Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189905315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990531
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-31
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.05.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
12S. 'Zwei davon konnten sich nur mit großer Mühe a»S Ufer retten, während der dritte ertrank. Die Ausführung der elektrischen Lichtanlage in der LandeS- anstalt Hubertusburg ist von der Regierung der Firma Mittelveutsche Elektrizitätswerke in Oberoderwitz übertragen worden. Die Kosten sollen sich auf 250000 Mk. belaufen, die Bauzeit ist auf ungefähr ein halbes Jahr berechnet. Auf nicht ganz sicher festzu stellende Weise ist in der Nacht zum Sonntag in Burkharvtsvorf bei Chemnitz der Guts besitzer F. E. Uhlmann aus Klaffenbach verunglückt, indem er in dir nach den starken Regengüssen der letzten Woche stark angeschwollene und reißende Zwönitz gefallen und ertrunken ist. Da UhlmannS Geschirr in der Nacht führerlos und zwar an eine Schutzstangensäule angesahren, befunden worden ist, vermuthet man, daß der Besitzer beim Fahren eingeschlafen und 'infolge des Anpralles des Wagens in die Zwönitz geschleudert worden sei. In Oberwiesenthal hatte ein Holzhacker sich von seiner Arbeitsstätte entfernt und daS Beil in leichtfertiger Weise auf 'dem Hackklotz liegen lassen. Kinder ergriffen daS Instrument, wobei im Spiel dem einen Kinde von dem anderen zwei Finger abgehackt wurden. Der zwischen Anerbach i. B. und Rodewisch gelegene Wald, welcher vor mehreren Jahren als Waldpark eingerichtet worden ist, wird durch den Fichtennestwickler zerstört. Ganze Flächen sind schon dürr. Jedenfalls muß der Wald ausgerodet werden. Der genannte Forstschädling ist auch bereits an mehreren anderen Stellen der Umgebung bemerkt worden. Der verstorbene Rentier Reinh. Paul in Seifhennersdorf chat testamentarisch bestimmt, daß von seiner Hinterlassenschaft 3000 Mk. der Gemeinde überwiesen werden. Diese Summe ist hypothekarisch anzulegen und die Zinsen sind an bedürftige Augenleidende bezw. Erblindete des Ortes und zwar alljährlich 'an seinem Todestage auszuzahlen, eventuell zum Stiftungskapitale zu schlagen. Pfarrer Gottwald Resch in NeiberSdorf bei Zittau ver unglückte kürzlich abends auf dem Heimwege von Oppelsdorf und erlitt einen Schädelbruch. Der 48 Jahre alte Mann ist in einer Privatklinck m Zittau an den Folgen jener Verletzung gestorben. Berg- und Hüttenwesen. X Die Allgemeine «nappschafts-Penfionskasse für da- Königreich Sachfen, welche nach den 88 5 und 7 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes als besondere Kaffen einrichtung zur selbstständigen Durchführung der Jnvaliditäts- und Altersversicherung zugelaffen ist, versendet soeben ihren .Geschäftsbericht auf 1898 nebst der Einladung zu der am 17. Juni im „Bairischen Garten" in Freiberg, vormittags 11 Uhr statt findenden Generalversammlung. Nach dem Geschäftsberichte sind im Jahre 1898 an die Pensionsempfänger 1642154 M. 20 Pfg. gezahlt worden. Dazu kommen noch 92688 M. 5 Pfg. Beitrags- rückzahlungen auf Grund landesgesetzlicher Vorschrift und 6823 M. 85 Pfg. Beitragserstattungen nach dem Jnvaliditäts-und Alters versicherungsgesetze. Jnsgesammt wurden daher auf Anweisung der Pensionskaffe an die vorhandenen Pensionsempfänger und die nicht pensionirten Mitglieder oder deren Hinterlassene 1741616 M. 10 Pfg. ausgezahlt. Diese Summe der jährlichen Kaffenleistungen ist seit Bestehen der Kasse fortgesetzt gestiegen. Sie stellte sich 1897 auf 1592699 M. 11 Pfg. und 1896 auf 1474893 M. 26 Pfg. Die laufenden Einnahmen und Ausgaben schließen beiderseits je mit 2822252 M. 73 Pfg. ab. Die Ein nahme an Beiträgen belief sich auf 1866657 M. 74 Pfg. und die an Kapitalzinsen auf 594629 M. 18 Pfg. Das Vermögen am Schluffe des JahreS 1898 betrug 17 599201 M. 74 Pfg. Die Vermögenszunahme, welche 1896 noch über 1 Million Mark auSmachte, bezifferte sich 1898 nur noch auf 788680 M. 32 Pfg. Im Laufe des Berichtsjahres sind der Kasse wieder zwei Braun kohlenwerke beiaetreten. Die Zahl der aktiven Mitglieder hat 'jedoch infolge Rückganges des Erzbergbaues um 283 abgenommen. Sie betrug bei einem Zugänge von 8092 und einem Abgänge pon 8375 Mitgliedern am Jahresschlüsse 26660. Dagegen ist die Gesammtzahl der Pensionsempfänger wie in den Vorjahren wieder gestiegen. Während am Anfänge des Jahres 13259 Pensionsempfänger und zwar 4409 Invaliden (einschließlich Halb- invaliden), 5937 Wittwen, 801 Waisen und 112 Altersrentner (im Sinne des I.- und A.-V.-G.) vorhanden waren, belief sich die Gesammtzahl der Pensionsempfänger am Schluffe 1898 auf 13466, nämlich 4546 Invaliden, 6023 Wittwen, 2793 Waisen und 104 Altersrentner. Es hat also die Zahl der Invaliden gegen den Schluß des Vorjahres um 137 und der Wittwen nm 86 zugenommen, wogegen sich die Zahl der Waisen und der Altersrentner um je 8 vermindert hat. Im Ganzen ergiebt sich hieraus ein Zuwachs von 207 Pensionsempfängern. Aus der Reihe letzterer sind während des Berichtsjahres ausgeschieden 654 Invaliden durch Reaktivirung, Tod oder aus sonstigen Gründen, 334 Wittwen durch Wiederverheirathung, Tod oder aus sonstigen Gründen, 470 Waisen durch Erreichung des 15. Lebensjahres, Tod oder aus sonstigen Gründen und 16 Altersrentner, welche gestorben sind. Von den am Jahresschlüsse vorhandenen 4546 Invaliden (einschließlich Halbinvalidcn) waren 2512 Knappschasts- invaliden (ohne Reichszuschuß) und 2034 reichsgesetzliche Invaliden (mit Reichszuschnß) gegen 2650 Knappschaftsinvaliden und 1759 «ichsgesetzliche Invaliden am Anfänge des Jahres. Zugenommen hat also nur die Zahl der reichsgesetzlichen Invaliden, und zwar um 275, wogegen die Zahl der Knappschaftsinvaliden um 138 zurückgegangen ist. Bloß Jnvalidengeld, beziehentlich bloß Invalidenrente bezogen am Schluffe des Jahres 2049 Knapp- schastsinvaliden und 1910 reichsgesetzliche Invaliden. Die anderen Invaliden waren gleichzeitig Unfallrentner, denen ihre Pension ganz oder zum Theil neben der Unfallrente ausgezahlt wurde, bez. deren Pension ganz ruhte. Ebenso befanden sich unter den am Schluffe 1898 vorhandenen 6023 Wittwen 328 und unter den 2793 Waisen 607, welche aus Grund des Unfallversicherungs gesetzes Unsallrente bezogen haben. X Die meisten Unfülle beim sächsischen Bergban ereignen sich, wie die Unfallstatistik der Sektion VH der Knapp- schasts-Berussgenoffenschaft zu Zwickau ergeben hat, Donnerstags. Eine Erklärung hierfür ist nicht vorhanden. n Der sogenannte internationale Bergarbeiter kongretz, auf welchem 44 Delegirte anderthalb Millionen Berg arbeiter „vertreten", faßt wunderschöne „Beschlüsse". So die gesetzliche Einführung des Achtstundentages und die gesetzliche Festlegung eines Minimallohnes. Selbst der „Vorwärts" nimmt von dieser Farce nur oberflächlich Notiz, daß aber die „Beschlüsse" irgend welchen praktischen Werth haben könnten, ist, schon weil die Bergleute selbst nichts davon wissen wollen, in jedem Falle ausgeschloffen. Sehr „erhebend" aber muß der Moment gewesen sein als die „Genossen" Liebknecht und Singer, die mit ver schiedenen ausländischen Sozialistenführern m Brüssel weilen, um Len iuternatronalen Sozialistenkongreß vorzubcreiten, aus dem Bergarbeiter-„Kongreß" al- Gäste erschienen. Sie wurden „mit lebhaftem Beifall" empfangen und werden wohl ihre berg männische Sachkunde in ein recht schönes Licht gesetzt, auch in der Umschmeichelung der Ausländer wie in der Herabsetzung Deutsch lands wieder daS Möglichste geleistet haben. Verschiedenes. * Neues über Andree. In der Kopenhagener Presse wird eine neue, von vr. Kjellen in Stockholm entwickelte Theorie über das Schicksal Andrees eifrig diskutirt. Kjellen ist überzeugt, daß Andree und seine Begleiter wohlbehalten zurückkehren werden, und als Stütze seiner Meinung stellt er folgendes Raisonnement auf: Er meint, Andree habe, nachdem er seine Ballonfahrt be endigt, die Zeit benutzt, um einen neuen Versuch, den Nordpol zu erreichen, anzustellen. Dies könne doch nur unter der Vor aussetzung geschehen, daß es ihm möglich gewesen sei, sich in den Gegenden, wo er herabgestiegen, hinreichend zu verproviantiren. Diese Möglichkeit müsse jedoch vorhanden gewesen sein, wenn er, wie es höchst wahrscheinlich, das nordöstliche Grönland erreicht habe, da sich dort Rcnnthiere, Moschusochsen und Walrosse in großer Menge finden. Kjellen meint, daß der Ballon Andrees innerhalb des Gebietes deS Polarstroms, der die Nansensche Expedition durch das Polarmeer führte und an der Ostküste Grönlands ausmündet, herabgestiegen sei. Andree sei mit seinem Schlitten dort gelandet und habe den ersten Winter dort ver bracht. Im Frühjahre 1898 sei er, gut verproviantirt, mit dem Schlitten weiter vorwärts gegen Norden gedrungen, um daS Aiel zu erreichen oder wenigstens Nansens Rekord zu schlagen. Diese Reise habe den ganzen Sommer gedauert und eine neue Ueber- winterung bedingt, wahrscheinlich bei der Station in Grönland, wo sich reichlicher Proviant vorfand. Jetzt sind, schließt vr. Kjellen, die Polarfahrer wahrscheinlich auf der Heimreise und befinden sich wohl entweder an der Ost-Küste Grönlands in den Gegenden, die das Ziel der Nathorstschen Expeditton bilden, oder an der Nordwestküste, wo Sverdrup sich mit der „Fram" auf einer Expedition, die Andree und seinen Begleitern bekannt ist, befindet. — Wie man hieraus sieht, hat Kjellen eine recht opti mistische Erklärung deS Umstandes, daß Andree im vorigen Jahre nicht zurückgekehrt sei, gefunden. Jedenfalls läßt sich diese Er klärung nicht von vornherein abweisen. * Belagerungskunst im UV. Jahrhundert. Einer alten Zeitschrift entnimmt die „Post" folgende eigentümliche Belagerungsgeschichte der Stadt Glogau. Im Jahre 1504 ge hörte die kleinere Hälfte des Fürstenthums Glogau der Fürstin Anna, Wittwe von Teschen. Herzog Johann von Sagan, der Besitzer der!größerenHälstedes genanntenFürstenthums, erklärte unter irgend einem Vorwande der Wittwe den Krieg. Zwei Monate lang vertheidigte diese ihr Schloß und würde dasselbe auch länger gehalten haben, wenn nicht Johann eine wahrhaft teuflische Belagerungsmethode zur Anwendung gebracht hätte. Er ließ nämlich mit Wurfmaschinen verwestes Fleisch in den Schloßhos schleudern, so daß die Belagerten durch den Gestank zur Uebergabe gezwungen wurden. Mit ebensolchen Maschinen warfen die Hussiten im Jahre 1422 Fässer voll Mist und Koth in das Schloß Karlstein. Die Geschichte von Overysfel kennt sogar noch ein früheres Beispiel dieser Methode. In dem ganzen Stift befand sich kein festeres Schloß als daS sogenannte Voorst bei Zwolle. Es war mit doppelten breiten Gräben und mit einer 12 Fuß dicken und 80 Fuß hohen Ringmauer um geben, die Thore waren aus Eisen und außerdem erschwerte noch ein Vorbau dem Belagerer den Zugang. Glücklicherweise war der Bischof Johann von Arkel ein edler Mann, voll Willens kraft und großem Muth. Um den Raubzügen des Zweder van Voorst, der ganz Overysfel unsicher machte, ein Ende zu machen, sah er sich genöthigt, dessen Schloß zu belagern. Zu Ende Juli 1362 rückte eine bedeutende Kriegsmacht gegen daS Schloß vor. Bevor das Pulver erfunden war, brachte man die Sturm maschinen der Römer noch in Anwendung. Man gebrauchte deren verschiedene in Größe und Form. Es ist beinahe un glaublich, daß man mit solchen Wurfmaschinen Steine von 1300 Pfund und mehr Gewicht schleudern konnte. Die gewöhn lichen 'Wurfgeschosse wogen 300—400 Pfund. Derartige Maschinen wurden in Deventer und Zwolle verfertigt, weshalb in letztgenannter Stadt ein Platz noch den Namen Bleimarkt führt. Zuerst wurde in den Vorbau deS Schlosses eine Bresche geschlagen, um hiernach das Schloß selber anzugreisen. Um über die Gräben zu gelangen, wurden drei große Flöße benutzt, die man gegen die Mauern antrieb; dieses Manöver wiederholte man so lange, bis die Mauer an drei Stellen einstnrzte; zugleich schleuderte man große Steine gegen das Schloß, die den Thurm demolirten. Die Belagerten vertheidigten sich indessen tapfer, warfen Steine und Brennstoffe aus die Belagerer und ver fertigten hölzerne Arme mit Eisenspitzen, mit denen sie die Schutzdächer von den Belagerungsmaschinen des Bischofs abhoben. Der Bischof aber mußte zum Aeußersten schreiten, da er sonst beim Nahen des Winters unverrichteter Sache wieder hätte abziehen müssen. Er benutzte deshalb auch Maschinen, die allerlei krepirte Thiere in das Schloß schleuderten und versuchte auf diese Weise das Wasser dort ungenießbar zu machen. Vier dieser Maschinen wurden in Zwolle angesertigt. Nach 15 Wochen, am 10. November 1362, erfolgte die Uebergabe. Das Leben und Eigcnthum wurde den Besiegten geschenkt, das Schloß dagegen wurde geschleift und aus dessen Steinen der Thurm der St. Michaelskirche in Zwolle erbaut. Eins der eisernen Thore befindet sich noch heute am Stadtthor von Kämpen. Der Besitzer von Voorst starb bald nach seiner Niederlage. * Künstlerlohn. Es ist allgemein bekannt, daß Schau spieler und Sänger, natürlich auch Schauspielerinnen und Sängerinnen, insofern sie im wahren Sinne des Wortes ernste Rollen spielen, enorme Gagen beziehen. Einige interessante Beispiele führt Stauf von der March in der Zeitschrift „Bühne und Welt" an, die wir nachfolgend wiedergeben: Als Caterina Gabrielli (1730 bis 1796) nach Petersburg kam, forderte sie 20000 Rubel Gage. „Aber für so viel Geld kann ich ja zwei Feldmarschälle haben," ries die Kaiserin (Katharina II.) entrüstet aus. Kalt lächelnd erwiderte die Diva: „Dann wollen Euer Majestät sich von diesen auch etwas Vorsingen lassen." Als im Jahre 1891 der Intendant der Kgl. Oper in Budapest, Herr V.Beniczky, mit Guilio Perotti unterhandelte, meinte dieser verhätschelte Tenorist ganz trocken: „Für 8 Monate 30000 fl. Gage — und den Orden der Eisernen Krone." Der Intendant soll daraus geantwortet haben: „Ueber die Eiserne Krone entscheide ich nicht, kann sie Ihnen also nicht geben; die 30000 fl. habe ich, aber gebe sie Ihnen nicht!" — Ein Kollege, der von dieser Sache hörte, sagte zu Perotti: „Aber wie können Sie für acht Monate 30000 fl. verlangen, da Sie doch wissen, daß selbst der Minister präsident Gras Szapary für ein Jahr bloß 32000 fl. bekommt?" Und der Tenorist? Der entgegnete mit dem süßesten Lächeln der Welt: „Ich bezweifle aber, ob das Publikum von Gras Szapary auch nur halb so viel Vergnügen hat als von mir." Nicht übel ist die Geschichte, die von der bekannten Sängerin Catalani mit- getheilt wird. Nachdem sie vor Napoleon I. in St. Cloud zwei mal gesungen, ließ er ihr baar 5000 Francs auszahlen, bestimmte eine lebenslängliche Pension von 12 000 Francs jährlich und überließ ihr das Pariser Opernhaus zu zwei Konzerten, die ihr 50 000 Francs Reingewinn abwarfen. Aber all das schien der Sängerin schrecklich wenig. Einmal trat der Kaiser in ihre Garderobe und fragte sie: „Wohin wollen Sie von hier reisen, Madame?" — „Nach London, Sire." — „Bleiben Sie in Paris, Sie erhalten 100 000 Francs und zwei Monate Urlaub." — Die Catalani verbeugte sich stumm und ging — nach London, wo sie mit 250 000 Francs für die Saison engagirt war; ebenso viel trug ihr der Urlaub ein. Die un vergessene Henriette Sontag, die spätere Gräfin Rossi (f- 1854), empfing für ein Londoner Benefiz 50 000 Francs. 1849 trug ihr eine Saison (zu London) 500000 Francs ein. Die bekannte Malibran hatte in Paris 75 000 Francs Gage, überdies ein Benefiz und einen Urlaub, was ihr jährlich ebenso viel Geld ein trug. Im Jahre 1833 wurde sie ans Drury-Lane-Theater in London engagirt und zwar für 40 Vorstellungen mit dem hübschen Gehalt von 80000 Francs, außerdem zwei Benefizien mit dem sichergestellten Honorar von 60000 Francs, zusammen- also 140000 Francs für zehn Wochen. Im nächsten Jahr erwarb sie auf ihrer Rundreise durch Italien für 185 Vorstellungen 720000 Francs und kurz vor ihrem Tod (1836) unterzeichnete sie noch ein Engagement mit 600000 Francs. Jenny Lind kam auf ihrer einzig dastehenden amerikanischen Rundreise (1850 bis 1851) mit dem weltbekannten Barnum überein, sie werde in 150 Konzerten singen, wofür er ein Honorar von 80000 Dollars zu zahlen habe. Diese „schwedische Nachtigall" kehrte nach Europa zurück, auf ihren Schwingen mehr als 3 Millionen Dollars tragend. Und ihre Rundreise dauerte kein ganzes Jahr! Aber schnell gewonnen — schnell zerronnen! Die meisten Künstler befanden sich trotz ihrer Rieseneinnahmen mehr oder weniger stets in Geldnöthen und starben im Elend, sobald sie den weltbedeuten den Brettern den Rücken gekehrt, vergessen und verschollen. * Vom 7»000 Mark-Gclvbrief. Zu der angeblichen Beraubung eines von dem Forstvolontär Hering in Rastenberg an die Dresdner Bank in Berlin gesandten GeldbrieseS um 78000 Mk. wird weiter gemeldet, daß sich die ganze Angelegen heit als ein dreister Schwindel erwiesen hat. Die Untersuchung hat nämlich ergeben, daß Hering die Sache ausgeheckt hat, um möglicherweise, wenn ihm das Glück hold sein sollte, von der Post Schadenersatz zu erhalten. Während der Restaurateur Renschel und der Forstausseher in Rastenberg sofort entlassen wurden, blieb Hering weiter in Haft, nm sich vor Gericht wegen Betruges, Vorspiegelung falscher Thatsachen, Beleidigung rc. zu verantworten. Im klebrigen ist ermittelt worden, daß dem H. gar kein Lotteriegewinn zugesallen war. * Die Bcstandtheile des GletscherwafserS werden von zwei englischen Chemikern in den „Chemical NewS" be sprochen. Bei der Untersuchung stellte sich ein ganz anderes Ergebniß heraus, als man nach der äußern Beschaffenheit des Gletscherwassers erwartet hätte. Jeder, der sich im Hochgebirge aufgehalten hat, ist sicher von der eigenthümlichen Farbe des Schmelzwassers der Gletscher überrascht worden, deren milchiges Aussehen sich noch ans viele Kilometer hin den besonders durch Gletscher gespeisten Flüssen mitthe,lt. Man sollte danach denken, daß das Gletscherwasser in seiner Zusammensetzung sehr wenig rein ist, und doch ist nach den vorgenommenen Analysen gerade das Umgekehrte der Fall. Der Gletscher, dessen Wasser für diesen Zweck gewählt wurde, ist allerdings recht weit von unsern Hochgebirgen entfernt; seine Schmelzwasser aber besitzen genau die nämliche milchige Farbe, wie man sie bec den europäischen Gletschern beobachtet. Es handelt sich nämlich um den Jllecille- waet oder großen Gletscher in Britisch-Columbien. Die Wasser erwiesen sich als ungewöhnlich srei von organischen Beimengungen jeder Art,»die die Reinheit des Wassers in gesundheitlicher Hin sicht bekanntlich am meisten schädigen. So enthält jener Gletscherstrom auf 1000 Millionen Raumtheilc Wasser nur 18 Theile Ammoniak, nur 24—44 Theile Stickstoff, nur 100 Theile Chlor, dagegen 12 bis 30 000 Theile feste Stoffe. Diese Letzter«, die als feinvertheilter Staub in dem Wasser schweben, geben ihm auch die milchige Färbung, was im Besondern noch dadurch erwiesen wird, daß die Gletscherwasser vollkommen klar werden, sobald man die festen Bestandtheile zum Nieder schlag bringt. Bei der mikroskopischen Untersuchung des Nieder schlages stellte sich heraus, daß er aus ungemein feinen Gesteins körnchen, besonders aus Quarzbruchstücken bestand. Man kann also die Milchfarbe der Gletscherwasser im Allgemeinen dem Vorhandensein winziger Gesteinstrümmer zuschreiben. * Eine alte plattdeutsche Anekdote bringt ein märkisches Blatt in Erinnerung: Zur Zeit einer Feldmäuseplage hatte ein Bauerndorf einen Preis für das Einfangen von Mäusen aus gesetzt. Nun kam eines Tages ein Bäuerlein aus ganz anderer Gegend, der hatte einen großen Wagen voll lebender Feldmäuse — 50 Körbe, in jedem 1000 Stück, wohlgezählt. „Na, Se wulln ja wohl Feldmüse köpen? Ich bring hier weck, fufzig Düsend." — „Aber Menschenskind, wo sind Sie denn her?" — „Ich komm' ut Pommeränsdörp, da achter de Oder. Morgen kriegen Se noch ne Ladung!" — „Sind Sic denn des Teufels, wir werden Ihnen doch Ihre Mäuse nicht abkaufen!" — „Na, mitnehmen dhu ick se ok nich wedder, denn känen Se se ümsünst hier be- hollen! Sprachs und schnitt die Körbe auf. Neueste Nachrichten. Dresden, 29. Mai. Eine Verkäuferin des Konsumvereins „Vorwärts" auf der Louisenstraße wurde von der Polizei ver haftet, weil sie seit Jahren Kleidungsstücke, Wäsche, Bettsedern u. s. w. im Gesammtwerth von etwa 3000 Mark unter schlagen hat. Frankfurt a. M., 29. Mai. Die „Frkf. Ztg." meldet aus New-Jork: Die Nachrichten aus Manila lauten sehr ungünstig. Die Philippiner haben die Absicht, während der Regenzeit einen Guerillakrieg zu führen. Die Generäle Luna und Mascardo haben ihre Armeen bei Fernando konzentrirt. Zahlreiche Flücht linge, Frauen, Greise und Kinder, suchen bei den Amerikanern Schutz gegen Hunger und Regen. Bremen, 29. Mai. Der Norddeutsche Lloyd läßt bis auf Weiteres mit dem 1. Juni nachstehende Zwischendeck-Fahrpreise in Kraft tccwu: Nach New Jork Schnellpostdampser 160 Mark, Postdampfer 150 Mark, nach Baltimore Postdampfer und Roland- Dampfer 140 Mark. Wien, 29. Mai. Der Kaiser empfing heute Nachmittag den ungarischen Ministerpräsidenten Koloman v. Szell in längerer Audienz. Die ungarischen Minister bleiben morgen noch hier. Wien, 29. Mai. Heute Abend fanden 8 von der Sozial demokratie einberufene Volksversammlungen statt, um gegen die vom Landtage beschlossene neue Gemeindewahlordnung zu protestiren. 3 Versammlungen wurden aufgelöst, die übrigen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)