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der Winzer fefistellm zu lassen, damit daun ««tuell flaatliche Hilfe anyerufen werden bann. — (Dir neue Militärvorlagtz) iK wie der ^L.-A." entgegen anderslautenden Meldungen an maßgebender Stelle erfährt, noch nicht an den Bundesrat gelangt. Auch ist es unrichtig, daß einigen Bundesratsmitgliedern bereits Einzelheiten über die militärischen Forderungen zugegangen sein sollen. — („Parseval 6") hat gestern vormittag 10 2/4 Uhr eine Rundfcchrt von Kiel nach Neumünster und pach der holsteinischen Schweiz und zurück angetretcn. Um 11 2/4 Uhr kam der „Parseval 6" in Neumün ster an und landete zur Aufnahme neuer Passagiere. Wegen eines geringen Motordefektes gab er die Wei- terfahrt nach der holsteinischen Schweiz auf und kehrte >12 Uhr 20 Minuten nach Kiel zurück, wo das Luft schiff um 1 Uhr 15 Min. glatt landete. „P. 6 " geht heute nach Hamburg, kehrt dann aber nach Kiel zu rück und tritt am Mittwoch die Rückreise über Lübeck, Rostock, Schwerin nach Berlin an. — (Zum Aufenthalt Dernburgs in China.) Der ehemalige Staatssekretär Bernhard Dernburg wird sei nen Aufenthalt in China noch verlängern und erst Ende November nach Deutschland zurückkehren. Bon Shanghai wird er sich in dieser Woche nach Peking begeben und dann über Mugden und Chardin die Heim reise antreten. Ausland Paris. (Französische Offiziere für die grie chische Armee.) Wie dem „Matin" aus Athen gem ldei wird, sind die Verhandlungen mit der französischen Regierung wegen Entsendung einer Militärmis ivn zur Ausbildung der griechischen Armee nunmehr beendet. Tie sich aus mehreren höheren Offizieren zusammen setzend« französische Mission, an deren Spitze ein General steht, wird im Monat Dezember in Athen eintreffen. Den französischen Offizieren wird durch ein Spezialgesetz während ihrer Anwesenheit in Grie chenland die griechische Nationalität verliehen werden, um ihnen die Ausübung eines Militärkommandos in vollem Umfange zu gestatten. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, 1. November 1910. * — Das Reformationsfest wurzelt fest in dem evangelischen Empfinden unseres Volkes. Das be wies erneut der Besuch unserer Gotteshäuser, der gestern erfreulicherweise so stark war, wie wir ihn noch selten gesehen. Hoffentlich hat auch die Kollekte für unsere Brüder draußen in der Zerstreuung einen ansehnlichen Betrag erbracht. * — Der November hält heute mit Sturm und Regen seinen Einzug, nachdem uns der Oktober noch eine Reihe schöner Tage beschert hat. Wenn nun auch der Regen für die ausgetrockneten Fluren und zum Gedeihen der Herbstsaat, sowie zur Vernichtung des Staubes auf den Straßen erwünscht ist, so hoffen wir doch, daß der November, der im Rufe des trübsten und nebelrcichsten Monats steht, ein Einsehen habere und uns auch hin und wieder die Sonne blicken lassen wird. * — Theater. Das Richter'sche Ensemble hätte bei seiner Vorstellung am Sonntag abend im „Krystall- palast" ein volles .Haus zu verzeichnen und erfreute die Besucher wiederum durch eine prächtige Darstellung des gewählten Otto Ernst'schen Dramas „Die größte Sünde". Durch derartige schone Darbietungen gewinnt die Gesellschaft hier immermehr Sympathie, sodaß man ihren weiteren Gaben mit Interesse entgegen sehen darf. *— Zttherkop-ert Gei» erste» öffentliches Zitherkonzert gab gestern abeich i» „Gvldnen Helm" der hiesige Zithervereip. Daß map seinen Darbietungen großes Interesse entgegenbmchte, bewies der auSver- kaufte Saal. Und die Besucher sind auch voll auf ihre Kosten gekommen, «S wurden ihnen durch exakte Chorvorträge, durch fesselnde Duette und Quartette, sowie vor allem durch prächtige Solodarbietungen des Zithervirtuosen Herrn Kaufmann, der in Frl. Klitzsch eine aufmerksame Begleiterin fand, und der auf Schlag- upd Streichzither (Violinett) wirklich Vorzügliches lei stet, recht unterhaltsame Stunden bereitet, sodaß der große Beifall wohlverdient war und noch einige Zu gaben auslöste. Der genannte Verein kann somit mit seinem ersten öffentlichen Debüt wohl zufrieden sein. Der nachfolgende Ball fand sehr rege Beteiligung. *— Kirchenvorsta«d»wahl. Bei der gestrigen KirchenvDrstandswahl in Callnberg gaben von 207 , in die Wählerliste eingetragenen Wahlberechtigten 111 (53,0 Prozent) ihre Stimmen ab. Die aus dem Kir- ! chenvvrstand ausscheidenden Herren wurden sämtlich m t großer Mehrheit wiedergewählt, nämlich Herr Stadtrat Hermann Müller mit 107, Herr Kirchrechnungsführer Paul Zscherp mit 102, und Herr Schuldirektor Robert Scbmidt mit 101 Stimmen. 15 Stimmen waren zer splittert. Möge auch diese Wahl der Gemeinde nur zum Segen gereicht. *— Einbrecher haben in einer der letzten Nächte dem Gartenhause der Herren Gebrüder Seydel einen Besuch abgestattet und daraus, soweit bisher ermit- i telt werden konnte, einen Regulator und einen Wind- - leuchter entwendet. Die unbekannten Täter haben das Drahtgeflecht des Zaunes durchschnitten und sich dann nach Zertrümmerung eines Fensters Eingang verschafft. *— Bei der Sparkasse zu Lichtenstein wurden an Einlagen im Monat Oktober in 1095 Posten 160420 Mark einge-ahlt und in 533 Posten Mark 125900 zurückerhoben. Somit ergab sich ein Zu wachs von 34520 Mark. * Der Geflügel- und Kaninchenzüchter- j Verein Callnberg hält am 27. und 28. November im „Goldnen Adler" daselbst eine große Geflügel- und Kaninchen-Ausstellung mit Prämiierung und Verlo sung ab, auf die wir schon heute besonders aufmerk sam machen. * Rege« Eisenbahnverkehr brachten die ' zwei verflossenen Ruhetage auch der hier durchführen- j i den Bahnlinie und vor allem unserem Bahnhof. Zu den Abendzügen war gestern dort ein kolossaler An drang. Mit Bedauern sah man aber immer wieder, daß sich die Menschemnassen an einem Ausgang herein- > und hinausdrängen mußten, während der andere Aus gang geschlossen blieb. Ist es wirklich so schwer, an solchen Tagen den Verkehr zu und von den Zügen - etwas zu erleichtern? Derselbe Wunsch besteht auch ; hinsichtlich des Billettschalters. Dort herrschte ein! ' lebensgefährliches Gedränge, und mit wenig Kosten , ließe sich hier wenigstens in «twas Abhilfe schaffen, näm lich durch Anbringen einer Eisenstange (wie in St. ! Egidien) mit dem Plakathinweis Ein- und Ausgang. § . Auf diese Weise würde der Verkehr sowohl für den i ' absertigenden Beamten, als auch das Fahrkarten for dernde Publikum geregelter und erleichtert werden. ! *— Eine wichtige Entscheidung für Gast- ! wirte. Der Strafsenat des Königl. Sächs. Oberlansrs- gcrichts zu Dresden beschäftigte sich in feiner legten Sitzung mit einer das Gastwirtsgewerbe betreffenden Angelegenheit. Der Rat der Stadt Leipzig b droht in ! seinem Regulativ über den Verkehr in Gast- und EHankwirtschaften denjenigen Wirt «jt Strafe, dar in seinem LoVale in der Zeit von 12 Uhr naHS bi» 5 Uhr morgens weibliche Bedienung beschLltiat. Unter „weiblicher Bedienung" wird nun in der Regel nur das Kellnermnenperfonal verstanden. Das OherlanU H- gericht hat aber in einem Spezialsall soeben entschiede^ daß auch Dienstmädchen, also Hausbedienstete, unter die Bestimmungen des Regulativs fallen, wenn sie yach Beginn der Polizeistunde, für Leipzig also nach 12 Uhr nachts, Gäste bedienen. Der Gesetzgeber verstehe unter „weibliche Bedienung" jede weibliche Pkrson, einerlei, ob sie ständig oder nur aushilfsweise im Schank-, lcckale mit der Bedienung der Gäste beschäst gt werde. *— Die neue« 2S-Pfg -Glücke Der preu ßische Minister für Handel und Gewerbe hat wegen der 25-Pfg.-Stücke den dem Ministerium unterstellten Be hörden fotzenden Erlaß zugestellt: Das 25 Pfg.-Stück hat sich bis jetzt beim Publikum nicht in genügendem Maße einzubürgern vermocht. Von den geprägten Stücken (rund 3 Millionen Mark) befindet sich unge fähr ein Drittel bei der Reichsbank. Für die Ent schließung des Reichsschatzamtes über die zukünftigen Prägungen in dieser Münzgattung ist es notwendig, daß die öffentlichen Kassen fortan die 25-Pfg.-Stücke in möglichst großem Umfange bei ihren Zahlungen ver wenden, damit beobachtet werden kann, ob die so ver ausgabten Stücke vom Verkehr ausgenommen werden oder wieder zur Reichsbank zurückfließen. Die Auf nahme des neuen 25-Pfg.-Stückes ist am künstlerischen Empfinden des deutschen Volkes gescheitert; diese „Bicr- marken" will eben niemand haben. Man versuche cS nur einmal mit einer vernünftigen Anforderungen an eine Münze genügenden Prägung, dann wird das sW lange ersehnte neue Geldstück sich rasch einbürgern. Hohndorf. (Militärkonzert.) Auf das heute (Dienstag) abend im hiesigen Gasthof stattfindende Militärkonzert, gespielt von der Kapelle des 104. In fanterie-Regiments, sei auch hierdurch nochmals em pfehlend hingewiesen und zu zahlreichem Besuche ein geladen. 4 Burgstädt (Familiendrama.) Hier versuchte der Handschuhmacher Lorenz sich, seine Frau und seine 17jährige Tochter mit Leuchtgas zu vergiften. Es be steht nur geringe Hoffnung, die drei Personen am Leben zu erholten. Die unmittelbare Ursache zu dem drei fachen Verbrechen soll ein Schauspieler sein. Dresden. (Tödlich verletzt.) Am Sonnabend früh 5 Uhr ist in der Bautzener Straße der Straßen- bahnschaffner Roßbach verunglückt aufaefunden worden; er ist vermutlich von einem Geschirr überfahren wocdcn. Bei der Überführung ins Krankenhaus ist der Verun glückte seinen Verletzungen erlegen. Ehrenfriedersdorf. (Schadenfeuer.) Das der hiesigen Schützenkompanie gehörende Jägerhaus ist atz- gebrannt. Das Feuer ist durch eine brennende Lampe entstanden, die beim Herunterholen von Heu auf dem Hausboden umgefallen ist und das Heu in Brand ge setzt hat. Der Pächter des Jägerhauses hat sich beim Versuch, den Brand zu löschen, Brandwunden an den Händen zugezogen. Kirchhain. (Tödlicher Unfall.) Auf der Schön-- borner Chaussee scheuten sie Pferde des HolzhändlerK Funke von hier vor einem Automobil. Funke wurde aus dem Wagen geschleudert und überfahren. Er tvar sofort tot. Vermiß:. Roman von Ewald August König. IS. (Nachdruck verboten). „Warum nicht? Cäcilie wird sich zu einem sol chen Bündnis gegen ihre Verwandten nicht bereit fin den lassen; sie weiß, was sie uns verdankt und wel ches Elend sie erwartet, wenn ich die Hand von ihr abziehe." „Nun, wir wollen sehen." Garnier erhob sich. „Darüber, was mit der Gouvernante geschehen soll, reden wir später." „Sie muß meine Frau werden,'" „Bah, weshalb gleich heiraten?" höhnte Garnier. „Vielleicht läßt die Sache sich anders arrangieren." „Das glaube ich nicht." „Geduld, erst das eine, dann das andere; war ten wir, bis der Rentier Unger angekommen ist. Ma thieu soll unterdessen seine Beobachtungen sortsetzen." „Soll ich die Morgenpromenade verbieten?" „Nicht doch, lassen Sie die Deutschen so vertrau lich miteinander schwatzen, wie es ihnen beliebt, es bleibt doch leeres Gewäsch, von dem wir nichts zu fürchten haben. Kommen Sie heute abend in den Klub?" „Gewiß," nickte Didier, während sie der Türe zuschritten; „ich würde Sie gerne zu Tisch eintaden, aber ich weiß nicht, ob Cäcilie. . ." In diesem Moment wurde ungestüm an der Haus glocke gezogen; die beiden blieben stehen; sie konnten, phne gesehen zu werden, alles hören, was unten vor- ging. „Es werden die Mädchen sein," sagte Didier I.ise. Die Haustür wurde geöffnet. „Wohnt hier Herr Didier?" fragte eine Stimme, hei deren Klang Garnier zusammenfuhr. Mathieu antwortete bejahend. „Tann bitte ich Sie, Fräulein Renard zu sagen, ihr Bruder sei angekommen unv wünsche sie zu spre chen." „Teufel!" zischte Garnier. Jetzt wurde die Tür des Kontors geöffnet, Theo bald trat auf den Flur hinaus, um zum Mittagessen zu gehen. „Herr Weimar!" ries Renard in höchster Über raschung, „Leben Sie denn noch?" „Was Theobald erwiderte, verstanden die Lau- ! scher nichti sie hörten nur, daß er gleich darauf das ; Haus verließ und daß Mathieu erklärte, Fräulein Re nard sei ausgegangen, werde aber in einer Stunde zu Hause sein. Garnier hatte seinen Fr:und in den Salon zurück- ! gezogen und die Tür geschlossen. „Nun haben wir Ge- ! wißheit," sagte er mit heiserer Stimme und die Glut ! des Hasses loderte dabei aus seinen Augen. „Tiefer i Husarentrompeter hat ihn sofort wieder erkannt. Tcu- i fel, er ist der Bruder der Gouvernante! Ich hörte I damals seinen Namen wohl, aber ich dachte nicht wci^ ! ter darüber nach." s „Sic kennen diesen Renard?" fragte Didier eben falls in großer Aufregung. „Ja, ich habe noch ein Hühnchen mit ihm zu pflücken! Zum Glück ist er hier in meiner Gewalt und . . ." „Nur keine Übereilung," warnte Didier. „Beden ken Sie, was mir die Sctzvester dieses Mannes ist " „Und bedenken Sie, !mß dieser Mann ein treuer f Freund und Kriegskamerad Ihres Feindes ist. Wissen Sie, was nun geschehen wird? Die beiden werden heute § noch zusammenkommen. Weimar wird den Freund ins i Vertrauen ziehen und dieser Freund wird ihm seine § Hilfe bereitwilligst zusichern. Fräulein Renard spio- j niert hier in Ihrem Hause, ihr Bruder übernimmt die Rolle des Vermittlers zwischen ihr und Weimar, Sie wären verraten und verkauft, wenn wir von die se« Jntrigucn keine Kenntnis hätten. Sie dürfen die sen Bruder nicht schonen, wenn Sie sich selbst sichern wollen; zudem wird er auch zwischen Ihnen und sei« ner Schwester stehen." Henry blickte betroffen auf. Garnier wanderte, die Hände auf dem Rücke», auf und nieder. „Wenn seine Schwester mnne Werbung annimmi, so hat er nichts darein zu reden," sagte jener trotzig. Garnier lachte höhnisch. „Davon sind wir noch sehr weit entfernt; die Freundin Weimars wird Ihnen nicht so rasch das Jawort geben. Und täte sie es, so würde ihr Bruder, ein echter, deutscher Querkopf, da gegen protestieren; ich kenne ihn und ich kann Ihnen sagen, mit ihm ist nicht gut Kirschen essen." „Was ist der Mann?" fragte Didier. „So viel ich weiß, Handwerker!" „Ob seine Schwester ihn hierher berufen hat?" „Nein, sonst hätte sie ihn auf die Begegnung mit Weimar vorbereitet und er hätte hier das Ge heimnis des Freundes nicht verraten. Überlassen Sie den Burschen mir, ich werde eine Gelegenheit finden, ihn ins Gefängnis zu bringen. Wir müssen ihn jeden falls für einige Zeit unschädlich machen, so lange bis! unsere Rechnung mit dem anderen geordnet ist. Sie werden das begreifen, wenn Sie bedenken, wie ener gisch dieser Mann seinen Kriegsgesährten verteidige» wird." „Und was soll nun geschehen?" Didier fuhr mit der Hand über seine Stirn. „Von Ihrer Seite nichts. Es ist ein glücklicher Zufall, daß wir bei dieser Erkennungsszene nicht zu gegen waren, wir können uns also noch immer den Anschein geben, als hegen wir nicht den leisesten Arg- woyn. Sie werden Weimar morgen cinladen und Ihre Hilse bereitwilligst' zusagen, wenn Fräulein Renard die selbe für ihren Bruder erbittet." „Nehmen Sie Renard freundlich auf und ver sprechen Sie ihm alles," fuhr Garnier fort, „miH