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— In Pirna zeigt sich viel werklhätige Menschen liebe für die noch lebenden Thomas'schen Kinder. Es geht Geld ein und der älteren Tochter Hedwig hat der Curhausbesitzer Eduard Franke zu Reitzen hain für längere Zeit ein Asyl angeboten; leider erlaubt der Zustand der Armen noch nicht eine längere Fahrt. — In Meisten ist eine zweite Porzellanfabrik entstanden, welche ein reines, nach Urtheil der Sach kenner ebenso schönes Porzellan als die weltberühmte königliche Porzellan-Manufactur anfertigt. Selbst redend können der Formenreichthum und die figür lichen Sachen, durch welche sich Vie königliche Ma- nufaclur so sehr auszeichnet, nicht sofort geschaffen werden, dies ist aber auch nicht der Hauptzweck dieser neuen Fabrik, dieser basirt vielmehr durauf, in echtem Meißner Porzellan bei weit billigerem Preise gangbare Waare in Servicen (dem bekann ten und beliebten Zwiebelmuster und anderen neuen Decors) herzustellen, zu welchem Zwecke bereits meh rere namhafte Künstler gewonnen wurden, um auch in dem Formenfache neue Modelle zu schaffen. — Der angeblich an der Tollwuth erkrankte Schmiedegeselle in Hohndorf soll sich völlig wohl außer Bett befinden, da es sich nicht um wirkliche Tollwuth, sondern nur um Krampfanfälle gehandelt habe. — Vorige Woche erhielt ein Bewohner in Crimmit schau, wie der „Er. Anz." meldet, von einem in Zwickau wohnenden unbemittelten Bekannten die Ein ladung zur Uebernahme einer Pathenstelle bei der Taufe des „neulich geborenen Söhnchens". Der Eingeladene selbst hatte nicht Zeit, nach Zwickau zu reisen. Statt seiner reiste die Ehefrau dorthin, um für den Gatten Gevatter zu stehen. Jene kam dort an und begab sich sofort zu der bekannten Familie, um ihre Christenpflicht zu erfüllen. Auf die Frage nach dem Befinden des kleinen Weltbürgers ent gegnete die übrigens verlegen gewordene Mutter, daß dieser letzte Nacht gestorben fei. Auf die Bitte, ihr den kleinen Leichnam zu zeigen, wurde geant wortet, dieser sei einstweilen und bis zur Beerdigung in den Keller verbracht und der Hauswirth, welcher den Kellerschlüssel an sich genommen, sei heute ver reist. Unserer Gevatterin kam der Sache nicht ganz klar vor. Sie verabschiedete sich und begab sich zum Standesamt. Dort mußte sie denn hören, daß der bekannten Familie in Zwickau weder ein Kind ge boren noch ein solches gestorben sei. Die guten Leute dort hatten bei ihrer Einladung wohl ange nommen, daß weder der Eingeladene noch ein Stell vertreter derselben zur vermeintlichen Taufe nach Zwickau kommen, daß der geladene Taufzeuge sich vielmehr lediglich damit begnügen werde, ein ge höriges Einbindegeld per Post zu übersenden. Denn auf Erlangung eines solchen scheint es in vorliegen dem Falle einzig und allein abgesehen gewesen zu sein. — Ein in Freiberg Bergwissenschaft studirender Mr. Clark aus San Francisco hat von Eisenach aus per Velociped folgende umfängliche Fahrt ausge führt. Er fuhr am 19. Aug. von Eisenach ab über Nürnberg, Regensburg, München, Oberammergau, Innsbruck, Bregenz, Konstanz, Basel, Freiburg (mit einem dreitägigen Abstecher in den Schwarzwald), Straßburg, Baden-Baden, Karlsruhe, Mannheim, Darmstadt bis Frankfurt, woselbst er am 16. dies, eintraf. — Am Sonntag ist in Freiberg das neue Theater eingeweihl worden. Zur Aufführung kam LÄrronge's Lustspiel „Wohlthätige Frauen." Nach beendigter Darstelluag waren mehrere Häuser der Unterstadt illuminirt. — Beim Schwurgericht zu Bautzen befand sich am 20. d. die 28jährige Dienstmagd Olbrig auf der Anklagebank, beschuldigt, ihre 3 unehelichen Kinder, jedes ungefähr ein Vierteljahr nach seiner Geburt, theils erstickt, theils vergiftet, an ihrem 4. Kinde dagegen einen mißglückten Erstickungsversuch begangen zu haben. Die Verhandlungen, welche einen erschreckenden Einblick in das verhärtete Ge- müth der Rabenmutter gewährten und entsetzliche Details zu Tage förderten, fanden damit ihren Ab schluß, daß die Angeklagte wegen vollendeten Mordes zum Tode und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte, sowie wegen versuchten Mordes zu djähriger Zuchthausstrafe verurtheilt und die Zu lässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht ausge sprochen wurde. — Aus der sächs. Lausitz schreibt man: In dem benachbarten böhmischen Gebiete ist seitens einiger Bezirkshauptmannschaften das Verbot ergangen, auf den Feldern das Kartoffelkraut zu verbrennen, weil der dicke Qualm in hohem Grade gesundheitsge fährlich wirken kann, wenn er in die Nachbardörfer getragen werde. — Nach dem veröffentlichten Geschäftsberichte der Sparkaffe zu Gera auf das Jahr 1879 wur den im Jahre 1879 in 18,594 neuen Einlagen 5,548441 Mk. 47 Pf. eingelegt, während in 13,028 einzelnen Posten 4/387,188 Mk. 12 Pf. zurückge zogen wurden, so daß im Laufe des vergangenen Jahres 1,161,253 Mk. 35 Pf. mehr eingelegt als zurückgezogen wurden. Mit Einschluß des Reserve fonds verwaltete das Institut am 31. Decbr. 1879 17,596,569 Mk. 61 Pf. Der Verwaltungsaufwand betrug einschließlich des Realaufwandes für die Land- rentenbank 17,091 Mk. 27 Pf. — Die Fertigstellung der Mehltheuer-Weidaer Eisen bahnlinie ist nun gesichert durch den kürzlich ge faßten Beschluß des Bezirksausschusses der königl. Amtshauptmannschaft Plauen, die an der Beihilf- summe von 600,000 M-, welche feiten des König reichs Sachsen gefordert werden, noch fehlenden 13,200 M. zu bewilligen. Vermischtes. Neber den Untergang des Dampfers „Braun schweig", den wir bereits gemeldet haben, berichtet Capilän Schulz, der Führer des Schiffes, unter Anderm Folgendes: Wir verließen Bremerhaven am Freitag, den 10. September, Nachmittags 3 Uhr und kamen Abends 7 Uhr in See. Nachts 12 Uhr passirten wir bei günstiger Witterung Helgoland; um 1 Uhr, als wir die Feuerkreise verlassen hatten, stellte sich mehr Wind ein, der nach und nach so heftig wurde, daß wir nur mit Mühe den Curs nach dem Compaß steuern konnten und der Lootse Befehl gab, mit halber Kraft zu fahren. Das Schiff krachte in allen Fugen, dennoch glaubte Nie mand, daß dasselbe brechen werde. Plötzlich um 3 Uhr Morgens gab es einen Krach, das Schiff war in der Mitte durchgebrochen. Jeder suchte nun sein Leben zu retten, indem er in das Rettungsboot sprang, dessen Taue gekappt wurden. Der Dampfer sank so schnell — innerhalb fünf Minuten — daß die letzten der Mannschaften über Bord springen mußten. Das Boot, in welchem sich 13 Personen, ohne Proviant und Wasser, ohne Kleidung befanden, wurde durch den östlichen Wind in die offene See getrieben, bis es nach 30 Stunden, und nachdem es 37 Meilen zurückgelegt hatte, von einem vorbei- passirenden Dampfer aufgenommen wurde. Die Schiffbrüchigen blieben bis Mittwoch an Bord des Schiffes und wurden dann in Skagen gelandet, um über Kopenhagen nach Hamburg befördert zu werden. Leider war bei der Aufnahme ins Schiff ein Mann der Besatzung ertrunken. — Nach An sicht des Capiläns war der Dampfer verhältnißmäßig zu lang, um zu dieser Jahreszeit die Reise über See unternehmen zu können. Ein Nachahmer vr. Tanners gestorben. Eng land ist bekanntlich in einem weit höheren Grade als jeder andere. Staat das Land der allgemeinen Nachahmung in Sachen des Spleens und jeder Art von Wunderlichkeit. Die Garattirung wurde in den fünfziger Jahren in der Hauptstadt förmlich Mode, und die Spitze der Feuersäule mußte vergittert werden, weil, nachdem einmal ein Lebensmüder von dort den kühnen Sprung ins Wesenlose gewagt, in einer einzigen Woche sich 87 Nachahmer fanden. So ist es denn auch nicht zu verwundern, daß der vierzigtägige Hungerversuch des Dr. Tanner hier sofort auf fruchtbaren Boden fiel. Der Amerikaner hat bereits mehrere Nachahmer gefunden, obgleich bislang keiner derselben seinem Vorbild in Beharr lichkeit und Ausdauer gleichgekommen ist. Zu den Opfern „freiwilliger Aushungerung" gehört ein alter Mann, dessen Leichenschau kürzlich in Shepherds Bush stattgefunden hat. Schon einmal hatte er sich während sechs Tagen aller Nahrung enthalten; auch nahm er nie mehr als ein Mahl täglich zu sich. In jüngster Zeit hatte derselbe den Versuch gemacht, von Quellwasser allein zu leben, und ist, nachdem er diese Diät eine Zeit lang betrieb, an Erschöpfung gestorben. Die Batterien der Atmosphäre. Als Resultat von Zählungen, die über die Menge der in der Luft zu Meudon enthaltenen Batterien (mikroskopi schen Pilze) ausgeführt worden, stellt Herr ?. Mi- quell folgenden Satz hin: „Die Zahl der Batterien der Atmosphäre, die im Winter sehr klein ist, wächst im Frühling, zeigt sich groß im Sommer und Herbst, und sinkt dann schnell während der ersten Fröste. Dieses Gesetz gilt in gleicher Weise für die Sporen der Pilze. Aber während die Samen der Schim melpilze häufig sind zur Zeit der feuchten Perioden, wird die Anzahl der Luft-Bacterien sehr schwach, und steigt erst dann wieder, wenn die Trockenheit eingetreten, genau in der Zeit, wo die Sporen der Schimmelpilze selten werden, so daß, den Maxima der Schimmel-Microbien, die Minima der Bacterien- Microbien entsprechen und umgekehrt." Allerlei. Beim Polizeipräsidium in Frankfurt a. M. ist die telegraphische Nachricht eingetroffen, daß die Brüder Sachs von den chilenischen Behörden ausgeliefert worden sind und in Begleitung zweier Polizeibeamten bereits auf dem Wege nach Frank furt sich befinden. Die bedeutenden Kosten der Ueberführung sind von den deutschen Behörden übernommen worden. — In Gelsenkirchen wurde am 16. September auf dem Schießstande der Schützengesellschaft der durch ein Mißverständniß aus seiner Deckung heraus vor die Scheibe tretende Anzeiger Bergmann Nottschäfer erschossen. Der Schuß ging ihm durch den Kopf, so daß der Ge troffene kurze Zeit nachher verschied. — In einer Patronenfabrik in Bridgebort, Connecticut, hat eine Explosion stattgefunden, wodurch 5 Personen ihr Leben einbüßten. — Nach einer Meldung aus Vir ginia City Nevada sind in der Consolidated Jm- periach Mine 9 Bergleute getödtet worden; das Tau des Behälters, in welchem die Arbeiter ein fuhren, riß und der Behälter stürzte 300 Fuß tief, während das 1400 Fuß lange Tau auf dieselben fiel. Der einzige am Leben gebliebene Arbeiter ist schwer beschädigt. — Aus China theilt die „China Mail" folgende grauenhafte Geschichte mit: Der Militärische Mandarin für den Kit Pang Distrikt Pung Tye-jeu ist der Held derselben. Ein Steuereinnehmer wurde vom Volke ermordet, weil dasselbe wahrscheinlich zu der Ueberzeugung gekommen war, daß man auf andere Weise den furchtbaren Erpressungen kein Ende machen könne. Pung Tye jeu aber beschloß, eine Strafe über die Einwohner zu verhängen, wie sie vollständiger sich kaum denken läßt. Vor allem suchte er sich ein Kanonenboot zu verschaffen, um seinen Rückzug zu decken. Dann wurde der Ort mit Sturm genommen und es sollen dabei etwa 700 Menschen von den Soldaten nieder gemacht fein; die niedrigste Schätzung der Opfer dieser Schlächterei ist 400! — Wieder „Voss. Ztg" aus Hirschberg mitgetheilt wird, hat es am 20. d. Mts. im Riesengebirge geschneit, so daß der ganze Kamm bereits einen winterlichen Anblick darbot. — Aus Prag meldet man: „Der hiesige Scharfrichter Pipperger exzedirte im schwarzen Brauhause und schrie: „Viele von den Czechen werde er noch auf hängen." Es entstand eine blutige Schlägerei, der Scharfrichter wurde aus dem Gasthause geprügelt und auf der Gasse verhaftet." — Victor Hugo wird am 15. October ein neues poetisches Werk unter dem Titel „Der Esel" veröffentlichen. Glück liche Titelwahl. — Der Sanitälsrath Dv. v. Düring in Hamburg hat der Menschheit den Dienst geleistet, zu beweisen, daß die sogenannte Zuckerkrankheit heilbar ist. Eine lange Reihe von Patienten, darunter mehrere Collegen, dis jetzt gesund und kräftig wirken, bestätigen die Wahrheit. Das Ver fahren ist das einfachste von der Welt und Jeder mann verständlich: Düring's Schrift „Ursache und Heilung des Diabetes mellitus," welche so eben in dritter Auflage in Hannover erschienen ist, beschreibt es ganz ausführlich. Der Glaube an Arzneimittel wird durch diese Schritt allerdings gewaltig erschüt tert. Neueste Nachrichten. Wien, 23. September. Das „Neueste Wiener Tageblatt" erfährt: Bereits vor einigen Wochen habe zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Cza- ren Alexander eine Correspondenz stattgefunden über die Geneigtheit Rußlands zu einer Verständigung mit Oesterreich; Baron Haymerle und Fürst Bis marck hätten in Friedrichsruh darüber conferirt; Fürst Bismarck habe bereits direkte Schritte in Livadia gethan. Brüssel, 23. Septbr. Der in dem belgischen Kulturkampf vielgenannte Cardinal-Erzbischof De- champs von Mecheln ist nach Rom berufen; er reist am 29. d. nach dort ab. Nom, 23. September. Die päpstliche „Aurora" dementirt die Nachricht der Kölnischen Zeitung über die Absendung eines Kardinals zum Kölner Domfest. Literarische-,- Inhalt der „Deutschen Allukrirten -Zeitung" Nr. 52. Illustrationen: Ruine von Billers. Nach einer Sknze von Albert Cornaud in Brüssel. — Ein polnischer Hochzeitszug in Krakau. Zeichnung von Kossak. — Kaiser Franz ' Josef ' in Krakau: Die Krakuserrdem Monarchen huldigend. Rach einer Skizze unseres Speeial-Arüsten. — Im Volksprater. Nach dem Gemälde von Robert Ruß. — Albanese. . Original- Federzeichnung von L. v. Frecskay. — Grieche. Original- Federzeichnung von L. v. Frecskay. — Texte: In Banden der Vorurtheile. Novelle von I. Walther. (Schluß.) — Meerlieder. Gedichte von Rudolf Sperling. — Der Bauer krieg. Historische Erzählung von A. Dittrich. (Schluß.) — Der Cölibat in Uniform. Von Alphons Danzer. — Kaiser Franz Josef in Krakau. — Im Volksprater. — Die Ruine