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-um Hohevstein-Emstthalll Tageblak Druck und Verlag von ). Ruhr Aachs., Dr. Alban Krisch, Hohenstein-Ervstthal. Der Mann mit der Maske Koman von Walter «Schluß.) — _ — Auf Schlaf; Hoheneck war die Frucht von den Feldern geholt, über die breite Chaussee, die zu den Gutsgebäuden führte, schwankten schwerbeladen mit den goldenen Ahrenbündeln ine Erntewagen und der frische Herbstwind pfiff lustig über die Stoppeln bin. Flammend rot hoben sich aus den bunten Baum gruppen drunten im Tale die Dächer des winzigen Fleckens, der weltverloren, abseits von der groben eilen- Wenigen Verkehrsstraße lag. In das tiefe Blau des Srptemberhimmels reckte der goldene Hahn auf der Dorfkirche die gespreizten Flügel. Hatte er Sehnsucht, mit den langen Zügen der Wander vögel sortzuziehen über die bewaldeten Höben — inS Un gewisse — ins Unbekannte? Am Fensterbogen des Schlosses standen zwei glück liche Menlchen, vor wenigen Tagen erst heimgekehrt von der Hochzeitsreise, Herbert und Hildegard. Ein Jahr war vergangen seit der Katastrophe — nur ein einziges Jahr, und wie viel hatte sich seitdem ver ändert. Was war aus der ernsten blonden Frau ge worden, nachdem sie die kleine Stadt verlassen und die seltsamen letztwilligen Verfügungen ihres so jäh aus dem Leben ge'chiedenen Gallen mit peinlicher Gewissenha'tig- keit erfüllt hatte. Sein ganzes bedeutendes Vermögen, das er hinterlassen hatte, war zur Gründung einer Humanitären Anstalt, zu einem Heim für besserungsfähige und läuterungsbedurftige Verbrecher bestimmt worden, für arme Entgleiste, die sich wieder zurechtfinden sollten und wollten auf der ebenen Heerstraße der menschlichen Gesellschaft. — An die Brust des schönen sonnengebräunten Gatten gelehnt, stand dort am Fenster ein junges, glück frohes Weib mit lächelnden Lippen und sonnig durch leuchteten Äugen, von denen die Liebe längst jede Spur einstiger Tränen fortgekü^ hatte. Und innig umschlungen blickten beide mit gespannter Erwartung hinunter über den gepflasterten Hof, in dessen Mitte noch der alle Ziehbrunnen stand, um den die Tauben flatterten, über den der oielhunüertjährige Lindenbaum seine Zweige schattete wie über ein geheiligtes Denkmal ferner Romantik. „Er muß doch nun bald kommen," sagte Hildegard. „Meinst du nicht auch?" „Schon längst da sein müßt er," lächelte Herbert. „Ich bade den eigensinnigen Burschen nun wahrlich lange genug erwartet. Volle dieiviertel Jahre!" „Aber ein prächtiger Mensch muß er sein und ein ganzer Mann! Wer so, wie er, mit dem eisernen „Ich will!' dem Leben einen Erfolg abzwingt, der imponiert mir, denn gutwillig gibt daS Leben ^un einmal nichts her!" „Nein, wahrlich nicht. Das Haden wir reichlich an unS selbst erfahien. Darum flene ich mich ja so auf den Herrn Verwalter und habe volle Berechtigung zu hoffen, daß mal ein iamo'er Inspektor daraus wird. Wie hat der Mensch gearbeitet, mit welchem Bienenfleiß hat er die verbältmsmätzig kurze Zeit benützt von den; Tag« an, wo Schmidt-Häßler. (Nachdruck verboten.) er mit meiner Empfehlung nach Mecklenburg abretfte, oha« mich wieder geieheu zu haben. Und mit welch bescheidenem Stolz hat er mir daS Zeugnis geschickt, womit, er fein« Bewerbung um ein „Plätzchen" in meiner Rahe unter» stützte." ' „Nun", erwiderte die Frau mit lustigem Lachen, „um dem „Plätzchen" kann er zufrieden lein." „Ich denke auch! Und feine Überraschung soll mir eine Herzensfreude sein! Aber fleh — da kommen sie. Durchs geöffnete Hoftor rollte ein leichtes Gespami, das die Erwarteten vom Bahnhole geholt hatte. Eia jugendschöner Mensch mit frischem, sonnenbraunem Gesicht sprang heraus und reichte galant einer hübschen blonden Frau die Hand und mit einer gewissen erwartungsvollen Feierlichkeit stiegen Gretel und Felir die breite Freitreppe zwischen den alten Fahnen und Trophäen empor. Auf der Schwelle stand der Majoratsherr und streckt« dem Ankommenden die Hände entgegen, mit einem frohen Willkommen. „Endlich darf ich Ihnen di« Hand reichen, Heve, Baron, ohne mich zu schämen", sagte Felix mit etwa- be» sangener Stimme, während die junge Frau Vorschrift-» mäßig knickste. „Keine Erinnerungen!" umerbrach Herbert und wandte sich nach Hildegard um, die in der Vorhalle stand und lächelnd auf die Gruppe schaute. „Hier find sie alle beide, Hildegard, steh sie dir an, den künftigen Herrn Verwalter und seine tap ere Lebensgefährtin, die dir alle HauSfrauen- sorgen abzanehmen gewillt ist. Wenn man treue und zu verlässige Leute hat, pflegte mein seliger Vater immer zu sagen, kann man sorglos auf die Reise geben." Hildegard begrüßte das junge Paar und mit regstem Interesse hasteten ihre Blicke auf dem Gesicht deS jungen Mannes, dessen Geschichte ihr Herbert so eingehend erzählt batte. Aber nichts war auf diesen freien und offen« Zügen zu lesen, waS an eine so bittere und dunkle Ver gangenheit erinnert hätte. Da war alles nur Licht, jugendliche Kraft und blühende Daseinsfreude. „Um ganz kurz die Situation festzustellen, Felix", sagte Herbert, „will ich Ihnen folgendes sagen: Sie gellen hier im schloß für den Sohn eines alten Haushofmeisters, dem meine Familie zu Dank verpflichtet ist. Sie find dem ersten Verwalter beigesteN und tönnen sich also tu aller Bequemlichkeit in alle Geheimnisse der Landwirtschaft an der Seite dieses erfahrenen ManneS einarbeiten. Nnü dem, waS Ihr Zeugnis verspricht, dürfte daS ja nicht allzu lange dauern. Aber gleichviel! An eine Zell ist hier ja niemand gebunden und Sie gehören von heute ab zu Schloß Hoheneck, wie sein« Besitzer, seine Türme, sein» Felder und Wälder. Und ich hoffe zuversichtlich — e- wird Ihnen mit der Zeit eine Heimat werden!" „Das ist eS schon längst geworden", antwortete Fell, bewegt. „Von dem Tage an, wo Sie im Krankenhaus« sagten: wenn Sie reich wären, würden Eie mich mi^ nehmen, von da ab gehört« ich Ihnen, und alS Ker Wag«