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Beilage zu Nr. 200 WUhllM TügMM M WMOMM AWlM Sonnabend, d. 28. August 1928 ZttMustsahrt und Mjtürfiiegem. Bekanntlich ist Deutschland von Nachbarländern umgeben, die in der Lage sind, für Kriegszwecke vom ersten Mobilmachungstage an 2000 bis 4000 Flugzeuge einsetzen zu können. In den Frankreich durch Bündnisse nahestehenden Staaten, wie z. B. Polen und der Tschechoslowakei, sind augenblicklich gerade Vorberei tungen im Gange, um eigene größere Flugzeugfabriken ins Leben zu rufen, hauptsächlich für Militärzwecke. Demgegenüber stellt die Gesamtzahl der deutschen Zivil flugzeuge, denen zudem ein militärischer Wert über haupt nicht beizumessen ist, nur einen winzigen Bruch barländer dar dieser Militärflugzeuge der Nach- Nun ist im Rahmen der Genfer Verhandlungen .r „vorbereitenden Abrüstungskonferenz durch die ""iitanschen Sachverständigen die Frage des militä rischen Wertes der Zivilflugzeuge und des zivilen Per sonals geprüft worden. Dabei zeigte sich im Rahmen der bisherigen technischen Beratungen, daß Frankreich gewillt war, kn ähnlicher Weise, wie es bereits vorher der der Feststellung der Friedensstärken mit Erfolg geschehen war, das Urteil der Welt über die talsäch lichen Kräfteverhältnisse zur Luft durch entsprechend entstellende Darlegungen eines militärischen Fachaus schusses zu trüben. Eine französische Note lehnte jede Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Zivil- und Militär flugzeugen ab und hat in der Frage der Bewertung des zivilen Luftfahrtpersonals sogar die Kühnheit, nicht nur deren Gleichbewertung, sondern sogar eine Höher- oewertung eines Teils des Zivilpersonals über das militärische Personal zu fordern. Franzvsischerseits war dafür die primitive Formel vorgeschlagen, daß die Summe der Pferdekrüfte der Zivilluftfahrt eines Lan des ihren gesamten militärischen Wert repräsentiere. Mit diesen Machenschaften suchte Frankreich den Beweis herbeizusühren, daß unsere deutsche Verkehrs- kuftfahrt eine moderne Kriegswasfe darstellt. Wenn dieser Standpunkt der Franzosen ber "den anderen Staaten Annahme gesunden hätte, wofür anfangs ge wisse Voraussetzungen Vorlagen, wäre es dazu gekommen, daß man unserem Zivilluftfahrtmaterial, dessen nicht militärische Verwendbarkeit für jeden Fachmann ohne Weiteres ersichtlich ist, den Wert des Kriegsslugmate- riats öeigemessen hätte, baß danach auch die deutschen Luftverkehrsorganisationen als vollkommen intakte mili tärische Flugverbände anzusehen sein würden. Daß Hierher einmal durch derartige Quertreibereien eure Sabotage der Luftabrüstung versucht werden sollte, daß andererseits aber Frankreich mit durchsichtiger Tendenz aus Mchen Umwegen eine neue -Einengung unserer Odilen Luftfahrt anstrebte, dürste ohne weiteres zu er kennen sein. . Man darf wohl erwarten, daß Frankreich auch Querhin noch versuchen wird, aus seiner feindlichen Einstellung gegenüber unserer sich nach der wirtschafts- iechnischen Seite immer erfolgreicher entwickelnden Zi villuftfahrt Hindernisse in den Weg zu legen. Man hat aber bei uns den Weg, den der deutsche Flugdienst zu nehmen bat, erkannt, und wir werden uns von bfesem Zrel, lm internationalen weltumspannenden Luftver kehr unsere wesentliche Geltung zu wahren, durch nichts mehr abdrängen lassen. bUtk^öÄrkners Liebe. zng dich nur so blitzten. Edith stand schweigend da: nur ein tiefer Atem hob ihre Brust. So bald schon hatte sie Genug tuung bekommen! „ Thankmars Lachen reizte den alten Hildebrandt mehr noch, als dessen Worte. aeaEe? war uÄ« sie dem Bruder mit, was vorher- A7verd^ Hildebrandt sie m Niedriger D? ^Ettürli^ ?^rn auf Thankmars Stirn diä an, und umvilllurlich ballten sich seine Hände. Ah, das ist Das ist unerhört!" stieß er hervor. liebe Edith, bin ich'aber in der Lage, «rr eine zu machen: durch welche dir OE erklärt werden wird) Also vor einer halben Stunde ungefähr traf ich Wal dow, der mir erzählte, daß er gestern seine Verlobung mit unserer Kustne Martha gelost habe, weil sich ihm bei dem Mißerfolg s .Schauspiels deren Charakter in inenid schöner Weise gezeigt hüt." Er sah die Schwester lächelnd an. .Siehst du, Dita, nrm bist du glänzend gerechtfer tigt! Und Onkels Besuch war gänzlich überflüssig! Eigentlich ist es sehr schmeichelhaft für dich, daß sie Dabei Machte er hell auf, daß die Weißen Zähne „ „ Roman von Fr. Lehne. 34. Fortsetzung. .Bist du nun befriedigt, Onkel? Jetzt weißt du ja, was du wissen wolltest. Ob du mir glaubst oder nicht, ist mir ganz gleichgültig! Ich hätte es auch für unnötig gehalten, mich dir gegenüber auf so unsinnige Verleumdungen hin zu rechtfertigen, wenn ich nach dei ner hier vorgebrachten Behauptung diese Aufklärung Mcht meinem guten Vater schuldig gewesen wäre." . Als Herr Bürkner jetzt das Wort nehmen wollte, war gerade Thankmar nach Hause gekommen und mit der rhm eigenen, lebhaften Art ins Zimmer getreten. Ebenso wie vorher der Vater und die Schwester, war " beim Anblick Hildebrandts betroffen stehen gc- vueven. - — Onkel?" Ku? rasch auf ihn zu. ., ........ - m, daß kommst, Thankmar, sage du^ dem Waldow weißt" meinen Beziehungen zu Lucian Generaldirektor P. Roßdeutscher in Berlin wurde in Anerkennung seines vei der Ret- tuug eines Menschenlebens bewiesenen Mutes die Retq tungsmedaille am Bands verliehen. Eine neue Spur in Leiferde? Was zwei Holländer Fahrgäste berichten. Dte Kriminalpolizei in Hannover Llaubt eine neue Fährte aufgefunden zu haben, die zur Entdeckung der Täter führen könnte. Kriminalpolizei, Staatsanwalt schaft und ein Mitglied des Ueberwachungsdienstes der Reichsbahn sind gemeinsam unterwegs, um die erforder lichen Feststellungen zu machen. Näheres über die neue Spur wird einstweilen noch nicht bekanntgegeben. Die Behörden erklären nach wie vor, daß nur ein ver brecherischer Anschlag die Entgleisung herbeigeführt habe. „Zu den Meldungen, daß die Werkzeuge erst nach dem Unglück aus dem der Unfallstelle am nächsten ge legenen Block entnommen und erst nach der Katastrophe aufgefunden wurden, erklärt die Reichsbahn, „daß ein Schwellenfchraubenschlüssel unmittelbar nach dem Unfall durch den Bahnmeister eines Nachbargleises an der Unsallstelle, und in der Nähe der zuletzt abgeschraub- ten Schwellenschrauben, gefunden worden ist. Ins gesamt sind elf Schwellenschrauben von Den Tätern herausgeschraubt worden. Die beiden Schlüssel wur den 100 Meter seitlich und senkrecht zur Unfallstelle im Gebüsch gefunden. Die Schlüssel sind nicht zum Aufräumen gebraucht worden." * Von Interesse dürsten auch die Mitteilungen zweier holländischer Reisenden sein, die sich in dem verunglückten Zuge befanden. Der eine von diesen, ein Ingenieur Ruyter, erklärt in der Zeitung „Telegraaf", daß er gesehen hat, wie zwei Personen in Arbeiterklei- dung unmittelbar nach Eintritt der Katastrophe Pakete aus dem Post- und Gepäckwagen geschleppt haben. Da zu berichtet ein Herr van den Bergh im „Nieuwe Notterdamsche Courant": „Zu der Mitteilung des Ingenieurs ^Ruyter sei In seiner maßlosen Wut erging er sich in heftigen Schmähungen über die Verwandten. „Bettelgesellschaft"' — .Streber" — „Bankerotteur" — alle möglichen Beleidigungen entschlüpften dem Ge hege seiner Zähne. Er achtete nicht der Einwürfe des Schwagers; er schrie^ ihn förmlich tot und fuchtelte mit den Händen in der /Luft herum, bis ihn Thankmar kurz entschlossen fest am Arm packte und ihm laut und energisch: „Halt, nicht weiter!" gebot. Er maß den kleinen, dürren Mann mit verächtli chen Blicken, ehe er zornbebend sagte: „Ich ersuche dich, sofort zu schweigen, wenn ich nicht vergessen soll, daß du sozusagen — wenn auch un- gerusen — als unser Gast hier bei uns weilst! Ueb- rigens ist es Wohl besser, du gehst, damit du uns un seren guten Vater nicht auch noch krank machst! Denke nur daran, wer und was unsere arme, liebe Mutter in den Tod getrieben hat!" Da duckte sich der alte Hildebrandt ganz scheu zu sammen, als ob er einen Schlag bekommen hätte; un verständliche Worte murmelnd, schlich er hinaus, von allen unbeachtet. „Ah, das hat woblgetan! Hätte ich nur meinem Herzen noch mehr Luft machen können, mit Wonne hätte ich dem alten Schleicher seine ganze Erbärmlich keit ins Gesicht geschleudert!" rief der Jüngling aus. „Und so eine Niedertracht, dich als Grund für Mar thas Entlobung zu betrachten! — Na, Dita, Haft du das Essen fertig? Darum wollen wir uns den Appe tit nicht verderben lassen. Nach Tische will Ratz kom men; wir wollen noch m<A 'nen Bummel machen. Morgen ftüh fährt der nach Heidelberg!" Nach Tisch räumte Edith die Küche sauber auf, während der Vater schlief. Thankmar stand bei ihr, die Hände in den Taschen, und sah ihr zu. Sie plauderten von diesem und jenem, bis er sagte: „Onkel und Tante Hildebrandt werden es wohl zu Hause jetzt nicht gut haben bei Kusine Marthachen, die sich sicher die Aeuglein rot weirrt, daß ihr der hübsche Konzertmeister durch die Lappen gegangen ist! Mit so vieler Mühe hat sie ihn sich eingefangen und nun ist die Herrlichkeit doch so schnell vorbei! Hm, was meinst du dazu?" „Ich? Ich freue mich!" „Ja, ja, Schadenfreude ist i die reinste Freude!" lackteer. . i : - - zu bemerken, vaß verschiedene Personen sofort nach dem Unglück sich nach dem vernichteten Gepäckwagen be geben haben, um die darin befindlichen Beile und Sägen auf Anweisung des Eisenbahn-Personals zu holen. Bei dem Suchen wurde ein Dellämpchen aus Dem Schlaf wagen benutzt. Mit Raub habe dieser Vorgang nichts zu tun. Es habe sich um einen out gemeinten, leider ergebnislosen Versuch zur Hilfeleistung gehandelt. Herr Sidney van den Bergh ist überzeugt, Daß die Unglücks ursache nicht auf em Attentat, sondern vielmehr auf Männer des Oberbaues zurückzuführen ist." Allerlei aus aller Welt. * Jugendlicher Lebensretter. Für eine unter be sonders schwierigen Umständen vollbrachte Lebensret- rung erhielt ein Untertertianer in Oppeln die Rettungs medaille verliehen mit der Bestimmung, daß sie ihm nach Vollendung des 18. Lebensjahres ausgehändigt wird. Außerdem sprach der Direktor der Oberreap schule dem jungen Helden für seine mutige Tat eine öffentliche Belobigung aus. * Wo blieb die Schranke? Bei Chmiellowitz Hal sich ein schweres Unglück zugetragen, dem zwei Men schenleben zum Opfer fielen. Zwei Händler aus Oppeln wurden mit ihrem Fuhrwerk beim Ueberqueren des Bahnkörpers vom Zuge ersaßt und etwa 200 Meter mitgeschleift. Der eine von ihnen wurde von dem Ge spann herabgeschleudert und blieb auf der Stelle tot liegen. Der andere wurde später unter den Trüm mern des Wagens tot hervorgezogen. Durch Vas Bre chen der Wagendeichsel ist das Pferd unverletzt ge blieben. * Große Freude wurde einem Spinnmeister in Kiel zuteil. Bei Ausbruch des Weltkrieges war sein Sohn ebenfalls als Spinnmeister in Bortjansk in der Ukraine tätig. Seitdem fehlte jede Nachricht von ihm, so daß die Eltern mit Sicherheit annahmen, der Sohn sei nicht mehr am Leben. Die verschiedenen Nachrichten des Sohnes an den Vater haben diesen sämtlich nicht erreicht, so daß jetzt schließlich der Sohn Nachforschun gen in Kiel nach dem Vater anstellen ließ. * Bor den Augen der Mutter ertrunken ist in Swinemünde das zwölfjährige Töchterchen eines dor- rrgen Arztes. Das Kind hatte sich bei heftigem Wind rm Freibad ziemlich weit hinaus gewagt. Plötzlich wurde es von einer großen Welle erfaßt und verschwand in den Fluten. Rettungsversuche waren erfolglos. * Die Hannoverschen Erkrankungen. Die in der Stadt Hannover und namentlich in der Vorstadt Lin den verschiedentlich ausgetretenen Darm- und Magen erkrankungen wurden bekanntlich im ersten Augen blick auf schlechte Beschaffenheit des Trinkwassers zu- rückgeführt. Die bakteriologische Prüfung hat ergeben, daß das Wasser frei von schädlichen Keimen ist. Auch ber den regelmäßigen Untersuchungen des Wassers sind Krankheitskerme irgendwelcher Art nicht gefunden wor den. Ob danach die Erkrankungen überhaupt mit der Beschaffenheit des Leitungswassers in Verbindung zu bringen sind, steht dahin. Entgegen anders lautenden Meldungen ist keiner dieser Krankheitsfälle fchwerer Natur. Ebenso sind kerne Todesfälle zu verzeichnen. * .e-einzelmäunckenbilse bei »er Heuernte. In be- „Soll ich Martha vielleicht bedauern, Thankmar, da sie so schlecht zu uns war, und uns, die wir ihr doch gar nichts getan haben, immer zu demütigen suchte? Nein, wenn es auch nicht schön von mir ist, so ist es doch menschlich, wenn ich sage, ich gönne es ihr," sagte Edith leidenschaftlich. Sie durste nicht an jenen Abend denken^ an dem Martha sie um alle ihre schönen Hoffnungen gebracht hatte, da kochte es in ihr, und der Groll wuchs riesen groß über ihre guten Eigenschaften. Sie war zu tief gekränkt worden; deshalb empfand sie auch eine grim mige Genugtuung über die Auflösung der Verlobung ihrer Kusine. „Ei, so nachtragend und rachsüchtig ist mein Schwe- sterchen? Es ist aber nicht schön, Dito, wenn du so bist. Es ist nicht groß gedacht," bemerkte Thankmar mit leisem Vorwurs in der Stimme. Heftig wandte sich Edith dem Bruder zu. „Soll ich lügen und sagen, es tue mir leid, wenn dem doch nicht so ist? Ich mache aus meinem Her zen keine Mördergrube! Wenn mich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ich nicht auch noch die linke bm!" „Sondern schlägst wieder und wehrst dich deiner Haut — daran erkenne ich mein heißblütiges Schwester- lcin," lächelte Thankmar. Edith antwortete nichts darauf, sondern beeilte sich fertig zu werden. Als sie auf dem einfachen Tablett das Kaffeegeschirr für den Vater zurechtsetzte,nahm derBruder von neuem das Wort; er hatte noch etwas aus dem Herzen. „Du, Dita, der schöne Lucian —" , „Was geht er mich noch an?" unterbrach sie ihn heftig. „Er erkundigte sich sehr nach dir, wie es dir geht und so weiter. Ich wollte mich gar nicht so lange mit ihm unterhalten, doch er wich nicht von meiner Seite/ Daß sein Schauspiel durchgerasselt ist, nahm er als wohlverdient, sehr leicht, denn er war am anderen Tage reichlich entschädigt worden — na, hast's ja selbst in der Zeitung gelesen! Ich hatte immer das Gefühl, als ob er noch etwas sagen wollte. Ich glaube, Dita, wann du die letzten Monate vergessen würdest —" Erreat unterbrach Edith da den Bruder. (Fortsetzung folgt.)