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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990121
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-21
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.01.1899
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1800. die Verhandlung über verschiedene wichtige Gesetzentwürfe betreffend möglick die Gebühr sür Ferngespräche aus Luftlinien-Entfernungen die Erneuerung von Heer, Marine und Verwaltung ersolgen. I von über 50 bis 150 Km von 1 Mk. aus 50 Pfg. ermäßigen. Betriebsdienste de« Post Verwaltung wiederum eine große Anzahl wesentliche Vereinsachungen im Kaffen- und Rechnungswesen eingetreten. — Die Handels- und Gewerbekammern des Königreichs Sachsen haben eine Eingabe an das Reichspostamt gemacht, welche die Einführung einer Gebühren-Zwifchenstufe für Ferngespräche aus mittlere Entfernungen betrifft. Die Aus führungen sind sehr eingehend behandelt und begründet und gipfeln in dem Ersuchen: Das Reichspostamt wolle sobald als yrelverge, ««zeige» und Tageblatt. Vette ». — r*. Januar. Spanien. Endlich ist sich das Kabinett Sagasta über sein Vorgehen schlüssig geworden. Weit entfernt, den Konser vativen Platz zu machen, ist es gewillt, nicht allein den Friedens vertrag mit den Vereinigten Staaten durch die Cortes erledigen zu lassen, sondern auch Reformen auf militärischem und administrativem Gebiete durchzuführen. Es wird hierüber ge meldet: Madrid, 18. Januar. Nach dem gestern erst zu später Nachtstunde beendeten Ministerrathe erklärte Sagasta, die Cortes würden sofort nach der Gutheißung des Friedensvertrages durch den amerikanischen Senat einberufen werden. Die Regierung werd« sich ihnen vollzählig vorstellen, sie eine JndemmtätSbill wegen der Abtretung der Philippinen beschließen und sodann den Friedensvertrag durch die Königin-Regentin unterzeichnen lassen. Hierauf soll die Erörterung deS RothbuchS, schließlich die Verhandlung über verschiedene wicktiae Geiekentwürse betreffend — In einem besonderen Falle hat das Landeskonfistoriu» in jüngster Zeit Entscheidung dahin getroffen, daß die Erhebung von Begräbnihgebühre« für außerhalb der Parochie be erdigte Personen nicht zulässig sei. Zwar sei richtig, so wird i» der Entscheidung U.A. auSgesübrt, daß früher in Sachsen der ans kanonischem Reckte beruhend« Grundsatz galt, daß d«r Ast eines kirchlichen Begräbnisse» zu denjeniaen Parochialhandlunae» gehöre auf deren Vollzug fed« Kirche und deren Diener hinsichtlich ihrer sämmtlichen Parochianrn ein derartiges ausschließliche- Recht Hao«», daß w«nn schon di« Wahl d«r Beerdigung derselben an einem anderen Ort« freistehe, dennoch jedenfalls die Funeralgebühre« von ihrer Leiche in der Parochie, zu der sie gehörten, z« ent richten sind. Allein dieser RechtSsatz sei bereit- durch d« Ver ordnung, betreffend die Entrichtung der Begräbnißgebühren für Personen, welche außerhalb ihrer Parochie gestorben find» vom 18. Oktober 1850, wesentlich modifizirt worden. — Ob Zuchthäusler eine Unfallrente weite» be ziehen können, ist kürzlich durch da» ReichS-Bersicheruug»amt in einem speziellen Fall entschieden worden. Ein Arbeiter hat« einen Betriebsunfall erlitten und erhielt von der Beruf-grnoffen- schäft eine Rente. Nicht lange danach verübt« d«r Rentenem pfänger ein schweres Verbrechen und erhielt dafür mehrere Jahre Zuchthaus, welche er gegenwärtig verbüßt. Nunmehr stellte die Berussgenossenschast dl« Rentenzahlung au den Zuchthäusler eia und machte geltend, letzterer erhalte schon im Zuchthaus völlig auSkommende Verpflegung, eine Rentenzahlung außerdem sei eine Prämie für den Verbrecher, welche dem Geiste de» Gesetzes widerspräche. Gegen diesen Bescheid legte der Zuchthäusler Be rufung bei dem Schiedsgericht ein und beantragte, di« BerufS- genosscnschaft zur Rentenzahlung verurt heilen zu wollen. Da» Schiedsgericht lehnte jedoch die Berufung als unbegründet ab. Der Betreffende beruhigte sich aber bei dieser Entscheidung nicht und ergriff daS Rechtsmittel de» Rekurse» an da» Reichsver» sicherungSamt. Da» ReichSversicherungSamt sprach dem Kläger die Rente wieder zu, da nach Lage der gegenwärtigen Gesetze auch einem Verbrecher während Verbüßung seiner Strafe d»e Unfallrente nicht entzogen werden könne. — Zur Vermeidung von Mißverständnissen betreff» der Notiz in diesem Blatte über da» gesellige Beisammensein hiesiger Alpenbesucher im Gewerbrhause sei hierdurch noch ausdrücklich bemerkt, daß diese Bereinigung, von der gesagt war, daß keine besonderen, d. h. formellen Einladungen dazu ergangen seien» durch aus keinen öffentlichen Charakter trägt und daß daher ledialich von den Veranstaltern eingesührte Personen zutritt-berechtigt sind. — Auf Veranlassung der Abtheilung Freiberg der deutsche» Kolonialgesellschaft hielt gestern Abend Herr Hof-Rezitator W. Neander au- Hannover im Saale de» Gewerbehaust» einen Vortrag über daS gewist zeitgemäße Thema »Deutsch- land» Macht zur See-, verbunden mit der Darstellung von 74 farbenprächtigen Marinelichtbildern. Da» Jntereffe, welche» dem Gegenstand deS Vorträge» gerade in der heutigen Zeit i« der Oeffentlichkeit gesichert ist, hatte rin sehr zahlreiches Publikum angezogen. In drei Abtheilungen umfaßte der Bortrag die Ent wickelung der deutschen Handel»- und Kriegsmarine. Im erste« Theile gab der Vortragende einen Rückblick auf die Zeit der Hansa und sührte in Wort und Bild die ersten Kriegsschiffe, die im 14. Jahrhundert den Schutz de» deutschen Handel» bildete«, die „Koggen- der deutschen Hansa, den Zuhörern vor. Dan» solgten, wir der Rednrr darlegte, drei Jahrhunderte später die Bestrebungen d«S großen Kurfürsten, eine brandenburgische Flotte zu gründen. In B-lbern wurde diese Flotte vorgeführt in den Seeschlachten bei Bornholm am 5. Juni 1676 und bei Kap St. Vincent am 30. September 1681. Zur neueren Zeit übergehend, schilderte Herr Neander die Wegnahme der dänischen Kriegsschiffe „Christian VM." und „Gefion" durch deutsche Truppen in der Eckernförder Bucht am 5. April 184S. Die Bilder brachten diese Schiffe, dann die „Gefion" und „Amazone" im Geschwader segelnd, weiter die 1857 erbaute Nacht „Grille", und zeigten daS allmähliche Anwachsen der Flotte unter dem Admiral Prinz Adalbert von Preußen. Die Unzulänglichkeit der Flotte trat aber recht grell 1864 hervor, wo sie sich zwar tapfer in dem Seegefecht bei JaSmund zeigte, aber nichts gegen die Flotte deS kleinen Dänemark auSrichten konnte. Nach diesen Bildern folgte« die Darstellungen der ersten deutschen Panzerschiffe „ArminiuS" und „Prinz Adalbert", dann daS erste Schlachtschiff der nord deutschen Flotte „Friedrich Karl", und darauf wieder einGefechtS- bild, der „Meteor" im Kamps mit dem französischen Avisio „Bouvet" vor Havanna am S. November 1870. Mit den Bildern der kaiserlichen Werft in Danzig, deS Kieler Krieg-Haken» und einem Plan von Wilhelmshaven schloß die erste Abtheilung ab. Die zweite Abtheilung brachte die Entwickelung der Handels marine und im Speziellen die' Entwickelung deS Schiffsmaterial» der beiden großen SchifffahrtSgesellsckaften Hamburger Packet- fahrt und Norddeutscher Lloyd, von deren ersten Segelschiffen bis zu den heutigen großen Riesenschnelldampfern; in der Fahrt, im Hafen, im Dock, im Bau uno in ihrer inneren Ein richtung wurden diese in Wort und Bild dargestellt. Ansichten von Helgoland und vom Kaiser Wilhem-Kanal schloffen die zweite Abtheilung. In der dritten Abtheilung schilderte der Vor tragende die einzelnen Typen unserer Kriegsschiffe, deren Bau, Einrichtung, Geschützausrüstung und Verwendung und brachte fast sämmtliche Schiffe durch Bilder zur Ansicht, zuletzt gab er das Bild wieder des neuesten deutschen Panzerschiffe» „Kaiser Friedrich III.", daS als erstes auS der stattlichen Reihe der Linienschiffe auf Grund des neuen FlottengesetzeS dazu bestimmt ist, des deutschen Reiches Seegemalt zu befestigen. DaS Schlußbild zeigte den deutschen Kaiser auf der Kommandobrücke der „Hohen- zolleru", der mit weitseyendem Hohenzollernblick, wie allem, so auch der Marine sein besondere» Jntereffe zuwendet. Der sehr beifällig ausgenommene Vortrag war von warmem patriotischen Geist durchweht und gipfelte in der Darlegung, daß unsere deutsche Kriegsmarine noch bei Weitem nicht ausreiche, unsere hochentwickelte Handelsmarine hinreichend zu schützen und daß die stete Vergrößerung der deutschen Flotte eine dringende Noth wendigkeit sei. — Die Gewinnliste ver n. Ziehung De» zweiten Thüringer Kirchenbau-Geld-Lotterie in Stadtilm liegt von 11—l/,1 Uhr mittags und von 5—7 Uhr nachmittags in der Geschäftsstelle des „Freiberger Anzeigers" zur Einsichtnahme auS. — Zu besetzen Ostern dieses JahreS: die 4. ständige Lehrer stelle in Rabenstein. Kollator: die oberste Schulbehörde. DaS Einkomm en beträgt bei freier Amtswohnung mit Gartengenuß 1200 Mk. Gehalt, 100 Mk. im Voraus gewährte AlterSzulage nnd 90 Mk. sür den Fortbildungsschulunterricht. BewerbungS- gesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis 5. Februar an den Kgl. BezirkSschulmspektor Schulrath Richter i» Chemnitz einzureicheu. -- Brand, 20. Januar. Die gestern Abend im DereinS- lokal, dem Gasthof zum Kronprinzen abgehaltene Versammlung deS landwirthschastlichen Verein- für Brand und Umgegend wa» von nahezu 50 Mitgliedern besucht. Die Anwesenden würde» daß da- mächtige Schiff im Ernstfall gänzlich zerstört ovek mindestens kampfunfähig geworden wäre. ES liefert eine Ge schwindigkeit von mindestens 14 Knoten, die indeß wesentlich ge steigert werden kann. Die Mannschaft ist sieben Stunden lang in den wasserdicht geschloffenen Räumen geblieben, ganz wie wenn da» Schiff unterseeisch gesegelt hätte, obschon eS bei diesem Ver such« über Wasser war, — und die Leute blieben frisch und munter. DaS Schiff taucht unter und auk, wie sein Befehlshaber will. Man hat ihm vorgeworfen, daß es unter Wasser zwar an griffssicher, aber auch blind sei. Es hat diesen Fehler nicht mehr. Mit Hilse eines Werkzeuge-, Periskop (Rundschauer, AuSluger) genannt, daS nichts andere» ist als ein über den Wasserspiegel emporragendes, nach allen Seiten drehbares Fernrohr, das durch ein System schräg gestellter Spiegel daS empfangene Bild in eine Dunkelkammer in der Kabine des SchiffssührerS wirft, kann dieser fortwährend den ganzen Gesichtskreis absuchen, auch wenn das Schiff unter See fährt. Die Annäherung des Bootes wird von den Panzern, die eS angreisen will, nicht wahrgenommen. Selbst wenn eS auftaucht, um sich in der Richtung genau zurecht zu finden, verschwindet eS gleich wieder unter Wasser, ehe man e» hat beschießen können. An Bord der Panzer kann man weder erkennen noch ahnen, wo er das nächste Mal auftauchen werde. ' Man kann also auch kein wirksames Geschützfeuer zu seinem Em pfange vorbereiten. Eine kleine Angriffsfläche bietet es erst, wenn eS im letzten Augenblick auf ganz kurze Entfernung auftaucht, um sein Torpedogeschoß abzuseuern, was unter Wasser nicht geschehen kann. Aber dann sind höchstens leichteste Geschütze von der Art der Maxims, Gatlings oder Kropatschecks dagegen zu verwenden und gegen ihre Kugeln schützt eine leichte Stahlpanzerung der .Kuppel es ausreichend. Und selbst wenn es in diesem entscheidenden Augenblick zerstört wird, bleibt ihm immer Zeit genug, seinen Torpedo abzuschießen und gegen einen zerstörten Panzer kann man ein kleines Unterseeboot (100 bis 250 Tonne», höchstens Preis 200 biS höchsten» 650000 Fr.) gern opfern. Die „Gustave ZSdü" hat die Flottenleitung derartig befriedigt, daß sofort zum Bau von acht neuen Unterseebooten geschritten wurde, von denen ikchs in Cherbourg nach einem etvas verschiedenen, dem sog. Narval-TypuS hergestellt werden sollen. Das sind die Berichte, an denen das Publikum sich erbaut. Vielleicht geschieht ihre Ver öffentlichung in diesem Augenblicke nicht ohne Absicht. Es könnte die Engländer bedenklich machen, wenn sie bei einem Angriff auf einen gefährlichen und nicht zu fastenden noch abzuwehrenden Gegner stoßen mußten, der mindestens das Gleichgewicht zwischen der englischen und der etwa ein Viertel so starken französischen Flotte Herstellen würde. Wenn das Unterseeboot den Franzosen diesen Dienst der Einschüchterung Englands leisten würde, so hätte eS sich großartig bewährt, auch ohne einen einzigen Torpedo zum Ernstzweck abgeschossen zu haben. Schönerer beantragt, die nächste Sitzung morgen mit der Tages ordnung „Ministeranklagen" abzuhalten. Sämmtliche TaaeS- ordnungS-Anträge werden abgelehnt. ES verbleibt beim Vor schläge deS Präsidenten, wonach die nächste Sitzung Dienstag mit der Tagesordnung „Fortsetzung der heutigen Tagesordnung" stattfindet. Urankrelch. Dem „Echo d« Pari»" zufolge beharrten die al» Sachverständige von dem Kriegsgericht vom Jahre 1894 vernommenen Personen bei ihrem gestrigen Verhöre vor der Kriminalkammer de» Kassationshofes dabei, daß da» Bordereau von Dreyfu» herrühre, während di« in dem Prozesse Esterhazy vernommenen Sachverständigen auf da» Bestimmteste dir Ansicht aufrecht erhielten, daß da» Bordereau nicht von Esterhazy herrühre. „GauloiS" verbreitet, daß Höchste Gericht plane, Dreyfu» zu neuer Verhandlung nicht vor ein andere-Kriegsgericht, sondern vor den Senat al» Ausnahmegericht zu stellen, und fügt hinzu, ein solcher Beschluß wär« verständlich, da die Senatoren käuflich seien. Auf die Schwäche der französischen Regierung ist auS' Anlaß derDreyfuS-Angelegenheit mehrfach hingewiesen worden. ES wird jedoch in Frankreich keineswegs zu wenig, sondern eher zu viel, aber auch zu schwach regiert. In der „Revue de- Revues" liefert Henry Berenger anläßlich der Budgetdebatte «inen interessanten Beitrag zu der französischen Beamtenstatistik. Darnach gab e» nn Jahre 1846 in Frankreich 188 000 Staatsbeamte, welche 245 Millionen kosteten. Vierzig Jahre später verursachten 350000 Beamte eine Ausgabe von 484 Millionen, und 1896 war man glücklich bei 627 Millionen für 416000 Beamte angelangt. Während die Bevölkerungszahl sich in den 50 Jahren um kaum 10 Prozent vermehrt hatte, vermehrte sich die Beamtenzahl um 110 Prozent und die Ausgabe deS Staat» für ihre Gehälter um 150 Prozent. Wenn eS sich da nur um die Vermehrungen handelte, Vereinigt« Staate«. Die KrtegSkommtssio», welche mit der Untersuchung der verschiedenrn Anklagen gegen di« maß' gebenden Personen de» letzten Kriege» befaßt ist, hat ihr« Arbeit, die sich immer umfassender gestaltet, noch nicht beendet. Für den Augenblick ist soviel sicher, daß fast alle Theile einen Tadel er- halten werden. Am schlimmsten werden, wie man sagt, Staats sekretär Alger und General Mile» fahren, gegen welche schwer« Beschuldigungen vorliegen. Alger wird vornehmlich vorgeworfen, „durch zu große Schwäche gegenüber einflußreichen Personen vielerlei Mißstände verursacht zu haben, unter denen di« Trupp«» im Felde haben leiden müssen." Ihm wird auch die ganze Ver antwortlichkeit dafür zugeschoben, daß General Mile» — o«r nun gar nicht mehr al» „Ms« gloriomw" erscheint — nach Cuba gesandt wurde, um vor Santiago eine so merkwürdige Rolle zu spielen. General MileS wird dieserhalb und speziell wegen oer fahrlässigen Auswahl von Lagerplätzen getadelt werden. Auch General Shafter kommt nicht ganz glimpflich weg. ES ist durch Zeugnisse erwiesen worden — und der General hat da» zu gegeben — daß er anstatt bei der Front häufig iy seinem Zelte war und von dort auS mit großer Seelenruhe di« Operationen der Truppen leitete, die inzwischen an den ungünstigsten Stellen den Unbilden der Tropenwitterung und oft ohne Deckung dem feindlichen Feuer auSgesetzt waren. Schließlich erhält auch da» SanitätSkorp» einen Verweis wegen ungenügender Untersuchung der gelieferten Medizin und der Verbandstoffe, die ganz unzu reichend und in schlechtem Zustande waren. Und damit, bei dieser allgemeinen Vertheilung von unangenehmen Erinnerungen an den Krieg Niemand leer auSgehe, wird der Kongreß getadelt wegen Mangels an Aufsicht und weil er nicht genug — rauch loses Pulver angeschafft hat. Der Bericht wird, falls nicht noch weitere Anklagen erhoben werden — waS leicht möglick ist — dem Präsidenten in nächster Woche zugehen. Viele Freude wird er Mac Kinley nicht bereiten, jedenfalls aber eines der inter essantesten Aktenstücke sein zur Geschichte deS letzten Krieges. Nach einem Telegramm auS Auckland erkärte der Oberrichter von Samoa den Häuptling Malietoa zum erwählten Häuptling und Tamasesr zum Vicekönig. Mataafa wurde gemäß dem Berliner Vertrage diSqualificirt. Der britische, deutsch« und amerikanische Konsul, sowie die Kapitäne vom britischen Kreuzer „Porpoise" und deutschen Kreuzer „Falke" hielten eine Konferenz ab. Der deutsche Konsul verweigerte die Anerkennung MalietoaS und seine Beihilfe zur Zerstreuung der Samoaner. Die Ein wohner versammelten sich bei Mulinu und umzingelten die Stadt. Malietoa und Tamasesr hatten zweitausend gut bewaffnete, aber nur mangelhaft mit Munition versehene Krieger um sich. Die Kämpfe begannen am 1. Januar. Malietoa und Tamasesr kämpften tapfer, doch 500 Mann ihrer Truppen wurden gefangen genommen, der Rest zerstreute sich. Malietoa und Tamafese flohen auf den britischen Kreuzer „Porpoise", welcher ihre An hänger mit Kanonen schützte. Malietoa verlor zwölf Todte, Mataafa 61. Die Ausländer stellten sich unter den Schutz einer Abtheilung des Kreuzers „Porpoise". Der Oberrichter mit Familie begab sich ebenfalls auf den „Porpoise", Mataafa» Leute plünderten und brannten eine Anzahl Häuser in Apia nieder und zerstörten außerdem eine Anzahl Plantagen. Die Konsuln be schlossen Mataafa als Haupt der provisorischen Regierung anzu- erkennen, biS Instruktionen von den Regierungen eingetroffen sind. Doktor Kassel, Präsident des Stadtrathe», und der deutsche Konsul schloffen den obersten Gerichtshof, deffen Befugnisse sie al» auf sich übertragen erklärten. Der britische und amerikanische Konsul appellirten an den Kapitän deS „Porpoise", welcher eine Anzahl Matrosen landete und den Oberrichter beim Wiederein nehmen seines Sitzes im Gerichtshof beschützte. Mataafa hielt sich fern; die Aufregung dauert fort. Nach einem in San Francisco eingetroffenen Telegramm hatte Mataafa 5000 Mann. Der britische und amerikanische Konsul pro- testirten energisch gegen die unberechtigte Schließung des obersten Gerichtshofes durch den Präsidenten des Stadtraths. D e beiden Konsuln und Kapitäne Sturdee von „Porpoise" erklärten diese Handlung für illegal. Der provisorische Gouverneur schrieb an Kapitän Sturdee, er werde Malietoa und Tamasesr vom „Porpoise" hernnterholen und sie verbannen. Der britische und amerikanische Konsul protestirten gegen jede Verletzung des Berliner Vertrages. Die Londoner Zeitungen heben hervor, daß erst zu verlässige Meldungen abzuwarten seien, ehe ein llrtheil über die Lage möglich sei. Sie erklären aber zuversichtlich, daß alle etwaigen Differenzen auf diplomatischem Wege zwischen den Mächten gütlich beigelegt werden. — Allerdings wird man gut thun, weitere Nachrichten abzuwarten, aber man kann sich auch nicht verhehlen, daß hier eine nicht unbedenkliche Differenz vorliegt, die bei der Rücksichtslosigkeit mit der besonders Amerika in letzter Zeit gegen uns vorgegangen ist, leicht unerfreuliche Formen annehmen kann. Das Kondominium auf Samoa hat niemals gut gethan; solche gemeinsame Regierung ist stets ein Anlaß zu Differenzen, wie schon die Geschichte des österreichisch preußischen Kondominiums.über Schleswig-Holstein im Jahre 1864 beweist. Oerttiches und Sächsisches. Freiberg, den 20. Januar. — Der Geburtstag des deutschen Kaiser» (27. Januar) wird in unserer Stadt in der üblichen Weise gefeiert werden. Früh von 6 biS 7 Uhr findet Festgeläute, von 7 bis 8 Uhr Weckruf und von */,12 bis */,1 Uhr Mittags Platzmusik des Stadtmusikchores auf dem Obermarkte statt. Nachmittags 2 Uhr beginnt im Kaushaussaale das Festmahl. In den hiesigen Schulen wird der Tag durch Abhaltung von Festakten gefeiert. Die öffentlichen Gebäude erhalten den üblichen Schmuck. DerStadt- rath richtet an die Bürger- und Einwohnerschaft die Bitte, auch die Privatgebäude mit Flaggenschmuck zu versehen und au der Feier des Tages sich allseitig zu betheiligen. — Veränderung im Departement der Justiz. Der Assessor beim Königl. Landgerichte Chemnitz, Herr Paul Richard Ottokar Lindner, ist vom 23. Januar 1899 an dem Königl. Amts gerichte Freiberg zugewiesen und diesem Gerichte als Hilfsrichter, sowie als Hilfsbeamter für Sachen der nichtstreitigen Gerichts barkeit beigeordnet worden. — Nach einer soeben veröffentlichten Verordnung des Staats sekretärs des Reichspostamtes v. Podbielski sind im inneren
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