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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189904238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990423
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-23
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.04.1899
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§ Neueste Nachrichten. en ge> ür die »wird durch esang- elling- »eschen nttags )asthos miralS :s, um Zähren >ter- er den l, auch wschic- Schisfc reckte», verdc» :espon- eu wie rpt- iuen das von u ist , da aber >eren der sehr schen tichen mlaßt nrath Inge- lichen ischen rk zu Men utung e ein- chc sie krsoh, Bloß nicht kann n aus mtlich irrlich e zu »nd schen t es, .Mich alten den chsen men, mter wo daß i der zische ilern hrige : die chsen lnge- t das ärfen reiche testen liebig Zlätze Kang -sw. eichcr ndest- ke» rde zw. aus ung der !en» «l- fich Die ml» der legt, des» neu ein ren- ruch igeu An- ides rige hten oer- rde, den ker: die bin. znst gen. Hess >irte die Berglund Hüttenwesen. X Datz Stistuugsfest der Gruppe HimmelSfürst des BereinS Köuigstreue Bergknappen, verbunden mit Nach feier des Geburtstages König Alberts findet Sonntag, 30. April, abends 7 Uhr im Centralgasthos in Langenau statt. Patriotische und humoristische Darbietungen gelangen hierbei zum Vortrag. X Die Rechnung-Übersicht der bergknappschaftlichen Tchnlkasse für die Bergrevier Freiberg auf das Jahr 1898 weist folgende Zahlen auf: 32185 Mark 26 Pfg. Ver mögensbestand vom Jahre 1897, 7000 Mark Unterstützung aus der König!. Kultusministerialkasfe, 5549 Mark 54 Pfg. Beiträge der Mitglieder, 1146 Mk. 55 Pfg. Zinsen, 45881 Mk. 35 Psg. Gesammteinnahme. 13386 Mark Beiträge zum Schulgeld für Kinder von Mitgliedern, 686 Mark 50 Pfg. Verwaltungskosten und Nebenanfwand, 14072 Mark 50 Pfg. Gesammtausgabe. 31808 Mark 85 Pfg. Vermögensbestand am Schluß des Jahres 1898. Mitgliederbestand Schluß 1897: 3945, Schluß 1898: 3418. Mit Schulbeiträgen wurden unterstützt: 2235 Knaben, 2231 Mädchen am Schluß des Jahres 1897 und 2065 Knaben und 2072 Mädchen am Schluß des Jahres 1898. 7? Aus dem Tteinkohlenzehnten bezieht die Stadt Zwickau in diesem Jahre 178000 Mk., an Dividenden und Kapitalzinsen 175000 Mk. Die diesjährigen Anlagen übersteigen die deS Vorjahres um 124000 Mk. -d Das Grubenunglück auf Schacht Gustav in Esten. Am 20. August v. I. wurden sechs Bergleute, die mit der Aus besserung des Schachts Gustav beschäftigt waren, in dem zu sammenbrechenden Schacht verschüttet. Die Leichen find noch bis heute nicht aufgefunden, da der alte Schacht vollständig zuge schüttet wurde. Man ist jetzt mit der Abteufung eines neuen Schachtes beschäftigt. Das Unglück erregte um so größeres Aufsehen, als die „Berg- und Hüttenarbeiterzeitung" seststellte, daß sie bereits ein Jahr vorher auf den gefahrdrohenden Zustand des Schachtes aufmerksam gemacht hatte, ohne daß für eine Ausbesserung ge sorgt wurde. Infolge der gerichtlichen Untersuchung hatte sich der Betriebssührer Müller wegen fahrlässiger Tödtung vor der Strafkammer in Este» zu verantworten. Hierüber wird der „T. Rdsch." geschrieben: Für die Verhandlung sind 25 Zeugen und als Sachverständige die Oberbergräthe Starke, Winkhans, Backwinkel, Krabler, Bergassessor Reinike und Bergwerksdirektor Hilbk geladen. Der Schacht Gustav hat eine Tiefe von 430 Meter; von ihm aus sind die Sohlen 1 bis 6 angesetzt. Am 19. August hatte sich in Folge der Unachtsamkeit eines Anschlä gers ein Betriebsunfall ereignet. Die Förderwagen rissen einen Theil der Schachtzimmerung mit fort; die größte Zerstörung wurde zwischen der ersten und zweiten Sohle angerichtet. Der Betriebsführer wurde von dem Unfall benachrichtigt. Statt sich Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite L. — SS. April. gewöhnliche Stimmmittel verfügt und selbst leichte Indispositionen ohne Schwierigkeit überwindet; seine ergreifende Darstellungskunst kam in dem Czarenlied zur vollen Geltung. Auch der Pseudo- Czar war in Darstellung und Gesang befriedigend; wenn Herrn Böttchers frischer Tenor durch fortgesetzte Schulung und Uebung noch eine größere durchdringende Kraft erhält, kann von ihm noch Großes erwartet werden. Herr Goßmann war als van Bett vorzüglich, sowohl gesanglich als auch darstellerisch gut disponirt, riß er durch seine, wenn auch manchmal etwas dick aufgetragene Komik oft daS Publikum zu großer Heiterkeit hin. Frau Moor war eine vollendete Marie; die Rolle konnte kaum in besseren Händen sein, denn der Charakter des lustigen Koboldes, der sich trotz seiner ernsten Liebe die fröhlichen und unschuldigen Be lustigungen der Jugend nicht entziehen lasten will, kam in Gesang und Mimik so naturgetreu zur Darstellung, daß sich eine bessere Marie kaum finden lasten wird. Von den Gesandten der drei Mächte war Herr Neusch van Dehlen recht befriedigend, seine Romanze „Leb wohl, mein flandrisch Mädchen" gelang ihm sehr gut und trug ihm den Beifall des Publikums ein. Ebenso gut stellte Herr Pöppel den Lord Lindham dar. Seine gesang lichen Leistungen, die im Allgemeinen gut zum Ausdruck gelangen, würden noch mehr Erfolg erzielen, wenn sie etwas mehr das Tremoliren vermissen ließen. Frl. Schönberger war als Wittwe Brown völlig befriedigend, ebenso Herr Gröll und Herr Schmidt in ihren kleineren Rollen. Die Leitung des Orchesters war, wie immer, vorzüglich, das Zusammenspiel sehr gut. ** Für das Prachtwerk „Sachsen unter König Albert" sind neuerdings Partiepreise eingerichtet worden. 10 Exemplare werden mit 20 Proz., 25 Exemplare mit 25 Proz., 100 Exemplare mit 30 Proz. Rabatt abgegeben. Vereinen, Innungen u. s. w. wird diese Nachricht willkommen sein. Dieses werthvolle Buch wird jeder gern besitzen wollen. Preis deS Werkes gebunden 7,50 Mark, ungebunden 6,00 Mark. Eisenach, 21. April. Der Kaiser ist gestern nicht mit im Theater erschienen und hat auch den JagdauSflug abgesagt, er arbeitete gestern den ganzen Nachmittag allein. Berlin, 21. April. Der ans politischen Gründen suSpen- dirte Pastor Harder Heigum (Kreis Hartleben) ist, dem „B. T." zufolge, nunmehr gänzlich seines Amtes enthoben worden. Berlin, 21. April. Nach dem „L. Anz." ist hier eine Ver haftung erfolgt, welche in Sportskreisen großes Aussehen erregt und auch indirekt mit der bekannten Spieleraffaire im Zusammen hänge steht. Der Verhaftete, besten Namen nicht genannt wird, ist ein schon früher einmal ausgewiesener Oesterreicher. Berlin, 21. April. Nach den letzten brieflichen Nachrichten aus Samoa meldet der „L.-A." heute, daß der Pflanzer, welcher in Apia von den Engländern verhaftet wurde, F. Marquart heißt und s. Z. Friedensrichter unter der Regierung MotaafaS' gewesen Verschiedenes. * Ueber die bereits drahtlich gemeldete furchtbare Dampf» kessel - Explosion in Rosenthal (Reuß) wird amtlich be richtet: Die Explosion erfolgte früh ^7 Uhr und trieb die Ge bäude der Papierfabrik sozusagen völlig auseinander. 30 Meter im Umkreise wurden alle Mauern und Gebäude zertrümmert. Getödtet worden sind fünf Arbeiter. Weitere sechs Männer sind theils schwerer, theis leichter verletzt. Ein gewisser Martin Ludwig ist so schwer verbrüht worden, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Von der Gewalt der Explosion und dem Um fang der durch sie angelichteten Zerstörung kann man sich einen Begriff machen, wenn man erfährt, daß der 60000 Kilogramm schwere Battcriekessel 90 em. in die Höhe gehoben wurde. Die Trümmer der Gebäude, Balken und Mauertheile sind thurmhoch in die Luft geschleudert worden. Die Leitung der RettungS- arbeiten hatte Direktor Fürst übernommen, und dessen Umsicht ist es vornehmlich zu danken, daß infolge der Panik, die unter den Arbeitern ausgebrochen war, kein weiteres Unheil angerichtet worden ist. Der Dampfkessel, der erst .seit zwei Jahren in Betrieb ist, ist vor 4 Wochen gereinigt worden. Man nimmt an, daß fehlerhaftes Material am Kessel die Ursache der Explosion gewesen ist. Von den gesammten Kesselbatterien sind sechs Stück intakt geblieben, so daß in einigen Wochen der Betrieb zum Theil wieder ausgenommen werden kann. Die 400 bis 500 Arbeiter der Fabrik werden mit AbräumungSarbeiten be schäftigt, so daß eme Arbeitslosigkeit nicht eintritt. Der angc- richtete Schaden wird auf mehrere hunderttausend Matt an gegeben. * Der Geograph Professor Heinrich Kiepert ist gestern in Berlin gestorben. * Die MiüiarVLre al- Steuerzahler. I» einer fran zösischen Revue wird ein interessanter Vergleich gezogen zwischen dem, was die amerikanischen Milliardäre in Amerika Steuern zu zahlen haben, und dem, was sie in anderen Ländern zahlen müßten, wobei gar nicht berücksichtigt wird, daß sie sicher Alle zu niedrig eingeschätzt werden. Bekanntlich werden in den Ver einigten Staaten regelmäßige Steuern außer für Grundbesitz nur in dem Staate eingezogen, der dem Betreffenden als Wohnsitz dient. John D. Rockefeller wird bei einem vom FiskuS selbst auf eine Milliarde eingeschätzten Vermögen auf ein Einkommen von 1200000 Matt besteuert und zahlt 24000 Matt Steuern. In Deutschland würde er an Einkommen- und Vermögenssteuer 2500000 Matt zahlen müssen. John Jacob Astor, der in Amerika 20 000 Mark zahlt, würde in Deutschland eine Million Matt und in England 664000 Mark zahlen müssen. Pierpont Morgan, D. O. Mills, W. D. Sloane und H. M. Twombley, die in Amerika je 1680 Matt zahlen, müßten in Deutschland 200000 Matt und in England 132000 Mark zahlen. Robert Geolett, Elbridge Gerry und George Gould zahlen nicht». Die beiden ersten wohnen in Rhode-Island, der letztere in New- Jersey, um sich vor den Neuyorker Steuern zu drücken. Robert Geolett würde in Deutschland 200000 Mark, in England 132000 Mark, Gerry in Deutschland 100000 Matt, in England 66000 Mark, und George Gould in Deutschland 150000 Matt und in England 100000 Mark zahlen müssen. * Mammuthfunv. In einer Ziegelei bei Königgrätz in Böhmen stieß man dieser Tage beim Lehmgraben auf ein Mammuthskelett. Gut erhalten waren besonders die Zähne, welche 2,70 Meter lang waren. Neben den Knocken sand man ein 9 Centimeter langes und in der Mitte 1 Centimeter breite» Riester aus Feuerstein, auf welchem weißliche Dendriden und einige Rostflecke bemerkbar waren. Das Messer stammt, wie. man vermeint, aus der Diluvialzeit. Im vorigen Jahre fand man an demselben Orte Knochen von einem Nashorn und der» gleicken. Der Fundort ist von zahlreichen Neugierigen auS Nah und Fern besucht. * Ein Wahlkampf Mann gegen Aran. Einedrollige Wahl fand kürzlich im Staate Jllionis statt. Dort machten die Republikaner einen Herrn James Mansfield zum Kandidaten für das Amt eines Schulraths. Als Gegenkandidaten stellten die Demokraten die Frau desselben Herrn Mansfield auf. ES soll ein recht lustiger Wahlkampf gewesen sein. Die Frauen, die im Staate Jllionis bei Schulwahlen das Stimmrecht besitzen, zeigten sich sehr rührig, und so ging denn Frau Mansfield als Siegerin aus dem Kampfe hervor. Herr Mansfield soll darüber sehr froh sein. Es heißt sogar, er habe selbst für seine Frau gestimmt. * Immer derselbe. . Sehen Sie, Herr Veite in meinem Körper habe ich jetzt noch ein Zwanzigmarkstück, d - ich einst als Kind verschluckt habe!" — „Gott, Herr Konsul, e' Zinsverlust I" Zwischen den Nationalliberalen, Konservativen und deutsch-sozialen Reformern inDresden ist ein bis 1.Oktober 1903 giliiges Abkommen getroffen worden, nach welchem bei Len nächsten Wahlen zum Land- und zum ReichSt-rg nach folgenden Gesichtspunkten vorgegangen werden soll: Aufgestellt wird im Reichstagswahlkreise Dresden-Altstadt ein Kandidat von den Reformern, in Dresden-Neustadt von den Konservativen, im Landtagswahlkreise Dresden-Friedrichstadt von den National- liberalen und im 9. ländlichen Wahlkreise von den Reformern. Die übrigen im 4. und 5. Reichstagswahlkreise liegenden Land- tagsmahlkrcise werden fämmtlich von den Konservativen besetzt, zu deren Besitzstand diese größtentheils heute schon gehören. Nur bezüglich des 24. ländlichen Landtagswahlkreises (Lößnitz) gaben die Nationalliberalen die Erklärung ab, daß ihnen ein Eingriff in das Selbstbestiminungsrecht der dortigen national liberalen Organisation nicht zustehe. Auch erklärten sie, daß sie als selbstverständlich voraussetzten, daß auch alle Sonderkandida turen wirthschafilicher Gruppen (z. B. Hausbesitzer, Handwerker) von den Kartellparteien bekämpft würden. Eine Minderheit der Nationalliberalen stimmte gegen dieses Abkommen, weil e» die 'freie Entschließung allzusehr beenge. In der gestrigen Vorstellung des CirkuS Wulff in Leipzig verletzte sich diePanneaureiterin Fräulein Virginie bei einem Sprunge den Knöchel, so daß sie aus der Manege getragen werden mußte. Nach einiger Zeit hatte sich die Künstlerin soweit erholt, daß sie wieder vor dem Publikum erscheinen konnte, indessen verursachte ihr das Austreten augenscheinlich noch heftige Schmerzen. Die fortgeschriebene Bevölkerungsziffer der Stadt Chemnitz betrug am 1. April d. I. 177556. Die Zunahme beträgt gegen Monat März 206. Die in Chemnitz erscheinende antisemitische „B üac g e r- Zeitung" (vorher in Freiberg als „deutschsoziale Zeitung" herausgegeben), die bisher dreimal wöchentlich herausgegeben 'wurde, wird in Zukunft nur noch zweimal in der Woche erscheinen. Im Fieberwahn stürzte sich in der Nacht zum Freitag in Chemnitz ein dort wohnhafter 63jähriger Webermeister auS dem Treppenflurfenster des dritten Stockwerkes in den gepflasterten Hofraum hinab und war sofort todt. Eine beachtenswerthe Entscheidung hat die Kgl. Amtshaupt mannschaft Zwickau gefällt über die Frage, ob KonsumvereinS- mitglieder als Gemeinderathsmitglieder über die Sonderbesteuerung der Konsumvereine mit abstimmen dürfen. In Wilkau hatten zwei solche Gemeinderathsmitglieder, die bei einer solchen Ge legenheit von der Abstimmung ausgeschlossen wordeu waren, Be- -schwerde geführt bei der Amtshauptmannschaft. Diese hat nun entschieden, daß die Ausschließung zu Recht bestehe, weil beide als Mitglieder des Konsumvereins Antheil an dessen Geschäfts- gewinn hätten und daher bei der Frage der Einschätzung des Vereins beider Interessen inS Spiel kämen. Die beiden Abge- wieseneu wollen ihre Beschwerde bis zur letzten Instanz weiter führen. Der Ausfall wird viele Gemeinden in ähnlicher Lage interessiren. Die Realschule zu Rochlitz blickte in diesen Tagen auf ein 25 jähriges Bestehen zurück. Bei den auS diesem Anlasse veran stalteten Feierlichkeiten theilte Bürgermeister Schilling mit, daß die städtischen Behörden in Anlaß des Jubiläums eine Stiftung im Betrage von 1000 Matt beschlossen haben. Der Ertrag der „Jubiläumsstistung" soll an erster Stelle den Abiturienten zu Gute kommen, die zu ihrer weiteren Ausbildung eine Fachschule besuchen oder sich zunächst einer praktischen Ausbildung widmen und dann zu einer Fachschule übergehen wollen. Der seit einiger Zeit aus Belgern bei Bautzen flüchtige Schutz mann Richter wurde in Löbtau, wo er sich bei einem seiner Söhne aufhielt, ermittelt und verhaftet, und sodann nach seiner Heimath zurücktransportirt. Der Grund zur Flucht sind Unter schlagungen, welche 300 Mk. überschreiten. Richter steht in den 50er Jahren und ließ seine zweite, ihm erst ganz kürzlich ange traute 24 Jahre alte Frau im Stiche. Einige Ruderer aus Laubegast schwebten kürzlich auf einem Viererboot in Lebensgefahr. Es kam ihnen auf der Elbe ein Schleppzug entgegen, dessen letzte Zillen so nahe ans User kamen, daß keine Möglichkeit zum Durchkommen für die Ruderer bestand. Sie wurden entweder mit ihrem Boot zerdrückt oder von dem Wasser unter die Zillen gezogen. Da hörte man das laut ge gebene Kommando des ObmannS im Boot: „Fettig zum Aus- steigcn, aussteigen!" Im Nu war das Boot leer und die fünf Mann in dem 2 w tiesen Wasser. Das Boot wurde auf Land gezgen. CS konnte aber nicht verhindert werden, daß der ganze Hintere Theil deS Bootes von der Zille zertrümmert wurde. Die Muthmaßung, daß es sich bei dem Tode der im Mühl graben zu Mergendorf bei Riesa ausgefundenen Frau CieSlock nm ein Verbrechen handeln könne, bestätigt sich nicht. Die Sektion des Leichnams hat dem Vernehmen nach ergeben, daß ein Gewaltakt nicht vorliegt. Der verhaftete Mann der Cieslock ist wieder entlassen worden. Die Leiche hatte etwa schon acht Tage im Wasser gelegen und die Schußwunden sehr ähnlichen Verletzungen sind vielleicht durch Thiere herbeigeführt oder auf irgend eine andere Weise an der Leiche entstanden. Ob Selbst mord vorliegt, oder ob die Frau verunglückt ist, wird sich kaum feststellen lassen. Bei dem Eisenbahnbau zwischen Grünhain und Elterlein wurden sieben Arbeiter durch einen unerwartet losgegangcnen Sprengschuß verletzt. Ein Schachtmeister erlitt einen doppelten Beinbruch und schwere Verletzungen am Kopfe. Bedenkliche Ver letzungen trug auch em Bohrer davon. Auf der Strecke Reukirch-Wilthen hatte ein 12jähriger Junge mehrere große Steine auf die Schienen gelegt, wodurch eine Zugslokomotive beim Darüberhinfahren einen heftigen Stoß er- hieu, glücklicher Weise aber nicht entgleiste. Der Junge hatte von Weitem zugeschaut, wie die Steine zermalmt wurden. In Oelsnitz i. B. hat sich ein Ausschuß gebildet, der ein Bismarck-Denkmal für 12 000 Mk. errichten will. Stadtrath Koch gab für diesen Zweck 3000 Mk., Herr te Kock 1000 Mk. und 2000 bis 3000 Mk. sind durch die Sammelbogen zusammen gebracht worden. — Ein Schieferdeckermeister in Oelsnitz i. V. wurde mit dem 25. Sprößling erfreut. Die fünf Sozialdemokraten in Aue, die im vorigen Monate den unterdeß wieder aufgelösten Anarchistenklub gründeten, haben von der sozialdemokratischen Kreisversammlung des 19. Reichs tagswahlkreises eine Rüge und die Unfähigkeit zur Bekleidung von Patteiämtern in der nächsten Zeit ausgesprochen erhalten. Außerdem war beantragt worden, den Kaufmann Herm. Müller, der sich dem Flottenvereine anschließen wollte, aber nicht aus genommen wurde, von der Partei auszuschließen. Die Aus schließung unterblieb jedoch nach einer Rechtfertigung Müllers. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Monatsoper im Stavttheater. Unsere MonatSoper brachte unS gestern wiederum ein für Freiberg neue» Stück, nämlich Lortzings „Czar und Zimmermann." Der Kom ponist, einer der hervorragendsten Operndichter, welche für daS Volk schafften, ohne schädlich auf den Geschmack desselben einzu wirken, bietet unS in seinem „Czar und Zimmermann", einem Werk, das sich, wie seine Opern alle, durch einen durchaus sitt lichen Hintergrund auszeichnet, eine Vereinigung von Komik, Melodienfluß und wohlklingenden Ensemble», die gerade diese Oper wohl als die beste Lortzings erscheinen läßt. Die traurigen Lebenserfahrungen Lortzings und der stetige Kampf umS tägliche Brot haben wohl dazu beigetragen, daß er nicht gerade zu den Heroen der deutschen Tonkunst gehört, öfters sogar nicht einmal auf künstlerischem Boden steht, dennoch ist heute sein Talent überall anerkannt; seine Melodien, Rhythmen und Harmonien tragen immer das Gepräge des einfach Fröhlichen und sind nicht, wie die meisten französischen Schöpfungen dieser Art, aus Speku lation auf die Sinnlichkeit hervorgegangen. Genau dieses Ge präge zeigte uns auch die gestrige Aufführung, die als eine im Ganzen sehr gelungene bezeichnet werden muß. Die Ensembles waren sehr gut einstudirt und durchgefühtt, das Sextett deS 2. Aktes, die musikalische Glanznummer der Oper, gelang sehr gut. Auch die Chöre schlugen im Allgemeinen gut ein, in der ersten Szene des 3. Aktes waren sie sogar sehr befriedigend. Herrn Moors Czar war ausgezeichnet; der Künstler hat uns bereits in seinen sämmtlichen Rollen gezeigt, daß er über un- aber selbst von der Sachlage zu überzeugen, überließ er es einem Steiger mit 7 Bergarbeitern, die Ausbesserung vorzunehmeu. Während dieser Arbeit am folgenden Tage brachen plötzlich Steinmassen herein. Von den Arbeitern konnten nur zwei die sog. Fahrten heraufeilen. Als sie bis zur ersten Sohle gekommen waren, hörten sie wiederum Steinmasseu herabfalleu, bald darauf ein kurzes Geschrei, uud dann war Alles still. Der Steiger mit den fünf Bergarbeitern waren in der Tiefe begraben. Die Anklageschrift wirft dem Betriebssührer vor, daß die Ausbesser- , „ ungsarbeiten nicht sachgemäß vorgcnommen wurden. Bei dem ist. DieVerhastung erfolgte am 19.März, gerade alsMarquatt, vom gefährlichen Zustand deS Schachtes hätte die Ausbesserung der > deutschen Kriegsschiffe „Falke" kommeud, das Laud betrat. In eine« .Zimmerung nicht von unten an. sondern von oben nach unten vorgenommen werden müssen. Von den am Donners tag vernommenen Gutachten sprach nur Oberbergrath Starke sich in diesem Sinne aus, während die Uebrigen die vorgenommenen Arbeiten für richtig hielten. Direktor Hilbk er klärte aber, der Betriebsführer hätte selbst einsahreu müssen. Der Gutachter hatte schon vor dem Unglück den Schallst besichtigt und die Anlage eines neuen Schachtes als nothwendig bezeichnet. Auch der Betriebsführer Müller war schon damals dieser An sicht. Die Zechenverwaltung hat wohl mit Rücksicht auf die hohen Kosten mit der Abteufung eines neuen Schachtes gezögert. Der eingeftürzte Schacht war im Jahre 1857 angelegt worden und komste zuletzt nur noch durch 20 Schachthauer in betriebs fähigem Zustand erhalten werden. Aus den Verhandlungen ging schließlich hervor, daß die Schuld nicht dem verantwottlichen Betriebsführer zuzumessen sei, sondern der Zechenverwaltung, die den alten ausbesserungsbedürftigen Schacht noch immer benutzen ließ. Die Strafkammer erkannte deshalb auf Freisprechung des Angeklagten.
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