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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189904071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-07
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.04.1899
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L8SV. ehrlicher Händler befindet, die im Zweifelsfalle selbst die Unter suchung beantragen. Dieses Recht der selbstständigen Nach prüfung, welches die Kommune gegenwärtig noch besitzt, soll ihr durch daS neue Fleischbeschaugesetz leider genommen werden, in dem dasselbe bestimmen will, daß daS künftighin sogleich bei der Einfuhr amtlich zu untersuchende ausländische Fleisch u. s. w. nach dieser Untersuchung völlig frei in den Jnlandsverkehr über gehen soll. Gegen eine solche Gesetzesbestimmung muß beizeiten Einspruch erhoben und den Kommunen muß das Recht der Nachprüfung ungeschmälert erhalten werden. Geschieht dies nicht, dann besteht die Gefahr, daß amerikanische Fleischwaaren, die Wochen- und monatelang in Deutschland gelagert haben und dahei verdorben sind, ungehindert in den Jnlandskonsnm über geführt werden können. Unter den im Eingänge erwähnten, in Breslau in den letzten zehn Monaten untersuchten amerikanischen Fleischwaaren befanden sich auch 1575 kx, also über 30Centncr Cervelatwurst, die ein Breslauer Geschäftsinhaber selbst zur Untersuchung stellte. Der ganze Posten mußte, als durchaus ungenießbar, der Vernichtungsanstalt des Schlachthoses zugeführt werden. In dieser Anstalt wird stets das in der zu ver nichtenden Waare enthaltene Fett besonders ausgeschieden, um dieses wenigstens noch, wenn auch nur für technische Zwecke, zu verwerthen. Das aus der in Rede stehenden Cervelatwurst aus geschiedene Fett erwies sich aber von einer so ekelhaften, un- , qualifizirbaren Beschaffenheit, daß es nicht einmal zu Wagen schmiere oder dergleichen mehr zu gebrauchen war. Dabei hatte die Wurst ein vollkommen normales Aussehen und oberflächlich führte nur die Probe mit Gaumen und Zunge zu dem Ver dachte, daß sie verdorben sei. Die Bezeichnung „einbalsamirtes" Fleisch erscheint danach wohl gerechtfertigt. Derartige ameri kanische Cervelatwurst, und ebenso amerikanischer Schinken und Speck, werden aber erwiesenermaßen seit langem schon in unge heueren Mengen bei uns verbraucht, namentlich in kleinen Schänken und Läden, sehr zum Schaden unseres reellen Fleischer gewerbes, welches unter diesen Verhältnissen schwer zu leiden hat. — Am Dienstag Abend trat unsere freiwillige Turner feuerwehr zu einer Gesammtübung an. Als Uebuugsgcgcnstaud diente dir an der Petersstraße gelegene, zum Abbruch bestimmte Gastwirthschast „Zum goldenen Strauß". Als das "Alarmsignal für die auf dem Marktplatz versammelte Feuerwehr ertönte, erschien das bereits der Dachziegel beraubte Gebäude durch reichliche Verwendung von Rothfeuer als in allen Räumen über und über brennend. Der Angriff der Mannschaften erstreckte sich daher zunächst nur auf dieses Gebäude. Neben 3 Anftellleitern, darunter die als solche benutzte Steckleiter, wurden 3 von Hand- spritzen gespeiste Schlauchleitnngen nach dem Hause geführt. Hiervon gingen zwei zu den Etagen fenstern der Vorderfront hinein, während eine vom Hose des Nachbargrundstückes aus aufs Dach ge leitet wurde. Inzwischen gingen die Steiger mittelst eines Haken- leitcrganges über den Simsbock an derHausgrenze bis auf den Firsten vor, während auf der anderen Grenze des Hauses die Schiebe leiter an das Nachbargrundstück angcstellt wurde. Von diesen beiden Punkten aus wurde dann das Angriffsgrundstück durch zwei Dampfspritzenschläuchc gehörig unter Wasser gesetzt. Nachdem man die Anstellleitern zurückgenommen, wurden dieselben noch an mehrere bcreitwilligst überlassene Nachbargrundstücke gestellt, deren Dächer man mit Handspritzenstrahlen bespritzte, während die Dampfspritze noch eine geraume Zeit das abzutragendc Grundstück mit kräftigen Wasserstrahlen bearbe'".:?, so daß theil- weise die Decken durchbrachen und das Wasser in Strömen zum Hauseingang herausfloß. Zur Verwendung gelangten fünf Hydranten, drei Handdruckspritzen, die Dampfspritze und circa 700 Meter Schlauch. Diese Ncbung hat aufs Neue gezeigt, welch schätzbares Feuerlöschmittcl unsere Stadt in ihrer Dampf- .spritzc besitzt. — Wer die Promenade vor dem ehemal. Petersthore passirt, .wird unwillkürlich auf die im flotten Vorwärtsschreiten befind lichen hohen Neu- und Umbauten ves Bürger!. Brau- Haufes A.-G. (vormalige Stadtbrauerei) aufmerksam. Ter hohe die übrigen Gebäude zum Theil überragende Neubau dient in seinem oberen Theile als Raum zum Kühlen der kochenden Bier würze; diese läuft von da in den darunter befindlichen großen 'Gährkeller und nach erfolgter Gährung noch tiefer in die ge räumigen Lagerkeller, die neuerdings wieder vergrößert werden. "Demnächst beginnt auch das Anfstellen einer neuen großen Dampf- und Kühlanlage nebst Eisfabrik, nachdem ein riesiger .Dampfkessel neulich schon an den Platz seiner Bestimmung gebracht worden ist. Der Freiberger Branercibetrieb ist, wie zur Genüge bekannt, ein uralter. Jeder, der für diesen Zweig unserer einheimischen Großbetriebe Interesse hat, wird mit Freuden wahrnehmcn, wie sich die Brauerei immer weiter dehnt und entwickelt, nm den Erfordernissen der Zeit zu entsprechen "durch fortgesetztes Streben nach Vervollkommnung. Unsere Bürgerschaft selbst hat ja das größte Interesse an der Weiter entwicklung der Brauerei; das im vorigen Jahre in eine "Aktien gesellschaft umgewandelte Unternehmen ist ja erst aus der Bürgerschaft heraus entstanden. Wie bekannt, haben die früheren Genossenschafter für ihre Anthcile Aktien übernommen. Den Rest der Aktien zeichneten andere hiesige Bürger. In unserem hiesigen Brauereigroßbetrieb vereinigt sich also hauptsächlich ein heimisches Kapital. Für die Güte der zum Ausstoß gelangenden Biere deS Bürgerlichen Brauhauses spricht wohl am Deutlichsten die lebhafte Nachfrage. — Eine einheitliche internationale Regelung der Ravfahrcr- fignale wird von Paris aus angeregt. Die Glockenzeichen der Radfahrer sollen nach dem Muster des Morse-Alphabets für Telegraphie geordnet werden. Folgende Glockenzeichen werden vorgeschlagen: Radfahrergruß . . »»» Halt'. MMMMIIMMM» Folgt mir! . . . EWIMM^IMM «MW Ruf: Wo seid ihr? . „ Hier find wir! MM» «MM» »MW Rechts fahren! . . M»MMMM»MM SS Links fahren! . . MMAWUM»»»» MS MI Achtung! Gefahr! . »»»»»»»»»» . „ 2" Hilfe! . . . . »»» MM» » » « W, . Hoffentlich fuhrt diese Anregung bald zu einer Verständigung über die Glockenzeichen, die nicht nur für die Radfahrer, sondern auch für das Publikum von großer Wichtigkeit sein würde. — In den gestrigen Sitzungen der Landesversammlung der Sozialdemokraten Sachsens wurde die Presse be sprochen. Der Referent Eichhorn-Dresden theilte mit, daß die sozialdemokratische Presse Sachsens im Ganzen 72300 Abonnenten habe. Redner tadelte, daß den gelehrten Auseinandersetzungen Bernsteins, Kautskys u. s. w. ein so breiter Raum eingeräumt würde. Aber eS helfe nichts, wenn er dagegen spreche, denn die Redaktionen machten doch, was sie wollten. Die Auflehnung hiergegen mußte aus den Kreisen der Leser kommen. Der Eich- hornsche Antrag, den „Armen Teufel" als Parteiorgan unter der Bedingung anzuerkennen, daß ein öfteres Erscheinen desselben der Genehmigung derLandesversammlung bedürfe, fand einstimmige An" nähme. Der nächste Punkt betraf die bevorstehenden Landtagswahlen- Der Antrag Sindermann: „Es bleibt den einzelnen Wahlkreisen überlassen, ob sie sich an den Landtagswahlen betheiligen wollen", wurde mit sehr großer Mehrheit abgelehnt, der folgende An trag: „Die Genossen betheiligen sich wie bisher an den Land tagswahlen" mit 58 gegen 21 Stimmen angenommen. Die auf Betheiligung an den Gemeinderathswahlen abzielenden Anträge wurden angenommen. Dresden wurde als Sitz für das Central- comite wiedergewählt. Die Mitglieder des Centralcomitös werden von den Dresdner Parteigenossen gewählt. Als Ort der nächsten Landesversammlung wurde ebenfalls Dresden bestimmt. *** Krummenhennersdorf, 5. April. Der 3. Oster feiertag war für die Kirchgemeinde Krummenhennersdorf-Sand ein hochbedentsamer, seltener Festtag. An demselben sand die feierliche Weihe des Grundsteins zu dem neuen Gotteshause statt. Ein langer Festzng von Schulkindern, Ehrenjuugsrauen, Kor porationen u. s. w. bewegte sich Uhr vom Gasthofe unter Musikbegleitung durch das festlich geschmückte Dorf und den Pfarrhof, wo sich ihm die Vertreter der Königl. Kircheniuspektion, Pfarrer, Baumeister und Kirchenvorstände eingliederten, nach dem Bauplatze. Nach allgemeinem Gesang hielt daselbst Herr Superintendent Hösselbarth in packenden, herzlichen Worten die Weiherede über Psalm 118, Vers 19—25: „Was predigt uns dieser Grundstein?" „Dies ist der Tag, den der Herr macht; laßt uns freuen und fröhlich drinnen fein" — so jubeln und preisen wir; „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein worden; das ist vom Herrn geschehen und ein Wunder vor unsern Augen" — so bekennen wir; „O Herr, hilf, o Herr, laß wohl gelingen" --so beten wir. Daran schloß sich nach einem sehr schön vorgetragenen Chorgesange des Kirchenchores unter Leitung des Herrn Kirchschullehrer Schreiter die Verlesung und Einlegung der Urkunde durch Herrn Ortspfarrer Donner, worauf unter entsprechenden Weihesprüchen die üblichen Hammer schläge gethan wurden. Mit Gebet und Segen des Herrn Ephorus und allgemeinem Gesang endete die erhebende, durch zahlreichste Theilnahme der Gemeinde ausgezeichnete Feier. Die neue Kirche wird nach einem Plane des Architekten Wold. Kandler in Dresden in Steinrohbau mit Rochlitzer Porphyrverzierungen ausgeführt und wird etwa 75000 Mark kosten. Die Ausführung der Maurerarbeiten liegt in den Händen des Baumeisters Grohmann in Großschirma, die Zimmerarbeiten sind der Firma Carl Göpfert in Freiberg übertragen. Die Glocken werden in der Bierlingschen Gießerei in Dresden gegossen und sollen ein Ves-Vur-Geläute abgeben. In der Maschinenfabrik von Schneider in TharanVt kam der Lehrling Hecht einer Transmissiouswelle zu nahe, wurde von ihr erfaßt und mehrere Male herum an die Decke geschleudert. Die äußerlichen und innerlichen Verletzungen sind derart, daß an dem Auskommen H.'s gezweifelt wird. Kurz vor der Haltestelle Siebenlehn sprang vorgestern Nachmittag der Wirth des Huthauses „Vereinigt Feld" bei Siebenlehn, Steiger Borstendorfer, von dem noch in voller Be wegung befindlichen Zuge ab, wobei der Mann zum Fallen kam. Bewußtlos und stark blutend wurde er aufgehoben und nach feiner nahen Wohnung gebracht. Eine 27jährige polnische Dienstmagd in Döbeln, welche in Verdacht gekommen war, einen am 4. Februar 1897 dort vorge kommenen Kindesmord begangen zu haben und die deswegen am 2. März d. I. gefänglich cingezogen wurde, ist dieser Tage wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Der damalige Kindesmord ist trotz der umfänglichsten Erörterungen in Dunkel gehüllt. Am 4. Februar 1897 war bekanntlich am Mühlgraben rechen der Walkmühle der Leichnam eines in einen Frauenrock und in ein Stück weißes Tuch eingewickelten neugeborenen Kindes ausgefunden worden. Die Stadtverordneten zu Leipzig hatten die Rathsvorlage, betreffend die Erhöhung der Gehalte deS Oberbürger meisters von 15000 Mk. auf 25000 Mk. und des Bürgermeisters von 12000 Mk. auf 18000 Mk., abgelehnt und den Beschluß gefaßt, daß das Gehalt des Oberbürgermeisters künftig 20000 Mk. betragen und ihm eine nichtpensionssähige Vergütung für Dienst auswand von 5000 Mk. gewährt werden solle, dagegen das Ge halt des Bürgermeisters auf dem bisherigen Satz von 12000 Mk. zu belassen, ihn, jedoch eine gleichfalls nicht pensionssähige Ver gütung für Dienstauswand von 3000 Mk. zu gewähren sei. Die Gesammtbezüge für diese beiden Stellen würden somit künftig 25000 Mk. bezw. 15000 Mk. betragen haben. Der Rath über wies diese Beschlüsse zunächst an die durch die Deputation aä boo verstärkte VerfasiungSdeputation. Diese Deputation hat nun den Beschlüssen der Stadtverordneten nicht zugestimmt, so weit das Gehalt des Bürgermeisters in Frage kommt, sondern die Depu tation schlägt vielmehr vor, daß das Gehalt desselben von 12000 auf 15000 Mk. erhöht und ihm außerdem eine Vergütung für Dicnstauswand im Betrage von 3000 Mk. gewährt werden solle. Die Deputation schlägt, einer im Stadtverordnetenkollegium ge gebenen Anregung folgend, auch eine Erhöhung der Gehälter der übrigen besoldeten Rathsmitglieder vor. Der Neuregulirung der Gehalte soll rückwirkende Kraft für die Zeit vom 1. Januar d.J. ab gegeben werden. Der Mehraufwand im laufenden Jahre würde für das Gehalt deS Oberbürgermeisters 10000 Mk., für das des Bürgermeisters 6000 Mk., für das des Polizeidirektors 1500 Mk. und für das der übrigen Rathsmitglieder 4350 Mk., im Ganzen also 21850 Mk. betragen. Auf die Dankes- und Zustimmungsadresse, welche der Bezirks vorstand der Leipziger Militärvereine an den Staatssekretär Grafen PosadowSky anläßlich der Abwehr der Angriffe des Abgeordneten vr. Müller-Sagan auf die Kriegervereine durch den Staatssekretär richtete, ist an den Vorsteher des Bezirks folgendes Anwortschreiben gelangt: Dem Bezirksvorstände der königlich sächsischen Militärvereine des Leipziger Bnndesbezirks spreche ich für die freundliche Zustimmung meinen ergebensten Dank aus. Wir wollen gemeinsam vertheidiaen, worauf das deutsche Volk Grund hat, stolz zu sein. Posadowsky. Als kürzlich abends in der Alberthalle des Krystallpalastes zu Leipzig die Kunstreiterin Miß Fanny, eine der hervor ragendste» Künstlerinnen des Cirkus Ed. Wulsf, nach ihrem kühnen, verwegenen Ritt, der berühmten „Voltige ö. la Richürd" die Manege mit einem Sprung über die Barriere verlassen wollte, kam das Pferd zum Sturz und begrub die Reiterin nnte seinem Leib. Zweimal wollte das Thier über Miß Fanny hinweg, wo bei die Reiterin außer einer Sehnenzerreißung auch innere Ver letzungen ernster Art, namentlich eine Verschiebung der Rippen, davontrug. Der Zustand der Künstlerin ist bedenklich. Zum Postrathe bei der kaiserlichen Oberpostdirektion Chemnitz wurde vom 1. April ab der Postrath Garthe in Coblenz ernannt. DaS städtische Gaswerk von Zwickau erzielte im vorigen Jahre einen Reingewinn von 89063 Mark. Der Stadtrath zu Burgstädt beschloß, das Gesuch des dortigen Gewerkschastskartells um Errichtung eines Gewerbe- schied^erichtes in Burgstädt abzulehnen. Dagegen beschloß das Stadtverordnetenkollegium mit 8 gegen 7 Stimmen, die Petition einer Kommission von 5 Mitgliedern zu überweisen. Zu dem bereits aus Sebnitz gemeldeten Mord wird noch ausführlich berichtet: Mehrere Mädchen, welche in der etwa V2 Stunde von Sebnitz entfernt gelegenen „Grünen Wiese" die Tanzmusik besucht hatten, begaben sich nachts gegen »/,12 Uhr nach Hause. Kurz hinter der „Grünen Wiese" bemerkten die Mädchen einen Mann, welcher auf sie zukam und eine derselben „anrempelte", wobei der Unbekannte dem Mädchen einen Stich in den Oberschenkel versetzte. Die Mädchen verbaten sich diese Frechheiten, worauf der Mörder das eine Mädchen ein zweites Mal anrempelte und dabei in den Unterleib stach. Hierauf liefen die Mädchen in der Richtung nach der Stadt davon und überholten einen in Begleitung eines Mädchens gehenden Herrn, unter dessen Schutz sie die Stadt zu erreichen suchten. Bald überholte der Unbekannte die nunmehr 6 Personen zählende Gesellschaft und kam nach kurzer Zeit der Gesellschaft entgegen. Bei der Begegnung wurde das in Begleitung des Herrn gehende Mädchen angerempelt und in den Unterleib gestochen. Nachdem die zuletzt Verwundete noch einige Schritte gegangen war, brach dieselbe leblos zusammen. In der Aufregung unterließ man den Mörder zu verfolgen, sodaß derselbe zur Zeit noch nicht er mittelt ist. Das zuerst angefallene Mädchen bemerkte ihre Ver wundung erst nach etwa 20 Minuten. Es wurde sogleich in das Krankenhaus gebracht. Ueber die Beweggründe zu dieser scheuß lichen That fehlt jeder Anhalt. — Eine andere Meldung besagt: Der Mörder stach die mit ihrem Geliebten, einem Barbiergehilsen, gehende 20jährige Alma König aus Sebnitz in den Leib, so daß diese mit den Worten: „So eine Frechheit!" zusammenbrach und an Verblutung verschied. In Neuvörfel bei Panschwitz warf am Ostersonnabend Abend der in stark angetrunkenem Zustande heimgekehrte Kohlenwerks arbeiter Waurik die brennende Petroleumlampe nach seiner Frau. In Kurzem stand in Folge dessen das kleine, mit Stroh gedeckte Häuschen, in welchem das Ehepaar wohnte, in Hellen Flammen. Das Feuer erfaßte, angcfacht durch heftigen Wind, sechs andere Gebäude. Sieben Familien sind in bittere Noth gerathen. Waurik wurde verhaftet. Der im 88. Lebensjahre stehende, noch rüstige Handarbeiter Blüher in Grünlichtenberg bei Waldheim erhielt nachträglich die Altersrente für acht Jahre mit 880 Mk. ausgezahlt. Außer dem erhält er noch die übliche laufende Rente von monatlich ca. 9 Mk. auf Lebenszeit. Ein weit über sein Alter hinaus in der körperlichen Ent wickelung vorgeschrittener Knabe lebt in dem Dorfe Hof bei Stauchitz. Derselbe wurde kürzlich konfirmirt und befindet sich daher erst im vierzehnten Lebensjahre. Sein körperliches Gewicht beträgt zur Zeit 277 Pfund. Der Knabe ist in Folge seiner starken Beleibtheit zu keiner Arbeit zu gebrauchen und kann sich ohne Hilfe anderer Personen kaum ankleiden. Der Großindustrielle Arthur Scige in Pötzneck bei Werdau hat anläßlich seines 25 jährigen Jubiläums als Mitinhaber der Firma Fischer u. Seige ein Kapital von 30 000 Mark gestiftet; dessen Zinsen an solche Arbeiter vertheilt werden sollen, die in der Fabrik 25 Jahre thätig gewesen und infolge Krankheit oder anderer Umstände in Noth gerathen sind. Am 1. April leuchteten auf vielen Höhen des BogtlandeS mächtige Feuer. Es geschah dies nach einem bestimmten Plan, um sestzustellen, welche Höhe sich wohl am geeignetsten für die Errichtung einer Bismarcksäule erweisen würde, deren Errichtung der Alldeutsche Verband in Plauen geplant hat und zu welchem Unternehmen aus allen Theilen des Vogtlands bereits jetzt schon ansehnliche Beiträge eingegangen sind. Berg- und Hüttenwesen. x Der preutzische Handelsminister steht, so schreibt die „Berl. Wissenschaftl. Corr." trotz der scharfen Opposition, welche dieser Vorschlag jüngst im Parlamente fand, bekanntlich dem Gedanken sympathisch gegenüber, aus den Kreisen der Arbeiter schaft die Organe der Bergwerksinspektion zu ergänzen. Wie verlautet, beabsichtigt der Minister in Anlehnung an die Einrichtungen in Belgien, in einigen fiskalischen Bergwerken Schlesiens, eine zunächst probeweise Heranziehung von Arbeitern zur Bergwerksinspektion. Die Reise des Handelsministers nach den schlesischen Bergwerksbezirken steht mit diesem Plane in unmittelbarem Zusammenhang. -5 Unfälle im sächsischen Bergbau. Die Zahl der Unfälle, welche vom sächsischen Bergbau im ersten Vieteljahr des lausenden Jahres bei der Knappschafts-BerufsgeNossenschast zur Anzeige gebracht worden sind, betrug insgesammt 1057. Sie ist also ziemlich die gleiche geblieben wie im Vorjahre, in welchem 1050 Unfälle angezeigt wurden. Von den Unfällen ereigneten sich 971 beim Steinkohlenbergbau, 22 beim Braunkohlenbergbau und 64 beim Erzbergbau. Entschädigt wurden im gleichen Zeit raum von der Berufsgenossenschaft insgesammt 76 Unfälle, gegen 53 im Vorjahre. Von den entschädigten Unfällen kommen 63 (gegen 42 im Vorjahre) auf den Steinkohlenbergbau, 8 (gegen 3) aus den Braunkohlenbergbau und 5 (gegen 7) auf den Erzberg bau. Von den entschädigten Unfällen waren 13 (gegen 7 im Vor jahre) tödtlich und zwar entfallen von diesen 10 (gegen 6) aus den Steinkohlen-, 1 (wie im Vorjahre) auf den Braunkohlen-und 2 (gegen keinen) auf den Erzbergbau. Verschiedenes. * Nach Mittheilungen aus Berchtesgaden beabsichtigt die deutsche Kaiserin mit ihren Kindern während des Sommers einen längeren Aufenthalt daselbst zu nehmen. In Berchtes gaden ist zwar ein König!. Schloß, aber die Kaiserin wird das selbe nicht bewohnen, sondern die höher gelegene „Villa Alpen ruhe". Vor zwei Jahren wurde in Tegernsee das hoch gelegene .Säugerschlößchen ebenfalls vorgezogen. In der Villa Alpenruhe in Berchtesgaden wohnte bereits Kaiser Wilhelm I. zwei Sommer und auch Kronprinz Friedrich Wilhelm im Sommer 1873. Die Villa liegt in der Nähe des Salzbergwerkes in einer herrlichen Lage und bietet Aussicht auf eine mächtige Gebirgskette. Die Villa wurde in den fünfziger Jahren im gothischen Stile er baut für Fräul. v. Wallenburg, Tochter des Prinzen Albrecht von Preußen. Anfang der neunziger Jahre ging sie in den Besitz des Kvmmerzienraths Stöhr aus Leipzig über, der dieselbe durch den Architekten Dofflein aus Berlin umbauen und durch einen Saalbau und Thurm vergrößern ließ. Die Malereien stammen von Kunstmaler Wenig in Berchtesgaden. — Wie das Sängerschlößchcn im bayerischen Vorgebirge, so gehört die Villa Alpenruhe zu den prächtigsten Bauten des bayerischen Hoch gebirges. * Ein grammatikalischer Streit mit tödtlichem Aus gange hat sich dieser Tage in Luggenhuscn in Esthland zugetragcn. Dort gericthen zwei gebildete Männer auf einem Spaziergänge wegen einer Regel der russischen Grammatik so heftig an einander,
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