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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189808188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980818
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-18
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.08.1898
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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Gelte S. — 18! August. HS 1W — 1898 (d. Fortsetzung und Schluß.) (Nachdruck verboten.) daher sein, noch möglich auf Erden," sichern Ueberzengung gestorben, daß seine rechtschaffne Gesinnung und sein guter Name doch zuletzt noch anerkannt werden müßten, und nach so langer Zeit ist er jetzt glänzend gerechtfertigt worden. An vr. Lichfield konnte ich unmöglich zweifeln und so sah ich keinen anderen Ausweg." Dem General liefen Thränen über die Wangen, als er Thorogood die Hand reichte. „Ich habe genau gewußt," sagte er mit er stickter Stimme, „daß sich bei einer Wiederaufnahme des Falls der Verdacht sofort gegen mich richten mußte. Auch ich beging damals bei dem Verhör eine Unbesonnenheit und ein großes Unrecht. Ich glaubte, daß Waterlow aus dem Wege geschafft worden sei, damit er nicht als Belastungszeuge auftreten könne; aber ich versuchte die Aufmerksamkeit der Geschworenen von diesem Umstand abzu lenken, weil ich glaubte, dadurch eine Verurtheilung hindern zu können. Ich habe diesen Jrrthnm seitdem bitter bereut; damals aber glaubte ich als Doktor Lichfields Freund zu handeln. Doch schwebte ich dabei fortwährend in Angst, man würde mein Verfahren falsch deuten, sobald herauskäme, daß ich im Besitz von Kurare gewesen sei. Ohne Zweifel wäre ich dann unschuldig verklagt worden und hätte Kummer und Schmerz über meine Familie gebracht; doch erkenne ich wohl, daß trotzdem der gerade Weg auch in diesem Falle der einzig rathsame, ehrenhafte und beste gewesen wäre." „Gewiß, Sir Arthur, davon bin ich fest überzeugt," sagte der Advokat mit großem Ernst. „Wir haben uns beide versündigt", nahm Withers wieder das Wort, „aber mein Unrecht ist tausendmal größer als das Ihrige. Auch unsere Strafe ist nicht ausgeblieben; an mir hat das Ge heimniß ohne Unterlaß gezehrt, ich lebte in ewiger Angst und sinke jetzt in mein frühes Grab" „Aber, am schwersten hat das Unglück doch auf Dir und Sm schreckliches Srdtheil Von Grant Allen. „Ihr Vater selbst hatte gerade ein Experiment mit Kurare pulver vor, dessen Wirkung er an den Muskeln eines todten Frosches erprobte. Für gewöhnlich verwahrte er die Gifte jedes mal »ach dem Gebrauch aufs Sorgfältigste, aber bei dieser Gelegen heit wurde er plötzlich abgerufen, und die Gistflasche blieb auf dem Tische stehen. Ich ließ sie, um die Möglichkeit eines Jrrthums zu verhüten — wie ich glaubte — in meine Rocktasche gleiten, um sie, da ich fettige Finger hatte, erst später in den Schrank z» stellen. Sobald die Salbe bereitet war, schickte ich sie an ihre Adresse nnd ging nach Hause in meine Wohnung, da ich am andern Morgen schon m aller Frühe nach Margate abfahren wollte. Das that ich auch und verbrachte den ganzen Tag am Strande, ohne zu ahnen, waS sich inzwischen zugetragen hatte. Am Abend kehrte ich mit dem Dampfer „Prinezssin Amalie" nach der Stadt zurück. Sie werden sich an das Schiffsunglück noch erinnern; es hat damals ungeheures Aufsehen gemacht. Wir hatten einen Zusammenstoß mit einem großen, nach Neuseeland bestimmten Dampfschiff und wurden in den Grund gebohrt. Fast Alle an Bord kamen um, nur Wenige wurden von den vorbei fahrenden Schiffen aus den Fluthen gerettet. Zu Letzteren zählte ich; ein New-Aorker Dampfer hatte ein Boot ausgesetzt und mich schon halb todt und bewußtlos ausgenommen. Während der ganzen Ueberfahrt nach Amerika lag ich krank, meist im Fieber und war sogar außerstande, dem Schisisarzt meinen Namen zn nennen. Bei der Landung in New-Dork zog man mir wieder meine Kleider an und schaffte mich in ein städtisches Krankenhaus. Als man mich dort zu Bett brachte, nahm eine der Wärterinnen ein Fläschchen aus meiner Tasche, das in großen schwarzen Buch staben die Aufschrift: Schwefelsaures Zinkoxyd trug. Krank wie ich war, betrachtete ich es mit Entsetzen. In einem Augenblick hatte sich mir die gräßliche Wahrheit enthüllt: ich mußte die falsche Flasche eingesteckt und des Obersten Salbe mit Kurare gemischt haben." „Während ich mich im Hospital auf dem Lager umherwälzte, steigerte sich meine Qual bei dem Gedanken an meinen jammer vollen Jrrthum mehr und mehr; ich fürchtete mich, meinen wahren Namen anzugeben und sagte, ich hieße Withers aus London, weil meine Wäsche mit einem IV gezeichnet war. Daß ich an Bord der „Prinzeß Amalie" gewesen, wußte niemand; ich hatte selbst meiner Wirthin nichts von dem beabsichtigten Aus flug nach Margate mitgetheilt. Ueber die Wirkung des Kurare war ich hinlänglich unterrichtet, um zu wissen, daß ich durch meuw Fahrlässigkeit den Oberst Lichfield getödtet haben mußte. Ich sühnen." „Und nicht wahr Harry", wandte sich Sir Arthur wieder an den jungen Mann, während ein Frcndenstrahl in feinen Augen aufleuchtete, „nicht wahr, jetzt trennt Dich nichts mehr von Bertha, und Ihr werdet Beide glücklich sein. /Kaiser am Sonnabend „aus besonderer Gnade für die Bevölkerung von Mainz" sämmtliche Hauptstraßen der Stadt zu Pferde passiven. Der Kaiser kommt zum erste» Male nach Mainz. Da die Ausbildung des deutschen Kronprinzen hauptsächlich .in der Infanteriewaffe erfolgen wird, ist für den zweiten Sohn deS Kaisers eine mehr kavalleristische Ausbildung vorgesehen, während der dritte Sohn in die Spuren des Prinzen Heinrich treten und zum Marineoffizier ausgebildet werden soll. Es ver lautet nun, Prinz Eitel Fritz werde seinerzeit beim 1. Leibhusaren- Regiment in Danzig-Langfuhr eintreten. Der Kaiser hat schon wiederholt bei dem Regiment« geweilt und betont, wie Wohl er sich im Kreise deS Offiziercorps des Regiments gefühlt habe. Der ehemalige Kommandeur des Regiments Oberst Mackensen ist vom Kaiser zum dienstthuenden Flügeladjutanten ernannt worden, eine Ernennung, die insofern einiges Aufsehen erregte, als zum erstenmal ein bürgerlicher Offizier zum dienstthuenden Flügel adjutanten ernannt wurde. — Die Beisetzung der Leiche deS Fürste» BiSmarck wird keineswegs schon in einigen Wochen erfolgen können, wie dies mehrfach angenommen wird. Das Mausoleum, das bekanntlich die Leich« des verstorbenen Altreichskanzlers aufnehmen soll, wird vielmehr, wie jetzt bekannt wird, nicht vor Monat November d. I. sertiggestellt werden können. Erst zu diesem Zeitpunkt kann die definitive Beisetzung stattfinden. Da, dem ausgesprochenen Wunsche deS Verewigten gemäß, seine Ruhe nicht gestört werden soll, so wird die Leiche bis zur Bestattung mr Schlafzimmer des Schlaffes Friedrichsruh verbleiben. Das Grabmal wird dem Schlosse gegen über auf dem Schneckenberge, westlich des Hohlweges, also nicht, wie ursprünglich verlautete, bei der Hirschgruppe errichtet und soll noch diese Woche in Angriff genommen werden. Mit dem Bau deS Mausoleums wird übrigens auch der einer Kapelle ver bunden sein. Gegen Versuche, das Testament deS Fürsten Bis marck in Bezug auf seineGrabstätte umzustoßen, wendet sich mit Recht die „Frankfurter Oder-Zeitung", indem sie unter dem Titel: Gönnt dem großen Todten Ruhe schreibt: Wer den Mann, der für Deutschland mehr gethan hat, als je einer vor ihm und als je einer nach ihm thun wird, wahrhaft verehrt, wird in seinem Egoismus nicht so weit gehen, ihn nur für sich zu beanspruchen. Wenn immer betont wird, daß große Männer im Leben wie im Tode nur ihrem Volke gehören, so darf man wohl dagegen fragen, ob denn große Männer ganz des natürlichen Menschenrechtes verloren gehen sollen, über sich selbst bestimmen zu dürfen. Wer kennt nicht die schöne Anekdote von dem Großen Friedrich, der, als ein übereifriger Höfling den in einer Gesellschaft eingeschlafenen alten Zieten aufwecken will, sagt: „Laßt schlafen mir den Alten, Er hat genug gewacht." Bismarck hat für sein Volk genug gewacht; „die Sorge um die Nation raubt mir den Schlaf," konnte er einmal mit berechtigtem Selbst bewußtsein sagen. Er hat genug gewacht, der Alte, nun laßt ihn schlafen, möchte man denen entgegenrufeu, die ihn immer wieder für sich beanspruchen. Jm Uebrigen aber ist es auch aus sachlichen Gründen entschieden richtiger, wenn der große Kanzler in Friedrichsruh und nicht in Berlin seine letzte Ruhestätte findet. In dem wogenden Leben der Großstadt geht die weihevolle An dacht verloren. Wie schwer wird eS z. B. bei der Betrachtung des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm, die volle innere Samm lung zu finden, well man von dem lärmhaften Leben des Tages umbrandet wird. Wer aber nach Friedrichsruh kommt und das Grabmal deS großen Kanzlers besucht, findet dort die Ruhe, die für weihevolles Gedenken erforderlich ist. Und wenn das Berliner Blatt meint, daß Niemand nach Friedrichsruh kommen würde, nun, so wollen wir doch erst einmal abwarten, ob diese Voraus sage zutrifft. Gewiß werden in Friedrichsruh nur eben so viele Zehntausende das Grabmal besuchen, wie es in Berlin Hundert tausende gethan hätten. Aber die Zehntausende werden um des großen Kanzlers willen nach Friedrichsruh kommen, während in Berlin Bismarcks Grab nur ein Punkt eines Vergnügungs programms gewesen wäre. „Um 10 Uhr Nationalgalerie, um 11 Uhr Bismarcks Grab, um 12 Uhr Kaiser Wilhelm-Denkmal, glaubte, man würde mein Verschwinden für Flucht halten nnd mich beschuldigen, ihn absichtlich vergiftet zu haben." „Sie waren im Gegentheil der Einzige," warf hier Thorogood ein, „auf den nicht der geringste Verdacht gefallen ist." „Das habe ich später erfahren," fuhr Withers mit An strengung fort, „aber damals dachte ich nur an meine Sicher heit. Hätte ich den Muth gehabt, gleich die ganze Wahrheit zu gestehen, so würden unschuldige Leute vor unsäglichem Kummer und Schmerz bewahrt geblieben sein, das weiß ich wohl. Aber, mir fehlte die Kraft dazu und ich fürchtete für mein eigenes Leben. Sobald ich stark genug war, verschaffte ich mir eine Zeitung und las den ausführlichen Bericht über den Erith-Mord, wie man den Fall allgemein nannte. Da erfuhr ich denn zu meinem Entsetzen, daß 0r. Lichfield aus Gram über die furcht bare Anklage im Gcfängniß gestorben sei; von meinem Verbleib aber wußte Niemand das Geringste zu sagen. Der Verdacht konnte nur auf mich, auf Lr. Lichfield und Herrn Flamsted fallen; der Doktor war todt, und gegen Herrn Flamsted schien sich keine Beschuldigung zu erheben, da schwieg ich zuerst, und als ich später, aus Rücksicht für die Familie meines verstorbenen Herrn, gern meine Schuld bekannt hätte, gelang es mir nicht, ihre Spur zu entdecken, alle meine Versuche, Frau Lichfield aufzufinden, waren erfolglos. So blieb ich denn in Amerika unter meinem an genommenen Namen und trat wieder in eine Stelle als Gehülfe bei einem Arzt. Ich war elternlos, hatte auch in England nur wenige Freunde, die sich um mich kümmerten; jeder glaubte, ich sei auf Anstiften der Lichfields und ihrer Verbündeten fortgeschasft worden, und ich besaß nicht Charakterstärke genug, um diese völlig unbegründete Verleumdung durch mein persönliches Erscheinen zu widerlegen. Ich weiß, das war unverantwortlich — doch habe ich selbst alle die Jahre hindurch schwer darunter gelitten. Können Sie mir verzeihen?" Sir Arthur Woolrych senkte das Haupt. „Sie haben ein großes Unrecht begangen," sagte er, „doch ich vergebe Ihnen von Herzen. Sprich, Harry, kannst Du das auch thun, für Dich und Deine Angehörigen?" „Ja," erwiderte Harry leise aber fest, „und ich danke Ihnen, daß Sie noch zuletzt gekommen sind, um dies Bekenntniß ab zulegen." Eine Weile schwiegen Alle, dann fragte Thorogood: „Wollen Sic an Eidcsstatt eine schriftliche Erklärung über den Sachverhalt abgeben?" „Sobald Sie wünschen," versetzte Withers bereitwillig: „auch kann meine Aussage in allen Zeitungen veröffentlicht werden." Der Advokat stand jetzt auf und näherte sich dem General. „Geben Sie mir Ihre Hand, Sir Arthur," sagte er; „fünfund zwanzig Jahre lang, das bekenne ich, habe ich einen ungerechten Verdacht gegen Sie gehegt, aber nur, weil ich fest anjvr. Lichfields Unschuld glaubte; ihm konnte ich nicht mißtrauen. Er ist in der viele Sitten, die sich noch ganz anders mit dem christlichen Dogma oder der Bibel berührten, haben wir schon hinsinken gesehenl Ich erinnere an die frühere strenge Fastenpraxis, an das Ein tauchen bei der Taufe, an den Brauch beim heiligen Abendmahl, an die Umwandlung der früheren Eheschlleßungspraxis in die Civilehe, an die Emanzipation der Schule von der Kirche. Ja, waS wäre aus dem Werk der Reformation geworden, wenn alle Sitte, sobald sie einmal mit Kirche und Religion irgendwie zusammenhängt, um deswillen schon für sakrosankt erklärt worden wäre? Wie hätte man die widerwärtigen Hexenprozesse und ähnliche auf Aberglauben beruhende Erscheinungen beseitigen sollen? Die Kirche hat, glaube ich, alle Veranlassung, sich davor zu hüten, unter der Firma „Bewahrung der christlichen Sitte" allerhand Bestrebungen zu decken, hinter denen, bei Licht besehen, nicht selten ein gut Theil Geistesträgheit steckt." — Das Ergebniß der Untersuchungen Bahnsens gipfelt schließlich in dem Satze: Jeder christlich Verstorbene hat an ein ehrliches Begräbniß ein Recht, und eines solchen Rechtes kann er durch den Wunsch, daß seine Leiche einstmals verbrannt werde, niemals verlustig gehen. „Fast fürchte ich", sagt er am Schluffe, „daß es sich bei der schroffen Ablehnung gegenüber der Feuerbestattung nicht nur um einen vorübergehenden Jrrthum handelt, sondern um eins jener vielen Symptone, die dafür sprechen, daß die evangelische Kirche auf dem Wege ist, den Boden des Evangelischen unter den Füßen zu verlieren. Umsomehr sollte es mich dann freuen, einen kleinen Beitrag dazu geliefert zu haben, daß noch rechtzeitig vor derartigen Pfaden gewarnt wird." „Manchester Guard." bringt einen merkwürdigen Aufsatz von angeblich gut informirter Seite über den nächsten Schritt Englands in China. Es heißt darin: Nachrichten aus China gäben der Regierung Anlaß zu der Folgerung, daß Li-Hung- Tschang die alleinige Ursache der Unterwürfigkeit der chinesischen Regierung gegenüber Rußland und der Demüthigungen der britischen Diplomatie in Peking sei. Es sei daher im Plane, an die Regierung in Peking das förmliche Verlangen zu stellen, Li aus dem kaiserlichen Dienste zu entlassen, seine Ausweisung aus Peking oder Verbannung zu fordern. Diese Maßregel dürste umsomehr ergriffen werden, weil im Laufe der jüngsten Unter redung im Tsungliyamen zwischen Macdonald und den Ministern die Anmaßung Li-Hung-Tschangs so weit gegangen sei, daß er im Laufe eines stürmischen Wortwechsels drohte, die chinesische Regierung würde Macdonald seine Pässe geben und ihn auf fordern, Peking in kürzester Frist zu verlassen. Einer etwaigen Weigerung der chinesischen Regierung, dem britischen Verlangen Folge zu leisten, dürsten Zwangsmaßregeln folgen. Wahrscheinlich würden die Takuforts sowie Tientsin besetzt werden; man glaube, Rußland könnte nichts Wirksames thun, um einen derartigen Schritt Englands zu verhindern. In Frankreich droht ein Streik der Eisenbahn arbeiter, sür welchen der rund 58000 Mitglieder zählende Verband der französischen Eisenbahnarbeiter eine rege Agitation entfaltet. Die „Nat. Lib. Korr." schreibt darüber: Seit Jahren liegt dieser Verband mtt den sieben großen Eisenbahngesellschasteu in Fehde, einmal, weil die Gesellschaften sich weigern, den Ver band als offizielle Vertretung der Arbeiterschaft anzuerkennen, und weil die Gesellschaften bisher die Forderungen des Maximal programms des Verbandes zurückgewiesen haben. Diese Forde rungen gehen in der Hauptsache dahin, daß alle Arbeiter und Unterbeamte nach einem Dienstjahre endgültig angestellt, die Ge hälter erhöht, die Arbeitsstunden herabgesetzt, die Frachtbahnhöse Sonntags geschlossen, die Bußen und Anberdienststellungen aus gehoben und eigene Gewerbegerichte geschaffen werden. Dazwischen laufen noch Forderungen wie: Freifahrt zweiter Klasse auf allen Strecken. Aufhebung des „Lohnseilschens", der Accordarbeit, der Prämien und Gratifikationen u. s. w. In Eingaben an das Ministerium haben die Gesellschaften die meisten der Forderungen als unerfüllbar bezeichnet. Auf dem letzten Kongreß des Eisen bahnverbandes, der im Frühjahr d. I. in Paris stattfand, ist nun beschlossen worden, den Widerstand der Gesellschaften durch Proklamirung des Generalstreiks zu „brechen", zunächst aber um 12^/, Uhr Borüberziehen der Wachtparade," so etwa würde daS Programm lauten und Niemand würde darüber mehr sar kastische Bemerkungen gemacht hoben als Fürst Bismarck selbst. Dem Besuch des neugierigen Haufens wollte. er eben entgehen, alS er die Bestimmung über seine Ruhestätte traf. Die Familie deS Fürsten Herbert Bismarck ist abermals in schwerer Sorge: der älteste Sohn deS Fürsten ist in Loosdorf bei Melk, wo sich die Kinder bei der Gräfin Hoyos im Schlöffe Soos befinden, gefährlich erkrankt. Der Fürst, der mit seiner Gemahlin seit Sonnabend Mittag ebenfalls auf Schloß Soos weilt, hat am Sonntag Dr. Chrysander und Professor Schweninger telegraphisch ersucht, nach Soos zu kommen. Von verschiedenen Seiten wurde gemeldet, auch der Für st von Reuß S. L. habe aus Anlaß des Ablebens des Fürsten Bismarck, ein Kondolenz-Telegramm nach Friedrichsruh gerichtet. Wie den „Münch. N. N." aus Greiz berichtet wird, beruht die Nachricht auf einer Verwechselung. Allerdings sind verschiedene Beileidstelegramme auch aus Greiz nach dem Trauerhause ge schickt worden—keines aber vom Fürsten, von der Hofgesellschaft, vom Ministerium rc. Ausnahmslos haben die offiziellen Stellen daS erschütternde Ereigniß ignorirt und so übermal dem exklusiven Standpunkt Relief gegeben, den man in Greiz seit so langer Zeit dem übrigen Reiche gegenüber einnimmt. „Wir kennen keinen Bismarck", gab ein orthodox-partikularistischer Hofbeamter zur Antwort auf eine die Angelegenheit berührende Frage. Man scheint in Greiz allzu früh vergessen zu haben, daß im Herbst 1866 die ganze Greizer „Souveränetät" lediglich — von Bismarchs Gnaden war. In Sachen deS vielbesprochenen Prozesses des Ober försters Lange gegen den verstorbenen Reichskanzler Fürsten Bismarck ist bekanntlich zur Entscheidung der Sache auf einen von dem Fürsten abzuleistenden Eid erkannt worden. Der Alt reichskanzler ist, bevor das Urtheil die Rechtskraft beschritten hat, heimgegangen. Es ist die Ansicht ausgesprochen worden, daß hierdurch in der weiteren Abwickelung der Angelegenheit keine Aendernng eintreten werde, da der Eid nunmehr von den Erben des Fürsten Bismarck in der Ueberzeugungsform abzuleisten sei. Das beruht dem § 433 Abs. 3 der Civ.-Prozeßordnung gegen über auf einem Jrrthum. Da der Eid durch bedingtes End- urtheil auferlegt ist, so ist unter Aufhebung des Urtheils erneut und anderweit in der Sache zu verhandeln. Es wird also auf Grund des gesammten Sachverhalts zu prüfen sei», ob den Erben der Eid aufzulegen oder ob etwa der Oberförster Lange zum Eide zu verstatten ist, wobei zu erwägen, daß er äs veritats zu schwören berufen sein würde Stellung der evangelischen Kirche zur Feuer bestattung. Generalsuperintendent Bahnsen in Kobnrg hat, nachdem er auf dem Eisenacher Kirchentage bereits über den Gegenstand referirt, die Stellung der evangelischen Kirche zur Feuerbestattung in einer ziemlich umfangreichen Broschüre aus führlich beleuchtet (Verlag von A. Duncker, Berlin.). Der Verfasser steht, seiner leitenden Stellung innerhalb der koburg- gothaischen Landeskirche und der Praxis derselben gemäß, auf dem Standpunkt der kirchlichen Billigung der Feuerbestattung. Andere Kirchengemeinschasten, im Besonderen auch die preußische Landes kirche, machen gegen die Feuerbestattnng, soweit bei ihr geistliche Betheiligung gefordert wird, geltend, daß dieselbe dem kirchlichen Dogma, der Bibel und besonders der Lehre Jesu, vor Allem aber auch der christlichen Sitte widerspreche. Dem letzteren Ein wand begegnet der Verfasser mit eingehendster Widerlegung, worauf er sortfährt: „Darf ich hiernach auf Anerkennung des Satzes rechnen, daß die Erdbestattung in unserer christlichen Kirche bezw. in unseren christlichen Völkern keineswegs spezifisch christlichen Motiven ihre Existenz verdankt, daß es Erdbestattung gab längst bevor es ein Christenthum gab und Feuerbestattung auch in Christenkreisen, so sieht Niemand ein, warum man im Interesse des Christenthums für dieses fürchten sollte, wenn sich Bestrebungen geltend machen, die Volkssitte der Erdbestattung, als allein berechtigte Form aller Bestattung, zu beschränken. Wie den Deinigen gelastet, Harry", sagte der General, dem jungen Mann abermals die Hand drückend. „Das ist immer der Fluch der Sünde; die Uebelthäter büßen nicht allein, sie ziehen auch völlig Unschuldige mit in das Verderben. Du, mein leber Sohn, Deine Mutter und Schwester, ja auch meine Frau und Bertha, ihr alle habt die schweren Folgen unserer Schwachheit mittragen müssen. Unsere nächste Pflicht wird daher sein, das Unrecht wieder gut zu machen, soweit es noch möglich ist. Dazu wird mir Or. Withers gewiß nach Kräften be- hülslich iein.« „Ich habe nur noch den einzigen Wunsch auf Erden," sagte dieser mit trübem Lächeln, „was ich durch meine Fahr lässigkeit und Feigheit verschuldet habe, so gut ich kann zu
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