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mahl, welches die Provinz Pommern den kaiserlichen Herrschaften gab und deren Wohl namens der Provinz Präsident von Köller ausbrachte. Der Kaiser ant wortete mit einem Hoch auf die Provinz Pommern. Er wies darauf hin, daß Pommern stets durch enge Bande mit dem Hauke Hohenzollern verknüpft war. Auch er würde sicher nach dem Vorbilde seines bochseligen Va ters Majestät als Statthalter der Provinz in nähere Be ziehungen zu derselben getreten sein, wenn nicht das tra gische Geschick eingegriffen hätte. „Um so meyr ist es mir eine ganz besondere Herzensfreude, daß ich an dem heu tigen Tage in Ihrer Mitte weilen kann. Das pommersche Gelöbniß, das wir soeben gehört haben, nehme ich dan kend an, von der festen Ueberzeugung beseelt, daß die Treue der Pommern zu mir und meinem Haufe dieselbe bleiben wird, wie zur Zeit meiner Vorfahren. Auch ich werde mich bestreben, in dem arbeitsamen Leben, wie es meine Vorfahren geführt haben, für die Provinz Pom mern zu sorgen und darauf Bedacht zu nehmen, das Wohl der Provinz zu fördern, soweit es m meinen Kräften steht. Ich schließe mit dem Wunsche, daß es mir gelin gen möge, die Provinz Pommern vorwärts zu bringen, daß das Leben und Wirken in der Provinz sich mehren, blühen und gedeihen möge. Ich schließe mit dem Worte des Dichters, das einstmals gesprochen wurde, als ein lebendes Bild zur Feier unserer Hochzeit gestellt wurde, darstellend die Einnahme Stettins durch den Großen Kurfürsten. Der rothe Greif hat sich tapfer gegen den rothen Adler gewehrt, und schwer ist es meinen Vorfah ren geworden, das harte Land der Pommern zu erwer ben. Seitdem wir aber als Freunde Jahrhunderte hin durch zusammenstehen, kann ich wohl mit dem Dichter sprechen: „Und Brandenburg und Pommern — das trennt kein Teufel mehr!" So erhebe ich denn mein Glas und rufe. „Die braven Söhne Pommerns und ihre Provinz, sie leben hoch, hoch, und nochmals hoch!" Am Abend fand große Illumination statt. Sonntag Vormittag ertheilte der Kaiser mehrere Audienzen, worauf größerer F.ldgottesdienst stattfand. Nach dem selben erfolgte die Abreise der Kaiserin nach Potsdam und die Weiterreise des Kaisers. Die Ankunft des Monarchen erfolgte Sonntag Abend ohne speziellen größeren Empfang in Danzig. Die Nacht zum Mon tag verbrachte Se. Majestät an Bord der im Danziger Hafen vor Anker liegenden Dacht „Hohenzollern" und heute Montag erfolgt dann die offizielle Begrüßung in der alten Ostscestadt. Nach Schluß der Danziger Kaisertage entspricht der Kaiser einer Einladung des Grafen Dohna zur Jagd. Das Befinden des Kaisers ist durchaus befriedigend, der Empfang war sehr herzlich. Ueber Fürst Bismarcks Theilnahme an der am 22. d. M. in Fiume stattfindenden Hochzeit des Gra fen Herbert Bismarck mit der Gräfin Margarethe Hoyos ist etwas Bestimmtes noch nicht bekannt. Der Fürst hat den Wunsch, ob er sich erfüllt, ist eine ab- zuwartende Sache. Der Reichskanzler Graf Caprivi wird Ende die ser Woche zur Ausnahme seiner Amtsgeschäfte wieder in Berlin eintreffen. Sein Befinden ist das Beste, von irgendwelchen Rücktrittsgedanken ist keine Rede wehr. Eine Amnestie ist in Baden aus Anlaß des Re gierungs-Jubiläums des Großherzogs erlassen worden: Bei verschiedenen wegen politischer Verbrechen Verur- theilten ist ein Erlaß der noch zu verbüßenden Strafe : oder der Kostenschuld, sowie in einer Reihe weiterer Fälle, in welchen die Verurtheilten zu längerer Strafe - verurtheilt waren, ein theilweiser Nachlaß der Strafe : eingetreten. s Der hessischen Kammer ist eine erhebliche > Mehrforderung für die Civtlliste des jungen Groß- i Herzogs zugegangen. i Die Ausführung des Nationaldenkmals für ' Kaiser Wilhelm I. in Berlin, welche in diesen Tagen dem Professor Reinhold Begas übertragen ist, wird ' nicht nach dem sehr abfällig krittsirten Entwurf er- ! folgen, welchen der genannte Künstler für die zweite i engere Denkmalsconcurrenz hergestellt hatte. Begas hat vielmehr schon einen dritten Entwurf vollendet, auf Grund dessen eben die Uebertragung der Arbeit erfolgt ist. In dem neuen Modell find Einzelheiten der früheren Entwürfe übernommen während die Män- i gel vermieden sein sollen. ' General z. D. von Blumenthal ist am Sonnabend ! in Kassel gestorben. Die neue Militärvorlage für den Reichstag, welche vor einigen Wochen angeküadigt wurde, gilt all- , gemein jetzt als vertagt. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, der Kaiser habe sich über den Stand der Ar beiten Bericht erstatten lassen und sich die Entscheidung für seine Person ausdrücklich Vorbehalten. Der Kai ser soll keineswegs geneigt sein, wesentlichen Abkürzungen an der Dienstzeit zuzusttmmen. Andere Zeitungen wollen, was aber sehr unwahrscheinlich klingt, von . Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Reichskanzler und oem Kaiser in militärischen Fragen wissen. Die Ernennung des Majors a. d. Frhrn. v. Man teuffel zum Obercommandirenden der deutschen Schutz truppe in Ostafrika hat, wie man aus Berliner colo- nialen Kreisen mittheilt, ein anscheinend nicht unberech tigtes Erstaunen verursacht, da Herr v. Manteuffel erst seit kurzer Zeit überhaupt in der Colonie ange kommen ist. Herr v. Schorlemer' Alst, der bekannte Centrums führer, will wieder in den Reichstag kommen. In der Generalversammlung des westfälischen Bauernver eins erklärte Herr v. Schorlemer-Alst, er sei bereit, jetzt, da er sich wieder wohl fühle, ein Mandat für den Reichstag, wenn es sein müsse, wieder zu über nehmen. Die Einnahme an Wechselstempelsteuer im deut sche» Reiche betrug amtlichen Nachrichten zufolge im Monat April d. I. 670,517,50 Mk. oder 51,512,60 ' Mk. weniger als im April des vorigen Jahres. Z Dem Bundesrath ist ein Entwurf von Ausfüh- s rungsvorschriften betr. die Unterstützung von Familien ? der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften zu gegangen. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurde am Sonnabend die Novelle zum Berggesetz in der,Gesammt- abstimmung angenommen, ebenso die Gesetzentwürfe über die Ablösung der Stolgebühren in der evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen und der Provinz Hannover. Es folgt die Berathung des Gesetzentwurfs Feuilleton. U« Gold »«d Liebe. Roman von O. Holzhauer. NachdruL »erist«». (Fortsetzung.) „Sie beabsichtigen das Geheimniß zu bewahren?" fragte Gideon weiter. „Auf das Heiligste," erwiderte Stefan mit feierlichem Ernste. Gideon ging zur Thür, öffnete dieselbe und trat hinaus, während er Stefan zu warten bat. 13. Kapitel. Stefan erhob sich leise und hinter dem Vorhänge des Fensters beobachtete er Gideon, bis derselbe zwischen den Bäumen verschwunden war; dann ging er leise hinaus und trat lächelnd zu seiner Mutter. „Es thut mir leid, daß ich Dich so lange habe warten lassen müssen," sagte er. „Ich habe noch Eini ges mit dem Manne, ihrem Vater abgemacht. Er ist ein prächtiger Mann." „Es macht nichts, Stefan, ich freue mich, etwas ausruhen zu können. Wohin ist der Mann gegangen? Er sieht nicht aus, als ob er als Arbeiter geboren sei, und warum blickte er so finster und so abwehrend?" „Ein von der Welt abgeschlossenes und in der Ein samkeit verbrachtes Leben hat ihn zurückhaltend gemacht, und natürlich schmerzt es ihn, sich von seiner Tochter zu trennen." „Die armen Leute!" flüsterte Frau Davenant seufzend. „Du hast ein gutes theilnehmendes Herz, meine liebe Mutter. Ich sehe jetzt schon voraus, daß das Mäd chen nicht lange der Theilnahme entbehren wird." Frau Davenant blickte auf — gerade als ob sie in seinen Zügen lesen wollte, welche Antwort er von ihr erwarte. „Ja," sagte sie, „ich freue mich sehr, eine junge - Gesellschafterin zu erhalten. Mein Leben war sehr - einsam, seit Du nicht bei mir bist." s „Und ich werde Dir wohl sehr oft ferne sein muffen," s murmelte er. „Aber Mutter, vergiß nicht, was ich - Dir unterwegs gesagt habe. Aus gewissen Gründen f darf dis Vergangenheit des Mädchens so wenig wie ? möglich berührt werden. Der Freund, der sie mir s empfohlen, wünscht, daß sie Alles, was ihr bisheriges Leben anbetrifft, so viel als möglich vergesse." i „Ich verstehe," sagte Frau Davenant gehorsam. Er dachte einen Augenblick nach, dann fügte er - hinzu: ' „Und — erinnere Dich, daß sie ihr ganzes Leben ! hier in der Einsamkeit des Waldes zugebracht hat, wo ihre einzige Gesellschaft in dem Waldarbeiter und dessen Frau bestand." ! „Ihre Mutter und ihr Vater?" fragte Frau Davenant. ' Stefans Gesicht erröthete etwas bei dieser Frage. ; „Gewiß; sagte ich nicht Vater und Mutter?" er- ) widerte er sanft. „Wohl, wir dürfen nicht zu viel s erwarten. Schließlich wird es für Dich nur angenehm j sein, ein frisches, unverdorbenes Kind um Dich zu ha- : ben, wenn sie auch nicht gerade sich fein zu benehmen ' weiß —" Plötzlich brach er ab, so daß Frau Davenant zu ihm aufblickte und der Richtung seiner Blicke folgte ! — auch sie war überrascht und erhob sich im selben E Augenblicke. Gideon Rolfe war zurückgekehrt und seine Begleiterin - war die Veranlassung des Staunens von Mutter und ( Sohn. Sie hatten den Anblick eines gewöhnlichen, i rauhen Arbeiterkindes erwartet und nun stand eine Er- s scheinung vor ihnen, deren strahlende Schönheit sie i überwältigte. - Langsam kam Una mit einer angeborenen Anmuth, k welche ihr Leben in der Natur zur Vollendung geführt ? hatte, auf sie zu. Nichts als die leichte Pfirsichfarbe betr. die Aufhebung der Steuerfreiheit der ehemals - Reichsunmiitelbaren gegen Entschädigung. Abg. Rickert i (freis.) behauptet, die Reichsunmittelbaren hätten über- ! Haupt keinen Anspruch auf Entschädigung und krttisirt ; das Verhalten dieser Familien in sehr abfälliger Weise. Abg. Bödicker (Ctr.) ist dagegen der Ansicht, oaß hier ; ein gutes Recht vorltege, dessen Ablösung natürlich eit- ' schädigt werden müsse. Abg. Sattler (natlib.) will nicht die Rechtsfrage ganz und gar bestreiten, hätte e- . aber gern gesehen, wenn die reichen Famtlbn freiwillig auf ihr Privilegium verzichtet hätten. Abg. Graf Limburg-Stirum (cons.), Finanzmtnister vr. Miquel und Or. Lieber (Ctr.) vertheidigen die Vorlage, welche dem Rechte entspreche und auch das Rechte treffe. Abg. Meyer (frei'.) bedauert, daß die reichen Familien sich vom Staate Geld schenken ließen. Der Gesetzentwurf - wird unverändert angenommen, eine vom Grafen Lim- ' bürg hierzu eingebrachte Resolution aber abgelehnt. Nächste Sitzung: Montag 1 Uhr. (Dritte Berathung der Landgemeinde.Ordnung für Schleswig-Holstein und des Gesetzentwurfs betr. die Aufhebung der Steuerpflicht der ehemals Reichsunmittelbaren.) - Die Voruntersuchung gegen den Geh. Commerzten- rath Baare in Bochum ist, wie der V. Z. von zu- > verlässiger Seite mitgetheilt wird, thatsächltch eingeleitet, - es sind bereits der Vorsitzende des Gerichtshofes im ( Bochumer Steuerprocesse, Landgerichtsdirector Thöne - in Essen, die Rechtsanwälte, die an den Verhandlungen als Vertheidiger dec Angeklagten oder Vertreter der Prtvatkläger betheiligt waren, sowie mehrere Personen, ? die in nicht amtlicher Eigenschaft den Gerichtsverhand« lungen beigewohnt haben, als Zeugen vernommen ; worden. Es handelt sich dabei um Feststellung der Aussage Baares, als er nach den Stempelfälschungen gefragt wurde. OeNerreich-Ling-rvl!. Mit der Einführung einer neuen Währung in Oesterreich-Ungarn soll nun Ernst gemacht werden, , doch werden noch manche Schwierigkeiten zu überwinden ? sein, bis die jetzt etngebrachten Vorlagen wirklich zum Gesetz erhoben sein werden. An Stelle des Guldens i wird die Krone treten, die in Hundert Heller zerfallen wird. Goldmünzen werden zu 10 und 20 Kronen ausgeprägt werden. Einige Dutzend czechtscher Turner haben beschlos sen, der Einladung zum großen französischen Turnfest in Nancy zu entsprechen. Dort wird es natürlich wieder nett gegen die Deutschen hergehen. Die Gemeindevertretung der kleinen böhmischen Stadt Horazdowitz hat den Anfang gemacht, dem Rathe des Jungczechenführers Gregr folgend, mit der Weigerung, fernerhin die Staatssteuer zu erheben und so eine Art von Steuervcrweigerung herbcizusühren. Der Versuch ist ganz vereinzelt und wird auch wohl nur harmlose Demonstration bleiben. Mankreich. Prinz Victor Napoleon macht auch wieder einmal von sich reden: Er erklärte in einer Unterredung mit einem Mitarbeiter des Figaro, die anarchistische Gefahr ! auf ihrem milchweißen ovalen Gesichte verrteth den > rascheren Schlag ihres Herzens, denn sie blickte auf die Fremden mit Ruhe und Furchtlosigkeit. Gideon Rolfe trat nun vor, nahm Una's Hand in die seintge und sagte zu Stefan gewandt, besten Auge er scharf fixirte: Herr Davenant, ich habe meine Tochter über das Anerbieten Ihrer Mutter, sie in ihre Obhut zu nehmen, unterrichtet, habe aber ihre Antwort nicht verlangt, bevor sie Ihre Mutter sehen würde." Stefan beugte sich nieder und legte seine weiße Hand auf der Mutter Arm. „Fräulein Rolfe," sagte er mit einer Stimme, in der sich väterliche Freundlichkeit und höfliche Ehrer bietung auf das Wunderbarste vermischten, „diese Dame ist meine Mutter. Gleich den meisten Müttern, deren Kinder ausgeflogen sind, lebt sie allein und empfindet bitter ihre Einsamkeit. Sie wünscht nun eine junge Dame zu finden, welche ihr Gesellschaft leisten möchte. Sie bietet Ihnen nicht nur eine Heimat, sondern -- ich denke, ich darf das hinzufügen, — auch ein Mutter- Herz." „Ja, wirklich," sagte Frau Davenant, während sie Una ihre Hand reichte; ihre Stimme zitterte und in ! ihrem Auge glänzte eine Thräne. Una, die fast athemlos von Einem zum Andern ge- blickt hatte, trat hinzu und nahm die dargebotcne Hand, aber im nächsten Augenblicke wandte sie sich um, hing an dem Arm Gideon's und begann plötzlich zu schluchze»: „O, Vater, ich kann Dich nicht verlassen!" flüsterte sie- Gideon beugte sich nieder, vielleicht um sein Gesicht zu verbergen, er kämpfte mit einer tiefen Bewegung- „Sei ruhig," sagte er mit tiefer Stimme, „es ist ! für Dein Bestes. Erinnere Dich dessen, was ich Dir gesagt habe. Du wünschtest die Welt zu sehen —" „Ja, mit Dir," sagte Una kaum hörbar. Gideon schüttelte den Kopf. (Fortsetzung folgt.)