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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljäbr- lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ^263. Mittwoch, den 10. November 1880. Lei Nein Ableben meiner vielgeliebten 6emablin sinä niir nnä Uen Reinigen von allen weiten überaus «ablreiebe Le^veise innigen Leileiües angegangen. Ls >virü mir Lanin mvglieb sein, so sebnell, als Leb Vies vviinsebte, Zeäem Linrielnen zu aanLen. lel» spreelle üaber vorläuüg öLkentlieb meinen tlefgerübllen vanL für üiese allgemeine, meinem Herzen so ^vobltbuemle Ikeilnabme aus. visuell au, am 8. Fovomvor 1880. UiedLrä tützmou«, Orst von 8<rd8iiburK-OIauodÄN. Bekanntmachung. Diejenigen, welche von der nach H 8 al. 6 des für hiesige Stadi bestehen den Anlagen-Regulativs eingeräumten Selbstabschätzung zur Gemeinde- Anlagen-Einschätzung für das Jahr 1881 Gebrauch zu machen ge denken, werden hiermit aufgefordert, ihre diesfallsigen Erklärungen bis zum 2a. November dieses Jahres bei Verlust des Rechtes der Selbstabschätzung in der Rathsexpedition abzugeben Waldenburg, den 8. November 1880. Der Stadtrath. Cunrady. *Waldeiiburg, 9. November 1880. National-Oekonomisches. In gegenwärtiger Zeit, wo die Frage der Arbei terversicherung auf der Tagesordnung steht, ist ein Werk, welches jüngst erschienen ist, von doppeltem Interesse. Dasselbe führt den Titel „Fortschritt und Armuth" und versucht darin ein Engländer, Henry George, ein Freihändler, den Nachweis zu führen, daß der Arbeitslohn nicht aus dem Kapital, sondern in Wirklichkeit aus dem Product der durch ihn be zahlten Arbeit entnommen wird. Der Verfasser führt aus, das heute überall gleiche oder ähnliche Noth herrsche; es herrscht Noth, wo große stehende Heere unterhalten werden, aber auch da, wo dies nicht der Fall ist; es herrscht Noth, wo Schutzzölle de» Handel hemmen, aber auch da, wo der Handel beinahe frei ist; es herrscht Noth, wo noch autokratische Regierungen bestehen, aber auch da, wo die politische Macht gänzlich in den Händen des Volkes ist, in Ländern, wo Papier Geld ist, und da, wo Gold und Silber die alleinigen Umlaufs mittel sind. Ja wo die Bedingungen, auf welche der materielle Fortschritt allenthalben loszielt, am vollständigsten verwirklicht sind, das heißt, wo die Werkzeuge der Production und des Austausches am höchsten entwickelt sind, finden wir auch die tiefste Armuth, den schärfsten Kampf um das Dasein und die meiste aufgedrungene Arbeitslosigkeit. So lange die gan,e Zunahme der Güter, welche der moderne Fortschritt mit sich bringt, nur dazu dient, große Vermögen aufzubauen, den Luxus zu vermehren und den Contrast zwischen dem Hause des Ueberflusses und der Hütte des Mangels zu ver schärfen, so lange ist der Fortschritt kein wirklicher und kann nicht dauernd sein. Die Reaction muß kommen. Von nationalökonomischen Autoritäten wird ge sagt, der herrschende Druck sie eine Folge der Ueber- consumtion; andere gleich hohe Autoritäten sagen, die Ueberproduction trage die Schuld, während von anderen namhaften Schriftstellern die Verwüstungen des Krieges, die Ausdehnung der Eisenbahnen, die Arbeiterstrikes, die Entwerthung des Silbers, die Papiergeld-Wirthschaft, die Vermehrung arbeiter sparender Maschinen, die Erschließung kürzerer Han delswege rc. als die Ursache bezeichnet werden. Und während so gestritten wird, gewinnen die An- sichten, daß ein gewöhnlicher Conflict zwischen Kapi tal und Arbeit bestehe, daß Maschinen ein Uebel seien, daß es die Pflicht der Regierung sei, Kapital herzugeben und Arbeit zu schaffen, immer mehr Boden unter der großen Menge des Volks, die ihre unglückliche Lage scharf genug empfindet und sich des ihr zugefügten Unrechts nur zu gut bewußt ist. Die National-Oekonomie, wie sie jetzt gelehrt wird, erklärt den Fortbestand der Armuth inmitten ver größerten Reichthums nicht in einer Weise, die mit den tiefeingewurzelten Anschauungen der Menschen harmonirt; die unzweifelhaften Wahrheiten, welche sie lehrt, sind unzusammenhängend und ohne Bezie hung zu einander; es ist ihr nicht gelungen, im Geiste des Volkes den Fortschritt zu machen, den eine selbst unbequeme Wahrbeit machen muß; sie ist im Gegentheil nach einem Jahrhundert der Pflege, während dessen sie manche der scharfsinnigsten und mächtigsten Geister beschäftigte, von dem Staals- manne mißachtet, von den Massen verspottet und in der Meinung vieler gebildeter und denkender Männer auf den Rang einer Pseudowissenschaft herabgesetzt worden. Es muß dies nicht nothwendig an der Unfähigkeit der Wissenschaft liegen, sondern es kann irgend eine falsche Voraussetzung oder ein übersehener Bestandtheil in ihren Schätzungen schuld daran sein. ^Waldenburg, 9. November 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die für das Reich projectirten neuen Steuern, deren Ertrag den Einzelstaaten zufließen soll, wür den folgendes Resultat liefern: Biersteuern 17 Mill., Börsensteuern 20 Mill., Wehrsteuer 20 Mill., Branntweinsteuer 15 Mill., zusammen 72 Millionen. Es müßte sonach der Tabak allein eine neue Last von 35 Millionen auf sich nehmen zu der, welche er jetzt schon trägt. Nach einer Zusammenstellung im „Berliner Börsen- Courier" haben die 30 Hypothekenbanken in Deutschland bei einem eingezahlten Actiencapital von 256 Millionen Mark und bei 37 Millionen Reser ven, bis Ende 1879 die Kleinigkeit von 1382 Millionen Mark in „Pfandbriefen," d. h. in Hy Pli thekenbriefen ausgegeben. Halten die Schuldner die ihnen aufgebürdete Last aus, was freilich un möglich erscheint, so würden sie nach der aufgestellten Rechnung, selbst bei einer günstigeren Annahme des Durchschnittszinsfußes, bei Ablauf der Amortisation mindestens 2600 bis 3300 Millionen Mark mehr zurückgezahlt haben, als sie schuldig waren. „Das geht Alles von des Bauern Fell, ." Die Hypotheken banken sind eben — Actiengesellschaften; sie bestehen nicht zum Schutz, sondern zur Ausbeutung des Grundbesitzes. Sie treiben aber nicht nur ihre Opfer, eine unabsehbare Heerde, zur Schlachtbank: sie sind auch selber dem Tode geweiht. Auch manche Hypothekenbanken haben in der Schwindelperiode geschwindelt, sie erleiden bei den zahllosen Sub- hastationen, die sie veranlassen, colossale Ausfälle, oder sie müssen die übermäßig beliehenen Grund stücke und Bauländereien selber übernehmen, und die Unmasse derselben wird sie allmählich erdrücken. Frankreich. Eine am 7. d. in Paris im Cirque Fernando abgehaltene Versammlung hat mit Einstimmigkeit eine Resolution für Abschaffung des Cultus- etats und für die Trennung der Kirche vom Staat angenommen. In Tarascon sind die Prämonstratenser ein- geschlofsen. Die einschließenden Truppen sind in . fünf Linien aufgestellt; bisher ist kein Zwischenfall ! vorgekommen. Eine große Menschenmenge ist aus i Avignon, Tarascon und allen Nachbarorten zu sammengeströmt und herrscht allgemeine Aufregung. Die Einschließung soll, wenn nöthig, einen ganzen Monat fortgesetzt werden. Die Prämonstratenser haben alle Personen aus dem Ordenshause entfernt, welche, ohne Dienst zu leisten, nur den Proviant unnützerweise mit aufzehren würden und scheinen für längere Zeit hinlänglich verproviantirt zu sein. Eine Entscheidung, welche der französische Ge richtshof zur Beurtheilung von Competenz-Con- flicten gefällt hat, ist eine ungemein wichtige. Sie stellt nähmlich fest, daß der Competenz-Einwand der Behörden begründet ist, daß demnach die Beschwer den der aufgelösten Congregationen nicht vor die ordentlichen Gerichte, sondern vor die Verwaltungs gerichte, in letzter Instanz also vor den Staatsrath gehören. Man wird sich nun wohl darauf gefaßt machen müssen, daß der Gerichtshof wegen dieses Urtheils die heftigsten Angriffe der Clericalen zu erdulden hat. England. Die Königin hat jüngst auf der Gruft des Ex-