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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189905031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990503
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 3-4 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-03
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.05.1899
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rvl Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite S. — S Mai. 18-9 Chef deS Generalstabes wohl freie Hand lassen und eine größere Einwirkung gestatten, ohne befürchten zu müssen, daß urtheilsfähige, mit den Verhältnissen vertraute Persön lichkeiten diesem die Rolle des Spiritus reotor im General kommando oder gar die der Egeria für seine Entschlüsse uud Handlungen zuerkennen könnten. Mit fester Hand und domi- nirendem Geist hat der General von VoigtS-Rhetz das X. Korps auf seiner langen Ruhmesbahn über Metz mit seinen Schlachten und Gefechten, Beaume la Rolande, Orleans nach Le Mans ge führt." — Der Verfasser des Artikels giebt seiner Ueberzengung Ausdruck, daß v. Caprivi, wenn er noch lebte, wahrscheinlich aus .eigenem Antrieb und eigener Wissenschaft oder auf zuverlässige, neuere Forschungsergebnisse gestützt, sich veranlaßt sehen würde, den ihm gespendeten Ruhm auf ein bescheideneres Maß zurück zuführen und an die richtige Adresse zu verweisen. Bei der Ersatzwahl im 2. Berliner Wahlkreise hat sich wieder einmal gezeigt, wie der Freisinn auf verschiedene Saiten gestimmt ist, je nachdem er selbst auf konservativen oder ein Konservativer auf freisinnigen Beistand im Stichwahl- kampse gegen die Sozialdemokratie angewiesen ist. Man vergleiche folgende — aus den „Mittheilungen an die Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei" entnommenen — Citate: Berliner Tageblatt Berliner Tageblatt vom 21. Juni 1898: vom 6. April 1899: „ ... es wird wieder von derGewissenhaftigkeit der Konservativen und der ihnen nahestehenden Parteien ab hängen, ob sie den Kreis den Sozialdemokraten aus liefern wollen." „Anders aber wäre es, wenn die Freisinnigen nun die S o- zialdemok raten nieder stimmen und den Agrariern und ihren Bundesgenossen zum Siege verhelfen wollten. Thäten sie daS, so ivürden sie der .Parole, der sie bei der Haupt wahlgefolgtsind, untreu, indem sie den Reaktionären und Agra- riereo, gegen welch« sie die Wähler mobil gemacht haben, die Steigbügel hielten." „Würde die PosadowSkysche 'Parole befolgt, so würden wir 'wahrscheinlich eine Kartellmehr- iheit bekommen, und was diese 'für das Volk bedeutet, weiß man. Also wer eS gut mit dem Volke meint, kann einen (Agrarier, wenn dieser m it einem Sozialdemokraten 'in Stichwahl steht, nicht unterstützen." „DaS ist Realpolitik, eine phantastische und unpraktische Politik aber ist es, Gegner der Reichspolitik in das Parlament zu bringen, weil die Sozialisten in der Theorie anti monarchisch find... Ein wahl loses Niederstimmen der So zialisten wäre nichts anderes als :«me Hilfsaktion für die «Agrarier." Berliner Tageblatt vom 12. April 1899: „Diese feige Fahnen flucht der Konservativen wird ihnen sicherlich unvergessen bleiben, und auch an den jenigen Stellen, an denen man noch bis heute an der Tradition festhielt, in den Kon servativen die festesten Stützen von Staat, Thron und Gesell schaft zu erblicken, wird man schwerlich umhin können, aus diesem Verhalten der Konser vativen im 2. Berliner Reichs tagswahlkreis die entsprech enden Konsequenzen zu ziehen. Denn diesmal haben sich diese Konservativen als die stillen Verbündeten der Sozialdemokratie er wiesen." ES ist dies nur ein Beispiel für viele; so wie daS „Berliner «Tageblatt" steht in dem Punkte dieser klassischen „Realpolitik" ^die gesummte Freisinnpresse. Nur so dreist und so — lächerlich haben sich nur wenige Blätter jener Richtung ausgedrückt wie daS Mossesche Hauptorgan. Nachstehende pessimistische Betrachtung finden wir in der „Deutschen Tagsztg.": Die Stimmung im Lande über unsere auswärtige Politik, ist, wie aus zahlreichen Momenten ersichtlich ist, und wie uns Zuschriften beweisen, außerordentlich gedrückt. Man hegt die schwersten Bedenken über unsere Zukunft, die sich nicht günstig gestalten kann, wenn das Bestreben Deutschlands lediglich darauf gerichtet ist, dem Auslande .überall nachzugeben und bei Leibe nirgends Unzufriedenheit zu erregen, auch wenn es sich darum handelt, unser gutes Recht durchzusetzen und unsere Ehre zu wahren. In der That ist denn auch die Befürchtung, daß unser Ansehen schweren Schaden er leiden muß, vollkommen berechtigt, nnd man kann sich leider der Erkenntniß nicht verschließen, daß dieses Ansehen bereits einen erheblichen Schaden erlitten hat, daß man uns nicht mit der Rücksicht behandelt, aus die wir als ein großes mächtiges Reich mit dem stärksten Heere der Welt vollgültigen Anspruch haben. Ein kurzer Rückblick wird das erweisen. Die Vereinigten Staaten haben uns gegenüber den Meistbcgünstigungsvertrag durch Differenzirung des deutschen Zuckers u. s. w. gebrochen. Wir haben uns das ruhig gefallen lassen: die papierenen Noten wanderten in die amerikanischen Papierkorbe, nnd jetzt werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutende Zugeständnisse machen, nm den Status quo wieder zu erlangen. Tas bedeutendste Zu- geständniß, das von Seiten der deutschen Regierung beabsichtigt 'ist, die unglaublichen Bestimmungen des Fleischbeschau-Gesetzes > sind allerdings noch nicht angenommen worden und werden aller Voraussicht nach nicht durchdringen. Dasselbe Amerika benahm sich vor den Philippinen in unverantwortlicher Weise unserem deutschen Geschwader gegenüber, das der amerikanische Flotten führer durchsuchen lassen wollte. Der Admiral von Diede- r ichs, der dieses übermüthige Verlangen in nicht mißzuverstehender Weise abwies, ist deutscherseits abberufen worden, augen scheinlich, weil man befürchtete, daß die Anwesenheit des schneidigen Seeoffiziers die Herren Amerikaner vcrschnupfcn könnte. Aus die Vorgänge auf Samoa als Beweis unseres sinkenden Ansehens brauchen wir wohl nicht näher einzugehen. Welchen Eindruck unser Verhalten in dieser Sache aus das Ausland gemacht hat, geht daraus hervor, daß die Engländer ganz munter weiter Apia beschießen und sich keinen Dent um die hohe Komnnffion kümmern, deren Zusammentreten den Bemühungen unseres Staatssekretärs deS Auswärtigen zu verdanken ist. Unser Kaiser hat an Mac Kinley ein höfliches Telegramm anläßlich der Gestattung eines deutschen Kabels nach Amerika gerichtet. Der Kaiser telegravhirt in englischer Sprache. Mac Kinley setzt sich in seiner kühlen Antwort über die internationale Sitte gleichmüthig hinweg und sendet ebenfalls eine englische anstatt einer deutschen Depesche. Daß der Ton des Telegramms alles andere als herzlich und den angeblich so guten Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten entsprechend ist, hat wohl jeder unbefangene Leser ge fühlt. Unter solchen Umständen wächst die Besorgniß über den Inhalt des englisch-deutschen Abkommens naturgemäß. Man bält es im Volke für selbstverständlich, daß wir auch hier wie bei allen auswärtigen Fragen der unterliegende Theil sein werden. Es ist wirklich an der Zeit, daß wir wieder die Energie der früheren Tage anwenden, und daß sich die Regierung darüber klar wird, wie nur durch ernstes nnd festes Auftreten, nicht aber durch schwächliche Nachgiebigkeit das Interesse und d i e Ehre des Reiches gewahrt werden kann. In der Friedhofangelegenheit beschloß ver.Berliner Magistrat, den'»Stadtverordneten den gemachten Vorschlag des Vorsitzenden des Bezirksausschusses zur gütlichen Beilegung des Rechtsstreites mitzutheilen und sie zu ersuchen, mit dem Magistrat in gemischter Deputation zu verhandeln. Der Berliner Magistrat will der jüdischen Gemeinde einen an der Exerzierstraße gelegenen 6419 Quadratmeter großen Bauplatz zur Errichtung eines dritten Hospitals schenken. Von einer ähnlichen Freigebigkeit christlichen Kirchengemeinden gegenüber ist nichts bekannt. DerPrinz von Siam, der als Fähnrich die Potsdamer Kriegsschule besucht, hat mit einem Kameraden eine Säbeb- mensur gehabt und wurde im fünften Gange durch eine Quart abgeführt. Mit amerikanischerCervelatwurst ist ein Fleisch- einsuhrgeschäft in Königsberg gründlich hineiugefallen. Bei der Untersuchung wurde die Ungenießbarkeit der Waare festgestellt, und der Geschäftsinhaber mußte etwa 10 Centner Wurst ver nichten lassen. Der gestrige „Feiertag der Arbeit" hat in Berlin, wie sämmtliche einlaufenden Berichte besagen, nicht den Umfang angenommen, der von den Agitatoren erwartet wurde. An 35 Stellen waren Versammlungen der Berliner Gewerkschaften abgehalten worden, in denen sich kleine Gewerbetreibende, die am Montag gern „blau" machen, Stellen- und Arbeitslose mit Feiernden zusammen fanden. Bauarbeiter hatten sich der Be wegung überhaupt nicht angeschlossen. Die Weißbierbrauereien hatten ihren Arbeitern freigegeben, während von den im Verein Berliner Brauereien organisirten Betrieben nur diejenigen Arbeiter an den VersammUmgen theilnahmen, die Nachtdienst hatten. Er heblich war die Zahl der Feiernden in der Holz-, Schuhwaaren- und Musikinstrumenten-Jndustrie. Gesprochen haben die Abgg. Rosenow, Zubeil und Rich. Fischer. In der zur Annahme gelangten Resolution wurde erklärt, „mit aller Energie für den Achtstundentag und — den Völkerfrieden einzutreten." Im Uebrigen ging Alles seinen Gang und allgemach wird die „Mai feier" zum tragikomischen Ereigniß. Oesterreich. Die „Tgl. Rdsch." schreibt: Keinem Evangelischen kann es gleichgiltig sein, wie in letzter Zeit in Wien gegen eva n geli sche Litera tur vorgegangen wird. Ueber die Massenbeschlagnahme in der Buchhandlung Stähelin u. Baumstein, von der wir seiner Zeit berichtet haben, werden noch einige weitere Einzelheiten bekannt. Im Ganzen wurden 563 Stück evangelische Schriften beschlagnahmt, darunter vielleicht zwei verbotene Sachen, welche in kürzester Zeit an den Verleger hätten zurückgesandt werden sollen. Aus dem ganzen Vorgehen der Polizeikommission geht klar und deutlich hervor, daß es sich darum handelt, die evangelische Bewegung mit allen Mitteln — mit erlaubten und unerlaubten — zu unterdrücken. Jedes evangelische Buch ist Denen, von welchen der Druck auf die Polizei ausgeübt wird, verhaßt. Uebrigens kam das Gewitter nicht ganz nnerwartet. Es wetterleuchtete schon lange. Seit Wochen erhielt die Buchhandlung öfters Besuch von sehr feinen Damen aus hoher und höchster Aristokratie. Ans Liebe zum Frieden kam sogar eine Durchlaucht, um sich zu beschweren über die Aufreizung gegen die katholische Kirche, wie sie das Geschäft durch Ausstellen protestantischer Schriften sich zu Schulden kommen lasse. Eine andere Dame kam mit derberem Geschütz: „Protestan tische Schweinereien" nannte sie die evangelischen Schriften und drohte mit Angeberei beim Fürsterzbischof, eine Drohung, die sie denn auch in der That unigesetzt zu haben scheint. (Unter jenen Damen soll sich auch die Fürstin Pauline Metternich befunden haben, jener gesellschaftliche „Hans m allen Gassen", deren jüngere Jahre recht viel Lebenslust verrathen haben sollen.) Reuters Bureau meldet aus Petersburg: Die zwischen Eng land und Rußland abgeschlossene Vereinbarung betr. China hat nicht die Form einer Konvention, sondern besteht in einer Note, von welcher Duplikate zwischen dem Minister des Aus wärtigen Grasen Murawiew und dem englischen Botschafter Scott ausgetauscht wurden. In der Einleitung der Note wird erklärt, daß beide Länder Übereinkommen, die Integrität nnd Unabhängig keit Chinas aufrecht zu erhalten. Die Note, welche kurz ist, ent hält keine Bezugnahme auf die Einflußsphären, sondern trifft Vorkehrungen gegen einen etwaigen Interessengegensatz bezüglich des Ausbaues der Eisenbahnen in der Mandschurei und am Jangtsekiang. Bereinigte Staaten. Was ist's mit den angeblichen Friedcnsverhandlungen auf den Philippinen? Eine Drahtung des Generals Otis versicherte, die Verlmndlungcn mit den in Manila eingctrofsenen Abgesandten der Philippiner seien beendet: diese hätten um dreiwöchige Waffenruhe behufs Befragung deS Kongresses über den Friedensschluß oder Fortsetzung des Krieges verlangt. General Otis habe das aber abgelchnt und nur eine umfaßende Amnestie für den Fall der Ergebung der Filipinos zugesagt. Nach einer zweiten Meldung hat Aguinaldo die Ein stellung des Kampfes unter der Bedingung der Zusicherung der staatlichen Selbstständigkeit der Philippinen unter amerikanischem Protektorat angebotcn. Aus alledem scheint hervorzugehen, daß die Philippiner nichts weniger als cntmuthigt sind: ans dem Friedensangebot Aguinaldos spricht ebenso starkes Kraftgcfühl wie maßvolle Denkart und Zielbewußtheit. Unabhängigkeit unter amerikanischem Protektorat, das ist die einzige Unterlage, auf der ein Friede zwischen Amerikanern und Tagalen zu Stande kommen kann, so lange cs den Amerikanern nicht gelingt, das Tagalen volk auSzurotten. Zur Kennzeichnung der zuversichtlichen Stim mung der Philippiner dient nachstehende Drahtung des Ver trauensmannes Aguinaldos in Paris, Agoncillos, bei dem sich seit einigen Tagen der Maler Luna, ein Bruder des Tagalen feldherrn Lnna, befindet: D>e Meldung amerikanischer Herkunft, daß General Luna einen Waffenstillstand erdeten hatte, klingt unwahrscheinlich, denn der Geist unseres Heeres ist ungebrochen und das ganze Land hält an der Unab hängigkeit unerschütterlich sest, überdies ist die Regenzeit unmittelbar bevorstehend, die unserer Taktik so günstig ist. Tie bei unS einge- trofsenen Telegramme melden: alle Orte (PuebloS) weisen den Ausruf der amerikanischen Kommission zurück und weigern sich, die Jouveränetät (der Union) anzuerlenneu; einige Ortschaften der Provinz Bulakan wurden von unserem Heere zurückgenommen, die geschlagenen Ameri kaner räumten Santa Cruz de la Laguna, Paste, Binang, Tagnig und Novaliche«; Sansolan wird von den Unsrigcn cernirt. Unsere Südarmee beunruhigt Manila. Die Inseln Cebu und Negros sind in vollem Aufruhr, die in dieser Provinz (Negros) stationirte ameri kanische Abtheilung wurde geworfen. Die nächsten Drahtberichte werden zeigen müssen, ob die von philippinischer Seite mitgetheilte Auffassung zutrifft, die Ameri kaner hätten die Anregung zu den letzten Verhandlungen gegeben, um für die Regenzeit, während deren die amerikanischen Truppen keinen Krieg zu führen im Stande seien, eine Waffenruhe zu erlangen. Zur Tamoafrage meldet die Londoner „Daily Mail" aus «Sydney: Der katholische Erzbischof von Sydney, Kardinal Moran, hielt eine leidenschaftliche Rede über die Samoawirren. Das sei kein Krieg, sondern eine vorsätzliche Ermordung der Ein geborenen, schlimmer als die armenischen Gräuel. Die Amerikaner seien für die Blutthaten verantwortlich, die sie in Verfolgung ihrer Vergrößerungspolitik anstifteten. — Der britische Admiral Pearson wollte nach Samoa segeln, erhielt aber Befehl in Sydney zu bleiben. OertlicheS und Sächsisches. Freiberz, den 2. Mai. — Gestern Mittag vollzog Herr Abtheilungsdirektor im Königl. Justizminsterium Geh. Rath Jahn im hiesigen königlichen Landgericht die feierliche Verpflichtung und Einweisung des Herrn Landgerichtsdirektor Geßler aus Dresden als Präsidenten vom Königl. Landgericht Freiberg. Dem Akte wohnten die Beamten des Landgerichts und der Staatsanwaltschaft, die Vor stände der Amtsgerichte und eine Anzahl Rechtsanwälte des Be zirks, sowie Vertreter der Stadt Freiberg bei. — Der Abtheilungsdirektor im königlichen Finanzministerium, Geheimrath Ewald Alexander Hostmann, der erst vor wenigen Monaten seine Stellung mit der Generaldirektion der königlich sächsischen Staatsbahnen vertauschte, ist, wie drahtlich schon kurz berichtet, im 62. Lebensjahre in der Nacht zum Montag aus dem Leben geschieden. Er war ein allgemein hochgeschätzter Finanzmann, der 1838 in Freiberg geboren, nahezu 35 Jahre lang im Staatsdienste mit Auszeichnung wirkte. Er trat am 1. März 1865 bei der königlichen Poiizeidirektion Dresden ein, wurde im Juni desselben Jahres Sekretär bei der Direktion der westlichen Staatseisenbahnen Sachsens in Leipzig, 1869 Direktionsassessor und 1872 Hilfsarbeiter und Direktions- rath im königlichen Finanzministerium (Hl. Abtheilung), 1874 Finanzrath und 1876 Geh. Finanzrath bei derselben Abtheilung. 1887 wurde er Nachfolger des Generaldirektors v. Tschirschky- Bögendorf als Leiter des sächsischen Eisenbahnwesens, dem er mit großer Sachkenntnis und Sorgfalt ziether vorgestanden hat. In seine Zeit fällt die Erbauung zahlreicher Eisenbahnlinien, die Verhandlung des Ankaufs der Bahnlinie Dresden-Zossen und die Vertretung dieses Ankaufs bei dem außerordentlichen Landtage im März 1887, und vor allem die Aufnahme und Ausführung der auf möglichste Centralisation berechneten Bahnhofsumbauten in Dresden. Seine langjährige Erfahrung im Eisenbahnwesen ließ seine Stimme in vielen in- und ausländischen Kreisen aus schlaggebend sein. — Durch Erlaß des Staatssekretärs des Reichs-Postamtes ist die untere Altersgrenze für nicht versorgungsberechtigte Personen, die zur vollen Beschäftigung im Postunterbcamtenvienst angenommen werden sollen, von dem 18. auf das vollendete 20. Lebensjahr herausgesetzt worden, weil junge Leute unter dieser Altersgrenze sich als nicht hinlänglich körperlich entwickelt zur unbeschränkten Dienstleistung erwiesen haben. — Bei Zahlungen, welche deutsche Postämter an Privatpersonen zu leisten haben und durch Postanweisungen bewirken, wird die Grenze von bisher 400 Mark auf 800 Mk. erhöht. Die Empfänger von werden der erfolgten Absendung durch ein besonderes Schreiben in Kcnntniß gesetzt. — Die Besugniste der Postamtsvorsteher sind neuer dings in einer Anzahl wichtiger Gegenstände des Betriebsdienstes, die bisher zur Zuständigkeit der Ober-Postdirektionen gehörten, erweitert worden. So unterliegen fortan dem selbstständigen Be finden der Postamtsvorsteher u. A. folgende Sachen: die Zurück stellung von nicht eiligen Drucksachen (mit Ausnahme der Zeitungen, Börsenberichte, Courszettel und anderer, ihrer Natur nach eine schleunige Bestellung erfordernden Preßerzeugniffe) von der ersten Bestellung und Vertheilung auf unmittelbar nach folgende, weniger belastete Bestellgänge; die Beschränkung der Eilbestellung von Werthsendungen und Postanweisungen für die Stunden von 11 Uhr abends bis 5 Uhr früh dergestalt, daß den einzelnen Boten nicht mehr als 400 Mark mitgegeben werden darf; die Benutzung der Postbricskasten zum Einlegen von Güter- Anmeldezettel für die Eisenbahnen; die Entscheidung über die Rückgabe unbestellbar zurückgekomniencr Einschreibc- und Wert briefe, zu denen der Absender den Einlieferungsschein verloren hat; der Umtausch verdorbener Freimarken bis zum Gesammt- iverthe von 10 Mark; die Erstattung von Personengeld an Reisende, welche den gelösten Fahrschein zur Mitfahrt mit der Post nicht benutzt haben. In allen diesen Fällen mußte bisher die Entscheidung der Ober-Pvstdirektion eingeholt werden. — Ueber staatliche Beihilfen für Dottsbibliotheken in Sachsen schreibt in anerkennender Weise vr. Ernst Schulze: In Sachsen bestand schon in den 60er Jahren eine ziemlich rege Bewegung für die Errichtung von Volksbibliotheken, so daß im Jahre 1875 schon 196 Volksbibliotheken existirten. Da stellte im Jahre 1874 der Abgeordnete vr. Pfeiffer den Antrag, die Regierung möge eine jährliche Summe zur Gründung und Unter stützung von Volksbibliotheken aussetzen. Der Antrag wurde an genommen und vom Jahre 1876 an ein jährlicher Betrag von 15000 Mark dafür verwendet; seit dem Jahre 1889 ist diese Summe auf 18000 Mark erhöht worden, im vorigen Jahre so gar auf 20000 Mark. Auch gab das sächsische Kultusministerium im Jahre 1876 eine Schrift heraus „Ueber Bedeutung und Ein richtung von Volksbibliotheken" nebst Musterkatalog, die bereits 1882 in zweiter und demnächst in dritter Auflage erscheint. In Preußen ist erst im diesjährigen Etat zum ersten Mal eure Summe für genannte Zwecke eingestellt worden. — Dem Reichstage ging eine Petition Ves Thierschutz- vereins zu Freiberg um Abänderung des Gesetzes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen (Hundesperre) zu. — Die städtische Sparkasse zu Freiberg hatte im Jahre 1898 2878190,66 Mk. Spareinlagen in 34926 Posten' und 2932097,83 Mk. Rückzahlungen in 22899 Posten zu ver zeichnen. Am Schluffe des Jahres 1898 betrugen die Miven, 14294483,38 Mk., die Passiven 14182135,09 Mk., so daß der Reingewinn sich auf 112348,29 Mk. beziffert. Die Reserven be laufen sich auf 630848,35 Mk. Reservefonds und 86546,64 Mk. Verlustreservefonds. — Arbeiterauszeichnung. Dem Güterbodenarbeiter Gotthelf Tottewitz hier, welcher länger als 30 Jahre ununter brochen bei der Güterverladestelle des hiesigen Bahnhofs in Arbeit steht, wurde vom Königl. Ministerium des Innern das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Die feierliche Aushändigung der Auszeichnung erfolgte heute Vor mittag an der Arbeitsstätte durch Herrn Stadtrath Lohse in An wesenheit des derzeitigen Arbeitgebers Herrn Kaufmann H. Rothe und in Gegenwart der Arbeiterschaft. — Die Frisch'sche Arbeitsschule beginnt ihr neues Schul jahr mit 166 Schülern, die in 10 Abtheilungen unterrichtet werden. Mit 54 Schülern wurde die Anstalt im Jahre 1887 eröffnet. Von Jahr zu Jahr ist die Schnlerzohl gestiegen. Auch
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