimer erhob, da ein Mensch, der kaum etwas zu essen hätte, solchen Luxus wohl entbehren könnte. Da, gegen bäte er den unbekannten Besitzer des Ballons, ihm in Berlin zu einer Stellung zu verhelfen, er scheue sich vor keiner Arbeit und wollte dem, der ihm Helse, fürs Leben dankbar bleiben." Der ganze Brief hatte Hand und Fuß, auch die Handschrift ge-" fiel dem Weinhäudler, uud schnell entschlossen schickte er dem Burschen das Reisegeld vierter Klasse und forderte ihn auf, sich ihm vorzustellen. Der Mecklenburger traf ein und machte einen so.guten Eindruck, daß er als Lehrling ausgenommen und zu gleich im Hause des Weinhändlers eingeheimt wurde. Es stellte sich bald heraus, daß der Weinhändler einen ganz ausge zeichneten Griff gethan hatte, und als der inzwischen zum Kommis avancirtv junge Mann 1870 in den Krieg mit mußte, da weinte ihm das ganze Haus geradezu nach. Aber die Vorsehung wachte über ihn — er kehrte heil zurück und wurde natürlich mit Jubel empfangen — wenn Lieschen damals schon heirathssähig gewesen wäre, so hätte es jedenfalls gleich eine fröhliche Verlobung ge geben. Aber unser Mecklenburger konnte ja noch warten, da er selbst erst 22 Jahre alt war. Im Jahre 1873 am Heilig-Abend fand dann endlich die Verlobung statt, und im Mai 1874 wurden Lieschen und Eduard ein glückliches Paar. Der Weinhändler ist vor Jahren gestorben — das Ehepaar aber lebt heute noch im schönsten Glück und hofft nach weiteren 25 Jahren eine recht vergnügte goldene Hochzeit feiern zu können. * Der waschecht gefärbte Leutnant. Ein junger Leut nant in der russischen Armee wurde unlängst der Held eines sehr eigenthümlichen Abenteuers. Der junge Kriegsgott machte seit einiger Zeit der Tochter eines Färbers in Moskau den Hof, doch der Vater, wohl wissend, daß die Liebelei zu nichts Reellem; führen werde, verbot ihin auf das Energischste ' sein HauS. DaS Verbot wurde jedoch nicht beachtet, und als dem Alten endlich die Geduld riß, beschloß er, sich von dem Lästigen auf eine sehr originelle Manier zu befreien. Ungeachtet seines verzweifelten Widerstandes ergriff er den jungen Mann und tauchte ihn in ein- Bütte mit Farbe. Nachdem er dieses Verfahren verschieden« Male wiederholt hatte, ließ er den Unglücklichen laufen. Außer sich vor Wuth stürzte der Leutnant nach Hause und verbrachte Stunde um Stunde damit, die glänzende Farbe von Gesicht und Händen zu entfernen. Aber es war vergebene Mühe, die Färb« blieb haften bis zu den Wurzeln seines Haares. In dieser selt samen Verfassung präsentirte sich nun der Leutnant dem General« gouverneur von Moskau, der ihn natürlich sehr befremdet an starrte. Nachdem er den Grund der Verwandlung erfahren hatte, schickte er sofort zu dem Färber und'gebot ihm auf das Strengste, dem jungen Mann seine natürliche Gesichtsfarbe wieder herzu stellen. Aber stolz erklärte der „Künstler", daß diese Farbe nach einer neuen Erfindung gemischt sei und „waschecht" wäre, so bald ginge sie nicht wieder ab. Der Leutnant ist krank vor Wuth, daß er nun so als Aushängeschild für den alten Färbermeister dienen muß, er befindet sich gegenwärtig in chemischer Behandlung, doch dürste es immerhin noch einige Wochen dauern, bis ex wieder sein Milch- und Blutgesichtchen erhält. Dem schöne» Töchterchen des Färbers geht er nun meilenweit auS dem Wege. * Bestialische Mordthat einer Frau. Am 11. März d. I. wurde die Bergarbeitersgattin Anna Oteowski ans Schlau vom Schwurgerichte in Prag wegen bestellten Gattenmordes zury Tode durch den Strang verurtheilt. Die Angeklagte hatte aut 20. Oktober v. I. im Einverständnisse mit ihrem 18jährigen Liebhaber, dem Tagelöhner Johann Schimanek, ihren Mann im Schlafe mit Petroleum übergossen und angezündet. Josef Oteowski starb unter' gräßlichen Qualen an den Folgen der Brandwunden. Schimanek wurde zu 20 Jahren schweren Kerkers, Anna Oteowski zum Tode verurtheilt. Die von Letzterer erhobene Nichtigkeitsbeschwerde wurde jetzt vom Kassationshofe als unbegründet verworfen. , * Moderne Hochzeitsreise. Der in der Oranienstraße in Bertin wohnende Architekt W. stand bei den Handwerkern, welche für seine Bauten Arbeiten lieferten, in dem Ruf eine- sehr schlechten Zahlers. Trotzdem erhielt er Kredit, weil man wußte, daß er mit der Tochter eines sehr wohlhabenden RentierS in der Luisenstadt verlobt war und daß ihm eine beträchtliche Mitgift in Aussicht stand. Nachdem am DienStag die standes amtliche Trauung stattgefunden hatte und die Mitgist bei dieser Gelegenheit ausgezahlt war, fand sich der Tischlermeister R. bei dem Architekten ein und forderte Zahlung für eine ausgeklagte Forderung. W. machte jedoch Ausflüchte, er hätte noch kein Geld flüssig machen können und sei überhaupt von den Vorbereitungen zur Hochzeitsreise völlig in Anspruch genommen ; nach seiner Rückkehr werde er den R., wie auch alle Anderen befriedigen. R. hörte jedoch am andern Tage, daß die Mitgift auf den Namen Ler Frau sichergestellt sei und daß W. mit seinen Gläubigern noch seiner Rückkehr accordiren wolle. Er beschloß deshalb, sich sein Geld noch vor W.'s Reise zu verschaffen. Vergangenen Donnerstag wurde die Hochzeit gefeiert. Nach dem Festmahl wollte W. mit seiner jungen Gattin vom Anhalter Bahnhof auS nach der Schweiz reisen. Als er nun die Vorhalle des Bahnhofs betrat, kam R. mit einem Gerichtsvollzieher auf ihn zu, welcher ihn nunmehr zur Zahlung aufforderte und mit Leibesvisitation, sowie Pfändung des gesammten Reisegepäcks drohte. W. händigte denn auch in lemer Verblüffung sein Portefeuille aus, in welchem sich ein ansehnlicher Geldbetrag befand. Das junge Paar konnte infolgedessen seine Reise nicht antreten und mußte für die erste Unterkunft ein Berliner Hotel aufsuchen. 5. Klasse 135. S. S. Landes-Lotterie. M« Summern, hinter welchen kein Gewinn »er»eichnet ist, sind mit «7» St«» «t»I«n worden. (Ohne Gewähr der Richtigkeit. — Nachdruck »erboten.) Ziehung am 29. Mai 1899. Ivo««« Nr. 576«. I. 8 »Nen 4 Co.. 8>u<m- »»««« Nr. 1834». Alexander Hessel. Dresden. " LSvoo Nr. 82586. Slug. Beier, Leipzig. aooo Nr. 81000. A. Nudelt, Olbernhau. V 0724 (MO) 716 »16 so 945 66 268 400 <»<xn 842 418 446 154 607 2M 70 844 (lOOOi 1580 718 <80001 278 35 393 612 413 538 889 <30001 294 225 996 664 659 819 928 282 818 208 56 308 80 873 780 818 865 331 «700 890 <3001 248 911 275 866 638 76 59 506 786 illOOOi 351 <30001 630 560 606 898 534 128 94 »015 525 388 435 163 <300, 85 609 611 684 <300, 682 782 226 <80001 268 865 54 168 217 988 1300) 784 394 <10001 942 118 253 < 800, 4910 773 616 253 12» 646 576 961 672 778 400 385 675 84!» 963 207 562 800 942 »041 800 799 875 71 977 155 <500) 538 549 188 587 616 598 <3001 433 170 301 <30001 268 366 «471 42 607 666 25 618 40 213 969 877 122 188 264 613 334 957 427 7000 256 98 899 9 398 510 381 17 <3000) 646 848 440 885 558 672 <1000) 820 866 286 212 436 «667 267 205 484 669 454 292 227 133 840 316 20 619 983 321 766 868 (300) 106 <1000) 479 925 716 <3001 734 »134 <3000) 525 192 <300) 60 883 W4 82 89« 296 533 430 79 832 669 790 996 <3001 50 229 W8 648 456 40560 674 5l1 <3001 682 594 332 820 692 640 84 607 609 <3000) 856 917 837 881 414 440 ,300) 902 365 19 772 »1968 979 107 877 <3000) 384 350 458 919 21 362 774 616 <300) 50 905 <300) 290 383 765 931 »«780 962 <300) 479 960 »01 376 17 276 <1000, 270 969 238 539 <1000) 646 642 724 41 <8001 850 146 238 273 602 200 644 »«072 480 <1000) 270 769 162 796 966 195 28 426 294 212 910 75 L4718 350 727 633 893 368 281 690 446 10 <300) 793 714 593 544 946 <500) »74 924 87» 879 35 525 954 817 4<K <300) 177 »»269 344 216 <3000, 272 <30001 108 831 639 60 741 133 648 722 454 852 224 267 726 <1000) 889 824 329 842 370 <3000) 69» 624 »«306 107 521 59 749 724 445 580 299 670 408 476 <800) 866 »300) 323 894 385 875 402 594 766 923 »7904 911 695 49 556 490 675 843 781 745 775 652 711 432 191 87 847 218 621 936 <300) 680 804 <500) 884 <1000) 850 578 »8989 433 197 700 302 792 952 49 387 343 <60000) 135 5«9 737 243 545 280 787 »V738 205 214 560 833 651 448 14 129 243 (3000) 668 126 (1009) 72b !«S2 527 506 29 <1000) 340 544 730 285 »0238 943 310 229 441 691 140 418 118 7» 884 669 655 843 227 280 381 96 183 «»023 577 150 896 229 186 596 515 817 <300) 810 731 <300) 903 22(1000) 494 17» 696 328 202 977 <300) 676 713 289 ««097 274 315 742 777 340 602 218 254 75 560 760 401 881 991 494 «3883 23 (500) 991 862 160 288 35» 161 668 872 171 263 959 982 <1000) 758 368 933 «4962 <500) 748 <300) 81 51 144 12» <800) 146 188 959 22 529 W7 M8 654 380 404 236 975 595 441 9 760 85 72812» 510 »«34»<1000) 733 352<300) 21210» 402 246 581 257 475 965 ««326 225 80« 956 418 85 638 838 440 3B 699 798 48 651 747 420 276 »15 415 (IM» 582 866. 417 197 «7200 369 »30 484 848 432 448 (1000) »75 <»000) 536 837 353 581 Mi» 637 588 519 »4 898 «8813 656 564 651 649 648 169 137 125 60 482 24858897» 914 927 493 139 (1600) «9890 811 297 116 660 494 947 77 551 759 (1006) 6« 796 635 585 128 182 483 »«930 808 955 <300) 893 610 38» 381 411 892 310 438 680 581 896 465 616 683 619 959 » >207 976 417 327 708 577 681 829 481 307 895 826 209 500 686 470 673 989 928 49 (3000, 279 »81 »«122 835 291 346 649 317 644 288 823 67» 74 178 688 914 (500) 168 620 939 <S00) 697 569 545 294 (8000)- 765 518 92 585 SO »S659 229 656 »06 536 57 <500) 990 313 654 197 279 246 <300) 985 57» «401» <1000, 577 975 »10 236 511 <300) 165 330 (1000) 120 32 847 102 268 9M 265 190 ,300) 290 595 896 890 <300, »S38O 430 300 118 970 365 537 151 M 980 197 770 813 2ll 373 424 726 793 464 175 50 937 »«938 401 164 165 16 906 594 280 996 935 98 830 78 670 933 »7802 549 110 345 536 238 689 769 942 865 362 900 171 66 <S000) 32 933 (1000) 581 »882» 402(1000) 912 297 821 876 84» 929 8i5 »3 526 294 <300, 589 6W 203 165 42 970 354 690 844 <500) 19» »»722 386 949 486 772 45 110 591 937 96 86 445 <1000) 950 500 526 901 40186 116 807 1 468 423 788 661 681 tbOO) 647 711 <3000) 703 517 460 1« «72 547 ILO 41235 267 165 815 41 171 195 <S00) 391 35» 428 806 411 512 1« 4S765 812 (1000) 148 452 138 764 371 526 10 937 154 894 694 899 506 496 515 409 836 932 786 »96 410 4»875 804 103 921 585 16» 81 263 232 824 556 1« 598 409 260 784 887 423 874 374 999 356 782 889 44629 <300) 551 »44 SW <500) 556 (300) 828 517 742 40 373 422 180 988 <300) 169 406 «OM 338(300, W7 89 458 48885 866 138 191 6» 124 (300) 575 475 635 913 (300, 434 Iw 70 274 (SOO) 597 238 4 382 625 594 4«285 (1000) 897 953 »27 747 (S00) 471 8S7M00) MLNS7891S022028I94S44467bS«M7»4Ib2»4S«»IbW77» Anlage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageölatt Mittwoch, -eu 31. Mai. 18SS. W 123. Die Sonne. Roman von Anton v. Persall-Schliersee. (12. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Das HauS, in dessen Halle die Gluth brannte, war tadellos erhalten und machte einen bürgerlichen, seßhaften Eindruck in dieser Umgebung, es war geradezu ein Protest gegen den all gemeinen Verfall ringsum. Treuberg trat in die Halle. Ein Geselle beschlug eben ein schweres Arbeitspferd. Rückwärts an der Esse, von ihrer Gluth umsäumt, schwang ein großer, breitschulteriger Maun den Hammer. Er hatte schneeweißes, kurzgeschorenes Haar — ohne Zweifel der Schmied Dorn. Treuberg suchte nach einem Anlaß, ihn anzusprechen. Er fühlte sich heute einmal als Volksfreund, als der natürliche An walt aller Bedrückten, und das waren alle Walldorfer, der Er zählung des Fährinanns nach. Ein Holztäfelchen, an einen Pfosten genagelt, half ihm. „Zimmer zu vermiethen," stand darauf. Wenn er auch nicht daran dachte, der Einladung nachzu kommen — was hatte er, die künftige literarische Größe, in Walldorf zu thun? Dazu verließ er doch nicht seine Heimath — so war doch ein erwünschter Anlaß gegeben, mit dem Schmiede zu sprechen; das Weitere fand sich dann schon. Als Treuberg einen Gesellen nach dem Herrn Dorn fragte, kehrte sich der Mann mit dem weißen Haar rasch um und be trachtete den Fremden mißtrauisch, ohne seine Arbeit zu lassen. Treuberg mußte aus ihn zugehen. Das faltige Gesicht des Alten war nichts weniger als freundlich. „Vom Herrn Bamberger natürlich," sprach er ihn an. „Das Drängen nützt aber bei mir nichts, mein Herr. Außerdem ist die Barbara, meine Tochter, nicht zu Hause. Also —." Er machte Miene, wieder nach seinem Hammer zu greifen. Treuberg beeilte sich, den Jrrthum aufzuklären, der Schmied erblickte in ihm wohl den Abgesandten eines Händlers. „Entschuldigen Sie, Herr Dorn, aber ich bin von Niemand abgeschickt und kenne keinen Herrn Bamberger. Ich bin eigentlich nur ein müßiger Spaziergänger." „Und ich habe Arbeit, mein Herr." Der^Schmied kehrte ihm unwillig den Rücken. „Und ich interessire mich für jede Arbeit, ganz besonders aber für die Ihre — die Schmiedearbeit." Die Schmeichelei wirkte nicht. Dom zog das Gebläse auf, ohne sich umzusehen. „Der Zettel dort veranlaßte mich eigentlich — ich suche eine Wohnung" fuhr Treuberg fort. Da wandte sich Dom rasch. „Sie? — hier?" Ein geradezu verächtlicher Blick schweifte jetzt Treuberg's Gestalt hinab. „Und was wollen Sie denn hier? Natürlich, den Arbeitern auf den Damm Helsen." Er lächelte spöttisch. „Glauben nicht mehr daran, die Leute, an die schönen Worte. Ich erst recht nicht. Schlechter Platz für Sie, mein' ich." „Ja, für wen halten Sie mich denn eigentlich?" Treuberg sprach dies mehr erheitert, als ärgerlich. „Für wen halten Sie mich denn, daß ich dies nicht merken soll?" erwiderte der Schmied. „Glauben Sie denn, Sie sind der erste Freund der Arbeiter, der nach Walldorf kommt? Bei der Nachbarschaft." Er wies nach der Richtung der Stadt. Treuberg lachte. „Beruhigen Sie sich, guter Freund, eben so wenig mich Ihr Herr Bamberger geschickt, eben so wenig schickt mich die, wie es scheint, Ihnen nicht besonders an's Herz gewachsene Partei, die Sie doch meinen, sondem ich bin ein ganz unschuldiger Dichter, Schriftsteller, bester gesagt. Sind Sie jetzt zufrieden ?" Der Schmied befreite sich mit einer leisen Bewegung von der Hand, welche Treuberg auf seine Schulter legte. „Nun, da habe ich ja nicht weit gefehlt," meinte Dorn, „so seine Unterschiede sind meines Handwerks nicht. Aber was ich Ihnen schon sagte, Barbara, meine Tochter, ist nicht zu Hause. Sie hat die Vermietherei, ich will nichts wissen davon. Wenn Sie warten wollen — heute ist Samstag, da kommt Sie früher ms dem Geschäft." „AuS welchem Geschäft, wenn ich fragen darf?" Der Schmied zögerte einen Augenblick. Die Neugierde deS Fremden verdroß ihn sichtlich. „Gerheim und Comp." brummte er dann, das Feuer schürend; „Eisenwaaren. Sie ist das Zeug einmal gewohnt vom Kinde auf." Treuberg erinnerte sich des phantastischen Anblicks von der Eisenbahn aus. „Das waren die Gerheim'schen Werke." Er erinnerte sich der Bemerkung des alten Herrn in der Ecke. „Soll nicht mehr so gut stehen mit Gerheim," bemerkte er, in der Meinung, dem Schmied durch seine Meinung zu imponiren. „Die Viktoria hütte macht ihm gefährliche Konkurrenz." „Glauben Sie das Zeug?" erwiderte der Schmied. „Der Gerheim ist ein Ungeheuer aus Stahl und Eisen, dem kann Niemand an." Dorn hieb auf daS glühende Eisen, daß die Funken stoben. „Was glauben Sie denn, daß das Mädel bekommt? Erste Ver käuferin — ein Mädel — na — sechzig Mark geben sie ihr monatlich! Und was muß ich, der Schmied Dorn, so einem Burschen dort geben? Drei Mark pro Tag." Helle Entrüstung sprach aus dem Schmied, er ließ sie an deni rothglühenden Hufeisen, das sich rasch unter seinen Hieben zurecht bog, aus. Aber deswegen ... Er schleuderte das farbige Eisen in den Wasierkübel nebenan, daß es aufzischte, und wischte sich den Schweiß von der rußigen Stirn. „Keine Feindschaft nicht. Ich nimmer, die Jungen, das ist etwas anderes!" Ohne auf den jungen Mann weitere Rücksicht zu nehmen, schlürfte er in seinen Holzpantoffeln, das noch heiße Eisen an der Zange tragend, zu dem Gesellen, der unterdessen die Hufe zurecht gehobelt. Treuberg setzte sich auf einen Amboß und betrachtete die Arbeit. Durch das geöffnete Thor erblickte man im Hintergründe, über den niederen Häusern der Umgebung sich erhebend, lang gestreckte Fabrikanlagen, einen hohen Schornstein, aus dem in wulstigen Wolken der Ranch sich drängte. Der Taktschlag der Schmiedehämmer klang wie eine schwache Begleitung zu dem erd erschütternden Gedröhn und Gesumm unsichtbarer Maschinen. Auf einer großen, weißen Tafel vor der Riesenfronte des Haupt gebäudes las er: Eisenwerk Gerheim. Der Mann hatte Recht, das war wirklich ein Ungeheuer, dieser Gerheim! Er verglich im Stillen den Schmied und seine Gesellen mit Mücken, die um seinen gefährlichen Rachen spielte». Der Vergleich ließ ihn nicht los. Wenn das Ungeheuer den Nachen dann plötzlich schloß, dann war das Mückendrama sertig. Mückendrama! — Je nachdem! Wenn ein Schwarm von Mücken,
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