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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189902051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-05
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.02.1899
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1. Anlage zum Areiberger Anzeiger und Hageölatt. 30 isss Sonntag, den S. Fevruar A. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) FrShlmssstörm. Roman von Nataly von Eschstrath. Ein Diener im schwarzen Frack und weißer Weste steht auf der Schwelle. „Ein Brief von Ihrer Exzellenz Freifrau von ToriSdorff." Roch einmal ein — es klingt etwas heiser, aber der Amerikaner bleibt regungslos im Sessel liegen, nur seine grauen, durchdringenden Augen richten sich nach der Thür, in welcher aus den Wink deS Kammerdieners ein Lakai erscheint. Und die Eitelkeit ist eS auch, welche ihn endlich von seinen , Gedanken loSre.ßt, besorgt nach der Uhr zu sehen. In früher Morgenstunde hat er seinen Bries an Ine» von ToriSdorff abgesandt, jetzt sinkt die Sonne bereit» hinter dir . dunklen Wipsel des Parke», und noch immer ist keine Antwort eingetrofsen. , Urverlegt e» die arme WIttwe so lange, ob sie die Gemahlin deS mehrfachen Millionär» werden soll? — Wiegt das kleine Wörtchen Adel»prädckat schwerer wie seine Berge von Gold? , O dieser deutsche HochmutHI Diese eingewurzelten Bor- ' urtheile I Dieser zähe, starre — und doch so imponirende , Adelsstolz! Der junge ToriSdorff lehnte r» ob, Klau» nach Tegernsee zu begleiten. War es vielleicht der Schatten, welchen große Ereignisse < vorauswerfen? Eine fiebernde Ungeduld bemächtigt sich all- < mählich d«S sonst so kühlen, stets gelassenen ManneS. Da» " Pflänzletn Eitelkeit schlägt seine Wurzeln tiesrr und tiefer, eS . trägt Dornen, welche Wunden reißen. Noch niemals zuvor ist dem Amerikaner der Gedanke ge- < kommen, daß der Titel Kommerzienrath allein noch nicht genügt, ihm eine Stellung in der deutschen Residenz zu schaffen; letzt in < den Stunden des Harrens, d»S Hangens und Bangen» deucht es . ihm ein unverzeihlicher Mangel, daß dem Namen Sterley da» < Wappenschild fehlt. — Er empfindet daS Zögern der Generalin wie ein Bettler, welcher mit gezogenem Hut stehen muß, bi» eine angesprochene Passantin wiverwlllig stehen bleibt, in ihrer Börse ein Almosen zu suchen. Sie würde sich mehr beeilen, wenn der Freier seine Hand und seine Reichthümer aus einem Wappenschild anbietrn könnte. Ja, e» fehlt ihm! E» ist da» einzige der Glücksgüter, welches Fortuna ihm noch nicht in den Schooß geworfen. Ist eS unerreichbar? Gewiß nicht. DaS ün cks siöola ist mehr denn je da» Zeitalter, in welchem Rittersporn neu auSgesät < wird. Die jungen Pflanzen stehen in Folge dessen nicht hoch im Preise bei den Kennern, aber sie wachsen doch in dem Garten, zu welchem anderes Wegekraut keinen Zutritt hat. Mit unruhigen Schritten geht der Bankier im Zimmer aus und nieder, ja er wendet sich schließlich zur Thür und tritt im Nebenzimmer an das Fenster, welches den Blick auf die Straße gewährt. Wird die ehemalige Hofdame seine Gemahlin, so bleibt wohl der Platz über d.m Portal, wo ein großes, stein- , gehauenes Wappen so trefflich seinen Platz fände, nicht lange mehr leer. Und James Franklin Sterley, welcher den Antrag an Ihre Exzellenz mit so kühlem Blute uiedergejchrieben, steht plötzlich mit fiebernden Pulsen und wartet aus die Antwort, so unge duldig und besorgt, al» hinge von der Huld und Gnad« der armen OjfizierSwittwe sein« Daseinsberechtigung ab. Und dann zuckt er leicht zulammen und streicht langsam über die Stlrn wie «in Mana, welcher aus wirren Träumen er wacht. Wohin führen ihn seine Gedanken! Will er sich denn hier in Deutschland naturalisiren lasten? Er, der eingefleischte Amerikaner, welcher kaum einen richtigen und klaren Begriff von dem Adel hat, er, der freie, selbstbewußte Lslk- waäswan, welcher seit jeher zu stolz war, um Anderen etwas zu danken? Außer Gott, nur ich! WaS ich ward und bin, bin ich au» eigner Kraft durch des Allmächtigen Gnade! So hat er noch vor wenig Monaten mit dem frohen Slegesbewußtsein der Unabhängigkeit, als er widerwillig den Titel eine» Üommrrzirn- raths angenommen, gedacht, mit dem festen Vorsatz, niemals Gebrauch von dieser DankeSquittung zu machen, welche man ihm auS Erkenntlichkeit für ein von ihm erbautes, dotirteS und der Stadt geschenkte» Blindenasyl ausgestellt hatte. Er hat unter seinen HeirathSanlrag nicht ohne ein Gefühl von Tenugthuung den Titel Kommerzienrath geschrieben, er hat dem Kammerdiener besohlen, den jüngst verliehenen Orden an dem Frack zu besestigen, den Orden, welchen er mit ironischem Lächeln in seinen Schreibtisch geschlossen und schier vergessen hatte. Und jetzt steht er in fieberhafter Spannung und wählt schon einen Platz für daS Wappen über der HauSthür aus. Wie ist solch eine Wandlung möglich gewesen, wie ist sie gekommen? Ter Banquier seufzt ties aus. Weil «r ein Sklave seiner eigenen Werke geworden ist. Er, der „freie" Mann empfindet eine Last auf seinem Nacken, welche ihn tyrannisch beugt, welche ihn der Nothwendigkeit gesüge macht und jedes Mittel, welche» zum Ziele führt, als recht und gut erachtet. D«r Reichthum, welchen er mit eigenen Händen zusammen- getragen, wächst an zu einem Riesen, welcher nun den eigenen Herrn am Gängelbande leitet, wohin r» ihm just beliebt. Der Banquier steht zu tief in dem breiten Goldstrom, welcher ihn nun haltlos mit sich sortreißt. Er hat sich bei neuen Unternehmungen allzusehr engagirt, er ist viel zu sehr Geschäftsmann, um große Verluste gleichzeitig zu ertragen, er bemüht sich, ihnen vorzubeugen. Er ist ein Spieler geworden, welcher keinen Schachzug scheut, um zu gewinnen. Und seine zweite Ehe, sein Titel, sein Orden, seine hochfliegrnden Gedanken — sie alle sind Schackzüge, um aus diplomatischem Wege zu erreichen, was auf der geraden Straße nicht mehr ein- geholt werden kann. Der Zweck heiligt die Mittel. JamcS Franklin Sterley zuckt gleichmüthig die Achseln, sein gradliniges Gesicht wird steinern wie zuvor, der jesuitische Grund satz lullt die Skrupel ein, welche ihm Plötzlich kommen wollten. Er wirst sich in einen Sejsel, entzündet eine Cigarette und greift nach der Börsenzeitung. Die Zeit vergeht, — violette Schatten fallen durch das Fenster, und ein matter Luftzug weht durch die geöffnete Balkonthür, den letzten Gruß der scheidenden Sonne hrrzutragen. Ein leises, respektvolles Klopfen. Der Banquier hebt jäh das Haupt. „-Well!" — ehe noch an der Neuen Wache Trommelwirbel erfihallt, weiß man bereits am Brandenburger Thor, daß der Kaiser naht. Gewöhnlich steigt der Kaiser an der Siegesallee aus, heute diese, morgen jene Wege zu einem Spaziergange einschlagend. Ist die Ka.serm dabei, so schreitet sie zur Linken ihres Gemahls, zu beiden Seiten je ein dienstthuender Jlügeladjutant, wie der Kaiser selbst, in einfacher Uniform mit Mantel und Mütze. Die Gangart ist ziemlich schnell, die Unterhaltung, von der selbst verständlich nichts bekannt wird, ersichtlich äußerst angeregt. Der Rückweg erfolgt, falls nicht besondere Dispositionen, wie der Be such eines Nünstlerateliers und dergleichen getroffen sind, durch die Lennostraße am Lessingdenkmat vorbei. Bor der kleinen, weitgeöfsueten Gartenpforte deS Auswärtigen Amtes in der Königgrätzcr Straße ist ein Kriminalbeamter postirt, gegenüber auf dem Reitwege ein Wachtmeister mit zwei Schutzleuten; Hunderte gehen vorbei und haben meist keine Ahnung, daß in wenigen Minuten daS Kaijcrpaar den Straßendamm über schreiten wird. Der Abschied von den Flügelndjutanten ist ganz kurz, mit militärischem Gruß. Während die Adjutanten eine in der Nähe haltende Hoskutsche besteigen und nach dem Schlosse fahren, durcheilen die Majestäten den Garten, um nach einem, gewöhnlich nur einige Minuten währenden, Besuche im Aus wärtigen Amte ebenfalls inS Schloß zurückzukehren. Dieses Programm erfährt nur selten erheblicher« Aenderungen. * Zur vehandl«ng de» Schnupfen». (Bon vr. Mak Nassauer-München.) Kommt man mit Jemandem, der eine« Schnupfen hat, in nahe Berührung, so wird man schon nach kurzer Zeit durch Niesen, Prickeln in der Nas, rc. gemahnt, daß man ebenfalls infizirt ist DaS ist eine alltägliche Erfahrung. ES haben also dir Schnupfenerreger sich in unserer Nasruschleunhaut angtsiedelt. Beobachtet man diesen Zustand weiter, so wird man nach einiger Zeit allgemeines Unbehagen, auch geringere Fiebev- erscheinungen u. s. w. bemerken, rin Zustand, der anzeigt, daß eine Allgemeininfektion stattgefunden hat. Da man, wie gesagt >urch die Reaktion der Nasenschleimhaut auf den eingedrungene« ffeiz glücklicherweise sehr bald daran gemahnt wird, daß m« infizirt ist, da ferner der Ort der Infektion für therapeutische» Handeln ungemein zugänglich ist, ist man im Stand«, d« Schnupfen sofort zu koupiren. Und ich gebe d«n Herren Kollegen und, da die Anwendung ungemein einfach is^ dem Laien da» Mittel zur Hintanhaltung des Schnupfens mit seinen lästigen Folgeerscheinungen kund, daS mich und viele, viele Betroffene in der Weise vor dem Uebel bewahrt hat, daß ich schon seit vielen Jahren nie mehr an einem Schnupfen gelitten habe. Bon «in« tarken Lösung von hypermangansaurem Kali in Wasser etwa eine kleine Messerspitze voll aus */, Liter Wasser) werden ein paar Tropfen in warmes Wasser gegeben, so daß diese» schwach rosa gefärbt ist. Diese dünne Lösung kommt m ein Nasen- chiffchen. E» genügt auch ein gewöhnliches Wasserglas. Damit verden abwechselnd beide Nasenhöhlen auSgespühlt, nachdem vor her tüchtig geschneuzt worden ist. ES ist guj, di« Lösung sowohl durch dir jeweilige andere Nasenöffnung, al» auch durch de« Mund auslaufen zu lasten, da bei letzterer Prozedur auch die Hintere Wand de» weichen Gaumens mit der Losung in Berühr ung kommt. Hieraus wird rein-mechanisch durch Watte, tue i« «drn dirse Lösung getaucht ist, die Schleimhaut der Nase mit einem Finger tüchtig auSgerieben. Dadurch werd«», soweit die Watte hingelangt, aller Schleim und auch alle Infektionsträger des Schnupfens auS der Nase entfernt. Hierauf werden klein« trockene Wattebäuschchen in beide Nasenhöhlen hoch hinaufgesteckt und nun läßt man von der Lösung nochmal» bei nach Hinte« geneigtem Kopf in beide Nasenhöhlen einlaufrn. Die Watte saugt die Lat. parmaug.-Lösung auf. Di« Watte läßt man etwa eine Stunde liegen, was ohne jegliche Beschwerde geht. Durch kräf tige» Au»schneuzen in «in Taschentuch wird sie leicht entfernt. Die» d>« ganze Prozedur. E» leuchtet ein, daß da» AuSwischen der Nase di« Infektionsträger entfernt; die ltegenbleibend« Watt« wirkt einerseits bacillentödtend, andererseits scheint sie, ähnlich dem Prießnitzschen Umschläge, durch feuchte Wärme zu wirken. DaS Latium psrmangauioum scheint fast spezifisch« Wirrung au»- zuüden. S» ist natürlich, daß diese einfache Manipulation am meisten Erfolg verspricht, wenn die Infektion noch recht frisch ist. Da, wie allgemein bekannt, der Schnupfen sich sehr bald bemerk bar macht, ist Jeder leicht im Stand«, d«nsrlb«n zu koupiren. Ein schon bestehender Schnupfen wird «bensall» ungemein günstig beeinflußt. Ich selbst habe, wie gesagt, fest Jahren, feit Anwen dung meine» Vorschlag» keinen Schnupfen mehr gehabt, viele Dutzendmalr aber einen solchen beim Verspüren seine- Eintritte» hintangehalten. * Ler Gipfel der Reklame. Man schreibt einem wiener Blatte: Sie behaupteten jüngst, daß nicht Amerika, sondern Belgien in Bezug auf Reklame an der Spitze der Nationen marschirt. Ich erlaube mir aber, au» meinen Reise-Erinnerungen diese Behauptung zu bestreiten. Als ich während meiner mehr jährigen Reisen iu Amerika auf einem der mächtigen Mississippi- Dampfer, dem sogenannten „Floating Palace", den „Vater der Gewässer" hinab nach New-OrleanS fuhr, saß an der Dadi« ü'dütv, an welcher mehr als 100 Personen Platz genommen hatten und andere hundert Pastagiere aus die zweite Tadle ä'däbv sehnsüchtig warteten, in meiner Nähe eine Frau, welche mit ihren Nachbarn zur Linken und Rechten ziemlich lebhaft konversirte. Kurz bevor der Nachtisch ausgetrogen worden, erhob sich diese Frau plötzlich, richtete einige Worte an die überraschte Tisch gesellschaft und ließ hieraus ein Schriftstück cirkuliren, in welchem sie sich alS die unglückliche, völlig hilflose Mutter eine» Sohne» vorstellte, welcher — TagS zuvor gehenkt worden war, und bat um eine Unterstützung, die ihr auch reichlich zu Theil wurde, obwohl bei manchem Zweifel über die Wahrheit ihrer Angabe austauchten. Giebt es ein Mutterherz, welches daS gräßliche Geschick ihres Sohnes auf solche Weise auSzunutzen im Stande ist? Bei der nächsten Haltestation deS Dampfers verschwand die schamlose Frau, welche während der ganzen weiteren Fahrt den unheimlichen Gesprächsstoff der Passagiere bildete. Eingesandt. (Ohne Berantwortlichkett der Redaktion.) Dit Wirkung der ruMen Knöterich! Herrn E. Weidema«» in Liebenburg a. -ar». ES wird Ihnen gewiß nicht unlieb sein, wenn ich Ihnen den Erfolg deS von Ihnen bezogenen Thee» vom letzten Winter nach 60 tägigem Gebrauch mittheilen will. Mem Leiden bestand au» einem heftigm Husten mit öfterem Blut- auSwurs, kaliem Fieber, Appetiilosigkeit, zu»'hurender Schwäch« und Ldmogerung, Schlaflo>igkeit, Etel, Siechen aus der Brust und Rücken, Brennen und Kitzeln im Kehlkopf und Schlund, Müdigkeit, Nervosität. Zwei hervorragende Aerzie, die mich behandelten, haben mir nach Gebrauch verschiedener Medikamente end>ich erklärt, mir nicht» mehr geben zu können alS Lchlafpuloer und so mir jede Hoffnung auf Ge nesung genommen. In dieser verzweiselnden Lage wendete ich mich an Ihre Ad>esse und habe nach Gebrauch deS TH-eS innerhalb 14 Tagen wieder prächtig geschlafen sowie auch wieder Appelit erhalten und war frei von Fieber. In 30 Tagen war Kehlkopf und Hal» frei, in 40 Lagen war oie letzte Spur von Husten und AuSwurf weg. Rach be endigter Kur von 60 Tagen ließ ich mich von L jungen Aerziea je für sich gründlich untersuchen. Jeder hat sich dahin ausgesprochen, daß meine Lung- sehr gut au» «heilt sei, aber gegen äußere Einflüße müsse sie, weil sie eben doch empfindlich, sorgiältig geschützt werden. Lus di. sem Grunde möchte ich diesen Winter nochmal» 10 Packele von Ihre«' Lhee gebrauchen, um einer vielleicht drohenden Gefahr deS Rückschlags vorzubeugen, und ersuche Sie de» halb mir 10 Packete zu schicken. Da ich schon ost Gelegenheit hatte, Ihren Thee und zwar mit Erfolg zu empfehlen, indem ich ösierS den Thee versuchen ließ wegen oeS ang neomen Geschmack-»; auch di« Prospekte (Büchlein), welche ich im Besitze hatte, hergegebcn, so wäre «» mir lieb, wenn Sie mir wieder einige zuienden winden, um damit Gebrauch machen zu kämt««.' S lle sich e,n Kranker direkt an mich wenden wollen, so dt« ich »«« bereit, Lutitunt zu «rtheilen. Richard M., Weingartner und Laad- wtrih in Kl. bet H. «L. Genau« L»r«sse wird auf Wunsch g«» untgrthrtll. Er trägt ein silbern«» Tablett, aus welchem ein Brief liegt. Bill nimmt e» ihm ab und überreicht e» seinem Gebieter. Abermals ein kurze» — ttuurlr ^aa." Die Ueberbringer sind entlassen. Sterley wartet, bis sich die Thür hinter ihnen geschloffen, dann nimmt er das Schreiben nud starrt «ine» Augenblick darauf nieder, ohne es zu öffnen. DaS Papier ist leicht und schlicht, aber eS trägt eine sieben- perlige Goldkrone auf dem Umschlag. Wunderlich, schon von ihm geht da» gewiff« feierlich vor nehme Etwas aus, welches dein Amerikaner vom ersten Augru- dUck an der deutschen Baronin so gewaltig impvnirt«. Er war doch so ruhig gewordrn. Nun fchtägt ihm daS Herz plötzlich hoch »m Hals«. Mit leicht bebenden Fingern, wie unter gewaltsame» Entschluß, reißt er das Couvert auf. Nur wenige Zeilen: — voll athemloser Hast überfliegt er sie, und dann steigt »ine seine Röche in Waugen und Stirn, — seine Augen blitzen auf, wie bei einem Wettreckrr, welcher unter wehenden Jahnen daS Ziel gewonnen. Er springt auf, wirst lächelnd den Kopf zurück und athmet tief — tief auf. — Sein Blick streift den Spiegel, und er mustert mit einem Aus druck stolzer Eitelkeit sein Bild. „WaS bist Du für ein Mann!" liegt darin: »auch ohne Adrlslrone bist Du ihr brgehrenswerth — ihr — einer Exzellenz, deren exklusive Gesinnung stadtbekannt ist l — Ssl/waäv bist Du! Auch dieses Mal!" Und dann schreitet er, gerade aufgerichtet, elastischer noch wie sonst, zu der elektrischen Schelle. „Ich wünsche auSzusahren, Bill. — Zuvor werde ich mich ankleiden, —- kull är«a. — Steh«n die Blumen parat?" -Es »st alles bereit, Herr Kommerzienrath." Zum ersten Male nennt der Kammerdlcuer — trotz des Ver bote- — seinen Herrn mit dem Titel, und er bekommt keine Rüge, — Mister Sterley überhörte es wohl. Stach kaum einer Viertelstunde saust der elegante Vierrrzug davon. In Mister Sterleys Händen liegen die schönsten Rosen, welche je einer Braut zu Füßen gelegt wurden. Drr Besuch mährt nicht allzulang, — der Amerikaner liebt und wahrt die etwas steife Form ebensosehr wir Ihre Exzellenz. Es ist eine eigenartige Vertonung, ohne Illusion, ohne Liebe»- schwüre, ohne Zärtlichkeiien. Sie gleicht mehr einem konventionellen Abschluß, einem Pakt, welcher m höflich formellem Kouver- satwnston abgeschlossen wird. Mister Strrley bittet ja auch erst um die Erlaubniß, seiner Verlobten näyer bekannt werden zu dürfen, und schlägt vor, dies durch einen gemeinsamen Aufenthalt iu Ostend« zu er möglichen. Er werd« alle» Röthig« anordnrn und sür Exzellenz und Josrs Quart««! in «inrr brr behaglichen Billen besorgen, d»ew«ll er selber un Hotel adsteigen werd«. Mit gütiger Erlaubniß werde er auch Klau» während der letzten vierzehn Tage der Ferien nach dort beordern. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Dte Ausfahrten unv Spaziergänge d«S Kaiser paares. Es ist eig-nthümlich, aber unbestreitbar, daß jetdft Voüdkuiberliner über die in aller Orffentlichleit voi sich gehenden Ledensgewohnheiten unseres KaijerpaareS nicht oder doch nur ungenau unterrichtet sind. DaS güt beispielsweise von denAuS- sahrten und Spaziergängen, welche der Kaiser, sobald er in Berlin weilt, ziemlich regklmäßig unternimmt. Unser Kaiser ist bekanntlich «in Frühaufsteher; jo rüstet er sich zu seiner Morgen promenade schon um die Stunde, wo die Kaufläden meist noch geschloffen sind. Nur die „Lmdeubummler", ferner Leute, welche in den frühen Vormlttagstunden ihr Beruf in die Gegend deS Thiergartens führt, und Fremde werden des Schaujpiels der kaiserlichen Aussahrten und Spaziergänge gewahr, welche sich immer in derselben einfachen Form beivegen. Allerdings ist die Einfachheit nur äußerlich. In Wirklichkeit arbeitet ein biS in die lteinsten Einzelheilen scsigestellter, umfangreicher Apparat, der für die Sicherheit deS Herrschers aufgeboten wird. Formirt sich bald nach 8 Uhr morgens eine lange Schutzmannskette vom Schloß bis über daS Brandenburger Thor hinaus, so ist dies da» sicherste Zeichen, daß der Kaiser auszusahren beabsichtigt. In Abständen von etwa sünszig Schritten stellen sie sich in der Mitte deS FahrdammeS aus, den Blick nach dem Schloß gerichtet und alles Fuhrwerk aus die Seiten der breiten Straße ver- wrisend. Beim Uebergang der Straßenbahn an der Neuen Wache regelt ein Oberkontrolleur den Verkehr, damit die laffer- lich« Equipage freie Passage hat; zahlreiche Angestellte der städtischen Straßenreinigung streuen Sand, denn der Kaiser liebt e», schnell zu sahren, und ist von Uusäüen mit den edlen Pserden nicht angenehm berührt. Sobald die kaiserliche Equipage daS östliche Schloßportal an der Lustgartenseite verläßt, geht blitz schnell ein verabredetes Signal die Schutzmannskette entlang, und
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