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und Tageblatt Tageblatt VW Inserat, wcrden bi« Bormittag U U»r V 4OO(I angenommen. Prei« für die spaltzetle dfg- KO v v «uherhalb de« Laadgericht«bejirt« 15 Psg- AMSVIaU für die königlichen and städtischen Behörden zu Neiders and Brand, «erantwortttch« Leitung der Redaktion: Georg »urtyardt. SS. Jahrgang. Donnerstag, den 27. April. Erscheint jeden «oteutag Ad md« >/,g -Ihr für den andere» tag. Brei« vierteljübrlick S Mk. Sb Psg. -weitnonatlich 1 Mk. SO Psg.u. rwwonatlich7bPfg, Wie zur Kenntniß der Königlichen AmtShauptmannschast gekommen ist, lassen verschiedene Händler ihre zum Zwecke öffentlichen Verkauf« aufgestellten Rindvieh- und Schweinebestände, während dieselben gemäß Punkt 3 der Verordnung de« Königlichen Ministeriums deS Innern vom 17. März diese« Jahre« noch der fünftägigen Beobachtung unterliegen, von Kauflustigen bereits besichtigen. Da dieses der angezogenen Bestimmung zuwiderlaufende Gebahren die Stägige BeobachtungS- srist vollständig illusorisch macht, werden die belheiligten Händler hierdurch noch besonders darauf hingewiesen, daß während der gedachten Beobachtungsfrist zu Vermeidung der in § 20 der Verordnung zur Ausführung deS ReichsgesetzeS vom die Abwehr und Unter ¬ drückung von Viehseuchen betreffend, vom 30. Juli 1895 angedrohten Strafe der Antritt zu den Stallungen der unter Beobachtung stehenden Thiere nur dem Wärterpersonal gestattet ist. Gleichzeitig werden die OrtSbehörden angewiesen, genaue Aussicht hierüber zu führen und Uebertretungen unverzüglich anzuzeigen. Freibergs den 25. April 1899. Königliche AmtShauptmannschast. Ur DaS Königliche Ministerium des Innern hat mit Rücksicht auf daS Erlöschen der Maul- und Klauenseuche in den Ortschaften der Bezirkshauptmannschaft Brüx beschlossen, die Einbruch- ftation Molvau wieder zu eröffnen, waS hiermit zur Kenntniß der Interessenten gebracht wird. Freiberg, den 25. April 1899. Königliche AmtShauptmannschast. Nr. Gtvtnvrt. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen der Schnittwaarenhändlerin Ernestine Earoline verehel. Grimmer, geb. Schilling in Freiberg, Thielestraße Nr. 6, wird heute, am 25. April 1899, Nachmittags 6 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann August Straubel in Freiberg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum S. Juni 1899 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den IS. Mai 1SSS, vormittag» 9Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 23. Juni 18SS, vormittags »Vs Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer No. 33, Termin anberaumt. Anzeige zu machen. L. 9/99 No. 2. Freiberg, den 26. April 1899. Sekr. Alauersvsrgoi', G.-B. Auktion in Halsbrücke. Donnerstag, den 27. APrU 1899 Nachmittag» 3 Uhr Mrd ,m Hause Rr. 72« nur noch 1 ar. Wäschmangel mit Zubehör, 1 Decima lwaage, 1 Regal, 1 Ladentasel, 2 Bilder und 1 Glaskasten versteigert. Konkursverfahren. ... .... , In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Lederhändler» und LedeHaonkanten Samuel Heinrich Eger in Freiberg ist zur Abnahme der Schlußrechnung Verwalt«^ zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichmß der bei der Bertheilu g z sichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht h Vermögensstücke der Schlußtermin auf . -.'i . den 19. Mai 1899, Bormittag» 9'/, Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Zimmer Nr. 33, bestimmt. Freiberg, den 26. April 1899. Sekr L. 4 95 Nr. 98. Gerichtsschreiber der Königlichen Amtsgericht». Königliche» Amtsgericht,u Fretberg, «bth. I. Bekannt gemacht durch den Gerichts,chrewer. Sekr Sltvalst. . Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache m B stz h vxxah, Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an die Geme sch ? - und von folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Beiche - . nehmen, den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung m sp ch ney dem Konkursverwalter bis zum 13. «ai 1899 lSUKvi-i»»»», Gerichtsvollzieher. anberaumte Versteigerung. Brand, den 25. April 1899. Auktion in Oberbobritzsch. Freitag, den 28. April 1899 Nachmittag» 4 Uhr wird eine im SchMtdt'fchen Gasthoie daselbst untergebrachtr 2iähr. Kalbe versteigert. Freiberg, den 26. April 1899. Sekr, G.-B. L>Ie<Nxt hat sich die auf Donnerstag, den 27. d. M. Vormittag 10 Uhr in Brand An Schöchtstase im Reichstage. nd. Berlin, 25. April.*) Manche üble Nachrede hat der neue Reichstag schon über sich ergehen lassen müssen, aber einen rühmenswerthen Vorzug wies er anfänglich seinen Vorgängern gegenüber auf: Die Betheiligung der Reichsboten an den gesetzgeberischen Arbeiten war ungewöhn lich stark, so daß man viel häufiger als sonst beschlußfähige Häuser zu sehen bekam. Mit diesem Vorzüge scheint es nun auch endgiltig vorbei zu sein; die für die Parlamente so kritische Zeit zwischen Ostern und Pfingsten hat er nicht zu überdauern vermocht. So sehen wir denn nun wieder einmal das wenig erbauliche Schauspiel, daß die Arbeit im Reichstage sich langsam und mühselig dahinschleppt, bis auf die fröhlichen Osterferien endlich die noch fröhlicheren Pfingstferien folgen. Kurz vorher oder kurz nachher werden dann schleunigst in wenigen Sitzungen die nothwendigsten Dinge erledigt, und alles Andere fällt unter den Tisch, eine Menge parlamentarischer Arbeit vernichtend. Aber so weit sind wir jetzt noch nicht. Vorläufig hat der Reichstag Zeit, unheimlich viel Zeit. Nachdem er sich wieder einmal vier Tage ausgeruht, hat er die heutige ganze Sitzung der Berathung des Initiativantrages der antisemitischen Reform- Partei betr. den Erlaß eines reichsgesetzlichen Schächtverbots ge widmet. Die Antisemiten hatten für diesen Tag eine Haupt- und Staatsaktion vorbereitet. Schon mehrfach hatten sie eS verhindert, daß ihr Antrag an die zweite oder an eine noch spätere Stelle der Tagesordnung gesetzt wurde, und so war es ihnen thatsächlich gelungen, ihn heute an die Spitze zu rücken. Auf den Tisch des Hauses hatten sie eine hübsche Kollektion von Schlacht- und Schächt-Geräthschaften, sowie von Abbildungen der verschiedenen Schlachtmethoden niedergelegt, Dinge, die offenbar das Interesse vieler Volksvertreter in hohem Grade erregten und gebührend in Augenschein genommen wurden. Ein Angehöriger eines extremen Parteiflügels hantirte sogar mit einer Ochsen-SchlachtmaSke so lebhaft, daß eS so auSsah, als wollte erste einemFraktions- und Busenfreunde vors Gesicht drücken. Aber auch rednerisch ver suchten die Antisemiten ihr Möglichstes zu leisten. Nicht weniger als drei Redner schickten sie inS Treffen, die sich gegenseitig darin überboten, das Schächten als eine haarsträubende Thierquälerei, als eine Herausforderung deS Christenthums und als eine Schmach unseres Jahrhunderts der Humanität hinzustellen. Am meisten an den Gegenstand der Berathung hielt sich dabei noch vr. Vielhaben, der Hamburger Rechtsanwalt. Abg. Böckel ging zu einem Frontangriff gegen die Juden im Allgemeinen vor, und Herr Bindewald setzte dem Reichstage eine antisemitische Volks versammlungsrede vor, in der er sich zu der Behauptung «er stieg, daß es sich bei der vorliegenden Frage darum handle, ein Joch abzuschütteln, das uns das jüdische Volk nuferlegt habe, und daß die wissenschaftlichen Gutachten, die sich über das Schächten günstig auSsprechen, von den Geldjuden erkauft seien. Gesteigert hätte diese Redeskala nur »och durch eine einzige Persönlichkeit werden können, durch Herrn Ahlwardt. In der That verlautete es, daß der „Rektor aller Deutschen" das Wort ergreifen wolle, und während der ganzen Sitzung saß er in Gedanken versunken *) Wege» Erkrankung hatte unser ad.-Kornspimdtnt seine Be richterstattung einige Lage autsetzen muffen. aus seinem Platz. Aber die Aufnahme der Bindewaldschen Rede widersprach offenbar so sehr den Wünschen und Hoffnungen seiner Freunde, daß sie Herrn Ahlwardt wohl abwinkten und dadurch den Reichstag und die Tribünen um den bestimmt erwarteten höchsten Genuß des Tages brachten. Rur von einer einzigen Seite erhielten die Antisemiten SukkurS, nämlich von I)r. Oertel (k.), der aber heute ausdrücklich nur im Namen eines Theiles seiner Freunde sprach. Er stellte sich jedoch allein auf den Boden des Thierschutzes und verwirft das Schächten nur deshalb, weil er es für eine Grausamkeit hält. Von den Gegnern des Antrages, die von der äußersten Linken bis weit hinein in die äußerste Rechte hineinreichen, wurden zwei Gesichts punkte in den Vordergrund gestellt: der thierschutzfreundliche und der religiöse. Aerzte wie vr. Höffel (Rp.), vr. Kruse (ul.) und Prof. Hofmann (sd. Vp.) beleuchteten mehr die erstere, Lieber (C.), Rückert (fr. Bg.) und vr. Eickhoff (fr. Vpt.) mehr die zweite Seite der Frage. Wirkungsvoll gegen den Antrag sprach unter Her vorhebung persönlicher Erfahrungen der sreikonservative Freiherr v. Tiedemann, der Friedrichs des Großen Ausspruch dahin variirte, daß jeder Deutsche nach seiner Faxon essen solle. Sie alle stimmten in den Grundzügen ihrer Ausführungen dahin überein, daß religiöse Gebräuche zwar weichen müßten, wenn sie den sittlichen Forderungen höherer Kultur widersprächen, daß aber mit Bezug auf das Schächten nichts dergleichen nnchgewiesen sei und daß Jahrtausende alte religiöse Gebräuche nicht ohne Noth angetastet werden fallen. Der alte Liebknecht (soz.) benutzte die Gelegenheit natürlich auch zu einer kleinen Agitationsrede, indem er die Eiferer gegen die Thierquälerei aufforderte, mit gleichem Eifer auch gegen die „vornehmen" Thierquälereien, wie Hetzjagden, und vor Allem gegen die Menschenquälereien mannigfachster Art anzukämpfen. Als der Präsident die Diskussion schloß, ohne Herrn Ahlwardt das Wort ertheilt zu haben, hatte das enttäuschte Haus genug und vertagte sich auf morgen. Die zweite Berathung des anti semitischen Antrags wird im Plenum vorgenommei? werden und mit runder Ablehnung abschließen, da außer den Antisemiten nur vereinzelte Abgeordnete der äußersten Rechten für ihn zu haben sein werden. Der Bundesrathstisch war denn heute auch völlig leer. Im Einzelnen ist zu berichten: Am Bundesrathstisch: Komissare. Bei gutbesctztem Hause hielt der Reichstag heute nach längerer Pause eittinnl einen Schwerinstag ab. Auf der Tagesordnung stand an erster Stelle ein von oem Abg. Liebermann von Sonnen berg, I)r. Vielhaben und Genossen "cingebrachter Gesetzentwurf, betreffend das Betäuben der Schlachtthiere. Ter Entwurf ver langt das Verbot der in den jüdischen Speisegcsetzen vorgeschriebeuen Schächtmethode und fordert, daß beim Schlachten aller Thiere mit Ausnahme deS Federviehes die Betäubung der Bluteutziehung vorausgehen müsse. Ein solches Verbot besteht zur Zeit bekannt lich im Königreich Sachsen. Zur Begründung erhielt zuerst das Wort Abg. vr. Vielhaben (deutschsoz. Ref.): Mit den Fort schritten der Kultur sei eine humanere Gesinnung auch den Thieren gegenüber zur Geltung gekommen, wie dies Existenz und Wachsamkeit der Thierschutzvereine in allen civilisirten Ländern beweise. Mit dieser Humanität sei die Anwendung der durch die jüdischen Gesetze vorgeschriebenen Schächtmethode unvereinbar, sie gehöre zu jenen Thierquälereien, die man mit Recht al« eine Schmach des Jahrhunderts bezeichnen müsse. Au« diesem Grunde seien auch verschiedene Bundesstaaten bereits zu einem Verbot der Schächtmethode übergegangen. ES liege «ine Reihe von Gutachten vor, die keinen Zweifel darüber lassen, daß das Schächten und die damit verbundenen Manipulationen eine ganz unerhörte Grausamkeit darstellr. Diese Grausamkeit auch noch ferner zu zulassen, sei nicht angängig und der Einwand, daß daS Schächten zu den religiösen Gebräuchen der Juden gehöre, sei hinfällig. Religiöse Gebräuche müßten sich den Fortschritten der Kultur anpassen. Im Uebrigen hätten jüdische Gelehrte erklärt, daß daS Schächten nicht durch die Religion vorgeschrieben sei, bezw. mit den jüdischen Religionsgebräuchen nicht unzertrennbar Zusammen hänge. Sollte er, Redner, darüber im Jrrthum sein, so erwarte er von den jüdischen Mitgliedern des Hauses eine Richtigstellung. Antisemitische Bestrebungen verfolge der Antrag nicht, sondern lediglich humanitäre und sittliche. Er, Redner, sehe deshalb den Angriffen der Juden ebenso ruhig entgegen, wie den Angriffen der Amerikaner aus Anlaß seiner Rede zum Fleischbeschaugesetz. Redner schloß mit der Bitte, um Annahme seines Antrages. (Beifall.) Abg. vr. Lieber (Ct.): Er stelle sich auf den Standpunkt der 250 Rabbiner, die im Juni 1894 öffentlich erklärt haben, das rituelle Schlachten sei eine Sache der jüdischen Religion, wenn das Schächten verboten werde, so müßten Tausende jüdischer, Mitbürger auf das wichtigste Nahrungsmittel verzichten. Wenn von den rechtmäßigen Vertretern einer anerkannten Religions gemeinschaft eine solche Erklärung vorliege, so sei dies für ibn maßgebend, da der Staat nicht das Recht habe, sich in die inneren Angelegenheiten einer Religionsgemeinschaft zu mischen. Die weitere Behauptung, daß das Schächten eine grausame Methode sei, sei längst widerlegt. Thierschutz sei eine schöne Sache. DaS Thier sei aber zur menschlichen Nahrung bestimmt und müsse deshalb auch den damit verbundenen Methoden unterworfen werden. Seine Partei lehne deshalb den Antrag ab; er, Redner, überlasse das Schlachtfeld den Antisemiten und erwarte von ihnen geschächtet zu werden. (Heiterkeit.) Abg. vr. Krause (nl.) erklärt sich gleichfalls gegen den Antrag und bestreitet, daß mit dem Schächten eine größere Thierquälerei verbunden sei als mit einer anderen Schlacht- mcthode. . Abg. Rickert (fr. Vgg.): Ob der Staat das Recht habe, in religiöse Gebräuche sich emzumischen, wolle er nicht unter suchen. Die mage sei nicht nach rituellen Gesichtspunkten sondern unter dem Gesichtswinkel, ob das Schächten eine Tbi^ sei, zu beurtheileu Er, Redner, bestZt? daß damit verbunden sei. (Widerspruch rechts, Zuruf des Ala vr Nöncke-Ka.serslautern: Was verZH-?Si- L dav^ die^Äcbl^ verstehen doch noch weniger davon, wie die Fachleute. (Große Heiterkeit rechts. Zuruf- Sind Sie beim Fachmann?) Abg. Rickert (fortsahrend): Ich stehe auf der Grund- Rabbiner und auf dem Standpunkt der .Der Antragsteller hat auch nicht den Schatten eine« Beweises vorgebracht. (Großer Widerspruch recht«.) Kollege Lieber beklagt sich darüber, daß ihm jüdische Abkunft voraeworseil