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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990126
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-26
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.01.1899
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si. die ihn gegen die Hüfte stemmt, während sich die Linke auf das Schlachtschwert stützt. Im Uebrigen erhebt sich die Reckengcstalt des Reichskanzlers im Waffenrock auf einem niedrigen, gedrungenen Sockel in kraftvoll vorwärts schreitender Stellung. In genialer Weise ist eine Schwierigkeit gelöst, mit der alle stehenden mantel losen Denkmalsgestalten zu kämpfen haben: Stellung und Umriß der Beine. Der Künstler wird demnächst nun ein Thonmodell zu seiner neuen genialen Schöpfung Herstellen — eine Arbeit, die ihn mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, bevor der Guß in Erz begonnen werden kann. DaS Denkmal selbst wird an der Seestraße auf dem Platze zwischen Ministerium des Innern und dem Guttenberg-Hause sich auf einem Unterbau von schwedischem Marmorstuck erheben; die Gestalt selbst steht auf einem niedrigen Sockel von echtem schwedischen Marmor. Der Kanzleibedarf der Stadtverordneten in Dresden beläuft sich gegenwärtig auf 47 700 Mk. Dem Kanzleivorstande wurde die Anwartschaft auf Dienstalterszulagen nach den be stehenden Bestimmungen zuerkannt. Vom Hauptbahnhofe zu Dresden aus wurden gestern zwei Bataillone der Grenadier-Regimenter mittels Sonder- znges nach Mügeln befördert. Die Bataillone in felddienst- mäßiger Ausrüstung, etwa 1000 Mann stark, führten Pferde und Fahrräder mit sich. Es handelte sich um Abhaltung von Wintermanövern in der Gegend von Stolpen. Auch aus Bautzen wird von ähnlichen Truppenbewegungen gemeldet. Der erste Spatenstich zum eigentlichen Neubau des vereinigten Neustädter Bahnhofes in Dresden ist am Montag früh gethan worden. Man begann mit dem Ausschachten der Massen zum künftigen Bahnhossempfangsgebäude an seiner südöstlichen Seite, nahe den jetzigen Betnebsgleisen, welche der Aus schachtungen halber vorher schon theilweise mit Balkenunterzug versrben worden waren. Das große Grundstücksareal welches die Stadt Dresden durch den Ankauf des Vitzthumschen Gymnasiums erworben, soll mit dem daranstoßenden Areal der alten Reiterkaserne mit Schul- Häusern bebaut werden. In Aussicht genommen ist die Er richtung eines städtischen Gymnasiums, bezw. Neubau des Vltz- thumschen Gymnasiums, einer zweiten städtischen Realschule und einer Bezirksschule. Zur Erlangung geeigneter Baupläne soll ein öffentlicher Wettbewerb unter der Dresdner Architektenschast ausgeschrieben werden. Die Preise werden 1500 Mk., 1000 Mk. und 500 Mk. betragen. Den Preisrichtern wird anheimgestellt, noch 1000 Mk. zu einem weiteren zweiten Preis oder zwei fernere dritte Preise zu verleihen. Zur Deckung der Kosten der Aus- chreibung, zu Ankäufen nicht prämiirter Entwürfe rc. wurden noch weitere 1000 Mark bewilligt. Die im Schlacht- und Biehhofe zu Dresden unter den Rindern und Schweinen sestgestellt gewesene Maul, und Klauen seuche ist wieder erloschen. Einen interessanten Blick hinter die Coulissen läßt olgende Notiz der „Dr. Nachr." thun: Dem „Lustigen Krieg" m Residenztheater ging am Sonnabend ein Borpostengefecht voraus, das m keiner Hinsicht mit dem harmlosen Inhalte der Strauß'schen Operette in Einklang zu bringen war. Eine Art Zalastrevolution, hervorgerufen durch eine sehr weitgehende Ileinungsverschiedenheit zwischen der artistischen Bühnenleitung und dem gejammten Singechor, hatte die Vertreter und Ver treterinnen des letzteren derartig in den Harnisch gebracht, daß ein erbitterter Kampf zwischen dem Chor und dem Provokanten losbrach, der sehr an die Schlußszene des zweiten Alles der „Meistersinger" erinnert haben muß. Als die Gemüther bis zu Handgreiflichkeiten sich erhitzten, erschien in Mitte der strittigen Parteien ein den Hilferufen folgender Vertreter der heil. Her- mandad, aber auch diesem gelang es nicht, den Frieden dauernd wieder herzustcllen — ein choristischer Generalstreik wäre die Folge gewesen, wenn die Achtung vor dem Benefizianten nicht mitgesprochen hätte. Am Sonntag aber — die Gegenpartei hatte indeß Gelegenheit gefunden, gen Berlin zu reisen — brach die Fehde von Neuem aus und da zugleich auch die anmuthige Violetta versagte, mußte der „Lustige Krieg" — „eingetretener Hindernisse wegen" — in die „Berliner Fahrten" metamorphosirt werden. Der „lustige Krieg" hinter den Coulissen ist damit aber noch nicht beendigt, — im Gegentheil werden die Waffen gegen wärtig noch schärfer geschliffen! Der von Oberoderwitz gebürtige Unteroffizier Linke vom 1. Grenadier-Regiment in Dresden hat sich erschossen. Das Motiv zu dem Selbstmord ist nicht bekannt. Vor dem königlichen Schwurgericht Dresden hatte sich gestern der am 22. August 1873 in Freiberg geborene Schleifer Paul Oskar Kirbach wegen Urkundenfälschung, Unterschlagung und Betrugs zu verantworten. Der Angeklagte unterschlug im September v. I. einen Geldbetrag von 19 Mk., den er als Provisionsreisender für das Abzahlungsgeschäft von Jonas u. Co. in Berlin vereinnahmt hatte. Um dieselbe Zeit fälschte Kirbach ein Quittungsbuch der Sparkasse zu Freiberg. In diesem Buche war nur noch ein Guthaven von 1 Mk. verzeichnet. Der An geklagte bewirkte darin vier Einträge über angebliche Ein zahlungen, jo daß die Beträge auf zusammen 113 Mk. 40 Psg. lauteten. DaS Urtheil lautete aus eine 5monatige Gefängniß- strafe. Fahnenflüchtig sind der Einjährig-Freiwillige Hcrmeyer vom Leipziger Infanterie-Regiment und der Jäger Thielemann vom Wurzener Jägerbataillon. Beide werden steckbrieflich ver folgt. W:e verlautet, plant die Vertretung der Stadt Chemnitz, sowohl den Kaiser als auch den König um ihre Theiluahme an der EutbüllungSseier der Denkmäler Kaiser Wilhelm's I., > Bismarcks und Moltke's zu bitten. Die Feier soll im Mai statt- ' finden. — Die Chemnitzer Lchrer-Wittwen- und Waisenkasje hat > im vergangenen Jahre an 35Wittwen über 5000 Mk. als Unter- ' stützungen ausgezahlt. Das Vereinsvermögen beziffert sich aus 178000 Mk. — Die Handelsgärtner der Erzgebirges werden ! Ende Februar in Chemnitz eine gr^ße Versammlung abhalten, i durch die sie für die Erreichung eines Schutzzolles auf gärtnerische Erzeugnisse agitatorisch thätm jein wollen. i Alv kürzlich ein Einwohner von Glauchau auf der Hcim- ' fahrt von Mec^aue begriffen war, wurde das Geschirr in der > Gegei'd von Dennheritz von einem Hunde angefallen. Trotzdem i der Kutscher von der Peitsche Gebrauch machte, ließ der Hund in jeiuem Angriff nicht nach. Kurz entschlossen sprang der Be- i sitzer vom Wagen und schlug den Hund mit einem Ortscheit todt. ! Lurch den Bezirksarzt ist sestgestellt worden, daß der Hund an Tollwuth gelitten hat. Es wurde ermittelt, daß derselbe in Gesau l einen Maurer und in Meerane ein schulpflichtiges Mädchen ge- : bissen hat. Beide Gebissenen wurden nach Berlin in die für i solche Fälle errichtete Station gebracht. l Um einen Hausball abhalten zu können, die in Bautzen , außerordentlich Mode sind, räumte eine Familie ihr gesammtes i Mobiliar, soweit es nicht den Fcstzwecken diente, aus der Wohnung . in zwei Möbelwagen. Die Kinder wurden an befreundete Familien ,> ausgeliehen, bis die Festesfreude verrauscht war. in Wetterwitz, in Roßwein wohnhaft, wurde gestern von der zweiten Strafkammer wegen Sittlichkeitsverbrechens zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 3jährigem EhreurechtSverlust ver- mtheitt. Eolmnih, 24. Januar. Am Sonntag Nachmittag 5 Uhr hielt der hiesige König!, sächsische Militärvcrein im Schneiderschen ErbgerichtSgasthause eine Hauptversammlung ab, die sehr gut besucht war. Der Vorsitzende, Herr Gemeindevorstand Schumann, eröffnete die Versammlung mit einem Hoch auf den Protektor König Albert, in welches alle Kameraden freudig einstimmten, sodann begrüßte er die Anwesenden und gedachte der im ver gangenen Jahre verstorbenen Kameraden, denen zu Ehren hieraus die Motette „Wie sie so sanft ruhn" durch die Sängerabtheilung deS Verein- zum Vortrag kam. Ein herzliches Willkommen in Wort und Lied wurde weiter den neueingetretenen Kameraden, deren Verpflichtung gleichzeitig erfolgte, dargebracht. Den Kaffen bericht erkannte die Versammlung für richtig an. Hundert Rechenschaftsberichte aus das mit dem 31. Dezember 1898 abge schloffene 35. Vereinsjahr kamen zur Vertheilung. Der Verein hatte eine Einnahme von insgesammt 1076 Mk. 38 Pf., welcher eine Ausgabe in Höhe von 629 Mk. 49 Pf. gegenübersteht. Es verbleiben demnach baar in der Kaffe 446 Mk. 89 Pf. In hiesiger Sparkaffe befinden sich einschließlich Zinsen 1763 Mark 71 Pf., sodaß das BereinSvermögen 2210 Mk. 60 Pf. beträgt. Der Verein zählte am 31. Dezember 1897 219 Mitglieder. Im vergangenen Jahre traten 10 Herren als aktive und 3 als außer ordentliche Mitglieder bei, sodaß der Verein auf zusammen 232 Mitglieder anwuchs. AuS dem Verein schieden 8 Mitglieder, hiervon 3 durch den Tod und 5 freiwillig in Folge Wegzugs, somit verblieben am 31. Dezember 1898 6 Ehrenmitglieder, 3 außerordentliche und 221 aktive Mitglieder. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildeten Neu- vez. Ersatzwahlen. Es schieden auS: der Vorsitzende, Schriftführer, zwei Ausschußpersonen und zwei Mitglieder deS Finanzausschusses. Dieselben wurden durch Zurus wiedergewählt und nahmen die Wahl mit Dank an. ! Zum stellvertretenden Schriftführer an Stelle des »ach Freiberg . .verzogenen Kameraden Julius Göhler wurde mit Stimineumehr- i heit Kamerad Ernst Wolf gewählt. Endlich wurde beschloßen, i am 12. Februar im Erbgerichtsgasthause ein Kränzchen abzu- , halten, an welchem Kaisers Geburtstag mitgeseiert werden soll. , Nachdem der Vorsitzende dem mit Ende dieses Monates scheiden- l den Gastwirth Herrn August Schneider im Namen des Vereins i gedankt, wurde die Versammlung nach Verlesung des Protokolls i gegen 7 Uhr geschloffen. tz Großhartmannsdorf, 24. Januar. Am Sonntag hielt die hiesige freiwillige Feuerwehr ihre Jahreshauptversammlung ab. Aus dem hierbei zum Vortrag gelangten Jahresberichte sei Folgendes hervorgehoben. Das Corps besteht zur Zeit aus , 45 Mann, nämlich 39 aktiven, 3 außerordentlichen und 3 Alters mitgliedern. Eingetretcn sind im verflossenen Jahre 11 Mann, während 9 ausgeschieden sind Der weiteren Ausbildung der Mitglieder dienten 12 Uebungen, während zur Erledigung der geschäftlichen 'Angelegenheiten 11 Dienstversammlungen und > 8 EhrenrathSsitzungen sich nöthig machten. Vergnügen wurden 3 abgehalten, sowie ein Landmarsch nach Mittelsaida veranstaltet. DaS vergangene Jahr war für die Kompagnie ein verhältniß- mäßig arbeitsreiches, denn nicht weniger als 7 Mal war ihre Hilse erforderlich und zwar bei folgenden Bränden: am 4. Februar abends */,8 Uhr bei dem Scheunenbrande im Dietelschen Grundstücke hier; am 17. Februar abends bei einem gleichen Brande im Stockmannschen Gute in Großwoltersdorf, am 12. Mai nachmittags 3 Uhr bei einem Schuppenbrande in der ' hiesigen Ziegelei, am 30. August abends 8 Uhr beim Brande der hiesigen Teichmühle, am 8. September früh '/«5 Uhr beim Brande des Fritzscheschen Hauses hier, am 11. September nachmittags 2 Uhr beipi Brande des Böttchermeister Frankeschen Hauses hier und endlich am 28. November abends 7 Uhr beim Brande eines dem Rittergute Gränitz gehörigen Strohhaufens. — Im Lause deS JahreS trat auch ein Wechsel im Kommando ein, indem an Stelle der ihr Amt niederlegenden Herren Robert Erler und Otto Kreher die Herren Käppler und Clemens Köhler zu Haupt leuten gewählt wurden. — Ein schnelles Ende sand eine hiesige Konfirmandin der niederen Schule; sie erkrankte am 18. dis. Mts. an Influenza und gab bereit? am 21. infolge Lungenlähmung ihren Geist aus. — An Stelle des von hier nach Polenz be rufenen Herrn Lehrer Löscher ist vom Schulvorstande einstimmig Herr Hilfslehrer Schmidt in Niederneuschönberg als dritter ständiger Lehrer der Kirchjchule gewählt worden. * ** Eppenvorf, 24. Januar. Auch im verflossenen Jahre hat sich die hiesige Gemcindesparkasse sehr zu ihrem Vonheile entwickelt, wie man aus der veröffentlichten Geschästsübersicht ersehen kann. Der Gcschästsumsatz ist um 75140,08 Mk. ge stiegen und betrug 560369,86 Mk. Der Reservejoud ist um 3088,15 Mk. gewachsen, so daß er die Höhe von 64807,91 Mk. erreicht hat. Eingelegt wurden 167659,35 Mk., dagegen zurück gezahlt nur 128659,59 Mk. Ausgeliehen wurden 110600,00 Mk. — Fürs lausende Jahr beträgt der Bedarf für die Gemeindekasse 18661,82 Mk., da an Deckungsmitteln nur 6000 Mk. vorhanden sind, so sind 12661,82 Mk. durch Steuern aufzubringen. Da in der Armenkaffe der Bedarf 2782,40 Mk. beträgt, dagegen 2915,75 Mk. Deckungsmittel da sind, so bleibt ein lleberschuß von 133,35 Mk. — Hier haben eine Anzahl Herren einen Stenographenverein (System Babelsberger) gegründet. Herr Lehrer Müller wurde zum Vorsitzenden gewählt. — Die 7jährige Tochter des Gutsbesitzers M. ivurde von der Dreschmaschine erfaßt und so verwundet, daß ein Bein bis zum Knie abgenommen werden mußte. Ein bedauernswerther Vorfall trug sich am Sonntag Abend in Dorfchemnitz zu. Zwischen mehreren jungen Leuten war eine Streitigkeit entstanden, in deren Verlaufe ein dem Streite zuschauender junger Mann aus Dorfchemnitz durch einen Stock hieb jo unglücklich aus den Kopf getroffen wurde, daß nach ärzt lichem Ausspruch an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Die Verhaftung eines z. Z. in Sayda aufhältlichen MouteurS hängt mit dieser Angelegenheit zusammen. Der Schuhmacher und Fertelhänd!?r Ulbricht in Pfaffrova hatte das Unglück, mit der linken Hand in das Getriebe einer Handdreschmajchine zu gerathen, wobei ihm der Daumen abgerissen wurde. Am rechten Arm hat U. früher einen erheblichen Schaden erlitten, wodurch er arbeitsunfähig wurde. Die Errichtung des von der Bürgerschaft Dresdens sehnlichsi erwünschten Bismarck-Denkmals hat einen wichtigen Schritt vorwärts gethan. Am Montag besichtigte der Bismarck-Denkmal- Ausschuß im Atelier des Bildhauers Professor Diez den von diesem geschaffenen Entwurf und ertheilte dann diesem Künstler den Auftrag zur Ausführung des Denkmals selbst. Der Entwurf giebt im Gegensatz zu einer von dem Künstler früher entworfenen Skizze das Haupt des eisernen Kanzlers unbehelmt wieder. Dies ermöglichte, Bismarcks gewaltigen Schädelbau und namentlich die prachtvolle Denkerstirn in ganzer Schönheit hervortreten zu lassen. De« Heb« giebt der Künstler jetzt dem Kanzler in die Rechte, In einer Ziegelei inLSbau verunglückte der Arbeiter Wechler auS Ebersdorf beim Einstürze einer ca. 1*/, Meter hohen Lehm- Wand. Der Mann erlag den Verletzungen. Die Uhrmacherschule in Glashütte erhielt für daS laufende Schuljahr eine Beihilfe von 7500 Mark von der königlichen StaatSregierung. In der Schelzigschen Restauration und Materialwaarenhand- lung in Berthelsdorf bei Neustadt wurde kürzlich Nachts ein Embruchsdiebstahl frechster und gemeinster Art verübt. Die Spitzbuben, welche mit den Oertlichkeiten sehr vertraut gewesen sein müssen, sind in das Innere des Wohnhauses gestiegen und haben die in der Schlafstube erwachten Eheleute, welche Nachtlicht brannten, in den Betten überfallen. Der 76 Jahre alte Greis wurde am Halse gepackt und bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt, während der zweite Kumpan über die Ehefrau hergefalleu ist und dieselbe mit der Faust so lange auf den Kopf und die linke Seite geschlagen hat, bis sie ebenfalls bewußtlos geworden war. Durch das Geräusch und die Schläge ist das in der Nähe schlafende Dienstmädchen erwacht, welches um Hilfe gerufen hat, worauf die Räuber unter Mitnahme eines Postens Kupfer« und Nickelgeld, sowie einiger Silbermünzen und einer alten silbernen, mit Schlagwerk versehenen Nemontoir-Tascheuuhr verschwanden. Von den Thätern fehlt bis jetzt jede Spur. Von einem schrecklichen Geschick ist das etwa zweijährige Kind einer im Rauhenthal bei Meißen wohnenden Familie ereilt worden. Als die Mutter Morgens den Kaffeetisch besorgen will, verliert die in ihrer Hand befindliche Steingut-Kaffeekanne den Boden und der heiße Kaffee ergießt sich über den in ihrer Näh« sich aufhaltenden Knaben, das Jüngste von sechs Geschwistern, ihn am Unterleibe, an einem Arme und an den Beinen schwer verbrühend. Nach zweitägigem Leiden ist das unglückliche Kind gestorben. Der Schmiedemeister Israel in Oberoderwitz, welcher zu Weihnachten von einem tollen Hunde gebissen wurde und daraus nach Berlin reiste, um sich der Impfung nach Pasteur im dortigen Institute für Infektionskrankheiten zu unterziehen, ist als geheilt zu den Seinen zurückgelehrt. Am Sonntag Nacht wurde auf dem Wege zwischen Zaucke- roda und Reuwurgwitz ein verheiratheter Mann von einem böhmischen, ca. 20 Jahre alten Arbeiter in die linke Brustseite gestochen. Die Verletzung ist jedoch nicht lebensgefährlich. Der Tscheche konnte noch in der Nacht ermittelt und dem Amtsgerichts- gefängniß zugesührt werben. Auf dem zwischen Albersdorf bei Leipzig und Göhrenz ge legenen Communicationswege ereignete sich gestern ein schrecklicher Unglücksfall. Ein Kohlengeschirr des Rittergutes Großzschocher wurde, als es im Begriffe war, die Gleise der Plagwitz-Lützener Sekundärbahn zu überschreiten, von der Lokomotive eines nach Plagwitz fahrenden Güterzuges erfaßt. Hierdurch wurde der Knecht, der die dem Wagen angehängten Vorspannpferde führte, ein Stück aus den Schienen geschleift und getödtet. Verschiedenes. * Eine Kinder-Borstellung im Berliner Opernhaufe. Die Kaiserin hatte am Montag Nachmittag die Berliner Schul jugend in das Opernhaus zu einer Vorstellung von Humperdincks „Hänsel und Gretel" eingeladen, DaS Kaiserpaar selbst nahm mit den drei jüngsten Prinzen und der Prinzessin an der Vor stellung Theil. Die gejammten Karten waren an Kinder ver theilt, theils auS den höheren Anstalten, theils aus den Gemeinde ichulen. Das Parkett gehörte den „Damen", überall blonde und braune Zöpfe, deren Trägerinnen einigermaßen in Verlegenheit waren, ob sie mehr nach der Hofloge oder mehr nach der Bühne sehen sollten. Das „starke" Geschlecht füllte die Ränge. Der Kaiser musterte das Publikum mit sichtlichem Behagen und war augenscheinlich sehr erfreut, als all die kleinen Leute sich nach dem dritten Akt einmüthig erhoben, und ohne einer Musik begleitung zu bedürfen, die Nationalhymne anstimmten. In ge hobener Stimmung waren auch die Darsteller, unter denen die .Hauptmitwirkenden, die Damen Dietrich, Nothauser und Kopka, sowie Herr Bachmann, den wärmsten Dank ernteten. Ja, dieser Beifall war so stark, daß sogar das Hausgesetz durchbrochen wurde. Man gab nicht Ruhe, bis der Vorhang wieder hochgezogen wurde, um die Künstler sichtbar zu machen. Für den hübschen Nach mittag, der an jene Schulkinder-Aufsührung der „Quitzows" er innerte, die der Kaiser in seinem ersten Regierungsjahre ver anstaltet hatte, bleiben vierzehnhundert Kinder der Kaiserin vankbar. * Der verschneite Flüela-Patz. Von Davos berichtet die „Davoser Zeitung" aus der dortigen Schneezeit: Ein Passagier hat bereits die Post über Flücla gelöst und harrt der Stunde, wo die in vier Einspänner aufgelöste Staatskarosse den Berg unter die Füße nehmen soll. Aber die Postväter wackeln mit den Köpfen und „schmecken" am Wetter, bis sie endlich einstimmig zu dem Resultat gelangen, der Flücla sei heute nicht zu nehmen. „Aber die Post ist ein staatliches Institut und muß fahren," reklamirte der eingeschriebene Passagier. „Ich habe die Post gelöst und bezahlt und Niemand hat das Recht, sie zurückzu halten." Ein alter, grauer Davoser, der dem Disput zugehört hat, macht ohne weiteres Kompliment dem Eifernden die Be merkung: „Wenn Er an Hwsigä wäret, so seit,, Jehr sieet en Narr." (Wenn Ihr ein Hiesiger wäret, so würde ich sagen, Ihr seiet ein Narr.) * Ungeheuere Schneemassen lagern auf den Bergen ganz NordtirolS. Im Hallthal bei Innsbruck beim sogenannten „Herrenhaus" beträgt die Schneehöhe nahezu 1^ Meter. Die Lawine vom Großen Bettelwurf, die kein Jahr ausbleibt, ist be reits niedergegangen und wird eifrig daran gearbeitet, den Weg in's Hallthal wieder frei zu machen. Da der Schnee gut tragbar ist, werden trotz der Massenhaftigkeit desselben tagtäglich größere und kleinere Hochtouren unternommen. Das Wetter hierzu ist aber auch äußerst günstig. * Ein kostbares Geschenk. Die römischen Zeitungen melken, daß eme reiche amerikanische Dame dem Papst als Neu- jahrSangevmoe eine goldene Schnuvstabaksdose mit herrlichen Diamanten besetzt, die von einem der ersten Juweliere Roms an- gesertigt ist, geschenkt hat; im Innern der Dose, wird hinzuge fügt, wird der Papst einen Check über 50 000 Dollars (200000 Mark) gefunden Haven. Aus Husum wird der „Post" geschrieben: Schwere Klagen kommen von den Halligen und kleineren Inseln herüber, daß der heurige Winter mit seinen so ungewöhnlich häufigen und oft besonders heftigen Westttürmen unwiederbringlichen Schaden an Land und Strand verursacht. So wird von der größten Hallig. Langeneß vorzugsweise über Strandbruch am Westende, bei" Norvmarsch, geklagt, und die kleine Hallig Gröde, obgleich doch durch das vorliegende Langeneß recht gut geschützt, soll so schwer betroffen sein, daß man befürchtet, sic bald aufgeben zu müssen. Auch Hooge soll viel Strand verloren haben, und wen« auch das Frühjahr viele starke Weststürme bringt, dann wird manche
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