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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189902019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-01
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.02.1899
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^»26. 18SS. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 8.-1. Februar. Stadt Bevölkerung Nervensystems New-Jork Paris London Berlin Wien * Muftr pro Kops 47.10 Doll. 28,94 _ 10,33 . 12,43 , 8,32 „ bei Leiden de» 3,389,753 2,511,629 8,291,697 1,726,098 1,423,000 jährliche Kosten der Verwaltung 138,000,000 Doll. 72,700,000 „ 65,000,000 „ 21,450,000 _ 11,850,000 „ uommen zu werden. Warschau, 30. Januar. DaS Fräulein Doktor Burbo, auS Rußland gebürtig, zuletzt Assistentin im Sanatorium „Weißer Hirsch- zu Dresden, wurde beim Betreten der russischen Grenze verhaftet und in die hiesige Citadelle übergeführt. Fräulein vr. Burbo ist eine Polin und studlrte in Zürich. Sofia, 30. Januar. Die Fürstin ist von einer Prinzessin entbunden worden; dieselbe wird den Namen Nadeschda erbalteu- Sofia, 30. Januar. Hunderte von Demonstranten durchzogen heute mN Musik die Stadt und riesen vor dem Palastthor: „Hoch der Fürst, nieder mit Stoilow, hoch RavoSlavowl- Der Palaiskommandant Oberst Markow meldete die Wünsche der Demonstranten dem Fürsten, welcher sich jedoch mit dem Unwohlsein der Fürstin, welche vorzeitig entbunden ist, entschuldigt« und in Folge dessen die Demonstranten nicht emofing. AuS der Provinz meldete man mehrere Zu« sammenstöße deS Volkes mit der Polizei und dem Militär. In Tatar Basardschik sind zwei Gendarmen ums Leben gekommen, viele Bürger verwundet. In Köstendtl wurde das Gemeindeamt gestürmt, die Polizei entwaffnet. Das Militär stellte die Ruhe wieder her. Sofia, 8V. Januar. Ministerpräsident vr. Stoilow lehnte die Neubildung deS Ministeriums mit der Begründung ab, die, Gegnerschaft im Volke gegen ihn sei zu groß, er wolle nicht das Schicksal StambutowS erfahren. Der Ausgang der Krise ist noch ganz unklar. Nachmittags fanden kleinere Demonstrationen für den Fürsten und gegen Stoilow statt. Peking, 30. Jan. (Reutermeldung. Chinesischen Meldungen zufolge hat die Kaiserin-Wittwe einen Thronfolger bestimmt. Verschiedene Berichte stimmen darin überein, daß eine Palast revolution bevorstehe. Der Kaiser ist noch immer streng von- jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschloffen. Kangys Einfluß ist der vorherrschende; er hat aus die Kaiserin-Wittwe feine fremdenseindlichen Vorurtheile übertragen. Der Staatsrath und das Tsungliyamen werden von der Kaiserin-Wittwe jetzt that- sächlich ignorirt. Washington, 30. Januar. Der Schlußbericht deS Ackerbau bureaus giebt für die Schätzung der Erute-Ergebnisse des Jahres 1898 folgende Zahlen: Weizen 675149000, Mais 1924185000, Hafer 730906000, Roggen 25658000 Bushels. Die in diesem Jahre mit Winterweizen bestellte Fläche wird auf 29954000 Acres geschätzt. Eigene Srahtberichte. Mach Sqtuh der Redaktion etagegange«., Leipzig, 81. Januar. Heute Morgen brachte dem Königspaar die Kapelle des 179. Infanterieregiments vor dem Kgl. PalaiS eine Morgenmusik. Am Vormittag nahm der König auf dem Augustusplatz bei gutem Wetter die Parade der Leipziger' Garnison ab. Um ^12 Uhr stattete der König der Handels hochschule einen Besuch ab. Berlin, 31. Januar. Der Kaiser stattete gestern dem russischen Botschafter von der Osten-Sacken einen Besuch ab. Berlin, 31. Januar. Gestern Abend fand eine von der deutschen Friedensgesellschaft einberufene zahlreiche Versammlung statt, wo Bertha v. Suttner einen längeren Bortrag hielt. Die Versammlung beschloß, eine Petition an den Reichstag zu richten, dahingehend, Deutschland möge auf der Friedenskonferenz namentliche für die Errichtung internationaler Schiedsgerichte eintreten. Die Versammlung sprach sich dafür aus, nach dem Vorbilde des Münchener Comitss ein ähnliches ComitS in Berlin zu gründen, zumal eine große Anzahl hervorragender Persönlichkeiten sich bereit erklärt hat, den Münchener Aufruf zu unterzeichnen. Berlin, 31. Januar. Gestern Abend stießen in der Nähe des Halleschen Thores bei der Königgrätzer Straße infolge, falscher Weichenstellung ein Motorwagen und ein Pferdebahn wagen zusammen. Ein Passagier des letzteren wurde dabei ge- tödtet, der Kutscher nebst drei anderen Paffagieren verwund^. Bremen, 31. Januar. Hier verlautet, die Prinzessin Heinrich werde die Rückreise nach Deutschland von Shanghai im I April antreten. * Di« Berwaltung von New-York ist di« theuerste aller Städte der Welt. Aus einer vergleichenden Statistik deS „N.-I. Herald- heben wir folgende Zahlen von allgemeinem Interesse hervor: höheren Mädchenschule erschien ein Fremder mit der Bitte, die seine Klaffe besuchende 15jährige Tochter Else des Kaufmannes Koslowsky auS Domb bei Kattowitz sofort zu entlasten, da deren Vater unterwegs plötzlich vom Schlage getroffen worden sei und den Wunsch ausgesprochen habe, vor seinem Tode noch einmal seine Kinder um sich versammelt zu sehen. Der Lehrer gab der Bitte nachund entließ das Mädchen. Diese- wurde von dem fremden Manne in eine bereitstehende Droschke gehoben, woraus der Wagen davonfuhr. An der Erzählung von einer Erkrankung deS Vaters deS Mädchens war kein wahre- Wort. Als das Mädchen nicht nach Hause kam, wurde die Polizei benachrichtigt. Am andern Tage traf bei dem Vater der Entführten die Nach richt ein, daß er sein Kind wieder erhalten würde, wenn er an einem näher bezeichneten Ort« in Slupna die Summe von 7000 Mk. niederlegen würde. Auf Grund dieser Mittheilung wurde der Entführer in MySlowitz ermittelt und sestgenommen. Es ist dies ein gewisser Bruno Giesel auS Beuthen in Ober schlesien. Nach seiner Angabe soll sich das Mädchen in Zabrze befinden. zwingend sich ausdrängen und den Spaltungen und der Agitation, die seit langer Zeit das Land beunruhigen, ein Ende zu machen. Pari-, 30. Januar. Die französische Liga zur Bertheidigung der Menschen- und Bürgerrechte veröffentlicht ein Manifest, in dem sie erklärt, von der offenbaren Unschuld DreyfuS' überzeugt, protestier sie mit allen Kräften gegen die beabsichtigte Verletzung der Grundsätze der Gerechtigkeit und deS Rechtes. Weiter heißt «S, einer gerichtlichen Behörde am Vorabend der Urtheilsfällung die Rechtsprechung auS den Händen nehmen, sei gleichbe deutend damit, daß man den Bürger seinen gesetzmäßigen Richtern entzieht und einen wesentlichen Artikel der Menschen- und Bürger rechte sowie die Rechte der Bertheidigung verletzt. Gerechtigkeit würde eS dann nicht mehr geben. PartS, 30. Januar. Millerand hat angekündigt, daß er bei der Berathung des Budgets eine Forderung auf Erhöhung der Kredite der Nationaldruckerei einbringen werde, weil der Justiz minister für die Ablehnung der von der Kriminalkammer ver langten Drucklegung aller in der Reoisionsenquete abgegebenen Zeugenaussagen Ersparnißrückiichten geltend gemacht habe. Paris, 30. Januar. DaS „Echo de Paris- veröffentlicht einen Artikel auS der Feder Beaurepaires, in dem eS heißt, die von der Regierung eingebrachte Borlage, betreffend die Revision de- Prozesses, sei nur ein Auskunftsmittel; denn wenn die Richter verdächtig seien, wie durch die Vorlage anerkannt werde, so sei auch die von denselben geführte Untersuchung verdächtig. Diese Untersuchung sei geeignet, der Gerechtigkeit einen Stoß zu ver setzen, denn sie sei planmäßig und in wohlüberlegter, tenden ziöser Weise aufgebaut worden; Picquart sei der Mittel punkt. Alle- sei geschehen, um zu verhindern, daß die Wahrheit an den Tag komme. — In den Äandelgängen der Kammer verlautet, Poincarö sei entschlossen, den Gesetzentwurf auf Abänderung deS Artikel 445 der Strasprozeßordnuug zu bekämpfen. Bourgeois habe erklärt, er werde allen seinen Freunden anrathen, diesen Gesetzentwurf abzulehnen, wenn nicht der Be richt Mazeans die absolute Nothwendigkeit desselben erweise und in diesem Falle müsse man auf dem Wege der Umwälzung, den man zu beschreiten scheine, biS zum Ende gehen und Maßnahmen gegen die beschuldigten Justizbeamten ergreifen, die die Regierungs vorlage nicht in sich schließe. Paris, 30. Januar. Esterhazy wurde heute wiederum von der Kclininalkammer deS Kastationshofes vernommen. Es heiß», Esterhazy habe die Absicht, Mit Rücksicht aus den von der Regie rung eingebrachten Gesetzentwurf es abzulehnen, noch weitere Aussagen vor der Krimiualkammer zu machen, und wolle ver langen, von allen Kammern deS KaffatwushoseS gemeinsam ver- wie die- neuerdings ein Erfinder aethan hat. Zwischen den Pfeifen einer für den besonderen Zweck eingerichteten Orgel ruht auf hölzernen Pfosten, denen die Tonschwingungrn ebenfalls übermittelt werden, ein freischwebender Resonanzboden, aus den der entkleidete Patient sich nieoerlegt. Die Wahl der Musikstücke, Tonarten u. s. w. soll der besonderen Art des Leidens angepaßt werden. Ob man bester allopathisch oder homöopathisch verfährt und zum Beispiel einen Melancholiker mit einer Röverie oder einem flotten Marsch« behandelt, steht noch offen. — Skeptiker behaupten, daß, wenn der Erfinder selbst auf das Resonanzbrett gelegt würde, keine andere Melodie gespielt werden dürfte, als: „Du bist verrückt mein Kind- ic. * Zu dem Revolverattentat des Studenten Erich von Samson auf den Rechtsanwalt Ur. Francken in Aachen liegen jetzt folgende Einzelheiten vor: v. S. war im Frühjahr 1898 von einer Aachener Firma auf Abnahme eines von ihm bestellten Rockes verklagt worden, besten Annahme er verweigert hatte, weil derselbe angeblich nicht ordnungsmäßig gearbeitet sein sollte. Der die betreffende Firma vertretende Anwalt Ur. Francken machte nun gelegentlich der Klagebegründung im Termine die Aeußerung: „Dieser Schönheitsfehler wird wohl in der Figur des Beklagten liegen,- woraus v. S. sofort aus den Anwalt zuschritt und ihm zuraunte: „Darauf kann ich Ihnen nur mit Ohrfeigen antworten!" Rechtsanwalt vr. F. ließ sich hierdurch nicht irre machen und sprach weiter, wurde jedoch von dem Beklagten nochmals mit den Worten unterbrochen: „WaS der Jüngling doch nur schwatzt, seine ganze Gestalt ist doch nur ein Schönheitsfehler!- Infolge dieser Aeußerung wurde der Student wegen Ungebühr vor Gericht in eine Ordnungsstrafe von 30 Mk. genommen, außerdem reichte der Anwalt gegen v. S. die Beleidigungsklage ein, die ein Er- kenntniß aus 50 Mk. Geldstrafe eventuell 5 Tage Gefängniß zur Folge hatte. Die von dem Angeklagten eingelegte Berufung veranlaßte die Strafkammer zur Aushebung d«S erstinstanzlichen Urtheils, weil der Gerichtshof infolge des übereinstimmenden Gut achten» des vernommenen ärztlichen sachverständigen zu der Ueber- zeugung gelangte, daß v.S. sich zur Zeit der Beleidigung in einem krankhaften Geisteszustand befunden habe, wodurch seine freie Wi llenS- bestimmung ausgeschloffen gewesen sei. Trotz dieser Freisprechung scheint v. S. dem Rechtsanwalt einen tiefen Haß nachgetragen zu haben, welcher schließlich die Veranlassung zu dem geplanten Mordattentate gab. Er erschien plötzlich in dem Bureau deS Anwalts und verlangte denselben zu sprechen. Der Bureauvor steher, der natürlich keine Ahnung von der Absicht des v. S. hatte, wies diesen in ein zweites Zimmer, in welchem der Anwalt an seinem Pulte saß. Nachdem der Student die Thür hinter sich verschlossen hatte, zog er sofort einen sch oerkalibrigen Revolver hervor und gab ohne weiteres auf den Rechtsanwalt zwei Schüsse ab, von denen der eine zum Fenster hinausging, während der zweite den inzwischen aufgesprungenen Rechtsanwalt in das linke Kniegelenk drang. Unmittelbar darauf richtete v. S. die Waffe auf sich selbst und jagte sich eine Kugel durch die Schläfe, worauf er zusammenstürzte und alsbald verstarb. Der aus Karlsruhe stammende v. S., welcher bereits früher wegen Mordversuchs in Untersuchungshaft gewesen sein soll, stand im Anfänge der dreißiger Jahre und war schon seit längerer Zeit Stuvirender bei der Technischen Hochschule in Aachen. Der Zustand des verletzten Anwalts, dem inzwischen die Kugel auS dem Kniegelenk entfernt werden konnte, giebt zu ernsten Besorgnissen keinerlei Anlaß. * Zum Lonvoner Millionen-Diebfiahl. London, 27. Januar. Gestern Mittag fand die Generalversammlung der Aktionäre der Panschen Bank, der am Montag Noten im Werthe von ungefähr 70 000 Ist. (1400 000 Mark) gestohlen worden sind, statt. Der Vorsitzende, Cecil F. Parr, theilte den Aktionären den Verlust mit, bemerkte aber, eS sei tröstlich, daß von den ge stohlenen Banknoten 36 Lst. 1000-Noten wären. ES sei nur ein einziges Mal, so weit man wisse, einem Diebe gelungen, eine Lst. 1000-Note anzubringen. Die zweiundzwanzig Lst. 500-Noten seien auch fast ebenso schwer zu wechseln, wie die Lst. 1000-Noten. Lst. 47 000 würden deshalb wahrscheinlich niemals auf daS Verlust-Konto gesetzt zu werden brauchen. Die Bank von Eng land habe mitgetheckt, sie werde nach Verlauf eines JahreS der Parrschen Bank den Betrag der Noten, die noch negociirt werden, kreditiren und ihn in ConsolS anlegen. Die Zinsen würden der Parrschen Bank, wenn fällig, ausgezahlt werden. Nach Ablauf von fünf Jahren würde die Bank von England unter Jndemnität- Consols oder Baargeld für die noch nicht negociirten gestohlenen Noten geben. So sei keine Gefahr, daß die 19 Prozent be tragende Dividende der Parrschen Bank verlustig ginge, selbst wenn auch nicht die ganze gestohlene Summe wiedererlangt werden würde. Jetzt kam das Schlußtableau. Parr hatte sich kaum niedergesetzt, als ein Bote ihm einen Zettel einhändigte. Freudestrahlend erhob er sich wieder und erklärte der Ver sammlung, daß er soeben die Nachricht erhalten habe, daß Lst. 40000 (800 000 Mk.) freiwillig der Bant per Post wieder zurückgeschickt worden wären. Der Beweggrund der Diebe er scheint ziemlich dunkel. (Wie ein Londoner Korrespondent hinzufügt, soll sich mit im Couvert, daS die gestohlenen Note« enthielt; auch «in anonymer Brief gefunden haben und in demselben soll der Wunsch au-gedrückt worden sein, daß der Empfang der Noten durch eine Annonce im „Daily Telegraph- bestätigt werde. Demgemäß findet sich im genannten Blatte heute daS kurze zweizeilige Inserat: „Lst. 40000 in großen Noten em pfangen mit Dank. Parr'S Bank (Limited.)- Da der Brief anonym war, wurde sogleich der Poststempel untersucht, derselbe war aber unleserlich. Erst auf dem Hauplpostamte stellte man mit Hilfe eine- starken Vergrößerungsglases fest, daß der Bries im Londoner Westcentrum-Distrikt-Postamt zwischen halb zehn und elf Ehr Vormittags aufgegeben war. Es ist jedoch auch möglich, daß er in einen der zahlreichen Briefkästen des Distrikts geworfen ist, sicher ist er an keinem Schalter aufgegeben, denn der Brief ist trotz seine- werthvollen Inhaltes nicht eingeschrieben und mit 3 Pence um daS Doppelte überfrankirt. Die Zurück endung der Noren an sich spricht schon dafür, daß kein Dieb von einiger Erfahrung die That begangen hat, denn selbst gestohlene lOOO Pfund-Noten sind, wie die Äriminalgeschichte lehrt, aut Vor- icht und Geschicklichkeit immer noch unterzubringen und die Bank von England kann auch die Einlösung gestohlener Noten nicht ablehuen. Der Verdacht ist jetzt einigermaßen "begründet, daß der Dieb sich innerhalb der Bank befunden hat und daß Angst und Reue ihn zur Zurücksendung des größten TheckeS der gestohlenen Noten getrieben haben. Der Brief mit den 40000 Pfund ist gerade zu der Zeit aufgegeben, zu welcher die Bank-Angestellten ich morgen- zur City begeben und ein direkter Beweis für diese Annahme ist damit geliefert, daß die Stücken Pappe und Bind- äden, womit die gestohlenen Noten in der Schublade umgeben waren, in einem Abort im Kellergeschoß deS Bankgeväudes auf- gefundea find. Unter diesen Umständen hofft man, sehr bald auch den Rest der gestohlenen Noten zurückzuerhalten. * «eldfimsrv auf Befehl. Man sollte es kaum für möglich halten, daß eS in unserem aufgeklärten Zeitalter noch Leute giebt, die thatsächlich an den „Ruf einer Geisterstimme" und da- Gefasel einer Kartenlegerin glauben. Allerdings find eS nur Frauen mit polizeiwidrig beschränktem Horizont, die sich von raffiuirten Betrügern nicht nur allerlei sinnloses Zeug vorschwatzen lassen, sondern diesen gemeingefährlichen Personen auch einen Ge horsam bezeigen, der wahrlich einer besseren Sache würdig wäre. So hörte man eben erst auS Pari-, daß sich die Gattin und Tochter eine- gutsituirten Beamten daS Leben nahmen, weil sie dem „Geisterruf- folgen zu müssen glaubten, und nun kom nt auS Derby in England eine ganz ähnliche Nachricht. Maria Burnett, die Frau eines Handwerkers, wurde in ihrem Schlaf zimmer erhängt aufgefunden, und zwar war dl« Unglückliche nach »er Aussage des trostlosen Ehemannes durch die Prophezeiung einer Wahrsagerin zum Selbstmord getrieben worden. Die in glücklicher Ehe lebende Frau hatte sich eines TageS zu einer ihr von Freundinnen warm empfohlenen Kartenschlägerin begeben, um zu erfahren, ob ihr Mann, der am Zungenkrebs leidet, jemals geheilt werden könnte. Die geriebene Sibylle wollte sich einen so guten Fang nicht entgehen lasten und bedeutete der einfältigen Frau, daß die Karten unmöglich über etwas so Wichtiges sofort Auskunft geben könnten, sie solle nur öfter wiederkommen. Die Reden des schlauen Weibes waren aber jedesmal so orakelhast, daß die besorgte Gattin sich genöthigt sah, den Weg zu der Gaunerin immer häufiger zu machen. Natürlich kostete jeder Be such baareSGeld und die Schicksalsprophetin wurde zuletzt so un verschämt in ihren Forderungen, daß MrS. Burnett diesen nicht mehr gerecht zu werden vermochte. Als sie dies der Karten schlägerin eingestand, gerieth die Alte außer sich vor Wuth und erklärt« ihrer erschrockenen „Klientin", daß sie von diesem Augen blick behext sein sollte, daß Alles, was sie äße und tränke, sich in ihrem Munde zu Gist verwandeln würde, daß Teufel in ihrer Wohnung Hausen sollten und daß sie am Besten thäte, sich so bald als möglich das Leben z« nehmen. Ganz verstört kam die Frau an diesem Tage nach Hause, erzählte ihrem Manne alles und erklärte, sterben zu wollen. Burnett versuchte vergeben-, seiner „behexten" Ehehälfte den Unsinn auszureden und obwohl er sie beständig bewachte, gelang eS der Bethörten eine- Morgens doch, Hand au sich zu legen. Neueste Nachrichten. Königsberg, 30. Januar. Nach einer Meldung der „Königsberger Hartung'schen Zeitung" sollen in dem Kirchdorfe Warpuhnen bei Rhein beim Schlittschuhlaufen auf dem Dorsbruche sehr viele Kinder eingebrochen sein, lieber 20 seien ertruiilen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Elbing, 30. Januar. Auf dem Bahnhofe Flatow wurde die Frau des Oberamtmanns Petrich vom Trittbrett eines em- laufenden Personenzuges erfaßt und vor den Augen ihres Mannes zermalmt. Wien, 30. Januar. Die „Wiener Abendpost" ist ermächtigt, die in mehrere Wiener Blätter übergegangene Rachricht, die Kaiserin Elisabeth habe seinerzeit den Ueberschuß ihrer jährlichen Einkünfte bei der Bank von England angelegt und es beständen nun Differenzen über die Besteuerung dieser Depots, sowie die weiteren Angaben über die Höhe der angeblichen Depot- als voll ständig unrichtig zu bezeichnen. Wien, 30. Januar. Das Wiener K. K. Korr.-Bur. meldet auS Sofia, Stoilow habe es abgelehnt, die Neubildung des Kabinetts, die ihm angeboten wurde, zu übernehmen. Grekow unterhandelt neuerdings. Bam, 80. Januar. In dem Prozeß gegen die Räuber, welche den Herzog von Meiningen beraubten, erklärte heute der StaatSanwalt den Alibibeweis Bemas und Gallonis für nicht erbracht und forderte ein Schuldig für die Angeklagten, welche so lang« Zeit der Shrecken des Castelli Romam waren. PariS, 30. Januar. Die Kommission der Deputirtenkammer an welche die Vorlage betreffend den Kassationshof heute verwiesen wurde, wird morgen zusammentreten, den Justizminister Lebret hören und die Aktenstücke über die Enquete beir. den Kassationshof in Empfang nehmen. Mehrere Mitglieder der Kommission wollen verlangen, daß die beschuldigten Justizbeamten von der Kommission verhört werden. — Der ursprüngliche, von dem Mmisterrathe in seiner Sitzung am Sonnabend festgesetzte Gesetzentwurf betr. die Aburtheilung von Reoisionssachen, ist dahin abgeändert worden, daß an Stelle der Bestimmung, nach welchem die Ab urtheilung dem ganzen Kassationshofe nur in bestimmten Fällen übertragen werden soll, die Bestimmung tritt, daß die Aburtheilung in allen Fällen dem Kassationshof« zu übertragen ist. — Die Begründung des Gesetzentwurfes geht von langen juristischen Erwägungen aus und schließt: Der neue Gesetzentwurf wird so fort auf eine Angelegenheit Anwendung finden, welche eine tiefe Spaltung in allen Gemüthern hervorruft. Man wird ohne Zweifel einwenden, daß dies ein Gelegenheitsgesetz sei ; eS ist aber vor Allem ein Gesetz der Nothwendigkcit und der Äeruhigung. Wir meinen, der Beschluß, den der vollständige Kassationshof fassen wird, wird allen Geistern mit unwiderstehlicher straft als als Heilmittel. Daß Musik ost einen wohlthätigen Einfluß auSübt, ist bekannt. Neu ist es jedoch ohne Frage, zur verstärkten Einwirkung der Musik auf den Pattenten einen besonderen Apparat zu bauen,
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