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des nothwendigen Hausbedarfs gestatte und dadurch das Ausziehen überhaupt unmöglich mache. Der ausziehende Miether hat jedoch gegen den sein Mo biliar mit Unrecht zurückhaltenden Hauswirth einen Anspruch auf Schadenersatz. — Zu den Obliegenheiten der Landbriefträger gehört bekanntlich auch die Annahme von Postsen dungen auf ihren Bestellgängen. Dieselben haben zu diesem Zwecke ein Annahmebnch bei sich zu füh ren, welches zur Eintragung der von ihnen ange nommenen Sendungen mit Werthangabe, Einschreib sendungen, Postanweisungen, gewöhnlichen Packete und Nachnahmesendungen dient und nach jedem Be stellgange von einem Beamten der Postanstalt durch gesehen wird. Die Auflieferer können derartige Sendungen entweder selbst in das Annahmebuch eintragen, oder die Eintragung den Landbriefträgern überlassen. Geschieht das Letztere, so hat der Land briefträger das Buch mit dem betreffenden Eintrag dem Auflieferer auf Verlangen vorzulegen. — Auf diese Weise ist Jedermann in den Stand gesetzt, bei Auflieferung einer Sendung — abgesehen von ge wöhnlichen Briefen re. durch Vermittelung des Land briefträgers deren richtige und pünktliche Weiterbe förderung von vornherein sicher zu stellen. — In Chemnitz fiel am 29. November ein dor tiger Klempnermeister vom Dache eines Neubaues herab. Ein herbeigeholter Arzt ordnete zwar die sofortige Unterbringung des Verunglückten im Kran kenhause an, aber auf dem Transporte dahin ver schied er. — Von Oelsnitz b. L. sind in der letzten No vemberwoche 1094 Kohlenladungen abgegangen. Es ist dies das erste Mal in diesem Jahre, daß das Tausend überschritten wurde. — Am 7. November starben in Oberullcrsdorf bei Zittau der Tagearbeiter Franz Schubert und acht Tage später dessen zweijähriges Töchterchen an den natürlichen Blattern. Genannter Schubert hatte wegen Verweigerung der Schutzpockenimpfung dieses seines Kindes im vergangenen Jahre Haftstrafe zu erleiden. Ferner erlag am 24. November nach vierzehntägigem schweren Leiden derselben Krankheit der ungeimpft gewesene Einwohner Conrad in Seifhennersdorf, während seine zahlreiche geimpfte Familie gesund blieb. — Aus Glashütte wird unten« 25. November geschrieben: Nicht nur unter Dach und Fach ist nun die Uhrmacherschule gebracht, sondern sie ist auch bereits vollständig eingedeät. Zum Eindecken wurden ca. 200 Ctnr. englischer Blauschiefer mit rother Einfassung verwendet. Am Baue sind jetzt noch immer 40—50 Arbeiter thätig. — In Crimmitschau ist am 30. November ein Klempner vom Dache eines Neubaues in der Leipzigerstraße herab und auf einen mit Ziegeln beladenen Wagen gestürzt, wobei er sich ganz be deutende Verletzungen namentlich am Kopfe und am linken Kniegelenk zuzog. Er wurde in's Kranken haus geschafft. — Der nächstjährige 9. sächsische Feuerwehrtag soll in Döbeln abgehalten werden. — Der wegen Verübung mehrerer schweren Eln- brttchs beim k. Amtsgericht zu Schneeberg inhaftirt gewesene 18'/- Jahre alte Schlosser Wilhelm Beh rend aus Neustädtel, welcher am 26. v. M. in die k. Staatsanwaltschaft Zwickau abgeliefert werden sollte, entsprang geschloffen seinem Transporteur am Bahnhof Niederschlema. Nachdem derselbe so fort wieder mehrere Einbrüche verübt und in Zschor lau bei Schneeberg einen Ochsen gestohlen hatte, wurde derselbe am 27. v. M. von der Gendarmerie aus Schneeberg abermals in Haft genommen. In seiner Begleitung befand sich ein dem Namen nach noch unbekanntes Frauenzimmer. — Der Erzgebirgs - Zweigverein Schneeberg- Neustädtel hat nun die versprochene Sammlung von Ansichten: Schneeberg, Auerhammer (von hohen Holz aus), Schloß Stein, Schindlers Blaufarben werk, Nockenstein bei Schönheiderhammer, Eibenstock (vom Adlerfelsen), Schloß Hartenstein, Königl. Blaufarbeuwerk Oberschlema, Stadtkirche zu Schnee berg, Pcinz-Georg-Thurm auf dem Kuhbergs her ausgegeben. Dis Ansichten sind photographische Reproductionen von Originalaufnahmen des Herrn Anton Müller, königl. Hüttenmeister in Oberschlema und Fritz Haugk, Photograph in Schneeberg. Der Preis ist ein verhältnißmäßig sehr billiger (1 Mk. 50 Pf); die Verkaufsstelle hat vorläufig der Cassi rer des Vereins, Herr Kaufm. R'chard Müller (an der Bahnhofsstraße) übernommen. Das Album dürfte sich auch als Weihnachtsgeschenk, namentlich für entfernte Freunde unseres Erz-Gebirges, eignen. — Die Greizer Ztg- schreibt: Ein geheimniß voller Act hat sich soeben vollzogen: die Eröffnung des Landtages. Bei verschlossenen Thüren findet in Neuß ä. L. dieser Act statt, der als höchste Manifestation der Souveränetät in consttr^ouellen Staaten anderswo mit allem Glanze stattzuft,. ? pflegt. In Reuß ä. L. ist nicht einmal der Press'-' der Zutritt gestattet. Bei verschlossenen Thüren,. gleich als hätte man das Auge der Oeffentlichkeit zu scheuen, findet hier die Eröffnung des Landtages statt, bei verschlossenen Thüren, als sollte sie der Kenntniß des Volkes entzogen werden, wird hier die Verlesung der Eröffnungsrede vollzogen! Wir sind deshalb auch nicht in der Lage, über den Eröffnungs act zu berichten, wir vermuthen nur, daß derselbe jetzt, bei Schluß der Redaction, glücklich beendet ist. Wie uns nachträglich mitgetheilt wird, hat sodann überraschender Weise eine öffentliche Sitzung des Landtages staltgefunden. Da dieselbe nicht vorher angekündigt war, also Niemand etwas davon wußte, dürfte die „Oeffentlichkeit" auch nur eine nominelle gewesen sei». Sitzung des Gewerbevereins. (Schluß.) In Leipzig wurde Slade bekannt mit dem Professor der Astro-Physiologie Zöllner. Zöllner hatte sich seit längerer Zeit mit metaphysischen Studien beschäftigt und kam zu allerlei übernatürlichen Betrachtungen; er sagte sich: wenn die ganze Erde mit lauter Blin den bewohnt wäre, würde sie nichts wissen von den Farben der Blumen, Pflanzen und des Himmels, und ihr Begriff des Raumes würde nur so weit reichen als ihr Tastsinn erreicht. Ferner: wer weiß, ob uns die Welt nicht anders erscheinen würde, wenn wir noch einen 6. oder 7. Sinn hätten. Viell.'icht würden wir durch diese Sinne Wahr nehmungen machen, von denen wir keine Ahnung haben. Alle Körper messen wir nach drei Dimen sionen, Länge, Breite und Dicks, ober auch nach zwei Dimensionen, Länge und Breite. Körper in vierter Dimension sind für uns nicht vorhanden, erst wenn er aus der vierten Dimension in dis dritte zurüäkchrt, ist er sür uns wieder da. Nun sagte Zöllner, ein zweidimensionales Wesen ist nicht im Stande, einen Knoten in eine Schnur zu schür zen, denn die Schnur muß übereinander gelegt wer den, wodurch sofort die dritte Dimension geschaffen wird. In eine in sich verbundene Schnur ist aber auch ein dreidimensionales Wesen nicht im Stande, einen Knoten zu schürzen, wenn es jedoch vierdimensionale Wesen gäbe und wenn es der Spiritismus mit solchen zu thun habe, dann müsse Slade dies fertig bekommen. Als er die beiden Enden einer Schnur zusam uengesiegclt hatte, ging er zu Slade und fragte ihn, ob er in diese Schnur einen Knoten schürzen könne. Slade ver suchte es, fuhr mit einer Hand und der Schnur unter den Tisch, mährend Zöllner die gesiegelten Enden in der Hand behielr und in kurzer Zett brachte Slade die Schnur mit vier Knoten wieder herauf. Nun war Zöllner überzeugt, daß es eine vierte Dimension gäbe. Es folgten darauf noch viele andere Sitzungen, in welchen Zöllner noch viel Großartigeres erlebte, wie Lichterscheinungen, Tischklopfen rc. In vielen wissenschaftlichen Abhandlungen trat er als Verthei- diger dcs Spiritismus auf, so dreist und kühn, so sicher und siegesgewiß, wie noch Niemand für den Spiritismus eingetrelen war. Nun hatte der Spiri tismus in Deutschland ein Fundament gefunden, Gesellschaften gründeten sich, selbst jüngere Studen ten schlossen sich an. Von der Mehrzahl der Gelehrten erfuhr Zöllner die heftigsten Angriffe, ja von Berlin wurde sogar ein Mann zu ihm geschickt, der das Slade'sche Kunststück mit den Knoten nachmachte, aber Zöllner nahm ihn gar nicht an. Die Berliner Professoren verziehen es Zöllner nie, daß er sich zu solchem Betrug und Widersinne hergegeben hatte. Im zweiten Theile seines Vortrages beschrieb so dann der Herr Vortragende, wie viele solcher spiri tistischer Kunststückchen auf ganz natürliche Weise ins Werk gesetzt werden und bei einigen noch nicht auf geklärten, wie der Slade'schen Schieferlafelschrift, wies er darauf hin, daß z. B. Slade's mangelhafte Kenntniß des Französischen auch beim Cttiren ver storbener Franzosen wiederkehrten, daß also der Geist vom Medium außerordentlich abhängig sei. Selbst verschiedene Medien in England gaben später, als sie das Mediumgeschäft aufgegeben hatten, die Er klärung ab, daß es nichts als ein ungeheurer Betrug sei. Selbst der Herr Vortragende kam zu dem End resultat, daß im spiritistischen Wesen ein Chimbo razo von Betrug stecke. In Rücksicht auf diesen der Aufklärung in hohem Maß dienenden Vortrag möchten wir die Aner- kennng, welche die stets bewährte Leitung des hiesigen Gewerbevereins auch für Vermittelung solch schätzens- werthen Bildungsmaterials verdient, auch öffentlich i einmal zum Ausdruck bringen, obschon sie sich be reits in der regen Betheiligung der Mitglieder am I besten documentirt. l Vermischtes. Die Millionen in Amerika. In New-Aork giebi es reiche Leute, welche reicher sind, als die reichsten Lords in England, deren Vermögen durch ein gan zes Jahrtausend zusammengetragen wurde, während die vorige Generation der reichen New-Yorker noch blutarm war. Der reichste Mann in England, der Herzog von Westminster, hat ein Einkommen von 3,500,000 Dollars per Jahr; das jährliche Einkom men Wm. Vanterbilt's, dessen Vater als armer Bootsftthrer begann, beträgt jährlich 5 Mill. Dollars oder 400,000 Dollars monatlich oder 13,000 Dol lars täglich. Vanterbilt hat allein 50 Mill. Dollars in Regierungsfonds angelegt, während seine Eisen bahninteressen und sein Grundeigenthum wenigstens dreimal so viel werth sind. Das Vermögen der Familie Astor beträgt reichlich 100 Mill. Dollars und Jay Gould, der Eisenbahnkönig, wird auf 25 Mill. Dollars geschätzt. Richter Hilton, der von seinem Freunde A. T. Stewart vor einigen Jahren 1 Million erbte, gilt heute als 20facher Millionär. Edwin H. Green, der Hauptmann der Louisville- Nashviller Bahn Combinatiou, gilt ebenfalls als 20- facher Millionär. Dabei ist au die Belmonts, Selig mans, die deutschen und amerikanischen Handels- fürsteii, die alte Knickerbocker Aristokratie mit ihren Nhinslanders, die Zeilungs-Crösusse Lennet und Uhl gar nicht gedacht. Bedenkt mau nun, daß jede Stadt ihre Geldkönige hat, so darf man kühn be haupten, daß diese jüngste aller Nationen auch be reits die reichste ist. Diese erlösende Eigenschaft der reichen Leute Amerikas ist ihre Strebsamkeit, in den meisten Fällen ihre Einfachheit, und, vergessen wir es nicht, ihr Gemeinsinn. In Europa setzt sich der Millionär zur Ruhe. Hier fangen die Millionäre erst recht zu wirken an. Die gewaltigen Unterneh mungen der Vanterbilts, Goulds, Garetts haben in Europa ihresgleichen nicht, weil ganz Europa zu sammen nicht solchen Spielraum gewährt, wie die ses Land. Der große Reichthum dieser Crösusse arbeitet fortwährend und mancher derselben hat sich bereits durch liberale Stiftungen die Unsterblichkeit gekauft. Das Gewicht in der Lasche. Mancher hat bis her wohl kaum daran gerächt, daß er in seiner Tasche genau anzeigende Gswichte mit sich yerum- lrägt, daß er also, im Falle er vielleicht in die Lage kommen sollte, irgend einen Gegenstand abwiegen zu wollen, und gerade keine vorschriftsmäßig ge eichten Gewichte zur Stelle hat, nur in die Tasche zu greifen braucht, um sofort das Gewünschte herbei zuzaubern. Es sind dies nämlich unsere Geldstücke in Kupfer, Nickel, Silber und Gold. Das Gewicht derselben ist genau und durchaus zuverlässig, vor ausgesetzt natürlich, daß sie durch langen Gebrauch nicht minderwerthig geworden sind. So wiegt z. B. 1 Einpfennigstück genau 2 Gr., 3 Zweipfennigstücke 10 Gr., 2 Fünfpsennigstücke 5 Gr., 1 Zehnpfennig stück 4 Gr., 9 Zwanzigpfennigstücke 10 Gr., 9 Fünfzigpfennigstücke 25 Gr., 9 Markstücke 50 Gr., 9 Zweimarkstücke 100 Gr., 9 Fünfmarkstücke (Sil ber) 250 Gr., 1 Fünfmarksiück (Gold) 2 Gr., 1 Zehnmarkstück 4 Gr., 1 Zwanzigmarkstück 8 Gramm. Allerlei. Ein höchst werlhvolles Manuskript hat der Gymnasial-Directoc Stier in Zerbst entdeckt, eine Beschreibung der zweiten Reise Vasco da Gama's nach Indien (1502—1503), über die bis jetzt ausführliches Material nicht vorhanden war. Die Beschreibung ist in holländischer Sprache von einem Begleiter Vasco da Gamas niedergeschrieben. Hr. Stier wird sie demnächst in deutscher Ueber- setzung erscheinen lassen. — Verschiedene Gegenden Schottlands wurden am 25. Noo. von einem un gewöhnlich heftigen Sturme heimgejuchl. Im Hafen von Glasgow wagte sich kein einziges Schiff in die hohe See hinaus. Die Flüsse Clyde, Tay und Tweed sind aus ihren Betten getreten. Das Werk der Prüfung der allen Grundpfeiler der Taybrücke mußte in Folge des Unwetters eingestellt werden. In Kirkcaldy scheiterte ein französischer Schooner und mehrere Fischerboote sind mit Mann und Maus zu Grunde gegangen. In Edinburg wuroen durch die Heftigkeit des Sturmes Schornsteine umgeweyl, Häuser theilweise entdacht und lebende Wesen i.i die Höhe gehoben. — In der Salzseestadi soll sich neuerdings ein Verein von unverehelichten Damen gebildet haben, deren Mitglieder den Schwur geleistet haben, keinen Mann zu ehelichen, der sich mchl vorher feierlich verpflichtet, sich mit einer Frau zu begnüge». Wie es heißt, gehören auch fünf Enkelinnen Brigham Youngs diesem Verein an. — Wiefehrdie Bochume. Attentate