Volltext Seite (XML)
nicht bemerkbar gemacht. Während der ganzen Dauer der Fabrikation dieser Gewehre haben ferner Controll- beschüsse Seitens der Gewehr-PrüfungS-Commtsfion stättgefunden, und haben sich bet diesen Beschüssen kei nerlei Anstände ergeben. 2) Die Firma Löwe war durch Consract verpflichtet, bis ult. Januar 1892 die letzten Waffen der thr übertragenen Lieferung von 425,000 Gewehren abzügeben, nicht, wie in der Bro schüre gesagt ist, am 1. Januar 1892. Witte Ja nuar find die letzten Gewehre der genannten Fabrik abgenommm worden. 3) Der Firma Löwe ist nicht ein Gewrhrprets von 58.Mk. gezahlt worden, wie die Broschüre behauptet, sondern ein erheblich geringerer. Unter Zugrundelegung des Gewehrpreises in den kgl. Fabriken kann die Firma Löwe etwa 2—4 Mk. an jedem Gewehr verdient haben, nicht 30 Mk., wie der Verfasser der Broschüre behauptet. 4) Gegen die ; Angeschuldigten, soweit sie der Militärgerichtsbarkeit unterstellt find, ist gerichtliche Untersuchung eingeleitet. ' 5) Dem Staatsanwalt ist von der Sache Mtttheilung zogegangen mit dem Anheimgeben, seinerseits die er forderlichen Schritte zu thun." Die Löwe'sche Gewehrsabrik in Berlin hat gegen s dm Rector Ahlwardt wegen seiner bekannten Flug- s schrift „Judenflinten" Strafantrag gestellt. Ueber die Arbeiterverhältnisse in Oberschle- s sien berichtet die „Schles. Ztg.": Der dauernd an- > wesenden oberschlefischen Arbeiterschaft beginnt gegen- ! wärtig in einzelnen Fällen die Gelegenheit zu dem ! reichlichen Verdienst der letzten Jahre zu mangeln. f Noch bemerkenswerther aber dürfte die Thatsache sein, j daß die sonst außerhalb Oberschlefiens Arbeit nehmen- ! dm oberschlefischen Arbeiter in diesem Jahr vergebens s in die Ferne gezogen find. Der wtrthfchaftliche Nie- ! dergang ist z. Z. so allgemein, daß nach Westfalen s ausgewanderle oberschlensche Bergarbeiter in großer ? Zahl, oft zu 10 bis 12 aus einer einzigen Gemeinde, i nach der Heimat zurückkehren, da fie in den westfält- r schm Grubm nicht angelegt werden können oder die s Abkehr erhalten haben." (Hiernach ist dort die segens reiche Wirksamkeit der Handelsverträge noch nicht etn- getreten.) Bet der am Donnerstag staltgehabten Reichstags- Ersatzwahl im Wahlkreis Aosel-Großstrelttz wurde der ^LmtrumScandidat Or Stephan-Beuthen O./L- mit 10,716 Stimmen gewählt. Abgegeben wurden 10,832 Stimmen. Nach einer Berechnung der „Militärztg." zählte die preußische Armee am 1. April d. I. 15,732 Officiere des Beurlaubtenstandes, nämlich 7507 Reserve- und 8225 Landwehrosfictere. Die conservativc Fraction des preußischen Abgeord- s netenhauses hielt Montag Abend wieder eine Sitzung ; in Berlin ab, in welcher die Entscheidung über die . geplante Reform des Partet-Programms fallen z sollte. In erster Reihe handelte es sich um Stellung- > nähme zur Judenfrage. In der Montagsfitzung des preußischen Abge- , ordnetev-Hauses wurde der Antrag Richter ver- - handelt, worin die Staatsregterung um Auskunft über die vielbesprochene Berliner Schloßplatzfrage ersucht - wird. Abg. Richler führt aus, sein Antrag bedeute - kein Mißtrauensvotum gegen die Minister, er wünsche i nur Klarheit über diese Angelegenheit angesichts der < immer wieder auftauchcnden sensationellen Projecle, die l direkt unschicklich seien. Man werde so lange an dem 's Schlosse herumbefsern, bis das Schloß selbst, das ein ; Denkmal der Sparsamkeit der Hohenzollern sei, an die f Reihe komme. Dabet fehle es im Staate an Geld ! zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse. Red- z ner krttifirt sehr abfällig die Haltung des in dieser - Sache bekanntlich sehr hervorgetretenm Oberverwal- z tungsgerichtsrathes Kunze. Minister von Bötticher ; legt dar, daß sich an die Platzfrage für das Denkmal s Kaiser Wilhelm I. allerdings sensationelle Projecte ge- j knüpft hätten, aber die Durchführung sei unmöglich, s Vielmehr sei die Platzfrage für das Denkmal vom ! Kaiser endgtltig dahin entschieden, daß Letzteres. 18 ! Meter vom Spremfer entfernt bleiben solle. Redner hofft, das Denkmal werde 1897 errichtet werden können. ; Minister des Innern Herfurth erklärt, daß er weder amtlich, noch außeramtlich etwas von einem neuen i Schloßlotterteproject erfahren habe. Alles, was er j darüber wisse, habe er aus den Zeitungen ersehen. Jedenfalls werde eine Lotterte nicht stattfinden. Abgg. Graf Limburg-Stirum (cons.), Bopeltus (freicons.), Lieber (Ctr.), Hobrecht (natlib.) sprechen ihre Befrie digung über diese Darlegungen aus. Abg. Cremer- Teltow (cons.) meint, die freisinnigen Zeitungen hätten wohl nur deshalb so entschieden gegen eine neue Schloß- ' lotterte Stellung genommen, weil unter den Unterneh mern kein Jude war, und die Lotterietrommel so stark gerührt, um das Platzen der Judenflinten zu über tönen. Es kommt aus diesem Anlaß zu einer scharfen Auseinandersetzung mit dem Abg. Richter, nach welcher Letzterer seinen obenerwähnten Antrag zurückzteht. An genommen wird etn zweiter Antrag Richter, wodurch die Regierung ersucht wird, über die Ergebnisse der Veranlagung der neuen Einkommensteuer baldigst aus führliche Denkschriften zu veröffentlichen. Ftnanzmtntster Miquel verspricht das. Nachdem noch der Rest der Secundärbahnvorlage debattelos angenommen ist, wird die Sitzung auf Dienstag 11 Uhr vertagt. (Kleine Vorlagen.) eNerreiry-Ungary. Die gemeinsamen Ministerconfelenzen tn Wien un ter dem Borfitz des Kaisers find am Montag zum Abschluß gekommen. Die Mtlitärforderungen sollen um 4 Millionen Gulden erhöht worden sein. Hrankretch. Die Heeresstärke der französischen Armee für 1893 soll betragen 27,637 Offiziere und 506,443 Mann, dazu kommen noch 738 Offiziere und 25,127 Mann der Gendarmerie. Pferde zählt die Arme« inSgesammt 140,525. Ravachol wird jetzt auch eines in St. Etienne be gangenen Doppelmordes zweier alten Damen beschuldigt. Am letzten Sonntag haben tn ganz Frankreich die Stichwahlen für die oorwöchentlichen Gemeinde wäh len stättgefunden. Der Erfolg der republikanischen Partei war ein unbedingter. JraUen. König Humbert hat zunächst dem früheren Finanz- Minister Giolitti, der am meisten zum Sturze des Ministeriums Rudtnt beigetragen, die Cabtnetsneu- bildung übertragen. Die Erledigung dieses Auf trages wird, wenn fie überhaupt gelingt, nicht so schnell von Statten gehen. Daß die Ministerkrifis die Stel lung Italiens zum Dreibünde in keiner Weise beein trächtigen wird, wird jetzt erneut versichert. Der zum italienischen Botschafter tn Berlin ernannte Graf Taverna hat im Hinblick auf den Mintsterwechsel auf den Posten verzichtet. Belgien. In Lüttich, Antwerpen und Brüssel find wieder eine Anzahl von Anarchisten verhaftet worden. Die Untersuchung gegen die Dynamitards, welche bereits hinter Schloß und Riegel fitzen, dauert fort. Der Wachdienst, welchen die Lütticher Hausbesitzer in den Straßen ihrer Stadt eingerichtet haben, wird Sicher- Heils halber vorläufig aufrecht erhalten. England. Der Ausfland der englischen Grubenarbeiter in der Grafschaft Durham dauert immer noch fort und hat wiederum grobe Ausschreitungen zur Folge gehabt, über welche aus London berichtet wird: In dem Koh lenbergwerk von Castle Eden (Grafschaft Durham) griffen Sonnabend Abend ausständige Arbeiter dis Bergwerkbeamten, welche in einem Kunstschacht mit Arbeiten zur Verhinderung der Ueberschwemmung des Bergwerks beschäftigt waren, in dem Augenblicke an, a(s die Letzteren den Schacht verließen. Die Ange griffenen mußten in das Maschinenhaus flüchten. Die Polizei schritt ein, ryurde jedoch von der Menge thät« lich angegriffen. Der Polizeichef wurde schwer verletzt, das Maschinenhaus zerstört. Die Ausschreitungen dauerten mehrere Stunden an, bis es den herbeige holten Verstärkungen der Poltzeimannschaften gelang, dis Menge zu zerstreuen. Auch am Montag kam es zu Ruhestörungen. Spanien. In Spanten, besonders im Süden, sind in den letzten Tagen wiederum zahlreiche Anarchtsten-Derhaftun- gen vorgenommen. Die Behörden machen jetzt mit größter Energie dem räuberischen Treiben dieser Ban diten etn Ende. Rußland. Die Angst der Russen vor den preußischen Mi litärballons ist geradezu komisch. So erzählt der in Wilna erscheinende „Wilenski Westnik", daß man tn der Stadt Poniwesch am 26. April ein „ganzes Geschwader von Luftschiffen" (zum mindesten 6 Bal lons) beobachtet habe, welche „offenbar" die Eisenbahn besichtigten. Das Licht des ersten Ballons sei am breitesten und von Hellrother Farbe gewesen, die übri gen 5 hätten weniger breite Streifen ausgestrahlt. Was nur an einer russischen Eisenbahn zu besichtigen sein soll! Am 25. April, abends 8'/« Uhr durcheilte Ltbau das Gerücht: „Der preußische Luftballon ist da!" Sogleich sammelten sich Tausende von Menschen auf dem Markte und in der Kornstraße und starrten zu dem am nächtlichen Himmel in offenbar elektrischem Licht erstrahlenden Luftballon empor, ja dieZMuthigften riefen sogar nach Feuergewehren, um ihn herunter zu schießen. Doch da hätten fie lange schießen können, denn der vermeintliche Luftballon war — der im prächtigsten Lichte erstrahlende Planet Venus! Erst dem persönlichen Erscheinen des PolizetmetsterS gelang es, die durch die aufgeregte, gaffende Menge völlig gesperrte Kornstraße wieder für den Verkehr frei zu machen. Nach amtlichen Berichten aus Lodz, wo es in der vorigen Woche zu umfangreichen Arbettertumulten ge kommen war, ist dort jetzt die Ruhe wieder herge- gestellt. Der größte Theil der streikenden Abeiter hat seine Thättgkett wieder ausgenommen. Welche traurigen Folgen die russischen Absperr- und Ausweisungsmaßregeln im eigenen Lande ha ben, zeigt deutlich sich in den Grenzstädten, wie Tau roggen, Georgenburg, Suwalk! rc. Georgenburg war früher etn reich bevölkerter Ort, große Handelsherren trieben einen ausgedehnten Handel mit LandeS-Erzeug- Men. Dann kamen die Ausfuhrverbote und Paß- scheerereien und gerade die thätigsten Bewohner verlie ßen die Stadt, welche um etn Drittel threr Bevölkerung sich vermindert hat. Und noch ist kein Ende obzusehen. Viele Häuser stehen Unbewohnt Und stürzen schließlich ein. Einige Gasexplosionen tn Petersburg Wen z« allerlei übertriebenen Meldungen Anlaß gegeben. Dies mal find es aber merklich nur Harmlose Puffereien gewesen. Der Telegraph übermittelt soeben die Nachricht MM plötzlichen Abschetden des ungarischen HandelsmlnW Baron Ba roß. Land und Volk von Ungarn erleiden durch den Hingang dieses allzeit emsigen, rührigen und weitsichtigen Mannes einen schweren, fast unersetzlichen Verlust. Gabriel Baroß de Beluß ist geboren am 6. Juni 1848. Lr studirte die Rechte und war später u. A. Herausgeber eines politischen Blattes. Seit 1875 gehörte er dem ungarischen Abgeordnetenhause an. Im Jahre 1885 übernahm er das Communica- tionsministertum, in das er 1882 schon als Staats sekretär eingetrrtcn war. 1889 wurden das Verk.hrs- und das Handelsministerium unter ihm vereinigt. Ihm verdankt Ungarn die Neu- und Umgestaltung des gr- sammten Berkehrwesens und den rapiden Aufschwung des Handels und der Industrie. Amerika. In dem nordamerikanischen Steppenstaate Wyoming ist etn Bürgerkrieg im Kleinen ausgebrochen. Die großen Viehzüchter haben sich dort die sämmtltchen Weidegebiete ängemaßt, und die kleinen Züchter, welche schon länger dort seßhaft waren, verdrängt, weil sie ihnen im Wege waren. Die Geschädigten, zu welchen sich nun noch allerlei lichtscheue Individuen gesellt ha ben, rächen sich durch Diebstähle von Vieh bet ihren Gegnern, und die Dinge sind allmählig so wett gedie hen, daß beide Parteien sich richtige Gefechte liefern. Die Bundestruppen find schon mehrfach eingeschrilte«, haben aber dem Unwesen, das sich mehr und mehr zu wahren Raubzügen ausbildet, bisher kein Ende zu bereiten vermocht. Aus dem MuldeuLhaLe. *Waldmbnrg, 10. Mai. Die Kirschblüthe hat sich nunmehr in den letzten warmen Tagen voll ent wickelt und gewährm die im üppigsten Blüthenschnee prangenden Bäume einen herrlichen Anblick. In wenig Tagen wird auch die Btrn- und Apfelblüthe Nachfolgen und möchten wir alsdann allen Naturfreunden einen Gang in die „Boombluth" empfehlen. *— Obstzüchter seien daran erinnert, daß es jetzt Zeit ist, zum Abfangen der Raupen rc. Klebgürtel um die Kernobstbäume zu legen. Die Gürtel müssen aus gut geleimtem Papier hergestellt und oben wie unten möglichst fest an den Stamm gebunden sein, worauf das Bestreichen mit dem Raupenleim erfolgt. *—- Wir machen nochmals auf die morgen Abend stattfindende auch hier siHtbare nahezu totale Mond- finsterniß aufmerksam, welche um 10 Uhr beginnt und 1 Uhr 26 Min. endet. — Die Tagesordnung für die 4. am 11. Mai, nachmittags 3 Uhr, im Berhandlungssaale der König!. Amtshauptmannschaft Glaucha» stattfindende diesjährige öffentliche Beztrksausschußsitzung lautet: 1. Geschäft liche Mtttheilungen. 2. Verordnung, die Beaufsichti gung der Gemeindeverwaltungen. 3. Veränderung des Veröffentlichungsorts für behördliche Bekanntmachungen tn Schwaben. 4. Gesuche um Freistellen im Bethle hemstift im Hütttngrund für rc. Stiehler und Thomas tn Lichtenstein. 5. Anlagen-Recurs des rc. Kellers, Krusekopss, Langers, Läßigs, Riesbecks, Rockstrohs tn Ernstthal und des rc. Ihles in St. Egidten. 6. rc. Wend lers tn Oberlungwitz Schankerlaubntßgesuch. 7. DeS Turnvereins tn Thurm Schankerlaubntßgesuch. 8. rc. Jänigs in Ernstthal Schankerlaubntßgesuch. 9. Der Gemeinde Lipprandts Gesuch um Genehmigung zu vorübergehender Verwendung von Stammvermögen. 10. Herstellung direkter Verbindung zwischen dem nie deren Ortstheile von Falken und der Dorsstraße. 11. Errichtung einer neue» Gendarmerie-Brigade im Be zirke. 12. Dispensattonsgesuche tn DismembrationS- Sachen des rc. Malzs tn Niedermülsen und rc. Win ters in Bernsdorf. 13. rc. Uhligs in Oberlungwitz Schankerlaubnißgesuch. — In Würze» ist dieser Tage ein Oberjäger von der 3. Compagnie des dortigen Jägerbataillons in die Untersuchungshaft abgeführt worden. Er heißt Hannett und soll etne Mißhandlung sich haben zu Schulden kommen lassen. Aus dem Sachfenlande. — Zu weiterer militärischer Ausbildung wird, wie man meldet, Prinz Max vom 1. October ab tn das