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aus dem Biere sich allmählig absetzenden Schlamm zu entfernen. Am gründlichsten und zuverlässigsten erfolgt diese Reinigung mittelst Durchleitung von unter starkem Drucke stehendem Wasserdampf und durch Nachspülen von kochendem, später von kaltem Wasser. Wo eine derartige Einrichtung nicht be schafft werden kann, empfiehlt es sich, eine Lösung von kohlensaurem Natron in heißem Master (in dem Verhältnisse von I Kilogr. Soda auf 50 Liter Was ser) mit darauf folgender Nachspülung mit kaltem Wasser zur Reinigung zu verwenden. In Bezug auf die Aufstellung der betreffenden Apparate ist darauf zu sehen, daß dem Apparat stets eine reine Luft zugeführt werden kann. Bei den Kohlensäure- Apparaten fällt nur die Sorge für die Reinheit der zugeführten Luft hinweg. Dagegen haben die übri gen Vorschriften in Bezug auf das Material der Rohrleitungen und die Reinhaltung der Apparate auch bei der vorgedachten Art von Apparaten zu gelten. *— In der hiesigen Postanstalt war vor Kurzem frisch gestrichen worden und mußte man sich sehr vorsehen, um nicht ein postalisches Kennzeichen mit sortzunehmen, neuerdings ist aber auch der äußerlich befindliche Briefeinwurf blau gefirnißt worden und wird bei dem Mangel jeglichen Warnungszeichens mancher blauer Finger davon erzählen können. *— Gegenwärtig werden in der Umgebung des alten Gottesackers hier, auf welchen neben dem geistlichen Gebäude auch das neue Amtsgerichtsge bäude gebaut werden soll, Vermessungen behufs Straßenanlagen und Aufstellung des Bebauungs plans vorgenommen. — Bei der 2. Strafkammer des Zwickauer kgl. Landgerichts wird am 4. August vormittags 9 Uhr die Hauptverhandlung wider den Cigarrenarbeiter Ernst Alber Buschbeck aus Zwickau wegen versuchten Raubmordes — verübt an dem Hotelbesitzer Hrn. Robert Junghändel in Zwickau — stattfinden. — Am 27. d. versammelten sich im Gasthofe zur Sonne in Rochsburg aus den verschiedenen Städten des Muldenthales Vorstände von Innungen und Arbeitgeber des Schneidergewerbes, um die Frage zur Erledigung zu bringen, ob es nicht mög lich sei, einen Verband für das Muldenthal zur Wahrung der Interessen des Schneidergewerbes zu gründen. Nachdem die Herren Haschke-Chemnitz, Zöllner-Rochlitz, Rauschenbach-Penig, Ebert-Glauchau und verschiedene Andere sich dafür ausgesprochen, kam man dahin überein, die Angelegenheiten in die Hände der Peniger Innung zu legen und wurde Herr Irmer daselbst mit den Vorarbeiten betraut. Nach Beendigung dieses geschäftlichen Theiles dec Versammlung verweilten die Herren noch in recht collegialer Stimmung beisammen, bis endlich das Dampfroß zum Aufbruch mahnte, und schied man mit dem allseitigen Wunsche auf baldiges Wieder sehen in Rochsburg. Feuilleton. Jacob Stainer, der tyroler Geigenbauer in Cremona. Geschichtliche Novelle von Kr. ßtemens. (Fortsetzung.) Man denke sich drob die Bestürzung der An wesenden; nur Beate wetzte auch jetzt wieder sofort ihre Lästerzunge an dem weinenden Mädchen, in dem sie in dem ihr eigenthümlichen kaltspöttischen Tone ausrief: „Gehabt Euch doch nicht so gar aus dem Häus chen! Was wird es denn sein? Wahrscheinlich hat das arme kleine Herz voll süßen Liebesweh dort oben nicht Erwiederung gefunden." Durch solches Reden tief verletzt, erhob sich zürnend das junge Mädchen, und gebot der Mutter Schwei gen, wo ein so tief ernstes Ereigniß das Haar sträuben mache, und fügte dann hinzu: „Der Jacob schwimmt in seinem Blute! Wie und was ihm geschehen, vermag ich nicht zu sagen, denn der grausige Anblick übermannte mich der maßen, daß ich entsetzt den Rückweg suchte; doch auf den Stufen verließ mich das Bewußtsein, zum Glück jedoch nur auf kurze Zeit; denn Nicolo, der Trunkenbold, streckte eben seine Hände frevelnd nach mir aus, und jener Blick voll böser Tücke, von dem ich selbst im Traume ost geängstigt werde, er schreckte mich, da mein Bewußtsein wiederkehrte, und da ich eilend vor ihm floh, entfuhr ihm ein ent setzlicher Fluch. O schützt mich, Vater, vor dem Unhold, und nehmt Euch des armen Giacono hel fend an." Beate war bei Felicen's Meldung erblaßt auf einen Stuhl gesunken, und nur ein: „schrecklich! schrecklich!" entrang sich ihren bleichen Lippen. — Aus Wechselburg schreibt Herr Rentbeamter Tirpitz den „Dr. N." einige hochinteressante Daten über die neue japanesische Seidenraupe und fügt in einer Schachtel einen schönen Cocon dieses Eichen seidenspinners L. 'Lama, mai zur Ansicht bei. Die Heimath der ^ma mai-Raupe ist Japan. Von dort wurden die ersten Eier vor nicht langer Zeit bezogen. Die Zucht ist bei Weitem einfacher und lohnender, wie die des Maulbeerspinners. Die Raupen werden ca. 9 Centim. lang und leben nur von den Blättern der gewöhnlichen Eiche und Buche, gedeihen im Freien vortrefflich, vertragen viel Frost und überwintern im Eie. Der erste diesjährige Versuch im Freien ist Herrn Tirpitz zur Zufrieden heit ausgefallen, indem er in den Besitz einer ziem lichen Anzahl von selbstgezüchteten Cocons gelangt ist. Die Seide, welche die Cocons liefern, ist außer ordentlich schön und zart. Die Zucht ist in Deutsch land noch ganz wenig bekannt, weil die vom land- wirthschaftlichen Ministerium in Preußen angekauften Eier (Grains) auf dem weiten Wege von Japan über New-Jork noch Hamburg meist ourch Hitze und Nässe verdorben waren. Besitzern von Eichen und Eichenwäldern ist diese gewinn verheißende und interessante Zucht sehr.zu empfehlen und ist Herr T. gern bereit, angehenden Züchtern mit Rath und That zur Seite zu stehen. Die Zucht dieser Raupe kann auch für Sachsen eine immerhin recht loh nende sein. Aus dem Sachsenlande. — Wie aus Dresden von zuverlässiger Seite gemeldet wird, hat sowohl der Oberst des in Zittau garnisonirenden Regiments Nr. 102, Robert v. Welck, als auch der Director der königl. sächs. Forstein richtungsanstalt, Oberforstmeister Rudorf, deren Tod in den letzten Tagen gemeldet wurde, seinem Leben gewaltsam ein Ende gemacht. Oberst von Welck schoß sich mit einer Doppelbüchse in's Herz — er war sofort todt. Die Gründe zu diesem Selbstmord sind in finanziellen Verlegenheiten zu suchen. Ober forstmeister Rudorf in Dresden vergiftete sich in einer Badezelle in der Elbe aus Verzweiflung dar über, daß ein verheiratheter Mann, ein Ungar, seine Tochter verführt halte. — Der socialdemokratische Reichstagsabgeordnete Kayser ist in Dresden verhaftet worden, weil er sich Polizeibeamten gegenüber, die ihn nach Ablauf der für eine Anzahl von Localen vorgeschriebenen Polizeistunde zum Verlassen eines solchen Locals aufforderte, höchst renitent benahm. Bei einer Haus suchung in seiner Wohnung fanden sich mehrere Placate aufrührerischen Inhalts, wie sie bereits heimlich angeklebt worden waren. — Die Leipziger Fischerinnung wird dies Jahr wiederum ihr altübliches Fischerstechen abhalten, und zwar am 3. August im Schimmel'schen Teiche da- Geronimo, in seiner unerschütterlichen Ruhe, meinte, daß so viel Lamento aus Frauenmunde ihm als ein Zeichen gelte, daß die Sache nicht von Bedeu tung sein werde; nachzusehen jedoch sei Menschen pflicht, und lud daher den Bruder ein, ihn zu be gleiten. Doch kaum hatten beide von ihren Sitzen sich erhoben, als Jacob Stainer ins Zimmer trat. „Seht Ihr," nahm Geronimo das Wort, „was habe ich gesagt? Da ist er selbst, und wird uns sicher Auskunft geben." Der jungeMann sah blaß und angegriffen aus, und mit einer Stimme, die seinem leidenden Zustand Aus druck gab, sprach er: „Felicens Aufschrei und Flucht erregten mir Be sorgniß, daß das mich betroffene Unheil für ernster an gesehen werden könnte als es verdient; darum komme ich selbst, Sie allerseits zu beruhigen, zu zeigen, daß ich lebe und die Verletzung nicht von allzu- großer Bedeutung ist." „Daß Du lebst," fragte mit ängstlicher Geberde Frau Beate; „Entsetzlich! hat es sich denn um Leben oder Tod gehandelt? So rede denn doch, was ist geschehen, ich zittere!" „Daß doch die Frauen gern die Zitter rühren mögen!" warf Schwager Geronimo ihr spottend ent gegen; „ich bin kein Freund von diesem Instrumente," und damit wendete er sich zu dem jungen Tyroler mit der Frage: „Nicht wahr, mein Sohn, Du hast Dich mit irgend einem scharfen Werkzeug verletzt. Nur schnell Verband, bevor die Wunde vernarbt." Der Befragte fand sich durch diese Anrede seines Meisters sichtlich unangenehm berührt, und bemerkte dagegen mit sehr ernster Miene: daß die Verwun dung für den Ernst zu wenig, für den Scherz aber denn doch zu viel Bedeutung habe, zumal für dies mal Säge oder Meißel aus dem blutigen Spiel geblieben seien. selbst. Auch diesmal werden die Fischer (nach vor herigem Umzug in der Stadt) außer den üblichen Wafferturniren — wozu 16 Kähne und 2 soge nannte Schiffe gestellt werden — wieder ein Pan tomimenstück auf schwimmendem Podium aufführen, und zwar zweifelsohne ein sehr ergötzliches, denn es betitelt sich: „Ein Kaffeekränzchen bei Fräulein Susanne Patsch." — Der Leipziger Volksverein, welcher den von ihm verfolgten Zwecken in anerkennenswerthester Weise Rechnung trägt, hat diese um zwei neue Ein richtungen vermehrt, und zwar zur Gründung eines Arbeitsnachweisbureaus für Leipzig und Umgegend und einer Sparkasse. Letztere ist insbesondere zum Besten der dem Volksvereine angehörigen Gewerbs- gehülfen ins Leben gerufen worden, um denselben im Falle eines Ortswechsels mit pekuniärer Unter stützung zur Hand zu gehen, indem die hiermit ver bundenen Kosten namentlich den jüngeren Gewerbe treibenden häufig Verlegenheiten bereiten. Bezüglich der Einzahlungen und der Rückzahlungen sind die getroffenen Einrichtungen bequem und nicht umständ lich, und es ist dem Arbeiter hier die beste Gele genheit geboten, in Einlagen bis zu 20 Pfennigen herab sich ein kleines Kapital zu erwerben und Freude am Sparen zu finden — Der Stadtrath von Freiberg hat die Aufnahme einer Anleihe von 500,000 Mark beschlossen, welche jetzt von den Ministerien des Innern und der Fi nanzen genehmigt worden ist. — Vom Dache eines Neubaues in der Bahn hofsstraße in Bautze» stürzte am Montag der Klempnergehilfe Eckstein herab und ward schwer verletzt fortaetragen. --- Auf einem großen Haufen von Nutzholzstäm men spielten am Dienstag in Oschatz vor dem städtischen Bauhof mehrere Kinder, unter ihnen der 5jährige Sohn des Maurers Weber. Plötzlich ge- rieth einer der größeren Stämme in's Nollen und traf den kleinen Weber so auf den Hinterkopf, daß er sofort todt zusammensank. — Im Kursaale zu Bad Elster fiel am 24. d. der Kronleuchter in dem Augenblicke von der Decke herab, als er angezündet werden sollte; das sich ent zündende Petroleum wurde bald gelöscht. Sonst wurde Niemand beschädigt. — Der Universitätsgesangverein „Paulus" in Leipzig wird vom 1. bis 3. August der Stadt Hohenstein einen Besuch abstatten. Sonntag, den 1. August, nachmittags von */r5 Uhr an werden die Pauliner in dortiger Stadtkirche ein großes geist liches Concert aufführen. — Die älteste höhere Fachschule für Maschinen techniker, das allgemein bekannte Technicum Mitt weida (Sachsen) ist als reine Specialschule für Maschinenbau nach wie vor die besuchteste unter allen derartigen Schulen. Der zuletzt veröffentlichte Bericht zeigt eine Schülerzahl von 405 mit Namen Nun wurde denn doch aber auch Meister Antonio aufmerksam, denn in der Stimme, mit der der junge Mann seine Worte vorbrachte, lag etwas Tragisches, was an dem sonst so heitern und jovialen Jüngling auffallen mußte und geeignet war, die Anwesenden in Spannung zu versetzen. „Kein Werkzeug also war es, sagst Du, das Dich verwundet," sprach Meister Antonio, „da bin ich denn doch begierig zu erfahren, was sich in Deinem Kämmerlein ereignet, um Dir einen Aderlaß zu appliciren. Jetzt rede, junger Mann, offen und ehrlich." „Wohlan denn," begann der Befragte. „Ich hatte mich gestern Abend frühe zur Ruhe begeben, und lange noch an Taffo's herrlichen Gesängen mich gelabt, bis mich Ermüdung und Neigung zu schlafen veranlaßten, das kleine Büchelchen zu schließen, und ihm aus Verehrung für den herrlichen Sänger seinen Platz an meinem Herzen anzuweisen. „Der Mond schien hell und klar durch mein kleines Fenster zu mir herein, und in dem bekannten Zu stande zwischen Traum und Wachen sah ich eines Mannes Gestalt schnell meinem Lager sich nähern, und starr vor Schrecken und unfähig auch nur einen Laut von mir zu geben, sah ich, und fühlte auch zugleich einen Dolchstoß nach meinem Herzen ausgeführt, und unmittelbar darnach die Gestalt enteilen. Mein wackerer Tasso hatte vor dem Aerg- sten mich bewahrt. Die Waffe des Bösewichts glitt an dem starken Lederdeäel des Einbands ab, und eine leichte Wunde nur bezeugte, daß meine Vernichtung ernstlich geplant war und ich nicht ge träumt hatte." (Fortsetzung folgt.)