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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189904071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-07
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.04.1899
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Ureiverger Anzeiger «nd Tageblatt. Sette 8. — 7. April. 18S trocknen Staub, fehlt Ihnen Herr Doktor; Neueste Nachrichten. Neustadt a. V. Meltau, 5. Oktober. In Eigene Drahtberichte. «Nach Schluß der Redaktion eingrgangen.) Dresden, s. AprU. Die Königin, die wegen einer heftigen Erkältung daS Bett hüten und deshalb auch dem Osterkouzert fernbleiben mußte, befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung, sodaß die hohe Frau heute de» Bazar des Elisabeth- Vereins im Europäischen Hofe besuchen konnte. Dresden, 8. April. Anläßlich der Düppelfeier der Veteranen von 1849 am 13. April findet im Königlichen Residenz schlosse für die Ritter des Heinrichsordens Galatafel statt, während für die übrigen Theilnehmer (gegen 1000 Personen) die Festtafel in Duttlers Etablissement in Strehlen gedeckt wird. Dresden, g. April. Die feierliche Eröffnung derDeutschen Knnst-Ausstellung im städtischen Ausstellungspalaste hierselbst erfolgt am 20. April mittags 1 Uhr durch König Albert att Protektor. Berlin, 6. April. Die von dem flüchtigen Bankier Riese, Mitinhaber der Bankfirma Rudolf Pohl, veruntreute Summe beträgt 3- bis 400000 Mk. Heute wurde die Schwester RieseS wegen Beihilfe zu der Beiseiteschaffung der Effekten verhaftet. In der Begleitung Rieses befindet sich ein Mädchen, Jenny Fechner. Die Staatsanwaltschaft verfolgt die ziemlich sichere Spur der Flüchtigen. Berlin, 8. April. Der „Voss. Ztg." zufolge find seid neuerer Zeit Kommandirungen von Offizieren des Landheeres zur Manne eingesührt worden. — Gestern wurden Hierwiederum verschiedene Bahnsteigschaffner und Fahrkartenverkäufer, sowie 3 Frauen wegen Amtsvergehens und Hehlerei zu einem Monat bis zu 1 Jahr Gesängniß verurtheilt. Nachod, 6. April. Die Unruhen sind nunmehr beigelegt und die Straßen geräumt. Sechs in Nebengassen gelegene israelitische Läden sind vollständig ausgeplündert und theilweist demolirt. Der Schaden wird auf 70000 Gulden geschätzt. Lemberg, 6. April. In mehreren Ortschaften Ostgaliziens ist der Fleckentyphus epidemisch aufgetreten, weshalb dortselbst d« Abhaltung von Jahrmärkten, sowie die Rekrutenaushebungen eingestellt wurden. Mohärs, 6. April. Der Zigeunerprimas Nyari entführte eines der schönsten Mädchen aus hochangesehener Familie. Der Fall erregt ungeheueres Aufsehen. Genf, 8. April. Ein früheres Mitglied deS Kabinets Brisson, welches sich vorübergehend in Genf aufhielt, erklärte, er begreife nicht, wie eS möglich wäre, daß nach den zahlreichen Beweisen für die Unschuld Dreyfus' die jetzige französische Regierung noch zögern könne, den früheren Jrrthum wieder gutzumachen. London, 6. April. Im Hinterlande von Kamerun herrsch» eine starke Gährung. Die Eingeborenen und Häuptlinge, welche den Unterschied zwischen Franzosen und Deutsche« wenig kenne«, zeigen sich den Deutschen feindlich gesinnt. London, 6. April. Die „Daily Mail" meldet aus Kairo vom 5. April, die Regierung beschäftige sich mit einem wichtigen Eisenbahnplan für den östlichen Sudan. Augenblicklich werde der Bau einer Eisenbahnlinie von Khartum via Abu-Harraß und Ghcdaref nach Kassala und von dort nach Suakin geplant. Paris, 6. April. In einem Briefe an den Präsidenten des Kasjationshoses fordert Joses Reinach eine neue Unter, suchung einzuleiten und festzustellen, aus welchem Grunde Oberst Henry der „Libre Parole" die Verhaftung des Kapitäns Dreyfus' damals mittheilte, obgleich der damalige Kriegsminister strengstes AmiSgeheimniß besohlen hatte. Paris «. April. Der „Figaro" veröffentlicht heute vas Verhör des Untersuchungsrichters Bertulus, welcher s. Zt.HauS- Nachod sind große Arbeiterunruhen ausgebrochen. Militärische Hilfe wurde aus Josefstadt herbeigeholt. Die Häuser und Läden der Israeliten bewiesen, daß eine Jnfeltionsmöglichkeit, durch die vielfach abgestritten wurde, an sich wohl besteht. — Der sind gefährdet. Rachov, 5. April. Zu den Arbeiterunruhen wird noch gemeldet: In Folge antisemitischer Hetzungen lehnte die Arbeiter schaft der Fabrik von Pick, hier, sich nach Beendigung der Arbeitszeit abends 6 Uhr gegen ihren Brotherrn auf, schlug dann in allen Judenhäusern die Fenster und Thüren ein und plünderte eine Anzahl jüdischer Geschäfte. Die Gensdarmerie war machtlos und mußte Militär requiriren. Die Plünderung scheint bereits seit längerer Zeit vorbereitet gewesen zu sein. Rom, 5. April. Die feierliche Eröffnung des PreßkongresseS fand heute Vormittag im Koratier- und Curatiersaale des Kapitols statt. Es waren ungefähr 800 Personen versammelt. Unter den Klängen der „marcia reale" und den Ovationen der Theilnehmer betrat das Königs- und das Kronprinzenpaar den prächtigen Saal und nahm auf dem Podium auf den 4 Thron seffeln Platz. Der Bürgermeister Fürst Ruspoli nahm zuerst das Wort und sprach über die Presse und deren Freiheit. Präsident Singer erwiderte hieraus mit einem Lob der Stadt Rom, das er hoch leben ließ. Hierauf hielt das Köuigspaar Cercle. Gegen ^/,12 Uhr war der Eröffnungsakt zu Ende. — Auf dem Preßkongreß ist das deutsche Element in großer Majorität vertreten; der Zahl nach folgen dann die Italiener und die Franzosen. Paris, 5. April. Der Direktor deS „Figaro" ist für näch sten Sonnabend vor das hiesige Schwurgericht geladen, um sich wegen Veröffentlichung der Verhöre der Kriminalkammer zu ver antworten. Hier will man wisse», daß die Indiskretion, tvelche dem „Figaro" gestattete, die Verhandlungen zu veröffentlichen, von einem Mitglied des Kabinetts Dupuy herrühre. Dupuy selbst soll nämlich bezweckt haben, dem „Petit Journal" die Ver ¬ folgende Versuch paßte sich den Verhältnissen mehr an: Mit Auswurf beschmutzte Taschentücher wurden noch eine bestimmte Zeit lang in der Tasche getragen, und so einigermaßen getrocknet; dann wurden sie in derselben Weise wie der Staub Lustströmen ausgesetzt, die in ihrer Geschwindigkeit dem in Wohnräumen oft herrschenden „Zug" angepaßt waren. So wurden die Thiere weit weniger infizirt; immerhin aber gelang die Infektion noch ziemlich häufig. Um die Art der Infektion durch verspritzte Tröpfchen zu untersuchen, wurde zunächst festgestellt, wie die Ausbreitung von Bakterien, welche der Mundflüssigkeit beigemengt waren, beim Sprechen, Husten und Niesen vor sich geht. Ein Untersucher nahm zu diesem Zweck eine Aufschwemmung von unschuldigen Bakterien in den Mund, setzte sich in einen großen Glaskasten, an dessen Wänden überall kleine Schalen undObjekt- daß der ältere nach Hause lief, die geladene Flinte holte und seinen Gegner niederknallte. Der Tod trat sofort «m, der Mörder wurde verhaftet. * Dte Opfer des Winvsor-Hotelbrandes. Di« Zahl der bei dem Brande des Windsor-Hotels am 18. März umge» kommenen Personen wird sich schwerlich jemals feststellen lassen. BiS zum 21. März sind in dem Schutt Leichenreste gefunden worden, die man als von fünf verschiedenen Personen stammend erachtet, an deren Recognoscirung aber gar nicht zu denken ist. Dagegen ist die Persönlichkeit der vierzehn durch Sturz aus den Fenstern Umgekommenen festgestellt. AIS vermißt werden „,ch 53 Personen angegeben. Das Aufräumen der Brandstätte wird noch viele Tage dauern, obwohl 250 Arbeiter dazu angestellt sind. Großes und allgemeines Lob wird Fräulein Helene Gould gespendet. Die junge Millionärin stellte ihren dem Windsor- Hotel gegenüber gelegenen, und eine Zeit lang selbst gefährdet gewesenen Palast zur Aufnahme aller Verletzten zur Verfügung und bekümmerte sich selbst um die Pflege derselben. In den kalten Nächten läßt sie die Arbeiter der Brandstätte in der großen herrschaftlichen Küche mit heißem Kaffee und Speisen bewirthen. Der städtische Brandkommissar hat der jungen Dame die Ueber- 'sendung eines goldenen Abzeichens versprochen, welches ihr das Privilegium gewähren soll, in Zukunft bei jedem Brande in New-Jork die Feuerlinie zu überschreiten. * Eine Liebestragödie. In einer Straße in Budapest, in der nur ärmere Leute wohnen, hatte kürzlich ein Mann Namens Hermanuß Selbstmord begangen. Die bei dem Todten gefundenen Dokumente erzählen eine ganze Liebestragödie. Hermanuß war in den achtziger Jahren einer der reichsten Gutsbesitzer. Da sah er ein bildschönes Zigeunermädchen, in das er sich sterblich ver liebte. Er heirathete das Mädchen. Er konnte aber die braune Schönheit nicht fesseln, und diese entwich eines Tages mit Leuten ihres Stammes. Länger als zehn Jahre suchte Hermanuß seine Haiti». Er bereiste ganz Ungarn, und es gab vielleicht keine Zigeunerkarawane, die er nicht aufgesucht hätte. Alle Bemühungen blieben indeß vergebens. Der Verzweifelte ergab sich schließlich dem Trünke und beschloß, von eigener Hand gerichtet, als Bettler sei» Leben in einer kümmerlichen Arbeiterwohnung. * Aehnlich den schwebenden Gärten der Semiramis zu Babylon soll nach einem von dem Kaiser genehmigten Projekt ein Theil des Parkes von Sanssouci und der Anlagen des neuen OrangeriegebäudeS nmgestaltet werden. Es handelt sich nm die Ausführung einer Lieblingsidee Kaiser Friedrichs. Auf neugeschaffenen Terrassen und einem Viadukt sollen die prächtigsten Hartenanlagen geschaffen werden, zwei mächtige Springbrunnen, sowie reichhaltiger Skulpturenschmuck sind vorgesehen. Ein Modell ses Projekts in Gips, das sich jetzt im Neuen Palais befindet, soll in diesem Jahre i« der Berliner Kunstausstellung ausgestellt werden. * Verthiett! In Berlin erschien in einem Tanzlokal ein neunjähriges Mädchen und bat weinend, man möchte doch ihre „Schwester Aujuste" Herausrufen, die sei auf dem Maskenball; daheim liege aber die Mutter im Sterben. Niemand kannte „Fräulein Aujuste", das schluchzende Kind entdeckte aber die Schwester am Arme eines Herrn. „Aujuste, komme nach Haus, die Mutter stirbt und will Dich sehen!" ruft die Kleine unter Thränen. „Ach was, laß mich tanzen, so schlimm wird's nicht stehen!" erklärte die Herzlose. Das Kind bat noch flehentlicher, da schlägt ihm der Tänzer Aujuste's mit geballter Faust ins Gesicht. Im nächsten Augenblick packten aber kräftige Männer den rohen Burschen und dessen Tänzerin und prügelten sie zum Lokal hinaus. Mehrere Frauen brachten das kleine Mädchen zu seiner Mutter. Sie kamen gerade noch recht, der armen Wittwe, welche vergeblich auf ihre Kinder gewartet, die Augen zuzu- druaen! , * Tragische Folge« eine- Traumes. Aus Prag wird folgender merkwürdige Vorfall berichtet: In der Ortschaft Raspenau bei Friedland wohnt der Lohgerber Herbig, ein Bruder des böhmischen Landtags-Abgeordneten gleichen Namens, bei dem wegen der Osterfeiertage beide Söhne zum Besuch weilten. Einer der Söhne, ein 22jähriger Lehrer, träumte kürzlich nachts so lebhaft, daß er vom Bett anssprang und in den Ruf ausbrach: „Diebe, Mörder!" Sein älterer Bruder wurde hierdurch aus dem Schlaf gerüttelt, ergriff ein geladenes Gewehr, im Glauben, daß Einbrecher eingedruugen seien, und schoß seinen eigenen Bruder nieder, der, ins Herz getroffen, todt zusammenbrach. * Kinder als Mörder. In Mezö-Telki haben dieser Tage zwei Schultuaben einen Kameraden erschlagen. Der elfjährige Franz und der neunjährige Stefan SorbLn geriethen mit ihrem Spielgenossen Simon Marjai wegen einer Kleinigkeit in Streit. Als dieser ihnen die Freundschaft kündigte und beleidigt nach Hause ging, schwuren ihm die Brüder Sorbän Rache und be schlossen, ihn zu erschlagen. Bald darauf begegneten sie ihm beim Brunnen; sie begannen Händel mit ihm und schlugen mit einem Steinkrug so lange auf den kleinen Simon los, bis er bewußtlos zusammenbrach. Auch dann ließen sie den Aermsten nicht in Ruhe, sondern traten auf ihm herum, bis er den Geist ausgab. Erst jetzt liefen die Bösewichter nach Hause. Äen kleinen Simon Marjai fanden seine Eltern als Leiche, doch hatten sie keine Ahnung davon, wie ihr Kind ums Leben gekommen. Erst als ein Knecht im Hause Sorbüns zufällig Ohrenzeuge eines Gesprächs der beide» Söhne seines Dienstgebers war, kam die Sache heraus. Der Knecht erstattete die gerichtliche Anzeige und ist jetzt die Untersuchung vor dem Elesder Untersuchungsrichter im Zuge. * Eine „Nachricht für Einbrecher«. Kürzlich verübten Räuber in ein Geschäftshaus des unteren Theiles der Stadt New-Jork einen nächtlichen Einbruch, wobei sie auf ihrer gänzlich erfolglosen Suche nach Gold und anderen Werthsachen nicht allein den Geldschrank, sondern auch noch mehrere Pulte und Schreib tische zerstörten. Um sich vor nochmaligem ähnlichen Schaden zu bewahren, hängte der Geschäftsinhaber an den Geldschrank und die Pulte folgende gedruckte „Nachricht für die Herren Einbrecher" aus: „Sie werden gebeten zu beachten, daß der feuerfeste Schrank dieses Bureaus nicht den geringsten Betrag Geld enthält. Sollte .sich irgend welches Baargeld im Bureau befinden, so ist dasselbe fin der Schublade des Schreibtisches zu suchen, in der auch die Briefmarken anfbewahrt sind, Juwelen, Cigarren und Liqueure find in unserem Lokal nicht enthalten. Diese Information wird itzratiS ertheilt, um den Herren Einbrechern werthvolle Zeit und uns die Ausgaben für die Reparatur des Geldschrankes und der Pulte zu ersparen." * Von einem grotzen Kristallfunv in ver Schweiz verichtet man der „Gotthardpost": Schon vor einigen Tagen berichtete ein Aufseher der Granitunternehmung im Rießwald, daß man auf ein großes Strahlband gestoßen sei und Berg kristalle -u finden hoffe. Die Erwartung hat sich bestätigt. Als man Dienstag um Mittag eine größere Felspartie absprengte, zeigte sich eine beträchtliche Oeffnung, die mit prachtvollen Kristall- gewächsen besetzt war. Sofortige Untersuchungen haben ergeben, daß man es mit einer Höhle von größerem Umfange und einem Funde zu thun hat, der an den berühmten Fund der Berner am träger angebracht waren, und verbrachte in verschiedenen Ver suchen die Sitzungszeit mit leisem und lautem Sprechen, Husten und Niesen. Es zeigte sich, daß beim Sprechen wenig, beim Husten mehr und beim Niesen sehr viele Bakterien in der Um gebung nachgewiesen werden konnten. Aehnlich waren die Resultate, wenn man Lungenkranke diese Uebungen anstellen ließ, nur daß die Ausstreuung der Bakterien in Folge der schleimigeren Konsistenz des Auswurfs etwas weniger intensiv wurde. Meer schweinchen, welche man von Kranken mehrere Tage lang täglich einige Stunden anhusten ließ, wurden fast regelmäßig tuberkulös infizirt, jedoch mußten die Kranken sich zum Husten auf einen Meter den Thiere» nähern. — Flügge zieht aus diesen Versuchen den Schluß, daß eine Infektion durch trocknen Staub am ehesten zu befürchten ist in staubiger, bewegter Luft, in Werkstätten und Bahnwagen; daß ferner eine Uebertragung durch feuchte Tröpfchen bei dauerndem Aufenthalt in der Nähe von Schwindsüchtigen, besonders bei öfterer Annäherung während der Hustenanfälle, leicht möglich ist. * Bei der Untersuchung. Arzt: „Was denn?" — Patient: „Das Schlucken thut mir weh, macht das was?" — Arzt: „Gewiß, drei Mark." öffentlichung von Schriftstücken zu gestatten, um auf diese Weise gege» die Dreyfusianer gewaffnet zu sein. Um diesem Plane vorzu beugen, habe nun ein anderes Mitglied des Kabinettes Dupuy sich entschlossen, dem „Figaro" die ganzen Verhöre zu übergeben.' Ein ernstes gerichtliches Vorgehen gegen dieses Mitglied sei nicht, zu erwarten, weil dadurch das Kabinett Dupuy leicht gestürzt werden könnte. Paris, 5. April. Das Blatt „Voltaire" versichert, aus de« Aussagen deS Botschaftssekretärs PalSologue vor dem KassationS- hofe gehe hervor, daß das Ministerium deS Aeußern zu wieder holten Malen amtliche Mittheilungen erhielt, dahin lautend, daß weder von Schwartzkoppen noch Panizzardi Beziehungen zu DreyfuS hatten. Das Blatt führt eine Erklärung der deutsche« Botschaft vom Jahre 1897 an, welche besagt, v. Schwartzkoppen habe die Versicherung abgegeben, daß er Dreyfus niemals gekannt' habe. Auch der italienische Botschafter Graf Tornielli gab de^ französischen Regierung Kenntniß von einem Bericht PanizzardiS an den italienischen Generalstab, welcher die Versicherung Panizzardis enthält, daß er niemals mit DreyfuS zu thun ge habt habe. Das Blatt fügt hinzu, auch der italienische General stab habe erklärt, niemals direkte oder indirekte Beziehungen zu Dreyfus gehabt zu haben. Ferner habe PalSologue der Kriminal kammer von einem amtlichen Schreiben Torniellis an Hanotaux vom Januar v. I. Kenntniß gegeben, in welchem Tornielli kate gorisch die Versicherung wiederholt, daß DreyfuS niemals Be ziehungen zu italienischen Agenten gehabt habe. PalSologue sagte weiter anS, die chiffrirte Depesche PanizzardiS, welche sich auf- die Verhaftung Dreyfus' bezog, sei im Ministerium der Aus wärtigen Angelegenheiten entziffert worden. Dieselbe habe folgendermaßen geschloffen: „Wenn DreyfuS zu Ihnen in keine« Beziehungen staud, so könnte man vielleicht den Botschafter ersuchen, ein amtliches Dementi zu veröffentlichen, um zu vermeiden, daß die Sache in de» Blättern besprochen wird." Die mit der Ent zifferung Betrauten hatten, wie PalSologue weiter erklärte, Be denken, die Schlußwendung zu übersetzen, da sie sich fragten, ob hinter den Worten „amtliches Dementi" nicht steh« „UnserAgent ist benachrichtigt". Henry und Gonse nahmen diese LeSart an, aber die Entzifferung späterer Depeschen zeigte, daß die erste die richtige war. „Voltaire" sagt weiter, die Aussage PalSologues erwähne ein Telegramm des französischen Botschafters in Rom, in welchem es heißt, Esterhazy habe mehr als 200 000 Frcs. von auswärtigen Regierungen erhalten. Auch erklärte PalSologue, er habe niemals die angeblichen Briefe deS Kaisers Wilhelm gesehen. Helftngfors, 5. April. Die finnischen Landstände sind entschlossen, die russische Wehrpflichtvorlage abzulehnen und eS aus die gewaltsame Durchführung der Vorlage ankommen zu lassen. Tiefengletscher erinnert. Die Kristalle sind ebenfalls volldunkel, so daß man durch ein zolldickeS Stück kaum den Schimmer einer elektrischen Flamme wahrzunehmen vermag, und es wurden bereits Prachtstücke von 20 Kg. Gewicht zu Tage gefördert. Inzwischen hat sich auS diesem Funde ein interessanter Streit entspannen. Der Allmendaufseher der Korporation Uri ließ der Unternehmung die weitere Ausbeute Polizeilich verbieten, und die bereits ge wonnenen Stücke mußten nach Waffen in daS dortige SchulhauS geschafft werden. Die Korporation Uri behauptet nämlich, daß di« Konzession sich ausdrücklich nur auf die Granitsteinausbeutung und keineswegs auf solche Funde beziehe. DaS will die Unter nehmung aber nicht verstehen, und man ist auf den AuSgang des HandelS und den weiteren Inhalt der Höhle sehr gespannt. * Wie erfolgt dte Ansteckung der Schwindsucht? Der große Tuberkulosekongreß, der im nächsten Monat in Berlin tagen soll, richtet schon jetzt Aller Aufmerksamkeit auf sich; da dürfte es interessant sein, Einiges über die umfangreichen, sehr instruktiven Versuche zu erfahren, welche in der letzten Zeit von Professor Flügge und seinen Assistenten am Breslauer hygienischen Institut angestellt wurden, um festzustellen, auf welche Art und Weise die Uebertragung der Tuberkulose im täglichen Leben vor sich geht. Daß eine solche Ansteckungsfähigkeit der Schwindsucht besteht, ist nach modernen Anschauungen ja kein Zweifel mehr, und selbst die sogenannte Vererbung der Krankheit von den Eltern auf die Kinder ist wohl nichts Anderes als eine Ueber tragung auf den noch wenig widerstandsfähigen kindlichen Organismus, bedingt vurch daS intime Zusammenleben der Eltern und Kinder. — Die oben genannten Versuche drehten sich hauptsächlich um die zwei Gesichtspunkte, ob die Uebertragung vor sich geht durch die Einathmung des eingetrockneten und nachher verstäubten tuberkulösen Auswurfs, oder ob beim Sprechen, Husten oder Niesen eines Lungenkranken der Luft mitgetheilte kleinste Tröpfchen, aus dem Munde des Kranken stammend, von Anderen eingeathmet werden und so die Krankheit übertragen. Um über den ersteren Punkt Aufklärung zu erhalten, wurde ganz energisch getrockneter Auswurf Tuberkulöser zu feinem Staub gepulvert und dieser mit Tuberkelbazillen reichlich beladene Staub wurde mittelst eines genau gemessenen Luftslromes in einer langen Röhre zu einigen Meerschweinchen geführt, welche somit zur Ein- athmung des Staubes gezwungen wurden. Die so behandelten Thiere wurden später als tuberkulös infizirt befunden. Dieses Experiment dürfte jedoch insofern für die Wirklichkeit nur wenig Bedeutung haben, als eine so hochgradige Austrocknung des Auswurfs, wie sie zu diesem Versuche nöthig war, in der Praxis nicht vorkommt. Auch war die Geschwindig keit der angewandten Luftströme, welche den Staub mit sich führten, so groß — 1 m pro Sekunde —, wie sie in Wohn räumen so gut wie niemals Vorkommen. Wohl aber wurde so
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