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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189801239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980123
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-23
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.01.1898
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«/lR 1^» ^relverger «ttzetger nnv Tageb.att. Seite 4. — rs. Fo«uar. 18S8. kratischc Bewegung mit „geistigen Wassen" kämpsen. Nun, wenn die „gcisüge" Macht der Sozialdemokratie so stark ist, warum läßt man es nicht auch bei Streiks lediglich auf einen „Geister kampf" anlommen und fürchtet sich vor Maßregeln, die doch nur eine schwache Minderheit vor Tätlichkeiten schützen soll? Der „Vorwärts" behauptet, die Polizei und die Gerichte hätten keine Ahnung von der Ruhe und Gesetzlichkeit, die inJnteressenkänipfen der Arbeiter die überwiegende Regel seien. Wenn dem so wäre, weshalb hat denn gerade die Sozialdemokratie letzthin gefordert, daß die Beschlüsse über Beginn oder Aufhören von Ausständen nicht in großen öffentlichen Versammlungen, sondern in der ge schlossenen Gewerkschaftskommission gemacht werden sollen? Die Sozialdemokratie weist freilich die Verantwortung für Gewalt- — Den sogenannten Sommerwagen der sächs. Staats- bahn, welche an den Stirnseiten Plattformen haben, im Winter als Güterwagen dienen, im Sommer aber, nachdem sie mit Fenstern und fest eingebauter Einrichtung, wie die Personenwagen dritter Wagenklaffe, versehen worden sind, als solche verwendet werden, giebt man gegenwärtig äußerlich einen braunen Anstrich mit gelben Abzeichen, genau wie sic die Coupvwagen dritter Klasse zeigen» Bisher sträubten sich bekanntlich Viele, diese Sommcr- wagen zu benutzen, ohne deren innere bequeme Einrichtung zu kennen und zwar unter dem nichtigen Vvrwande, es leien „Viehwagen", lediglich deshalb, weil diese Wagen bisher den stein grauen Anstrich der sächsischen Güterwagen trugen. — Die „Dresdner Zeitung" schreibt: In Bezug auf die gestrige Erklärung der Vorstände der konservativen "und «ationalliberalen Parteien im Königreich Sachsen, das Wahlkartell betreffend, werden wir von einflußreicher national- liberaler Seite ersucht, mitzuthcilen, daß cm Borstondsbcschluß der nationalliderLlen Partei rm Königreich Sachsen über ein Rcichs- tagswahlkartell bis heute uoch nicht vorlicgt. Die gestrige Ver- Bo« Landtage. Tic Zweite Kammer beschäftigte sind noch immer der Ansicht, man solle gegen die sozialdemo- sich gestern mit der Schlußberalhuug über das Königliche Dekret " " " " — - - — Nr. 25, die statistischen Erhebungen über die Ergebnisse des.Gerichtskostengesetzes vom6.November 1890 betreffend. Auf Antrag der GcsetzgebungSdeputation (Berichterstatter Abg. Opitz) beschloß die Kammer, bei den durch das Dekret mitgctheilten Unterlagen zur Zeit Beruhigung zu fassen. — Nächste Sitzung Montag. — Herr Landgerichtsvircktor I»r Ttohwasier, der erst seit Kurzem am hiesigen kgl. Landgericht thätig ist, wurde an Stelle des Herrn Landgerichtsdirektors Partsch, der bekannt lich am 1. Februar als Rath beim Reichsgericht eintritt, an das Landgericht zu Leipzig versetzt. Herr Landgerichtsrath vr. Rudert vom Landgericht Zwickau wird als Landgerichtsdirektor nach Frei berg versetzt. — Bei den «enesten Kartcnbriefen, die nunmehr im Reichspostgebäude zur Ausgabe gelangen, sind die von der Presse an den früheren Kartenbriefen gerügten Uebelstände vermieden worden. Die neuen Formulare tragen bezüglich der Frankatur keinerlei Vermerk mehr, da Herr v. Podtuelski wohl eingesehen hat, daß er es den Sprachgclehrten doch nicht recht machen konnte, das Papier ist auch nicht mehr gemustert. In dieser neuen An ordnung ist das jetzige Formular dein württembergischen Karten briefe bis auf die Färbung des Papiers, die etwas dunkler ge halten ist, gleich. Den Satz wegen der „Verkehrs-Beziehungen" zeigt übrigens nur noch der bayrische Äartenbries, bei welchem auch das Papier noch gemustert erscheint. — Im ornithologischen Verein zu Dresden wurde eine Winter fütterung für Bögel besprochen und vorgeführt. Es wurde folgendes Verfahren empfohlen: In siedenden Rinds- oder Hammeltalg werden zerkleinerte Fleischabfälle, Brotkrumen, Samen körner, Hollunderbeeren, kurz alles, waS man den Vögeln sonst zu bieten pflegt, geschüttet und durcheinander gerührt. Das Ge misch gießt man mittels Löffels über die Zweige eines Nadelbaumes, den man sodann im Freien ansstellt. Regen, Schnee, Glatteis, Wind, können einem derartigen Futterbaume nichts anhaben. Der Talg, auf den viele Vögel, besonders die Meisen, ganz erpicht sind, schützt die Futtermittel vor dem Verderben. Diese Winter- sütterung wurde zuerst von dem durch seine erfolgreichen Be strebungen auf dem Gebiete des Vogelschutzes bekannten Frei herrn v. Berlepsch empfohlen. Eine sinnigere Verwendung des außex Dienst gesetzten Christbaumes läßt sich kaum denken. -d BrgAv, 22. Januar. Gestern Abend kurz nach 10 Uhr brqynte die an dem Kommunikationswege von der Freiberger Straße nach dem Schützensalon in der sogenannten Brandtclle gelegene Stpohstime des Fleischermeisters Docekal. Bald be merkte. man, daß auch in dem Innern des ca. 80 Meter entfernt gelegenen WirthschaftSgebäude des Herrn Max Docetal Feuer thatcn Streikender von sich zurück; allein sie hat absolut nicht das Recht dazu; denn die sozialdemokratischen Führer und Agitatoren, die sozialdemokratischen Zeitungen sind es, die fortwährend den Haß gegen die Unternehmer predigen und die in ihrer Gefolg schaft ein Rachegesühl großziehen, das sich schließlich in Gewalt- thaten Lust machen mutz. Sollte also die Nothwendigkeit ein treten, das Strafgesetz, behufs Schutzes Arbeitswilliger vor terro ristischem Zwange, zu ergänzen, so trägt nur das hetzerische Wesen der. Sozialdemokratie die Schuld, und die Arbeiterschaft in ihrer Gesammtheit wird aufathmen, wenn sie von dem unerträglichen Terrorismus befreit wird. s öffentlichung bringt wahrscheinlich nur den Wunsch deS Boi? sitzenden der nationalliberalen Partei und des Seuiorenkonvents der Zweiten Kammer zum Ausdruck, nicht aber einen Partei beschluß. Die outgültige Entscheidung über daS ReichStagSwahl- kartell kann daher erst später erfolgen. — Die Deutsche Lanvwtrthschafts-Gesellschaft hat für die zweite Hauptabtheilung „Landwirthschaftliche Erzeugnisse und Hilfsmittel" der vom 16.—21. Juui 1898 in Dresden statt findenden Jahresausstellung folgende Preise zum Wettbewerb aus gesetzt: für Samen, Saatgetreide u. s. w. 54 PreiSmünzen, darunter zum ersten Male besondere für Saatzucht-Genossen schaften; fürFlachs, roh und bearbeitet, 715Mattund3PrmSmünzen; für frisches Obst und dessen Aufbewahrungsverfahren 100 Mark; für Erzeugnisse der Milchwirthschaft, besonders Buster und Käse, etwa 75 Preisflmnzen, für Gründünger-Wirthschaften 1225 Mark, 3 Preismünzen;, für Stallmist-Wirthschaften 1200 Mark; für Kalk und Mergel zu Düngezwecken 3050 Mark und 17 PreiSmünzen. Außerdem kann eine Bewerbung um die Bezeichnung „neu und beachtenswert", erfolgen, also um die sogenannte Vorprüfung von Gegenständen oder Verfahren. Daneben werden wiederum eine Traubenwein-, eine Obst- und Schaumwein- und eine Molkerei- Kosthalle in Betrieb gesetzt, und eS findet eine Sonderausstellung für landwirtschaftliches Bauwesen statt. — Im Gewerbeverei« wird am nächsten Dienstag Herr Schuldirektor G. Richter einen Vortrag über die Stellung des deutschen Reiches in den Erdtheilen Asien, Afrika und Australien, erläutert an besten Karten nach neuesten reichsamtlichen Quellen^ halten. Bei dem Interesse, welches dem Gegenstand wphl allge mein entgegengebracht wird, der außerdem noch durch vorgelegte Weißbücher, Karten und eine Sammlung von Erzeugnissen unserer Schutzgebiete erläutert werden wird, steht ein reger Besuch zu erhoffen. Gäste, die durch Mitglieder eingeführt werden, haben zu diesem Abende Zutritt. — Der »epische Wcrkmeister Berbanv, der auch in Freiberg einen Bezirksverein besitzt, umfaßt jetzt 600 Bezirks vereine mit 32000 Mitgliedern und 1670000 Matt Vermögen. Vou 1884 bis 1897 gewährte er 3150000Matt Unterstützungen. — Dem in der königlichen Blindenanstalt zu Dresden aus gebildeten bliude« Klavierstimmer Albin Markert, der seit Oktober v. I. in Freiberg, Weingaffe Nr. 8, wohnt, fehlt es zu weilen an hinreichender Beschäftigung. De einem Blinden Arheit geben so viel heißt, als die Nacht erhellen, die ihn umgiebt, so empfiehlt der Direktor der genannten Blindenanstalt den Markert angelegentlichst zu Arbeitsausträgen. — Im Bairischen Garten geben morgen, Sonntag, wie bereits bemerkt, die Mitglieder deS Trianon zu Chemnitz zwei Speziglitäten-Borstellungen. Tas Programm ist, wie ein Blick auf, daS m vorliegender Nummer enthaltene Inserat zeigt, sehr reichhaltig. . . — Die Wandkarten de- deutschen Reich-, deren Vor rath in kurzer Zeit wiederholt vergriffen war, sind jetzt wiederum in unserer Geschäftsstelle erhältlich. — Als ein „Ausnahmegesetz gegen Arbeiter" bezeichnet der sozialdemokratische „Vorwärts" die — vorläufig nur in Er wägung gezogenen — Maßnahmen zum Schutze Arbeitswilliger. May kairn nicht unverständlicher urtheilen. Wenn von einem Ausnahmezustand gesprochen werden kann, so beansprucht die Sozialdemokratie einen solchen. Die Arbeiter sollen nach ihrer Meinung durch Drohungen und Gewaltthaten gezwungen werden können, nach der Pfeife der sozialdemokratischen Streikagitätoren zu tanzen. Wer einen Streik absolut nicht mitmacheu, sondern arbeiten wil), der soll, nach dem Wunsche des „Vorwärts", genötigt werden können, gegen seinen Willen zu handeln. Das wäre ein Ausnahmezustand, der sich gegen willige Arbeiter richten würde, umgekehrt ist es eine Vertheidigung der von der Sozialdemokratie in Frage gestellten persönlichen Freiheit, wenn man den sozialdemokratischen TerroriSmus bricht und dem freien Ermessen der Arbeiter anheimstellt, ob sie an den — wie selbst die sozialdemokratische Presse zugiebt — vielfach frivolen Streiks theilnehmen wollen oder nicht. Das gegenwärtige Verhalten der Sozialdemokratie liefert das schönste Spiegelbild der Zustände, die in ihrem famosen Zukunstsstaate herrschen würden: 'Tyrannei und Diktatur! Widerspruch würde nicht ge duldet, persönliche Meinungsfreiheit mit Gewalt unterdrückt werden. Die Freisinnigen, Demokraten und verschiedene andere Schwärmer worb«, und «- liegen, wie verlautet, mehrere Berichte vor, welche darüber aber auseinandergehen, an welcher Stelle man sich dort am heften festsetzen könne. An den maßgebenden Stellen wird nun darüber berathen, für welchen dieser Vorschläge man sich entscheiden soll. Zunächst handelt eS sich um die Herstellung eines Handelshafens; dabei ist indessen nicht die Verwendung von Reichsmitteln inS Auge gefaßt, sondern es besteht der Plan, Gesellschaften zu bilden, welche die einzelnen Bauten übernehmen. Wie eS heißt, ist schon eine Gesellschaft entstanden, welche Docks bauen, will. Andere Privatgesellschaften sollen ihrem Abschluß nahe spn. Daneben bleibt für das Reich noch genug zu thun übrig, denn eS muß in der Bucht auch ein Hafen für Kriegs schiffe eingerichtet werden; außerdem sollen am Eingänge neue Befestigungen angelegt werden. Zu der Mittheilung, daß daS auswärtige Amt sichsilr die Schreibweise Kiaotschau entschieden habe, schreibt Professor A. Kirchhoff in Halle au die „Saale-Ztg.": „Es ist fast so, als ob ein-neuer Puttkammer entstände und verordnete: von heute ab miaut im ganzen deutschen Reich keine Katze mehr, sondern eine jede miaot." Der Name lautet nach Kirchhoff: Kiautschau oder Kjautschau und besteht aus Kjau (so hieß der einst in Shantung wohnhafte nicht chinesische Eingeborenenstamm) und tschau, das heißt Kreisstadt, wie jede Stadt Chinas zubenannt wird, in der die Regierung des betreffenden Kreises ihren Sitz hüt. Wie schon mitgetheilt, ist der bei Langtsen angegriffene Missionar Homeyer nach seiner Missionsstation Namjung zurückgekehrt. Von chinesischer Seite sind Maßnahmen für die Sicherheit der Station getroffen. Auch ist Genugthuung für die dem Missionar widerfahrene Behandlung zugesichert worden. Es scheint sich jetzt in der That um einen zweiten Mordanfall auf den Missionar zu handeln, doch ist noch nichts Näheres darüber bekannt geworden. In einem früheren Berichte schildert Missionar Homeyer sehr anschaulich die Beschwerden des Marsches in dortiger Gegend. Die „Kreuzig." bemerkt ferner dazu: Den Misston-leuten in China ist jene Gegend längst als unsicher be kannt, und auf Schritt und Tritt begegnet der Missionar den Spuren verübter Greuelthaten, welche von dem ihn begleitenden Nationqlgehilfen eingehend erzählt werden. Da steht ein Sarg am Wege, er birgt die Gebeine eines Manne-, der von Räubern beraubt und erschossen hier aufgefunden wurde, an jener Biegung ist ein Zweiter überfallen worden, in jenes Götzenhaus am Wege wurde vor nicht langer Zeit ein Mann von Räuber» geschleppt, ausgeraubt und vor dem Götzenbilde getödtet. Und so giebt es eine Meng« gefährlicher Stelle», die eine Flucht zur Seite unmög lich machen und darum von den Räubern sür ihre Ueberfälte ! auSersehen werden. ES sind eben nicht die friedlichen Bewohner der vielen zerstreuten Ortschaften, sondern besitzlose nnstäte Ge sellen, die nach verübter That in die Funqm-Provinz flüchten und denen vermuthlich auch Missionar Homeyer in die Hände gefallen ist- Die friedliche Bevölkerung ist gerade in der Tschichiner Umgegend dem Missionar und seinem Wirken zum größten Theile sehr freundlich gesinnt und zeigt Verlangen nach der Befreiung aus dem Wust von Aberglauben und Götzendienst. Daß auch unsaubere Elemente^ sich laut machen und aus den Missionar in ihrer Weise schimpfen, ist erklärlich ; aber der Anhang der Missionar« wächst stetig und der lauten Schreier werden immer weniger ; doch auch unter diesen Letzteren dürften die Räuber kaum zu suchen sein. Auch Japan rührt sich jetzt. Eine japanische Flotte in Stärke von neun Kriegsschiffen geht binnen einer Woche nach den chinesischen Gewässern ab. Der Mikado hat ferner ein Dekret erlaße«, betreffend Bildung eines obersten militärischen BeiratHS, bestehend quS den Generale» Komatsu, Aamagata, Oyama und Admiral Saigo. Vikomte Kawakami ist zum Ches des Geiieral- stabes ernannt worden. — Etwas unniittelbar Beunruhigendes brauchen diese Maßnahmen übrigens noch durchaus nicht zu be sitzen. Namentlich, daß Japan nach dein Beispiele der in Ost- afien betheiligten europäischen Ri ächte eine starke Flotte an den chinesischen Küsten zeigt, kann von vornherein durchaus uicht be fremden. Oerttiches und Sächsisches. Freiberg, den 22. Januar. loderte. Ein dicker Qualm und Rauch entströmte der Scheune und dem Wohnhause, so daß eS nicht möglich war einzudringen. Die schnell herbeieilenden Feuerwehrmannschaften, wie auch die Feuerwehren auS ErbiSdorf und St. Michaelis konnten das Mo biliar deS Besitzers in den Parterre-Räumlichkeiten und der 1. Etage retten. Die in den oberen Theilen des Gebäudes unter gebrachten Gegenstände, wie auch ein Pianino und sämmtlichc landwirthschaftliche Maschinen, Wagen und Schlitten sind in der Scheune verbrannt. Die Feuerwehren konnten deS Wassermangels wegen wenig thun, ihre Hauptthätigkeit war das Entfernen der Holztheile der Scheune und deS schadhaften Mauerwerks. Der bei dem Feuer herrschend« starke Westwind fachte das Feuer ge waltig an. Es liegt unstreitig Brandstiftung vor. Der Besitzer oes abgebrannten Hauses wurde durch die Aufsichtsorgane in Gewahr sam gebracht. Die hiesige Feuerwehr blieb die ganze Nacht auf Wache, während die auswärtigen Wehren gegen 12 Uhr ab rückten. Das „Dresdener Journal" schreibt unterm gestrigen Datum: „In der vorgestrigen Sitzung des Reichstags ist es dem Abg. Bebel trotz aller Mittel, durch die er die Aufmerksamkeit der Zu hörer von dem eigentlichen Beweisthema durch Ausführungen und Behauptungen abzulenken suchte, die mit diesem nichts zu thun hatten, nicht gelungen den gegen ihn zunächst vom Vertreter der Sächsischen Regierung und später auch von dem Abg. Zim mermann erhobenen Vorwurf zu entkräften, daß er in der Sitzung vom 13. d. M. über den Verlauf eines im Jahre 1894 in Dresden abgehaltenen Keglerfestes und das Verhalten der Polizeibehörde dabei Behauptungen aufgestellt habe, die durchaus der thatsächlichen Begründung entbehren. Wir möchten dies unter Bezugnahme auf die Erklärung in Nummer 11 des „Dresdener Journals" ausdrücklich feststellen." Der kürzlich in Leipzig verstorbene Mitinhaber der Firma Julius Klinkhardt, KommerzienrathBruno Klinkhardt, hat der Hauskasse genannten Etablissements letztwillig 40 000 Mk. aus gesetzt. Diese jetzt einen Bestand von nahezu 150 000 Mk. auf weisende Kasse wird nur von den Prinzipalen, ohne Beiträge deS Personals, unterhalten und gewährt dem Letzteren Unter stützungen in besonderen Nothfällen, ferner zinsfreie Darlehen und Pensionen an Invaliden, Wittwen und Waisen. Ein galizisches Kleeblatt, die Herren Laibel Schreier, Aron Ullmann und Isak Brodt, stand am Donnerstag vor der Straf kammer des Landgerichts Leipzig, angeklagt, leichtsinnigerweise den Brand der Güterschuppen des Thüringer Bahnhofes verschuldet zu haben, welcher am 24. September vorigen Jahres für etwa 150 000 Mk. Waaren vernichtete. Die Leute haben Eier durchleuchtet und dabei war auf unaufgeklärt gebliebene Weise eine Lampe nmgefallen. Schleunigst hatten die Wackeren Reißaus genommen, als der Brand begann, ja sie wollten sogar auS Aerger Leipzig mit der Bahn gleich verlassen, wurden aber festgenommen. Laibel und Aron war ein Verschulden nicht nach zuweisen, dagegen hatte nach Ansicht des Gerichtshofes Isaak Brodt die nöthige Vorsicht sträflich außer Acht gelaffen, was er- mit einem Monat Gefängniß zu büßen hat. Wie verlautet, ist der Redakteur des „Correspondent für Deutschlands Buchdrncker", Rexhäuser, wegen seiner semdseligen Haltung gegenüber der sozialdemokratischen Partei bez. deren Presse aus dem sozialdemokratischen Bezirksverein ausgeschlossen worden. In Garsebach bei Meißen wurde eine Familie von einem schweren Unglück betroffen. Die Mutter hatte ihre becden Kinder, Zwillinge von 1'/, Jahren, während sie sich ans kurze M aus der Wohnstube entfernte, hinter den Tisch auf das Sopha gesetzt. Während der Abwesenheit der Mutter haben die beiden Kleinen nach der Tischdecke gegriffen, auf der die brennende Petroleumlampe stand, wod»rch die Lampe umstürzte und erplo- dirte. Der brennende Inhalt ergoß sich über die Kleinen. Ehe Hilfe herbeikam, waren die kleinen Wesen jämmerlich verbrannt und erfolgte deren Tod nach einer schrecklichen Nacht am andern Morgen. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich in Erdmanns« darf bei Schellenberg. Die Ehefrau des Mühlcnarbciters Knob loch daselbst ließ, um einen Ausgang zu besorgen, ihre beiden 3 und 1V, Jahre alten Kinder auf kurze Zeit in der Wohnung allein. Während ihrer Abwesenheit muß das jüngere Kind, ein Knabe, am Ofen gespielt haben, wobei wahrscheinlick) eine heraus gefallene glühende Kohle das Kleidchen entzündete. Als die Mutter zurückkchrte, fand sie den Knaben, über und über brennend, aus der Stubendiele liegen. Das bedauernswerthe Kind wurde nach vier Stunden durch den Tod von seinem qualvollen Leiden erlöst. Die königliche Oberforstmeisterei in Wermsdorf wird im Jahre 1900 von dort nach Grimma verlegt. In Wilthen bei Schirgiswalde wurde ein Attentat gegen den Wirthschaftsbesitzer Bär verübt. Von der Böswilligkeit des Attentäters, der durch ein Fenster in die Wohnung Bärs schoß, zeugt die Thatsache, daß er gehacktes Blei benutzt hat, jedenfalls um schwere Verletzungen an seinem Opfer hervorzurufen. Von den drei Personen, die in der Stube anwesend waren, ist glück licherweise Niemand verletzt, da die Ladung Blei nach Zer- trümmerurg der Fensterscheibe über die Köpfe der am Tische beim Abendbrot sitzenden Personen hinwegging. Man vermnthet einen Racheakt. Fortsetzung des Oertlichen und Sächsischen in de» zweiten Beilage» Berg- und Hüttenwesen. 5? Der Max-Schacht zu Bröhsen (Braunkohlen) ist nach einer Bekanntmachung der Grubenverwaltung zu Bröhsen am 18. d. M. eröffnet worden. Verschiedenes. * Der Aufschwung, den die Polarsorschung nach den unge ahnten Erfolgen Nansens von Neuem zu nehmen im Begriff ist, wird am Besten durch den Umstand gekennzeichnet, daß in diesem Jahre allein von Schweden aus nicht weniger als zwei Nord pol-Expeditionen ausgehen sollen. Die erste, von Jäderin geleitete, ist eine Vorexpedition für ein größeres russisches schwedisches Unternehmen, das auf Spitzbergen die verschieden artigsten Untersuchungen anstelle» will. Ihre Ausführung ist gesichert, seitdem in den letzten Tagen Jäderin seitens eines ungenannten GönnerL in den Besitz einer Summe von 10 000 Kronen gelangt ist. Die zweite, bedeutend wichtigere Expedition wir > von dem bekannten schwedischen Gelehrten Professor Hjalmar Nathorst, dem alten Mitarbeiter Nordcnskiölds, geplant. Schon hat König Oskar durch eine ausreichende Summe die Ausführung des Unternehmens gesichert, die gewährleistet wird durch mannig fache Gaben aus allen Theilen des Landes. Schiff der Expedition ist die „Antarktis", die durch keine» Geringeren, als durch Nansens Begleiter Sverdrup sür die Expedition auserwählt und
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