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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189904238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990423
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-23
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.04.1899
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ungen. Abtheilung, die sich in die Nähe des Busches wagte, durch die, Philippiner und in Folge des hierdurch verbreiteten Schreckens eiliger Rückzug deS GeneralsLawton auf Manila und damit Preisgabe aller bisherigen Erober- General OtiS ist also heute genau so weit wie zu Beginn deS Krieges. In Washington soll man nach einer in London eingetrossenen telegraphischen Mittheilung entschlossen sein, den Filipinos ein Lösegeld von einigen Millionen Dollars für die Freilassung der Mannschaften deS verun ¬ glückten Detachements zu bieten, damit die Tagalen die amerika nischen Soldaten nicht als Geiseln behalten. Mit Rücksicht da rauf, daß General Otis eine größere Anzahl tagalischer Gefangener in Händen hat, ist es wohl zu erwarten, daß er zunächst eine Auswechselung Vorschlägen wird. Der Eindruck, den die letzten Nachrichten inWashington gemacht haben, spiegelt sich in nachstehendem Bericht der Londoner „Kabel-Korresp." wieder: Die Regierung ist aufs Aeußrrste bestürzt über die Nachrichten auS Manila. Die Unionsarmee ist in vollem Rückzüge begriffen, General Lawton bereits wieder in Manila «»getroffen, der Krieg vollständig aufgegeben. Der Präsident Mac Kinley ist überrascht über diesen plötzlichen Wechsel der ganzen Lage, den er nach den fortwährend eintreffenden Siegcsnachrichten durch aus nicht erwarten konnte. Erst General OtiS mit seinem famosen „Drei Wochen" - Telegramm, jetzt der Rückzug des immerfort siegenden Generals Lawton und seine großsprecherische Versicherung: Wenn ich 100000 Mann hätte, dann könnte ich freilich schnell durch die ganze Insel marschiren. Er zieht sich aber, obwohl er 40000 Mann zur Verfügung hat, eiligst nach der Küste zurück und überläßt die acht eroberten Plätze an der Pasig-Linie und die Laguna de Bay wieder dem Feinde. So ist denn nicht einmal die nächste Umgebung der Haupt stadt in den Händen der Amerikaner, die trotz aller ihrer auSposauntenSiege thatsächlich die Unterlegenensind. Als die ersten 5000 Mann Hülsstruppen angelangt waren, glaubte man sich im Besitze des Archipels — und heute ist mit über 50000 Mann noch nichts erreicht. Die Besieger der ältesten europäischen Kolonialmacht sind also schmählich einem „wilden" Stamme unterlegen und nach dreimonatlichem Kampfe zum Rückzüge gezwungen. — Die amerikanische Bevölkerung wird sich über die Sachlage immer klarer, erstens durch die offiziellen Meldungen, denen man die Verlegenheit der Negierung anmerkt, zweitens durch die Mittheilungen der dieser Tage mit dem „Raleigh" in New-Jork angelangten abgelösten Truppen, drittens durch Privatbriefe aus Manila, die die Lage als verloren schildern. Schon beginnt man die demokratischen Abgeordneten anzuhören, die von Anfang an gegen die Annexion waren, und die Parteipolitiker bemächtigen sich der Situation, um siegegen diePräsidentschaft auSzuspielen. Gouverneur Lind von Minnesota, einer der „prominenten" Männer deS Westens, fordert den Staatsrath seines StaateS auf, die gesetz lichen Mittel anznwendenzurZurückführung des 13. Minne- sota-Freiwilligen-NegimentS. Nach einem Briefe des Obersten verlangt das ganze Regiment die Heimsendung mit um so mehr Recht, als ihre Zeit längst abgelaufen ist. Und Minne sota hatte für Mac Kinley eine Mehrheit von 50000 Stimmen ergeben! Ein anderer früherer Anhänger des Präsidenten, der republikanische Senator Pettignew von Süd-Dakota, verlangt in einem Schreiben an den Präsidenten ebenfalls die Rückkehr der Freiwilligen dieses Staates mit der gleichen Begründung, daß die Leute widerrechtlich zu lange unter den Waffen gehalten werden und di, Heimkehr verlangen. Zahlreiche Briefe von Offizieren und Leuten anderer Regimenter führen die selbe Klage, und in der Bevölkerung macht sich eine rasch an wachsende Gärung bemerkbar. Unter diesen Umständen ist es ganz ausgeschloffen, daß der Präsident — wozu er gesetzmäßig berechtigt ist — in diesem Augenblick weitere 35 000 Mann auS- heben kann, ohne daß die Unzufriedenheit einen bedenklichen Grad erreicht. Landessprache kundiger Beamter angestellt werden. In der vor wiegend deutschen Zone soll grundsätzlich in der deutschen Sprache verhandelt werden, doch wird von einer größeren Zahl von Be amten die Kenntniß der czechischen Sprache gefordert werden. In gemischten Bezirken wäre die Amtirung durchwegs zwei sprachig, in reinen Bezirken im Prinzips einsprachig. In der gemischtsprachigen Zone soll es zulässig sein, in jeder der beiden sprachen zu verhandeln. Die Stadt Prag würde unter die letztere Kategorie fallen. „Nar. Listy" warnen die Regierung vor der Durchführung dieses Vorhabens, denn der Wiener ReichS- rath habe kein Recht, ein allgemeines Sprachengesetz zu erlassen, und andererseits fußt die Verordnung angeblich nicht auf der Grundlage der Gleichberechtigung, sondern sie schafft nur «ine gewissetGegenseitigkeit. Der Kampf gegen die Los von Rom-Bewegung in Oesterreich nimmt immer gehässigere Formen an. Jetzt soll bereits die Axt an daS Staatsgrundgesetz über die inter- konsessionellen Verhältnisse der Staatsbürger vom 25. Mai 1869 gelegt werden, dessen Artikel 4 bestimmt: „Nach vollendetem 14. Lebensjahr hat Jedermann ohne Unterschied deS Geschlechts die sreie Wahl deS Religionsbekenntnisses nach seiner freien Ueber- zeugung und ist in dieser freien Wahl nöthigenfallS von der Be hörde zu schützen." Der „Voss. Ztg." wird darüber gemeldet: „Wien, 21. April. Infolge des Uebertrittes Minderjähriger zum Protestantismus liefen nach dem „Wiener Tagbl." mehrfach Be schwerden von Eltern bei den Behörden ein, worin sie Verwahrung dagegen einlegen, daß ihre minderjährigen Söhne (eS handelt sich dabei zumeist um Studenten) ohne Einwilligung der Eltern auS der katholischen Kirche austreten; in den Beschwerden wird eine Aenderung der bezüglichen Bestimmung der interkonfessionellen Gesetze ge fordert. Die Kirchenbehörden beschäftigen sich hiermit bereits. Gleichzeitig sei ein Vorgehen gegen protestantische Geistliche ein- geleitet, denen Proselytenmacherei vorgeworsen wird. Gegen Pastor Lumnitzer in Böhmen und gegen einige sächsische Gast prediger soll sogar ein Strafverfahren wegen Beleidigung einer gesetzlich anerkannten Kirche eingeleitet werden. ES soll auch untersucht werden, ob nicht die Uebertrittserklärungen gesetzwidrig durch Zwang oder List hervorgerusen worden sind." — Eine Aenderung de- interkonfessionellen Gesetzes im ultramontanen Linne wird glücklicherweise nicht so ohne Weiteres durchzuführen sein, da hierzu Zweidrittelmehrheit beider Häuser deS Parlaments ersorderlich ist. Belgien. Im Becken von MonS waren gestern 3500, im Bassin du Centre 12000 und im Becken von Charleroi 21000 vergleute ausständig. In allen Orten herrscht Ruhe. ES be stätigt sich, daß der Ausstand am Montag im Becken von Mons ein allgemeiner sein wird. Im Becken von Lüttich hat der AuS- staud sich auf alle Kohlengruben im Plateau von Hervö, auf SLraing und die übrigen Kohlengruben der Gegend ausgedehnt. Mehrere Angriffe aus Arbeitswillige wurden alsbald streng unter drückt. Nach allen Gegenden sind Verstärkungen für die Gendarmerie abgeschickt. In den Versammlungen fordern die sozialistischen Abgeordneten fortwährend zum AuSstand auf. In Lüttich kam es zwischen betrunkenen Bergarbeitern zu blutigen Schlägereien. Einer derselben wurde durch einen Beilhieb tödtiich verwundet. Frankreich. Den Blättern nach richtete General Roget an den Kassationshof einen Brief, worin er erklärte, daß er auf eine Konfrontation mit Picquart verzichte (!), da dieser selbst in späteren Verhören seine Angaben, die mit denen RogetS im Widerspruch standen, richtig gestellt habe. Roget deutet in dem Briefe an, die Kriminalkammer müsse seine Aussagen Picquart vorgelegt haben. — Von verschiedenen Blättern wird gemeldet, daß der Kassationshof den Hauptmann Freystätter thatsächlich ver nehmen will. Einige Blätter melden, der Berichterstatter Ballot- Beauprö erklärt, es sei ihm unmöglich, seinen Bericht bis Ende dieses Monats fertigzustellen. DuVaty de ClamS Bertheidiger, Rechtsanwalt Menard, leugnet, daß Du Patys Gattin in Rotterdam bei Esterhazy war; der „Matin"-Mitarbeiter hält indeß seinen Bericht voll aufrecht and ergänzt ihn durch allerlei Einzelheiten. Es wurde schon mitgetheilt, daß Ende Februar in Tientsin einige Deutsche von chinesischen Pöbelhaufen an gegriffen worden waren und sich nur mit Müh« zu retten vermochten. Die Sache kam damals auch im Reichstage zur Sprache, und Herr v. Bülow erklärte damals, daß, wenn China die Schuldigen nicht ernstlich bestrafe oder wenn sich derartige Ausschreitungen wiederholen würden, China die Folgen auf sich iu nehmen hätte. Der „Ostasiatische Lloyd" bringt nunmehr in seiner jüngsten Nummer folgende nähere Angaben über jenes Borkommniß: Am Abend des 24. Februar begaben sich mehrere deutsche Herren in Rikschas nach der Chinesenstadt (von Tientsin), um sich das Laternensest anzusehen, das bekanntlich den Abschluß der Neujahrsfeierlichkeiten bildet. Nur eine kurze Strecke waren sie in der Hauptstraße vorgedrungen, als ihre Wagen durch den starken Verkehr zum Langsamfahren und bald darauf zum Still stehen gezwungen wurden. Eine feindlich blickende Masse Menschen sammelte sich um sie und trennte die einzelnen Rikschas von innander. Trotzdem sich die Deutschen völlig ruhig verhielten, ertönten bald Schimpsworte aus der Menge. Schnell folgten wüste Beleidigungen. Der Mob, im Gefühl seiner Uebermacht über die zwischen die Massen eingekeilten Fremden, erhob ein herzzerreißendes Gebrüll, das jenen jede Verständigung unmöglich machte. Diener der heiligen Hermandad waren natürlich nicht zur Stelle. Immer näher drängten die Massen heran, und nun begann ein widerliches Schauspiel. Wer immer sich an die Rikschas der „fremden Teufel" hindurcharbeiten konnte, bespuckte sie unter unfläthigen Schimpfreden. Aber auch dabei blieb es nicht. Der fanatisirte Pöbel suchte nach Waffen oder wenigstens gefährlichen Werkzeugen, um damit seine Wuth an den Fremden auszulassen. Bald flogen Steine gegen die Rikschas, deren Laternen zertrümmernd. Hauptsächlich hatte man es auf den im letzten Wagen Sitzenden abgesehen. Auf ihn stürzte sich eine wild brüllende Masse. Knüppelhiebe sausten herab und schlugen seinen Rikscha in Stücke, aus dem er nunmehr flüchtete, nur mühsam sich durch den schreienden Mob zu seinen Begleitern den Weg bahnend. In der Einsicht, daß ein weiteres Verweilen unter den tobenden Massen sie in ernste Lebensgefahr versetzen würde, flüchteten nun alle diese Opfer der Pöbelwuth in eine finstere Seitengasse unter Zurücklassung ihrer Wagen. Auch hierher wären sie sicher verfolgt worden und hätten vielleicht im Schmutz einer chinesischen Gasse unter denHieben eines wahnsinnigen Pöbels ihr Leben gelassen, wenn nicht zusällig eine große Laternen prozession jene Hauptstraße binaufgezogen wäre, sie ganz aus- süllend und die Massen vor sich her oder in die Häuser drängend. So konnten die Verletzten auf Umwegen wieder nach der Nieder lassung flüchten. Natürlich herrscht nicht nur unter den Be troffenen, sondern auch in ihrem engeren und weiteren Freundes kreise große Erbitterung über dieses für die Fremden so ent ¬ würdigende Vorkommniß; und man fragt sich, wie eS mit det Sicherheit der Niederlassung bestellt ist, wenn in deren allernächsten Nähe, am Sitze und gewissermaßen unter den Augen der höchsten Provinzial-Behörden derartige Vorfälle sich ereignen können, die nicht nur daS Märchen von der Fremdenfreundlichkeit des Chinesen zu zerstören geeignet sind, sondern vor Allem auch wieder einmal zur Evidenz nachweisen, wie «S mit der Pflicht erfüllung der Behörden und deren Vorsorge für Ruhe und Sicherheit bestellt ist. Polizei war, wie erwähnt, bei diesem skandalösen Auftritte in der Hauptstraße der Stadt überhaupt nicht zu sehen. DaS genannte Blatt giebt seiner Verwunderung AuSdruch daß Deutsche am Abend oeS letzten Festtages de- chinesischen Neujahrs sich überhaupt in die Chinesenstadt begeben haben. „Ist daS mehr oder weniger schon nirgendwo im Lande rathsam, so sollten die Herren in Tientsin besser wissen als wir, daß gerade der dortige Pöbel einer der gefährlichsten und brutalsten in ganz China ist. Andererseits ist daS Benehmen der Chinesen in keiner Weise entschuldbar. Mag auch an einem solchen Abend sich das Volk in Höherer Aufregung befinden, so entlastet daS doch nickt im Mindesten die Behörden, die selbstverständlich bei außerordentlichen Gelegenheiten auch außerordentliche Vorsichts maßregeln zu treffen haben. Daß dies nicht geschehen war, daß vielmehr unsere, diesmal mit blauen Flecken davongekommenen, Landsleute die Rettung ihres Lebens auS der Pöbelwuth nur einem Zufall zu verdanken hatten, das sollte den Vertragsmächten Anlaß geben, stärkere Garantien für die Sicherheit der Fremden von der chinesischen Regierung zu verlangen, als bisher gewähr leistet wurden. Jedenfalls dürfte im Hinblick auf di« in allen Theilen deS chinesischen Reiches jetzt überhandnehmenden Aus schreitungen gegen Fremd« auch der oben geschilderte Vorfall eine ernste symptomatische Bedeutung haben, und wir müssen deshalb um so mehr mit Freude begrüßen, daß deutscherseits kein Zweifel darüber gelassen ist, daß man nicht gewillt ist, irgendwelche Ausschreitungen gegen Reichsangehörige zu dulden!" Indien. AuS Bombay, 18. April, meldet daS Bur. Reuter: Die dritte Pestepidem«e, die hier die fürchterlichsten Ver heerungen angerichtet hat, »st glücklicherweise im Abnehmen be griffen. Vor fünf Wochen starben täglich 350 Personen in Bombay. Mindestens 250 dieser Todesfälle wurden durch die Pest verursacht. Während der verflossenen Woche ist indeß die heiße Witterung eingetreten, und gestern fiel die Sterblichkeit auf 193, von denen wahrscheinlich 100 Pestfälle waren. Die Todesursachen können nur mit annähernder Genauigkeit ermittelt werden. Die amtliche Schätzung der Gesammtsterblichkeit an der Pest in ganz Indien seit dem Beginn der Epidemie ist mindestens eine Viertelmillion, aber diese Ziffer bewegt sich wahrscheinlich weit unter der wirklichen Gesammtzahl. vereinigte Staaten. Zehn Wochen lang hat nun General OtiS ununterbrochen aus den Philippinen „gesiegt", — und daS Ergebniß? Gefangennahme einer amerikanischen Der Präsideut wurde von Herrn Long von der Niederlage der Unionstruppen sofort benachrichtigt «nd ließ Herrn Hay und General Alger alsbald zu einer Konferenz berufen. Mac Kinley war über die neuen schlechten Nachrichten von der Inselgruppe — deren nickt gelungene Annexion seine Wiederwahl in Frage stellt — lehr bestürzt, um so mehr, als täglich Bitt gesuche, Pensionsforderungen rc. von Seiten der Angehörigen von Soldaten eintreffen. Trotz de- Angebot» von Doppel sold wollen die meisten Leute nicht mehr auf de» Philippinen bleiben, und in einem Bataillon haben sich ge wöhnlich keine zehn Mann zum freiwillige» Bleiben gemeldet. Da daS Beispiel der Staate» Minnesota und Dakoto, die sofortige Heimbefördernng der betr. Regimenter fordern, bereit» von sieden anderen Staaten nachgeahmt wmcken ist, so be findet sich Mac Kinley in recht schwieriger Lage. Beruft er die Truppen ab, so wird da» nahezu als Aufgabe der Insel gruppe gedeutet werden, da für Nachschub nicht gesorgt werde» kann. Läßt er die unruhig gewordenen Mannschaften noch längere Zeit im KriegSlager, so droht dort Meuterei. Wendet er fich mit einem neuen Rufe nach Freiwillige» an da» Boll^ so darf er eine» Mißerfolg» in den meisten Staaten sicher kein. Sehr kleinlaut bemerkt demgemäß der „Herald": „Die Lage erscheint ja ziemlich hoffnungslos, aber doch ist noch Hoffnung vorhanden." Ein solcher Hoffnungsstrahl ist die über Spanien eingetroffene Nachricht, daß die Tagalenführer eine Kommission er nannt haben, die mit einer amerikanischen Deputation zu ver handeln geneigt ist. Gegen Gewährung der Autonomie, bei Zulassung gewisser Vorrechte der Amerikaner find die Fili- pinoS noch jetzt geneigt, Frieden zu machen. Brasilien. Aus Rio d« Janeiro, 31. März, wird de« „Köln. Zeit." geschrieben: Aufrichtige Freude erregt «S hier bei allen Deutschen, daß der Fall Roth, der soviel Staub aufge- wirbelt hat, dank dem kräftigen Einschreiten der deutschen Re gierung und deS hiesigen Gesandten Grafen Arco Valley jetzt endlich in einer der Würde de» deutschen Reiche» entsprechend«« Weise zum Abschluß gekommen ist. Zuerst wollte Brasilien sich gar nicht dazu bequemen, dem Lehrer Roth für die unmenschlichen Mißhandlungen, deren Opfer er geworden war, eine angemessen« Entschädigung zu zahlen, aber die deutsche, mit ebenso viel Mäßigung wie Entschiedenheit festgehaltene Forderung ist dieser Tage beglichen worden. Der Lehrer Roth hat nach Empfang der Entschädigung einen in den wärmsten Worten gehaltenen Brief an den kaiserlichen Gesandten gerichtet, in dem er «hm und dem Generalkonsul in Desterro seinen tiefsten Dank ausspricht, daß sie der Sache eines armen LandSmanneS durch Eistr und Hingabe zu einem glücklichen AuSgang verholst» haben. Wie wir höre», hat die brasilianischeRegierung auch die bestimmte Zusage gegeben, daß der Fall Roth noch einmal aufS Gewissenhafteste untersucht werden soll. Wenn sich dabei ein Verschulden der örtlichen Be hörden herausstellen sollte, so ist deren strenge Bestrafung zuge sagt worden. Der Fall hat insofern eine über da» rein Person- liche hinauSgehende Bedeutung, al» die energischen Reklamation«, deS Auswärtigen Amts, die in diesem Falle mit vollem Erfolg zekrönt waren, hoffentlich zur Folge haben werden, künftige AuS- chreitungen gegen Deutsche zu verhindern. In dem Maße, wie n fremden Staaten sich die Ueberzeugung feftsetzt, daß Deutsche bei Rechtsverletzungen unter allen Umständen auf den Schutz ve- Reiche- rechnen können, in demselben Maße wird man sich hüte», Deutsche oder deutsche Interessen widerrechtlich zu verletzen. Er freulicherweise können wir noch hinzufügen, daß die grausamen Mißhandlungen deS Lehrers Roth keine bleibenden Folgen gehabt haben. Er ist vollkommen wiederhergestellt und beabsichtigt, fich in nächster Zeit zu verheirathen. Samoa. Einer Meldung deS „New-Jork Herald" ans Washington zufolge wieS der Staatssekretär Hay den ameri kanischen Konsul auf Samoa an, zu versuchen, den Frieden vor der Ankunft der Samoa-Kommission wiederherzustellen und sandte dem Admiral Kautz den Befehl, Konflikte mit den Eingeborenen zu vermeiden und sich auf den Schutz deS Lebens und deS EigenthumS der Amerikaner zu beschränke». Die englischen Vertreter dürften ähnlich« Anweisuugrn erhalten haben. — DaS Staatsdepartement vernimmt, der eng lische Konsul sei ermächtigt worden, den and ren Konsuln m Betreff der Proklamation an die Eingeborenen sich anzuschließen, in welcher aufgefordert wird, bis zur Ankunft der Kommission sich jeder Feindseligkeiten zu enthalten. AuS Shanghai wird gemeldet, der deutsche Kreuzer „Gefion" habe Befehl erhalten, nach Apia zu gehen und vorher Munition in Kiautschou einzunehmen. Ein weiteres deutsches Kriegsschiff solle demnächst folgen. Der Stand der Kevifiansfra-e in Frankreich. Die französische Regierung läßt jetzt dementiren, daß sie de» Kassationshof dränge, seine Entscheidung noch vor dem 2. Mai, dem Tage, an dem das Parlament sich wieder versammelt, zu fällen. Es hieß bekanntlich, aus Andrängen deS Herrn Dupuh habe der erste Präsident des Kassationshofs, Herr Mazeau, den Berichterstatter Ballot-Beauprö aufgefordert, die Fertigstellung seines Berichts, den er erst ungefähr am 15. Mai erstatten wollig derart zu beschleunigen, daß er ihn schon am 27. April erstatten könne. Nach Anhörung des Staatsanwalts und des Vertheidigers würde dann der Spruch des Kassationshofs noch im Lauf« diese? Monats erfolgen können. Die Regierung läßt, wie gesagt, diese Mittheilung dementiren; damit ist jedoch nicht gesagt, daß nicht doch etwas Wahres daran ist. Wenn Herr Dupuy am Ruder ist, dann muß man immer auf Ueberraschungen gefaßt sein und waS heute höchst unwahrscheinlich ist, kann morgen zur Wirklich keit werden. Man denke nur an daS Eingreifen der Regierung in das Revisionsverfahren durch daS Revisionsgesetz, trotzdem di« Regierungs-Erklärung vom 4. November feierlich verkündet hatte, die Regierung werde die Justiz ruhig ihre- Amte» walten lassen. Ob die Meldung vom Druck der Regierung auf den Kassations hof richtig ist oder nicht, daS wird erst auS den Ereignissen selbst festzustcllen sein; ein Dementi deS Herr» Dupuy ist an sich werthlos. Man kann sich freilich erklären, daß die Fällung deS Urtheils vor dem 2. Mai dem Ministerium Dupuy höchst angenehm wäre. Und zwar nicht bloß auS dem Grund«, daß der leidigen Affaire endlich einmal ein Ende gemacht würde, sondern auch au- ganz besonderen Gründen. ES sind in der Kammer mehrere Interpellationen eingebracht und da glaubt die Regierung, daß sie alle hinfällig wären, wenn sie ihnen mit der Autorität der res juckieata, der rechtskräftig entschiedenen Sache, entgegentreten könnte. Aber wie wird der Spruch deS Kassationshofs a»S- fallen? Man sagt, die Regierung sei sicher, daß der Kassationshof mit neun Stimmen Majorität beschließe» werde, es liege keine neue Thatsache vor, welch« die Revifion des gegen DreyfuS gefällten UrtheilS rechtfertige. Nach Andere» würde die Regierung sich auch damit begnügen, daß der Kaffanons-
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