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Areibergev Anzeiger und Tageblatt. Seite 5. — SI. April. 18S» Die beiden ersten Schüsse machten Löcher in die Luft. Der Ehre «ar Genüge geschehen, und bei dem ungemäthlichen Wetter fiel der zweite Versöhnungsversuch auf fruchtbarern Boden. Es kam vor dem zweiten Gange ein Ausgleich zustande. Die Sache ist kein Scherz, sondern hat sich thatsächlich zugetragen. Die Polizei hat die Sache in die Hand genommen, Untersuchung ist eingeleitet. * Irrsinnig geworden ist vor einigen Tagen in dem Moordorfe Triangel bei Gifhorn ein zugereister 26jähriger Ar beiter Namens Anastasius Sarnowski aus Wichenwalde, Kreis Stargard (Westpr.). Man schreibt darüber: Der junge Mann betrat am Abend deS 6. April den nahe dem Triangeler Bahn hose gelegenen Gasthof „Braunschweiger Hof" und wünschte da selbst zu übernachten. Es wurde ihm auf Wunsch eine Dach kammer als Schlafraum angewiesen. Bald darauf hörte man Hilferufe und bemerkte einen nur mit Hemd bekleideten Mann auf dem Schornsteine des Hauses stehend, der, gen Himmel schauend, seine Mutter um Rettung anrief, da man ihn ermorden wolle. Es war Sarnowski, der durch das Fenster seines Schlaf- raumeS bei Sturin und Regen im Hemd auf das Dach geklettert war. Die Aufforderung deS Wirthes, herabzukommen, ließ er nicht nur unbeachtet, sondern sprang vom Schornstein herab, brach die Steine desselben los und schleuderte sie gegen den Wirth und andere herbeigeeilte Menschen. Der Wirth, dessen Bruder und auch Herr Oekonomierath Rothbarth, welche dem Unglück lichen helfen wollten, erlitten durch solche Steinwürf« Ver letzungen. ES wurde schließlich die Dorfspritze angefahren; die Spritzenmannschaft verbarrikadirte sich hinter vorgestellten Thüren u. s. w. und versuchte den Irrsinnigen, der offenbar an Ver folgungswahn litt, durch einen Wasserstrahl zu verscheuchen. Doch dieser lief die Dachrinne entlang, riß fortwährend — zusammen ein paar Hundert — Dachpfannen los und schleuderte solche gegen seine vermeintlichen Verfolger und auch gegen die Spritzen mannschaft und zwar trotz der Dunkelheit mit solchem Geschick, daß Jedermann weichen mußte. Schließlich sprang er herab und entwich. Am Freitag Morgen, einem Regen tage, traf man ihn unweit Triangel, fing ihn ein, bekleidete ihn und brachte ihn nach Gifhorn inS städtische Krankenhaus. Hier wurde er wieder tobsüchtig. Trotz der hohen Jsolirzelle, in welche man ihn gesteckt, ging er, sich mit Händen und Füßen stemmend, in der Ecke des GelasseS die Wand hoch, erreichte ein Luftloch und von da daS kleine Zellenfenster an der Decke, kroch hindurch und am Sonnabend früh fand man ihn auf der nahen Wiese am Allerfluß. Er wurde wieder eingefangen, das Fenster vergittert und ihm ein Strick um die Arme gelegt. Diesen zer nagte er. Am Dienstag ließ er Niemand in daS Zimmer treten. Am Mittwoch Abend verfiel Sarnowski abermals in Tob sucht, die drei Stunden anhielt. Er forderte zum Allerfluß ge- sührt zu werden, um zu trinken. Als man die Zelle öffnete, um ihm Wasser zu reichen, stürzte er sich mit dem Ofenrost auf den Wärter, der aber einen Stock führte, ihn zurücktrieb und die Thür wieder verschloß. Nun brach Sarnowsli den Ofen ab und bombardirte mit den Steinen gegen die Thür. Es erschienen zwei Polizeibeamte, auf welche der wüthende Mensch eindrang. Es gelang chm, einen außerhalb der offen gelassenen Zellenthür liegenden Hammer zu erfassen, mit dem er sich gegen einen der Beamten wendete. Dieser zog blank, die Waffe entglitt ihm aber, der Tobsüchtige raffte sie auf und ging damit auf den Beamten los. Dieser sprang seitwärts, hing sich dem Tobsüchtigen an den HalS, umklammerte diesen, Beide kamen zu Fall und während deS Ringens kam der andere Polizeibeamte und legte den Tob süchtigen in Ketten. Zwei Transporteure haben ihn am 13.d.M. nachmittags nach Hildesheim in die Provinzial-Jrrenanstalt ab geführt. Auf dem Transport hat er sich ebenfalls arg geberdet und durch RettungSrufe in Hildesheim einen großen Menschen auflauf verursacht. * Eine Gesellschaft von „Marmorherzen". In der amerikanischen Stadt Appleton erregt jetzt ein Junggesellenklub große- Aufsehen, der seinen Mitgliedern den feierlichen Schwur abnimwt, niemals zu heirathen. Der offizielle Name des Klubs lautet: „Die rhefeindliche Marmorherzen-Gesellschast." Der Verein hat eine regelrechte Organisation und seine besonderen Be amten. Jedes Mitglied zahlt als Eintrittsgeld 25 Schilling und jährlich einen Beitrag von 10 Schilling. Das Kapital wird einer Bank überwiesen. Bricht ein Mitglied seinen Eid, nicht zu heirathen, so verliert es jedes Anrecht auf die Kapitalien des Vereins. Für den Fall, daß allmählich alle Mitglieder dieses Schicksal ereilen sollte, ist die Bestimmung getroffen, daß das letzte unverheirathet gebliebene Marmorherz die Kapitalien in Be sitz ergreifen und sogar heirathen darf, wenn er will. Lange Zeit hielten dieMitglieder der Gesellschaft ihre Organisation geheim. Aber da sich ihre Zahl, die zuerst nur 12 betrug, ständig vermehrt, so ist sie nun doch bekannt geworden. Die jungen Mädchen Appletons haben ihrer Entrüstung dadurch Ausdruck gegeben, daß auch sie einen Verein gegründet Halen, dessen Mitglieder den Eid ablegen müssen, nie einen Appleton-Mann zu heirathen. Sie hätten sich auf die „Marmorherzen" beschränken können, aber da sie die Mit gliederliste des Junggesellenklubs nicht kennen, haben sie alle jungen Männer in Appleton auf die schwarze Liste gesetzt. * Die Bettler von Philadelphia haben eine Vereinigung gebildet, welche bezweckt, der Konkurrenz Einhalt zu thun. Die Stadt wird in Bezirke eingetheilt und jedem Bettler wird ein ge wisser Radins angewiesen. Jedes Mitglied muß einen kleinen Jahresbeitrag entrichten, und, wird er wegen Bettelei verhaftet, zahlt die Vereinskaffe seine ihn treffende'Geldstrafe. Wenn ein Bettler sich weigert der Vereinigung beizutreten, wird sein Bezirk sofort mit Konkurrenten überhäuft. Hilft das nicht, so werden gutgekleidete Bettler, als tugendsame Bürger figurirend, durch Be schwerden bei der Polizei seine Verhaftung herbeiführen. * Gelegentlich der Feier der Eingemeindung von Wehlheiden in die Residenzstadt Kassel fanden die Theilnehmer folgende Poetische Tischkarte: Heil Kassel! Dein Gebiet jetzt reicht Fast bis zur Tannenkuppe. Du hast im Lenz dir eingebrockt Die schönste Frühlingssuppe. Nie trennet Kassel — alt und neu — Des Zwiespalts kleinster Funke. Sie stehn zusammen allzeit treu. Wie Lachs und Buttertunke. Der Zukunft blicken wir vereint Entgegen froh und munter. Es taucht vor unsern Augen auf Jetzt Schinken und Burgunder. Der „guten Stube" reine Luft Wirkt stärkend auf die Lunge, Und lieblich ist der Duft fürwahr Von Spargeln und Zunge. Nun, da ein großes Werk vollbracht, Wird unser Flug noch kühner; Wir steuern ohne Zagen los, Zunächst auf Welsche Hühner. Und tragen wir auch Lasten schwer, Sind rauh und steil die Pfade, Erquicken auf dem Wege uns Verschiedene Salate. Nur auf daS Ziel, daS vor unS liegt, Den Blick fest Jeder richte, Erst wennS erreicht, dann froh genießt Man Eingemachte Früchte. Schlimm wärS, wenn einzustellen man Hier etwas gar vergäße. Doch nein! Da steht: „Zur Abrundung" „Und insgemein" noch Käse. Neueste Nachrichten. Birkin, 19. April. Heute Nachmittag gegen 2 Uhr stürzte plötzlich von dem Thurme der St. Simeouskirche unter donner ähnlichem Krachen die Hauptglocke der Kirche herab, durchschlug mehrere Balkenlagen und blieb im Deckengewölbe stecken. Die Ursache deS räthselhaften Absturzes ist bisher nicht bekannt. Ver letzt ist, soweit bis jetzt festgestellt, Niemand. Eisenach, 19. April. Se. Majestät der Kaiser traf heute Nachmittag hier ein und begab sich alsbald mit dem Großherzog und dem Erbgroßherzog zu Wagen nach der Wartburg. Heute Abend nach 10 Uhr wird Se. Majestät, begleitet von dem Hof- Jägermeister v. Mauderode, in daS Jagdrevier nach Wasungen fahren. Düsseldorf, 19. April. Heute Mittag erfolgte in der bei Gerresheim gelegenen Fabrik für Feuerwerkskörper von Keil eine Explosion, durch welche der Besitzer und drei Arbeiterinnen ge- tödtet wurden. Wien, 19. April. Gegen 10 Uhr abends brach in dem isolirten Trakte der Reiterkaserne im Bezirk Josephstadt ein Dach feuer aus. Die alarmirten Mannschaften des 15. Husaren regiments arbeiteten gemeinsam mit der Feuerwehr, welche sämmtliche Dampfspritzen in Thätigkeit setzte, ohne deS Brandes Herr zu werden, bis schließlich gegen 1 Uhr die Lokalisirung gelang. Die Gefahr war wegen der Nähe der großen Heu- und Strohvorräthe sehr groß. Verletzungen waren bis nach 1 Uhr nicht gemeldet. Budapest, 19. April. Die Abgeordneten nahmen das Budgetgesetz in zweiter Lesung mit großer Mehrheit an. Im Laufe der Debatte betonte der Ministerpräsident gegenüber dem Abgeordneten Ugron, daß der Dualismus den kulturellen und wirthschaftlichen Aufschwung des Landes gefördert habe. Die Regierung strebe eine Verständigung mit der Opposition an, weise aber die Staatsrechtsauffassung der Ugron-Partei sowie die Forderung der Revision des Civilehegesetzes zurück. Rom, 19. April. Infolge des Ausbruchs einer Infektions krankheit unter den Papageien verfügte die Polizei deren Jso- lirung. Lüttich, 19. April. Im ganzen Lütticher Kohlenbecken zeigte eS sich heute Abend bei der Einfahrt zur Nachtschicht, daß der Ausstand im Zunehmen begriffen ist. In den heute stattgehabten Versammlungen wurde als wahrscheinlich hingestellt, daß Sonn abend früh der allgemeine Ausstand im Lütticher Becken eintreten wird. Jetzt herrscht vollkommene Ruhe. Charleroi, 19. April. Die Zahl der Ausständigen im hiesigen Kohlenbezirk beläuft sich bereits auf über 20 000. Truppen durchziehen die Straßen der Stadt; doch herrscht voll ständige Ruhe. Im Borinage, wo sich die Zahl der Streitenden einstweilen auf nur 1500 beschränkt, finden heute Versammlungen statt. Auch hier glaubt man, daß bis Sonntag der Streik ein allgemeiner sein wird. Im Mittelbecken und im Kohlenbecken von Lüttich haben die Ausständischen einen Zuwachs heute nicht zu verzeichnen. Die Grubenbesitzer haben beschlossen, eine neue Konferenz abzuhalten, um über die Forderungen der Arbeiter zu berathen. LonVon, 19. April. Wie dem „Reuterschen Bureau" aus Hongkong von heute gemeldet wird, sind die gestern Abend nach Taipufu gesandten Truppen nach Hongkong zurückgekehrt und melden, daß die Mehrzahl der Ortschaften von den Bewohnern verlassen sind. Von den Aufständischen, welche sich wahrscheinlich in nördlicher Richtung zurückgezogen haben, bekamen sie Niemand zu Gesicht. London, 19. April. Wie das „Reutersche Bureau" erfährt, hat der Ausschuß der Filipinos in Europa ein Telegramm aus Manila vom 14. d. M. erhalten, das besagt, eine Kolonne der Brigade des Generals Lawton, aus 140 Offizieren und Mann schaften bestehend, wurde von eingeborenen Wegweisern irrege führt und gerieth bei Binangonam, Halbwegs zwischen der Laguna de Bai und Baler, in einen Hinterhalt. Alle Amerikaner wurden gefangen genommen. General Lawton zog sich auf die Nachricht hin auf Manila zurück unter der Angabe, er sei von General Otis zurückberufen. Paris, 19. April. JuleS Lemaitre führte selbst seine Ver- theidigung vor dem Zuchtpolizeigericht. Er suchte die Begründung und das Vorgehen der Liga „Da patris kran^aiss" zu rechtfertigen. Nach den verschiedenen Plaidoyers wurden die Angeklagten zu je 16 Francs Buße unter Anwendung des Gesetzes Börenger verurtheilt. Madrid, 19. April. Aus Manila wird gemeldet: Ein aus der Gefangenschaft der Tagalen entwichener Spanier erzählte, die Aufständischen hätten 50 000 Gewehre, 200 Kanonen und ge nügende Munition zu ihrer Verfügung. — Im Innern des Landes sei Alles rubig, die Feldarbeiten würden besorgt, Lebens mittel seien in reichlichem Maaße vorhanden. Petersburg, 19. April. Nachdem die Erregung der Studenten in Folge von Repressivmaßregeln neuerdings eine Steigerung erfahren hatte, beabsichtigt die Unterrichtsverwaltung, die Hochschulen bis zum Herbst zu schließen. New-Nork, 19. April. Nach einer Meldung des „New-York Herald" aus Buenos Aires sind die Ortschaften Vinchina und Jaquel in der argentinischen Provinz Rioja durch ein Erdbeben zerstört worden, wobei viele Personen ums Leben gekommen sind. Ferner sei durch Eruptionen des Vulkan Umango in der Nähe von Vinchina großer Schaden angerichtet worden. New-Uork, 19. April. Der amerikanische Konsul zu Pointe-L-Pitre in Guadeloupe meldet, daß bei der Feuersbrunst, welche die Stadt heimgesucht hatte, 31 Personen ums Leben ge kommen und 2000 Personen obdachlos geworden sind. Man glaubt, es liege Brandstiftung vor. Unter der Bevölkerung Guadeloupe'L herrscht große Unruhe. Eigene Drahtverichte. lNach Schluß der Redaktion eingegangeu.) Dresden, 80. April. Die feierliche Eröffnung der deutschen Kunst-Ausstellung erfolgte heute Mittag 1 Uhr im städtischen Ausstelluugspalast an der Stübelallee in Gegenwart der gesammten königlichen Familie, der Staatsminister, der Mit glieder des diplomatischen Corps und zahlreicher hervorragender hiesiger und auswärtiger Künstler sowie vieler Ehrengäste. Be vor Herr Geh. Regierungsrath vr. Roscher die Ausstellung für eröffnet erklärte, hielt der Vorsitzende der Ausstellungskommission Herr Professor Gotthard Kuehl folgende bedeutungsvolle Rede an den König: „Ew. Majestät geruhen der deutschen Kunst einen neuen kostbaren Beweis Ihrer königlichen Huld und Antheil- nahme zu geben, indem Ew. Majestät diese Kunst-AuSstellung in höchst eigener Person eröffnen. Wir wissen diese Gnade zu würdigen und sind für sie tief dankbar. An der Wende deS vorigen Jahrhunderts konnte ein großer deutscher Dichter zugleich klagen und sich rühmen, daß der deutschen Kunst „kein augustisch Alter blühte", und keines Medicäers Güte lächelte. Schiller dachte bei dem Worte Kunst an die seinige, an die Dichtung. Die bildenden Künste wären undankbar, wenn sie daS vorwurfs volle stolze Wort Schillers sich aneignen wollten. Fürstenhuld, Fürstenverständniß haben viel für die deutsche Kunst gethan. DaS gilt für jeden Abschnitt ihrer Entwickelung, das gilt namentlich für die Gegenwart. Ew. Majestät insbesondere sind immer ein mächtiger und feinsinniger Gönner der Kunst gewesen. Ew. Majestät setzten ruhmreich die großartigen Ueberlieferungen Ihrer erlauchten Ahnen fort, denen Dresden eS verdankt, eines der ersten Museen der Welt zu besitzen uud ein Schatzkästlein der edelsten Rokoko-Baujuwelen zu sein. Was aber Ew. Majestät ganz persönlich ist, das ist die Art, wie Ew. Majestät Huld dem mit ihr beglückten Künstler erwiesen wird. Ew. Majestät ver langen und wünschen keine Opfer der Persönlichkeit. Ew. Majestät er warten und begünstigen in Kunstdingen keine Liebedienerei. Alles, was Ew. Majestät vom Künstler fordern, sind neben der Be gabung, die kein Verdienst, sondern eine Gnade GotteS ist, red liches Streben und sittlicher Ernst. Im Uebrigen läßt Ew. Majestät Gnade jedem Künstler, der ihrer theilhastig wird, die volle Freiheit deS Schaffens in Form und Inhalt. Diese Achtung der Souveränität des Künstlers innerhalb seines ureigensten Gebietes ist der großartige Königszug in Ew. Majestät Kunstgönnerschaft. Dieser Zug ist es, der starke und selbstbewußte Künstlerindividualitäten um Ew. Majestät in dankbarster Ergebenheit und warmer Verehrung schaart und sie mit freudiger Bewunderung zu Ew. Majestät aufblicken läßt. Dieser Zug ist eS auch, der die Ausstellung in Dresden zu Stande kommen ließ und ihr ermöglichte, eine vostständige Ver tretung des zeitgenössischen Kunstschaffens in Deutschland zu werden und alle seine Richtungen in ungehemmter Entfaltung zu zeigen. Ew. Majestät wollen nun die Gnade haben, diese Aus stellung, «in lebendiges Zeugnitz allerhöchst Ihres aufgeklärten und fruchtbaren Kunstsinnes, für eröffnet zu erklären. Ich weiß mich einig mit den Gefühlen, welche die deutsche Künstlerschaft für Ew. Majestät hegt, wenn ich rufe: Der erlauchte Gönner deutscher Kunst, Seine Majestät der König Albert von Sachsen lebe hoch!" Die Festversammlung stimmte begeistert in diesen Hochruf ein. Hieran schloß sich ein Rundgang durch sämmtliche Ausstellungssäle, woraus dieAusstellungdemPublikumfreigegeben wurde. BeiderEr- öffnungSfeierlichkeit wirkten auch die Kapelle des K. S. Gardereiter regiments und der Singchor der Schule zum heiligen Kreuz mit. In ihrer künstlerisch fein durchdachten Anordnung macht die Ausstellung einen ungemein vornehmen Eindruck und wirkt zum Theil noch bedeutender als die internationale Ausstellung von 1897. Die Lukas Cranach-Ausstellung und die Ausstellung von Alt-Meißner Porzellan sind Glanzpunkte ersten Ranges, nicht minder die Sonderausstellungen von Max Klinger, Karl Seffner und Adolf Hildebrand. Das Kunstgewerbe ist vor Allem durch eine Reihe prächtiger Zimmer vertreten, die von Berliner, Dresdner, Münchener und Karlsruher Künstlern hergestellt sind. Die Ausstellung umfaßt 552 Oelgemälde, 260 Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen, 359 Originalarbeiten der Griffelkunst, 302 Bildwerke und 202 kunstgewerbliche Stücke. Die Ausstellung ist in allen Theilen fertig. Ein allgemeiner Katalog mit 50 Bildern, die in der zweiten Auflage auf 70 erhöht werden sollen, ein Katalog für die Lukas Cranach-Ausstellung von Karl Wörmann mit 32 Abbildungen liegen vor. Für die kunstgewerbliche Ab- theilung erscheint anfangs Mai ein besonderer Katalog. Mit der Ausstellung ist eine Lotterie verbunden. Dresden, 20. April. An der königl. Tafel, die heute Nachmittag im Residenzschlosfe anläßlich der Eröffnung verdeut schen Kunstausstellung stattfindet, werden 80 Personen theil nehmen. Einladungen erhielten u. A. die Kommissionsmitglieder, der Finanzausschuß, der akademische Rath und die Preisrichter. Dresden, 20. April. Vom 17. bis 21. Juni findet in Dresden daS dritte sächsische Gaukeglerfest statt. Wie gestern Abend in der Sitzung des Preßausschusfes bekannt gegeben wurde, nehmen die Verbände von Leipzig, Chemnitz, Plauen, Zwickau, Zittau u. s. w. Theil. Von den nichtsächsischen Städten bethei ligen sich Berlin und Halle. Darmstadt, 20. April. Die 2. Kammer nahm nach dreitägiger Verhandlung in namentlicher Abstimmung mit allen gegen 8 Stimmen den Antrag an, die Regierung zu ersuchen.be den Landtagswahlen das direkte Wahlrecht einznführen. Ein an die Regierung gerichtetes Ersuchen wegen Beseitigung der be stehenden Beschränkungen in Betreff der Steuerzahlung, sowie wegen Einführung von geschlossenen Briefdecken bei der Wahl wurde ebenfalls angenommen. Ein Antrag des Abgeordneten David, die Wahl am Sonntag vorzunehmen, wurde abgelehnt. Rosenthal <Reutz), 20. April. Bei einer Dampskessel- explosion, die heute früh hier stattfand, kamen 7 Personen ums Leben. Wien, 20. April. Wie die hiesigen Blätter ausBudweis melden, wurden auf verschiedenen Bauten arbeitende Bauarbeiter von Ausständigen mit Stöcken und Steinen angegriffen. Mehrere Arbeiter wurden verletzt. Gendarmerie und Polizei vertrieben die Ruhestörer. Das Militär steht in Bereitschaft. LonVon, SO. April. Die „Central-News" melde» aus New-York, Deutschland habe nach Telegrammen aus den