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B-N°g< zu Ni 193 Mltmger TllMM Md WaldtNlMM MWl F,Mg,d 29 August 1828 Sie deuW-polmschrn Verhandlungen. Wie aus Warschau gemeldet wird, hatte der Di rektor der baltischen Abteilung des polnischen Aus wärtigen Amtes, Jaczkowski, eine längere Unterredung mit dem deutschen Gesandten Rauscher über die deutsch polnischen Handelsvertragsverhandlungen, die am 25. September wieder ausgenommen werden sollen. Der Leiter der polnischen Handelsvertragsdelegation in Ber lin, Dr. Prondzinski, kehrt Montag nach Warschau zu rück, um der Regierung über di» bisher geführten Verhandlungen Bericht zu erstatten. Die Handelsvertragsverhandlungen sind bekannt lich verknüpft mit der Frage des Niederlassungsrechts, die zur Zeit noch heiß umstritten ist. Infolgedessen scheinen auch die Handelsvertragsverhandlungen auf dem toten Punkt angelangt zu sein. Nirgends liegen erkennbare Fortschritte vor, die es möglich erscheinen lassen, daß in absehbarer Zeit ein wirtschaftlich tragbares Dauerverhältnis zwischen den beiden Nachbarstaaten zustande kommt. Was man als einzig wirkliches polnisches Zugeständnis zu ver zeichnen hat, besteht in der von Polen ausgesprochenen Anerkennung des Grundsatzes der festen Zollsätze, wäh rend in der bisherigen polnischen Praxis nur Pro zentualsätze in Anwendung gebracht worden sind. Das Wesentlichste aber, was bei den schleppenden Verhand lungen immer wieder in den Vordergrund trat, war Polens Unnachgiebigkeit, in der Praxis den Grundsatz der Gegenseitigkeit in irgendeiner Form gelten zu lassen. Diese unzweifelhaft jede Einigung zunächst aus schließende Haltung der polnischen Unterhändler hat in der letzten Zeit eher eine Verstärkung als Schwächung erfahren. Das liegt hauptsächlich wohl in den Wirt- schaftserfolgen, die Polen bei der sich augenblicklich noch durch den englischen Dauerstreik bietenden Kon junktur bei dem erhöhten Absatz seiner Kohlen, haupt sächlich der ostoberschlesischen, zu verzeichnen hat. Die schweren Erschütterungen des polnischen Wirtschafts lebens können allerdings dadurch nur zeitweilig aus geglichen werden. Eine völlige Behebung der all gemeinen Krise dürfte nicht zu erwarten sein, da le diglich nur Teilgebiete des polnischen Wirtschafts gebiets die günstigen Rückwirkungen erhöhten Ab satzes zu spüren haben. Ganz ungewöhnlich hindernd bleibt für das Zu standekommen regulärer Wirtschaftsbeziehungen auf Grund eines Dauervertrages die unter der Aera Pil- sudskl ebenso sehr wie unter dem vorausgehenden Re gime hervortretende Tendenz, mit zum Teil prohibi- tiven Schutzzöllen die Einfuhr fremder Waren abzu schnüren. Hiermit wird der für den Warenaustausch Deutschlands und Polens so notwendige Ausgleich un gewöhnlich erschwert, sogar in seinen Voraussetzungen fast völlig ausgehoben. Während die deutschen Zölle im allgemeinen ihre Vorkriegshöhe nicht überschritten haben, bringen Polens Delegierte neuerdings wieder weitgehende Wünsche nach Herabsetzung des deutschen Zollschutzes zum Ausdruck. Die Einseitigkeit ihrer un berechtigten Forderungen tritt ferner offensichtlich in den vielen Einfuhrverboten hervor, an denen man polnischerseits mit aller Hartnäckigkeit festhält. So wird der Wiederaufnahme der Verhandlungen weiter bin nur eine ungünstige Prognose zu stellen sein. Sie Leipziger Herbstmesse. Bom 2S. August bis zum 4. September. Mit großen Erwartungen sieht man bereits der Eröffnung der Leipziger Herbstmesse entgegen, deren Dauer in diesem Jahre vom 29. August bis zum 4. September festgelegt ist. Diesmal erstreckt sich die Technische Messe mit Baumesse auf den gleichen Zeitraum wie die Muster messe. Die im Rahmen der Technischen Messe statt- sindende Baumesse, deren bisheriger Umfang be reits wieder voll belegt ist, wird Heuer außer in den drei Hallen an der Friedrich-Krupp-Straße und aus den vorgelagerten Freiflächen auch noch in der diesen Bau ten gegenübergelegenen großen, im Frühjahr 1926 neu errichteten Halle 21 ausstellen. Sie hat abermals mit Neuerscheinungen aufzuwarten, so in der letztgenann ten Halle mit der schon in Hamburg mit großem Er folge gezeigten, in Leipzig jedoch bedeutend erweiterten Deutschen Ziegelbau-Ausstellung unter Leitung des Ar chitekten D. W. B. Fritz Höger, Hamburg. Auch eine Ziegeleimaschinenschau wird vorhanden sein. In Anlehnung an diese Veranstaltungen wird de: Reichsverband der deutschen Mauerstein-, Ziegel- unk Tonindustrie seine diesjährige Wanderversammlung ab halten. Eine Bauinteressententagung wird Mittwoch den 1. September 1926, mit Vorträgen und Filmvor führungen stattfinden. Weitere Neuerungen werden ebenfalls in Halle 21, geboten in einer Ausstellung neuer amerikanischer Baukunst, veranstaltet vom Bunk Deutscher Architekten, und neben ihr einer deutschen Architekturschau, veranstaltet vom Kreisverband Leipzig des Bundes Deutscher Architekten. Die übrigen drei Hallen der Baumesse sind wir folgt belegt: Halle 1 enthält Baustoffe, Baubeschläge, Bauzubehörteile, Baubedarf, Eisen- und Holzkonstruk- tionen usw. und die Gesamtausstellung des Bundes Deutscher Marmorbruchbesitzer. Halle 2 zeigt Bau maschinen und Herde und Oefen, denen auch noch Halft 3 neben Erzeugnissen der Heiztechnik und Zubehör ein geräumt ist. Auf den Freiflächen bet den Hallen 1, 2 und d befinden sich Baumaschinen und Bausparwei sen usw., auf der Freifläche bei Halle 21 Kohlenförde rung, Bagger, Lokomotiven, Feldbahnen, Winden, ma schinelle Anlagen verschiedener Industriezweige. Iw allgemeinen ist zu sagen, daß die Baumesse im Zei chen praktischer Bauwirtschaft stehen wird. Sie wirk ohne Zweifel wieder für alle Besucher einen großen An- ziebunasbunkt bilden. In Halle 4 ist die Meßausstellung Armaturen, Gasverwertung, Badeöfen untergebracht. — Die da nebenliegende Halle 5 enthält MaschtnenfürLand- wcrtschaft, Forst- und Waldwirtschaft, Nahrungs- mittclgewerbe und Hauswirtschaft. Hingewiesen sei auj die gut vertretenen Kühlanlagen. Weiter Ist in dieser Halle auch eine gut beschickte Ausstellung der Elektro technik zu finden, desgl. eine Ausstellung Radiotechnik. Lie Hallen 4 und 5 liegen ebenfalls an der Friedrich- Krupp-Straße. In Halle 6 stellt die Gruppe „Fahr zeuge und Zubehör" aus. Aus der Freifläche vor Halle 6 stehen in der Hauptsache Zugmaschinen und landwirtschaftliche Maschinen. Die Halle enthält außer dem noch eine „Neuheitenschau", aus der die Besucher einen schnellen Ueberblick über auf der Messe vorhan dene Neuerungen etwa an Maschinen usw. oder son stige Neuheiten erhalten können. — Erzeugnisse des Großmaschinenbaues werden in Hafte 8 an der Straße des 18. Oktober zur Ausstellung gebracht. Die Halle wird dann noch die Ausstellung der Kraftfahrzeuge ent halten. Auch das Haus der Elektrotechnik, Hafte 10, ist wieder geöffnet und wird, allerdings in kleinerem Umfange als im Frühjahr, erstklassige Erzeugnisse der elektrotechnischen Branche darbieten. Die Radiotechnii ist hier wie in der vorerwähnten Hafte 5 zu finden. Die Halle 11, zwischen Haus der Elektrotechnik und der bekannten Kuppelhalle, wird aufnehmen: Werkzeuge und Werkzeugmaschinen, Textilmaschinen, nach denen immer große Nachfrage bestand, weiter autogene und elektrische Schweiß- und Schneideanlagen, Kompressoren, Pumpen und Gebläse, Hüttenerzeugnrsse, Guß-, Schmiede-, Walz-, Preß-, Stanz- und Ziehpro- dukte, Halbfabrikate, Erzeugnisse der chemisch-technischen Industrie und die Musterdruckerei im Betrieb. Aul der Freifläche Nord vor der Hafte 11 sind noch unter gebracht: Fördertechnik, Fahrzeuge aller Art und Ma schinen und maschinelle Anlagen verschiedener Indu striezweige. Die prächtige Kuppelhalle, Halle 12, seit Herbst 1924 das Heim der Eisen- und Stahlwaren (Eisen- und Stahlwaren-Jndustriebund Elberfeld), soll von jetzt ab alle Branchen des gesamten Eisenwaren handels aufnehmen, ein bedeutender Schritt vorwärts auf dem Gebiete zur Branchenkonzentration und der Weiterentwicklung überhaupt. Ebenfalls dürfte die Schuh- und Ledermesse, die vom 29. August bis 1. Sep tember geöffnet ist, viel Beachtung finden. Sie stellt diesmal in Hafte 13, neben der Hauptgastwirtschaft des Geländes, aus und wirk auch moderne Schuh- maschtnen vorsühren. Hafte 18, an der Straße des 18. Oktober (gegen über der Werkzeugmaschinenhalle 9), nimmt wieder die Russische Rohstoffausstellung (UnionDer So zialistischen Sowjet-Republiken), die schon zur vorigen Messe außerordentlich lebhaft besucht war, auf; als Neuerscheinung bietet sie im Ostflügel noch eine Aus stellung des Deutschen Erfinder-Schutzverbandes, Mün chen, auf die hingewiesen sei. — Die im Frühjahr neuerbaute Hafte 21 ist das Heim der Fachausstellung „Brennstoff, Kraft und Wärme". Aus den übrigen Freiflächen des Geländes sind Maschinen und maschi nelle Anlagen verschiedener Branchen ausgestellt. Her vorgehoben sei, daß die Maschinen usw. nach Mög lichkeit im Betrieb vorgeführt werden. > Allerlei aus aller Welt. * Krievrtch Becker s. Der Vorsitzende des Reichs oerbandes Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegs- Hinterbliebener, Friedrich Becker, ist nach schwerem, lan gem Krankenlager verschieden. Durch sein Wirken und Streben für die Bessergestaltung der sozialen Belange der Kriegsopfer hat Becker sich nicht nur in seiner eigenen Organisation einen Namen gemacht, sondern er war auch darüber hinaus bekannt und geachtet. * Hehler Scherz. Bei einer gemütlichen Knei perei in Neurode in Schlesien kam einer der Teilnehmer auf den törichten Einfall, seinen Nachbar mit einer Wie tigt. nem den. hen ben 'm du uns nur ein Wort von dei- wäre dir das erspart geblie- Aa? häiixsi h„ Hildebrandts ge- w^Ueir!" S'M dn, du hast uns immer nicht glau- derrede!" Liebevoll war das junge Mädchen um die Mutter bemüht, bis diese im Bette lag. Sie glättete die Decke noch einmal und wollte sich eben entsernen, als Frau Bürkner mit schwacher Stimme sagte: »Edith, gib mir nur meine Tropfen, ich Anß nicht, mir ist so seltsam, — ich bin doch ein bißchen aukaereat —* Cäitk Lürkners Liebe. Roman von Fr. Lehne. 27. Fortsetzung. ^^^^lreichelte dabei die Hände der Mutter, die gebrochen in ihrem Stuhle saß. »Wir erzählen Vater und Thankmar vorläufig nichts davon. Und zu Hildebrandts gehen wir nicht mehr; wir brauchen sie nicht.- »Edith, im Mai oder Juni soll Hochzeit sein," sagte Frau Bürkner Mit leiser Stimme. Ein Schatten flog über das schöne Gesicht Ediths, dann aber lächelte sie gleich wieder. »Sei ohne Sorge, Mütterchen! Mögen die beiden miteinander glücklich werden, neidlos will ich es ihnen gönnen! Nun ich aber weiß, welche Aufregungen der heutige Tag für dich gehabt hat, bestehe ich darauf, daß du sofort zu Bette gehst. Nein, nein, keine Wi- ' Eine Minute herrschte Schweigen. Edith barg ihren Kopf in den Schoß der Mutter, und diese streichelte leise das blonde Haar ihres Kindes. »Armes Kind!" flüsterte sie bewegt. »Und davon hab' ich nichts geahnt! Wenn wir doch nur ein biß- chen Glück hätten!" , Dann erzählte sie mit leiser Stimme von den Er- elgnissen des Nachmittags. .Ich wollte für Thankmar ein gutes Wort einle- gen, damit der arme Junge es nicht so schwer hat; aber der Onkel hat es mir rundweg abgeschlagen und uns obendrein noch beleidigt — deinen guten Vater u. mich! Der gönnt uns nur nicht, daß Thankmar so gut gelernt hat und studieren möchte, weil seine Söhne nichts taugen und es zu nichts gebracht haben! Des- iwr nicht nach ihnen!" Sie schwieg erschöpft, von der Erinnerung uberwal- zum will tür die mit sind," sagte Thankmar, denn das nicht verhindern, Edith? sie es und meinte, daß wahrscheinlich große Aufregung der Mutter gescha- überlegt, ob sie ihrem Besuche der Mutter bei mit, ich auch Hand. schon vorübergehen! erst zu Hause! Ich schluß gekommen, Deshalb erzählte die dort gehabte det habe. »Konntest du nach euch gefragt —" »Es ist gut, daß wir da geängstigt; aber Mutter hatte doch fragte Thankmar, der wie ein gereizter Löwe im Zim mer herumging. »Du weißt doch, wie ich darüber denke." Ahnung erfaßt, »Mutter, soll Arzt gehen?" Abwehrend hob diese die »Nein, laß nur, es wird ren nur Vater und Thankmar jetzt versuchen, ein wenig zu schlafen." Ermattet schloß sie die Augen. Als Edith glaubte, sie sei eingeschlafen, weil sie so ruhig dalag, eilte sie in die zweite Etage, in der eine Witwe Ladewig wohnte. Mit dieser unterhielt Frau Bürkner eine Art Hausfreundschaft, und Edith war ihr oftmals gefällig durch kleine Besorgungen. »Frau Ladewig, würde Ihr Georg vielleicht mal 'rüber zu Franzes gehen und meinen Vater holen?" bat sie. »Mutter ist gar nicht wohl; ich habe so große Angst um sie!" »Mutter!" rief das junge Mädchen, von banger ich nicht lieber Thankmar zurück. »Mutter schläft," teilte Edith ihnen flüsternd »vielleicht habe ich euch unnütz war so ängstlich geworden und »ich hafte sowieso genug." Edith hafte eS sich lange Vater und Thankmar von dem Hildebrandts etwas sagen sollte, war aber zu dem Ent- daß dies für alle Fälle besser sei. »Aber natürlich, Fräulein Edith, gern! Hoffentlich ist es nicht schlimm! Sie wissen ja, der Zustand Ih rer Mutter ist immer so wechselnd! Ich komme gleich mal mit 'runter, wenn es Ihnen recht ist!" Edith erwartete den Vater schon an der Vorsaal- und teilte ihm ihre Besorgnisse mit. »Wenn nur Thankmar erst zu Hause wäre —" »Ich will ihn holen, ohne daß Mutter es merkt; jungen Leute sind im »Schwarzen Adler". Kaum eine Stunde später kam Herr Bürkner »Ich habe doch von ihrer Absicht nicht das ge ringste gemerkt, Thankmar. Ich war nicht zu Hause, als Mutter fortging, und gesagt hat sie mir nichts; sonst hätte ich sie schon zurückaehalten, dessen kannst du sicher sein! Die Sorge um dich drückt sie fast zu Bo den. Wo nur das Geld zu deinem Studium herneh- men?" »Für das erste Semester wäre gesorgt; das habe ich selbst »Wenn Mutter nur sonst noch eine Sicherheit dei netwegen hätte! Ich überlegte schon, ob ich es Frau Herbst sage, die doch soviel Interesse für dich zeigt?" »Laß mich nur machen, Schwesterchen! Ich habe schon daran gedacht, mich wegen des Sootnerstipen- diums an den Oberbürgermeister zu wenden, der dar- über zu bestimmen hat. Seine Söhne haben auch den Genuß davon, und warum sollte ich nicht?" »Und ich kann dir auch Geld geben, sobald ich eine Stellckng habe." Er drückte ihre Hand. »Ich weiß, Dita, du guter Mensch —" Edith schlief mit ihrer Mutter in einem Zimmer. Sie hatte eine sehr unruhige Nacht. Die Mutter be- kam Herzbeklemmungen und Atemnot, und das junge Mädchen versuchte alles Mögliche, die Angstzustände zu lindern. Gegen Morgen verfiel die Kranke in einen unru- higen Schlummer. Zum Aufstehen war sie aber zu schwach. Herr Bürkner war zum Arzt gelaufen, der beim Anblick der Leidenden ein bedenkliches Gesicht machte. »Die größte Schonung und Ruhe, vor allem keine Aufregung — sie muß aber doch eine große Aufregung gehabt haben?" Fragend sah er das junge Mädchen an. »Ja, Herr Doktor! Sie hatte eine große Aufre gung — ohne unser Wissen, so daß wir sie nicht da- Vor hatten bewahren können. Ist Gefahr vorhanden," Angstvoll fragend ruhten ihre Augen auf dem Ge- sicht des Arztes, der die Achseln zuckte. »Bei diesem Zustand immer! Also nochmals größte Vorsicht. Ich komme gegen Abend noch einmal mit vor," sagte er, ehe er ging. 11. Es war um die Mittagsstunde, als Thankmar von seinem Gang zurückkehrte, das Herz voller Freude, da seine Bitte ein geneigtes Ohr gefunden hatte. Mit sorgenvollem Gesicht trat ihm Edith entgegen die Augen vom Weinen aerötet. ' (Fortsttzun, folgt.)