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WnlniM TaaMlM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich I Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteurs dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Dienstag, den 3. Angnst 18«y. Versteigerung. Freitag, den « August d. I., Nachmittags » Uhr sollen im Fiedler'schen Hausgrundstücke (Cat.-Nr. 4) in Thiergarten 1 Läuferschwein und 1 Klewerschrank an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Waldenburg, am 30. Juli 1880. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Scharf. Brennrinden-Auction auf Remfer Revier. Künftigen Freitag, den 6. August I88V, sollen im Gersdorf des obgedachten Reviers 53 Raummeter Brennrinden gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Die Versteigerung findet an Ort und Stelle statt. Versammlung Vor mittags halb 9 Uhr in der Böttcher'schen Bahnrestauration zu Remse. Fürstlich Schönburg'sche Forstverwaltung des Remser Reviers. "Waldenburg, 2. August 1880. Die griechische Frage. Die Pforte hat auf die Collectivnote der Mächte nunmehr officiell geantwortet, und zwar, wie es von vornherein hieß, ablehnend. Diesen Entschluß begründet die Pforte mit dem Umstande, daß die in der Collectivnote vorgeschlagene Grenzlinie keine solide Defensivgrenze für die Türkei bilde. Von der Abtretung von Mezzowo, Janina und Larissa könne deshalb nicht Vie Rede sein. Theilweisewiege auch in dem zur Abtretung an Griechenland be stimmten Territorium das muhamedanische Element vor; der Khalif sei aber nicht weniger für das Schicksal der Muselmänner intcressirt, als die be- theiligten christlichen Mächte für das der Christen. Schließlich erklärt sich die Pforte zu Concessionen an Griechenland bereit und bittet die Mächte sich mit ihr wegen Annahme einer definitiven Grenzlinie zu verständigen. Vielleicht um dieser Zurückweisung des Mediations- Vorschlages der Mächte ein imponirendes Relief zu geben, wurde dieser Tage erst von Konstantinopel aus die Angabe verbreitet, daß an der griechischen Grenze eine schlagfertige türkische Armee von 50,000 Mann mit 260 Geschinen unter dem Commando des MuschirsHidajet Pascha versammelt sei. Gleich zeitig ist der Befehl ertheilt worden, die Kopfstärke der in den europäischen Provinzen stehenden Ba taillone von 500 Mann auf 800 Mann zu erhöhen. Somit wäre denn das Fiasco der von dem ver einigten Europa unternommenen diplomatischen Action entschieden. Ueberrascht von einem derartigen Ausgange durfte wohl Niemand sein, denn selbst in diplomatischen Kreisen, in denen man, des Anstands halber, einen gewissen Optimismus zur Schau trug, glaubte man so wenig an einen Erfolg, daß, noch ehe die Tinte auf der Collectivnote trocken geworden war, bereits Verhandlungen von Cabinet zu Cabinet über die Möglichkeiten, dem an die Pforte gestellten Verlangen Nachdruck zu geben, stattfanden. Die Einsetzung dieses Nachdrucks ist nunmehr die nothwendige Folge der türkischen Ablehnung, immer- hin ist also die Situation verwickelt genug. Dennoch heißt es die Lage zu pessimistisch beurtheilen, wenn > man von einem unmittelbar bevorstehenden Gewalt- schritt der Mächte gegenüber der „neuesten türkischen ! Insulte" fabelt. Beruhigend sollten in dieser Beziehung zunächst die Nachrichten aus Athen wirken. Die schon vor Ueberreichung der Collectivnote an das griechische Cabinet von diesem beschlossene Mobilisirung der griechischen Armee ist, infolge der Vorstellungen der Vertreter Englands und Frankreichs, denen sich auch die Vertreter der anderen Mächte anschloffen, bis her unterblieben. Nun soll allerdings das Mobil- machungsdecret unmittelbar bevorstehen; allein die Einberufung der Kammer, welche doch die Mittel zur Action bewilligen muß, ist erst fiir die Mitte September in Aussicht genommen. Bis dahin min destens wird also, wenigstens in Bezug auf die grie chisch-türkische Frage, Europa Ruhe haben. Auch dürft« es mit der gerühmten Schlagfertigkeit der Armee Hidajet Paschas und mit der Verstärkung der türkischen Bataillone nicht ganz in der Ordnung sein, da ja auch die Pforte nicht ohne Geld Krieg führen kann. Bezüglich der griechischen Frage wer den also die Federn der Diplomaten noch einige Zeit am Werke bleiben können, ehe an die Ent scheidung durch das Schwert des Soldaten appellirt wird. "Waldenburg, 2. August 1880. Politische Run-schau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm trifft, einer officiellen Mitthei- lung zufolge, am 10. August mittags, von Gastein via, Aussee kommend, wo er vorher übernachten dürfte, in Ischl ein; er verbleibt hier bis andern Tages 3 Uhr Nachmittags, und geht sodann über Passau nach Berlin. Er wird hier wieder Koch's Hotel Elisabeth bewohnen, wo für ihn und sein Gefolge bereits Appartements bestellt sind. Seine Suite bilden General Graf Lehndorf, Major Linde- quist, Geheimrath Bork, Kauzki und Stabsarzt Ti- mann, Botschafter Prinz Reuß kommt aus diesem Anlasse von Wien nach Ischl. Kaiser Franz Josef hat für die Dauer des Kaiseraufenthaltes Militär musik von Linz dorthin commandirt. Bismarck bat erklärt, daß es unmöglich sei, auf das Verlangen der Türkei, bezüglich Griechenlands weiter zu unterhandeln, einzugehen. In Folge der vom Reichskanzler erlassenen Ver fügung über die Frage der Beschränkung der allgemeinen Wechselfähigkeit hat sich auch der landwirthschaftliche Minister Lucius veranlaßt ge sehen, die landwirthschaftlichen Centralvereine um eine möglichst eingehende gutachtliche Aeußerung über die Frage zu ersuchen: ob das wirthschaftliche Bedürfniß es erheischt, den nicht zu den Kaufleuten gehörenden ländlichen Grundbesitzern die allgemeine Wechselfähigkeit zu erhalten, oder ob es nicht viel mehr eine Beschränkung derselben sowohl zuläßt als erfordert und welche gesetzlich bestimmten Grenzen für die Beschränkung zu ziehen sino? Im Anschluffe hieran wird seilens des Ministers noch eine Aeuße rung darüber gewünscht, ob rttcksichtlich des länd lichen Grundbesitzes vom wirthschaftlichen Stand punkte aus ein Unterschied zwischen gezogenen und eigenen Wechseln zu machen und ob überhaupt von diesem Standpunkte aus es geboten sei, neben dem Institute des gezogenen Wechsels, das des eigenen Wechsels bestehen zu lassen. Auswärtigen Blättern wird geschrieben, daß schwerlich anzunehmen ist, daß der Reichstag sich in der abgelaufenen Session zum letzten Male mit der Samoavorlage beschäftigt habe. Man wisse, daß Fürst Bismarck die Niederlage, die er in der Samoafrage erlitten, schwer empfunden habe, und so leicht lasse er einen einmal gefaßten Plan nicht fahren. Auf welche Weise, heißt es dann weiter, der Samoagesellschaft eine Beihülfe zu Theil werden könnte, nachdem die Zinsgaranlie vom Reichstage abgelehnt worden, darüber werden einstweilen Ver muthungen geäußert, deren Bestätigung leicht die nächste Zukunft bringen könnte. Man will wissen, daß Fürst Bismarck die Errichtung einer staatlich subventionirt.n Dampferlinie von Bremen nach dem Südsee-Archipel beabsichtige, und daß dieses Unter nehmen in eine engere Verbindung mit der Plan- tagen-Actiengesellschaft gesetzt werden solle. Als vor einiger Zeit preußische Staatsangehörige mosaischen Glaubens aus Rußland ausgewiesen wurden, antwortete das Auswärtige Amt auf er hobene Beschwerde, daß es in der Sache nichts thun könne, weil die Ausweisungsbefugniß jedem Staate freistehen müsse. Diesen Ausspruch wird nun auch die preußische Staatsregierung für sich selbst geltend machen können, nachdem sie einen Mormonen sendling, amerikanischen Staatsbürger, ausgewiesen, und dieser Beschwerde erhoben hat. In den „Grenzboten" wurde unlängst eine Arti kelserie über die Ausbreitung und Stellung der Juden in unserem Vaterlande veröffentlicht; dieselbe ist nunmehr in Leipzig unter dem Titel „Israel und Gojim" in Form einer Broschüre erschienen. Sie sucht darzulegen, daß die völlige Emancipation der Juden ein Fehler gewesen sei und daß ein so starkes Zuströmen und Prävaliren des jüdischen Elementes das wohlverstandene Interesse des Lan des schädigen müsse. Als ein Mittel zur Abwehr wird nun die schon zum öfteren empfohlene Grün dung einer großen antijüdischen Partei vorgeschlagen, welche gegen die volle Gleichstellung des semitischen Elements mit dem alteingeborenen agitiren müsse, und zwar in der Weise, daß man 1) bei Wahlen nicht für jüdische Candidateu stimme; 2) keine jüdi schen Zeitungen durch Abonnements und Inserate unterstütze; 3) die Juden aus Vereinen und Ver sammlungen zu verdrängen suche. Sei erst diese Agitation im Gange, dann werde auch die Regie rung etwas than müssen, und zwar zunächst durch Verschärfung des Wuchergesetzes dahin, daß neben drakonischen Strafen in Wucherfällen auch auf Aus weisung aus dem Reiche erkannt werden dürfe; fer ner sei eine Reform des Actiengesetzes, ein scharfes Börsengesetz und die Beschränkung der allgemeinen Wechselfähigkeit nothwendig; dann müsse das semi- ! tische Element im Justiz- und Verwaltungsdienst in einer der jüdischen Bsvölkerungsziffer entsprechenden Weise beschränkt werden. Nicht minder sei ein Ab schluß der Grenze nach Osten zu empfehlen, welcher dem Einströmen der Juden von dorther zu steuern und die weitere Ansiedelung dieses verderblichen Elementes in Deutschland unmöglich zu mach'» ge eignet wäre. Endlich müsse eine Beschränkung der Freizügigkeit in einer Weise eintreten, daß man den Gemeinden die Befugnisse ertheile, die Aufnahme von Juden in ihre Mitte zu verweigern. Oesterreich» Die hochofficiöse „Montagsrevue" sagt, es sei zu bezweifeln, daß die Katastrophe in Kandahar die Richtung der Orientpolitik Englands beein-