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18SS Freiberger Anzeiger «nd Tageblatt. Seite S. — s. März s« stellen würden. Als Nachfolger des r'ldmirals von Knorr Die Kriegs»» Enquete am Ufe, Toulone ein Kilc etwa 50 Der Zr besetzt n "die Mw der Kat vom Pi DaS M von der ein Glü Nr. 2 t eingeschl nahm il geschleu gigantis Arten ' Schwßb noch kei wenn si die Voi explodu mit zui glauben einer K Demen! Selbste ausgesd Explosi Schutte ,neueste' der bei und 1L SP den Bi Gruppe keincrll Deutsct CH wie da höflich« San-L direkt .dürfte übernc Londo besagt, -Deuts« Bai v Verstö Unter der it gut u » auS lassen Schuf die de es m für je Geschi ersetzt Vertu Ereig richtet der A die daS 8 Amer vernic wund 320 l Häufe Leben Frew auf 1 Spa Ein s ameri kann Laiid> aber -Woch amer! Hand« Phili Trup thatst tagen Krj s eine gefiel Reick gelte Arbc feste, diese Gew werd 5 den been gen! genu ande übri stret mög Fest und Per Ger Ha, Fortschritt gezeigt. Die Bilanz dieses Jahres ist die beste im , ganzen letzten Jahrzehnte: Gcburten-Ueberschüsse von 108088 , Köpfen (in Deutschland 784634). Die schöne Bilanz ist aber nicht durch Vermehrung der Einnahmen, sondern durch Ver minderung der Ausgaben erzielt. Die Sterbesälle blieben um nahezu 22000 hinter dem Vorjahre zurück, die Geburten um wund 6500. Da die Sterblichkeit mit der Zahl der Geburten steigt und fällt, weil leider die Kindersterblichkeit immer noch überaus groß ist, so erklärt es sich schon aus dem Verhältnis der Gcbuitszistern, daß Frankreich eine beträchtlich geringere Sterblichkeit hat, als Deutschland (etwa 2 Sterbefälle auf das Tausend der Einwohner weniger). Es mögen auch bessere hygienische oder wirthschaftliche Verhältnisse zur Minderung der französischen Stcrblichkc>tSzifser beitragen. Das bischen Lebensverlängerung sür die vorhandene Bevölkerung kann aber den Mangel an Nachwuchs nicht aus gleichen. Die vergleichende Ausrechnung sür die letzten 10 Jahre macht .das recht klar. Von 1888—97 hatte Frankreich einen Geburts- Überschuß von 292315 Köpfen, das deutsche Reich aber von 6699226. .Also Deutschland hat m dieser Zeit einen Vorsprung von 6400000 Einwohnern gewonnen. AngesichiS dieser Zahlen begreift es sich, daß Frankreich beim besten Willen diejenige Menge von waffen fähigen Rekruten nicht aufzubringen vermag, die Deutschland alljährlich mustern kann. Die ungünstige Bevölkernngsbilanz hat wesentlich dazu bei- gctragen, den Franzosen klar zu machen, daß sie für sich allein micht im Stande sind, Deutschland niederzuwerfen, sondern un bedingt einen Bundesgenossen zum Revancheknege brauchen. Sie glaubten ja auch bis vor Kurzem noch, einen solchen Genossen, der ihren Mangel an persönlicher Krast großmüthig ergänzen würde, in Ruhland gefunden zu haben. Seit der trüben Er fahrung von Faschoda ist auch diese Hoffnung erschüttert. — Montecuculi hatte bekanntlich die Lehre verkündet, daß zum Kriegführen drei Dinge gehörten: 1. Geld, 2. Geld, 3. Geld. In der Zeit, als man mit Geld so viel Werber auf die Beme bringen konnte, wie man wollte, traf das vollständig zu. Jetzt aber, bei den nationalen Volksheeren, kommt es nicht allein auf das Geld, sondern auch auf dieZabl der überhaupt vorhandenen wehrfähigen Mannschaft an. Was der Storch vor 20 oder so viel Jahren nicht gebracht hat, läßt sich auch für Geld nicht kaufen. Der National-Oekonom Leroy Beaulieu hat längst in sehr eindringlicher Weise seiner Nation die Gefahren vorgehalten, die aus der Unfruchtbarkeit des Volkes sich ergeben. Er tr,tt auch der Ansicht entgegen, daß aus der besseren Bilanz einiger Jahre oder aus den jüngsten Steigerungen der Eheschlicßungszisfern schon eine Rettung zu hoffen sei. Im Gegentheil; er führt aus, daß in dem Jahrfün't nach den Kriegsfahren (1872—1877) eine außerordentlich hohe Zahl von Geburten stattgesunden habe und daß darauf die besseren Eheschlicßungszisfern der Neuzeit zurück zuführen seien. Für die Zukunft aber ist nach diesem Forscher eine weitere Abnahme der Geburtsziffern zu erwarten. Leroy-Beaulieu empfiehlt als Heilmittel, einerseits durch ver besserte Gesundheitspflege auf eine^Verringerung der Sterblich keit hinzuarbeiten, andererseits die Scheu vor größerer Kinderzahl abzulegen. Es gcebt Gelehrte, welche behaupten, das französische kommt, was als selbstverständlich gilt, in erster Linie der bei der ganzen Marine ungemein beliebte, im Range zunächst folgende Admiral Koester in Betracht. Dieser gehört der Marine seit dem 21. Juni 1859 an. Am 10. Oktober 1892 wurde Koester zum Vize-Admiral besördert und kommandirte 1893 das Manöver- gejcywader, dessen Ches er bis zum 30. September 1896 blieb, an welchem Tage er zum Chef der Marinestation der Ostsee ernannt wurde. Am 22. März 1897 erfolgte seine Beförderung zum Admiral. Im vorigen Jahre hatte die Staatsanwaltschaft in Graudenz gegen den Druckerlehrling Kurzynski von der „Gazetta Grudziadzka", der sein Zengniß verweigerte, Zeugnißhaft verhängt. Nach zehnwöchiger Haft wurde der fünfzehnjährige Knabe ent lassen. Jetzt ist das Zeugnlßzwangsverfahren wiederum gegen den Druckerei-Faktor und zwei Lehrlinge von derselben Zeitung eingeleitet worden. Es handelt sich um den Verfasser eines Artikels, durch den angeblich die Staatsanwaltschaft beleidigt ist und dessen Namen jene drei Personen am 3. März vor dem Untersuchungsrichter nicht nennen wollten. Nachträglich ist der Der Rückgang des sranMscheu Rolkes. Im Jahre 1895 war es in Frankreich dahin gekommen, daß me Zahl der Todesfälle die Zahl der Geburten übertraf, so daß sich ein natürlicher Bevölkerungsverlust von 17813 ergab. In demselben Jahre betrug in Deutschland der Ueberschuß der Ge burten 725790. Also m einem einzigen Jahre erhielt die deutsche Bevölkerung einen Vorsprung von dreiviertel Millionen! Im Jahre 1896 besserte sich die Entwickelung in Frankreich. Es er gab sich ein Geburtenüberschuß von 93700 Köpfen (in Deutsch land 815783). Dieser Aufschwung hatte freilich einen Haken. Er rührte mehr von der Verminderung der Sterbefälle, als von «der Vermehrung der Geburtsfälle her; Letztere waren nur um 31413 gestiegen. Im Jahre 1897 hat sich derselbe hinkende Die Beisetzung der sterblichen Ueberreste des Fürsten Bismarck ist endgiltig auf den 1. April, den Geburtstag des Fürsten, festgesetzt morden. Das Mausoleum ist jetzt im Rohbau vollständig fertig und von den Gerüsten befreit. Nach zwei vorliegenden Federzeichnungen aus Friedrichsruh besteht "der Bau aus einem sechseckigen Thurm von massiver Höhe und der Grustkirche, an die sich ein chorartiger Anbau anschlicßt. Die ganze Kapelle steht aus einem hohen Sockel aus Feldsteinen. An der Südseite des Schiffs ist das Portal angeordnet. Dasselbe wird von einem hohen Giebel überragt. Die Nordseite des Schiffs zeigt ein Bogenfenster, wie der ganze Bau überhaupt romanische Formen zeigt. Der Thurm wird von einem spitzen, aber mäßig steilen sechseckigen Dach, daS Schiff ebenfalls von einem spitzen Dach, der Chor von einem runden Dach abgeschlossen. Die Ruhestätte des Fürsten und der Fürstin ist im Thurme vor gesehen Die Familiengruft befindet sich in einem westlichen Anbau des Thurmes. Das Schiff der Kirche wird als Kapelle eingerichtet. Der ganze Bau macht mit seiner schlichten Formen- gebung einen sehr ernsten, aber würdigen Eindruck, welche der Bedeutung des Mausoleums wohl zu entsprechen geeignet ist. Von verschiedenen Seiten wurde und wird gemeldet, daß die Ernennung des Abgeordneten Freiherrn von Zedlitz- Neukirch zum Präsidenten der Seehandlung als feststehend gelten könne. Die „M. u. P. C." glaubt sogar, in dem Ab geordneten den künftigen preußischen Finanzminister sehen zu können. Zum bevorstehenden Wechsel im Oberkommando der Marine werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Admiral v. Knorr hatte bereits im April v. I. sein Entlayungsgesuch ein gereicht, der Kaiser wollte aber damals dem Anträge nicht statt- gcben, weil ihm unmittelbar nach Annahme der Flottcnvorlage ein Wechsel in der obersten Leitung des Marine-Kommandos nicht thunlich schien. Seit dieser Zeit hat sich der Gesundheits zustand des kommandirenden Admirals in Folge wiederholt aus tretender heftiger Podagra-Anfälle so sehr verschlechtert, daß Herr v. Knorr sich den Aufgaben seines Amtes nicht mehr in vollem Umfange gewachsen fühlt, zumal die neu geplanten Organisationen in der Marine an seine Arbeitskraft sehr erhebliche Anforderungen könnten, wenn er auf die Reise nach Rom verzichtet. Die Budgetkommission des Reichstags setzte gestern die Be- rathung des Kolonial-Etats fort. Bei dem Etat für Togo wurden die Krauseschen Anschuldigungen bezüglich angeblicher Begünstigung des Sklavenhandels durch die deutsche Verwaltung mit zur Sprache gebracht. Direktor v. Buchka er widerte, Krause habe selbst Sklavenhandel getrieben, sich drei Frauen gekauft und seinem Diener Ibrahim drei Frauen ge schenkt. Es sei möglich, daß in der neutralen Zone Sklaven handel getrieben werde und daß auch Sklavenhändler durch deutsches Gebiet nach der Küste ziehen. Die Regierung thue Alles, um den Sklavenhandel zu verhindern. Der Gouverneur von Togo sei aufgefordert worden, die Stationschefs über die Behaupt ungen Krauses zu verhören und Berichte einzufordern. Von verschiedenen Rednern wurde gerichtliches Vorgehen gegen Krause gefordert. Der Kolonialdirektor entgegnete, daß er zwar kein Freund von gerichtlichem Vorgehen sei, nach den ge bürten Ausführungen aber unverzüglich den Strafantrag gegen Krause stellen werde. Auf bezügliche Anfragen theilte der Direktor mit, daß Diamanten bisher in den Flußgebieten Südwestafrikas nicht gesunden worden seien. Ueber weitere Feststellungen, ob Diamanten vorhanden seien, und bezüglich Konzessions-Ertheilungen soll mit dem Gouverneur weiter verhandelt werden. dringendes Bedürfniß, da sich in den letzten Jahrzehnten durch daS riesige Anwachsen der Gesellschaften mannigfache ungesunde Erscheinungen und Nnzutrüglichkeiten herausgebildet hätten. Eine prinzipielle Gegnerschaft gegen die Vorlage wurde denn auch überhaupt gar nicht laut, vielmehr erkannten alle Redner und Parteien die Nothwendigkeit einer staatlichen Aufsicht und Kontrolle auf diesem Gebiete unumwunden an. Am weitesten ging in dieser Beziehung der sozialdemokratische Wortführer Calwer, der eines der jüngsten Mitglieder des Reichstages ist und heute seine Jungfernrede mit großem mimischem Aufwande hielt, für ihn war die geplante Staatsaufsicht lange nicht genügend, .er wollte sie vielmehr viel weiter ausdehnen. Die meisten Redner, namentlich Gamp (Rp.) wünschetn bei der Beaufsichtigung mehr die Reichsinstanz in den Vordergrund zu schieben, während Spahn (C.) im Interesse des föderativen Charakters des Reichs die Instanz der Einzelstaaten befürwortete. Auch eine Reihe minderwichtiger Ausstellungen wurde noch vorgcbracht. So er klärte sich Rettich (k.) gegen die Bestimmung, die den Genossen schaften den Hypothekenbankbetrieb untersagt; so brachte Munckel (fr. Vpt.) Bedenken gegen die Einrichtung des Pfandbriefhalters vor; so eiferte Gamp (Rp.) gegen die Zulässigkeit der Beleihung von Bauplätzen; so bemängelte I)r. Hahn (B. d. L.) einige Vor schriften über die Taxation der zu beleihenden Grundstücke; so wünschte Calwer (soz.) auch die Einbeziehung der Landschaften in die gesetzliche Regelung. Aber diese und noch manche anderen Ausstellungen wurden nur andeutungsweise vorgebracht, da ja die Kommission der zweiten Lesung Vorarbeiten wird. Den trockenen Gegenständen entsprechend war auch der Ton recht trocken. Selbst dem so außerordentlich witzigen Munckel wollte es nicht gelingen, ihnen einige humoristische Seiten abzu gewinnen, wofür daS Haus doch stets so dankbar ist. Aber eine gute Gelegenheit gab cs, einen Heiterkeitscrsolg zu erzielen, und die ergriff Abg. Calwer. Gestern schon und heute wieder war vr. Hahn, der augenblicklich einer militärischen Dienstleistung obliegt, in Uniform erschienen, und dieser ungewöhnliche Anblick chatte sofort die allgemeine Aufmerksamkeit erregt. Der sozial demokratische Redner nun erklärte, daß er sich mit den Ansichten deS Herrn „Leutnants" Hahn nicht einverstanden erklären könne, .und der Präsident reagirte prompt darauf, indem er unter großer Heiterkeit des Hauses diese Bezeichnung „zwar für harmlos, aber unpassend" bezeichnete. Das hielt freilich nachher Herrn Lenz mann (fr. Vpt.) nicht ab, von „uniformirten und nicht uniformirten Rednern" zu sprechen, eine Bemerkung, die auch ihr Scherflein an Heiterkeit einheimste. — Uebermorgen lex Heinze und Wahl prüfungen. Volk sei als Nation im Ganzen alt und unfruchtbar geworden, so daß eS auf die Neigungen oder Abneigungen der Einzelnen gegenüber dem Kindersegen nicht ankomme; .Andere jedoch führen das Uebel, daS die Nation betroffen, hauptsächlich auf das sog. Zweikindersystem zurück. Vermuthlich wirken hier, wie bei allen bedeutsamen Unregelmäßigkeiten in der Entwickelung eines Volkes, eine ganze Reihe von alten und neuen Ursachen verschiedener Art zusammen. Ist das der Fall, so läßt sich ein Umschwung nicht durch Beredtsamkeit oder einzelne Sinnesänderungen erzielen. Das Verhängniß wird wohl seinen Gang gehen. Politisch« Umschau. Freiberg, den 8. März. Deutschland. Den französischen Blättern übermittelte die „Agence Nationale" telegraphisch die aus Berlin datirte Meldung, daß Kaiser Wilhelm beschlossen habe, die Reise aufzugeben, die er in diesem Frühjahr nach Rom unternehmen wollte. „Diese Nachricht," fügte die genannte Telegraphen-Agentur hinzu, „ruft eine gewisse Sensation in den diplomatischen Kreisen her vor, um so mehr, als noch nichts hinsichtlich der wirklichen Be weggründe in die Oeffentlichkeit drang, die den Kaiser zum Ver zichte auf seine Reise bestimmten." — Die „Nat. Zeit." bemerkt hierzu: Diese „gewisse Sensation" ist jedenfalls nur in der Phantasie des Gewährsmannes der „Agence Nationale" vorhanden. Thatsächlich hat das römische Reiseprojekt offiziell überhaupt nicht bestanden, ko daß es auch nicht offiziell aufgegeben werden konnte. Richtig ist nur, daß der Kaiser gegenüber dem Maler Prell nach der Besichtigung der für die deutsche Botschaft' im Palazzo Caffarelli bestimmten Wandgemälde aus die Möglichkeit hinwies, daß er der Einweihung dieses künstlerischen Schmuckes beiwohnen würde. Irgend welche Schritte behufs Ankündigung eines Besuches am italienischen Königshause waren aber bisher nicht erfolgt; auch ist ein solches Projekt bisher nicht in den diesjährigen Reiseplan des Kaisers ausgenommen worden. Sollte aber der Kaiser einen privatim gehegten Wunsch aufge geben haben, so braucht nur an wichtige schwebende Fragen, wie die der Militärvorlage und die auf das Gemeindcwahl-Gesetz be züglichen erinnert zu werden, um zu zeigen, daß für den Kaiser vor Allem Rücksichten der inneren Politik maßgebend sein Nachdem nuu daS große Werk des Bürgerlichen Gesetz buchs gelungen ist, soll endlich auch das Hypothekenbankwesen einer einheitlichen reichsgesetzllchen Regelung unterzogen werden. Mit «vollem Recht bezeichnete der Staatssekretär das als ein Name des Verfassers nun doch genannt worden, und zwar ist eS — der verantwortliche Redakteur des Blattes, d. h. also dieselbe Persönlichkeit, die nach dem Gesetz ohnehin als Thäter für die strafbare Veröffentlichung haftet. Der Fall beleuchtet recht scharf den Unfug, der durch den Zeugnißzwang in Preßsachen angerichtet wird. Die „Köln. Volksztg." hat Recht, wenn sie schreibt: „Wie schrecklich ist die Lage eines in Preßsachen als Zeuge auftretenden Setzers, der das Unglück hatte, Handschrift und Verfaffer im Gedächtniß zu behalten! Sagt er aus, so muß er befürchten, mit seinem Brotherrn, dem Verleger, es zu verderben und unter Fachgenossen „Lump" genannt zu werden. Verweigert er die Aussage, so spaziert er ins Gefängniß. Hier die Scylla — dort die Charybdis — der Mittelweg führt zum — Meineid!" Die e rst e Pleite in Kiautschou hat am 13. Januar ein Israelit gemacht. Rosenberg heißt er, der dort im neuesten deutschen Reichslande als Bauunternehmer die Segnungen der Kultur einführte und dann Reißaus nahm. Der kaiserliche Richter vr. Gelpke hat den offenen Arrest angeordnet und den Referendar vr. Wagenführ zum Konkursverwalter ernannt. Theorie und Praxis! Die sozialdemokratische freie Vereinigung selbständiger Barbiere in Berlin hat die Forderung der sozialdemokratischen Barbiergehilfen, die Läden um 9 Uhr zu schließen, rundweg abgelehnt. Die Meldungen über die Zunahme der Uebertritte zum Pro testantismus mehren sich in Oesterreich denn doch immer mehr. Man glaubt die Zahl der Uebertritte dürfte bald 10 000 er reichen. In Innsbruck traten am Sonntag abermals 8 Personen' öffentlich zum Protestantismus über; nächsten Sonntag folgen' weitere Uebertritte. Unter diesen Umständen glaubt der Kleri- kalismus sich mehr als bisher rühren zu sollen. Am Montag fand in Wien eine von den Klerikalen veranstaltete große Em- spruchsveriammlung gegen die Uebertrittsbewegung statt. Der Tiroler Abgeordnete Schöpfer bekämpfte das Schlagwort „Deutsch sein heißt lutherisch sein" und sagte, der Rus: „Los vom Rom!" bedeute auch „Los von Oesterreich!" Prinz Liechtenstein sprach gegen die „Umtriebe" Schoenerers in Nordböhmen. Lueger be hauptete, Wien habe von Rom nur Wohlthaten erfahren. Di? Versammlung nahm dann eine Entschließung an, welche An hänglichkeit an die katholische Kirche gelobt und die Feinde der Kirche als Feinde Oesterreichs bezeichnet. Ein Begrüßungsschreiben sandte u. A. der Hamburger „Norddeutsche Jugendbund". Was mag denn das für eine ultramontane Vereinsschöpfung sein?! Italien. Das Dienstag Abend sechs Uhr ausgegebene, von den Aerzten Mazzoni und Lapponi unterzeichnete Bulletin lautet: Der Gesundheitszustand des Papstes ist andauernd sehr be friedigend. Puls, Athmung und Temperatur sind normal. Der Heilungsprozeß an der operirten Stelle verläuft regelmäßig. Da der hohe Kranke von der Operation genesen erachtet werden kann, werden weitere Bulletins nicht veröffentlicht. Belgien. Der letzte gestern Mittag ausgegebene Bericht über das Befinden der Königin lautet: Keine Komplikationen vorhanden, die Nacht ist ruhig verlaufen, der Gesammtzustand läßt Besserung erhoffen. Frankreich. Der „Daily Chronicle", dessen Bericht über die Esterhazyschen Enthüllungen wir bereits kurz mitgetheilt haben, bringt jetzt den Schluß. Esterhazy verbreitet sich sehr ausführlich über die Fabrikation des im Auftrage des Generalstabes von Henry gefälschten und angeblich von Panizzardi, dem italienischen Militärbevollmächtigten, stammenden Brieses an Major von Schwartzkoppen. Interessante Einzelheiten thcilt nachstehendes Telegramm mit: London, 6. März. Das geheime Bureau besaß unwichtige Briefe aus derselben Quelle, welcher man jenen Zettel unterschieben wollte. Der geheime Agent brachte sie stets in kleinen Fetzen, wie sie aus dem Papierkorb entnommen waren. Man entnahm nun auS solchen Fetzen die Adresse, Unterschrift und einige Worte und schrieb alsdann auf unbeschriebene Stücke desselben Papieres jenen Zettel mit der nachgeahmten Handschrift. Die Stücke wurden dann auf einen weißen Bogen in der gewünschten Reihenfolge geklebt. Die Fälschung war allen bekannt, die wußten, was vor ging. Am ersten Tage, wo sie vor dem Assisengericht produzirt wurde, erklärte Esterhazy das Stück für gefälscht, und zwar gegenüber dem General Boisdeffre und den Advokaten Tszenas und Jcanmaire. Am 1. April 1898 hatte er auf Verlangen BoisdcssreS eine lange Konferenz mit du Paty de Clam, worin er diesem die Fälschung dieses Zettels erklärte. Später lenkte er General Pellicux' Aufmerksamkeit darauf. Ju den Kammerwandelgängen erzählt man, daß neue Ent hüllungen bcvorstehen. Esterhazy habe noch mehr zu erzählen. Du Paty de Clam gedenke gleichfalls zu sprechen, um nachzu- wcisen, daß auch er nur auf Befehl gehandelt habe, und man werde bloßstclleude Briese De Boisdeyres veröffentlichen. Auf diese Weise werden sich hoffentlich die Ehrenmänner im General stabe allmählich selbst „enthüllen". Warum der neue Gemeinderathsvorsitzende von Paris nicht glücklich i st. Man schreibt der „Post" aus Paris: Obwohl vor Kurzem gewählt, ist der neue Präsident des Pariser StadtratheS nicht glücklich. Trotzdem er auf einen außer ordentlich melodischen Namen hört, ist Hr. Lucipio weit von innerlicher Harmonie entfernt. Er hat, wie man zu sagen pflegt, ein Haar in seiner Wahl gefunden. Das hängt so zusammen. Im Pariser Stadtrath besteht die Gewohnheit, daß der jährlich gewählte Präsident im nächsten Jahre nicht wieder gewählt werden darf. Herr Lucipio hat also dadurch, daß er jetzt geivählt wurde, von vornherein auf die Wahl im Welt- ausstellnngsjahr verzichten müssen. Alle seine Kollegen sind glücklicher als er, denn ihnen steht die Möglichkeit offen, im Frühling 1900 die Weltausstellung mit zu eröffnen, treffliche Reden über Frieden und Arbeit zu halten und fremde Prinzen und Souveräne zu empfangen. Kein Wunder, daß bei der eben stattgehabten Wahl fast ein Kandidatenstreik ausbrach. Wer be sitzt auch in diesen Zeitläuften Opfermuth genug, um aus die Ehren zu verzichten, die das große Jahr mit sich bringt? Herr Lucipio mußte in den sauren Apfel beißen und sich wählen lassen. Sein Schicksal ist um so,trauriger, als seine Antezedcntien ihn förmlich zu dem Vorrecht prädestiniren, die fürstlichen Be- . facher der Weltausstellung zu begrüßen. Man höre. Herr Louis Lucipio war ehemals Mitglied der Internationale und , während der Pariser Belagerung am Aufstand vom 31. Oktober , bctheiligt. Später stand er in den Reihen der Kommune, wurde . durch das Kriegsgericht zum Tode verurtheilt und zur Depor- - tation nach Neu-Kaledonien begnadigt. In Folge der Amnestie i nach Frankreich zurückgekehrt, hatte er natürlich leichtes Spiel, ! in den Stadtrath gewählt zu werden, denn die in der Straf- > kolonie verbrachten Jahre zählten bei seinen Wählern alsKriegs- : jahre doppelt. Schade, daß der Neid der Kollegen Herrn Lucipio i um die Ehre gebracht hat, im Jahre 1900 den Zaren in der : Ville-Lumiere zu empfangen.