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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990121
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-21
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.01.1899
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18»». Neueste Nahrrchteu. Wien, 19. Januar. Bel der Audienz, welche der Super intendent und Adgenrdnete Dr. Hanse Pente veim Kaiser hatte, um für eine ihm zu Theil gewordene Auszeichnung zu danken, sagte der Kaiser: „Ich freue mich, Ihre langsährigen, treuen Dienste anerkannt zu haben; ich weih, daß ich mach auf die evangelische Kirche verlassen kann." Im Abgeorduetenhause wird diese Aeußerung viel besprochen. Wien, 19. Januar. Der Verein deutscher Studenten aus Schlesien „Oppavia" ist wegen Uebcrschreckung des statutarischen Wirkungskreises von der Behörde ausgelöst worden. Wien, 19. Januar. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Triest: In Pisino fand eine sehr zahlreich besuchte Versammlung statt, in der ein gegen die Errichtung eines slawischen Gymnasiums m Pisino protestircnder Beschluß einstimmig angenommen wurde. Prag, 19. Jan. Vor dem anatomischen Institut sammelte s. h heute Nachmittag eine große Menschenmenge an, welche bei dem Leichenbegängnis des erschossenen czechischen Studenten Lin ¬ hart demonstriren wollten. Hierzu kam eS aber nicht, weil die Beerdigung auf morgen verschoben ist. Nom, 19. Januar. Die Studentenkrawalle scheinen epidemisch zu werden und sich nach Norden sortzuseßen. Wenigstens fanden bereits ähnliche Krawalle, wie in Palermo, in Neapel statt, wo bereits das Athenäum von Karabinieri bewacht werden muß- Palermo, 19. Januar. Heute spielten sich wieder geradezu vandalische Szenen vor der Universität ab. Hunderte von Studenten drangen in die Universität ein, zerstörten, wa» noch zerstörbar war, beschmierten die Wände mit gegen den Rektor und die Professoren gerichteten Pornographien, und jeder Be- ruhigungsversuch war vergebens. Birmingham, 19. Januar. Heute fand hier eine äußerst zahlreich besuchte Versammlung von Vertretern politischer, religiöser und sozialer Vereine statt, die sich in sympathischer Weise für die im Manifest deS Kaisers von Rußland vertretenen Grundsätze aussprach. Paris, 19. Januar. Senat. Chamaillard von der Rechten interpellier wegen der Verzögerung, welche in der Aburtheilung Picquarts emgetrcten sei, wirst dem Kassationshofe vor, daß er Parteilichkeit für Picquart gezeigt habe, und fordert den Justiz minister aus, den Kassationshof zu veranlassen, die Sache mit größerer Beschleunigung zur Entscheidung zu bringen. Giraud verlangt, man solle die Justiz ihr Werk ruhig fortsetzen lassen und den Beleidigungen des Richterstandes steuern. Delaunay vor der Rechten giebt unter vielen Unterbrechungen seitens deS HauseS eine auS'ührliche Darlegung deS Zwischenfalles, den Beaurepaire veranlaßt hat, und greift den Kassationshof an. Redner spricht im weiteren Verlause seiner Rede von der Revisionskampagne, sagt die „Intellektuellen", die Kommunarden und die Panamisten hätten eine Allianz geschlossen, und fordert die Regierung schließe lich auf, sich energisch zu zeigen. Giraud spricht in beschwich» tigeudem Sinne. Parts, 19. Januar. (Senat.) Justizmimster Lebrrt betont die Nothwendigkeit, das Prinzip der Trennung der Gewalten aufrechtzuerhalten, und sagt, ein Eingreifen der Regierung könnte nur die Unruhe der Lage vermehren. Der Kassations hof habe in den verschiedenen Phasen der Angelegenheit nicht» verzögert, und man müsse in Ruhe seinen Urtheilsspruch ab warten. Er, der Minister, glaube, daß Quesnai de Beaurepaire gans" .... * Der Roman einer Ranne. Aegyptische Blätter be richten: Man wird sich noch erinnern, daß unter den von den Engländern in Omdnrman befreiten christlichen Gefangenen sich auch die Nonne Teresa aus Verona bejand. Sie hatte während ihrer Gesangenfchast einen Griechen, Dimitri Calorombos, heirathen müssen, dem sie vier Söhne geschenkt hatte, von denen heute nur noch einer am Leben ist. Calorombos und seine Frau sind vor Kurzem nach Kairo übergesiedelt. Die Frau hat nun dort wieder den Schleier genommen und ist in das Kloster der Franziskaner innen eingetreten. Ihren Sohn nahm sie mit sich ins Kloster, damit er nicht dem orthodoxen Glauben seines Vaters folge. Calorombos aber hat seine Frau auf die Herausgabe seines Sohnes verklagt. * Ueber ven Henker auf Ver Bühne plaudert der lustige Ernest Blum im „Gaulms" anläßlich des Rücktritts des Herrn Deibler, dem die Presse einen „guten Abgang" verschaffen will. „In den romantischen Dramen", schreibt Blum, „spielte der Henker ehemals eine hervorragende Rolle, sein Erscheinen war einer der besten Aktschlüsse; man wollte für dieses Amt ge wöhnlich einen ungeschlachten Burschen mit widerwärtigem Gesicht, der mit dem Beil in der Hand eintrat und dein Publikum das Gruseln beibrachte. Die Szene hatte immer ungeheuren Beifall. Der Henker rettete mit fast absoluter Sicherheit selbst bas schlechteste Stück, nur einmal brachte er ein Drama um. In einem Melo drama von Bouchardy im Ambigu-Theater erschien am Abend der PremiLre der Statist, der den Henker zu geben hatte, mit dem Beil unter dem Arm, als wenn es ein Regenschirm wäre. Er sand das offenbar sehr hübsch, aber daS Publikum lachte aus vollem Halse, und das Stück war hingerichtet. Dem Prestige des Henkers auf der Bühne hat das aber gar nichts geschadet. Anicet-Bourgeois erzählte mir, daß er eines Tages dem Direktor der alten Porte-Saint-Martin ein intimes Drama, eine Art bürgerlicher Tragödie, zur Aufführung gab. „Ihr Stück ist nicht schlecht", sagte der Theatermann, „aber es hat nicht die geringste Aussicht auf Erfolg!" — „Weshalb denn?" — „Weil es keinen Henker hat! Bringen Sie einen Henker hinein, und ich spiele das Stück." — „Aber wie soll ich denn einen Henker in ein Stück Hineinbringen, das in der Gegenwart spielt und von einfachen Familienzwistigkeiten handelt?" — Das ist ihre Sache, suchen Sie." Anicet-Bonrgeois, der, wie jeder Autor, durchaus gespielt sein wollte, suchte und sand: er vc. legte die Handlung aus der Neuzeit ins M'ttelalter, und den Notar, der am Schluffe des Stückes das Liebespaar verheirathen sollte, ersetzte er durch den Henker, der den Jntrignanten des Stückes ohne Weiteres hinrichtete. Das Drama wurde aufgesührt, und Amcet-Bourgcois gab mir sein Ehrenwort, daß er großen Erfolg hatte. Wenn ein dramatischer Dichter mir sein Ehrenwort giebt, daß sein Stück Erfolg hatte, glaube ich es immer!" Ar-tberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 5. — 22. Januar. gemacht hat, die Herren Werksbesiher oder deren Vertreter aber sich in keiner Welse zu einer gehörigen Aufbesserung der be stehenden Löhire im Schichtlohn wie im Gedinge veranlaßt sahen, in weiterer Erwägung, daß die Lebensbedürfnisse, wie Fleisch, Brod und Butter, sowie Miethe und Steuern ganz bedeutend gestiegen und zum Theile immer noch mehr steigen werden, be schließt die. heute stattfindende Berg- und Hüttenarbeiter- Versammlung, daß 1. eine Lohnerhöhung im Schichtlohn wie im Gedinge von mindestens 10 Prozent sür alle Arbeiter eintreten soll, damit der Arbeiter den erhöhten Forderungen in Familie, Staat und Gemeinde nachkommen kann; 2. um den Arbeiter vor zeitigem Sicchthum und Krankheit zu schützen, darf die Arbeits zeit nicht mehr als 10 Stunden betragen. Ueber- sowie Sonntags schichten sollen ganz in Wegfall kommen. Dieselben sollen nur in ganz dringenden Fällen, wo z. B. daS Leben oder die Gesundheit der Arbeiter, resp. der Betrieb deS Werkes in Gefahr steht, gestattet sein. Gleichzeitig wird ganz energisch Protest er hoben gegen daS noch auf einigen Werken bestehende Doppel schichtensystem. Es spricht aber ferner die Versammlung den Wunsch auS, daß sich die Arbeitgeber, resp. das Königl. Bergamt mit Einführung der achtstündigen Schicht befassen möge; 3. wünscht die Versammlung die Einrichtung der längst schon von den Be legschaften verlangten Badeeinrichtungen. Die heutige Ver sammlung beauftragt eine Kommission, diese Forderungen an alle Grubenbesitzer abzuschicken. Es soll außerdem das Königl. Bergamt hiervon gleichzeitig in Kenntniß gesetzt werden. Es wird ferner die Kommission ermächtigt, im Namen der Beleg schaften mit den Wcrksbesitzern zu verhandeln und hierüber später Bericht zu erstatten. Verschiedenes. * DaS Verschwinden der JuponS. Wie aus Paris geschrieben wird, hat Madame la Mode jetzt endlich die Ai- schasfung der Jupons, zu deutsch — Unterröcke dekretirt. Es ist absolut kein Platz mehr für diese bisher so wichtigen Bestand- theile der weiblichen Toilette vorhanden, denn der einem Futteral Ähnlich sich um die Hüsten schmiegende Kleiderrock könnte am Ende eii? überflüssiges Fältschen werfen, und das darf aus keinen Fall geduldet werden. Aljv fort mit den Un— Pardon, Jupons! So heißt von jetzt ab die Parole sür jede elegante Modeschöne. Noch vor wenigen Wochen bildeten die rauschenden Pariser Röcke aus spitzenbcsetzter, starrer Seide eine Quelle des Entzückens für jedes empfängliche Frauenherz. Eine wirklich tonangebende Modedame mußte zu jeder Robe einen besonder» Seiden-Jupou haben, und manches dieser Kleidungsstücke war so umfangreich und mit so vielen Falbeln und Krausen besetzt, wie zur Glanz periode unserer Großmütter. Die Kostümröckc konnten eine Zeit lang garnicht hoch genug gehoben werden, um die prächtigen Kunstwerke, die sich darunter befanden, zur Genüge bewundern zu lassen. Mit einem einzigen Nicken ihres kapriziösen Köpfchens hat Dame Mode alle diese Herrlichkeiten für die nächste Zukunft auS dem Garderobenschrnnk der eleganten Parisienne verbannt. Es gab keine Alternative — der Exodus der Jupons mußte beginnen. Warme wollene Trikot-Pluderhosen, die faltenlos um die Hüften anliegen, haben bereits die Stelle der Unterkleider eingenommen und erweisen sich als sehr praktisch. Verschiedene sashionable Modistinnen weigern sich entschieden, eine Robe aus Uuterröckrn anzupassen und da die holde Weiblichkeit hübsch und smart gekleidet sein will, bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu kapitu- liren. Was unsere Großmütter seligen Andenkens wohl sagen würden, wenn sie eine solche unterrocklose Brigade in einen Salon spazieren sehen könnten! Jedenfalls wäre manche der braven Damen bei einem derartigen Anblick in Ohnmacht gefallen. Wer hätte nicht davon gehört, daß cs vor 40 oder 50 Jahren als eine Forderung des guten Tones betrachtet wurde, mindestens ein halbes Dutzend gesteifter und getollter Unterröcke zu den fabelhaft weiten Musselin- und Seidenkleidern zu tragen. * Ein australischer Millionär. Aus Brisbane (Queens land), 11. Dezember wird geschrieben: Vorgestern begruben wir hier einen ganz merkwürdigen Manu, dessen Tod sür wichtig genug erachtet worden war, daß er durch das Kabel nach allen Welttheilen hin gemeldet wurde. Am Sonnabend Abend war in Felton (Queensland) James Tyson, der reichste Mann in Australien, nach dreimonatlichem Leiden im Alter von .81 Jahren gestorben, und es verlohnt sich, einen Blick auf sein Leben zu werfen, denn „seinesgleichen war nicht im Laude!" James Tyson war der Sohn eines ehemaligen englischen Unter offiziers,-der hierher einwanderte und sein Leben lang ein armer Schlucker blieb. Seine beiden Söhne verdienten als Landarbeiter ihr Brot, verloren durch Unglücksfälle wiederholt ihre Ersparnisse und pachteten endlich eine Weidefarm (Station). James ging 1851, als in Viktoria die ersten Goldfunde gemacht wurden, dorthin und begann die Digger in Bendigo mit Fleisch zu ver sorgen. Er entwickelte eine rastlose Thätigkeit, und mit ungewöhn lichem geschäftlichen Scharfblick berechnete er die Bedürfnisse des Marktes; da er stets für baares Geld kaufte, so entwickelte sich sein Geschäft bald derart, daß er ungeheure Viehmassen direkt von den Züchtern kaufte und selbst großen Grundbesitz erwarb. Sein Vermögen schwoll lawinenartig an; seine Weide- und Acker flächen erreichten die Größe eines kleinen Königreichs, und der Werth des Besitzes wurde schon 1891 auf 145 Millionen Mark geschätzt, ist aber jetzt viel größer. Tyson war körperlich und geistig ein tüchtiges Exemplar der australischen Nasse, breitschultrig, sehnig, kräftig und rührig. Sein Aeußeres erinnerte wahrhaftig nicht an den Millionär — er ging mehr als einfach, trug seine silberne Uhr an einer Stahlkette und lebte genau so einfach wie ein australischer Farmerknecht. Ost rühmte er sich, nie geistige Getränke genossen zu haben, bis in sein hohes Alter nie krank gewesen zu sein, nie ein Wirthshaus, ein Theater oder — eine Kirche betreten zu haben. Dabei stand er der Religion nicht etwa feindlich gegenüber: wiederholt hatte er bedürftigen Gemeinden Kirchen gebaut, er selbst aber wollte von den religiösen Formen nichts wissen. Tyson war nie verheiratet und hat niemals einem weiblichen Wesen nahegestanden. Einmal, in der Zeit seiner Noth, war ihm ein Mädchen begegnet, das den Hungrigen erquickte — zwanzig Jahre hindurch tauchte er av und zu in ihrer Nähe aus, als sie längst verheiratet war, aber nie svrach er ein Wort. Tyson war Milglied des Qneensländer Ober hauses, ließ sich aber äußerst selten hier blicken. Seinem Sarge (das Leichenbegängniß war äußerst einfach) folgten Sir Hugh Nelson, der frühere Premier, und der Finanzminister Mr. Plnlp; letzterer mochte wohl im Stillen dabei berechnen, was der Todes fall für den Staatssäckel einbringe — 10 v. H- der gesammten Hinterlassenschaft als Erbschaftssteuer. JameS Tyson hat kein Testament, nur einen »»unterschriebenen Entwurf eines solchen, 'hinterlassen; die Verwandten in Sidney haben bereits ein „Syndikat" gebildet, und es wird wohl manchen fetten Prozeß geben. * Von einer Hochzeit eigener Art wird aus Bartcnstein deriMet. . Ei» Jnstmann aus Gr. und- seine Braut aus Kl. G. schlossen Jauf dem Staudesamte zu Gallingen den Bund fürs einen Abschied genommen habe, weil er glaubte, daß man ihm n>cht genug Willfährigkeit verwesen habe. Er, Lebret, habe an Beaurepaire geschrieben und ihn ersucht, sein Verhalten näher zu erklären, Beaurepaire habe dicS aber abgelehut. Er habe des halb nichts anderes thun können, als die Demission Beaurepaires anzunehmen, denn eine energische Maßregel hätte nur die Agitation vermehren können. Der Minister schließt, man müsse zu Ende kommen und die Trennung der Gewalten respektiren. (Beifall.) Legdet bringt hierauf eine Tagesordnung ein, worin die Er klärungen der Regierung gebilligt werden und Achtung vor dem Prinzip der Trennung der Gewalten ausgesprochen wird. Diese Tagesordnung, die Lebret annimmt, wird mit 212 gegen 28 Stimmen angenommen und die Sitzung geschlossen. Paris, 19. Januar. Esterhazy, der gestern Abend 11*/i Uhr hier eintraf, war kaum wiederzuerkennen. Sein Bart war lang herabgewachsen und struppig, seine Augen blickten fieberhaft. Geheinrpolizcsten folgten ihm, nachdem er eine Droschke bestiegen hatte. Paris, 19. Januar. Heute Abend hat die erste Versamm lung der Liga „La Patrie Francaije" stattgefunden, die wie be kannt von litterarischen lKrsönlichkeiten gegründet worden ist, um eine Beruhigung der Gemüther herbeizuführen. An der Ver sammlung nahmen ungefähr 1500 Personen theil, unter ihnen Cavaignac und viele Mitglieder der französischen Akademie. Jules Lemaitre hielt einen Bortrag, in dem er sich heftig tadelnd über die gegen daS Heer geführte Campagne auSsprach und erklärte, er sei für die Revision durch den gesammten Kassationshof, denn der Verdacht, der auf der Kriminalkammer laste, werde einer Beruhigung der Gemüther im Wege stehen. Lemaitre stellte als Programm der Liga auf: 1., Förderung der Liebe zum Vaterland, 2., Einigung aller Franzosen und Bildung von Ortsgruppen. Unter dem Ruse: „ES lebe Frankreich!" ging die Versammlung anSeinauder. Irgend ein Zwischenfall ist sicht vorgekommen. PariS, 19. Januar. (Telegramm der „Agence HavaS.^ Hier verlautet, gestern habe in London eine Unterredung zwischen Lord Salisbury und dem französischen Botschafter Cambon statt gesunden ; andererseits sei gestern der englische Botschafter Monson vom Munster des Auswärtigen Delcassö empfangen worden. Diese zweifache Unterredung habe jedoch keinerlei Anhalt für eine Blenderung der Lage ergeben, welche nach wie vor ver Negierung zu ernste» Besorgnissen Anlaß gebe. Madrid, 19. Januar. Eine Depesche deS Generals RioS meldet, die Lage in Manila sei unverändert, dagegen mach« der Ausstand in Mindanao große Fortschritte. Die Muselmanen predigten den heiligen Krieg, die Insel Zebu sei in vollem Auf stand. Sevilla, 19. Januar. Der Aviso „Giralda" mit dem Sarge des Christoph Columbus an Bord ist hier eingetroffe». DaS Schiff wechselte Begrüßungsfalven mit den Batterien am Land. Die Behörden empfingen den Sarg feierlich. In der Kathedrale, die den Sarg bis zur Erbauung eines Denkmals aufnehmen ivird, wurde ein Trauergottesdienst abgehalten; die Betheiligung der Bevölkerung war außerordentlich groß. Petersburg, 19. Januar. Stach den amtlichen Berichten des statistischen Centralconntös ergab die Ernte im vergangenen Jahre in 1000 Pud an Wintermelzen im europäischen Rußland 158369, in Polen 35763, im Nord-Kaukasus 61538, in Mittel asien 302, in Sibirien 192, im Ganzen 256164; an Winterroggen im europäischen Rußland 978121, in Polen 110815, im Nord- Kaukasus 8556, in Mittelasien 552, in Sibirien 19997, i« Ganzen 1118041. Kairo, 19. Januar. (Reuter-Meldung). DaS Amtsblatt veröffentlicht ein Abkommen betreffend den Sudan, daS unter zeichnet ist von denr egyptischen Minister deS Auswärtige» Burros-Pascha und Lord Cromer. Das Abkommen bestimmt, daß unter Sudan alle diejenigen Gebiete südl. vom 22. " nördl. Breite zu verstehen und die seit 1882 niemals von den egyptischen Truppen geräumt gewesen sind, aber vor dem letzten Aufstande von der egypischen Regierung verwaltet wurden und dann zeitweilig für Egypten verloren gingen, aber durch daS gemeinsame Vorgehen der britischen und egyptischen Regierung zurückerobert wurden, oder endlich diejenigen, welche daselbst später noch durch gemeinsames Vorgehen der beiden genannten Regierungen zurück- > erobert morden sind. Die britische und die egyptische Flagge sollen ; sowohl zu Wasser als zu Lande gemeinsam geführt werden, mitLuS- > nähme der Stadt Suakin, wo nur die egyptische Flagge geführt werden soll. Die oberste Civil- und Militärgewalt soll in die Hände eines Beamten gelegt werden, der den Titel „General- Gouverneur deS Sudans" führt, und ernannt werden soll durch ein in Uebereinkimmuug mit der engüschen Regwrung «rlastomS Leben. Noch vor der kirchlichen Trauung geriethen sie in Streitigkeiten, die damit endeten, daß Beide aufs Standesamt gingen und die Streichung der Eheschließung verlangten. Der Standesbeamte versuchte sie verträglich zu stimmen und ermahnte ie, sich kirchlich trauen zu lassen, waS denn auch geschah. Der geschloffene Friede war aber nur von kurzer Dauer. Im Hoch- MShause angekommen, eröffnete, wie die „K. H. Ztg." anmuthig childert, der neue Herr die Feierlichkeit dadurch, daß er seiner ungen Frau eine kräftige Ohrfeige darreichte. Die Hochzeits gäste ergriffen aber sofort Partei für die Frau, und eS entstand eine Prügelei, an deren Schluß dem Ehemann das Hochzeits geschenk seiner Frau, der Kirchenrock, auSgezogen und er selbst an die Luft gesetzt wurde. In Hemdeärmeln mußte er. seine Heimath aufsuchrn. * Tiger und Schlangen in Indien. Während in anderen Ländern die Zahl der reißenden Thiere und giftigen Schlangen ständig abnimmt, scheint sie in Indien in letzter Zeit in bedrohlicher Zunahme begriffen. Während man rechnete, daß in jedem Jahre durchschnittlich 20000 Menschen den Schlangen und wilden Thieren, vor Allen, Ven Tigern, zum Opfer fallen, waren eS 1875 schon 21266 Personen, 1896 schon rund 24000 und 1897 ungefähr 26000. Die größere Zahl dieser Sterbesälle wird durch den Biß giftiger Schlangen, vor Allem der Brillen schlange, der bengalischen Schlange und der sogenannten Milch- fchlange herbeigeführt, die sich in die Wohnungen der Menschen einschleichen nnd die Ahnungslosen oft im Schlafe überfallen. Bon 497584 Todesfällen in den Jahren 1876 bis 1898 wurden 430000 durch den Biß solcher Schlangen herbeigesührt, während die übrigen Todesfälle durch die wilden Thiere veranlaßt wurden. Umgekehrt ist Vas Verhältniß bei den Hausthieren. Im Jahre 1897 wurden 7143 Stück Vieh durch giftige Schlangen gctödtet, während 31397 Stück den reißenden Thieren und zwar vor Allem den gefährlichsten der Raubthiere, dem bengalischen Tiger, znm Opfer fielen. Solche Angaben, die bei der Ausdehnung des Landes und der Unsicherheit der Statistik eher zu niedrig als zu hoch gegriffen sind, erscheinen wenig geeignet, Sehnsucht nach dem „Wunderlande" Indien wachzurnsen. * Bestrafte Neugier. Im Omnibus sitzt ein Mann mit einem Korb zwischen den Beinen. Sein Nachbar brennt vor Neugier, zu erfahren, was der Korb enthält. Er kann es nicht länger aushalten und stellt deshalb die Frage: „Sie nehmen den Korb sehr in acht?" „Ja", lautete die lakonische Antwort, die natürlich daS Verlangen steigert, das Räthsel gelöst zu haben. Nach kurzer Pause meint er: „Es ist etwas sehr Werthvolles darin?" Abermals ein kurzes „Ja". Der Neugierige möchte zerplatzen. „Ach, was ist es denn?" „Eine Mondgans." „Eine Möndgans, hem, kenne ich ja gar nicht — was ist denn eine Mondgans?" „Ein indisches Thier, das Ratten tödtet." „Ach, Sie haben wohl viele Ratten in Ihrem Hause?" „Nein, aber mein Vetter hat das Delirium Memsos nnd redet sich ein, immer Ratten vor sich zu sehen." „Ja, dann sind daS aber doch keine wirklichen Ratten." Stimmt, das ist auch keine wirkliche Mond-
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