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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189902240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990224
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-24
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.02.1899
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4». Krelderger Anzeiger «nd Tageblatt. Seite 4. — 24. Mebruar. 14. d. Mt».: „Der sogenannte Thatbestand enthSlt an Thatsachen nichts Neue-, nichts Wesentliche«, da» wir nicht auch gemeldet bitten/ er fährt nur fort, „die Einseitigkeit seiner Darstellung liegt aber in dem, wa» er verschweigt". Als einzige zu Gunsten der Verurtheilten sprechende „angeblich festgestellte Thatsachen", die von unS nicht erwähnt worden seien, vermögen der „Vor wärts" und alle diejenigen Blätter, die auf dem Standpunkte dieses BlatteS und der „Sächsischen Arbeiterzeitung" stehen, nur anzugeben, daß Klemm die Verurtheilten gleich zu Beginn des Streites durch Beschimpfungen wie „Spitzbuben" und „Ein brecher" gereizt habe, daß sich Klemm „der ersten Rempelung" nicht mehr erinnere, sowie, daß Genannter bereits einige Tage vorher eme ebenso unnütze Schießerei vorgenommen habe. Weitere thatsächliche Momente find auch sie nicht in der Lage anzuführen. Daß die beiden zuletzt angeführten Thatsachen, selbst wenn sie erwiesen worden wären, nicht von Belang gewesen sein würden, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Von einiger Bedeutung 'könnte nur die zuerst angeführte Thatsache sein. Diese ist aber -in der Hauptverhandlung widerlegt worden. Von sämmtliche» Verurtheilten ist auch Gedlich der Einzige gewesen, der sie zu seiner Entschuldigung angeführt hat, alle Anderen aber haben diese Behauptung in der Hauptverhandlung nicht einmal ausgestellt. Weiter haben auch sämmtliche Zeugen, die über diesen Punkt zu vernehmen gewesen sind, unter Eid ver sichert, daß sie derartige Schimpsreden aus Klemms Munde nicht gehört hätten. Die entgegengesetzte Behauptung deS „Vorwärts" »st daher unzutreffend, während wir ausdrücklich für unS in Anspruch nehmen, daß unser Aufsatz unter Wahrung strengster Unparteilichkeit die in der Hauptverhandlung festgestcllten That- sachen wiedergiebt. Gegenüber den von sozialdemokratischer Seite erhobenen weiteren Beschuldigungen, daß im „Dresdner Journal" die Darstellung über die Verletzungen des Baugewerken Klemm aufgebauscht worden wären, daß er gar nicht schwer geschlagen worden sei, mag darauf hingewiesen werden, daß daS, waS in unserem Berichte über die Verletzungen gesagt worden ist, auf den sachverständigen Feststellungen dreier Aerzte, die zu ver schiedenen Zeiten Klemm jun. untersucht haben, beruht und absolut sicher und klar gestellt worden ist. Um schließlich die Höhe der erkannten Strafen bemängeln zu können, bedienen sich die „Sächsische Arbeiterzeitung" und das „Flugblatt" folgenden Manövers. Sie stellen auS der mitgetheilten Sach darstellung die Handlungen der Einzelnen zusammen und rufen dann dir Arbeiterschaft zu: „So sehen also die „fürchterlichen Thaten" der Arbeiter auS, wenn man sie auS den tendenziösen Verdrehungen des „Journals" herausschält." Weiß denn die "sozialdemokratische Presse noch immer nicht, daß unser gcsammte? Strafrecht von dem Grundsätze beherrscht wird, daß, sobald Mehrere eine strafbare Handlung gemeinschaftlich auS- führeu, Jeder nicht bloß für seine eigenen Handlungen einzustehen hat, sondern auch sämmtliche Handlungen seiner Komplizen so vertreten muß, als wenn er diese Fremdhandlungen selbst begangen hätte? Oder will die Sozialdemokratie auch hier wieder die Arbeiter nur absichtlich täuschen und aufstacheln? Nachdem wir mit dieser Richtigstellung unser letztes Wort zum Löbtauer Falle gesprochen haben, be merken wir noch, daß diejenigen, die sich aus Anlaß dieses Falles beleidigender Angriffe auf daS „Dresdner Journal" schuldig gemacht haben, sich hierfür an Gerichtsstelle zu verantworten haben werden." — SSnigl. Landgericht Freiberg. Von der ersten .Strafkammer wurden gestern verurtheilt: 1. der Bretschneider Karl Friedrich Wilhelm Grunert, geboren am 25. Juli 1856 zu Bärenstein, wohnhaft in Deutschkatharinenberg, wegen Diebstahls zu 1 Jahr 9 Monaten Zuchthaus, 150 Mk. Geldstrafe, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit weitere 20 Tage Zuchthaus zu treten haben, sowie zu 5 Jahren Ehrenrechtsverlust; 2. der Fabrikarbeiter Ernst Albin Engelhardt, geboren am 28. Juni 1883 zu Pobershau, wegen versuchter Brandstiftung zu 1 Jahr Gefängniß. § Brand, 23. Februar. In einer nächsten Sonntag Abends 7 Uhr im Gasthof „zum Kronprinzen" stattfindenden Versamm lung des Naturheilvereins für Brand und Umgegend wird Fräulein Hammacher auS Dresden einen Vortrag über Diphtheritis und Croup halten. — Montag, den 27. d. M., konzertirt im Schützen- hauS daS Trompetrrchor deS Königl. Sächs. GardereiterregimentS. 8 Set. Michaelis, 23. Februar. Der Turnverein ver anstaltet Sonntag, 26. Februar, Abends >/,8 Uhr im Hascheschen Gasthof einen Unterhaltungsabend bestehend in humoristischen Borträgen und turnerischen Aufführungen. Der Eintritt beträgt 30 Pfennige. Der Reinertrag ist für den Turnhallenbausonds bestimmt. KL HilberSdorf, 22. Februar. Einem seit Jahren gehegten Wunsche hat die Generaldirektion der Königl. sächs. Eisenbahn entsprochen, indem sie angeordnrt hat, daß vom 1. Mai d. I. an sämmtliche Personenzüge, die Muldenhütten berühren, zu halten haben. Da sich bei dem stetig wachsendem Verkehr aus unserer Haltestelle die Unzuträglichkciten, besonders durch die Bahnsteigsperre begünstigt, mehrten und das Bedürsniß nach Benutzung aller Personenzügr immer offener zu Tage trat, so nimmt man allgemein das Entgegenkommen der Generaldirektion mit großer Befriedigung auf. — Nächsten Sonntag, 26. Febr., wird die Kapelle des Königl. sächs. 1. Ulanen-Regiments Nr. 17 unter der bewährten Leitung des Stabstrompeters Herrn Otto Linke im Funke'schen Gasthose konzertiren. Der gute Ruf, welchen die Kapelle genießt, läßt auch hier einen guten Besuch des Konzertes erwarten. Dieser Tage wurde in Döbeln eine fragwürdige Persönlich keit festgenommen, die sich zunächst als der Kaufmann Anton Schäffler aus St. Gallen in der Schweiz, dann als der Kaufmann Claus von Böhlen, und zuletzt als Hermann Rudolph Eckstein auS Straßburg im Elsaß bezeichnete. Der Verhaftete, ein Mann von annähernd 25 Jahren, hatte unter Vorzeigung mehrerer aus ClauS von Böhlen lautender Zeugnisse, sich taubstumm stellend, bei einer größeren Anzahl Herrschaften Reise- Unterstützungen zu erschwindeln gewußt. Es ist anznnehmen, daß man eS in ihm mit einem vielfach Vorbestraften zu thun hat, der wahrscheinlich allen Grund hat, die Wahrheit zu verschweigen. Einige der bei dem Verhafteten vorgefundenen Zeugnisse waren mit einem gefälschten Stempelabdruck der Polizeibehörde Pader born versehen. Oberbürgermeister Beutler in Dresden hat in der letztab gehaltenen Gesammtrathssitzung angeregt, das mit der Begründung einer Unterstützungskasse sürWittwen undWaisen vor maliger städtischer Arbeiter begonnene Werk durch Für sorgemaßregeln für die Arbeiter selbst sortzusetzen und zwar derart, daß sie, wenn sie infolge Alters oder Invalidität erwerbs unfähig werden, zur reichsgesetzlichen Jnvaliditäts- und Alters rente einen Jahreszuschuß von 50 Mk. aus der Stadtkaffe erhalten solle». Der Rath folgte dieser Anregung und bewilligte zur Be- strrtimtg beS Aufwandes durch derartige Unterstützungen smc daS laufend« Jahr 1500 Mk. Nach vorläufigen Berechnungen werden 1899 etwa 30 Arbeiter die Wohlthat dieser Einrichtung genießen. Die Internationale Schlafwagengesellschaft beabsichtigt, nach erfolgter Genehmigung durch die zuständigen Eisenbahnverwal tungen nach Beendigung deS Trajektes Warnemünde-Gjedser einen Luxuswagen Konstantinopel - Bukarest - Wien - Dresden - Berlin- Warnemünde-Kopenhagen einzurichten. Auf der ganzen Strecke soll kein Umsteigen erfolgen. Zunächst soll in irder Richtung wöchentlich nur ein Zug Verkehren. Auf einen Bestand von 100 Jahren wird Ende April dieses Jahres die medicinische Klinik der Universität Leipzig zurückblicken können. Entsprechende Feierlichkeiten sind geplant. U. «.sollen von den beiden hervorragendsten Förderen» derselben, den verewigten Professoren Wunderlich und Wagner, Marmor büsten geschaffen werden zwecks Ausstellung in den Hospitalgärten. Im Hauptstaatsarchiv zu Dresden ist das Wappen für die Stadt Plauen i. B. sestgestellt worden. Es zeigt einen goldenen Löwen in schwarzem Schilde, den ein goldener Helm mit Pfauen wedel bedeckt, zwischen zwei viereckigen bezmnten silbernen Thürmen und spitzen blauen Dächern. Bei den Stadtfarbeu find oben Gold (gelb) und unten Blau zu führen. Der Stadtrath zu Crimmitschau beschloß, nächsten Sommer einen der dortigen Schutzleute probeweise mit einem Sommer- Unisormrock aus einem baumwollenen Stoff auSzustatten. Vorgestern früh halb 7 Uhr ist der 50 Jahre alte Besen- Händler Trepte auS Radeburg auf der Volkersdorfer Straße bei Koxvorf ermordet und seiner Baarschast an 6 Mk. 5 Ps. be raubt aufgefunden worden. Als Thäter wurde der in Bolters dorf bei seinen Eltern wohnende Arbeiter Franz Oswald Richter ermittelt und festgenommen. Trepte und Richter hatten am Abend zuvor im Gasthof zu Boxdorf zusammen verkehrt und Richter war leinem Opfer bis zum Thatort gefolgt. Richter ist am 18. Juni 1881 in Volkersdorf geboren und erst am 17. Januar d.J. aus der Strafanstalt Sachsenburg entlassen worden. Gestern Vor mittag 11 Uhr fand in Reichenberg beim Gemeindevorstand Petzold die amtliche Sektion der Leiche Trepte's statt. Die Leiche wies zahlreiche Stiche am Kopfe, am Halse und an den Händen auf und schwamm förmlich im Blute. Mitten im Blute lag auch eine kleine Schnapsflasche, die dem Ermordeten gehörte; offenbar hatte dieser mit seinem Mörder daraus getrunken. Am Dienstag wurden in Ebersvorf bei Chemnitz viele über den Ort ziehende Störche, in der Richtung von Furth kommend, beobachtet. Diese Zugvögel flogen in beträchtlicher Höhe, ein ziemlich lebhaftes Tempo einhaltend, nach Süden zu. Bekanntlich verabschiedet sich der sogenannte Hausstorch (6ioomn alda), der die Größe einer ausgewachsenen GanS hat, im Monat August schon, um sich behufs Ueberwinterung nach Aegypten zu begeben. Während er meistens im Monate März zu seiner Sommer wohnung zurückkehrt, stellt er sich Heuer einige Wochen früher ein, was als Zeichen eines baldigen Frühlings angesehen wird. Ein Kirchenraub wurde in der Kirche zu Rehdach b. Knaul hain verübt. In der Sakristei der Kirche steht ein eiserner Geld- scbrank, in dem daS Kirchenvermögen und die Baarbestände der Kirchenkasfe verwahrt werden. AlS man kürzlich den Schrank öffnete, fand man, daß von dem Baargelde 2000 Mk. fehlten. Die Rückwand des GeldschrankeS war angebohrt, doch war das Loch so klein, daß eine mittelgroße Hand nicht hindurchging. Da weder Thören noch Fenster der Kirche verletzt und die Spuren der Anbohrung des Schrankes, also Eisenabsälle und Asche, voll ständig beseitigt waren, so ist es wohl möglich, daß der Dieb stahl schon in voriger Woche ausgejührt morden ist. Es liegt die Vermuthung nahe, daß die Thäter mit den Verhältnissen genau bekannt waren, sich vielleicht gelegentlich deS Abendläutens in die Kirche eingeschlichen, in der Nacht den Geldschrank er brochen und sich so lange in der Kirche verborgen gehalten haben, bis dieKirchihür wegen deS LäutenS wieder geöffnet wurde. Bon den Dieben fehlt jede Spur. Die im Schrank liegenden Spar kassenbücher sind nicht gestohlen worden. Von einem in Markneukirchen verendeten Hunde, an welchem die Tollwuth festgestellt worden ist, ist ein vierjähriges Kind gebissen worden. Dasselbe ist unverzüglich dem Königl. preußischen Institute für Infektionskrankheiten zu Berlin zuge- sührt worden. Unweit Kottenheide bei Schöneck i. B. wurde eine in Zwotu wohnhafte Frau Namen? Seemann erfroren ausgefunden. Der Ehemann der Unglücklichen war wenige Tage vorher in eine Irrenanstalt geschafft worden; daS hat sich die Frau so zu Herzen genommen, daß sie zwei Tage lang im Walde umherirrte, ohne etwas zu sich zu nehmen, bis sie zusammeubrach und den Ein wirkungen der Kälte erlag. Kunst, Wissenschaft, Literatur. — Stadttheater: Neu einstudirt gelangt morgen, Freitag, eines der besten Moserschen Bühnenwerke und zwar daS 5atlige Lustspiel „Ultimo" zur Darstellung. Für Sonntag fleht das 3aktige Singspiel: „Dichter und Bauer" auf dem Spielplan. Berg» und Hüttenwesen. -- Die Neuwahl der Bezirkslassirer und Ausschußpersonen der Bergknappschaftlichen Begröbnitzkasse des Frei berger Bergamtsreviers auf die Zeit vom 1. April 1899 bis 31. März 1905 ist für alle Bezirke aus den 28. März d. I. festgesetzt worden. -- Im 12. Bezirk, Königl. Grube HimmelSfürst, der Bergknappschaftlichen Begräbnißkaffe deS Freiberger Berg amtsreviers scheiden aus die Herren: Rechnungsführer Karl Heinrich Seidel als Bezirkslassirer, Schichtmeister Karl Oskar Eidner, Untersteiger Friedrich Theodor Scheunert und Gängsteiger Ernst Robert Kröher als Äusschutzpersonen und pens. Doppel häuer Moritz Hermann Götzelt sowie Doppelhäuer Ernst Ferdinand Fröbel als Stellvertreter. — Sämmtliche Äusscheidcnde sind zur Wiederwahl in Vorschlag gebracht worden. Auf An trag mehrerer Mitglieder soll diesmal die Wahl durch Zuruf, wie es K 29 Abs. 2 zuläßt, vorgcnommen werden. Wird b>S zum 20. März gegen die Wahl kein Widerspruch erhoben, werden d-e Ausscheidenden als wiedergcwählt betrachtet. Die für den 28. März von Mittags 12 Uhr bis Nachm. >/,6 Uhr im Hut- Hause Himmelssürst angesetzte Wahl würde sich dann erledigen. Wahlberechtigt sind alle Mitglieder, welche das 21. Lebensjahr erreicht haben. « Unglücksfall auf Grube HimmelSfürst. Gestern Mittwoch Vormittag verunglückte der Zimmerling Ernst Emil Fischer aus Niederlangenau auf der Königl. Grube Himmelsfürst bei seiner Grubenarbeit tödtlich. Fischer wollte aus der 5. Ge- zeugstrecke loses Gestein abtreiven. Plötzlich ging unverhofft eine große Wand nieder, welche ihn unter sich begrub. Der Bruch der Wirbelsäule und andere schwere Verletzungen führten den Tod jedenfalls sofort herbei. Fischer ist verheiratet, 35 Jahre alt und Vater von 3 Kindern. Verschiedenes. * Neber Bismarcks «armorfarkopha- wird an» Kiefersfelden in Oberbayern geschrieben: DaS erste oder, wenn man will, auch das letzte reichsdeutsche Dorf an der bayerisch- tirolischen Grenze Kiefersfelden ist gegenwärtig «in kleines Mekka für alle geworden, die deS Fürsten Bismarck prachtvollen Sarkophag sehen wollen. Der Altreichskanzler wird nun doch in deutschen Stein gebettet werden. Unter den 23 Bewerbern zur Herstellung deS Sarkophages für daS Mausoleum in Friedrich»- ruh siegte die bayerische Marmor-Jndustrie-Aktiengesellschast in Kiefersfelden, deren Direktor Kroner betonte, daß Deutschlands großer Kanzler unbedingt in deutschem Steine schlummern solle. Fürst Herbett schloß sich dieser Auffassung an und damit fiel daS Hannoveraner Projekt, welches schwedischen Granit zur Ver wendung empfohlen hatte. Fürst Bismarcks Sarkophag ist nach den Entwürfen deS Architekten Schorbach in Hannover in romanischem Stil aus lichtrosa Untersberger Marmor gesertigt in einer Länge von 2,7 m, Breite 1,4 w, Höhe 1,5 m incl. Giebel. DaS Edelste, waS der deutsch« Marmor bietet, ist hier zur Verwendung gekommen. Auf einem schwarzen Syenitsockel baut sich der Sarkophag auf, getragen von kleinen Säulchen, deren Basen und Capitäle prächtige Ornamente zieren. Kranz gesimse und die beiden Giebel, sowie die Abdeckplatten trage« reichen, polirten Aierschmuck in romanischem Stil. Der Sarkophag, welcher am Fußende die von Bismarck gewünschte bekannte Auf schrift enthält, macht einen imposanten, würdigen Eindruck, wohl hauptsächlich durch die glückliche Wahl des StemeS, der mit sein«» zarten Mitteltönen das Starre des Carrara-MarmorS oder anderer GesteinSarten vermeidet. Damit hat die Marmor- Industrie „Kieser" erfolgreich mit der althergebrachten Traditio» gebrochen, daß nur schwedische und italienische Steine „mausoleumS- sähig" seien. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß unser deutscher Marmor unter den beiden Ludwigen Bayerns (Glypthothek, Pina kotheken rc„ Königsschlösser) immer bevorzugt gewesen, der Unter berger Marmor auch in Berlin wirkungsvoll vertreten »st (zum Beisp. bei der Deutschen Bank), so begreift man die freudige Ge- nugthuung im Süden, daß die Bitte, es möge der Altreichskanzler in deutschem Stein schlafen, berücksichtigt worden ist. Die be- treffende Anstalt hatte den gleichen Sarkophag auchfür die Fürstin Bismarck zu liefern; beide Sarkophage müssen Mitte März b«. reitS in FriedrichSruh sein. Hier herrscht ob der Bevorzugung natürlich gehobene Stimmung. * Welche Planeten können von lebende« Wese« bewohnt fein? Seit die von den alten Völkern gehegte Vor stellung, die Erde bilde den Mittelpunkt deS Weltalls und die für unS sichtbaren Gestirne hätten nur den Zweck, unsere Erde zu beleuchten, ausgegeben werden mußte, seit wir durch die Forschungen eines Kopernikus, Galilei, Kepler und Newton darüber belehrt wurden, daß jene unscheinbaren kleinen Sterne ungezählte Millionen von Gestirnen sind, welche unsere Erde a» Größe zumeist um Vieles übertreffen, seit dieser Zeit beschäftigt sich der menschliche Geist mit der Frage, ob denn nicht auch jene anderen Welten von Lebewesen bewohnt sind. Eine Stütze hat die An nahme, daß die Erde nicht das einzige bewohnte Gestirn sei, hauptsächlich durch die Kant-Laplacesche Theorie und die Kirch- hoffsche Spektralanalyse gefunden. Die nach dem großen Königs berger Philosophen und dem französischen Astronomen La place, dem Günstling Napoleons I., benannte Theorie der Entstehung unseres Planetensystems, lieferte unS den Nachweis, daß simmt- liche Körper unseres Planetensystems auS einer einzigen Materie entstanden seien, welche sich erst in gasförmigem Zustand befand, durch Erkaltung verdichtete und in flüssigen Zustand überging, wobei infolge der starken Umdrehungsgeschwindigkeit sich Theile von der Urmaterie ablösten, die heutigen Planeten und Planetoiden, wovon einige, wie z. B. unsere Erde aus der Ober fläche bereits erkaltet sind, während andere, ebenso wie die- noch bei der Sonne der Fall ist, sich noch in seung-flüssigem Zustand befinden. Unsere modernen Fernrohre haben uns gelehrt, daßeS außer unserem Sonnensystem noch ungezählte andere solcher Sonnensysteme, welche sich alle unter gleichen Bedingungen ent wickelt haben müssen, giebt. Allein die Milchstraße wird auf 20 Millionen Gestirne geschätzt, von denen jedes ei» Central gestirn, wie unsere Sonne ist, und sicherlich, auch wie diese, eine große Anzahl von Begleitern besitzt. Einen weiteren Beweis für die Entstehung aller Gestirne aus einer einheitlichen Urmaterie hat unS die Spektralanalyse geliefert, indem mit ihrer Hilse nach gewiesen wurde, daß keines der für unser Auge sichtbare» Ge stirne, auS anderen Elementen besteht, als unsere Erde, d. h. wie die Erde, sind auch die anderen Gestirne hauptsächlich auS Sauer stoff, Wasserstoff, Stickstoff, Eisen, Aluminium u. s. w. zusammen gesetzt. Muß unter Berücksichtigung des Umstandä, daß di« ungezählten Millionen der anderen Gestirne auS gleichen Grund stoffen bestehen und unter ähnlichen Bedingungen wie unser« Erde entstanden sind, sich unS nicht der Gedanke aufdrängen, daß auch sie von Lebewesen bewohnt sein dürften, oder wenigstens viele von ihnen. Irgendwie begründete Bermuthungen darüber anzustellen, ist unS natürlich nur für die uns wenigstens einiger maßen bekannten größeren Planeten unseres Sonnensystems möglich. In der neuesten Nummer der deutschen Revue veröffentlicht der be kannte Astronom Prof. Schur, derDircktor der Königl. Sternwarte in Göttingen, einen hochinteressanten Aufsatz, in dem er die Frage unter sucht, welche Planeten nach den heutigen Kenntnissen der Astronomie, bewohnt sein können. Was die Sonne betrifft, so muß das Vor handensein von irgend welchem Lebewesen auf ihr, wie sie unsere Thier- und Pflanzenwelt aufweist, ausgeschloffen erscheinen, wenn man bedenkt, daß die auf derselben herrschende Tempeiatur viele tausende, ja vielleicht Millionen von Graden beträgt. Die beiden der Sonne am nächsten stehenden Planeten Merkur und Venus sind unS wenig bekannt. Nach den Untersuchungen Schiaparelli's in Mailand stimmt ihre Umlaufszeit um die Sonne ungefähr mit ihrer Umdrehungszeit um die eigene Achse überein. Danach würde ein Tag auf dem Merkur 88 und auf der BenuS 225 unserer Erdentage betragen. Die starke Abkühlung in diesen so langen Nächten und die Anhäufung von Wärme bei einem un unterbrochenen Sonnenschein von 44 Erdentagen auf dem Merkur und 113 Tagen aus der BenuS, macht den Aufenthalt lebender Wesen, welche Aehnlichkeit mit denjenigen unserer Erde haben, wenig wahrscheinlich. Die größte Wahrscheinlichkeit für die Existenz lebender Wesen liegt bei dem Mars vor. Die Länge seiner Tage beträgt etwas über 24^ Stunden, sein Jahr hat 687 Tage, so daß die Jahreszeiten aus demselben ungefähr doppelt so lang sind, wie auf der Erde. Wenn die viel besprochenen MarSkanäle, welche man früher als von mensch lichen Händen herrührend angesehen hat, auch nach unserer neuesten Kenntniß viel zu breit sind, als daß Menschenhände sie könnten hergestellt haben, ihre Breite schwankt zwischen 12 und 58 Kilometer, so ergeben sich auS dem Vorhandensein von Wasser und wahrscheinlich auch von Lust doch die nochwendigste» EristenSmittel für lebende Wesen. Der Jupiter, der größt Planet unseres Sonnensystem», der 309 Mal größer ist al»
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