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SchöMiM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colportsure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. —— Amtsblatt für de» Stadtrath z» Waldenburg. Sonnabend, den 25. September 188». Bekanntmachung. Nachdem in Sachen der Vergebung der Stein- und Maurerarbeiten zu dem projectirten neuen geistlichen Amtsgebäude eine größere Anzahl hiesiger Gemeindeglieder gegen das Verfahren des unterzeichneten Kirchenvorstandes bei der vorgesetzten Kircheninspection Beschwerde erhoben hatten, hat diese Ange legenheit dem hohen ev. luth. Landesconsistorium zur Entscheidung vorgelegen und ist unter dem 16. September d. I. seitens hochdesselben dahin Bescheid ergangen, daß der bez. Beschluß des Kirchenvorstandes in durchaus legaler Weise uchp innerhalb seiner Competenz zu Stande gekommen sei, auch sonst nicht angefochten werden könne, indem die Beschwerdeführer abgesehen von ihrer mangelnden Legitimation Thatsachen und Gründe, welche gegen die Zweckmäßigkeit des von dem Kirchenvorstande gefaßten Beschlusses Bedenken zu erheben geeignet wären, nicht geltend gemacht hätten, daß ferner das Verlan gen derselben, es solle den Wünschen der Gemeinde mehr Rechnung getragen und die ganze Angelegenheit vor eine Gemeindeversammlung gebracht werden, als ungerechtfertigt und bedenklich bezeichnet werden müßte, und die Beschwerde führer daher mit ihrem Widerspruch gegen den betr. Beschluß des Kirchenvorstan des zurückzuweisen seien. Infolge ausdrücklicher Ermächtigung des hohen Landesconsistoriums wird dieser Bescheid hierdurch zur allgemeinen öffentlichen Kenntniß gebracht. Waldenburg, den 25. September 1880. Der Kirchenvorstand daselbst. Oberpfarrer Di-. Schumann, Vors. Bekanntmachung. Die auf morgen, den 25. d. M., anberaumte Versteigerung von Kartoffeln auf hiesigem Thomasberg und von 2 Schweinen im Hause Cat. Nr. 207 hierselbst findet nicht statt. Waldenburg, den 24. September 1880. Scharf, Gerichtsvollzieher. *Waldeuburg, 24. September 1880. Znr Währungsfrage. Ueber eine der wichtigsten Tagesfragen, der Währungsfrage, bringt die „Deu!sche Landesztg." wieder einmal einen längeren Artikel, dem wir das Nachfolgende entnehmen. Wir schicken voraus, daß diese Frage deshalb eine wichtige zu nennen ist, weil ihre endgiltige Lösung die Veränderung des Besitzstandes jedes Einzelnen, zu Gunsten oder zu Uugunsten, je nachdem, zur Folge haben kann. Bei stricter Durchführung der Goldwährung wird näm lich jede Geldsumme, jede Forderung um so viel mehr im Werthe steigen, als das Gold im Werth gestiegen ist, alle belasteten Grundstücke werden also höher belastet werden, bei Wiedereinsetzung des Sil bers als Zahlungsmittel wird voraussichtlich, infolge der geschwundenen Nachfrage, der Werth des Gol des fallen und damit auch der Werth jedes beliebi gen Geldbetrages und jeder beliebigen Geldforderung. Im ersteren Falle gewinnen alfo die Capitallsten oder Gläubiger, im letzteren Falle die Schuldner und alle Diejenigen, welche fremde Capital« auf eigene Rechnung productiv zu verwalten haben. Doch hören wir die „Deutsche Landesztg.", welche - sagt: „Die Nachfrage nach Gold übersteigt das Ange- ! bot; wir sind nicht im Stande, das Angebot zu ver- ! mehren, wollen wir mithin Goldknappheit oder Gold- , vertheuerung vermeiden, so müssen wir die Nach- j frage vermindern. Dies geschieht, indem wir das Silber in seine alten Rechte restituiren. Man weist darauf hin, daß unsere Reichöbank einen 3 pCt. höheren Discont hat, als die Banken von London und Paris. Man bringt dies mit den Silberbeständen in Zusammenhang. Auch dies ist durchaus unberechtigt; alle continentalen Banken: Paris, Brüssel, Amsterdam, haben überwiegende Silberbestände und auch dort ist der Discont vor läufig noch nievrig. Wie ist dies zu erklären? Die großen Geldmächte haben ein Interesse daran, die Bank von England zu schonen und da überdies in Frankreich durch Restrictionen der Bank bei den Goldauszahlungen ein Goldagio von pCt. ent standen ist, so sandte man deutsches Gold nach New-Jork, das mittels der Arbitrage billig zu er halten war. Hiergegen mußte sich unsere Reichs bank schützen und sie that dies, indem sie den Dis cont erhöhte. Das Verhalten unserer Neichsbank, das gegenwärtig von der Manchesterpresse so unge rechtfertigt angegriffen wird, war durchaus correct, und der Erfolg hat bereits für dasselbe gesprochen, der Export aus Deutschland hat aufgehört und die Arbitrage ist gegenwärtig damit beschäftigt, Gold aus Holland heranzuziehen. Da Holland überwiegend Silber in Circulation und im Bankschatz hat, so wird auch demnächst eine Diskonterhöhung zu erwarten sein. Es verdient ganz besonders hervorgehoben zu werden, daß wir bei dem Allen erst am Anfang der Entwickelung stehen. Die amerikanische Regierung berechnet den zu erwartenden Goldimport auf 4 Millionen Dollars wöchentlich bis zum November, im Ganzen auf 50 Millionen Dollars; die englische Bank wird ersahrungsmäßig erst in den jetzt kommen den Wochen stark in Anspruch genommen und so droht denn für den Winter eine starke Goldknapp heit, ein Kampf um das Gold, der sich durch be ständige Disconterhöhungen der Industrie und dem Handel auf das empfindlichste documentiren wird. Und die kurzsichtigen Anhänger der Goldwährung wollen hier Abhilfe schaffen, indem sie deutsches Silber gegen Gold in London verkaufen, die Gold nachfrage also vermehren und die Krisis nur um so intensiver machen. Das Gold reicht nicht aus zum alleinigen Währungsmetall, die Rehabilitation des Silbers ist unbedingt nothwcndig und je länger diese hinausgeschoben wird, desto schwerer wird der Schaden sein. Wir können nicht glauben, daß der Fürst Reichs kanzler, bei dem in letzter Linie die Entscheidung ruht, gegen seine wirthschaftlichen Freunde sich mit seinem intimsten Gegner von der extremen Frei handelspartei verbündet." *Waldeilbnrg, 24. September 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Befinden des Kaisers schließt, wie allseits erfreulicherweise versichert wird, jede Besorgniß aus. Es war eine leichte Erkältung, die sich der Kaiser am letzten Manövertage zugezogen hatte und die ihn am Sonntag etwas incommodirte. Da das Wetter unbeständig und nicht mehr warm ist, so werden, wie ein Berliner Correspondent der „Magdeb. Ztg." annehmen zu dürfen glaubt, wahrscheinlich die Aerzte darauf dringen, daß der Kaiser von jeder Reise Abstand nimmt, bis er sich wieder ganz ge kräftigt hat. Es ist, wie der Gewährsmann des Magdeburger Blattes weiter ausführt, eine Disposi tion zur Grippe vorhanden rind deshalb große Schonung erforderlich. Das hohe Alter des Kaisers läßt es begreiflich erscheinen, daß die Aerzte dem leisesten Krankheitssymptom die ernsteste Aufmerk samkeit zuwenden. Die Strapazen, denen sich der Kaiser bis zum letzten Sonntag hin volle vierzehn Tage lang unterzogen hatte, waren sehr bedeutend. Vormittags vom frühen Morgen ab zu Wagen und zu Pferde beim Manöver, dann Vorträge, dann größere Diners und schließlich noch Vorstellungen im Theater; dabei fürstliche Besuche, die den Kaiser ununterbrochen in Anspruch nahmen. Nichts ver säumte er; auf die Minute pünktlich erschien er, früh am Morgen wie spät am Abend, und den Tag über keine Viertelstunde zum Ausruhen. Nichts natürlicher, als eine nachträgliche geringe Abspan nung, besonders wenn eine leichte Erkältung ausge treten war. Der Kronprinz von Oesterreich-Ungarn hat, wie die „Post" hört, gegen verschiedene Militärs, die mit ihm in persönliche Berührung kamen, seine Bewunderung für die deutsche Armee ausgesprochen: Es sei die erste der Welt. Aber dabei, fügte er hinzu, glaube er hervorheben zu dürfen, daß in der österreichischen Armee durch unablässige Arbeit sich eine Umwandlung vollzogen habe, die ihr einen Platz an der Seite der deutschen einzunehmen wohl erlaube. In den Ausführungsbestimmungen zu den neuen Justizgesetzen giebt es eine ganze Reihe von Punkten, bei denen von vornherein eine durch die Praxis sich etwa empfehlende Abänderung in das Auge gefaßt war. Ueber diese Angelegenheiten wird nach vorgängigem Einvernehmen zwischen den Einzelregierungen beschlossen, um unter allen Um ständen den einheitlichen Charakter der Einrichtung aufrecht zu erhalten. Unter Anderem beschäftigt i man sich jetzt mit den Bestimmungen über die Be- ! aufsichtigung der Gerichtsschreiber und Gerichtsvoll- i zieher durch die Amts- und Landrichter. ; Der in diesen Tagen beisammen gewesene Aus schuß des Centralverbandes deutscher Industrieller hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, u. a. den Beschluß gefaßt, über die Währungsfrage von seinen Mitgliedern Gutachten einzuziehen. Bei Erörterung dieser Frage im Schooße des Ausschusses sollen für die reine Goldwährung nur vereinzelte Stimmen eingetreten jein, deren Gewicht übri gens auch noch durch besondere Verhältnisse verrin gert wird. Von gewisser Seite verlautet, Fürst Bismarck gedenke seinen Landaufenthalt in diesem Herbst et was abzukürzen und früher als gewöhnlich nach Berlin zurückzukehren. Es müsse, so meint man, dem Fürsten daran gelegen sein, die Vorarbeiten zu seinen die Arbeiterinteressen betreffenden Refor men bald und energisch in die Hand zu nehmen. Von einem Berliner Blatt wird diese Nachricht je doch als bloße Combination bezeichnet. Ueber Reise und Uebersiedelungsabsichten des Reichskanzlers pfle gen die Angaben ja bekanntlich stets weit ausein ander zu gehen. Oesterreich. Der Kaiser soll sein Mißfallen über die deutsch-