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tzsn L« Stadl nach dem Waldweg« «tnöog, fast« ich ,n Gretel: ,JHt gehl'» nach Häusel' «Also nochmals willkommen — daheim!' sagte Herbert test. .DaL wir zu besprechen haben, werben wir morgen erledigen. Jetzt geben Sie mit Ihrer Frau und sehen Sie sich Ihre Häuslichkeit an, Der Diener Jean wird Sie führen.' .Ja', sagte Gretel, .vorläufig müssen wir doch irgendwo im Dorfe, im Gasthof oder so — ein Unter« kommen finden, bis unsere Sachen mit der Bahn ein« treffen!' .Ist alles schon da! Ich schrieb Ihnen ja. Sie sollten kommen, wie sie find und alle- stehen und liegen lasten. Ich werde Sie übrigens selbst htnführen. Kommen Sie nor mit.' Er nickte Hildegard zu und ging die Treppen hinunter . voran, über den Schloßbof gmg'S, an den Ställen vor bei. durch eine kleine Gitterpiorte in einen Seitenweg des Darke» bi» zum WaldeSrand hinüber. Und da, ein- »«bettet in die grüne Einsamkeit, lag wie ein Schwalben nest da» kleine Häuschen mit den roten Läden vor den Fenstern und dem hübschen Gärtchen davor, wo Kletter rosen an dem Spalier hochrankten, wo Efeu und wilder Drin über die Tür fich spannen und die Herbstblumen in bunter Pracht leuchteten. -So', sagt« der Schloßherr und weidete fich an dem sprachlosen Erstaunen der beiden Glücklichen. .Hier ist «er Reich, hier könnt ihr schalten und walten nach Belieben I' Und als beide ihn verdutzt anschauten und anfangen wollten zu danken, rief er schnell, indem er sie im Garten stehen ließ, «ich hab' jetzt keine Zeit — ich komme wiederl' Und fort war eil Felix und Gretel hielten fich stumm bei der Hand und fanden lein Wort. Sie sahen sich nur an. Ihnen war, al» wären sie mitten in» Parodie» versetzt, als tonnte ein lautes Wort den heiligen Zauber zerrinnen lasten, der sie umspann. Purpurn und golden ging hinter dem Schloßberg die Sonne unter, in violettem Dust schwammen die Höhen und Täler, und hoch im ewigen Blau zog ein winziges, goldumränderte» Wölkchen wie ein Elfenschiff hin. Von den Feldern stiegen singend und trillernd die Lerchen empor. Ganz von weitem, vom Abendwind herüber« getragen, wie Grüße aus einer andern Welt, ilangen die Glocken, die den Sonntag einläuteten. »Kann man denn nur so glücklich sein?" flüsterte Felix. .Gibt e» wirklich auf Erden schon das Land der Verheißung, an daS ich niemals geglaubt habe?' Gretel nickte nur und lehnte sich an ihn. Dann aber sagte sie warm: .In diese» Land Ler Verheißung darf aber kein Schatten aus der Vergangen heit tollen, keine häßliche Erinnerung darf den Frieden Le» ErdenwinkelS stören, nicht wahr? DaS versprichst du Mir!' .Heilig und iest', erwiderte er und umschlang sein junge» Weib. Und ft« wandt« fich um, zog seinen Kopf hernieder uud preßte ihre vollen Livpen auf seinen Mund mit dem »ärtlichsten Schmeichelwort, daS sie kannte: .Rojenielix!' Ende. Barbarazweige. Skizze von Walter Burk. (Nachdruck verboten^ Mit erstaunlicher Glätt«' reibte sich Lauf an Lauf, Tonleiter an Tonleiter, bald ging eS hinab in der Bässe dröhnende Grundtieten, dann trillerte es wieder oben im Härtesten Diskant kleiner Vogelstimmen. Am Klavier saß auf «inen, B-rg von Kisten und Volkern ein etwa neunjähriger, blaster Junge. So klein «ar er, daß seine ffußsvltzen mahl noch eine gute Elle von dm Pedalen entfernt vom Dr»kM-hl baumelten, aber die schmalen Hände liefen mit eine- ^-rendigtrit und Kraft «gleich über die Lasten, ' t>m« Stube in eiaem M«« von sprühenden L^nwel.' ;' «chwamm. Leise öffnete fich 'ne L>> Erne zarte, junge Frau »ar hereingeirrten und tellt- still «in« Blumenoase mit tahlen Zwergen auf da» Juur* -»erst. - . _ . -«r - Der Knab« hielt ein« Weil« mit feinem Spiel inne .Was ist das, Taute?' .Barbarazweige. Bubi. Aber spiel' weiter, sonst hort der Onkel, daß du pausierst, und bann zankt er nnS beid« aus, und du bist übers Jahr noch nicht w weit, baß du austreten kannst.' Die kleine, verarbeitete Frauenhand fuhr ko'end über da» blonde Haar deS Kindes, das aber seufzte und schaut« mit groben, nagenden Augen zu der Frau auf. Von der Straße herauf scholl der vergnügliche Lärm kindlichen Soldatenipiels. .Was ilt das, Barbarazweige, Tante?' Und die Frau setzte sich einen Moment auf den zweiten Stuhl vor dem Klavier, den sonst ihr gestrenger Gatte Musildirector innehatce, und schlang den Arm um die schmalen Kinderschultern. .Barbarazweige? Ja, siehst Lu, Bubi, das ist eine ganz merkwürdige Sache, pan nur mal auf. Alle Jahre, wenn der Winter vor der Tür steht, am Barbaratage, geht man hinaus und schneidet sich Zweige von frühblühenden Bäumen. Die badet man dann in weichem, warmem Wasser und stellt sie in die warme Stube und zwingt sie auf dieie Art, vor der Zeit zu blühen. Und lange bevor der liebe Gott den Frühling schickt, mitten im Winter, manchmal schon vor Weihuachlen, erfreuen unS die Zweig lein mit buntfarbigen Frühlingsblüten.' .Uud dann?' »Dann? Ja, dann wirft man sie weg, du kleines Fragezeichen,' meinte die Frau, aufstehend. »Aber jetzt mußt du gewiß weiterüben.' Und der kleine Mann versenkte fich wieder in seine Arbeit, und säuberlich rollten die hastigen Tonketten wieder über das Elfenbein. * « Richard Heinz war schon lange kein Kind mehr, aber ein frischer, junger Mann wie andere war er auch nicht geworden. Eine frühe Müdigkeit war über ihn gekommen, schmerzlos, beschwerdelos. Langsam wanderte er die wohl« geebneten Parkwege eines Sanatoriums im sonnigen Süden, blaue Wogen plätscherten an die zypressenbeichattete Terrasse, flinke Boote mit bunten Segeln flogen mit dem schreienden Möwenoolk um die Wette. Vom Musik« zimmer herüber jubelte eine kunstlose Mädchenstimme Frühlingslieder. Wie Ahnung von Veilchendust und Priemelblute lag es über dem lachenden Land. Und die Menschen, die mit jungen Augen all die Wunder schauen, wissen nicht, wie es tommt, daß plötzlich Wanderlust und Wanderlied in ihrer Seele erwacht, sie neiden Schiff und Vogel um Segel und Flügel. Wer aber, wie Richard Heinz, allzu früh den Zug vögeln hat folgen müssen, rastlos über Land und Meer, von Stadt zu Stadt, von Konzeitsaal zu Konzertsaal, blS er endlich mit ermatteten Schwingen in des Süden» Sonnengarten niederflatlerte, dem singt nicht einmal eine liebe Mädchenstlmme mehr den Frühling ins früh gealterte Herz. Was schimmert es so feucht in deinen Augen, Richard Heinz, wenn du den glänzenden Flügel im Salon be trachtest? Was schmerzt dich jeder Ton, der dem blanken Instrument entsteigt? Was ist's, daß deine Hand un geschickt und täppisch wurde? Und bist doch noch so jung, und der Frühling naht! Und plötzlich geht ein Lächeln über dir Züge de» Kranken. «Der Frühling blüht jetzt auch in der'Heimat', sagt er vor sich hin, und müden Schrittes wendet er sich zum weißen Säulengang des Sanatoriums. .Ich reise morgen nach Hause." .Jawohl, Herr Hemz l' Und der Portier lüstet die goldbetreßte Mütze. * * Beim Musikdirektor Streit sitzt ein anderer Jung«, und sein« Finger rasen die Tasten auf- und abwärts. Leise öffnet sich die Lür, und die Frau nimmt ein« Vase mit geworbenen Blütenzweigen vom Klavier. Der Junge hält einen Moment inne. Draußen stiebt der Schnee, und von der Straße herauf klingt die laug gezogene Weise eines Trauermarsches. .Erzähl' mir was, Taute," bittet er, »der Onkel ist ja zur Beerdigung.' «Gleich, Bubi, laß mich nur erst die Barbmazweig« fortwersenl'