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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189801264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-26
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.01.1898
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so. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — r«. Januar. Rührung, sowie theilweise auch der Förderung in so enger Ver bindung mit einander und in solcher gegenseitiger Abhängigkeit, daß sich keiner dieser Theile ohne Nachlheil für das Ganze hier von loSlösen läßt. Die Betriel>seinstellung in einzelnen Ab- theilungen von Himmelfahrt oder Himmelsfürst würde wegen der erforderlichen Fortdauer der Wasserhaltung, sowie eines großen TheileS der Unterhaltung und Verwaltung der Gesammtgrube ebenso zu einer verhältnißmäßig nur geringen Abminderung des Betriebszuschusses führen, wie eine allseitige Schwächung ihres Mannschastsbestandes ohne gänzliche Abwerfung einer oder der anderen ihrer Abteilungen." Wir haben die gewiss« Zuversicht, daß die Regier ung allen Versuchen, sie von dem, was sie selbst auch im neuesten Staatshaushalt als ihre „bewährten Grundsätze" bezeichnet, abzubriugen, entschiedenen Widerstand entgegensetzen wird. Die jetzige Abrüstung lastet schon schwer genug auf den davon betroffenen Gegenden und Personen. Ein Mehr wäre kaum noch zu ertragen. Einem dahin zielenden Verlangen entgegenzutreten, heißt wahrhaft staatserhaltende, konservative Politik treibe»! den Geldern deS Jnvalidenfonds Mittel hergegeben werden für ländliche Hypotheken gegen pupillarische Sicherheit. Abg. Frhr. v. Hertling (Ctr.) hält dafür, daß eine gründliche Reform der Arbeiterversicherung nur dann möglich sei, wenn die drei Kategorien: Landwirthe, Handwerker und Dienstboten, auS der VersicherungSpflicht ausscheiden. Abg. Singer (sozdem.) wider spricht den Wünschen des Vorredners und will nicht nur Vie Dienstboten und Handwerksgehilfen in der Versicherung ver bleiben lassen, sondern auch die selbständigen Handwerker in die JnvaliditätSversicherung einbezogen wissen. Aba. Graf Stolberg (kons.) erklärt, daß er eS nicht für zulässig halten würde, den Kreis der Versicherten einzuschränken. Seine Freunde würden dem Ausscheiden der Landwirthschaft auS der Versicherungspflicht nicht zustimmen können. Abg. Hitze (Ctr.) bemerkt, daß die er worbenen Rechte jedenfalls kein Hinderniß für daS Ausscheiden der Landwirthschaft seien, denn die gezahlten Beiträge könnten ja zurückgegeben werden. Abg. Hahn (b. k. F.) führt aus, daß für die Seeschiffer eine Reliktenversicherung zweckmäßiger wäre. Daß die Landwirthe ihrer VersicherungSpflicht weniger sorgfältig nachkämen, sei unrichtig. Staatsminister Graf Posadowsky weist zunächst darauf hin, daß schon jetzt die Anstalten in Preußen befugt seien, ihre Mittel auf Hypotheken auszuleihen. Er sei aber bereit, die Versicherungs-Anstalten nochmals daraus aufmerksam zu machen. Der Wunsch, die Neliktenversicherung mit der JnvaliditätSversicherung zu verbinden, würde zu große Summen erfordern, daher sei jetzt nicht daran zu denken. Der Gedanke, irgend welche Schichten, die sich jetzt deS SegenS der Versicherung erfreuten, wieder auszuschalten, sei vollkommen in diskutabel. Was geschehen könne, um die Unbequemlichkeiten deS Bersicherungsgesetzes zu beheben, werde bei der nächsten Revision geschehen. Abg. Paasche (natlib.) bestreitet auS Anlaß einer Bemerkung des Abg. Singer, daß er selbst in der Kommission den Landwirthe» nachgesagt habe, sie kämen ihren moralischen Pflichten auf diesem Gebiete nicht nach. Abg. Frhr. v. Stumm (Reichsp.) warnt davor, die Alters- und Invalidenrenten noch zu erhöhen, denn Handwerk und Landwirthschaft würden dadurch überlastet. Abg. Singer (sozdem.) sagt, bei der jetzigen sozial politischen Richtung der Negierung befürchte er nur, daß die Ein- heitsreute zu niedrig ausfallen würde. WaS Herrn Paasche betreffe, so habe er jedenfalls in der Kommission gesagt, daß von den Landwirthe» zu wenig geklebt werde. Staatsminister Graf Posadowsky führtaus, daß in den ersten Jahren auf dem platten Lande die Kontrolle, weil sie dort viel schwieriger sei, ungenügend gewesen sein möge. In den letzten Jahren habe sich das aber geändert. Der Redner weist sodann ziffermäßig nach, eine wie hohe Belastung die Erhöhung der Rente» oder die Herabsetzung der Altersrenten mit sich bringen würde. Abg. Paasche (natlib.) betont, Herr Singer habe seine Ausführungen in der Kommission mißverstanden. — Beim Titel „Ueberwachung des Aus- wanderungswesenS" vermißt der Abg. Hahn (b. k. F.) eine Nückäußerung über die hier im Reichstage vorgebrachten Wünsche bezüglich der Sicherung der Mannschaften auf Seeschiffe», der Einrichtung der Schiffe rc. Ter Redner bringt schließlich einige Beschwerden über die Handelsschiffe vor. Staatsminister Graf Posadowsky legt in der Erwiderung' darauf dar, daß man in England keine günstigen Erfahrungen mit den Vor schriften über die Bemannung der Schiffe gemacht habe. Leichter sei eS schon, die Rettungsmaßregeln zu vervoll kommnen. Tüchtige ältere Aerzte würden immer schwer für den anstrengenden Dienst als Schisfsärzte zu gewinnen sein. Die Verwendung farbiger Mannschaften auf unserer Handelsflotte sei sehr gering, er habe aber an die Seebundsstaaten das Er suchen gerichtet, auf die Verwendung der farbigen Mannschaft» auf unseren Schiffen ein wachsames Auge zu haben sowohl im Interesse der Löhne wie im Interesse der eventuellen Bemannung unserer Kriegsschiffe. Abg. Frese (freis. Der.) bezeichnet die Be schwerden des Abg. Hahn als unbegründet; ebenso Abg. Ham macher (natlib.). Abg. Hahn (b. k. F.) entgegnet, er stütze sich aus ein Schreiben deS Seefahrervereins an der Weser. Abg. Lieber (Ctr.) hält den Reichstag nicht für den Ort, wo solche Dinge über Privatgesellschaften erörtert werden könnten. — Beim Titel „Börsenausschuß" kommt Abg. Barth (freis.Ver.) auf das Börseugesetz und die Thätigkeit der Börsenkommissionen zu sprechen. Ersteres sei verfehlt, letztere seien überflüssig. Die Folgen der Einführung der Terminregister ließen sich dahin zusammenfassen, daß man ein Konvolut leerer Blätter vor sich habe, das aber trotzdem Unheil stifte. Manche spekulirten und beriefen sich dann auf die Nichteintragung des einen Kontrahenten in das Börsenregister. Das Schlimmste, was durch das Börsen gesetz herbeigesührt sei, liege auf dem Gebiet der Produktenbörse. Die große Produktenbörse sei dadurch vernichtet worden, und davon habe nicht nur Handel und Industrie Nachtheil gehabt, sondern vor Allem die Landwirthschaft. Abg. Gamp (Reichsp.) sagt, der Abg. Barth sei sehr im Jrrthum, wenn er glaube, daß die Agrarier allein das Börsengesetz zu Stande gebracht hätten. Fast alle Parteien hätten für einen großen Theil der Be stimmungen des Gesetzes gestimmt. Der legitime Handel werde durch das Börsengesetz nicht getroffen. Auch die Aufhebung des Terminhandels erweise sich schon als segensreich, denn die Spekulation habe abgenommen. Abg. Barth (freis. Ver.) bemerkt, er habe nur auf die Erfahrungen Hinweisen wollen, die man bisher mit dem Börsengesetz gemacht habe. Abg. Graf Arnim (Reichsp.) betont, daß die Einschränkung der Spekulation durch das Bör;engesetz unbestreitbar sei. Abg. Paasche (natlib.) sagt, für das Zustandekommen des Börsengesetzes sei auch die freisinnige Partei verantwortlich. Die Zustände an der Börse vor Erlaß des Börsengesetzes seien ganz trostlos gewesen, das sei sogar vou freisinnigen Zeitungen anerkannt worden. Nun thue man, als wenn alle traurigen Erscheinungen nur vom Börsengesetz her rührten. Hieraus wird die Berathung abgebrochen. — Dienstag: Fortsetzung der Berathung. In der Budgetkommission deS Reichstags erwiderte auf eine Anfrage Richters, was der Staatssekretär von der Affaire DreyfuS mitthcilen könne und ob es wahr sei, daß derGenanute Beziehungen mit deutschen Stellen gehabt habe, Staatssekretär von Bülow: „Ich glaube mich um somehr der Reserve befleißigen zu müssen, als zu erwarten steht, daß durch die in Frankreich selbst eingeleitcten Prozesse Licht über die Angelegenheit verbreitet werden wird. Ich beschränke mich darauf, auf das Allerbestimmteste zu erklären, daß zwischen dem Exkapitän Dreyfus und irgend welchen deutschen Organen Beziehungen oder Verbindungen irgend welcher Art niemals bestanden haben. Die Namen Walsin, Esterhazy und Picqnart habe ich vor drei Wochen zum ersten Male in meinem Leben gehört. Die Geschichte von dem angeblich in einem Papierkorbe gefundenen Briefe eines mysteriösen Agenten würde sich vielleicht in einem Hintertreppen-Roman hübsch ausnehmen; sie existirt über natürlich nur in der Phantasie. Ich muß endlich mit Be friedigung konstatiren, daß die sogenannte DreyfuS-Affaire zwar viel Staub aufgewirbelt hat, aber die zwischen Deutschland und Frankreich bestehenden gleichmäßig ruhigen Beziehungen nicht zu stören vermochte." 3Cls eine Anfrage Hammachers fügt der andauernder ländlicher Arbeit sind die Bergarbeiter nicht fähig- Da sie in ihrer Berussthätigkeit in stauberfüllter ungesunder Lust daS belebende Licht der Sonne entbehren müssen, so darf man sich nicht wundern, daß ihnen mit der Frische der Gesichts farbe auch die Körperkraft abgeht, und gerade diese ist die uner läßliche Vorbedingung für andauernde ländliche Arbeit. Auch hängt der Bergmann mit besspielloserTrene an seinem, vom Vaterauf den Sohn und vom Sohn auf den Enkel vererbten Beruf, der den Urvätern schon daS Brot gegeben. Würde eS jemals, was wir für absolut ausgeschlossen hallen, doch zu Arbeiterentlassungen kommen, so würden unsere Bergarbeiter die ihnen lieb gewordene Scholle verlassen, sie würden auSwandern, das obnehin schon be- deicklich große Proletariat vermehren und dem Elend anheim fallen, aber einen anderen Beruf ergreifen würde» sie nicht! Noch andere Charakterzüge sind der Bergmannsbevölterung in unserem Silberbezirk eigen, die dem ganzen Stande zur Ehre gereichen: ein festes Gottvertrauen, wie es in so manchem bergmännischen Brauch zum Ausdruck kommt, Genügsamkeit, Nüchternheit, beharr liches Festhalten am Althergebrachten, Treue und Ehrlichkeit. Kaum jemals haben wir in unseren Berichten auS den Gerichtsverhandlungen die Verurtheilung eines Bergmannes gefunden. Und dann noch eine Eigenschaft besitzt der Arbeiter unserer Erzgruben: eine unerschütterliche Treue zu dem angestammten Fürstenhause. Durch seine sonstigen Charaktereigenschaften gefestigt und durch die Er fahrungen auf der Grube der Segnungen landesväterlicher Für sorge sich bewußt, die er fortgesetzt vor Augen sieht, hält der Bergmann fest an unseren monarchischen Einrichtungen und hat den Einflüsterungen sozialistischer Volksverführer sein Ohr verschlossen. Daß seine Vorfahren ihre Unterthanentreue schon oft in kriegerischer Bedrängniß und in Zeiten staatlicher Noth durch die That bewiesen haben, zeigt die Geschichte unserer Stadt. Se. Majestät unser allverehrter König Albert hat denn auch die treue Gesinnung unserer Bergarbeiterbevölkerung schon zu wiederholten Malen rühmend anerkannt, undderBergmann ist stolz auf dieses Lob auS dem Munde des allerhöchsten Bergherrn. Dieser am Alther gebrachten hängenden, konservativen Bevölkerung den Nährboden entziehen, den ihr Jahrhunderte hindurch daS ehrwürdigste und konservativste Element in unserer gesammtea Industrie, der Erzbergbau, ge währte — bei Gott, es wäre keine konservative That! Aufrichtig dankbar sind wir der Königlichen Staatsregierung > und unserer sächsischen Volksvertretung, daß dieselben bestrebt gewesen sind, mit schonender Hand die Wunden zu behandeln, die der Niedergang des Bergbaues dem wirthschastlichen Leben unseres großen Bezirkes geschlagen. Nur schweren HerzenS hat sich die Regierung entschlossen, mit einer allmählichen Einschränkung des Betriebes vorzugehen. So langsam freilich, daß die Folgen dieser Abrüstung für unsere Gegend wirthschastlich nicht bereits recht fühlbar geworden wären, ,st dieses Tempo des AbrüstuugS- plancs nicht gewesen. Schon manche bittere Klage ist auS den einzelnen Orten unseres BergbezirkeS laut geworden über Wegzug der Bevölkerung, Abnahme der Steuerleistungen, Leer stehen der kleinen Wohnungen, Entwerthung deS Grundbesitzes, Schädigung des Gemeindelebens, Rückgang des Waarenverbrauchs und dergleichen mehr. Daß diese Klagen nicht übertrieben sind, dafür spricht schon die Statistik des Arbeiterbestandes auf den Gruben. Bereits sind zwei Gruben aufgelassen: Auf Junge hohe Birke wurde der Betrieb im Frühjahr 1893 eingestellt und Grube Vereinigt Feld wurde 1895 eingezogen. Auch Grube Kurprinz wird zum Erliegen kommen. Der Arbeiterbestand, der Ende 1886 noch 5015 betrug, sank bis 1892 auf 4226, 1893 aus 4113, 1895 auf 3763, 1896 auf 3527, 1897 auf unter 3300 und soll zum JahrrSschluß 1899 auf 3150 herabgehen. DaS bedeutet schon jetzt eine Abnahme vou 1800 Mann und bis Ende nächsten Jahres von nahezu 2000! Die Grundsätze, die hierbei maßgebend gewesen, kann man nicht anders als human nennen. Die Regierung erklärte ausdrücklich und hat auch nach diesem Grundsatz gehan delt, mitMannschastSentlassungen nicht vergehen zu wollen und die Einschränkung deS Mann schafsbestandes nur dadurch herbeizusühren, daß der natürliche Abgang an Arbeitern nur in soweit durch neue ersetzt wird, als estheilsaus technischen Gründen, theils auch zur Verhütun g eines Nothstandes der Bevölkerung unbedingt erforderlich ist. Die Finanzdeputation der 2. Kammer hat sich in ihren Berichten vom 2. März 1894 wie vom 28. Februar 1896 mit diesem Vorgehen einverstanden erklärt und nur hinzn- gefügt: „Sollten sich die Verhältnisse in der überseeischen Erz lieferung noch mehr verschlechtern, und ein weiteres Fallen des Silberpreises in Verbindung mit einer weiter zunehmenden Verarmung der Erzmittel eintreten, so würde man in späteren Budgetperioden der Frage näher zu treten haben, ob der jetzt auf eine lange Reihe von Jahren in Aussicht genommene Ab- rüstungsplan i» einem etwas schnelleren Zeitmaße ausgeführt werden soll." Von diesen drei Voraussetzungen ist bisher nur eine, und auch nur in geringem Maße eingetreten: ein weiterer Rückgang des Silberpreises. Dagegen hat die überseeische Erz- liejerung, wie der neue Etat für 1898/99 ausdrücklich feststellt, sich gehoben und auch die Erzmittel fließen reichlich. Nichts ist irriger als die hier und da aufgetauchte Meinung, daß die Erzgruben nicht mehr ergiebig seien; das grade Gegentheil trifft zu. Ebenso unzutreffend ist beiläufig die Meinung, die Gruben könnten zeit weilig bis zu besseren Silberpreisen geschlossen werden. Ge schlossene Gruben verfallen und ersaufen; mau müßte dann mit unverhältmßmäßigeu Opfern von vorn ansangen nnd würde es tief zu beklagen haben, wenn man s.Z. vor geschlossenen Gruben und erloschenen Hütten stände. Bcmerkenswerth ist übrigens, daß die Jinanzdeputatiou von späteren Finanzperioden spricht, nicht vonder näch sten Finanzperiode! Sie hält also offenbar noch immer au dem Grundsatz fest, daß größere Zeiträume ver st reichen müssen, ehe man über das Schicksal des Bergbaues folgenschwere Beschlüsse faßt. Die drei noch in vollem Betriebe befindlichen Gruben Himmel fahrt, Himiuelssürst und Beicheert Glück müssen mit ihrem sesten Arbeiterstanim, der eine rationelle Bcwirthschastung gerade noch zuläßt, unbedingt planmäßig und bewußt erhalte» bleiben! In diesem Sinne äußert sich auch die Regierung im Etat für 1898/99. Die Gründe hiefür hat die Regierung in ihren Erläuterungen zum Etat für 1894/95 gegeben. Hiernach weisen die finanziellen Verhältnisse bei der Grube Beschcert Glück, deren Erze außerdem den Hütten ani allerunentbehrlichsten sind, schon darum aus einen dauernden Fortbctrieb hin, weil sie unter allen fiskalischen Gruben die günstigsten Betriebsergebnisse geliefert hat. Und von den anderen beiden Gruben heißt cs dort: „Es empfiehlt sich, die zwei größten fiskalischen Gruben, Himmelfahrt und Himmelssürst, so lange als möglich in ihrem jetzigen Bctriebsumfange zu erhalten. Denn sie bilden nach ihren, ausgedehnten Gangnetze und ihren Betriebseinrichtungen den Hauptstamm des Freiberger Staatsberg baues. Die einzelnen Abtheilungen einer jeden dieser beiden Gruben befinden sich betreffs der Wasserhaltung und Wetter- Polittsche Umschau. Freiberg, den 25. Januar. Die Verhandlungen mit der chinesischen Re gierung über die Genugthuung für die an den deutschen Missionaren in Südschantung ver übten Blutthaten sind abgeschlossen und habe» zu uacbsolgenden Ergebuissen geführt: 1) Der bisherige Gouverneur der Provinz Schantung, Li Ping Cheng ist abgesetzt und ihm die Befähigung abgesprochcn worden, je wieder ein hohes Amt zu bekleiden. Sechs von uns bezeichnete obere Beamte sollen aus der Provinz Schantung versetzt und bestraft werden. Gegen die an den Morden selbst belheiligten Verbrecher ist das Straf verfahren im Gange. 2) Für den der katholischen Mission und ihren Angehörigen erwachsenen materiellen Schaden verspricht die chinesische Negierung die von der Mission gesvrderte volle Ent schädigung in Höhe von 3000 Taels zu zahlen. 3) Zur Sühne des Todes der Missionare sollen drei Kirchen errichtet und mit einer kaiserlichen Schutztafel versehen werden, und zwar eine (von der Mission bereits begonnene) Kirche in Tsinnig, eine in der Stadt Tsaotschousu und eine am Orte des Mordes selbst im Distrikt Chüychhsien. Die chinesische Negierung verpflichtet sich, für jede Kirche 66000 Taels anzuweisen, für die beiden Kirchen in Tsaotschousu und am Orte der That außerdem freie Bauplätze. Ferner werden zum Bau von 7 sicheren Wohnhäusern sür die katholischen Missionare in der Präfektur Tsaotschousu 24 000 Taels angewiesen. Alle diese Geldzahlungen erfolgen durch Ver mittlung der kaiserlichen Gesandtschaft, um die Missionare vor Reibungen mit den chinesischen Beamten zu bewahren. 4) Zum Schutz unserer Missionare wird ein besonderes kaiserliches Edikt veröffentlicht werden. — Der Staatssekretär des Aeußern, der diese Erklärungen in der Budgetksmmission abgab, fügte noch Folgendes hinzu: Die chinesische Regierung hat hiermit alle von uns in dieser Richtung gestellten Forderungen bewilligt. Die bezüglichen Verhandlungen sind von unsern Vertretern, der ihnen von hier ertheilten Weisung entsprechend in fortgesetztem B»- nehmen mit dem Stellvertreter des Bischofs Anzer gejührt worden, gleichzeitig ist von unS so viel alS nur möglich der werthvolle Rath deS gerade in Europa anwesenden Bischofs Anzer benutzt worden. Nach der Ansicht des Bischofs wird namentlich die Gewährung der drei kaiserlichen Schutztafeln, eine in China äußerst seltene Vergünstigung, wesentlich zur Erhöhung des An sehens der katholischen Missionare bei der chinesischen Bevölkerung beitragen. Die kaiserliche Regierung glaubt hiermit, Alles ge than zu haben, was sür die Vergangenheit zur Sühnung der be gangenen Frevel ohne Anwendung von Härte zulässig war, gleichzeitig aber für die Zukunft in den Grenze» der Möglichkeit ähnlichen Ereignissen vorgebeugt zu haben. Die kaiserliche Ver tretung in China wird die genaue Ausführung der ausgemachten Zugeständnisse, soweit diese nicht schon jetzt erfüllt sind, sorgfältig überwachen. Die beste Bürgschaft aber erblicken wir in der — nunnrehr aus gesicherter und vertragsmäßiger Grundlage ruhenden — dauernden Anwesenheit der deutschen Kriegsschiffe und der deutschen Besatzung in der Kiaotschaubucht, durch welche die Macht des deutschen Reiches ständig und sichtbar den chinesischen Provinzial- und Lokalbehörden, sowie der Bevölkerung vor Augen gehalten wird, die hoffentlich nicht wieder vergessen wird, daß kein gegen einen Reichsangehörigen begangenes Unrecht ungesühnt bleibt. AuS dem Reichstage geht der nationalliberalen „B. B. Z." folgender Stimmungsbericht zu: Die Debatten finden vor sehr schwach besetzten Häusern statt, indessen ist dies kein Zeichen für die Gleichgiltigkeit der Abgeordneten oder gar die Folge der Diätenlosigkeit derselben, wie es in freisinnigen Blättern heißt, sondern nur ein äußeres Merkmal der tiefen vorherrschenden Verstimmung. Die Fraktionen kommen häufig genug zusammen, um die Tagessragen zu berathen, wenn auch nichts davon verlautet. Ueberaü ist man sich nun darüber klar, daß die gegenwärtige letzte Tagung der laufenden Reichstagsperiode in den vornehmsten Tages fragen resultatlos verlaufen wird. Daß die Miluärstrafprozeß- Rejorm schon so gut wie begraben ist, das wird auch dem minder Eingeweihten, der die Verhandlungen der Budgetkommission ver folgte, klar sein. Aber wichtiger ist, daß bei Zeiten da raus hingewiesen werden muß, daß man im Reichstag kaum mehr aus eine günstige Erledigung der Marine- Vorlage hosst. Es herrschen eben Prinzipien bei einem großen Theile der ausschlaggebenden „Stimmen" vor, die durchaus nicht von den großen Anschauungen der Reichswohlsahrt ausgchen. Bald wird zu sehr am Tage engherzig geklebt, bald zu sehr ins unfaßbare Weite geblickt. Die innere Zerfahrenheit ist auf einem hohen Standpunkt angelangt und dieS zu einer Zeit, in der wir fraglos wieder politisch aufwärts schreiten und unsere Bedeutung als Machtfaktor stetig wächst. Mag sein, daß bei denjenigen Fraktionen, welche sich dieses Widerspruchs voll bewußt werden, hierin der Grund der auch bei ihnen vorherrschenden Verstimmung zu suchen ist. Thatsache ist, daß sie sich „in allen Bänken geltend macht und daß man erregten Tagen entgegengeht." Nichts beweist so sehr die Nothwendigkeit einer zielbewußten führenden Kraft, als diese gegenwärtige Situation. Der deutsche Reichstag giebt eben wieder ein geschichtliches Beispiel für die geringe politische Denkfähigkeit, die sich überall dort zeigt, wo andere als rein nationale Interessen im Vordergrund der bewegenden Momente stehen. Der Reichstag hat gestern in zweiter Lesung die Berathung des Etats für das Reichsamt des Innern fortgesetzt. Bei dem Abschnitt „JnvaliditätS- und Altersversicherung" spricht der Abg. v. Czarlinöky (Pole) den Wunsch nach einer Revision diese- Gesetzes auS. Abg. Graf Stolberg (kons.) schließt sich diesem Wunsche an. Abg. Thomsen (freis. Ver.) befürwortet, daß aus
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