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kmMlM für die MMm Md Mlilchci BcdSrdcn zu Freiberg md SrMd. verantwortliche Leitung: «eorg Burkhardt. 57. krILemt jeden Wotruwg Nb ud« '/,v Ihr wr deu ! andere» Lag. Brei» virneljührltch 2 Ml. 2b Big. ! -weiwonatlich 1 Ml. bv Psg. u. ««monatlich 7öPtg. ! ' bL Jahrgang. Freitag, de« 10. MSrz. Inserate werden bi« Bormtttag tt Ü»i «mgenommen. Preis für die Spalt,ell« IS Pfg. Nuherhalb drS LandgrrichtSbezirk« Id Pfg. 1«ss. Die in Gemäßheit von Art. ll § 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 slgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise det Haupt» marktortes Dresden im Monate Januar dieses Jahres festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden bez. Quartierwirthen im Monat Februar dieses Jahres an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschsourage beträgt im LieferungS- verbande der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft 7 Mk. 87 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 Ml. 45,1 Pfg. für 50 Kilo Heu, 2 Mk. 73 Pfg. für 50 Kilo «trotz, wa- zur Nachachtung indurch bekannt gemacht wird. Tretderg, den 8. März 18SS. Königliche Amtöhauptmannschast. Für den Jmpsbezirk LanghennerSdorf ist am 4. dieses MonatS der praktische Arzt Herr Onrl Urtellrlelr L'nruvlrvr in Grotzfchtrma von der unterzeichneten Behörde als Jmpsarzt verpflichtet worden. Freiberg, am S. März 1899. Königliche Amtshauptmannschaft. Zwangs-Innung für das Schlaffer- und Büchsenmacher-Handwerk. Nachdem die Liste über Abstimmung wegen Errichtung einer ZwangS-Jnnung für das Schlosser- und Büchsenmacherhandwerk geschloffen worden ist, liegt solch« in der Zeit vom 11. dis 25. März laufenden Jahre- im Rathhause, Zimmer Nr. 4, in der Zeit von Vor mittag 9—11 Uhr und Nachmittag 3—5 Uhr für die Betbeiligten zur Einsicht und Erhebung etwaiger Widersprüche öffentlich aus. ES wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf dieser Frist angebrachte Einsprüche unberücksichtigt bleiben. Freiberg, am 9. März 1899. Der Kommiffar. Stadtrath L-oka«. Ausschreibung von Pflasterarbeiten. Die in diesem Jahre hierselbst auszuführenden Pflasterardeiten, zusammen rund 1000 qm Fläche umfassend, zu denen die Materialien von der unterzeichneten Stelle geliefert werden, sollen aus dem Wege der Ausschreibung zur Vergebung gelangen. Sekr L. 4/99 Nr. 2. an die Empfangsstelle zurückzugeben. Freiberg, am 7. März 1899. Do- «tadtbauamt. Lt. Bewerber um diese Ausführung können die Bedingungen hierüber und Verzeichnisse gegen Erlegung einer Gebühr von — M. 70 Pfg. im Stadtbauamte entnehmen. Die entsprechend auSgefüllten und namenSunterschriftlich vollzogene« Preisverzeichnisse nebst Bedingungen stab verschlossen, mit der Aufschrift: Pflasterarbeiten für die «tobt Freiberg versehen, bi- zum 15. Mürz 189» Konkursverfahren. Neber daS Vermögen des am 1. dieses MonatS verstorbenen SparkassrnkassirerS Heinrich Arno Baumann in Freiberg wird heute, am «. März 189», Nachmittag- 5 Uhr, da- Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Ieschky in Freiberg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bi- zum LÜ. März 189» bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung d«S ernannten oder die Wahl eineö anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GläubigerauSschuffeS und eintretend« Falle- über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände, ingleichen zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Freitag, ven 7. April 189», vormittag- 10»/. «hr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 83, Termin anberaumt. Allen Personen, die eme zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts ast' die Erben des Gemeinschuldners zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen,» dem Konkursverwalter bis zum 25. MLr» 1«»» Anzeige zu machen. Königliche- Amtsgericht z« Freiberg, Abth. L. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: mündlich mitgetheilt, zugleich wurde er von allem, was vorging, in Kenntniß gesetzt. Er übergiebt einen Brief du PatyS der Oeffentlichkeit, worin dieser ihm eingehende Weisungen zugehe« läßt, die du Paty am Schluß in folgende vier Punkte zusammen- saßt: ,1. Solange Sie von mir keine amtliche Mittheilung er halten, brauchen Sie mich nicht zu kennen. 2. Schweigen Sie' über unsere Beziehungen und berufen Sie sich auf Verpflichtungen gegen dritte Personen. 8. Behaupten Sie, daß unsere Be ziehungen sich lediglich auf mäßigende Rathschläge meinerseits und die Berufungen an Ihren guten Willen beschränkten, damit Sie das Schriftstück auslieferten, und daß Sie nichts mit der Sache der verschleierten Dame zu thun hatten. 4. Niemals habe ich Ihnen etwas Vertrauliches mitgetheilt, und ich war eS nicht, der Picauart denunzirte." Aehnlich war das Verfahren im Prozeß gegen Zola; täglich empfing Esterhazy Mittheilungen und Weisungen, und mit seinem Vertheidiger Tezenas stand daS Kriegsministerium fortlaufend in Beziehung. Maitre Tezenas war es auch, der für General Boisdeffre die Ansprache an die Geschworenen aufsetzte, worin dieser mit seinem Abschied drohte, falls Zola nicht verurtheilt werde, eine Ansprache, die ihm späterhin bekanntlich verhängnißvoll wurde. Nach dem Prozeß mußte Esterhazy auch „aus Befehl" Picquart fordern: „General Gonse hatte eS Tezenas, General Pellieux hatte es mir (Esterhazy) selbst gesagt und Oberst Henry theilte mir mit, daß jeder im Ministerium es erwarte." So wurden denn auch vom Ministerium die Zeugen zu dem Duell für Esterhazy kommandirt. Eine ergänzende Mittheilung Esterhazys an das Daily Chronicle beschäftigt sich mit Henry und dessen Selbst mord. Er schildert darin Henrys Verhör vor Cavaignac in Gegenwart der Generäle Boisdeffre und Roget, die von allem, was er gethan, unterrichtet gewesen seien und auf deren Schutz er rechnen zu können glaubte. Als er sah, daß sie ihn im Stich ließen, gab er alles verloren und fand nur, als er das Kabinett des Ministers verließ, die Worte: „Diese Elenden! Sie haben den Oberstleutnant des Generalstabs du Paty du Clam zu erkennen. Am nächsten Tage neues Stelldichein mit du Paty, von dem Esterhazy nun eingehende Weisungen empfing, waS er dem Kriegsminister, an den er sich gewandt hatte, über seine Sache sagen solle; an demselben Tage Zusammenkunft mit Oberst leutnant Henry am Postamt der Rue du Bae; dieser ertheilte Esterhazy den Befehl, allen Anordnungen du Patys bis ins Kleinste zu folgen; am Abend Weisung du PatyS, waS er dem General Millet, der Esterhazy auf Befehl des Kriegsministers empfangen sollte, zu sagen habe. Da weder Esterhazy noch du Paty von dieser Zusammenkunft mit General Willet befriedigt war, diktirte du Paty dem Major Esterhazy den schon bekannten Brief an den Kriegsminister Billot vom 25. Oktober 1897, worin Esterhazy die Behauptung aufstellt, Dreyfus habe mit Be nutzung seiner (Esterhazys) Schrift daS Borderau angefertigt, und worin er zum Schluß unter der Drohung, sich nöthigensaüs an den deutschen Kaiser zu wenden, um Schutz seiner Ehre bittet. Nachdem alsdann Frau Pays als Mittelsperson ausersehen war, schrieb Esterhazy, da der Brief an den Kriegsminister noch immer ohne Wirkung blieb, auf Befehl und unter dem Diktat du PatyS einen Brief an den Chef des großen General- stabeS General Boisdeffre und zwei andere an den Präsidenten der Republik. Der letztere dieser Briese verursachte, wie Esterhazy von Henry erfuhr, große Aufregung, und in der That wurde Esterhazy zu General Saussier befohlen, der wohlwollend und beruhigend aus ihn «inredete. Esterhazy empfing auch einen Schlüssel zur Entzifferung etwaiger vertraulicher Mittheilungen, dieser Schlüffe! wurde vom Richter Bertulus mit Beschlag be legt und liegt bei den Akten des Kassationshofes. Der Anlaß Esterhazys Evthöllaagta. ! Die Enthüllungen, die Esterhazy in diesen Tagen zugleich im l Londoner „Daily Chronicle" und in Paris als Fortsetzung seiner ! Broschüre „Des Dessous äs l'allairs Drs^kus" veröffentlicht hat, s laufen darauf hinaus, den Glauben zu erwecken, daß der General- ! stab und daS Kriegsministerium Esterhazy seine Rolle im Dreyfus- < lind Zola-Handel genau vorgeschrieben, daß er nur auf Befehl i seiner Vorgesetzten gehandelt habe, deren gehorsames Werkzeug ' er war. Die Umstände, unter denen die Veröffentlichung erfolgt, ' sowie die Belege, die er zur Stütze seiner Behauptung beibringt, ' erwecken den Eindruck, daß Esterhazy diesmal die Wahrheit sagt. Weniger interessant sind die Mittheilungen über seine Aussage vor dem Kassationshof. Die Urheberschaft des Bordereaus ist dadurch nicht festgestellt worden, denn wenn Esterhazy auch nicht aller Form leugnet, das Bordereau geschrieben zu haben, so bestreitet er doch, daß er den Zeugen, die die Kriminalkammer vernommen, davon gesprochen habe. Dieser zweite Theil seiner Enthüllungen richtet seine Spitze gegen Cavaignac, an dem er sich rächen möchte, weil er ihn verabschiedet und ihm die Bezüge gekürzt hat. Esterhazys Erzählung der Vorgänge, durch die er veranlaßt Kurde, in den Dreyfushandel einzugrelfen, liest sich wie ein Roman. Es war, so erzählt er, im Herbst 1897, während er friedlich im Kreise seiner Familie auf dem Lande, auf Schloß Dommartin, weilte, als er am 18. Oktober (nicht am 20., wie er aus höhere Weisung aussagen sollte) einen mit verstellter Schrift geschriebenen Brief, unterzeichnet Esperance, erhielt, der ihn aus die ihm drohende Gefahr aufmerksam machte und dringend auf- fvrderte, seine Maßregeln zu treffen. Dieser Brief, bemerkt Esterhazy dazu, stamme zweifellos auS dem Kriegsministerium. Er eilte nach Paris und stieg bei Frau Pays in der Rue de Donai ab. Obwohl Niemand seinen Aufenthalt kannte, wurde gleich am andern Tage nach ihm gefragt, und am nächsten Tage meldete ihm der Portier, daß derselbe Besucher auf der Straße am Square Vintimille auf ihn warte. Er fand dort einen Mann, den er trotz einer großen blauen Brille, die er trug, an der Haltung als Militärperson erkannte. Diese benachrichtigte Esterhazy ebenfalls, es drohe ihm eine große Gefahr, aber er brauche sich nicht zu beunruhigen, denn er habe mächtige Be schützer. Außerdem übergab der geheimnißvolle Fremde ihm einen Zettel, worin ein neues Stelldichein für denselben Tag auf 5 Uhr nachmittags in der Nähe des ParkS Montsouris angegeben war. Als Erkennungszeichen sollte Esterhazy ein Taschentuch in der Hand tragen und auf die Anrede mit einem ihm mitgetheilten Stichwort antworten. An dem bezeichneten Orte traf er einen Wagen mit drei Personen ; zwei von ihnen, darunter der Mann mit der blauen Brille, kamen auf ihn zu, der Andere trug einen langen Ueberzieher, einen weichen, in die Stirn gedrückten Hut, eine Brille und einen falschen schwarzen Vollbart. Der Mann mit dem falschen Bart theilte ihm alsbald mit, was vorging, die Entdeckung Picquarts, daß Esterhazy wahrscheinlich das Bordereau geschrieben, den Feldzug Scheurer-Kestners, um ihn zu entlarven u. s. w. Man sei aber höchsten Orts über alle Einzelheiten des „jüdischen Komplotts" unterrichtet und werde ihn schützen; er möge sich jeden Abend 5 Uhr im Cercle Militaire einfinden, wo der Mann mit der blauen Brille ihm Weisungen zukommen lasten werde. Auf TsterhaM Frage «ach dem Namen seiner hilfs bereiten Beschützer gab der Ma«n mit dem falsche« Barte sich als mich zu Grunde gerichtet." Das sind in großen Zügen die Geständnisse Esterhazy, die an sich wahr sein mögen, die aber gewiß nicht die volle Wahr heit enthalten. Auf alle Fälle hat Esterhazy mit seinen Ent hüllungen den Revisionisten eine höchst werthvolle Waffe geliefert, die um so wirkungsvoller sein dürste, als, wie bereits erwähn^ die Strafkammer des Kassationshofes die Auslastungen Esterhazys längst kannte und in ihrer Enquete verzeichnet hatte. Die Revisionisten verweisen darauf, wie recht Zola hatte, als er D« Paty de.Clam als den teuflischen Urheber des ganzen DreyfuS- Handels bezeichnete und erklärte, daß Esterhazy auf „Be;ehl" von dem Kriegsgerichte freigesprochen worden wäre. Wenn Esterhazys Darstellung der Vorgänge nicht in überzeugender Weise widerlegt werden kann, so ist die Lage der früheren Spitzen des Generalstabs nach den Enthüllungen weniger als je eine beneidenswertste; denn Jeder muß fragen, welche Gründe der Generolstab wohl haben mochte, um Esterhazy zu retten, ehe noch sein Name öffentlich genannt worden war, und warum man zu den äußersten Mitteln griff, um diese Rettung zu vollziehe^ wenn der Major a. D., wie er behauptet, an dem Ber-ach-, fü» den Hauptmann Dreyfus büßt, unschuldig ist. der Aufregung, die Esterhazys Brief an Felix Faure veranlaßte, wie die darin enthaltene, ihm ebenfalls diktirte Mittheilung, er, Esterhazy, befinde sich im Besitz eines geheimen Aktenstückes über die LandeSvertheidigung — des sogenannten „besreienden Schrift stückes" o« vavaiUs äs D. —, das aber Esterhazy in Wirklichkeit nie besessen hat. Man diktirte ihm den Brief vom 14. November an den Kriegsminister und legte die Photographie des „besreien den Schriftstücks" bei mit der Bemerkung, daß eine verschleierte Dame es Esterhazy übergeben habe. Esterhazy empfing am 16. November durch General Torcy, den Kabinettschef des Ministers, die Bescheinigung des Empfanges der Sendung vom 14., „worin Sie mir die Photographie eines Schriftstücks zukommen lasten, das Ihnen von einer unbekannten Frau als aus dem Kriegs ministerium stammend, übergeben worden war." Volle vierzehn Tage, fügt Esterhazy hinzu, konnte ich also behaupten, im Besitze eines Schriftstücks zu sein, mit dem man mich die öffentlichen Gewalten bedrohen ließ, ohne daß ein Schritt gethan wurde, um meine Behauptungen zu prüfen, ohne mich zu veranlassen, sie zu beweisen, und schließlich geht mir aus dem Kabinett des Ministers eine Empfangsbescheinigung zu, die meine Aussagen bestätigt. Die Unterstützung der Livre Parole wurde durch den Dixi unterzeichneten, Esterhazy zugesteckten Artikel gewonnen, den dieser am 14. November Drumont über gab, und die Unterstützung Rocheforts bewirkte in Boisdeffres Auftrage dessen Adjutant Pauffin de St. Morel. Am 16. November übergab Mathieu Drevfus den Namen Esterhazys der Oeffentlichkeit, und die von General Pellieux geführte Unter suchung gegen Esterhazy begann. Die Aussagen, die er in der Voruntersuchung und vor dem Kriegsgericht zu machen habe, er zählt Esterhazy weiter, wurde« ihm tagtäglich schriftlich oder