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Land abzugraben, löste sich plötzlich eine größere Masse Land los und verschüttete die Magd dermaßen, daß sie als Leiche hervorgezogen wurde. Auch der Knecht trug schwere Verletzungen davon. — Am 30. November fanden in Gohlis bei Leipzig, wo bisher die Nationalliberalen herrschten, die Ergänzungswahlen zum Gemeind-rathe statt, wobei sämmtliche von socialdemokratischer Seite auf gestellte Kandidaten, die bekanntesten Führer der Socialdemokratie, voran der Schriftsetzer Peuckert, gewählt wurden. — Für die Secundärbahn Schwarzenberg-Johann georgenstadt schreibt der kgl. Baucommissar bereits die Erd- und Felsenarbeiten nebst Kunstbauten aus. Die Arbeit ist in zwei Accorde getheilt, von welchen der eine auch einen Tunnel von ca. 200 in Länge umfaßt. Da die Offerten schon bis zum 8. dss. einzureichen sind, so läßt sich erwarten, daß der Bau dieser Bahn bei günstiger Witterung energisch in Angriff genommen wird. — Roßwein beschäftigte in letzter Zeit gar sehr die Sorge um sein Militär, denn das Königliche Kriegsministerium beabsichtigt dasselbe von Roßwein nach Geithain zu verlegen. Trotz aller Bemühun gen seitens der Stadt Roßwein ist es nicht gelun gen, den für Roßwein so schwer wiegenden Beschluß höher» Orts rückgängig zu machen. Se. Majestät der König hat aber bestimmt, daß die Transloca tion der Ulanen erst im Jahre 1882 zu erfolgen habe. Vermischtes. Ein fideles Gefüngniß. Die Obwaldener haben ein Gefängniß, welches noch sicherer und fideler zu sein scheint, als das berühmte Luzerner Zuchthaus. Erzählt doch das „Luz. Tagebl." aus dem Obwalde ner Hauptort, daß dortselbst seit ca. einem Jahre drei Sträflinge regelmäßig zu entweichen gewußt haben, auf Diebstahl ausgegangen und gegen Mor gen wieder unbemerkt in das „Zuchthaus" zurück- gekehrt seien. Die Sache sei dadurch entdeckt wor den, daß das saubere Kleeblatt einmal, als es in eine Wirthschaft eingebrochen war, sich an den Spirituosen so gütlich that, daß alle drei mor gens schwer betrunken im Zuchthaus vorgefunden wurden. Das habe dann den Herrn „Director" auf die Spur geleitet, wer die vielen Diebstähle und Einbrüche, welche in der Umgebung von Sar nen seit längerer Zeit vorgekommen, aber immer unentdeckt geblieben waren — man hat natürlich die Diebe nicht im Zuchthaus gesucht! — verübt haben möchte. Als einen der drei nennt man den einstigen Amtmann von Küßnacht, welcher seiner zeit wegen betrügerischen Bankerotts verurtheilt wor den war. Allerlei. Wie das Athenäum berichtet, soll sich der Gewinn, welchen Carl Beaconsfield, der grünen Nadelholzbäumen flimmerten Johanniswürm chen ähnlich, der Lichter in Menge und nicht min der auf den buntpapiernen Pyramiden. Kleine und große Kinder, Hausgesinde und wer sonst noch be schenkt wurde, jubelten laut umher und ergossen sich in Danksagungen und Liebkosungen gegen die Ge ber, welche mit seligem Lächeln darein schauten. Frau Ahner saß in ihrem finstern, kalten Stübchen, ihr kleinstes Kind wärmend gegen ihre Brust gedrückt. Sie gedachte der vergangenen Zeilen, wo sie, eine strahlende Schönheit, von Anbetern umringt, im glänzenden Gewände und Schmucke, mit leicht be schwingten Füßen nach der rauschenden Musik tan zend dahin gehüpft war, wo sie zum Weihnachtsfeste der Gaben viele und werthvolle erhalten und solche auch wieder ausgetheilt hatte, wo sie an den Feier tagen in der Kirche der Neid ihrer Bekannten und Nachbarinnen gewesen war. Und jetzt! Sie glaubte in der sie umfangenden Stille und Dunkelheit den polternden Fall ihres Mannes, sein Stöhnen und Todesröcheln zu vernehmen. Sie gedachte ihrer Kinder, die, nur leicht bekleidet, in der Winterkälte auf dem Christmarkt froren und das Mitleid der Vorübergehenden beanspruchten; sie dachte an den schuldigen Hauszins, an des Wirchs ausgesprochene Drohung, an ihre und ihrer Kinder traueroolle Zukunft, und heiße Thränen perlten über ihre bleichen, abgehärmten Wangen hernieder. „Bald werden meine Kinder," sprach sie, „auch noch mutter lose Waisen sein, obgleich der Arzt mich mit Her stellung meiner Gesundheit getröstet hat. Doch man kennt diese Tröstungen schon und wiewohl ich nicht mehr Blut aushuste, so kann ich doch die mir streng anbefohlene Ruhe, kräftige Kost und Bewahrung vor Erkältung nicht ermöglichen. Ach, meine armen Kinder! In Sonderheit du, hilfloses Wesen, — sie küßte zärtlich ihre Kleine — wenn ich dich im Findelhause unter bezahlten, herzlosen Wärterinnen frühere Leiter der englischen Politik, aus seinem neuesten Roman „Endymion" bezieht, auf zehn tausend Pfund berechnen. Der gleichen Quelle zu folge hatte der Verfasser dieses Werk bereits vor 10 Jahren in Angriff genommen. — In Hamburg ist man nicht wenig beunruhigt wegen des Ausbleibens von Nachrichten über den Verbleib des Hamburger Dampfers „Silesia". Dieselbe ging am 10. No vember in See, sie hätte am 27. Nov. in New- ' Jork eintreffen müssen. Das Telegramm über ihre I Ankunft daselbst fehlt jedoch zur Zeit noch, wohl aber weiß man, daß in jener Zeit heftige Stürme auf dem Ozean wütheten und daß die „Silesia" vor Havre einen Zusammenstoß mit einem Schooner hatte. Hoffentlich trifft die Nachricht von der An kunft der „Silesia" in New-Jork bald ein. — In der Untersuchungssache gegen den Kunstfeuerwerker Dünges in Frankfurt a. M., welcher bei dem letzten Turnerfeste daselbst das von einem so trau rigen Ausgange begleitete Feuerwerk veranstaltet hatte, hat einer der am meisten Verletzten 150,000 Mk., ein anderer wöchentlich 30 Mk. für die Dauer seines Lebens verlangt. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) T.-Q. 0. Schiff und Locomotive. (Schluß.) Was dem Transport auf den Wasserstraßen an Schnelle abgeht, macht er durch die Billigkeit seiues Tarifes quitt; denn während die Eisenbahnen nicht im Stande sind, 100 Kilo für durchschnittlich 2 Pfennige 1 Meile weit zu transportiren, ohne da bei Schaden zu leiden, kann dasselbe Quantum noch für '/r Pfennig auf dem Canal auf dieselbe Ent fernung hin befördert werden. Daraus geht klar hervor, daß die Eisenbahnverwaltungen selbst wün schen müssen, daß Güter, welche im Verhältniß zu ihrem Gewicht und ihrem Umfang den geringsten Werth darstellen, also eine Versendung auf weite Strecken durch die theure Eisenbahn nicht vertragen, auf die Wasserstraßen verwiesen werden. Die Eisenbahnen könnten durch die Befreiung von diesen unrentablen Gütern geradezu rentabler gemacht wer den, indem dann eine promptere Beförderung der besseren Waarenclassen möglich würde; welch' wohl- thätigen Einfluß aber muß die Gelegenheit eines so außerordentlich billigen Transportmittels für die Bodenproduction des betreffenden Landgebiets aus üben! Die drückende und erdrückende Concurrenz, welche die amerikanischen Getreidebauern bereits dem ungarischen und russischen Getreide machen, beruht zum großen Theil darin, daß ihre Produkte die zweckmäßigsten Wege für einen ununterbrochenen Transport vorfinden, nämlich Canäle; ist doch im Herbst 1879 ein Centner Getreide von Buffallo am Erie-Canal bis nach Dresden, also auf eine Ent- denke, ach! dann —" Thränen erstickten ihre Worte. Da polterte Theodor die Treppe herauf. In das Stübchen eintretend, hob er nach dem Gruß an: „O Mutter, hier ist's kalt und finster zugleich." „Das Oel in der Lampe ist verzehrt," versetzte diese, „und wie es in unserm Holzstall aussieht, weißt du ja." „Ei Mutter," sagte Theodor, „zum heiligen Christ und zu den Weihnachtsfeiertagen müssen wir doch wenigstens eine warme Stube und Licht haben. Wir haben ja 2 Thaler 2 Sgr. aus den Feuerrüpeln gelöst. Wenn wir dem Hauswirth anderthalb Thaler auf Abschlag zahlen, so geduldet er sich noch. Er hat sich ja sonst über uns nicht zu beklagen, besonders seitdem der Vater todt ist, der wohl manchen Lärm erhob, wenn er —" „Still!" gebot die Mutter. „Laß den Todten ruhn und vergiß nicht, daß er dein Vater war." „Ich gehe," entgegnete Theodor, „für 6 Pf. Brennöl und für 2 Ngr. Holz und Steinkohlen einzukaufen. Oder soll ich warten, bis Jenny und Emma von dem Christmarkt mit dem alten Kasten heimkehren, den ich zerschlagen und von seinem Holze ein tüchtiges Feuer anmachen kann? Freilich werden beide ganz erfroren sein und sich eine warme Stube zu finden wünschen. Ich habe ihnen gesagt, daß sie länger nicht als bis um 8 Uhr bei dem Krame bleiben sollen, mag dann von den Rüpeln noch übrig bleiben oder nicht. Auch können sie die letzten für 3, 2 oder gar für 1 Pf. verschleudern." „Hat die gute Bürgersfrau euch heute wieder mit Warmbier erfreut?" fragte die Mutter. „Ei, frei lich", antwortete Theodor. „Auch hat sie gefragt, wo wir wohnten und sich unsern Namen gemerkt." Theodor eilte davon. Frau Ahner sagte zu sich: „Gott, ich danke dir, daß du mir wenigstens die Freude gemacht hast, gute, sorgsame und arbeitsame fernung von 2083 Meilen hin, für 2'/- Mark trans- portirt worden. Ebenso erklärt sich, wie es möglich sein konnte, daß ein Schiff mit amerikanischem Mehl im schwarzen Meere erscheinen und für Tiflis billiger verkaufen konnte, als es die Russen im Stande wa ren. Lediglich der theuren Eisenbahnfracht und dem Mangel an geeigneten Canalverbindungen ist es zuzuschreiben, daß bis in die neueste Zeit die eng lische Kohle auch die deutschen Häfen der Nord- und Ostsee beherrschte, während denselben die vorzügliche westphälische Kohle doch um so viel näher lag. Eine genügende Canalverbinduna zwischen Rhein, Ems, Weser und Elbe müßte also in erster Linie für das mineral- und industriereiche Ruhrbecken und die be nachbarten Districte von außerordentlichem Werthe sein. Sie würde aber auch für die weniger dicht bevölkerten Gegenden von Bedeutung werden wegen des in der Zukunft gewiß viel mehr geschätzten Torfes, dessen Lager sich bei rationeller Bewirth- schaftung immer wieder ergänzen, während die Er schöpfung der Kohlenlager doch einmal eintreten muß. — Da das deutsche Reich bei seinen nicht allzu reichen natürlichen Hilfsquellen fort und fort auf die Hebung seiner Industrie bedacht sein muß, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß es end lich auch einmal die Canalisirung weiterer Länder strecken, als bisher, in die Hand nimmt. Für diesen Fall ist jedoch zu wünschen, daß das Wafferstraßen- netz nicht stückweise, je nach einem gegenwärtigen Localintereffe hier und da ausgeführt wird; will man vielmehr auch hierin mit Verstand zum Ziele streben, so verfahre man, wie in dem ausgezeichnet canalisirten Frankreich, nach einem festen, einheitlichen Plan. Der alten Eifersucht und den daraus her vorgehenden Schwierigkeiten, welche Eisenbahnen den benachbarten Canälen im Bau und Betrieb entge genstellen könnten, würde dadurch am besten die Spitze abgebrochen, daß die betreffenden Eisenbahn gesellschaften unter staatlicher Beihilfe auch den der Eisenbahn theilweise oder ganz parallel laufenden Canal übernehmen. Wie die Eisenbahnen nur durch den Wettstreit verschiedener Privatgesellschaften und nicht durch staatliche Bevormundung zu der gegen wärtigen Leistungsfähigkeit sich entwickelt haben, so muß auch das Befahren der Flüsse und Canäle Jedem mit eigenen Fahrzeugen und Motoren frei stehen; die Concurrenz wird schon von selbst die unzweckmäßigen Transportmittel beseitigen, und für gesteigerte Ansprüche des Großhandels und der Großindustrie werden auch alsbald Angebote lei stungsfähiger Großfrachtner sich einstellen. In wohl- thätigster Weise könnten derartige Wasserstraßen in der Nähe großer Städte, welche wie Berlin eine zahlreiche Fabrikbevölkerung beherbergen, auf diese Bevölkerungscentren decentralisirend wirken; denn an einer überall zugänglichen und die nothwendig- sten Lebensmittel auf billige Weise vermittelnden Straße könnten billigere und gesündere Wohnstätten Kinder zu besitzen." Bald war Theodor wieder da. „O Mutter!" hob er athemlos, doch freudevoll an, „denke dir nur: Wie ich hinunter komme, tritt mir unser Wirth entgegen und sagt freundlich zu mir: „Komm mit mir und schaue in euern Holzstall. Da ist der Segen eingezogen. Er leuchtete mit der Lampe voran und, Mutter! Da lag ein Haufen Holz und Steinkohlen da, wie ich ihn noch nie so groß in unserm Holzstalle erblickt habe. „Und," fuhr der Wirth fort, „sag' deiner Mutter: Der Hauszins wäre berichtigt und brauchte sich in Zu kunft nicht mehr um denselben zu sorgen. Endlich goß mir der Wirth, der ganz umgewandelt und gar nicht mehr garstig war, die Lampe voll Oel und — schenkte mir dieses große Stück Rostnenstollen. Frau Ahner war sprachlos vor Ueberraschung. Endlich sprach sie sich aus Herzensgrund: „Gott lebet noch! Seele was verzagst du doch!" Da polterten wieder Tritte Lie Treppe herauf und in das jetzt nett erleuchtete Stübchen treten der Herr und Frau Meister, beide schwer bepackt. „Guten Abend, liebes Julchen! sprach der Erstere, „hier stelle ich Ihnen meine gute Frau vor. Ich hoffe, daß Sie beide gute Freundinnen werden. Ich aber klage mich einer schweren Schuld gegen Sie an. Seitdem ich Sie im Walde am Bache angetroffen, habe ich leider ihrer nicht wieder gedacht und meine Zusage unerfüllt gelassen. Aber unsere Kinder erkrankten gefährlich und darüber vergaßen wir alles Andere. Noch dürfen sie nicht ausgehen, sonst würden sie uns begleitet haben. Wir kommen, Ihnen eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten. Hier in diesem Bündel sind alte und neue Kleidungs stücke für Ihre Kinderchen, und in diesem ein neuer Ueberrock für Sie, sowie auch etwas Leib- und Bettwäsche." (Schluß folgt.)