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ganz besonders zugenommen. Höchst spärlich kommen Franzosen. Nach Ansicht der Newyorker Einwan- derungS-Commission sind 60 Procent von der Masse der dort Eingeivanderlen sofort zum Ackerbau in den Westen gegangen. Während man im Anfang des Jahres die Einwanderer im Allgemeinen als bemittelt bezeichnete, findet man, daß im Verlauf des Jahres allmälig eine ärmere Klasse nachrückt. Die Ge>ammlsumme aller Einwanderer in diesem Jahre wird 500,000 betragen, wovon drei Fünftel in Ncwyork und ein Fünftel in den andern Häfen landeten, während ein Fünftel über die kanadische Grenze hereinkam. Aus dem MuweuttzaLe. *Waldtuburg, 2. December. Vis zum 30. No vember wurden vom hiesigen Verein gegen Haus bettelei 375 Durchreisende unterstützt und zwar: Appreteure 1, Barbiere 6, Berg- und Hütten-Arbeiter 13, Bildhauer 1, Bäcker 33, Böttcher 5, Buchbinder I, Brauer 15, Bleicker 1, Cigarren-Arbeiter 6, Copisten 2, Drechsler 1, Dienstknechte 6, Fabrik-Arbeiter 4, Former 2, Färber 4, Fleischer 2 b, Freiknechte 1, Gerber 3, Goldarbeiter 1, Gärtner 4, Gürtler 1, Glasmacher 1, Gläßer 2, Hutmacher 2, Jäger 1, Kauflevte 3, Kellner 3, Kesselschmiede 2, Kupfer schmiede 3, Korbmacher 1, Kürschner 1, Klempner 7, Maler 7, Maurer 5, Maschinenbauer 7, Mecha niker 1, Metalldrucker 1, Müller 14, Papiermacher 1, Posamentierer 1, Photographen 1, Riemer 1, Roßschlächter 1, Sattler 10, Seifensieder 1, Schiefer und Dachdecker 4, Schriftsetzer 8, Schornsteinfeger 2, Schlosser 15, Schmiede 10, Stellmacher 5, Schuh macher 8, Schneider 13, Strumpfwirker 5, Stein drucker 1, Steinmetze 4, Tapezierer 1, Tag-Arbei ter 12, Tischler 13, Tuchmacher 6, Tuchscherer 1, Töpfer 2, Uhrmacher 1, Verwalter I, Wollspinner 1, Walker 1, Weber 50. Gegen 190 Mann muß ten wegen mangelnder oder ungenügender Legiti mation abgewiesen werden. An Mitgliederbeiträgen waren eingegangen 97 Mk. 1 Pf., welchen eine Ausgabe von 82 Mk. 25 Pf., gegenübersteht, und zwar wurden bezahlt an Durchreisende 56 Mk. 25 Pf., Druckkosten 10 Mk., an Botengängen 16 Mk., sodaß ein Bestand von 14 Mk. 76 Pf. ver bleibt. Letztere Summe wird für den Monat De cember kaum ausreichen, und wird deshalb den Mitgliedern nichts weiter übrigen bleiben, als eine kleine Nachzahlung zu leisten. Uebrigens ist längst die wohlthätige Wirkung des Vereins gegen Bettelei zu bemerken, da man gegenwärtig fast vollständig von ansprechenden Durchreisenden verschont bleibt, während man früher regelmäßig täglich bis zu 10 und noch mehr rechnen konnte. Diese Wohlthat ge nießen aber auch, und zwar auf Kosten der Vereins mitglieder, Diejenigen, welche noch nicht dem Vereine angehören. Es wäre deshalb wünschcnswerth, daß von Letzteren noch recht viele Beitrittserklärungen erfolgten. — Die Garnison Zwickau's wird vom 1. April 1881 an aus dem 9. sächs. Infanterie-Regiment Nr. 133 und dem Bezirks-Commando Zwickau be stehen. Das gedachte Regiment wird aus Abgaben des 100. und 101. Grenadier-Regiments und des 102. und 103. Jnfauterie-Negimenls (und zwar von jedem dieser Regimenter 3 vollständige Com pagnien) gebildet. Diese Compagnien werden am 1. April mittelst Eisenbahn in Zwickau eintreffen. Das neue Regiment wird aus den Landwehr-Bezir ken Freiberg und Annaberg rekrutirt und der 47. Infanterie-Brigade zugelheilt. Der Landwehr-Bezirk Zwickau wird auch fernerhin die Rekruten für das in Straßburg verbleibende 105. Infanterie-Regiment stellen, dagegen werden die in Zwickau ausgehobe- uen Jäger-Rekruten nicht mehr dem 13. sondern dem 12. Jäger-Bataillon in Freiberg zugewiesen werden. Außerdem werden aus dem Zwickauer Bezirke alljährlich eine Anzahl Rekruten für das 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 ausgehoben. — Der Ulan Koch aus Rochlitz ward am Dienstag Morgen auf der Geithain-Rochlitzer Straße mit zahlreichen Stichwunden schwer verletzt aufgesunden. Es ist bis jetzt nur bekannt, daß er spät in der Nacht und stark betrunken vom Geithainer Jahr markt den Heimweg angetrelen hatte, wie er aber zu den Stichen gekommen, ist noch nicht bekannt. Aus dem Sachsenlande. — Ter Geh. Ober-Regierungsrath Kienitz und der Geh. Justizrath Taube sind vom Kaiser zu Reichsgerichtsräthen ernannt worden. — Der Pestalozziverein des Königreich Sachsen blickt wiederum auf ein reichgesegnetes Geschäftsjahr zurück. Derselbe hat 23,188 Mark Einnahme ge habt, 17,602 Mark Unterstützungen gewährt und sein Vermögen auf ziemlich 145,000 Mark steigen sehen. Im Einzelnen seihervorgehoben: Unter den edlen Spendern finden wir Se. Majestät den König mit 180 Mark, Ihre Majestät die Königin mit 150 Mark, Herrn Buchhändler Klinkhardt-Leipzig mit 300 Mark und viele Andere. An außer ordentlichen Beiträgen sind überhaupt eingegangen 2880 Maik, an Mitgliederbeiträgen 4095 Mk. die literarischen Unternehmungen (Sächsische Schulzei tung und der Amtskalender) haben ertragen 4453 Mark. Die Vermögenszinsen betragen 3821 Mark. Die obenerwähnten Unterstützungen sind 553 Lehrer waisen und 152 Lehrerwitlwen zugeflosscn. Die dem Vereine seit seinem Bestehen zugewiesenen Le gate belaufen sich auf 7000 Mark. — Bei einer Vergleichung der bisherigen Pläne mit dem Plane für die 100. Lotterie und die da- ! raus folgenden ergeben sich folgende Aenderungen: j In der ersten Classe gab es bisher je einen Hauptgewinn von 30,000, 15,000 und 5000 Mk., 5 Gewinne zu 3000, 25 zu 1000 Mk. u. s. w. Mit der 100. Lotterie treten bei dieser Classe hinzu: je ein Gewinn von 25,000, 20,000 und 10,000 Mk. und außerdem werden die Gewinne von 5000 um zwei Stück ver mehrt, den niedrigen Gewinnen aber einige Hundert neue Gewinne eingefügt. In der zweiten Classe waren die Hauptgewinne 40,000 Mk., 20,000 und 10,000 Mk., 5 Gewinne von je 3000 Mk. u. s. w. Der neue Plan erhöht die Chancen dieser Classen um weitere drei Hauptgewinne von 30,000 Mk., 25,000 Mk. und 15,000 Mk., und 5 Stück zu 5000 Mk., vermehrt auch die Gewinne von 3000 Mk. und 1000 Mk. um je 5, die zu 500 Mk. um 10 und diejenigen zu 300 Mk. um 30 Stück und schafft endlich wieder einige Hundert neue Gewinne unter 300 Mark. Wie bei dieser und der vorigen Classe, so tritt auch bei den folgenden beiden eine reichere Dotirung der Liste hinsichtlich der Gewinne von unter 1000 Mk. ein. Die Haupt gewinne in der dritten Classe, bisher in vier Tref fern von 50,000 Mk., 25,000, 15,000 und 5000 Mk. bestehend, erhalten noch Treffer von 40,000, 30,000, 20,000 und 10,000 Mk., während die Gewinne von 5000 um 9, die von 3000 Mk. und 1000 Mk. um je 5 Gewinne vermehrt werden. In der vierten Classe treten zu den bisherigen vier Haupttreffern von 60,000 Mk., 30,000, 15,000 und 5000 Mk. solche von 50,000, 40,000, 25,000, 20,000 und 10,000 Mk. hinzu, während die Hauptgewinne von 50'00 Mk. um 14, die von 3000 Mk. um 10 und die von 1000 Mk. um 15 Stück vermehrt werden. Ganz bedeutend ändert sich aber das Gewinntableau für die fünfte uud Haupt ziehung und hier tritt vor Allem die aneckennens- werthe Einrichtung hervor, die sogen, kleinen Haupt treffer von 3000 und 1000 Mk., danach aber die jenigen von 500 und 300 Mk. zu verstärken und eine neue Art von 400-Mark-Gewinnen zu bilden. Die Hauptgewinne von 500,000 Mk. bis auf 5000 Mk. verbleiben in der bisherigen Ausstattung; da- dahingegen treten an Stelle der bisherigen 600 Ge winne zu 3000 Mk. deren 800, an Stelle der 700 Gewinne zu 1000 Mk. deren 900 und an Stelle der 800 Gewinne zu 500 Mk. deren 1000, während 1119 neue Gewinne zu 400 Mk. geschaffen und die Gewinne zu 300 Mk. um 141 vermehrt werden, — Untersagt ein Hauswirth dem zur Räumung verpflichteten Mielher die Wegführung seines Mobi liars, indem er ohne irgend einen berechtigten Grund ein Retentionsrecht an den Mobilien des Mielhers geltend macht, so erlangt dadurch, nach einem kürz lich ergangenen Erkenntniß des Reichsgerichts, 1. Civilsenats, der Miether kein Recht, in der Woh-' nug so lange wohnen zu bleiben, bis der Wirth von der Retention Abstand nimmt, es sei denn, daß der Wirth widerrechtlich nicht einmal die Mitnahme Feuilleton. Weihnachtsbil-er. Von Huftav Meritz. (Fortsetzung.) Sie war mit einer lichtbraunen Flüssigkeit, aus sogenanntem Kaffee und dünner Kuhmilch bestehend, angefüllt. Bald kehrte Jenny mit dem gewärmten Tranke zurück, den die Kleine begierig hintertrank. Beruhigt ließ sie sich dann in ihr Bettlein zurück setzen und entschlief bald. Die Pflaumen weichten ebenfalls in dem von Jenny mitgebrachlen heißen Wasser und die Arbeit war wieder in vollem Gange. Plötzlich horchte Jenny laut auf. „Still!" ge bot sie den geschäftigen Brüdern. „Der Vater kommt! Hurtig Alles versteckt! Horch! jetzt stolpert er über die fehlende Treppenstufe." „Er wird wieder Einen getrunken haben," sagte Arno trocken. In großer Hast räumten die Kinder alles bei Seite, was ihre Belhätigung hätte verrathen können. Dann setzte sich Jenny an die Wiege, die sie leise schaukelte. Theodor und Arno dagegen blieben still auf den Dielen hocken. Die Thürklinke bewegte sich jetzt unter einem überlauten heftigen Schlage, der den Säugling auf- schreckle und in ein klägliches Weinen ausbrechen machte. Die Thüre wurde ebenfalls geräuschvoll aufgerissen und in derselben ein Mann sichtbar, dessen aufgedunsenes, bleichgelbes Antlitz den Säufer sofort verrieth. Das that auch seine Kleidung, die in einem beschmutzten und herabgekommenen Zustande war. Den abgenutzten und verbogenen Velpelhut auf lem Korft behaltend, schritt der Mann ohne Gruß und ohne seine Kinder zu beachten, in dem Stübchen vor, schob mit dem einen Fuße seinen jüngsten Sohn unsanft abseits und nahm eine gegen die Wand mit der Rückseite gelehnte Firma von Holz, die mit einer schwarzen Oelfarbe grundirt war. Diese setzte er auf eine herbeigeholte Staffelei und sich selbst auf einen Schemel vor dieselbe hin. „Bringe den Topf mit der weißen Oelfarbe und die Pinsel her!" gebot er rasch seinem Aeltesten, der schnell das Verlangte herzutrug. Mit einem Malstock in der Linken und dem Pinsel in der Rechten begann er nun die Buch staben zu dem Worte: „Delikatessenhandlung" zu entwerfen. „Was winselt die kleine Bestie?" rief er zornig aus, damit sein jüngstes Kind meinend, das sich noch gar nicht von dem gehabten Schreck beruhigen lassen wollte. „Slopfe ihr das Maul mit dem Zulp, oder ich werde ihr Klitsche geben." Nach einer Weile fragte der zärtliche Vater wie der: „Wo ist die Mutter?" „In den Wald gegangen, um Moos zu holen," ! antwortete Theodor unmuthig. „Das hätte sie auch bleiben lassen können," ver setzte der Vater. „Meint sie etwa, daß ich, der Kaufmann Ahner, den Leuten die Fenster mit Moos versetzen werde? Ha, soweit ist's noch nicht mit mir gekommen. Schlimm genug, daß ich mich zum Farbenkleckser herabgewürdigt habe." Eine längere Pause verstrich. Da hob Ahner wieder an: „Unserm schmutzigen Hauswirth wasche ich heute noch den Kopf, weil er die fehlende Treppenstufe nicht hat erneuern lassen. Bin über die Lücke hinweggestolpert, weil ich sie in der Dunkelheit nicht sah und daran dachte." „Aber Vater," nahm Theodor schüchtern das Wort, „Du selbst hast ja die breterne Stufe heraus gezogen und in unsern Ofen gesteckt." „Weil sie nicht mehr fest war und sich heraus ¬ nehmen ließ," antwortete Ahner. „Solche Treppenstufen können mir gestohlen werden. Pfui Geier!" Wieder nach einer Pause warf Ahner den Pinsel verdrossen bei Seile und legte sich auf das hinter dem elenden Ofen befindliche Lager nieder, wo er bald fest schlief. Leise näherte sich ihm Theodor, horchte aufmerk sam und sagte dann froh zu seinen Geschwistern: „Er schläft!" Und nun wurden rasch die vorhin ab seits geschafften Gegenstände hervorgeholt, welche zum Änfertigen der Pflaumenmänner erforderlich waren. Frau Ahner hatte ihre Kinder mit Unwahrheit berichtet, als sie ihnen gesagt, daß sie Moos im Walde zu sammeln gehe. Sie hatte allerdings vor einigen Tagen Moos gesammelt, war dabei von dem Forstaufseher betroffen und ausgepfändet worden, weil in neuerer Zeit dieser Erwerbszweig, als der Forstkultur nachtheilig, bei Strafe verboten worden war. Um ihren einzigen, noch gut eryaltenen Tragkorb nicht einzubüßen, den ihr der Forstmann abgepsändet, so hatte sie ihren Namen und ihre Wohnung angeben und später auf dem Gerichtsamte erscheinen müssen, wo ihr ein Haidetag als die leichteste Strafe zuerkannt worden war, den sie heute bestand. Aus der besten Absicht halte sie ihrenKindern, noch mehr ihrem noch immer bettelstolzen Manne, ihre Strafe verheimlicht und war, nachdem sie für erstere nach ihren geringen Mitteln gesorgt, früh in die Haide gegangen, um dort unter der Aufsicht eines Jägerburschen bis zum Abenddienst ganz leichte Handarbeit zu vollbringen. (Fortsetzung folgt.)