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Schönburger TagMM und Sonntag, den 8. August 1880 ^183 Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. svo Raummeter Nadelholzstöcke in 100 Stößen und IS Haufen Waldftreu an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Waldenburg, am 2. August 1880. Der städtische Forst- und Wirthschafts-Ausschuß. Limmer, Stadtrath. Wahrscheinlich wird er noch einer Sitzung des Unter hauses vor dessen Vertagung beiwohnen Rußland. Aus Petersburg wird unterm 6. August geschrie ben: Gestern Abend um 9 Uhr saß der Dwornik des Hauses, welches gegenüber der lutherischen Kirche in der Wassili Ostrow, zweite Linie liegt, vor dem Hause. Zwei anständig gekleidete Herren gingen vorüber, plötzlich feuerte einer derselben in nächster Nähe einen Revolverschuß auf den Dwornik ab und verwundete diesen in der Seite scheinbar schwer. Die Straße war bei dem gestrigen schönen Wetter sehr belebt. Das Publikum stürzte her bei und wollte den Mordgesellen ergreifen, worauf der Begleiter des Mörders Revolverschüsse auf die nächst Herankommenden abgab, jedoch ohne zu treffen; der Dwornik wurde forttransportirt. Ueber die Per sönlichkeiten der Attentäter verlautet noch nichts. Man glaubt, daß die Nihilisten in dem Dwornik einen Spion vermutheten. "Waldenburg, 7. August 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die „Norddeutsche" schreibt: „Wir befinden uns in den Geburtswehen einer Neugestaltung, einer neuen Form und Wesenheit unseres parlamen tarischen Parteiwesens; auf einer Umkehr von der Fractionspolitik mit ihrer unfruchtbaren Oppo sition und Nörgelei zur Staatspolitik mit besonnener Mitarbeit an den Aufgaben der Gesetzgebung." An sämmtliche Examinations-Behörden und Com missionen in Preußen ist die Ordre ergangen, daß vom 1. October ab für alle schriftlichen Prüfungs arbeiten die neue Orthographie als erforderlich erachtet werden soll. Fehler nach dieser Richtung hin werden also unter Umständen auf den Ausfall der Prüfungen schwer wiegende sein. In Elberfeld, welches das Glück hat, von Hasselmann im Reichstag vertreten zu werden, wird die Frage aufgeworfen, ob düS Mandat Hassel- mann's durch seine dauernde Absentirung erledigt sei. Verfassung und Wahlgesetz haben einen Fall, wie der obige ist, nicht vorgesehen. Sollte aber über Hafselmann's Vermögen das Concursverfahren gerichtlich eröffnet werden, so würde damit das Reichstagsmandat hinfällig werden. England. Die Ablehnung der irischen Pächterentschä- digsungbill seitens des Oberhauses wird von allen Seilen als eine entschiedene Niederlage des jetzigen Cabinets aufgefaßt. Die oppositionelle Majorität, 282 gegen 51 Stimmen, ist eine überwältigende. Kein Wunder, denn die Lords im Oberhause sind sämmtlich Großgrundbesitzer, welche doch nicht einem Gesetze zustimmen werden, das ihnen mehrfache Rechte aus der Hand nimmt? Die Bill spricht den Pächtern nämlich außer mannichfachen Entschädigungen ein beschränktes Eigenthumsrecht an seinem Pachthof zu. Er darf nicht mehr wie bisher durch den Gutsherrn ohne Kündigung und gerichtliches Verfahren exmittirt werden, wenn er seine Pacht nicht zahlt oder mit dem Zins im Rückstände bleibt. Die Exmission kann nur auf Grund grasschafts-gerichtlichen Spruches erfolgen und dann nur gegen eine amtlich festzu stellende Entschädigung für sein durch Arbeit und Kapital im Grund und Boden zurückgelassenes Ei genthum. Angemessene Anträge auf Fortsetzung des Pachtverhältnisses darf der Gutsherr nicht ohne weiteres zurückweisen; er muß sich mit dem Pächter über eine entsprechende Abfindungssumme, „billiges Aequivalent" verständigen. Diese Rechte sollen den kleinen Pächtern zu Gute kommen, nämlich solchen, deren Pachtzins nicht über 30 Lstrl. (600 Mk.) beträgt. Es verlautet, daß 1000 Mann Marinetruppen nach Irland beordert worden seien, da die Regie rung dort Ruhestörungen befürchtet. Den „Daily News" wird aus Kabul vom 5. d. gemeldet, daß nach dem Abmarsch der Division des Generals Roberts von Kabul die übrigen engli schen Truppen Kabul binnen Wochenfrist räu men sollen. Gladstone wird nächste Woche aufs Land gehen. Der Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich I Mk. 50 Pf. "Waldenburg, 7. August 1880. In gefährlicher Lage. Mit der Niederlage der englischen Truppen m Afghanistan ist England an einem großen Wende punkt seiner Politik, vielleicht seiner Geschichte an gekommen. Die Nachrichten aus Afghanistan wirken bereits nach allen Seiten hin zersetzend und tren nend, wie der electrische Strom, wenn er durch eine chemische Verbindung geleitet wird. Das ma terielle Interesse, welches mit sämmllichen Angelegen heiten der englischen Politik so eng verbunden er scheint, beginnt mit einem Male, wo durch die Niederlage der Engländer bei Kandahar die Herr schaft über Indien in Frage kommt, als ein tief einschneidendes Agens seinen Einfluß zu äußern und verfehlt nicht, zunächst auf die Stellung der Parteien im Innern seine Rückwirkung geltend zu machen. Die erste Folge der Niederlage von Kan dahar für die innere Politik Englands ist die Spal tung innerhalb der liberalen Partei über die ferne ren Maßregeln der Regierung. Während die Whiggrnppe rasch und energisch handeln will, ma chen die Nadicalen Miene, nicht nur Afghanistan, sondern auch Indien aufzugeben. In der Thal steht England vor einer furchtbaren Gefahr. Die englische Krone zählt 40 Millionen Muhamedaner unter ihren indischen Unterthanen. Die englisch-ostindische Armee, welche etwa 110,000 Mann stark ist, besteht nur zu einem Drittel aus Europäeren, zu zwei Drittel aus Einge borenen. Die indischen Vasallenfürsten der eng lischen Krone haben außerdem eigene Armeen, welche 1875 etwa 315,000 Mann zählten. Erwägen wir nun, daß bei der türkenfreundlichen Politik Beaconsfteld's die Rücksicht auf die muhamedanischen Unterthanen der Kaiserin von Indien eines der wesentlich bestimmenden Elemente bildete, sowie daß während des russisch-türkischen Krieges die Mu hamedaner Ostindiens ungeheure Geldsammlungen veranstalteten, um dem Khalifen im Kampfe gegen die Russen finanziell Beistand zu leisten, so können wir hieraus folgern, wie tief die Orientpolitik des Cabinets Gladstone die Muhamedaner Indiens in ihren heiligsten Gefühlen verletzt haben muß. Den ken wir uns nun, ein englisches Heer kehre flüchtig und geschlagen, von den afghanischen Reitern ver folgt, nach Indien zurück, und erinnern wir uns an jenen furchtbaren Sepoyaufstand, der 1857 und Eb den Bestand der gesammlen indischen Herr- Imke bedrohte, so liegt die Folgerung dtt werden ka^ Afghanistan zum Zun- der mit einem Male alle bösen s^n chaften entfesselt. Der Nimbus, welcher Eng- an ui den Augen der einheimischen Bevölkerung umgab lst durch den Degen Ajub Khans ge- schwunden, und d.e unglückliche Combination der Ahluusche" und onentallschen Politik des Cabinets Gladstone kann, nn Falle die Ereignisse in der bis- Hengen Weise ^schreiten, leicht Englands von ferner b.syeng-n Höhe zur Folge Aus dem Muweuthale. " Waldenburg, 7. August. Wer Briefe nach Oesterreich schickt, mag sich vorsehen, daß nicht Zu sätze, wie Ankündigungen und Anpreisungen von Waaren, Clichös rc. auf den Briefumschlägen sich befinden, denn dieselben werden von der Beförde rung ausgeschloffen; der Briefumschlag darf nichts weiter enthalten, als die Adresse, Name, Firma und Wohnung des Absenders und die nothwendigen Bemerkungen über die Beförderung des Briefes. "— Von den Frauen des hiesigen deutschen Kriegervereins ist anläßlich des Geburtstages Ihrer Majestät der Königin am 5. August folgendes Glückwunsch-Telegramm abgesandt worden: „Ihrer Majestät Carola von Sachsen in Dresden erlauben zum heutigen Tage ehrerbietige Glückwünsche darzu bringen die Frauen des deutschen Kriegervereins zu Waldenburg. Carola Teubert." Darauf ist folgende Antwort eingegangen: „Auf Allerhöchsten Befehl für die Ihrer Majestät der Königin dargebrachten Glückwünsche der Frauen des deutschen Krieger vereins zu Waldenburg von Herzen zu danken. Oberhofmeister v. Lüttichau." *— Die Sammlung im hiesigen Kriegerverein für die Wafferbeschädigten in der Oberlausitz hat einen Betrag von 16 Mark ergeben, der bereits eingesandt worden ist. Damit erhöht sich die von hier aus eingeschickte Summe auf 380 Mk. 25 Pf. — Der Soyn eines Zwickauer Einwohners war im Jahre 1872 im Aller von 16 Jahren nach Amerika ausgewandert, hatte sich der Militärpflicht entzogen uud war deshalb in den letzten Wochen vom König!. Landgericht daselbst zu 300 Mark Geld strafe und event. 60 Tagen Haft verurtheilt wor den. Vor einigen Tagen kehrte nun derselbe zum Besuche seiner Angehörigen aus Amerika zurück und nachdem die Polizei von der Anwesenheit desselben Kenntniß erlangt hatte, erfolgte am 5. August des sen Sistirung und Ablieferung an die König!. Staats anwaltschaft in Zwickau. Dortselbst wurde er vor läufig in Haft genommen, weil er den Nachweis daß er das amerikanische Bürgerrecht erlangt hat' nicht führen konnte und sieht er nun seiner Be' Holzauction. Künftigen Montag, den S. dieses Monats, Nachmittags 3 Uhr sollen im hiesigen Stadtwalde auf dem diesjährigen Kahlschlage am Langen- chursdorfer Wege Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. « Waldenburger Anzeiger scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr v! O des vorhergehenden Tages. _ Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg.