Volltext Seite (XML)
SchjmlmMr Tageblatt Erscheint täglich Vtii Ausnahme der Tage . Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn nach Sonn- und Festtagen. Kaufmann Otto Förster, in LangenchurL- Amiahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt Vierteljahr- Nch 1 Mt. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Tinges. 20 Pf. Expeditton: Waldenburg, Obergasse 291L. —MMM flr de« AMrath r> WaideildMß. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtensteiu-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Waldenburger Anzeiger dorf bei Herr» H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. 1W. Mittwoch, den 1. Juni 18S2. WiHeruuasdertM. ausgenommen am 31. Mat. nacbm. 4 Ubr. Vnvmeterstmr- 760 ww. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerstau- -s- 26° 0. (Morgms 8 Uhr -s- 23'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 28'/». ThaupMltt -f- 8 Grad. Wiu-rtchtuug: Ost. Daher WitteruugSauSfichtM für dm 1. Juni: Halbheiteres, windiges, fortdauernd warmes Wetter. 'Waldenburg, 31. Mat 1892. Im socialdemokratischen Lager herrscht allgemeine Klage darüber, daß für die Agitation auf dem Lande nur ein geringes Material vorhanden sei, aus dem sich die „Genossen" über die ihnen vollständig fremde Lage der Landwirthschaft ortentiren könnten. Die socialdemokratische Parteileitung halte zwar einen Auf ruf erlassen, daß die Genossen auf dem Lande Material einsenden sollten und auf dem Parteitage in Erfurt wurde verkündet, daß der Aufruf einen ganz ungeheuren Erfolg gehabt habe; aber man hat bis jetzt noch nicht allzuviel spüren können. Nur hin und wider läßt sich in socialdemokratischen Organen ein Eingeweihter hören. Welcher Art aber diese Stimmen find, und welches Unmaß von Unverstand, absichtlicher Verdrehung und falscher Darstellung dabet zusammen kommt, davon möge nachstehende Charakteristik des Bauernstandes aus etnem tm „Vorwärts" unter dem Titel „Handwerker und Kleinbauern in Mecklenburg-Strelitz" abgedruckten längeren Aufsatze den Beweis liefern: „Ein der Größe des Grundstücks entsprechender Viehbestand ist — so heißt es in dem in Rede stehen den Artikel — selten vorhanden und so fehlt eS an Dung. Neue Saaten kann er sich ebenfalls nicht ver- schaffen, eS wird die eingerrntete Frucht wieder zur Saat verwendet und dadurch die Qualität der Frucht von Jahr zu Jahr verschlechtert. Wenn man dann tm Sommer über so ein Feld geht, so kommt etnem der Jammer In'S Herz. Statt wogende Kornfelder zu sehen, erblickt man oft kümmerliche Saaten, die mit dem überhandnehmenden Unkraut den Kampf um'S Dasein kämpfen. Kommt nun die Zett der Reife, so hat das Unkraut den Platz behauptet und di« Frucht ist zurückgeblieben. Der Besitzer aber steht rathlos da und glaubt möglicher Weite, das Land sei ihm „behext", wo doch nur die schlechte Saat und mangel hafte Bearbeitung schuld find. Ist die Zett der Ernte da, kommt auch das alte Leiden wieder. Wären ge nügende Arbeitskräfte vorhanden, so könnte alles sehr gut eingeerntet werden und man wäre nicht so abhängig von der Witterung. Der kleine Besitzer ist aber wieder auf sich selber angewiesen und das wenige, was bis dahln allen Gefahren entgangen, verdirbt oft noch jetzt zum großen Theile, weil ,s nicht zur rechten Zett eingehelmst werden kann. Ist nun die Ernte eine besonders günstige und kann der Sch-unenraum nicht alles fassen, so bleibt der Rest, der schon durch die Witterung stark gelitten, draußen, wird in Miethen gesetzt und dann in der Feuerkaffe gut versichert. Aus- zudreschen würde es sich nicht der Mühe lohnen und so geht eS dann häufig genug in Flammen auf Ist die Ernte überhaupt eine ungünstige und hat fie durch lang anhaltendes Regenwetter stark gelitten, so geht fie oft ganz in Flammen auf, es wird der Drescher- lohn gespart und der Besitzer steckt das Geld mühe- und skrupellos in die Tasche oder schüttelt sich damit einige Gläubiger ab; daß die menschliche Gesellschaft darunter zu leiten hat, macht ihm weiter keine Schmerzen. Was alles durch diesen Kleinbetrieb ver- schwendet wird und umkommt, übersteigt noch das jenige, was die besitzende Klaffe vergeudet." Die Widersprüche in obigen Ausführungen brauchen nicht erst besonders hervorgehoben zu werden. Nur die infame Verleumdung, mit der angedeutet ist, daß dir Bauern gemeiniglich Brandstifter seien, verdient besondere Beachtung. Die Bauern und Kleinbesitzer s mögen es sich merken, welches Bild die „aufklärende" Soctoldemokratie von ihnen entwirft und mögen daraus entnehmen, wes Geistes Kind die Agitatoren find, welche auf die Dörfer kommen, um Klein- gegen Groß besitz und Arbeiter gegen Arbeitgeber aufzuhetzen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am Sonntag Abend von seinen Jagden tm Osten wieder tm Neuen Palats In Potsdam eingetroffen. Am Montag Hörle 1er Monarch Vor träge, mittags war Tafel zu Ehren der zum Besuch eingetroffenen Herzogin von Edinburg. Nachmittags fand eine Generalprobe zu dem großen Zapfenstreich statt, welcher Dtenslag Abend zu Ehren der Königinnen der Niederlande abgehalten werden soll. Am Montag Abend erfolgte die Ankunft der Königin-Regentin Emma der Niederlande und ihrer Tochter, der kleinen Königin Wilhelmine. Der Kaiser empfing die hohen Gäste mit den Prinzen seines Hames auf der festlich ge- schmückten Station Wildpark, wo eine Compagnie der Garde-Jäger als Ehrenwache ausgestellt war. Nach sehr herzlicher Begrüßung erfolgte unter Kavallerie- EScorte die Fahrt zum Neuen Palais, wo eine zweite Ehrenwache ausgestellt war. Auch zwischen der Kaiserin und den holländischen Gästen war der Empfang ein sehr herzlicher. Heute Dienstag findet auf dem Tem pelhofer Felde bet Berlin die große Frühjahrsparadr der dortigen Garnison statt. Die Zusammenkunft zwischen dem Czaren und - unserem Kaiser steht nunmehr unmittelbar bevor, ; aber über den Ort der Begegnung ist noch nichts Bestimmtes bekannt. Die Angaben schwanken zwischen Kiel und Potsdam, doch wird es wohl bei dem ruht- gen Potsdam verbleiben, weil dort die für den Czaren unvermeioltchen Absperrungsmaßregeln tm größtmöglich- sten Umfange vorgenommen werden können. Der Berliner Mitarbeiter der englischen Wochenschrift „Speaker" hatte eine Unterredung mit Bismarck. „Die Leute irren sehr," wenn fie von meiner Rückkehr tn den Dienst sprechen, sagte der Fürst. „Sie schei nen anzunehmen, es sei einfach nothwendig, mich zu rufen, und ich werde sogleich kommen. Sie vergessen, daß ich ein Gentleman bin. Sie vergessen, was ich mir selbst, was ich meiner Ehre schulde." Das Ge spräch kam dann auf das Verhältntß Deutschlands zu Frankreich. Bismarck meinte, der lange drohende Kampf mit Frankreich werde sicher eines Tages kom men. „Zu sagen, wann, auch nur annähernd, sei unmöglich. Jedenfalls wird Deutschland niemals den ersten Stretch führen, das ist ganz sicher. Was will Deutschland von Frankreich? Nichts! Was hat eS von etnem Krieg zu erwarten? Nichts! Nein, wenn ein Krieg ausbrtcht, früher oder später, so wird, so muß der Angriff von Frankreich kommen." Bismarck betonte weiter die traditionelle Freundschaft Deutsch lands und Englands, die allerdings mehr negativer als positiver Art sei. „Ich meine, wir waren immer gute Freunde, weil niemals Grund vorhanden war, warum wir es nicht sein sollten." Zur Suezcanalfrage be merkte der Fürst: „Warum sollte England Egypten verlassen? Es ist durch den Suezcanal mehr tn Egypten tnteresfirt, als irgend ein anderes Land. Gibraltar und Malta find Annehmlichkeiten, der Suez canal aber ist eine Nothwendigkett." „Rußland" — sagte er tm Laufe des Gesprächs — „kann sich nicht nach Westen ausdehnen; es wünscht dies nicht und könnte es nicht, wenn es sein Wunsch wäre. Sein natürliches Verlangen geht darauf, das Meer zu er reichen, im Süden einen guten Hafen zu besitzen. ES wäre weder gegen Deutschland noch gegen Oesterreich aggressiver als jetzt, wenn es in den Besitz Konstan tinopels käme. Vielleicht wäre dies eine wirkliche Er leichterung für unsere Ostgreuze." Die Beisetzung der Leiche des Oberbürgermeisters von Forckenbeck in Berlin hat Montag Vormittag unter großen Ehren stattgefunden. Der Trauerfeier wohnten der Reichskanzler Graf Caprivi, der Minister präsident Graf Eulenburg, die Minister v. Bötticher, Bosse, v. Berlepsch, Thielen, Miquel und die Staats sekretäre v. Stephan und v. Maltzahn bei. Der Kaiser hatte den Hinterbliebenen ein Telegramm gesandt, die Kaiserin sandte den Freiherrn v. Mirbach, die Kaiserin Friedrich den General Mischke. Alle Parlamente tn Berlin, sowie die Provinzial- und Lokalbehörden waren vertreten. Die Gedächtnißrede hielt Bürgermeister Zelle, als Geistlicher fungtrte vr. Hoßbach. Im lan gen Zuge bewegte sich der Leichenconduct zum Nikolai- ktrchhof, wo der Sarg In das Grab gesenkt wurde. Or. Hoßbach segnete dasselbe ein. Ueber die Ntchttheilnahme der katholischen Geistlichkeit an dem Begräbnisse des Oberbürger meisters von Forckenbeck äußern sich die Berliner Zei tungen in sehr scharfen Worten. So bemerkt die „Voss. Ztg.", daß dieser Vorgang am besten die Un duldsamkeit der Kirche beweise, welcher man kürzlich erst die Volksschule habe überliefern wollen. Von katholischer Seite wird dem entgegengehalten, man habe angesichts des kirchlichen Standpunktes ForckenbeckS nicht anders handeln können. Zum Besuch der beiden holländischen Königin- nen tn Berlin bringt die „N. A. Z." einen Artikel, worin es heißt: „Je mehr die Holländer erkennen, daß auch die Deutschen, je stärker fie geworden sind, um so beharrlicher darnach trachten, die Werke des Friedens zu fördern und ihre Kraft zur Hebung des Wohlstandes und der Gesittung tm Innern des Reichs einzusetzen, um so ferner werden fie sich von jedem Mißtrauen gegen den Stammcsoetter fühlen und um somehr dir Berechtigung jenes Wortes unseres kaiser lichen Herrn zuzugeben geneigt sein, nach welchem unsere Zeit dem Verkehr angehört. Daß die sich da raus ergebenden Verpflichtungen und Wohlthaten wie tn Deutschland auch in den Niederlanden richtig er kannt und gewürdigt werden mögen, ist ein Wunsch, den auszusprechen an einem Tage nahe liegt, an dem die königlichen Damen von Holland zum Besuch au das kaiserliche Hoflager an der Havel kommen, um an demselben die ausgesucht edle Gastfreundschaft er widert zu sehen, durch welche unser kaiserlicher Herr am niederländischen Hofe in unvergessener Weise aus- gezeichnet wurde." Der „Deutsche Reichsanz." veröffentlicht nachstehende Erklärung: „Berlin, den 29. Mai 1892. Zur Bro schüre „Neue Enthüllungen, Judenflinten I. u. II. Theil" wird hierdurch auf Grund der inzwischen angestellten Ermittelungen Nachstehendes veröffentlicht: 1. Die von der Commandttgesellschaft auf Actten, L. Löwe u. Co. hier, für die Militärverwaltung geliefer ten 425,000 Gewehre 88 entsprechen allen Anforde rungen, die an die Kriegsbrauchbarkeit derselben zu stellen find. 2. Die sämmtlichen tn der Broschüre