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tichtensteinLallnberger Tageblatt —' « - - «0. Jahrgang. . — .- - Beilage zu Nr. 275. Sonnabend, den 27. November 1910. der Wirt und verhaftete die und führte die in das unab- Anschauung ebenso fest überzeugt, wie die Gäste; er steckte die Karten ein, beiden, notierte die Namen der Zeugen Gesungenen von dannen, die sich nun änderliche Schicksal ergaben. Labelte stand vor demk Untersuchungsrichter; er hatte eben stincu ausführlichen Bericht beendet. Tie Morgcnsonne warf ihr goldenes Licht aut die Karten und die gefälschten Dokumente, die auf dem Disch lagen, und die der Richter noch einmal prüfend betrachtete, während der Aktuar die Aussagen des al ten Mannes eilfertig nicderschrieb. „Wie wollen Sie das alles beweisen?" fragte der Richter nach einer geraumen Weile. „Die beiden Her ren, die Sie dieser Schandtaten beschuldigen, find ge achtete Leute, namentlich Henry Didier, und daß sie jedes Wort Ihrer Aussagen bestreiten werden, läßt sich mit Sicherheit voraussehen." „Ja, darauf müssen Sic sich freilich gefaßt machen," nickte Labelle, „sie werden auch dann noch nickst ge stehen, wenn sie durch unwiderlegbare Beweise über führt worden sind." „Glauben Sie, daß Didier die Summe zahlen wird, die sein Genosse gefordert hat?" war zugegen, als er sie vor einigen Abenden kaufte, j Er nahm stc mit in seine Wohnung, oort hat er sie gezeichnet." „Seid Ihr Eurer Sache ganz sicher?" fragte einer der Umstehenden. „Wer etwas davon versteht, der mag die Karten betrachten," erwiderte Mathieu achselzuckend. Ferdinand wollte sich nach Labelte umwenden, doch man verstand das falsch; einige Fäuste umklammerten seine Arme und hielten ihn fest. „Hier geblieben!" sagte eine rauhe Stimme be fehlend. „Die Polizei wird gle'ch da jein, nur nicht davonlaufen." Er hatte die Worte kaum grsprochea, als ein Po- lizeibeamter eintrat, dem Mathieu die Karten mit eini gen Erläuterungen überreichte. „Dieser Mann lügt!" sagte Ferdinand, der in zwischen seine Fassung wieder gefunden hatte. „Ich habe ehrlich gespielt und bin mir nicht der geringsten Schuld bewußt." Ter Beamte betrachtete mit prüfendem Blick die Karten und schüttelte den Kopf. „Tie Karten sind ge zeichnet," sagte er „und'wenn Sie selbst zugeben, sie hier gekauft und in Ihre Wohnung mitgenommen zu haben, so mnn doch kein anderer als Sie tue Fälschung begangen haben." ,,Tann waren sie schon gefälscht, als ich sie taufte!" entgegnete Ferdinand. Das war eine Verdächtigung des Wirtes, die der Wirt nicht aus sich ruhen lassen durfte; er holte so fort einige neue Kartenspiele von derselb-n Sorte und bewies, daß dieselben nicht gezeichnet waren. Labelle war nun auch in den Kreis getreten; er durchschaute die Jnirigue, er kannte nicht nur das Werkzeug, sondern auch den Urheber derselben. „Wen" hier jemand ver haftet werden soll, so verhaften Sie diesen Burschen," wandte er sich zu dem Beamten, indem er auf Mathieu deutete. „Er handelt im Auftrage eines anderen und jener andere hat die Fälschung begangen. Man will diesen jungen Deutschen, für den ich bürge, verderben: ich ersuche Sie noch einmal, verhaften Sie den an deren, morgen werde ich dem Untersuchungsrichter wei tere Mitteilung machen." „Ein schöner Bürge!" spottete Mathieu „Es ist der Buchhalter Labelle, Herr Kommissar, der wegen Fälschung und Unterschlagung im Zuchthause gesessen hat, das übrige werden Sie nun wohl erraten. Er bürgt für seinen Freund, weil er den Gewinn mit ihm teilt; verhaften Sie mich, so werden die beiden verschwinden und morgen finden Sie keine Spur von ihnen." Worte des Unwillens wurden laut; sie richteten sich gegen den alten Mann, den die Erinnerung an die Vergangenheit entmutigt hatte. Sie richteten sich auch gegen Ferdinand, der die Erklärung Labelles bestätigte und energisch gegen seine Verhaftung protestierte. Die Enthüllungen Mathieus über die Vergangenheit des alten Buchhalters hatten jeden Zweifel gehoben, in den Augen aller Anwesenden waren diese beiden Per sonen Gauner, die darauf ausgingen, durch falsches Spiel zu betrügen und einander beistanden, ivenn einer von ihnen entlarvt wurde, und später den Gewinn teilten. Der Polizeibeamte war von der Richtigkeit dieser ! Lobelle hatte sich rasch erhoben, er konnte nicht , „ - dem Freunde gelangen, den die Gäste augenblicklich ,, Roman von Ewald August König. f umringten. - (Nachdruck verboten. > Mit zornentflammenden Blicken stand Ferdinand Leontine wandte sich zu Labelle und erwiderte: seinem Gegner gegenüber. „Das ist eine infame Lüge!" „Was kann nun geschehen? Wir müssen dein Unter- rief er mit heiserer Stimme. „Hch habe die Karten suchungsrichter sagen, was Sie gehört haben. Sind in diesem Haus? gekauft." Sie nicht auch der Ansicht?" j „Ja, das weiß ich," unterbrach ihn Mathieu. „Ich „Gewiß, aber ich zweifle daran, daß er mir Glau ben schenken wird." „Lieber Gott, er muß Ihnen glauben, Sie kön nen das alles nicht aus der Luft yerauszreisen! Und er, der erfahrene Mann, wird doch auch die Wahrheit herausfinden; seine Pflicht ist es dann, weiter nach- zuforschen und die Beweise zu suchen." „Es ist schrecklich, an die schwere Schuld eines Mannes glauben zu müssen, dem ich großen Dank schulde," seufzte Cäcilie, wie aus einem ängstigenden Traume erwachend. „Wenn sie ihm bewiesen wird, so muß er im Zuchthause dafür büßen und mein Gewissen wird mich anklagen, daß ich mit dazu beigetragen habe, ihm dieses entsetzliche Los zu bereiten." „Jede Schuld muß gesühnt werden," sagte La- -elle, finster vor sich hinblickend. „Und wird ihm diese Schuld nicht bewiesen, so kommt die Unschuld seiner unglücklichen Opfer niemals an den Tag," fügte Leontine ernst hinzu. „Der Vater unseres Freundes sitzt schon seit einem Jahre schuld los im Zuchthause, und der wirklich Schuldige freut sich der Früchte des Verbrechens, ohne Gewissensbisse zu empfinden." „Du hast freilich recht," sagte Cäcilie mir einem schweren Atemzuge. „Wir dürfen den Schuldigen nicht warnen, so gern ich es auch wollte." „Wo ist Ihr Bruder?" fragte Labelle Leontine. „Unten in der Gaststube." „Allein?" „Nein, bei Mathieu, mit dem er Karten spielt." „Auch ihm droht Gefahr, er muß gewarnt wer den," sagte der alte Mann hastig. „Welcher Art diese Gefahr ist und von welcher Seite sie kommen wird, weiß ich nicht, aber ich fürchte, daß Mathieu seine Hand mit im Spiele hat." Cäcilie hatte sich von ihrem Sitz erhoben. Zor- neSglut blitzte aus ihren dunklen Augen. „Sind der Opfer noch nicht genug?" fragte sie grollend. „Ferdinand ist bereits gewarnt, er wird sich zu schützen wissen," beruhigte Leontine. „Einer Gefahr, von der man nicht weiß, woher sie kommt, kann man nicht die Stirn bieten," erwi derte Labelle. „Ich will hinunter und Ihren Bruder holen, damit wir gemeinsam beraten können." „Aber wenn Mathieu Sie sieht?" „Was liegt jetzt noch daran? Ich bin ja entlassen und daß ich mich nun mit Ihnen verbünden werde, kann unsere Gegner wahrhaftig nicht befremden." Gegen diese Anschauung ließ sich nichts einwenden; Labelle stieg die Treppe hinunter und trat in das Gast zimmer. Die Leute, die in diesem Hause verkehrten, ge hörten meist dem Handwerksstande an, cs waren schlichte, ruhige Bürger, die abends hier einen Schoppen tran ken und eine Spielpartie machten. Der Buchhalter hatte seinen jungen Freund bald gefunden; Ferdinand saß mit Mathieu am Spieltisch, den etwa sechs Personen umstanden, die dem «spiel zusahen. Es hätte Aufsehen erregt, wenn Labelle den jungen Mann aufgefordert, das Spiel zu beenden; er begnügte sich damit, in seiner Nähe Platz zu nehmen und ruhig zu warten, bis Ferdinand aufschaute und ihre Blicke sich begegneten. Dies geschah bald, Ferdinand nickte ihm zu und gab ihm durch einen verstohlenen Wink zu verstehen, daß er ihn bemerkt habe und sogleich zu seiner Ver fügung sein werde. Von dem Spiele selbst konnte Labelle uichrs sehen. Es interessierte ihn auch nicht, er glaubte nur zii be merken, daß Mathieu sehr erregt war und daß diese Erregung sich auch auf die Zuschauer erstreckte. Diese Erregung hatte den Grund darin, daß Ferdinand jede Partie gewann, selbst dann, wenn die Karten für ibn scheinbar ungünstig gefallen waren. Es war natürlich, daß dies Aufsehen erregte und es >var ebenso natürlich, daß Mathieu bei seinem Schaden nicht für den Spott zu sorgen brauchte und seinem Ärger darüber von Zeit -u Zeit in derben Worren Lust machte. Fnoinano kündigte jetzt die letzte Partie an, ihn selbst schien da» unausgesetzte Glück zu verstimmen. Er hatte eben die Karten verteilt, als Mathieu mit einem lauten Ausruf der Überraschung das ganze Kar tenspiel zusammenrafste und von seinem.Sitz aufsprang. „Haltet den Lump fest!" schrie er. „Tie Karren sind gezeichnet, der elende Betrüger muß nw Gesäng- Vi»" „Nein, seine Habgier erlaubt ihm das nicht." ' „Sv könnten wir ja die Enthüllungen Garnier» abwarten." - „Sie würden vergeblich warten. Garnier ist zu fchlau und zu feige, als daß er es wagen sollte, den eigenen Kopf in die Schlinge zu stecken, er wird siA bereitwillig mit einer geringeren Summe abfinden lasten und dann für immer verschwinden." Tt.r Richter wanderte eine geraume Zeit schweigens auf und nieder. „Ich kann's nicht verhindern," jagie er enolich, „ich habe keine Berechtigung, ihn verhaften zu lassen. Ich habe nicht einmal das Recht einer Haus suchung bei ihm oder bei Didier, da wird es schwer halten, in den. Besitz seiner Handschrift zu kommen." « „So suchen Sie in meiner Wohnung nach," er widerte Labelle rasch. „Dazu haben Sie ja das !^ccht, la ich Gefangener bin. Sie werden dort in einem alten Koffer, der unter meinem Bette steht, ein Paketchen Papiere i^nd Mter diesen auch Briefe Garniers au mich finden. Vielleicht entdecken Sie in jenem Hause . auch einen Zeugen, der Garnier gesehen hat, als di«- . ser in die Wohnung Weimars ging." , Der Richter war in Gedanken versunken stehen l geblieben; er schüttelte mit ungläubiger Miene da» . Haupt. „Auch das wäre noch kein Beweis," sagte cr achselzuckend. „Indessen es soll altes geschehen, ivas zur Ermittlung der Wahrheit Ihrer Aussagen geschehen i kann. Gibt cs zu diesem schreibpultc, das Weimar ln dem Hause Didiers benutzte, einen zweiten SchlMsel, der sich im Besitz des Chefs befindet?" (Fortsetzung folgt k) Kirchennachrichten. Stödlitz. Am 1. Advent zu Beginn des neuen Kirchenjahre«, vorm. 9 Uhr Gottesdieust mit Predigt über Luk. I, 87—79 Kirchen- musik: Tochter Zion, sür 4-stimmigen Kinderchor. Donnerstag, I. Dezember, abends 8 Uhr: Bibrlslunde. Donnerstag, 15. Dezember, abends 8 Uhr: Advent», abendmahlsgottesdienst. Beerdigt: Minna Margarete Müller, 10 Tg. (98. Nov). Hohndorf. 1. Advent, d 27. Nov. 1910, vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 1, 67—79. Darnach feierliche Verpflichtung und Einweisung der neu gewählten Herren Kirchenvorsteher. Mottete: „Siehe, dein König wird kommen" von H. vötze. Freitag, d. 2 Dez. 1910, vorm. 9 Uhr Wochenkom munion. Bernsdorf. 1. Adventssonntag, den 27. Nov, vorm S Uhr Haupt gottesdienst mit Predigt über Luk. I, 67 — 79. Nachm. 2 Uhr Jahresfest des Glauchauer Kreisverein, für innere Mission in Callenberg bet Waldenburg. Programm hierzu sind auf dem Pfarramt erhältlich. Die Kirchenvorstandswahl findet am 2. Adventssonntag nach dem Vormittagsgottesdienste statt. Die nächste Wochenkommunion ist Donnerstag, d. 8. Dez., vorm. 9 Uhr, die nächste Abendkommunion am 3. Advent,- sonntag, nachm. b Uhr. St Egidie«. 1. Advent, 27. Nov, vorm 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk 1, 67-79. Nachm. 2 Uhr: JahreSfest des Kreisvereins sür innere Mission in Callenberg bei Waldenburg. Geboren: Dem Fabrikstrumpfwirker Arthur Riedel 1 S. (12. Nov.) Die Wählerliste für den Kirchenvorstand liegt noch bis 4. Dez. zur Einsichtnahme auf dem Pfarramte aus. Di« Wahl findet am ll. Dez. vorm. Vzil—VJ2 Uhr in der Kirch schule statt. Es scheiden aus: Herr Fabrikbes. F. Tröger, Herr Lehrer Weinreich und Herr Forstwart B. Sieger. Di« Ausscheidenden sind sofort wieder wählbar. Die Adventswochenkommunion wird Dienstag, d«n K. Dez., gehalten werden. OrtmannSSorf. Am 1. Advent, den 27 November 1910: Kirchen- Visitation durch den Verweser der Kgl. Superintendentur Zwickau, Herrn Pfarrer Weichelt von St. Katharinen in Zwickau. Vorm 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt de« Ortspfarrer« über Luk. 1,67 - 79. Hierauf Visitationsansprache der Ephorie- verwesers. Vorm. ^11 Uhr: Hausväterversammlung im Psarrsaale, zu welcher alle erwachsenen männlichen Eemeindeglieder herzlich eingeloden sind und um zahlreiche Teilnahme gebeten werden. Vorm. ^12 Uhr: Kirchliche Unterredung mit der kon- sirmierten männlichen und weiblichen Jugend. Nachm. 3 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Schule zu Neudörfel. für im Winter im Freien lebende Vögel empfiehlt Lrrrt Littzr»anu, Drogerie zum Kreuz.