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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189905031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990503
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 3-4 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-03
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.05.1899
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stabe de- re. -richt, daß leine liebe Schwester, «llok», ch langem iaftenen. woch Nach-- e aui statt. : verschied c innigst- te, Vater, :d Bruder, Gemeinde« mbe, ingen nur ffennr. Donnerstag se aus statt. nk. e der Liebe unS beim ' geliebte» ^wie Herrn eine trost sagen wir ch miever. Mai I89S. Brann und cg. — Ber euen Theil: g, für d« i« in Frei« ruckerei und in Freiberg : «r. 7. u Anzeiger >ie SbendS pStrstenS 11 editio» «in« klangen erst ruck. Line >«r Anzeige« : kann nicht ciftrn für Expedition^ -eil an die t 10 Seite« Aeilage zum Areiöerger Anzeiger und Hageölatt. 1Y1. Mittwoch, den 3. Mai. 18SS. Zröhliugsstümt. Roman von Nataly von Eschstruth. (79. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) Leichenhast blaß starrte Charitas' Antlitz aus der Dunkelheit: „Er hat eine Liebe; und das sagen Sie so lächelnd und harmlos, Zie, Rothtraut?" klang es halb erstickt von ihren Lippen. Die Kleine riß die Augen weit auf. „Warum soll ich denn das nicht sagen?" fragte sie naiv. „Ich habe ja Herrn von Toris- dorss riesig gern und bin ihm für all das Gute, was er uns ge- than hat, unbeschreiblich dankbar! Es thäte mir wahrhaftig auch furchtbar leid, wenn sie gestorben wäre — aber warum ich Ihnen das nicht sagen soll, und nicht harmlos sein soll?" Charitas umklammerte die Hand der Sprecherin und neigte sich tief zu ihr herab. „Rothtraut", flüsterte sie, „lieben Sie ihn denn nicht?" Die Kleine schrak ganz erschrocken zurück. „Lieben?" stammelte sie entsetzt, „lieben? Wen denn? Doch nicht etwa den Baron?"! „Nicht? Nicht? Sie sind nicht mit ihm verlobt?" Da pruschtete das Backfischchen laut auf vor Lachen, drückte das Gesichtchen in die dunklen Kleiderfalten der Freundin und umschlang sie ungestüm mit den Armen. „Aber Charitas! Was für eine unglaubliche Idee! Ich sollte mich mit so einem alten Mann verloben, der wie mein Großvater ist?" „Alter Mann?" Verwirrt strich das junge Mädchen über die glühende Stirn. „Josef von Torisdorff nennen Sie alt?" „Ja, ich nenne ihn alt, uralt! Gegen mich ist er ein Greis! Wissen Sie, Liebste, den Jahren nach ist er ja vielleicht noch in den Vierzigern, aber sein Wesen puh. So gemessen, so stolz, so kühl — so — so — na, mit einem Wort — uralt! Furchtbar gut und freundlich ist er und daß er den armen, betrogenen Leuten ihr Geld zurückgiebt, das ist das Großherzigste, was man sich denken kann! Aber ihn heirathen, ihn lieb haben ich fideles, kleines Göhr den alten Mann? Nein, das ist zum Todt- lachen, das ist einfach unglaublich!" „Aber er liebt Sie?" „Denkt ja gar nicht dran! Wie ein Baby behandelt er mich, fehlte noch, daß er „Kleinchen" zu mir sagt und mir Bonbons mitbringt! Er amüsirt sich über den Unsinn, den ich treibe und ist zu mir so nachsichtig und wohlwollend, wie ein guter, alter Onkel, höchstens wie ein Kamerad, der Scherzes halber mitmarschirt aber lieben, mich lieben? Nie! Ach, ich denke mir wenigstens die Liebe sehr, sehr anders!" und das rosige Menschenkuöspchen lehnte plötzlich voll süßer Schwärmerei beide Händchen auf die Brust und flüsterte mll verklärtem Blick: „O Charitas, ich wüßte wohl Einen, den ich lieben könnte! So frisK und jung, so lachend und lustig, mit blauen Augen und blondem Haar! Die Künstler haben es mir seit jeher angethan — und wenn ich auch arm sein müßte mit ihm, ich möchte keinen Andern als ihn allein!" Charitas hörte kaum; sie saß wie im Traum und starrte schwer athmend in das Dunkel der Halle hinein, welches sich mehr und mehr vertiefte und alles mit schwarzem Mantel deckte, was nicht in dem Bereich der rothflackernden Kaminflammen stand. Rothtraut harrte auch keiner Antwort, und da alles um sie her still blieb, neigte sie das lächelnde Antlitz an die Schulter der Freundin und schloß die Augen. „Wenn er doch käme wie der Frühlingswind, goldblond seine Locken, sein Fuß geschwind" klang ein Lied durch ihre Seele, dessen Worte sie längst in obiger Weise abgeändert hatte: „Ins Auge die ganze Seele gedrängt, ach, der eine Blick hat das Herz mir versengt! Und ich stand, als ob ewig ich schauen ihn müßt ... Er hielt mich umfangen, er hat mich geküßt!" Ein zitternder, wohliger Seufzer der Sehnsucht . . . und dann verharrten Beide Arm in Arm, innig aneinander geschmiegt, gebannt von ihren Gedanken. Draußen strich Lenzesodem um schwellende Knospen und hier drinnen bebten zwei junge Menschenherzen voll süßer, geheimniß voller Ahnung eines großen Glückes, dem ewigen Frühling der Liebe entgegen . . . 26. Kapitel. Endlich, endlich! Er war gefunden! Mit glühenden Wangen kniete Rothtraut vor der großen Eichentruhe, mit den schweren, gedunkelten Schnitzereien und den verzinkten Beschlägen, welche sich so wuchtig und breit verschnörkelt darüber hinlegten, als hätten sie alle Schätze des Königs Laurin zu hüten! Der Schlüsselbund rasselte in den kleinen Händen, ein öl- bestrichencs Fedcrchen ward hastig über den verrosteten Schlüssel mit dem breitdurchlöcherten Kopf geführt und dann energisch in das Schloß geschoben. „Hurrah! Bravo! Bravissimo! Er dreht sich!" Ja — er dreht sich doch! Rothtraut hatte es sofort in ihren tiefsten Gedanken behauptet, als sie im Saal droben im perlen gestickten Schlüsselschränkchen diesen Bund mit dem so eigenartig verzwickten Schlüssel gesehen. Wie gut hatte sie es doch gegen den armen Kopernikus! Sie ward weder angezweifelt, noch mutzte sie sür ihre Behauptung das Leben lassen. — Sie bestand daraus: Er dreht sich doch! — schmierte den Widerspenstigen mit Mamsells besten: Salatöl so energisch ein, daß er triefte — schob ihn abermals ins Schloß — und ... er drehte sich. Nicht ohne Anstrengung, aber mit leuchtenden Augen und fieberndem Interesse stemmte sich die Kleine gegen den wuchtigen Deckel und hob ihn. Das verrostete Eisen der Angeln knirschte und gab schrillen Ton, dann fiel das massive Eichenholz schwer gegen die Wand zurück, der geheimnitzvolle Schrein stand offen. Rothtraut jauchzte leise auf. Ein köstlich interessanter Moder- dust, von einem Hauch Moschus und Lavendel gleich einer ent weichenden Seele durchzogen, strömte ihr entgegen. Obenauf lag ein weißes Linnentuch, von braunen Stockflecken durchschossen, das zog sie ungeduldig ab, und dann erschien — als hätte sie es geahnt — wirklich d:e alte Herrlichkeit, welche sie gesucht! Seitlich eine große, große, blaue Papierschachtel, mit einem Strohband verknotet, als sie es anrührt, sällt es von selber ab, so brüchig ist es geworden. Schnell geöffnet. O Du ewiges wiraeulum! Eine Muffe, vder ists ein Schlitten fußsack? — Nein, eine Musse von unglaublicher Dimeusion — die ganze Rothtrant könnte mit Sack und Pack in ihm verschwinden, eine räuaige, gralntäuschc Urgroßmuttermussc, so ein Ding, welches in: vieliounaira awonrsux ein „atlasgefütterter Briefkasten für Liebende" genannt wird! Wer weiß, waS für rosa Billets eine theure Urahne darin verborgen hielt —! Nach dem Taxatum der Kleinen hätte sich hier mit Fug und Recht die ironische Warnung für den Liebhaber an- bringcn lasten: Fallen Sie nicht in den Briefkasten!! Brrr — wie er harrt! Zurück mit ihm zu der ehrwürdigen Zopfperücke, welche neben einem gestickten Strickbeutel in den Tiefen der Schachtel lauert.... Hier em kleiner, grüner Kasten, hübsch gemalt mit blaurothen Rosen und steifen Vergißmeinnicht, in deren Halbkranz einLl. 1. mit Krone gemalt ist. — Ach herrje! Ein Myrtenkränzchen, mit trocknen, weißen Rosen und regelrechter veilchenblauer Seide um wunden. Verblaßte, rosenfarbige Strumpfbänder, auf welche mit Seide „Marianne" gestickt ist, und ein riesengroßes Spitzen taschentuch mit dem gleichen Monogramm wie auf dem Kasten. Hier ein zusammengefaltetes Papier — eine schwarze Silhouette... Männerkopf — hübsch, gradlinig — mit einer Perücke . . . vielleicht dieselbe, welche hier bei der Muffe logirt! Rothtraut wird es ganz feierlich zu Muthe, Rührung und Wehmuth. — Sie legt die Sachen mit spitzen Fingerchen wieder zurecht und stellt den Kasten bei Seite. Und nun! — Blaue Seide knistert ihr entgegen, auch voll Stockflecke und brüchig — aber schwer und fest wie ein Brett. —Ein Kleid!— Ein uraltes Kleid mit kurzer Taille! — Köstlich, wie für einen Masken ball!! Und hjer ein ähnliches Mullkleid mit grüngestukter Blätterguirlande und einer spitzen Schleppe . . und ein grün und rosa gewirkter Seidenshawl — so fein und duft:g wie Crepe — und vergilbte Spitzentüchlein — und Bänder — hier ein Packet mit Kreuzbänderschuhen . . . und da noch eine Schachtel Hüte und Hauben!! Daß Gott in Deine Hände!! Was sür spaßhafte Nngethüme! Wäsche, Miederleibchen, Unterröcke — alles vorhanden! Rothtraut tanzt vor Freude um die Raritäten herum! Was wird man für Augen machen, wenn sie diesen Fund präsentirt! Und wie sic das denkt, kommt ihr ein köstlicher Gedanke! Niemand ahnt etwas von ihrem Forschungsnnternehmen. Sie wird sich den Witz machen, sich als Urgroßmutter anzu kleiden und die Leute zu überraschen! Großartige Idee! Fiebernd vor Uebermuth. und Vergnügen wählt sie schnell die schönsten Dinge aus, packt das Andere hurtig in die Truhe zurück, klappt sie zu und flüchtet mit ihrem Raub in das Schlafzimmer. Dort wird Toilette gemacht. Himmel, welch ein Spaß! Wie sie aussieht!! Na, mager ist sie nicht in Lichtenhagen geworden, Grübchen auf Hals und Arinen — hier in dem ausgeschnittenen Kleid sieht manS erst, was sie sür ein Dickchen geworden! Und nun die Gürtclschleise gebunden und den Shawl um die Schultern — und dann — alle Wetter, der Hut! Rothtraut lacht schallend auf, als sie sich in dem Spiegel sieht. Welch ein Gebäude auf ihrem Kopf, Federn, Blumen, Spitzen, — wie ein Wagenrad steht es um ihr rosiges, kleines Gesicht, unter dessen Kinn die maigrünen Bindebänder zur Schleife geschlungen werden. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * In Krupp's Werk in Essen sind u. a. wegen ihrer enormen Leistung Sie grotzen Lchmicveprefsen interessant. Zwischen vier cylindrischen Stahlsäulen schwebt ein massiges Joch, aus dessen Mitte ein meterdicker, mit Hammereinsatz versehener Eisen- cylinder nach unten hervorragt. Auf dem Boden unter ihm steht der Amboß. Ans diesen wird ein gewaltiger glühender Stahlblock durch einen Krahn befördert; der Bär senkt sich lang sam und lautlos auf das Schmiedestück und preßt es zusammen. Sofort steigt der Cylinder wieder in die Höhe, jedoch nur um wenige Centimeter, sodaß man den Block eben drehen oder schieben kann; dann erfolgt ein neuer Druck. Der Druck wird auf hydraulischem Wege ausgeübt und beträgt bis 5 Millionen Kilogramm. Diese Kraft vermöchte den Stamm einer 200jährigen Eiche abzurcitzen w:e einen Bindfaden. Um diesen Druck ans zuhalten, müssen der Hvhlcylinder enorm stark und dieQucrjochc ebenso massig sein; risse plötzlich das Druckrohr, so würde — wie in Spemann's „Mutter Erde" mitgctheilt wird — der hoch gespannte Wasserstrahl einen in der Nähe Stehenden durchbohren wie eine Flintenkngel. Senkrecht aufsteigcnd müßte er im luft leeren Raume einen Springquell geben, der au Steighöhe den Montblanc noch um die Höhe des Brockens überträfe. * Eine trnttkfcstc SLaSt scheint das schöne Bonn am weinumkränztcn Rhein zu sein. Bei einigen jüngst erfolgten statistischen Ausnahmen ergab sich nach einer Mitthcilung des- Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz, daß unter 247 Kindern zwischen 7 und 8 Jahren in einer der ersten Schulen kein einziges war, das nicht schon Bier oder Wein getrunken hätte. 60 Kinder hatten bereits den Genuß von Schnaps gehabt. Gleichfalls 60 pflegten täglich Bier bezw. Wein zu trinken, 20 Kinder erhielten täglich zur Förderung ihres Wachs thums einen Cognac von ihren fürsorglichen Eltern. 16 Prozent der befragten Kinder gaben an, Milch nicht trinken zu können, da dieselbe fade und ohne jeden Geschmack sei. Wenn man hieraus auf die Erwachsenen der edlen Muscnstadt schließen will, so würde man wohl zu ganz interessanten und vielstclligeu Zahlen kommen können. Vielleicht liegt die Trinklust dort auch in der Luft, war sie doch 'schon den alten Germanen an den Ufern des Rheins zu eigen. * Ein kräftiger Magen. In seiner Geschichte von Mül hausen (1816) erzählt Math. Mieg von einem Mülhauser mit einem erschrecklich „gehaltvollen" Magen. Der Mann hieß Martin Kulm. Er diente unter den französischen Königen Karl V1II., Ludwig XII. und Franz k., und kam 1520 wieder in seine Heimath. Auf seiner Heimreise betrat er in Thann eine Schenke und bestellte ein reichliches Mahl für sich und sechs Kameraden. Als die Sechse ausblieben, setzte sich unser Martin an den Tisch, und als der Wirth wieder in die Stube kam, war der Tisch mit allen Platten leer, Martin Kulm hatte Alles sauber aufgegessen. Vor lauter Schreck schenkte der Wirth dem Gabelhelden die Zeche; er schlich ihm aber nach, meinend, wer so viel verschlungen, müsse unbedingt auf der Strecke bleiben. Aber unser Martin spürte nichts, obwohl er eine gut geschmelzte, aufgekochte Suppe, zwei Pfund Ochsenfleisch, eine Schüssel voll Sauerkraut mit Speck, eine Kalbskeule, sricassirte Hühner, drei Tauben, zehn Schnepfen, eine Schüssel voll Thurforellen und fünf Krüge alten Rangenwem zu sich genommen hatte! * Stcftklavier. Von der ganz neuen Ansicht ausgehend, daß ein Pianist bei der Ausübung feines Berufes genau so gut stehen müsse, wie beispielsweise ein Geiger, hat der Äusikprofessor Aladar Julaß in Pest ein Klavier erfunden, daS dem Zwecke der Verwirklichung seiner Theorien dient. Der Erfinder meint, daß das Stehen beim Klavierspiel dem Körperbau des Menschen entspreche, seiner Gesundheit förderlicher sei, und daß nicht nur die Arbeit seiner Hände, sondern auch die der Füße/ der Pedalgebrauch, dabei vervollkommnet werde. So erfand er denn unter dem Namen „kbMologUcon" ein Instrument, das eine erhöhte Klaviatur zeigt und an dem der Pianist stehend spielt, während er auf einer kleinen Erhöhung tretend mit deins Pedal durch die Fersen in Kontakt bleibt. Aber der Erfinder ist kein Unmensch. Ein bequemer Nückenhalter und ein hoher Stuhl dienen dazu, um den Spieler vor Ermüdung zu schützen. --7 Professor Julaß gestattet hin und wieder das Sitzen, nur daS stete Hocken am Klavier will er vermieden wissen. Bei der Ge sellschaft von Pester Fachleuten, denen der Erfinder sein In» strument dieser Tage vorsührte, erregte die Vorführung des „stehenden Pianisten" lebhaftes Interesse. Daß die Neuerung andererseits aber auch starker Anfeindung begegnete, überrascht nicht, denn der Standpunkt des Erfinders ist jedenfalls ebenso eigenartig wie einseitig. * Wie Vie deutschen Stämme sich beurtheilen. Ein liebenswürdiger Beitrag zur — Spvttlust des Volkes aber auch zu seiner Charakterisirungssähigkeit ist eine vom „Bär" gemachte Zusammenstellung der Sprichwörter und Redensarten, die die deutschen Stämme für einander gebraucht haben. Die bezeichnendsten Beispiele seien hier wiedergegeben. Die Charakteristik ist in großen, groben Linien gehalten, aber Wahrheit und Dichtung, Ernst und Spott, Bewunderung und Bosheit haben diese Worte knappster Stammes- und Menschenschilderung geprägt, und Niemand wird wagen, diese kurzen Auszüge von Volkssympathien und Antipathien zu vertreten: die Preußen sind hell, sie haben aber zwei Magen und kein Herz. Ein preußisches Dorf macht sich immer über das andere lustig, und an Spottnamen ist kein Mangel. Die Königsberger heißen Glanznickels oder Sperlingsschlucker, die aus Fischhausen Gildekrüger (Zunstpfuscher) und Möckeprötscher (Mückenspntzer). Die Pommern gelten für oberschlau. Ein einäugiger Pommer sieht mehr als drei Kassuben. Flunderköppe heißen die Kamniner, während die Bewohner Gollnows sich mit dem Namen Pomusjetsköppe (Dummköpfe) abfinden müssen. Jakobshagen wird auf Schafkopfshagen gereimt, Grabow'sch ist gleichbedeutend mit „unverschämt". Die sandige Umgebung wird mit den Worten charakterisirt: „Wer bei Gollnow 100 Morgen Land hat, dem fliegen neunundneunzig in der Luft herum". Aus der Provinz Posen wird besonders ein fürchterlicher Hexameter citirt, der die -sieben schrecklichsten Nester der Provinz — Meseritz, Bomst, Krotoschin, Filehne u. s. w. — feiert. „In Polen ist nichts zu holen", heißt es ferner. Die Schlesier sind Eselssresser, lautet ein Scherzwort, das an eine Sage anknüpft, der zufolge die Schlesier in alter Zeit eine Eselin für einen großen Hasen gehalten und verspeist haben. Auf den klassischen Boden der Gelegenheitspoesie weist das Sprichwort hin: „Der Schlesier kann ohne Reim den SonntagS- rock nicht anziehen". — Die ärmliche Bevölkerung von Obernig? hat das schlichte und ergreifende Wort geprägt: „Obernigk liegt zwischen Sorge und Kummernigk". Ueber Brandenburg berichtet der Volksmund allerlei Boshaftes. Bekannt ist: „Berliner Kind, Spandauer Wind, Charlottenburger Pferd sind alle drei nichts werth". Und: „Knödelland nichts als Sand". Stolz sagt der Harzer von sich: Harzer Kind, äußerlich arm und gedrückt, innerlich reich geschmückt". Noch stolzer steht der kernige Friese da: „Lieber todt als unfrei" (levver duad als Slaaw), heißt es in dem Gedichte von Liliencron; jeder ist ein Freiherr; Gesang ist ihm unbekannt, er liebt nur das Recht und haßt die rohe Gewalt. Ein starkes Heimathsgefühl zeichnet ihn aus, und treu und knapp ruft sein Spruch aus: „Ost-West, 't Huns best". Mit friesischer Treue kommt man soweit wie mit holländischen Dukaten. Auch von den SchleSwig-Holsteinern gilt das Herren wort, „sie vertheidigen ihr Recht mit dem Schwerte". Herren wollen auch die Dithmarschen sein. — Im Thüringer Lande haben die Jenenser Mädchen kemen besonders guten Ruf. „Wenn's Kirschkuchen regnet und Bratwürste schneit, dann werden die Jenenser Mädchen gescheit". Der kleinliche Partikularismus der Duodezstaaten wird hübsch verspottet: Man bittet den Herr gott um Sonnenschein für Reuß-Greiz-Schleiz und Lobenstein, „wollen die andern auch was ha'n, mögens dem Herrgott selber sa'n". Mit Bayern und der Eigenart seiner Bewohner hat sich die Volksmeiuung gern und ausführlich beschäftigt. „Lieber bayerisch sterben, als österreichisch verderben", heißt ein stolzes Wort. Freilich ist der Bayer als grob und „ungcbackeu" bekannt, aber jeder Franke gilt doch als ein Edelmann. Nürnberg wird für die Perle des deutschen Reiches gehalten. Die Pfälzer da gegen werden tüchtig gehänselt. „An dem Pfälzer ist nichts als ein großes Maul", behaupten die Bayern. Das bayerische Bier muß natürlich herhalten, um den Trinker zu charakterisiren. „Der Bayer duldet Alles, selbst das Fegefeuer, wenn er dabei nur gutes Bier trinken kann". * 31411 BränVe in Berlin. Die sechsjährige Brand statistik, die der demnächst erscheinende Verwaltungsbericht des Magistrats veröffentlicht, umfaßt die Zeit vom 1. Januar 1889 bis 31. März 1895. Die Gesammtzahl der Brände betrug 31411, darunter 383 Groß- und 888 Mittclseuer. Nahezu 6000mal wurde die Feuerwehr zur Ablöschung von Gardinen bränden herbeigerufen. In 21 Fällen lag erweislich Brand stiftung vor. Von den sonstigen Brandursachen sind in 654 Fällen die Brände auf Unvorsichtigkeit mit Licht zurückzuführen und in mehr als 1000 Fällen war die Ursache überhaupt nicht zu ermitteln! Durch Beleuchtungsanlagen kamen 119 Feuer aus. In Wohnräumen brannte es 18879mal, in Küchen und Badestuven 4647mal, in Kellern 868mal. Der Gesammtwasser» verbrauch zum Löschen belief sich aus mehr als 2*/, Millionen Hektoliter. Die Unglückschronik jener Brandperiode weist 31 tobte und 594 verletzte Privatpersonen aus; 133 konnten un verletzt gerettet werden. Von der Feuerwehr wurden 292 Manu verletzt. Wremdenliste vom 3«. April 18VV. Borlinghaus, Kaufmann, Elberfeld, Hotel de Saxe. Borsch, Student, Frewerq, Hotel de Saxe. Bichan, Konditer, Dresden, Stadt Chemnitz. Beh end, Kaufmann, Mühlhausen i. Th., Hoiei Kronprinz B au-r, Pons-Haffner, Leipzig. Gasthaus zur Post. Epstein, Kaufm., Berlin, Hotei Kronprinz. Friedrich, kaufm., Leipzig, Hotel R. Hirsch. Fehlandi, Kaufmann m l Frau, Zwickau, Hotei Kronprinz. S-bleh Landgcnchlspräsident, Freiberg, Hotei de Saxe, von Hartmann, Oberstleuienant z. D., mit Frau, Dresden, Hotel de Saxe, von Herder, Referendar, Dresden, Hotel de Saxe. Hammann, Lederfabmeanl,
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