Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189903152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990315
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-15
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.03.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«1 Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — 15. MSrz. L8VV handle. Der Vertreter für Rostock, vr. Herzfeld (soz.) benutzte die Gelegenheit, um von amtlicher Sozialistenbekämpfuug in Mecklenburg zu sprechen. Dadurch aber rief er zwei konservative Vertreter dieses interessanten Ländchens auf die Rednertribüne, 'so daß von den sechs mecklenburgischen Abgeordneten nicht weniger als 4, die beiden ersteren sogar je zweimal, das Wort ergriffen, und so fast die ganze Debatte von Mecklenburg beherrscht wurde. Die Abgg. Rettich und Frhr. v. Maltzan be haupteten unter großer Heiterkeit deS Hauses, daß die Wahl handlung in keinem Lande so ordnungsmäßig verlaufe wie in ihrem, und billigten im Uebrigen vollkommen die gegen die -sozialdemokratische Agitation ergriffenen Maßregeln. Für den Antrag sprachen sich noch auS vr. Bachem (Cent.), der hervor- hob, daß das Gesetz eine Menge politischen Mißbehagens be seitigen würde, und einer der beiden Haußmann (südd. Vpt.) — Dei der verblüffenden Aehnlichkeit der Zwillingsbrüder ist eine AuSeinanderhaltung ihrer Persönlichkeiten nur den Eingeweihtesten "möglich — der daraus Hinweisen konnte, daß die betr. Forderungen in Baden bereits geltendes Recht und in Württemberg von der "Regierung als nothwendig anerkannt seien. Der Antrag wurde gegen die beide» konservativen Parteien endgiltig angenommen und wird nun, wie seine zahlreichen Vorgänger, in den großen ZZapierkorb wandern, den die Regierung für die Initiativanträge 1>eS Reichstags bereit stehen hat. Und schon heute ist es sicher, daß er in der nächsten Session ein fröhliches Auferstehen feiern, vom Reichstag wieder engenommen und von der Regierung wieder abgelehnt werden wird, und sofort in inünitum. Frhr. v. Heyl (nl.) hat beantragt eine Reichskommission zur Beaufsichtigung der mehreren Staaten gemeinsamen Wasserstraßen einzusetzen und begründete heute dieses Verlangen damit, daß die Mannheimer mit ihren Fabrikabwässern und namentlich den Petroleumresten unseren schönen Rhein verpesten und den weiter unten wohnenden Wormsern, den Mitbürgern des Antragstellers, ihr Wasser ungenießbar machen. Von ihrer Regierung können -die Wormser keine Abhilfe deS Uebelstandes erbitten, da das Hessenland schon wenige Kilometer oberhalb aufhört, und da bitten sie nun daS Reich, sie gegen die bösen Mannheimer zu schützen. Der sozialdemokratisch« Mannheimer Stadtrath Dreesbach (soz.) wandte sich mit großer Lebhaftigkeit gegen die Beschuldigungen seiner Vaterstadt durch den Wormser Großhändler und behauptete, daß nach der Pettenkoferschen Theorie die Selbstreinigung des Flusses alles Uebel schnell wieder gut mache und daß die Wormser kein schlechteres Rheinwasser hätten als die Mannheimer selbst. Seine Parteigenossen ließen aber bei der Abstimmung Herrn Dreesbach im Stich und stimmten mit der großen Mehrheit des Hauses für den Antrag Heyl. Im Fluge wurden schließlich noch eine ganze Anzahl von Petitionen erledigt und zwar ausnahmloS nach den Anträgen der Kommission. Bei der Petition, die die Einführung der einheit lichen Sonntagsruhe für das Barbiergewerbe wünscht, versuchte Bebel (soz.) die Ueberweisung an die Regierung zur Berücksichtigung dnrchzusetzen, erhielt aber nur die Zustimmung seiner Parteige nossen. Die gleiche Erledigung sanden Petitionen betr. die Approbation weiblicher Aerzte, betr. den Verkehr im Kaiser- Wilhelm-Kanal, brtr.AbLnderungcndcSKrankcnversicherungsgesctzeS, betr. Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. -eck Rhodes. Vor drei Jahren trat daS Deutsche Reich offen für die Buren-Republik ein, die sich eines tückischen, zu Gunsten Eng lands unternommenen Ueberfalls zu erwehren hatte, und der deutsche Kaiser beglückwünschte in einem Aufsehen erregenden, aber in Deutschland mit herzlicher Zustimmung nnfgenommenen Telegramm den Präsidenten Krüger wegen seines erfolgreichen Widerstandes gegen die Feinde der Buren-Selbstständigkeit. Jetzt ist Cecil Rhodes, der verschlagenste, zäheste und thatkrästigste Vertreter der englischen Interessen in Afrika, der Urheber jenes tückischen Ueberfalls, als Mitglied des Geheimen Naths der Königin von England vom deutschen Kaiser in Audienz em pfangen worden. Er wird mit dem deutschen Auswärtigen Amt wegen verschiedener Pläne verhandeln, die er in Bezug auf die Gestaltung der Dinge in Südafrika hat und die zu nächst wohl ein ganz harmloses Aussehen haben, sich nm Eisenbahnbauten und dergleichen drehen, aber selbstverständlich keinem anderen Ziel dienen als der Ausbreitung der britischen Herrschaft. Packender kann der Wechsel in der deutschen Politik kaum zur Anschauung gebracht werden, als durch die Nebeneinander- ftellung jener kaiserlichen Depesche und des jetzigen Empfangs. Natürlich wird kein Vernünftiger glauben, der Standpunkt, von dem aus jene Depesche erlast" "urve, hätte unter allen Um ständen festgehnlten werden i Wenn irgendwo, so gilt in der Politik Heraklits Wort, d..,. „alles fließt". Der Freund von heute kann in einigen Jahren Feind sem, und unigekehrt. Aber triftige Gründe zu solchem Wechsel in den Stellungen müssen natürlich vorhanden sein, man muß wissen, warum man seine Freundschaft dem zuwendet, den man früher mit Unbehagen und Mißtrauen ansah. Das Auswärtige Amt wird sicherlich seine guten Gründe dafür haben, daß es sich heute zu England anders stellt als früher. Aber das dentsche Volk kennt diese Gründe nicht und wird sie, wie noch jüngst verkündet worden ist, zunächst auch noch nicht kennen lernen. Bei allem Vertrauen zu den Männern, denen die Leitung der auswärtigen Geschäfte des Reiches anvertraut ist, ist es also Niemandem zu verübeln, wenn er die Schwenkung nicht ohne Weiteres mitmachen will und kann und wenn er insbesondere Herrn Cecil Rhodes nicht ohne Besorgniß in Berlin sicht. Zwar läßt die Reichsregierung mit allem Nachdruck versichern, daß sie die deutschen Interessen Fallen Ernstes wahren wird, und an dem guten Willen wie an der Umsicht der leitenden Männer kann gar nicht gezweifelt werden. Aber eS kommen bei solchen Verhandlungen doch auch Fragen in Betracht, bei denen genaue Vertrautheit mit allen einschlägigen Verhältnissen, auch mit ost noch ganz unbedeutend scheinenden Dingen, überhaupt eine durch eigene Anschauung gewonnene Sachkenntnitz einen großen Vortheil verschaffen vor der nur durch indirekte Quellen erlangten, fernab im heimischen Bureau herangereisten nud von heimischen Vorstellungen be einflußten Auffassung, und wenn wir uns nun den kühnen, geriebenen Sir Rhodes in Verhandlung denken mit unsern «Staatsmännern, so erscheint es uns als eine schwere Aufgabe, «üch vor Uebervortheilung durch ihn zu schützen, und als ein Wagniß, sich überhaupt auf Verhandlungen mit ihm ein zulassen. Es giebt Fälle im Leben, in denen selbst die größte Klugheit, sofern sie mit vornehmer, ehrenhafter Gesinnung gepaart ist, nicht ausreicht, sich vor Benachtheiligung zu schützen, und ob ein solcher Fall hier nicht vorliegt, vermögen wir nicht zu entscheiden. England hat, um in Afrika Boden zu gewinnen, neuerdings einen anderen Weg eingeschlagen als den früher von ihm ver folgten. Es begünstigt das Aufkommen großer kapitalistischer Gesellschaften, welche an geeigneten Punkten Handel und Verkehr an sich bringen und von den fremden Besitzungen ableiten, bis diese nach und nach werthloS geworden sind und dann als reife Frucht den Engländern in den Schooß fallen werden. An den Gesellschaften werden nicht bloß britische Kapitalisten betheiligt, sondern, damit der Sache ein hübsches Mäntelchen umgehängt wird, auch ausländische Kapitalisten, selbst deutsche; die Leitung aber bleibt natürlich den Engländern oder ihren Strohmännern. Auf diese Weise bekommt das Ganze einen recht selbstlosen Anstrich; der freie Wettbewerb aller wirthschaftlichen Kräfte wird wieder zu einem verlockenden Köder, wie seiner Zeit der von England zn seinem Vortheil gepredigte Freihandel. Es ist auch nicht zu leugnen, daß einzelne deutsche Kapitalisten Vorthcile erlangen. Aber eines Tages wird doch England schmunzelnd den Gewinn allein einstreichen, man wird die Fremden auf diese oder jene Weise hinausdrängeln, die „offene Thür", für die England jetzt schwärmt, wird zugeschlossen werden, und unsere Besitzungen in Afrika sind in ihrer Entwickelungsfähigkeit unterbunden. So wenigstens scheint es in der Absicht der Engländer zu liegen. Ob es soweit kommt, das steht dahin. Jedenfalls wird es steter Aufmerksamkeit und großen Geschickes bedürfen, um ihnen recht zeitig den Weg zu verlegen. Die englische Presse, die nach dem kaiserlichen Telegramm an den Präsidenten Krüger schmähliche Beleidigungen gegen unsern Kaiser schleuderte, fließt heute über von Lobeshymnen auf ihn und auf Deutschland. Was man durch ungeschlachtes Auftreten nicht erreichte, soll nun durch zuckersüße Redensarten erlangt werden. Wir Deutsche wissen aber nach mancher Erfahrung gut genug, was wir von dem einen wie von dem andern zu halten haben. Und darum sind uns englische Liebenswürdigkeiten noch unbehaglicher, als englische Grobheiten. «»Mische Umschau. Freiberg, den 14. März. Die Londoner „Central News" bestätigt, der deutsche Kaiser werde am 29. Juli in Cowes eintreffen und dort während der ganzen Aachtregattawoche weilen. Der „Daily Graphic" schreibt, diese Meldnng, gepaart mit dem Ereigniß, daß der Kaiser Cecil Rhodes empfangen, kennzeichnen in augenfälliger Weise die voll kommene Aussöhnung zwischen Großbritannien und Deutschland. Prinz Heinrichs Abkommandirung von der ostasiatischen Station ist in Folge seiner Ernennung zum Geschwaderches bis Juli 1900 verschoben. In diesen Tagen ist ein Jahrhundert verflossen, seitdem nach dem Aussterben der Linie Psalz-Snlzbach die gegenwärtig regierende Linie des Hauses Wittelsbach in Bayern zur Herr schaft kam. Mit den Bayern freute sich das ganze deutsche Volk des Jubelfestes der Wittelsbacher. Telegramme aus München berichten, daß das Jubiläum im bayerischen Königshause in herz lichster Weise im ganzen Lande begangen wurde. Die Depesche des Kaisers ist noch nicht publicirt, in Hofkreisen ist man aber von der Wärme des Tones derselben entzückt. Der Prinz-Regent bat einen reichen Ordenssegen über eine Reihe verdienter Männer herab gelangen lassen. Die Presse Bayerns ist gefüllt mit historischen Reminiscenzen, Würdigung der Regeutentugenden des Prinzen Luitpold und mit Berichten über stattgehabte Feiern. Nach mannigfachen Schick salsschlägen ist Bayern durch den engen Anschluß an die deutschen Staaten zu Frieden und Wohlfahrt gelangt. In seiner Geschichte der neuesten Zeit wird dieser Wendung und des Staatsmannes tief dankbar gedacht werden müssen, durch dessen Genie Deutsch lands Einheit und damit die Stetigkeit der Politik der einzelnen deutschen Bundesstaaten zum eigenen Besten wie zu dem des Gesammtvaterlandcs gewonnen wurde Die Audienz beim Kaiser hatte Cecil RhodeS durch Ver mittlung des englischen Botschafters bezw. des Staatssekretärs v. Bülow nachgesucht und bewilligt erhalten, nachdem die Konferenzen mit Herrn v. Bülow, dem Unterstaatssekretär Frhrn. v. Richthofen und dem Kolonialdirektor v. Buchka vorangegangen waren. Die „Nat. Ztg." kann mittheilen, daß Rhodes vor seiner Abreise von England von der Königin von England empfangen wurde und der Uebermittler der Grüße derselben für Kaiser Wilhelm war. Rhodes bürste am Dienstag nochmals vom Kaiser empfangen werden. — Im Auswärtigen Amte haben gestern unter Tbeil- nahme von Regierungsvertretern die Verhandlungen Cecil Rhodes mit ^en interessirten deutschen Kreisen betreffs der afrikanischen Eisenbahnprojekte begonnen. Ueber den Stand der Militärvorlage erfährt man aus parlamentarischen Kreisen, daß die Verbündeten Regierungen noch im Lause des gestrigen Tages an verschiedenen Stellen den Ernst der Situation durchblicken ließen und sich entschlossen zeigten, in Folge der Ablebnnng der Regierungsvorlage in zweiter Lesung den Reichstag auszulösen. In diesem Sinne soll sich auch der Reichskanzler am Sonnabend gegen vr. Lieber geäußert haben. Sehr bemerkt wird eine Unterredung, welche Fürst Hohenlohe mit dem bayerischen Gesandten Grafen Lerchenfeld nnter Zuziehung des Generalmajors Boeck gehabt hat. Es wird jedoch der Annahme Vorschub geleistet, daß zwischen der zweiten nnd dritten Lesung der Militärvorlage zwischen dem Standpunkte der Ver bündeten Negierungen und der Reichstagsmehrheit ein bezüglicher Ausgleich angebahnt werden wird. Das preußische Staats ministerium hat in einer gestrigen Sitzung zu der Militärvorlage Stellung genommen. Der „Hamb. Corresp." meldet ausFriedrichsruh: Die Arbeiten am Mausoleum sind der Vollendung nahe, so daß der baldigen Beisetzung der Leichen des Fürsten und der Fürstin Bismarck nichts im Wege steht. Die Umgebung des Mausoleums wird gegenwärtig mit gärtnerischen Anlagen versehen. Die Anfang dieser Woche in Friedrichsruh eintresfende Leiche der Fürstin soll zunächst im Sterbezimmer des Fürsten an seiner Seite bis zu der Beisetzung aufgebahrt werden. Die „Gedanken und Erinnerungen des Fürsten Bismarck" sollten einer kürzlichen Mittheilung zu Folge auch in Deutschland in wohlfeiler Ausgabe erscheinen, nm auch dem Unbemittelten einen Einblick in die Bismarckiche Geisteswelt zu ermöglichen. Tas ist jedoch nicht der Fall. Der Cottasche Verlag theilte auf eine Anfrage mit, daß eine Ermäßigung im Preise nicht eintreten und daß die Veranstaltung einer billigen (Volks-) Aus gabe, wie sie z. B. in England zum Preise von 4,80 Mark das Exemplar erschien, in nächster Zeit nicht erfolgen werde. In jedem Falle beklagenswerth! Der wegen Verdachts der Spionage in Mainz verhaftete angebliche französische Offizier ist nichts weiter als ein Hochstapler. Er diente seinerzeit in einem westfälischen Ulanenregiment, desertirte und ging zur französischen Fremdenlegion, bei der er es zum Oberleutnant gebracht haben will. In der letzten Zeit hielt er in Kriegervereinen Vorträge über seine Erlebnisse in Algier und Tonkin. Ob das, was er jetzt angiebt, auf Wahrheit beruht, ist auch nicht sicher. Durch seine Renommistereien, er ei französischer Offizier, und sein sonstiges zweifelhaftes Benehmen wurde die Kriminalpolizei auf ihn aufmerksam und glaubte, einen Spion in ihm festzunehmen. Er ist noch in Haft, da er auch Zechprellerei verübte. Die Sozialdemokratie wird schon wieder deS Diebstahls beschuldigt. Diesmal ist es die „Freisinnige Zeitung" des Herrn Abgeordneten Richter, welche die Sozial- wmokratie des Diebstahls beschuldigt. Das Blatt schreibt nämlich über eine sozialdemokratische Wahlversammlung im zweiten Berliner Wahlkreise: „Herr Fischer war auch in der Lage, gegen ein freisinniges Flugblatt zu polemisiren, das daS freisinnige Wahlkomitee noch gar nicht ausgegeben hatte. Wie anders können alsdann die Sozialdemokraten in den Besitz dieses Flugblattes gelangt sein als durch Diebstahl?" Ferner ent hüllt die „Freisinnige Zeitung,, folgenden sozialdemokratischen Wahlkniff: „Im Jahre 1898 haben sich Sozialdemo kraten als im Wahlkreise und in solchen Häusern wohnend zur Wählerliste angemeldet, in denen sie niemals auch nur eine Nacht zugebracht hatten." Weshalb aber dann solchen Anmeldungen Folge gegeben wurde, ist eine Frage, die wohl eine authentische Beantwortung verlangt. In Oesterreich steht ein neuer Versuch zur Beilegung deS Sprachenstreits bevor: Graf Thun will auf Grund des 8 14 durch eine Nothverordnung ein Sprachengesetz für Böhmen er lassen. Dieser Kniff des Grafen Thun wird ihn und seine czechischen Freunde ebenso wenig zum Ziele führen wie seine bis herigen Künste. Ein Sprachengesetz auf Grund des Z 14 ist ebenso verfassungs- und gesetzwidrig wie die Badenischen und Säuischen Sprachenverordnungen, die Deutschen werden es um einer verfassungs- und gesetzwidrigen Entstehung willen ebenso- venig hinnehmen, wie die Sprachenverordnungen, mag sein Inhalt welcher immer sein. Für die Regelung der Sprachenfrage, die nicht provinzweise, sondern fürs ganze Reich erfolgen muß, um dessen Staats- und Dienstsprache es sich handelt, ist einzig und allein der Reichsrath zuständig, ihm muß, soll dem Sprachenstreit ein Ende gemacht werden, ein Sprachengesetz vorgelegt werden, das für alle Provinzen die einheitlichen leitenden Gesichtspunkte aufstellt. Graf Thun will, wie verlautet, das aus Grund des 8 14 erlassene Sprachengesetz dem Reichsrath zu nachträglicher Genehmigung unterbreiten. Wozu dieser Umweg, der dem Geist der Verfassung und sogar dem Wortlaut ihres Z14 widerspricht? Dieser Paragraph bestimmt: „Wenn sich die dringende Noth- wendigkcit solcher Anordnungen, zu welchen verfassungsmäßig die Zustimmung des Rcichsraths erforderlich ist, zu einer Zeit heraus- steüt, wo dieser nicht versammelt ist, so können dieselben unter Verantwortung des Gesammtministeriums durch kaiserliche Ver ordnung erlassen werden." Seit einem Jahre ist Graf Thun Ministerpräsident, bis vor Kurzem war der Reichsrath ver- ammelt, nichts hindert, ihn jeden beliebigen Tag wieder zu- ammentreten zu lassen — wie wäre da plötzlich die Regelung -er Sprachenfrage, die seit dem Regierungsantritt des Grasen Thun ununterbrochen auf der politischen Tagesordnung steht, durch Nothverordnung erforderlich oder auch nur statthaft? Aber es soll eben wiederum über die Rechte der Deutschen verfügt werden, ohne daß diese in die Lage kommen, ihre Meinungen, Wünsche und Forderungen vorher auszusprechen, wiederum sollen die Deutschen wie ein besiegter Volksstamm behandelt werden, dem die Eroberer seines Landes ihren Willen gebieterisch auf erlegen. Soweit sind die Deutschen in Böhmen aber glücklicher Weise noch nicht gesunken, noch ist der Czeche nicht Herr ihres Hcimathbodens, noch brauchen sie die Willkür eines Thun nicht als Gesetz anzuerkennen. Das Sprachengesetzexperiment mit dem 8 14 wird ein Schlag ins Wasser bleiben, eine Herausforderung mehr an die Deutschen, deren Stärke darin beruht, daß sie gleich zeitig ihr gutes nationales Recht und Verfassung und Gesetz Ver theidigen. Jetzt wird der „Voss. Ztg." aus Wien, 13. März, gemeldet: Nach einer offiziösen Angabe sei das Sprachengesetz der Regierung für Böhmen bereits fertig gestellt und werde un mittelbar nach Schluß der böhmischen Landtagstagung mittels des Paragraphen 14 erlassen werden. Die Regierung lege den größten Werth darauf, daß das Abgeordnetenhaus sofort an die Berath- ung dieser Verordnung gehe und werde deshalb vorher, um die Unzahl der vorliegenden Ministeranklagen und Dringlichkeits anträge aus der Welt zu schaffen, die letzte Tagung des Reichs- rathes schließen und eine neue einberufen. Der neueste Versuch der Regierung, das Parlament wieder arbeitsfähig zu machen, sei auf eine Willensäußerung der maßgebendsten Stelle zurückzu führen. Das Sprachengesetz werde den berechtigten Wünschen der Deutschen und Czcchen entsprechen. Es wird hinzugefügt, die dentsch-böhmischen Kreise seien nicht so unversöhnlich, wie die Deutschradikalen angäben. Dieser Behauptung gegenüber ist fest zuhalten, daß selbst die gemäßigtesten Deutschen ein auf Grund des § 14 erlassenes Sprachengesetz ablehnen, überhaupt das Ministerium Thun als für die Wiederherstellung normaler Zu stände ungeeignet. Diesen Standpunkt nimmt auch die gestrige Kundgebung des verfassungstreuen Großgrundbesitzes Böhmens ein, die insbesondere dagegen Stellung nimmt, daß durch ver fassungswidrige Erlassung eines Sprachengesetzes die Feststellung des nationalen Programmes der Deutschen vereitelt werden soll. Der Versuch der Negierung, die Deutschen zu beruhigeu, hat da her nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Zur Vorgeschichte des Selbstmordes vr. Krzyzanowskis in Lemberg wird folgendes bekannt: vr. Krzyzanowski übernahm vom Grafen Jakob Potocki 500 000 fl. zur Verwaltung. Als die Unregelmäßigkeiten in der Lemberger Sparkasse anfkamen, wollte die Galizische Kreditbank, die der Lemberger Sparkasse 700 000 fl. schuldete, diese sofort bezahlen. Im Einverständnisse mit dem anderen Direktor der Galizischen Kreditbank bediente sich hierzu Krzyzanowski des Depots Potockis. Donnerstag drahtete dieser, Krzyzanowski möge 150 000 Mk. an eine Berliner Bank übersenden; Krzyzanowski besaß nicht den Betrag und beging deshalb den Selbstmord. Am nächsten Tage wurde vom Bze- direktor der Galizischen Bank das Geld nach Berlin abgesandt. Schweiz. An der Universität m Genf ist ein Aergerniß vorgekommen, welches durch besonnenes Eingreifen der Behörden niedergeschlagen zu sein scheint. Ein junger Genfer Schriftsteller, Namens Louis Avennier, wurde beauftragt, drei Vorlesungen über Deutschland zu halten unter den Auspizien des Erziehungs departements. Schon im ersten Vortrag erging sich der Redner in bösartigen Aeußerungen über die deutschen Verhältnisse. Darauf wachten die deutschen Studenten ab, sie wollten am 9. März Abends nach der Aula der Universität gehen und pfeifen, wenn der junge Redner fortfahre. Avennier erlaubte sich bei Beginn der Rede sofort wieder unartige Redensarten gegen Deutschland, die deutschen Frauen und die deutsche Armee. Die Folge war ein großer Skandal. Die Gendarmerie mußte einschreiten. Da zahlreiche Zeugen die Aeußerungen Avenniers bezeugten, wurde er ausgcfordert, sich zu entschuldigen, was auch geschehen ist. Der Vorsteher des Erziehungs-Departe- mentS in ' gestellt, l FavonS lä der Redne breitet hat! Vorfall al daS Depa stattfinde. Riede konfere ganze An, Schwierig! hätten all« nicht jene der Konfe hier, bald gegenzuar war, ein namentlick die Konfe Wiederger jene erste: .'hinweg w nun bald Erwähnt Hauptstat den Regi, Courtoisi legenheit bei der 2 ihre juge: In t Allard di über die wen die 8 ob es sicl Ursachen Angriff -Tynamit! 'habe eine 'Standpu habe dies Unglücks Zeugen ! klärunge: Pulverm Jahre 1t das eine betrachte anderen nicht vol theil diel zersetzen, herbeigei hoher T der Fall von Lac Man hl gesunde suchung Attentat Revolvc Wichtig! hinzu, lToulon verbrech durch v Stelle Höllen» glaube, anlegen einen K gab der eifrig b Me Tagen zogen- geführt vollstär 120 M Franko nicht." v. Goj Reichst Vo die Ve „Die Natans der V< und ! versetzt Unger« Buch « Zeugei Natan" daß G und dl W Sonnt Rorv kehrte, Kund, mit § drei 8 gebun R hält! streun junge Inter seiner Grun Zwei den t welch entkle bann Hünl verle
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)