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Bestellungen in Rußland zu machen. Die Kaupthesiel- lung soll der deutschen Industrie zugefallenftut. M bleibt abzuwarten, wie die offiziellen Kreise sich zu dieser Enthüllung Äußern werden. AuS Nah uud Fern. Lichteustei«, 25. August 1910. * — Die Wettervorhersage sür morgen lautet: Südwigd, vorwiegend heiter, etwas wärmer, meist trocken * — Au« Kreishauptmanu vor» Lyemuitz wurde der vortragende Rat im Ministerium des Hu- Nern Geheimer Regierungsrat Lossow ernannt. Karl Losef Max Lossow wurde 1856 in Glauchau geboren Und ist evangelisch-lutherischer Konfession. Nach Ab ileistungen des Vorbereitungsdienstes war er in dem Almtshauptmannschaften Dresden-A., Oelsnitz und Schwarzenberg tätig. 1888 bestand er die zweite Staatsprüfung und war dann den AmtShauptmaun- schaften Flöha und Schwarzenberg zugeteilt. 1895 wur de er als Regierungsrat an die Kreishauptmannschaft Zwickau versetzt. Am 1. Mai 1898 zum Amtshaupt mann von Dippoldiswalde ernannt, wurde er am 1. November 1903 in gleicher Eigenschaft nach Meißen versetzt. Als vortragender Rat und Geheimer Re gierungsrat wurde Lossow am 1. Dezember 1907 in das Ministerium des Innern berufen. Er ist Inhaber des Ritterkreuzes 1. Klasse vom sächsischen Verdienst orden und des Ritterkreuzes 1. Klasse vom Albrechts orden mit der Krone, sowie des Offizierskreuzes des österreichischen Franz Josefs-Ordens. Der neue Kreis hauptmann von Chemnitz ist eine überaus liebens würdige und sympathische Persönlichkeit und wird in allen Kreisen hoch geschätzt. * — Beteranen-Ehrung Herr Färber hatte bekanntlich in der letzten Stadtverordneten-Sitzung an geregt, daß die Stadt anläßlich der 40. Wiederkehr des Sedantages in irgend einer Weise «die hiesigen Veteranen ehren möge. Die städtischen Kollegien ha ben nun am Dienstag abend in gemeinschaftlicher Sitz ung über diese Angelegenheit Beratung gepflogen, und, da die alten Kämpfer bekanntlich schon von privater Seite an diesem Tage bewirtet werden, den hochher zigen Beschluß einstimmig gefaßt, der Veteranen-Ver- einigung 300 Marl zur freien Verfügung für Unter stützung hilfsbedürftiger Lichtensteiner Kameraden zu Übermeisen. Wir freuen uns über diese schöne Tat unserer Stadtvertretung. * — Das große öffentliche Sportfc st des Radfahr-Ktub „Sport 1900", das am nächsten Sonn tag von ^nachmittags 4 Uhr an im „Krystallpaiasi" statt findet, wird einen Umfang annehmen, den man taum )e geahnt hat. Nennungen sind, wie bereits früher erwähnt, von den hervorragendsten Sportsvereinen Sach sens und Thüringens eingega'ngen. Es sind somit Darbietungen zu erwarten, die selbst den verwöhnte sten Sportsmann in begreifliches Staunen setzen werden. Der Radfahr-Klub „Sport 1900" hat weder Kosten noch Mühe gescheut, um allen Besuchern das größtmög lichste zu bieten. Auch für die Tanzlustigen ist hinrei chend gesorgt, indem jeder Besucher für den ganzen Abend freien Ball genießt, und alles dies hei dem geringen Eintrittspreis von 1 Mark für num merierte und 50 Pfg. für unnummerierte Plätze. Gleich zeitig sei auch noch auf die hocheleganten Preise hin- aewiesen, die im Schaufenster der Konditorei deS Herrn August Liesenberg ausgestellt sind. Die Parole lautet also für nächsten Sonntag: „Alle in- -a» große öffentliche Sportfest in» ,^rtzst*Hlp«l«str * — Der Boll-liederabend des Gesangvereins „Liederkranz", der zunächst für den 25. August an gesagt war, aber verschoben werden mußte, wird nun bestimmt am 31. d. M. stattfinden, worauf auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht uud uni zahlreichen Besuch gebeten wird. Der Reinertrag kommt bekannt lich dem „Verschönerungsverein" zugute. * — An» der Bogelwelt. Ein außerordentlich fleißiges Schwalbenpärchen nistet unter dem Erkervor bau unseres Buchdruckereigebäudes. Nicht nur, daß cs sich das vorjährige Nest Heuer vorrichtetc und außer dem noch ein zweites gegenüber baute, sondern es war auch im Brutgeschäft fehr eifrig. Die ersten Jun gen, 4 an der Zahl, flogen am 9. Juli aus, die zweite dreiköpfige Brut ist nun auch bald flügge. Es wird aber auch höchste Zeit, daß die Tierchen ausfliegen, da sich die anderen leichtbeschwingten Luftsegler derselben Art schon mit Abschiedsgedanken tragen. Was so ein Schwal benpaar für seine „Kinder" an Nahrung zu beschaf fen hat, ist geradezu unheimlich. Von früh bis spat abends ist es auf der Tour nach Insekten, und bei je desmaligem Flug an das Nest strecken sich ihm immer wieder die weitgeöffneten Schnäbel der Nimmersatten entgegen. Wenn man so täglich die Arbeitsleistung dieser trauten Tierchen beobachtet, muß man sie nur noch lieber gewinnen. Wieviele Tausende von Insek ten mögen ihnen bei der Ernährung von 7 Jungen zum Opfer gefallen sein! * — Fürs Scharfschießen, das Montag, den 29. August das Artillerie-Regiment 78 aus Wurzen in dem bekannten Gelände abhält, traf gestern das Zieler kommando in Mülsen St. Micheln ein, um Quartier zu beziehen. Die vorbereitenden Arbeiten entsprechen ungefähr den alten Zielanlagen der Vorjahre, vom Brandberge an bis zum Rümpfwalde hin. Eine Ab änderung kann in der Feuerlinie eintreten, indem nicht nur vom Stande zwischen den beiden Linden oberhalb Jacob aus die Geschütze tätig sein werden, sondern dieselben vielleicht auch in der Nähe der Dresdner Straße in zweite Zielstellung aufsahren werden. Das gesamte Gebiet von Wernsdorf, Voigtlaide, Rothen bach, St. Egidien, Forsthaus, Albertinenhof, Funken burg, Mülsen St. Niclas, Jacob und Micheln, ist am betreffenden Vormittag für jeglichen Verkehr gesperrt. An dieser interessanten Übung mit scharfer Munition nimmt, wie verlautet, auch Fußartillerie aus Magde burg mit teil. * — Kommunalbesteuerung von Automa ten. Das sächsische Ministerium des Iranern gibt in einer Verordnung bekannt, daß es eine Besteuerung der Automaten durch die Gemeinden nicht für un angebracht hält. Die Automaten, so wird u. a. gesagt, seien Erwerbsquellen, deren Erträgnisse innerhalb Gemeinde gewonnen würden, die zu den Gemeinde- lasten dagegen, weil sie ganz oder zum größten Teil in die Hände Auswärtiger flössen, nichts beitrügen. Das sei, ganz abgesehen davon, daß die Automaten stellenweise dem Erwerbe der steuerzahlenden Gemein demitglieder empfindlichen Abbruch bereiteten, schon nach dem Grundsätze von Leistung und Gegenleistung unbillig. 'S H-h«U-r». (Ler VlerLro-Vtosratzv r erfreut heute und Freitag abend seine übe««» zahlreichen Freunde wieder mit exquisiten Bildern,' die . auzusehen, niemand versäumen sollte. I Mödlitz. (Tödlich verunglückt.) Von schwerem Herzeleid wurde am Montag die Familie des Berg invaliden Hermann Kunze betroffen, der in eitler hio- ' sigen Sandgrube beschäftigt war und dort von einer ' hereinbrechenden Wand verschüttet wurde. Die Ver letzungen waren dermaßen schwere, daß der Verun glückte zwei Stunden nach dem Unfälle verstarb. Außer > der Witwe ist eine zahlreiche Familie ihres Ernährers ' beraubt. ! Aue. (Tödlich verunglückt.) Auf einem Neubau wurde der Bauarbeiter Dietrich von hier von einer umstürzenden Rüststange getroffen und so schwer im Rücken verletzt, daß er auf der Stelle verschieb. Bujhhoilz. (Gut gewirtschaftet.) Von der in den Haushaltplan eingestellten Summe sür Verwal tungszwecke ist eine Ersparnis von 34 000 Mark er zielt worden. Aus der Hinterlassenschaft des verstor benen Herrn Stadtrat Adler wurde der Stadt ein größeres Kapital für Anpflanzung von Buchenwaldung zur Verfügung gestellt. Die Stadt, vor Jahrhunder ten St. Katharinenberg im Buchenholze geheißen, ver dankt ihren Namen den früheren großen Buchcnwal- dungen. Da diese vollständig ausgerottet worden sind, soll nunmehr neues Buchenholz als Merkmal der Stadt kultiviert werden. Lhemuitz. (Mutter und Tochter gemeinsam in den Tod.) Eine in der Inneren Stadt wohnhafte; 47 Jahre alte Ehefrau, die schon längere Zeit nerven leidend war, wurde mit ihrer 17jährigen Tochter am Mittwoch früh in ihrer Wohnung erhängt ausgefun den und behördlich aufgehoben. In cttiem hinterlas senen Briefe haben beide ihren Willen kundgegeben, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Döbel«. (Explosion eines Trockenofens.) In den Bkechlackierwarenfabrik von Großfuß hier ent stand infolge Explosion eines Trockenofens ein Feuer, das einen großen Teil der Fabrik zerstörte. Eine große Menge versa,wferiiger Waren wurde mit vernichtet. Glauchau. (Zur Senkungskatastrophe am Markt.) Vorgestern fand die Zwangsversteigerung des Eichhorn- schen Grundstückes am Markte statt. Geschätzt wurde es unter früheren Verhältnissen auf 34100 Mark und unter jetzigen Verhältnissen auf 22100 Mark. Da bin nen einer Stunde keine Gebote abgegeben wurden, so ging das Grundstück auf die Stadt Glauchau über, die es wieder in den früheren Zustand versetzen und das Verkehrshindernis der oberen Marktstraße besei tigen lassen wird. Mit dem Übergang des Grund stücks in städtischen Besitz ist die Streitsache aber kei neswegs erledigt. Wie verlautet, hat Herr Rentier Eichhorn die Schadenersatzklage gegen die Stadt an gestrengt. Auch die Frage, was mit dem Kaufmann Falck'schen Grundstück geschehen soll, harrt noch ihrer Lösung. Leipzig. (Tödlich verunglückte) Montag abend der in Connewitz wohnhafte pensionierte Feuerwehr mann Bruno Schneider. Der Bedauernswerte woll te in einem in der Nähe seiner Wohnung liegenden Garten von einem Birnbaume Früchte abnehmen. Er verlor dabei das Gleichgewicht und schlug mit dem Kopfe aus eine am Boden liegende Trotwirplattc auf. Dabei erlitt der Unglückliche einen schweren Schä- delbruch. Höppner, Grimm, Steenbock und Lentför, lau- Den 1. August 1870. gen ist Heinrichs imd Elisabeths Hochzeit; nur dip Familie und einige Freunde Heinrichs sind dabei. Zwei Tage später erfolgt die Abfahrt der Truppen, denen Heinrich eingegliedert ist, nach dem Kriegsschauplatz. Jnhaltschwere Tage sind vorüber. „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen," waren die Worte, die der Traurede zugrunde ter Bekannte Heinrichs, gehen mit in den Krieg. Auch Johannes Krohn, Heinrichs bester Freund. Als Hein rich ihm erzählte, daß Elisabeth noch zuvor angetraut würde, und ihn zur Hochzeit lud, ward er bleich, sehr bleich, und wandte das Haupt so, daß man seine Miv- nen nicht sehen konnte. Ich glaube, Elisabeth ist ihm teuer Das Rüsten zu Heinrichs Abmarsch und das Rüsten zur Hochzeit ist im vollen Gange. Eine geradezu feierliche Stimmung herrscht im Hause, die jedoch be klemmend wirkt. Im Ankleidezimmer liegt Elisabeths Brautkleid ausgebreitet, es duftet im Hause nach Wein und Pastetenteig und in allen Zimmern sind Rosen; die Freundinnen der Braut haben sie gebracht. Und doch lastet ein dumpfer Druck auf allen. Morgen wird die Trauung sein. druckte Kriegsproklamierung wie ein Siegesbanner hoch tragend. Vaterlandslieder erschallen; etwas Hinrei ßendes, zu höchstem Mut Zwingendes, eine wahrhaft ele mentare Begeisterung hat alle ergriffen. Die Greise wünschen sich die Jugend zurück, daß sie milziehen könnten zu kämpfen sür's Vaterland, und die Jüng sten der Jungen, die noch nicht wehrpflichtig sind, er sehnen nichts heißer, als älter zu sein! Auch ich gehöre zu diesen! Hergotl, was würde sch darum geben, mit ins Feld gehen zu dürfen, meine Faust und mein Leben meinem König zu weihen! „Wess' ist des Deutschen Vaterland?" Aus glühender Seele schmettre ich das Lied, und verstumme nur, wenn Bru der Heinrich ins Zimmer tritt Heinrich zählt 28 Jahre und geht mit in den Krieg. Den 27. Juli 1870. Gleich wie wenn am Horizont Gewitterwolken sich türmen, während seine andere Hälfte noch sonnende- machen," waren die Worte, die der Traurede zugrunde glänzt daliegt, so geteilt ist die allgemeine Stimmung, lagen. Das Hochzeitszimmer war mit frischem Laub- Der hohe Ernst der Sache, die Gefahr und die unend- werk geschmückt und blaßroten Rosen. Elisabeth war lichen Strapazen, denen unsere Truppen und unsere eine wunderschöne Braut. Heinrich sah gut und män«- Lieben, die dabei find, entgegengehen, überwältigt man-! lich aus und von sittlichem Ernst durchdrungen. Gin«! che. Die Frauen zerfließen in Tränen; nicht vielewunderbar ergreifende Stimmung lag über der heilige« sind Heldinnen wie Elisabeth. Der Hauptteil unserer' Handlung und den Anwesenden. Vater hatte stützend jungen Vaterlandsverteidiger trägt jenen Mut zur ' den Arm um Mutter gelegt. Nachbarn und gute Freun- Schau, der dem Soldaten so gut steht. Diejenigen aber,! de waren noch im letzten Augenblick gekommen; bi» die weder mitgehen, noch Liebe dabei haben, jubeln,! zur Diele standen die Leute und wollten sehen. Johan als wär' der erste Sieg bereits erfochten. ! neS Krohn war unter den Gästen. Als die Zeremonie Heinrich ist ernst und gehalten. Als ich gestern vorüber, bemerkte ich, daß er plötzlich fehlte Später begeistert rief: „Ich wünschte, ich wäre an Deiner hörte ich, wie er Elisabeth Glück wünschte; darauf ÄUS ELvUer schritt auf Heinrich zu und schmiegte mit rührender Krieg eine ideale Sache; in der Praxis aber ist er " cO ' ! Hingebung ihr Gesicht an Heinrichs bärtiger Wange. ! verzweifelt real. Ich wünschte, er wäre vorüber." (Nachdruck verboten.) ! Eies sahen sie sich in die Aülgen. Ich erriet, was in "" — Tagebuchblätter von A. Hinze. j beiden vorging. Beide fühlen die Begeisterung der , JmJuli1870. j Jugend für die große Sache u^nd beide den Schmerz . ... „„ , ! und die Bedeutung der Trennung, die bevorstehl. Das ^er Krieg ist erltart. <» i < Brautpaar flüsterte miteinander. Als später die Mut- Wie Enerhall durchhra^ Rus alte dcut- sich wieder erholt hatte, und wir im Kreise beisam- schen Lande von den Uferns Al- ^n saßen, nahm Vater Mutters Hand und bat: „Was pen, jede Stadt und jede. Städtchen, seit Kaiser -oms Du, Liebe, wenn wir den Kindern das Hoch- Napoleon Preußen den ^ehdehandichuh zugeworfen hat. ^tsmahl rüsteten? Heinrich und Elisabeth wünschen ,. Mit glühendem Enthusiasmus haben wir Deutsche sth^ vor Heinrichs Abmarsch noch getraut zu iner- die Nachricht empfangen. Wird auch der Kamp-, ,chwer, den, — sie möchten verbunden sein, wie aluch der und gm>altig, so dürstet doch jeder deutsche Patriot da- - berste Kriegsherr ihr Schicksal wenden mag." nach, Preußens Freiheit u. Ehre vor dem fremden Er- ! Mutter rannen die Tränen über das Gesicht, als oberer zu wahren, ihn siegreich zu schlagen und damit sie dazu nickte. Und nun ist es beschlossen — übermor- die Ruhe Europas wieder herzustellen. - - - . Die Mobilmachung ist bereits erfolgt. Auf den Straßen ziehen kriegsbegeisterte Volksmassen, die ge- Als er ben Eltern leine Einberufung mitteilte, ward Mutter ohnmächtig. Arme Mutter! Sie hat viele Leidensgenossinnen. Elisabeth, .Heinrichs Braut, ward blaß bei der Nachricht, blieb aber standhaft. Sie Statt!" meinte er: „Jungen Brauseköpfen erscheint der sprachen sie vSm Krieg«.